Devil`s Wheels MC Teil 1: Hard to Forget - Emma Snow - E-Book

Devil`s Wheels MC Teil 1: Hard to Forget E-Book

Emma Snow

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Beschreibung

LILY Mein Leben war ruhig. Geordnet. Sicher. Bis zu dem Tag, an dem alles aus den Fugen gerät. Nach zehn Jahren steht er plötzlich wieder vor mir: Jackson Hayes. Der Mann, den ich nie vergessen konnte. Der Junge, der mich in meiner Jugend beschützte und mich gleichzeitig keines Blickes würdigte. Bis zu jener unvergesslichen Nacht, die mir alles bedeutete – und ihm scheinbar nichts, denn danach verschwand er einfach wortlos. Ohne eine Erklärung. Heute erkenne ich ihn kaum wieder. Muskeln, Tattoos, ein schweres Motorrad – er ist Teil einer Welt, die mir völlig fremd ist. Und trotzdem fühlt sich seine Nähe wie das Einzige an, was mir noch Sicherheit gibt. All die Jahre habe ich mich gefragt, warum Jackson damals gegangen ist. Doch jetzt gibt es eine viel wichtigere Frage: Was passiert, wenn er dieses Mal bleibt? JACKSON Schmutzige Aufträge erledigen, die niemand sonst übernehmen will … Das ist genau unser Ding beim Devil's Wheels MC. Das weiß auch Dr. Bennett, als er uns bittet, seine Tochter Lily aus den Händen skrupelloser Entführer zu befreien. Normalerweise ein Routineauftrag. Wäre Lily für mich nicht schon immer mehr gewesen als nur das Mädchen von nebenan. Sie ist die Frau, die ich selbst während meiner gefährlichsten Kriegseinsätze nie aus dem Kopf bekommen konnte. Und genau das macht diesen Job verdammt kompliziert. Also versuche ich, Abstand zu halten und ihrer verlockenden Anwesenheit zu widerstehen, doch die Albträume, die uns beide quälen, bringen uns mit jeder Nacht einander näher. Ich würde alles tun, um sie zu beschützen, doch das könnte auch meine Clubbrüder in tödliche Gefahr bringen. Denn ich bin nicht der Einzige, der sie aus der Ferne beobachtet. Die Dunkelheit lauert näher, als wir ahnen … Bist du bereit für eine wilde Fahrt voller Action und Leidenschaft? Tauche ein in die Welt des Devil's Wheels MC, wo Liebe auf dem Spiel steht und Gefahr an jeder Ecke lauert. Für alle Fans von heißer Motorrad-Romantik!

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Emma Snow

Devil’s Wheels MC Teil 1: Hard to Forget

© 2025 Plaisir d’Amour Verlag, Im Großfeld 18,

D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamour.de

[email protected]

© Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg

(www.art-for-your-book.de)

ISBN Taschenbuch: 978-3-86495-776-5

ISBN eBook: 978-3-86495-777-2

Alle Rechte vorbehalten. Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Darsteller, Orte und Handlung entspringen entweder der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv eingesetzt. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Vorkommnissen, Schauplätzen oder Personen, lebend oder verstorben, ist rein zufällig.

Der Devil’s Wheels MC

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Epilog

Autorin

Der Devil’s Wheels MC

Wer wirklich hinter dem Patch steckt.

Sie leben nach Regeln, die keiner kennt.

Jeff – Präsident

Der Kopf des Clubs.

Der, der alles sieht – und nichts vergisst. Seine Stimme ist Gesetz.

„Ich hör mehr, wenn du schweigst, als wenn du redest.“

Jackson Hayes – Vize-Präsident & Club-Doc

Repariert gebrochene Knochen – und verbirgt eigene Narben hinter kalter Disziplin.

Niemand kennt den Tod besser. Und keiner fürchtet ihn mehr.

„Die schlimmsten Narben sieht man nicht. Die spürt man nachts.“

Riley „Hunter“ Hayes – Sniper

Der Mann für die ganz stillen Jobs – mit dem Blick eines Adlers und dem Charme eines Engels.

Frauen liegen ihm zu Füßen, Kugeln folgen seinem Befehl.

„Ziele treffen kann ich überall. Auch im Schlafzimmer.“

Finn Holt – IT & Tech

Hinter dem Bildschirm ein Genie.

Findet dich, selbst wenn du glaubst, du wärst unsichtbar.

„Ich brauche keine Waffe. Ich brauche nur WLAN.”

Van Carver – Road Captain

Lebt für Präzision, Planung und perfekte Routen.

Der Typ, der zuerst guckt, ob alle Brüder sicher sind – und erst dann aufs Gas tritt.

Loyal bis zur letzten Schraube.

„Ich hab für jeden eine Route. Außer für mich selbst.“

Stone – Enforcer

Teste ihn nicht.

Wenn er kommt, hast du mehr als ein Problem.

„Ich habe nur zwei Modi: Beobachten und Beenden.“

Connor – Prospect

Noch ohne Patch. Aber bereit, für alle durch die Hölle zu gehen.

„Ich weiß, ich bin der Neue. Aber ich steh hinter euch. Immer.“

Samantha „Sam” – Barchefin & gute Seele des Clubs

Die Mutter der verlorenen Jungs.

Kennt alle Drinks und alle Dämonen – und serviert beides mit Nachsicht oder einem Schlag ins Gesicht.

„Die Männer hier brauchen ein Bier, Rat … und manchmal einfach eine Ohrfeige.“

Shannon – Club“mädchen”

Spielt das Spiel – aber nach ihren eigenen Regeln.

Sie teilt ihren Körper mit vielen – lässt jedoch niemanden

Prolog

Lily

Die Semesterferien zu Hause fühlen sich jedes Mal wie eine seltsame Brücke an – irgendetwas zwischen Heimat und neuem Leben. Die vertrauten Straßen, der Duft von frischem Gras in der Abendluft, der Klang der Stimmen, die mir seit meiner Kindheit bekannt sind, wenn ich über den Marktplatz schlendere. Und doch fühlt sich alles anders an, seit ich auf dem College bin. Ich fühle mich erwachsener, unabhängiger und freier – losgelöst von den Schikanen, die ich während meiner Schulzeit ertragen musste. Heute macht sich keiner mehr über mich lustig.

Das Studium fällt mir zum Glück leicht und es macht mir Spaß, mich in den Stoff zu vertiefen. Drei Abende die Woche verbringe ich zusätzlich in der Küche einer kleinen Kochschule und vergrabe mich in Rezepten und Aromen, lasse mein Hobby Wirklichkeit werden – ein kleiner Ausgleich zum klar strukturierten Alltag auf dem College. Doch das alles fordert seinen Tribut. Freunde finden? Dafür bleibt kaum Zeit, auch wenn ich jetzt endlich eine neue Chance hätte. Wobei eine Person es geschafft hat, sich in meinen Zeitplan zu schieben: Sophia. Ich habe sie in der Kochschule kennengelernt. Hartnäckig, wie sie ist, hat sie mich aus meiner Komfortzone gelockt und ist zu einem unersetzlichen Teil meines Lebens geworden.

In den Semesterferien versuche ich, die zwischenmenschliche Flaute der Vorlesungszeit auszugleichen – zumindest mit den Menschen, die mir am nächsten stehen: meinen Eltern, die sich nie darüber beklagen, dass ich viel zu selten anrufe, und Riley, meinem Kindheitsfreund, der es jedes Mal schafft, mich am Telefon so zum Lachen zu bringen, dass all die Collegemüdigkeit für einen Moment verschwindet.

Gegen Ende der Ferien beginnen die Tage bei meinen Eltern früher als sonst. Noch bevor die Sonne die Erde richtig berührt, stehe ich mit Dad auf den staubigen Wegen zwischen seinen Gemüsefeldern. Ich liebe es, ihn dabei zu beobachten, wie seine rauen Hände vorsichtig über die Stängel der Pflanzen gleiten, bevor wir unsere Körbe mit frischem Gemüse füllen. Ein Teil ist für den Verkauf auf dem Markt, der kleine Rest für unsere eigene Küche. Die Erde bleibt an meinen Fingerspitzen kleben, der Duft von Tomaten, Paprika und Kräutern mischt sich mit dem Morgenwind. Wenn die Mittagssonne hoch steht, sind wir bereits in der Küche, wo Dad und ich die leckersten Gerichte zaubern.

Kaum stehen die Teller auf dem Tisch, taucht Riley wie aus dem Nichts auf, immer hungrig und voller Energie. Wir essen, lachen und verbringen den Rest des Tages miteinander. Dabei reden wir über alles und nichts, erzählen uns die Geschichten, die wir während des Semesters verpasst haben, streifen durch die Felder oder hängen einfach nur in der Stadt herum, während die Zeit unbemerkt verstreicht. Die Gespräche mit ihm sind leicht und schwer zugleich – wie ein tiefes Eintauchen in Erinnerungen, die nie ganz verblassen, auch wenn wir älter werden.

Die letzten Sonnenstrahlen tauchen den Garten in ein goldenes Licht, als ich in der Küche mit den finalen Handgriffen für das Abendessen beschäftigt bin. Meine Eltern sitzen schon am Tisch, und der Duft von frisch gebackenem Brot erfüllt den Raum. Ich verteile gerade die Teller, als es an der Tür klopft.

Riley. Natürlich.

Er lehnt lässig gegen den Türrahmen, seine Hände tief in den Taschen seiner Jeans vergraben, und grinst, als hätte er gerade den besten Plan aller Zeiten ausgeheckt. Seine blonden Locken sind wie immer ein wenig zerzaust, und die Lederjacke, die er trägt, unterstreicht seinen typischen Ich-bin-cool-ohne-es-zu-versuchen-Look.

„Pack deine Sachen, Geburtstagskind“, sagt er, bevor ich überhaupt den Mund aufmachen kann.

„Riley, ich …“

„Keine Widerrede“, unterbricht er mich und tritt ein, als gehöre das Haus ihm. „Du wirst deinen einundzwanzigsten Geburtstag nicht hier verbringen. Nicht, wenn ich eine Party für dich schmeiße.“

Moms Blick, der gerade noch skeptisch war, hellt sich sofort auf. „Eine Überraschungsparty? Für Lily?“

„Na ja, keine richtige Überraschung mehr“, sagt Riley grinsend und wirft mir einen Blick zu, der mir klarmacht, dass ich aus der Nummer nicht mehr rauskomme.

„Ich habe eigentlich nicht vorgehabt zu feiern.“

„Und genau das ist das Problem“, sagt er und lehnt sich mit einer übertrieben dramatischen Geste gegen die Küchentheke. „Du bist einundzwanzig geworden, das passiert nur einmal. Also beweg dich. Deine Eltern stimmen mir übrigens zu.“

Mom nickt eifrig, während Dad ein zuversichtliches „Das wird dir guttun“ murmelt. Ehe ich mich versehe, hat Riley mich schon in Richtung meines Zimmers geschoben.

„Zieh dir was Schönes an. Aber bitte nichts, was aussieht, als würdest du euer Gemüse verkaufen wollen.“

„Sehr witzig“, murmle ich und schlage die Tür hinter mir zu.

Eine halbe Stunde später hat Riley das gesamte Brot aufgegessen und ich gehe mit ihm in meinem Lieblingsblümchenkleid – immerhin ist es kein Gemüse – den Schotterweg entlang, der zu seinem Haus führt. Die Lichterketten auf der Terrasse schimmern schon von Weitem, und der Klang von Musik mischt sich mit dem leisen Lachen von Leuten, die sich offenbar bereits gut amüsieren.

„Riley, ich weiß nicht, ob ich da wirklich hingehöre“, sage ich zögerlich und drehe mich leicht zu ihm.

„Hör auf damit.“ Sein Ton ist ernst, aber seine Augen lächeln. „Du gehörst dahin. Und ich werde persönlich dafür sorgen, dass du eine unvergessliche Nacht hast.“

Bevor ich etwas erwidern kann, hat er mir einen Kuss auf die Stirn gedrückt und schubst mich durch das Loch in dem Zaun, das wir als Kinder herausgetreten haben, um heimlich schneller zueinanderzukommen. „Los jetzt. Keine Ausreden.“ Riley hat ja auch leicht reden, er gehört schon immer zu den Coolen. Während er in der Schule der Typ war, der lässig in der letzten Reihe saß und alle Mädchen mit einem einzigen Grinsen zum Erröten brachte, war ich das perfekte Opfer. Fette Aubergine nannten sie mich – ein Spitzname, der schon genügend erklärt, warum ich diese Leute lieber gemieden hätte. Als Tochter eines Botanikers, der nicht nur an der Universität über Pflanzen forscht, sondern auch keine Gelegenheit auslässt, in der ganzen Stadt über sein Gemüse zu referieren, ist das Leben ohnehin nicht immer leicht gewesen. Vor allem, wenn man nicht zu den beliebten Mädchen gehörte, sondern in den Augen der Jungs scheinbar wie eine wandelnde überdimensionale Aubergine aussah.

Die Terrasse hinter Rileys Haus ist bereits voll. Menschen sitzen auf den alten Gartenmöbeln, lehnen an der Balustrade oder stehen in kleinen Grüppchen. Über ihnen glitzern die Lichterketten wie Sterne. Ich bin gerührt, wie viel Mühe Riley sich für mich gegeben hat. Aber ich sollte nicht hier sein. Das ist sein Freundeskreis, nicht meiner. Diese Partys waren nie meine Welt. Warum sollte sich das geändert haben? Ich bleibe einen Moment lang stehen. Riley bemerkt es natürlich sofort.

„Hey.“ Er legt seinen Arm um meine Schultern, sein Griff leicht, aber sicher. „Keiner wird dich hänseln. Niemand wird dich blöd anschauen. Ich bin bei dir, okay? So wie immer.“ Das stimmt. Riley hat mich immer beschützt. Er war wie ein Schild, das ich damals mehr gebraucht habe, als ich zugeben wollte. Insgeheim hat mich das wahnsinnig gemacht – ich habe es gehasst, dass ich seinen Schutz überhaupt nötig hatte, dass ich zu schwach war, um selbst für mich einzustehen. Doch so sehr ich mich dagegen sträubte, konnte ich nicht leugnen, dass ich ohne ihn noch verletzlicher gewesen wäre. Noch heute bin ich unendlich dankbar, dass unsere Mütter beste Freundinnen sind und wir dadurch schon unser ganzes Leben genauso unzertrennlich sind wie sie. Ich bin wohl neben seiner Mutter die einzige Frau in Rileys Leben, die eine dauerhafte Rolle spielt. Anders als die Frauen, die ihn anhimmeln, aber für ihn meist nur gut genug sind, solange es nicht ums Reden geht.

Riley zieht mich mit sich, führt mich durch die Leute und stellt mich stolz als den Ehrengast vor. Ein paar Leute grüßen mich freundlich, andere lächeln einfach nur, und ich merke, dass er recht hat. Keine bösen Blicke, keine gemeinen Kommentare. Nur neugierige Augenpaare, die mich kurz mustern, aber mich dann einfach akzeptieren. Es ist seltsam, wie zwei Jahre reichen, um ein altes Image loszuwerden. Ob es daran liegt, dass ich ein paar Kilo abgenommen habe? Ich bin zwar immer noch nicht das, was man als schlank bezeichnen würde. Kurvig trifft es wohl besser. Aber es fühlt sich nicht mehr wie ein Makel an. Früher sah ich in jedem Blick eine Bestätigung für all die abfälligen Bemerkungen. Heute habe ich erkannt, dass ich mehr bin als das, was andere einmal in mir gesehen haben. Vielleicht ist es an der Zeit, auch diesen Leuten und dieser Party eine wirkliche Chance zu geben.

„Du siehst immer noch aus, als würdest du dir zu viele Gedanken machen“, sagt Riley plötzlich und reicht mir ein Getränk.

„Ich kann nicht anders.“

„Dann gewöhn dich dran.“ Er hebt sein Glas und prostet mir zu. „Denn ab heute bist du einundzwanzig und offiziell erwachsen. Willkommen im Club.“

Ich lache zum ersten Mal an diesem Abend wirklich entspannt. Und während die Stunden vergehen, merke ich, wie leicht die Gespräche werden, wie einfach alles fließt. An Rileys Seite kann ich nicht lange schlecht gelaunt sein. Er bleibt die ganze Zeit bei mir, sein Arm mal um meine Schultern, mal nur eine Hand an meinem Rücken, als wollte er mir zeigen, dass ich nicht allein bin.

Mit jedem Drink löst sich ein bisschen mehr von der Unsicherheit, die ich mitgebracht habe. Ich rede mit Leuten, die ich früher nur aus der Ferne gesehen habe, und keiner scheint mehr an die Vergangenheit zu denken. Die Erinnerungen an die Schulzeit – und den blöden Spitznamen, der mich damals so verletzt hat – fühlen sich plötzlich wie ein Schatten an, der immer blasser wird.

Doch dann sehe ich ihn.

Jackson Hayes.

Rileys älteren Bruder.

Mein Herz setzt für einen Moment aus, nur um dann wie wild gegen meine Rippen zu hämmern, als würde es um Aufmerksamkeit kämpfen.

Vier Jahre. So lange ist es her, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe, und doch hat sich an der Wirkung, die er auf mich hat, nichts geändert. Jackson ist wie ein verbotener Traum – unwiderstehlich und zugleich unerreichbar.

Jetzt steht er da, nur wenige Meter entfernt, lässig an die Hauswand gelehnt und in das schummrige Licht der Lichterkette getaucht. Eine Bierflasche locker in seiner rechten Hand, während die andere Hand in der Hosentasche seiner Jeans steckt. Sein Blick ruht auf mir, und meine Haut beginnt zu prickeln, als würde sie unter seinen Blicken Feuer fangen.

Normalerweise ignorierte er mich – was vielleicht auch besser war. Denn immer, wenn er mich ansah, brachte mir das nur ein nervöses Flattern im Bauch ein. Und das sollte ich definitiv nicht fühlen, wenn es um den großen Bruder meines besten Freundes geht. Damals wie heute.

Ich wende den Kopf ab, tue so, als hätte ich ihn nicht bemerkt, aber es hilft nichts. Das Gefühl bleibt. Es ist überwältigend, dieses Chaos aus Erinnerungen, das mich unvorbereitet trifft. Es kriecht unter meine Haut und hinterlässt eine beklemmende Enge in meiner Brust.

Es war nicht nur Jacksons gutes Aussehen oder die Tatsache, dass Lehrer bei ihm ein Auge zudrückten, obwohl er sie mit seinen provokanten Sprüchen regelmäßig an den Rand der Verzweiflung trieb, die ihn zur Legende an unserer Schule machten. Er war schon immer ein Rebell, der sämtliche Regeln brach, wenn sie ihm lächerlich erschienen.

Und ich? Ich war das unscheinbare Mädchen, das man leicht übersah – außer, wenn es darum ging, sich über mich lustig zu machen.

Aber Jackson war anders. Er hat mich nie ausgelacht, nie ein abfälliges Wort gesagt. Im Gegenteil. Manchmal kam diese andere Seite an ihm zum Vorschein, die niemand so recht verstand – die Loyalität, die er Riley und auch mir gegenüber zeigte.

Während Riley immer an meiner Seite stand und die verbalen Angriffe unserer Mitschüler im Keim erstickte, war Jackson derjenige, der nach der Schule die schmerzhaften Lektionen erteilte. Ich sollte es nicht mitbekommen. Aber ich ahnte es – spätestens als die Jungs aufhörten, mich zu hänseln. Nicht weil ich plötzlich interessanter wurde, sondern weil sie genau wussten, was ihnen blühte, wenn Jackson erfuhr, dass sie es gewagt hatten, mich schief anzusehen.

Jacksons Verhalten hätte mich damals wütend machen sollen. So wie es mich auch nervte, dass Riley ständig für mich einstehen musste. Doch ein Teil von mir genoss es insgeheim, dass Jackson in mir das Mädchen sah, das es wert war, beschützt zu werden. Also ja, ich war wütend. Aber wohl eher auf mich selbst – weil ich so dumm und naiv war, mich ausgerechnet in den großen Bruder meines besten Freundes zu verknallen. In jemanden, bei dem ich nie eine Chance gehabt hätte. Und selbst wenn … hätte ich wirklich meine Freundschaft zu Riley für eine Schwärmerei riskiert? Für etwas, das für Jackson sicher nie mehr als eine einmalige Sache gewesen wäre?

Und dann war er einfach weg. Kaum hatte er seinen Abschluss in der Tasche, verschwand er aus Gilroy, als würde die Stadt ihn ersticken. Er ging aufs College, fing an, Medizin zu studieren, und brachte so viel Distanz wie möglich zwischen sich und sein altes Leben. Riley hatte damals gesagt, Jack hätte einen Plan, den er – komme, was wolle – umsetzen würde. Aber für mich fühlte es sich eher an, als würde er vor irgendetwas fliehen.

Ich dachte, ich hätte Jackson längst vergessen. Vier Jahre ohne ein Wort, ohne eine Begegnung. Aber jetzt steht er hier, an meinem Geburtstag, und all die alten Gefühle – die unvernünftige Sehnsucht, die Nervosität, der unsinnige Wunsch, dass es ihm ähnlich gehen könnte – stürzen auf mich ein wie eine Flutwelle. Warum ausgerechnet heute? Warum ausgerechnet jetzt, wo ich mich endlich sicher und wohl fühle, wo ich mir eingeredet habe, dass die Vergangenheit keine Macht mehr über mich hat?

Ich riskiere einen weiteren schnellen Blick in seine Richtung, nur einen Sekundenbruchteil lang, aber es reicht. Unsere Blicke treffen sich, und ich halte unwillkürlich die Luft an. Er sieht mich anders als früher an. Intensiver. Damals war er nie so direkt, und das macht mich nervös.

Dann sehe ich, wie seine Lippen sich lautlos bewegen, Worte formend, die ich sofort verstehe: „Nettes Kleid.“

Hitze steigt mir ins Gesicht, ein unangenehmes, brennendes Glühen, das sich über meinen ganzen Körper auszubreiten scheint. Instinktiv finden meine Hände den Saum meines Kleids, und ich zupfe nervös daran, unfähig, dem Drang zu widerstehen, mich irgendwie zu verbergen. Doch es ändert nichts. Stattdessen wird sein Grinsen breiter, als würde ihn meine Reaktion amüsieren.

Plötzlich werde ich mit einer Schulter angestupst. Es ist Riley. „Alles gut bei dir? Du bist so still.“

„Ja, alles gut“, murmle ich, zwinge mich zu einem Lächeln, obwohl mein Kopf sich anfühlt, als würde er jeden Moment wegen meiner Gedanken überlaufen.

Riley reicht mir einen aufgefüllten Becher. Dass er heute offenbar beschlossen hat, mich abzufüllen, kommt mir ganz gelegen, um mich von Jacksons Blicken abzulenken. Dennoch bin ich schlau genug, jeden zweiten Drink heimlich in die große Topfpflanze neben mir zu kippen. Das arme Ding lässt zwar schon die Blätter hängen, aber besser die Pflanze als ich. Trotzdem frage ich mich, ob ich wirklich so schlau bin, denn selbst die halbe Menge Alkohol reicht, um mich leicht lallen zu lassen. Außerdem verabschiedet sich meine Zurechnungsfähigkeit in rasantem Tempo, sonst hätte ich mich wohl kaum überreden lassen, bei Sieben Minuten im Himmel mitzumachen. Die Paare werden per Flaschendrehen bestimmt. Die ersten Runden verlaufen harmlos. Die Pärchen kehren zwar leicht atemlos und ein bisschen zerzaust zurück, aber außer geschwollenen Lippen ist ihnen sonst nichts anzusehen. Doch schnell beginnen sich einige angetrunkene Mädels über Langeweile zu beschweren und verschärfen kurzerhand die Regeln. Allen voran Tracey, die mir mit ihrer Mädchenclique meine Schulzeit ebenso schwer gemacht hat, wie es die Sticheleien der Jungs taten.

„Als Nächstes ist mindestens ein Blowjob drin“, meint Tracey, wirft ihre langen blonden Haare über die Schulter und lächelt herausfordernd in die Runde.

Bilde ich es mir ein oder funkelt sie mich dabei hinterlistig an?

Ich schlucke schwer, als keiner widerspricht und einige sogar erleichtert jubeln, weil die Party endlich interessant wird.

Riley beugt sich kurz darauf zu mir. Sein Arm liegt lässig auf der Lehne des Gartensofas hinter mir. „Du musst nicht weiterspielen, wenn du nicht willst, Lil.“

Er sieht mich ernst an, doch ich lächle zurück und versuche, meine Nervosität herunterzuschlucken. „Ist doch nur ein Spiel“, erwidere ich, obwohl es sich für mich nicht so anfühlt. Ich bin zwar keine Jungfrau mehr, allerdings auch nicht sonderlich erfahren. Aber wie schwer kann das mit dem Blowjob schon sein? Außerdem muss die Flasche ja nicht auf mich zeigen.

Als sie stehen bleibt, sehe ich sie fassungslos an.

War ja klar. Natürlich zeigt sie auf mich. So eindeutig, dass auch mein unruhiges Hin- und Herrutschen nichts daran ändern kann.

Hoch lebe der Alkohol, der mich irgendwie dazu befähigt, sitzen zu bleiben und herunterzuschlucken, in was für eine Scheiße ich mich gerade reite.

„Meinst du, du schaffst das in sieben Minuten, kleine unschuldige Aubergine? Oder brauchst du erst Nachhilfe?“, stichelt Tracey, als hätte sie meine Gedanken über meinen Erfahrungsschatz in Sachen Sex gelesen. Es ist nicht das erste Mal, dass sie versucht, mich vor den Jungs – mittlerweile Männern – schlecht aussehen zu lassen.

„Halt die Klappe, Trace“, springt Riley für mich in die Bresche.

Bevor er sich vorbeugt, um die Flasche erneut zu drehen, lehnt er sich zu mir und flüstert: „Wenn die Flasche auf eine Flasche zeigt, gib mir ein Zeichen und ich …“

„Schon gut, Riley. Heute passe ich selbst auf mich auf“, unterbreche ich ihn und winke ab. Unruhig zapple ich wieder auf den Sitzpolstern hin und her, meinen Blick wie gebannt auf die sich drehende Bierflasche gerichtet.

Alles wird gut, rede ich mir ein. Irgendwann muss es so weit sein. Mein Mund kann nicht ewig jungfräulich bleiben.

Oh mein Gott, wie lange kann sich eine Flasche eigentlich drehen? Oder steht die Zeit nur für mich still?

„Sie wird mit keinem von euch Arschlöchern irgendwo hingehen“, höre ich Jacksons Stimme. Mein Blick löst sich abrupt von der Flasche und trifft auf sein zorniges Gesicht, doch er schaut nicht einmal in meine Richtung.

„Hey, Bro, ich sitze auch am Tisch“, beschwert sich Riley bei seinem Bruder.

„Und du bist mit Sicherheit das größte Arschloch hier, weil du so einen Schwachsinn zulässt.“

Und da haben wir es wieder: das typische Kräftemessen zwischen Brüdern, die sich in ihrer Männlichkeit übertrumpfen wollen.

„War ja klar, dass Jackson wieder zum Spielverderber wird, wenn jemand der dämlichen Aubergine zu nahe kommt.“ Traceys Stimme ist giftig und Jacksons Blick ein Todeswunsch in ihre Richtung. Die Spannung zwischen den beiden ist wie ein Drahtseil, das gleich reißen könnte.

Das Gelächter am Tisch ist längst verstummt, und ich wünsche mir nichts mehr, als einfach im Erdboden zu versinken.

„Entspann dich, Jackson. Es ist nur ein Spiel“, sage ich schließlich, meine Stimme zittriger, als ich es wollte.

Er ignoriert mich völlig. Stattdessen greift er über den Tisch und hält die Flasche an. Seine Hand bleibt fest darauf liegen, bevor er den Kopf hebt und mich direkt ansieht.

„Die Flasche zeigt auf mich“, sagt er ruhig, aber mit einem Nachdruck, der keine Zweifel zulässt.

„Das tut sie nicht!“, protestiert Tracey, ihre Stimme überschlägt sich vor Empörung.

„Doch, tut sie“, sagt er, seine Augen immer noch auf mich gerichtet. „Los, Shorty. Komm mit.“

Ach ja, noch so ein toller Kosename. Kleine. Zum Glück bekomme ich den nur aus Jacksons Mund – und daher sehr selten – zu hören. Vermutlich, weil ich für ihn immer das kleine Mädchen von nebenan bleiben werde.

Ich schaue Hilfe suchend zu Riley, der nur die Augen verdreht und meint: „Keine Sorge, Bro, ich passe heute auf Lil auf.“

„Ich hab gesagt, du sollst mitkommen“, knurrt Jackson in meine Richtung und ignoriert seinen Bruder dabei vollkommen.

„Was?“ Meine Stimme zittert ein wenig, mein Kopf ist voller Fragen, aber ich will nicht der Grund für schlechte Stimmung sein. Also gebe ich nach und stehe auf.

Die anderen beginnen zu pfeifen, aber Jackson schenkt ihnen keine Beachtung. Stattdessen nimmt er meine Hand, schließt seine Finger fest um meine und zieht mich aus dem Kreis. Ich spüre die überraschten Blicke hinter uns und höre leises Tuscheln, als wir ins Haus gehen.

Jackson führt mich den Flur entlang. Seine Schritte sind zielstrebig, aber ich erkenne die Anspannung in seinen Schultern.

Wir erreichen das Gästezimmer der Hayes, das bei dieser Party wohl als Sieben-Minuten-Raum dient. Jackson öffnet die Tür, hält sie für mich auf und schließt sie dann hinter uns, bevor er sich zu mir umdreht.

Plötzlich ist es still. Nur das Geräusch unseres Atems füllt den Raum – und Jacksons Geruch, der einfach viel zu verstandvernebelnd ist. Das ist nicht gut. Ich muss unbedingt wieder Abstand zwischen uns bringen, so wie die vergangenen Jahre auch. Entschlossen greife ich an ihm vorbei nach dem Türknauf, doch bevor ich ihn drehen kann, lehnt Jackson sich gegen die Tür und schließt sie mit einem leisen Klicken ab. „Sieben Minuten, Shorty, und nicht zehn Sekunden“, murmelt Jackson mit dieser unerträglichen Ruhe, die mich immer mehr aus dem Gleichgewicht bringt.

„Was war das da draußen?“, platzt es aus mir heraus, meine Stimme noch schärfer, als ich es geplant hatte.

„Das war ich, der verhindert hat, dass irgendein Idiot dich für einen beschissenen Blowjob benutzt.“ Seine Stimme ist leise, aber seine Augen blitzen gefährlich.

„Ich bin jetzt erwachsen, Jackson. Ich kann selbst entscheiden und brauche keinen Möchtegernaufpasser mehr. Ehrlich gesagt habe ich auch nie darum gebeten.“

Mit einem Mal packt mich Jackson und dreht mich mit einer abrupten Bewegung herum. Mein Rücken prallt gegen die Tür.

Bam! Seine Hand kracht neben meinem Gesicht gegen das Holz und sperrt mich ein. Mein Atem stockt, mein Puls hämmert in meinen Ohren und es kommt mir vor, als würde der Raum immer kleiner werden.

Seine Nähe ist überwältigend. Die Wärme, die von ihm ausgeht, sein atemberaubender Duft, der mir noch intensiver in die Nase steigt – es ist fast zu viel.

Lily, reiß dich zusammen! Fokus!

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du besser als die anderen bist?“, frage ich und recke mein Kinn in die Höhe, um seinem Blick standzuhalten, anstatt darin zu versinken. Keine Ahnung, wo diese Aufmüpfigkeit plötzlich herkommt. Vermutlich auch eine Begleiterscheinung des Alkohols.

Jackson lacht trocken. Dann schließt er mit einem letzten Schritt den Abstand zwischen uns. Seine Hände greifen nach meinen Hüften, und sein Blick ist so durchdringend, dass mir die Luft wegbleibt.

Ich schiebe eine Hand zwischen unsere Körper und drücke ihn an der Brust weg. Zumindest versuche ich es, aber er bewegt sich kein Stück. Entweder ist er zu stark oder ich gebe mir nicht genügend Mühe. „Du bist zu nah.“

„Nicht nah genug“, erwidert er, und bevor ich realisiere, was er damit meint, spüre ich schon seine Lippen auf meinen. Sein Kuss ist nicht zaghaft oder unsicher, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Er ist fordernd, eindringlich, als wollte er jeden Zweifel, jedes Zögern aus mir herausküssen. Und vielleicht tut er das, denn ich lasse alle Gedanken an Riley, an Tracey, an die ganze verdammte Party los.

„Ich habe schon viel zu lange darauf gewartet, dich zu küssen“, murmelt er und streift mit dem Daumen meine Unterlippe. „Dachtest du wirklich, ich lasse das jemand anderes tun?“

Ich schüttle schwach den Kopf, ohne wirklich zu wissen, was ich tue.

Jackson legt den Kopf schief und setzt dieses Grinsen auf, das zeigt, dass er mich durchschaut, und das mich gleichzeitig noch mehr dahinschmelzen lässt. Er spielt vollkommen unfair.

Mein Kopf ist ein einziges Chaos, und alles, was ich noch wahrnehme, ist seine Nähe, seine Wärme und das pochende Verlangen, das mich zu überwältigen droht. Bevor ich einen klaren Gedanken fassen kann, packe ich ihn am Kragen und ziehe ihn in einen weiteren Kuss.

Unsere Lippen treffen aufeinander, hungrig, drängend – und diesmal hält sich keiner von uns zurück. Als hätte meine Initiative etwas in ihm entfesselt, schiebt Jackson eine Hand in meinen Nacken, mit einer Dringlichkeit, die mich erschauern lässt. Sein Griff an meiner Taille wird fester, und sein Mund öffnet sich an meinem. Als seine Zunge fordernd vordringt, entfährt mir ein atemloses, aber zufriedenes Keuchen. Seine Zunge gleitet über meine, erkundet, neckt, spielt mit mir, bis sich unsere Bewegungen in einem wilden, unkontrollierten Rhythmus vereinen. Ich spüre, wie sein Atem schneller geht, wie seine Hände sich in meinen Körper graben, als würde er mich verschlingen wollen.

Es fühlt sich unverschämt gut an. Auf seinen Verstand zu hören und Abstand zu halten, wird völlig überbewertet. Dieser Moment hier ist tausendmal besser.

Doch dann unterbricht Jackson den Kuss und lässt seine Stirn gegen meine sinken. „Happy Birthday, Lily“, flüstert er mit einem Lächeln.

Meine Welt steht kopf, und ich kann mir nicht vorstellen, jemals wieder zu dem Zustand vor diesem Abend zurückzukehren. All die Zeit hatte ich die Sehnsucht nach ihm kontrollieren können, aber jetzt werde ich ihn wohl nie wieder aus meinen Gedanken verbannen können.

Wir sehen einander innig an. Jacksons Hände wandern von meiner Hüfte tiefer bis zu meinen Oberschenkeln. Dann hebt er mich an, ich schlinge instinktiv die Beine um seine Hüfte. Überrascht atme ich ein, als ich seine Erektion spüre, doch er verschließt meinen Mund sofort wieder mit seinem. Gierig beginne ich, meine Hüfte zu kreisen, und er stöhnt in meinen Mund. Seine Hände packen mich fest am Hintern. Mein Herz rast so schnell, dass es mir Angst macht, und gleichzeitig sind seine Berührungen alles, wonach ich mich sehne. Für diesen einen Moment gibt es nur ihn und mich – auch als Jackson sich ein Stück von mir löst, gerade so weit, dass sein Atem noch meine Wangen streift. In seinen Augen sehe ich eine Mischung aus Verlangen und Zurückhaltung. „Das hier …“ Seine Stimme ist rau und bricht fast. „Das wollte ich schon so lange, Lily. Aber wenn du es nicht willst, wenn du nicht sicher bist, dann sag es jetzt, wo ich noch genug Kraft habe, aufzuhören.“

Seine Worte treffen mich wie ein Schlag, weil sie so ehrlich sind, so völlig untypisch für den Jackson, den ich bisher kannte – den Jackson, der immer so kontrolliert wirkt, als könne ihn nichts aus der Ruhe bringen.

Ich weiß, dass ich eine Wahl habe. Aber die Wahrheit ist: Ich bin sicher. Vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben.

„Ich will es“, flüstere ich, bevor ich den Mut verliere.

Das reicht ihm. Sein Mund findet meinen wieder, noch drängender, hungriger. Ich spüre seine Hände auf meinen Hüften, dann an meinem Rücken, wie sie mich näher ziehen, bis es keinen Raum mehr zwischen uns gibt. Alles in mir brennt – meine Haut, mein Herz, mein Verstand. Es ist, als ob die Jahre voller unausgesprochener Gefühle in diesem Moment explodieren.

Ich merke kaum, wie wir uns bewegen, bis Jackson mich auf dem Bett ablegt.

„Und ich will dich, Lily.“ Jackson zieht sein Shirt über den Kopf.

Mein Blick wandert über seinen muskulösen Körper. Ich würde ihn gern länger bewundern, doch er kniet sich zwischen meinen Beinen auf die Matratze und ich verliere mich in seinen eisblauen Augen. Ich lege eine Hand an seine Wange und ziehe ihn zu mir.

Und dann verschwimmen die Grenzen. Seine Hände erkunden meinen Körper langsam, achtsam, jeden Zentimeter berührend. Ich spüre die Hitze, die uns umgibt, das Kribbeln, das jeden Nerv in meinem Körper erweckt. Mein Atem beschleunigt sich, als er seinen Körper an meinen presst, hart und unverkennbar erregt. Es gibt keine Unsicherheit mehr, keine Angst – nur das Gefühl, endlich dort zu sein, wo ich hingehöre.

Ich bin bereit, mich völlig fallen zu lassen, als plötzlich ein Klopfen an der Tür den Bann bricht.

„Lily?“ Rileys Stimme klingt durch die Tür, gedämpft, aber besorgt. „Bist du da drin?“

Mein Atem stockt, und ich blicke panisch zu Jackson. Er hält inne, richtet sich auf, sein Kiefer ist angespannt, die Augen dunkel vor Frustration.

„Lily?“ Rileys Stimme wird lauter. „Alles okay? Soll ich dich nach Hause bringen?“

Ich zögere, mein Herz hämmert gegen meine Brust. Was soll ich sagen? Dass ich hier mit seinem Bruder bin, völlig zerzaust und bereit, Dinge zu tun, die unsere Freundschaft für immer verändern könnten? Meine Kehle ist wie zugeschnürt.

„Ich regle das“, sagt Jackson schließlich, seine Stimme ruhig, aber entschlossen. Er steht auf und wirft sich sein Shirt über.

Während ich mich ebenfalls wieder herrichte, geht Jackson zur Tür und öffnet sie gerade so weit, dass ich nicht zu sehen bin, dadurch bleibt mir jedoch auch Riley verborgen.

„Jack? Was machst du noch hier?“, fragt Riley scharf. Ich kann am Rattern der Tür hören, dass er sie aufdrücken will, doch Jackson stützt seinen Unterarm über dem Kopf gegen die Türkante und gibt nicht nach.

„Ich habe auf Lily aufgepasst“, sagt Jackson gelassen, doch ich erkenne auch in seiner Stimme eine unterschwellige Spannung. „Ich sorge dafür, dass sie sicher nach Hause kommt. Du brauchst dich nicht zu kümmern.“

„Wieso solltest du das tun? Ich bin ihr bester Freund. Ich will sehen, ob es ihr gut geht, und werde sie auch nach Hause bringen.“

Jackson schnaubt leise und schüttelt den Kopf. „Dieses Mal nicht, kleiner Bruder.“

„Was?“

„Du hast richtig gehört, heute Nacht braucht sie mich mehr als dich“, sagt Jackson, seine Stimme klingt jetzt schneidend.

Riley tritt die Tür auf, sie fliegt krachend gegen die Wand, und mich erwartet sein zorniger Blick. Rileys Hände ballen sich zu Fäusten, als müsste er sich zurückhalten, nicht auf Jackson loszugehen. Doch als sich seine Augen auf mich richten, weicht die Wut für einen Moment – und macht Platz für etwas anderes. Sorge? Nein, er fleht mich mit seinem Blick stumm an, mit ihm zu kommen.

Ich könnte es uns allen leichter machen, indem ich einfach aufstehe, zu ihm gehe und seine ausgestreckte Hand ergreife. Doch ich tue es nicht. Mein Körper rührt sich nicht. In diesem Moment will ich an eine andere Person gebunden sein – an Jackson.

Etwas in Rileys Gesicht verändert sich erneut. Sein Blick wird härter, sein Kiefer spannt sich an und Enttäuschung flackert in seinen Augen auf.

Er wendet sich Jackson zu. „Pass ja auf sie auf und verletze sie nicht.“

Dann dreht er sich um und geht die Treppe hinunter. Und mit ihm die letzte Chance, diese Nacht noch ungeschehen zu machen.

Ich sitze noch immer wie erstarrt auf dem Bett, die Gedanken drehen sich in meinem Kopf.

Jackson blickt mich an, seine Augen weich, aber mit einem entschlossenen Glanz. „Komm“, sagt er leise. „Ich bring dich weg.“

***

Keine fünf Minuten später sitze ich in seinem Auto und wir befinden uns auf dem Highway in Richtung Meer.

La Selva Beach ist nur etwa vierzig Minuten entfernt von Gilroy, aber die Zeit reicht, damit meine Nerven blank liegen. Die Stille im Auto ist schwer. Meine Gedanken springen von Riley zu Jackson und wieder zurück. Was denkt Riley jetzt wohl? Hat er in meinen Augen lesen können, was ich für seinen Bruder empfinde? Oder hat er es schon die ganze Zeit gewusst und deswegen so schnell kapituliert?

„Du denkst an ihn, oder?“ Jacksons Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Er schaut nicht zu mir, seine Augen sind fest auf die Straße gerichtet.

Ich schlucke. „Er ist mein bester Freund, Jackson. Natürlich mache ich mir Sorgen, was er denkt.“

Jackson zieht die Lippen zusammen, sagt aber nichts. Wir fahren weiter, bis wir einen Parkplatz in der Nähe des Strands erreichen. Der Mond spiegelt sich auf dem dunklen Wasser, und die sanften Wellen rauschen leise. Jackson schaltet den Motor aus, und für einen Moment sitzen wir einfach nur da.

„Riley wird es nicht verstehen“, sage ich schließlich. „Wenn er …“

„Lily“, unterbricht Jackson mich, seine Stimme leise, aber eindringlich. Er dreht sich zu mir, seine Augen ernst. „Es geht nicht um Riley. Es geht um uns. Was willst du?“

Die Frage trifft mich wie ein Schlag, weil sie so simpel und doch so kompliziert ist. Ich schaue ihn an, diesen Mann, den ich mein ganzes Leben gekannt habe, der immer im Hintergrund war, und jetzt plötzlich noch so viel mehr für mich bedeutet.

„Ich weiß es nicht“, flüstere ich schließlich. „Ich habe Angst, alles kaputtzumachen. Es kommt alles so plötzlich.“

Jackson seufzt, fährt sich mit einer Hand durch die Haare. „Es ist nicht plötzlich. Nicht für mich.“ Dann öffnet er die Autotür und steigt aus. Bevor er die Tür auf meiner Seite öffnet, hält er am Kofferraum und holt eine Decke heraus. „Komm mit“, sagt er und streckt mir seine freie Hand hin.

Ich zögere, aber Jackson wartet nicht. Ohne ein weiteres Wort beugt er sich über mich, schnallt mich ab und hebt mich mühelos auf seine Arme. Ein überraschtes Lachen entweicht mir bei dieser süßen Geste, und glücklich schmiege ich meinen Kopf in seine Halsbeuge, während er langsam, aber zielstrebig in Richtung Strand läuft.

Er hat einen Abschnitt gewählt, der um diese Uhrzeit völlig verlassen ist.

Nur wir zwei.

Mein Herz rast, und als Jackson mich schließlich absetzt, vermisse ich seine Nähe augenblicklich. Der Sand ist kühl unter meinen Füßen, als ich meine Schuhe abstreife. Doch ich nehme es kaum wahr, denn mein Blick bleibt an Jackson hängen, ununterbrochen, als könnte ich ihn damit festhalten. Die Angst, dass er es sich anders überlegt und einfach wieder verschwindet, zehrt an meinen Nerven.

„Setz dich“, sagt er leise und deutet auf die Decke, die er direkt am Wasser ausgebreitet hat.

Ich lasse mich neben ihn sinken, ziehe meine Knie an die Brust und schaue aufs Meer hinaus. Für eine Weile sagt keiner von uns etwas, wir lauschen nur dem Rauschen des Meers.

„Weißt du, wie lange ich schon darauf gewartet habe, einmal mit dir allein zu sein?“ Seine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern, aber sie durchbricht die Stille wie ein Donnerschlag. Er greift nach meiner Hand und rutscht noch näher an mich heran.

Ich drehe den Kopf zu ihm, und seine Augen suchen meine. „Seit wir Kinder waren, Lily.“ Sein Blick wird so intensiv, dass ich fast wegschaue. Aber ich tue es nicht. „Egal, wo du warst und mit wem du gesprochen hast. Ich wollte immer derjenige an deiner Seite sein.“

Mein Herz schlägt schneller, und ich spüre, wie meine Unsicherheiten mich erneut einholen. Riley, unsere Freundschaft, die Konsequenzen … alles kreist in meinem Kopf.

„Aber Riley …“, flüstere ich schließlich.

„Riley“, wiederholt Jackson, seine Stimme ist dunkler. „Er hatte immer alles von dir, Lily. Dein Lachen, deine Zeit, deine Nähe. Es war einfach kein Platz für mich in deinem Leben. Ich habe so getan, als wäre mir das egal. Aber das war es nicht.“

Ich schlucke schwer, die Worte bleiben mir im Hals stecken. Jacksons Geständnis, seine Verletzlichkeit, all das macht es unmöglich, meine eigenen Gefühle länger zu ignorieren.

„Es ist nicht so einfach“, sage ich schließlich, meine Stimme kaum hörbar.

„Ich will nicht, dass es einfach ist“, erwidert er und lehnt sich näher zu mir, bevor er seine Hand an meine Wange legt. „Ich will dich, Lily. Mit allem, was dazugehört. Wir werden einen Weg finden.“

Seine Worte sind wie ein Wirbelsturm, und ich weiß, dass ich diesem Gefühl nicht länger ausweichen kann. Ich schmiege meine Wange in seine Handfläche, und bevor ich es wirklich begreife, finden sich unsere Lippen wieder.

Doch diesmal ist es anders. Es ist keine impulsive Entscheidung, keine plötzliche Explosion von Gefühlen. Es ist ruhig, tief, voller Bedeutung. Jacksons Hände gleiten über meine Wangen, meinen Hals, meine Schultern, als wollte er jeden Teil von mir in sich aufnehmen.

Ich verliere mich in ihm, in seinem Atem, in seiner Wärme, in der Art, wie er mich berührt und ansieht, als wäre ich das Wertvollste auf der Welt.

„Bist du sicher?“, fragt er, seine Stirn an meine gelehnt, die Stimme leise und vorsichtig.

Ich atme tief ein, und diesmal gibt es keine Zweifel, nur noch die Gewissheit, dass ich diesen Moment mit ihm teilen will. „Ja“, flüstere ich. Dieses Mal kann uns niemand unterbrechen.

Jacksons Blick ist schwer vor Verlangen, aber auch durchzogen von einer Zärtlichkeit, die mich erschüttert. Die Kälte des Sandes unter uns dringt durch die Decke, der Wind streicht sanft über meine Haut, doch es ist die Hitze seiner Berührungen, die eine Gänsehaut über meinen Körper jagt.

Er packt mich an der Hüfte und zieht mich auf seinen Schoß. Seine Härte drückt fest gegen meine heiße Mitte.

„Lily“, stöhnt er in meinen Mund. Mein Name auf seinen Lippen klingt wie ein Gebet, und es steigert das aufgeregte Flattern in meinen Bauch.

Ich antworte nicht, zumindest nicht mit Worten. Stattdessen ziehe ich ihn näher, lasse meine Hände durch sein Haar gleiten, spüre die Stärke seiner Schultern unter meinen Fingern. Sein Atem wird schneller, und ich merke, wie er sich zurückhält, wie er auf meine Reaktionen achtet, jede Bewegung, jedes Zucken meiner Lippen studiert, als wäre es seine einzige Orientierung.

„Ich will dich auch“, flüstere ich schließlich kaum hörbar, aber ich weiß, dass er es versteht.

Er küsst mich wieder, intensiver diesmal, und ich verliere mich in der Leidenschaft, die in diesem Moment zwischen uns explodiert. Seine Hände wandern zögernd über meine Hüften und über meine Oberschenkel, bevor er mir das Kleid nach oben über den Körper streift.

Langsam legt er mich auf die Decke, sein Körper über meinem, aber sein Gewicht ist kaum spürbar. Seine Lippen folgen einer Spur von meinem Hals über meine Schulter, dann tiefer, während seine Finger meinen BH öffnen und abstreifen. Ich zittere, nicht vor Kälte, sondern vor der Intensität seiner Berührungen, die jeden Nerv in meinem Körper zum Leben erwecken.

Sein Lächeln ist leicht, fast unsicher, bevor seine Hände weiter über meine Haut gleiten, sie erkunden mich mit einer Mischung aus Dringlichkeit und Geduld. Er küsst mich überall – meine Schlüsselbeine, meinen Bauch, jeden Fleck, er bringt meinen ganzen Körper zum Beben. Als er einen meiner steifen Nippel zwischen seine Lippen saugt, stöhne ich und bäume mich auf. Gleichzeitig wandern seine Hände zu meinem Hintern, schlüpfen unter den Bund meines Slips und ziehen ihn über meine Pobacken. Dann hebt er meine Beine an und streift den zarten Stoff komplett ab, wobei er beinahe jeden Zentimeter meiner Beine küsst.

Jackson löst sich von mir, setzt sich auf und betrachtet mich. „Du bist so wunderschön.“ Seine Worte klingen beinahe ehrfürchtig und lassen mich dem Drang widerstehen, meine Blöße zu bedecken. Ich stemme mich ebenfalls hoch und knie mich vor ihn. Meine Finger suchen nach dem Saum seines Shirts, und er hilft mir, es abzustreifen. Ich gleite mit den Händen über seine Brust, seine Muskeln spannen sich unter meiner Berührung an, und ich spüre, wie sehr er mich will.

Ich öffne den Knopf seiner Jeans, dann den Reißverschluss, bevor ich meine Arme in einer Umarmung um seinen Körper lege und meine Hände in seine Boxershorts gleiten lasse. Ich packe seinen Hintern und sehe ihm tief in die Augen, während sein harter Schwanz gegen meinen Bauch drückt.

Seine Hände umfassen mein Gesicht und er beugt sich zu mir herunter, um meine Lippen zu erreichen. „Hör nicht auf, mich zu küssen.“

Ich tue, was er sagt, und packe all meine Gefühle in unsere Verbindung. Dabei nehme ich nur am Rande wahr, wie er den Rest seiner Kleidung abstreift, bevor er mich sanft zurück auf die Decke drückt.

Ich sehe zwischen unsere Körper und beobachte, wie er sich ein Kondom überstreift. Dabei lecke ich mir über die Lippen und bereue es beinahe, dass unsere Zeit vorhin im Gästezimmer nicht für den geplanten Blowjob gereicht hat.

„Gefällt dir, was du siehst?“, fragt Jackson mit einem Grinsen, als er seine Hände neben meinem Kopf platziert.

Ich nicke schweigend.

„Mir auch.“ Jackson streicht sanft mit den Fingerspitzen über meine Brüste. „Das hier ist so viel besser, als ich es mir all die Jahre vorgestellt habe.“ Seine Hand wandert weiter hinab, greift nach meinem Oberschenkel und öffnet meine Beine für ihn. Dann umschließt er seinen Schaft und platziert die Spitze seines Schwanzes an meinem Eingang. Langsam dringt er ein Stück in mich ein, bevor er mir direkt in die Augen sieht.

Mein Herz setzt einen Schlag aus. Er beginnt, mich zu küssen, und ich öffne meine Beine noch weiter für ihn. Immer tiefer gleitet er in mich, zunächst vorsichtig, dann mit wachsender Intensität. Ich fühle die Wärme seiner Haut, den Rhythmus seines Atems, die Art, wie unsere Bewegungen sich mit den Wellen, die immer wieder ans Ufer schlagen, synchronisieren.

Jeder Kuss, jede Berührung fühlt sich wie ein Versprechen an, das nicht in Worte gefasst werden kann. Es ist mehr als nur ein Akt – es ist, als würde ich einen Teil von mir selbst an ihn geben, und er gibt mir das Gleiche zurück.

Jacksons Griff an meiner Taille wird fester, fast besitzergreifend, als wolle er mich nie wieder loslassen. Ein leises, kehliges Geräusch entweicht ihm, als er mit seinen Lippen und seiner Zunge über meine Haut gleitet, bis ich seine Zähne spüre, die er in meiner Brust versenkt. Es ist kein sanftes Erkunden mehr – es ist Hunger, pures Verlangen, das in jede seiner Berührungen übergeht.

„Babe, lass mich dich noch mehr verwöhnen.“ Er richtet sich auf und hebt meinen Unterkörper mit sich an. Ich liege nur noch auf den Schulterblättern auf und werfe den Kopf in den Nacken, als er in einem ganz neuen Winkel in mich stößt. Kurz darauf spüre ich seinen Daumen auf meinem Kitzler – seine schnellen, kreisenden Bewegungen lassen mich keuchen. Mein Inneres krampft sich eng um seinen Schwanz und jeder seiner Stöße fühlt sich noch intensiver an.

„Fuck, ja“, höre ich Jackson weit entfernt knurren. Seine Finger graben sich in meine Hüfte und er stößt hart und unnachgiebig in mich. Nicht einmal das Rauschen des Meeres kann das Klatschen unserer aufeinanderprallenden Körper noch übertönen. Schnell und stetig baut sich ein alles verzehrender Druck in meinem Unterleib auf.

„Jack“, stöhne ich fast verzweifelt, meine Finger krallen sich in die Decke und ich hebe mein Becken noch ein Stück an, damit er den Punkt, der alles in mir zum Beben bringt, noch besser treffen kann.

„Komm für mich, Babe!“

… dreimal, viermal, fünfmal pumpt er noch in mich, dann stöhne und schreie ich seinen Namen in den Nachthimmel. Ich gehöre ihm. Voll und ganz. Für immer.

Ich spüre, wie ich wieder auf die Decke sinke, Jacks Körper ganz nah an meinem, seine Hüfte bewegt sich immer noch langsam und zieht meinen Orgasmus damit in die Länge. Gott, es soll nicht enden.

Den gleichen Gedanken meine ich, in seinem Blick lesen zu können, bevor sich sein Tempo wieder beschleunigt. Ich schlinge meine Beine um seine Hüften, kralle mich in seine Schultern und fiebere der nächsten Welle entgegen. Mein Atem geht stoßweise, mein Hals ist längst trocken, aber das ist unwichtig. Ich will es so, härter, schneller. Will noch einmal kommen.

„Weiter … Weiter!“, presse ich hervor, alles in mir angespannt.

Jacks Kopf fällt zurück und ein ersticktes Stöhnen löst sich aus seiner Kehle.

Ich stimme mit ein, als wir gleichzeitig über die Klippe springen.

Langsam stoppt Jack seine Bewegungen, zieht sich aus mir zurück und wird das Kondom los. Sofort ist er wieder bei mir. Schwer atmend lässt er seine Stirn gegen meine sinken. Die Hand, mit der er sich nicht abstützt, ruht auf meinem Körper, sein Daumen streicht langsam über meine Haut, als könne er sich nicht ganz von mir lösen.

Ich verliere mich in seinen Blicken, gebe mich völlig diesem Moment hin. Dann ziehe ich ihn noch näher an mich, meine Zunge findet seine sofort, unsere Küsse werden schnell wieder unkontrolliert und hemmungslos. Die Hitze zwischen uns ist überwältigend, meine Haut prickelt vor Erwartung.

Sein Körper ist überall – seine Hände, seine Lippen, seine Berührungen bringen mich um den Verstand. Ich spüre, wie er sich beherrscht, wie er sich zwingt, nicht zu weit zu gehen, aber ich will, dass er es tut. Immer und immer wieder.

„Ich hoffe, du hast noch mehr Kondome dabei?“, flüstere ich in sein Ohr, während ich an seinem Ohrläppchen knabbere.

Sein Grinsen reicht mir als Antwort.

Später, als wir beide auf der Decke liegen, unsere Körper noch immer ineinander verschlungen, fühle ich, wie sich eine seltsame Mischung aus Frieden und Aufregung in mir ausbreitet. Jackson sieht mich an, seine Finger zeichnen sanfte Kreise auf meine Haut. „Warum haben wir das nicht schon viel früher getan?“

Ich lächle ihn an und schüttle gleichzeitig den Kopf, weil ich keine Ahnung habe, was uns jemals voneinander getrennt gehalten hat. Es fühlt sich so natürlich an, in seinen Armen zu liegen. Unsere Körper wurden füreinander geschaffen. Doch während ich seine Nähe genieße, kann ich nicht aufhören, mich zu fragen, was sich geändert hat. Vor vier Jahren war alles noch anders, und jetzt?

Doch Jack unterbricht meine Gedanken, als er seine Hand hebt und seinen Daumen an meine Unterlippe legt. Ich spüre nichts mehr außer seiner Berührung und seinem Atem, als er spricht. „Egal, was nach Sonnenaufgang geschieht, mein Herz wird immer dir gehören.“

Bilde ich mir das nur ein, oder klingt das nach einem Abschied?

Die ersten Sonnenstrahlen kriechen bereits über den Horizont, und wir wissen beide, dass es Zeit ist, nach Hause zu fahren. Doch auch auf dem Weg zum Auto können wir uns kaum voneinander lösen. Immer wieder ziehen wir uns in lange, tiefe Küsse zurück, als hätten wir Angst, dass das, was wir gerade erleben, im nächsten Augenblick verschwunden sein könnte. Jeder Kuss fühlt sich intensiver an als der vorherige.

Die Fahrt verläuft fast wortlos. Stattdessen halten wir einander an der Hand und tauschen immer wieder flüchtige Blicke, die so viel sagen, dass Worte überflüssig sind.

Als wir in unsere Straße einbiegen, versteift sich mein Körper allmählich. Mein Blick richtet sich auf unser Haus, ohne wirklich etwas zu sehen. Jackson parkt das Auto in seiner Einfahrt – ganz langsam, als wolle er Zeit herausschlagen, aber irgendwann müssen wir aussteigen.

„Ich bringe dich noch zur Tür“, murmelt er.

Vor meinem Haus angekommen drückt er mich wieder an sich, und ich spüre seine Lippen auf meinen, warm und fordernd. Jeder Kuss, den er mir gibt, ist wie eine Droge, die mich in den Wahnsinn treibt. Ich weiß nicht, wie ich jemals ohne dieses Gefühl weiterleben soll.

Als er sich schließlich doch von mir löst, bleibt seine Stirn an meiner. „Ich sollte jetzt wirklich gehen“, sagt er leise, doch keiner von uns macht einen Schritt zurück.

„Geh nicht“, flüstere ich, obwohl ich weiß, dass er muss.

Jack hebt eine Hand und fährt mit den Fingerspitzen sanft über meine Wange. Er nimmt einen tiefen Atemzug und öffnet die Lippen.

Bevor er etwas sagen kann, knarrt plötzlich die Haustür neben uns. Wir zucken beide zusammen, als mein Vater auf die Veranda tritt.

„Guten Morgen, Jackson“, begrüßt er Jack mit ruhiger Stimme, doch sein Blick verrät, dass ihm nichts von dem, was gerade zwischen uns passiert ist, entgangen ist. Dann wendet er sich an mich. „Ich gehe davon aus, dass du heute nicht mit aufs Feld kommst?“

Schweigend und mit glühenden Wangen schüttle ich den Kopf.

Dads Lächeln ist wissend, doch in seinen Augen liegt eine Sorge, die mich unruhig macht. Absichtlich schiebt er sich zwischen Jack und mir durch und bricht damit jegliche Verbindung zwischen uns ab.

Jack tritt einen Schritt zurück. Ich spüre die Kälte sofort, und mein Herz fühlt sich plötzlich schwer an.

Sein Blick folgt meinem Vater, dann wandert er zu seinem Haus. Kurz ballt er seine Hand zu einer Faust, bevor er sie wieder lockert. Ein Schatten legt sich auf sein Gesicht, den ich nicht ganz deuten kann. Ich will ihn fragen, was los ist, will ihn festhalten, bevor er sich wieder von mir entfernt, doch ich fürchte mich vor der Antwort.

„Schlaf gut, Lily“, sagt er schließlich, bevor er langsam zu seinem Haus hinübergeht.

Ich bleibe noch einen Moment stehen, sehe ihm nach, unsicher, ob ich ihn aufhalten soll. So vieles zwischen uns ist noch ungeklärt, noch nicht ausgesprochen. Doch der Kloß in meinem Hals wächst mit jeder Sekunde, die wir voneinander getrennt sind. Er nimmt mir die Luft zum Atmen und zwingt mich zum Schweigen.

***

Ein paar Stunden später sitze ich wie jeden Samstag in den Ferien bei den Hayes am Mittagstisch. Das vertraute und geschäftige Herumwuseln von Rileys Mutter in der Küche umhüllt mich. Doch es fühlt sich anders an. Das Wissen, dass wir heute nur zu dritt am Tisch sitzen, macht mich unruhig.

Rileys Mutter ist gerade dabei, Nachschub an Pasta zu holen, als ich bemerke, dass ich nur in meinem Essen herumstochere und noch keinen Bissen gegessen habe. Aber ich bekomme einfach nichts runter. Das ungute Gefühl, das in meinem Magen wabert, seit Jack sich verabschiedet hat, wird immer unerträglicher.

Riley wird es irgendwann zu viel, und er legt seine Hand auf meine, um sie festzuhalten. Ich lege die Gabel weg und entschuldige mich kaum hörbar für mein Gezappel, das ich kaum bemerkt habe.

Doch seine Hand wandert wieder zu meiner. Ich spüre, wie sein Blick auf meinem Gesicht verweilt, und sehe ihn ebenfalls an. Seine Mundwinkel zeigen nach unten, und dann schnauft er.

Ich kenne diesen Gesichtsausdruck nur zu gut. Riley setzt ihn selten auf, aber immer dann, wenn er für jemanden Mitleid empfindet.

„Er ist weg.“

Die wenigen Worte genügen, um meine Welt zum Stillstand zu bringen.

„Er hat heute Morgen seine Sachen gepackt und ist nach San Diego aufgebrochen, wo er sein Vertiefungsstudium anfängt. Die Vorbereitungskurse starten schon nach dem Wochenende.“

Rileys Gesicht verschwimmt vor meinen Augen. Ein schwerer, dumpfer Druck setzt sich in meinem Magen fest, und mir wird speiübel, doch Riley jagt das Messer unerbittlich tiefer in mein Herz, als er weiterspricht. „Dad hilft ihm beim Umzug in die neue Wohnung. Die Miete und die Studienkosten übernimmt die Regierung, weil er sich vor Kurzem für den Militärdienst verpflichtet hat. Sobald er mit dem Studium durch ist, geht es los. Hat er dir das nicht gesagt?“

Ich schleudere ihm einen vernichtenden Blick entgegen, nachdem seine Stimme so vorwurfsvoll klingt.

Er zuckt leicht zusammen und meint nun sanfter: „Ich dachte, ihr hättet darüber gesprochen, bevor ihr …“

Ich spüre Tränen in meinen Augenwinkeln brennen, als ich kaum merklich den Kopf schüttle.

Riley bricht ab. Er muss mir ansehen, dass meine Welt gerade gänzlich zusammenbricht. Vom siebten Himmel direkt in die Gefühlshölle in weniger als acht Stunden.

Die Geräusche um mich herum verschwinden. Ein eisiger Schauer zieht durch meinen Körper, während ich versuche, die Nachricht zu verarbeiten. Jackson, der Mann, der mir in der letzten Nacht all meine Träume und Sehnsüchte offenbart hat, ist jetzt fort? Schon wieder? Und auch dieses Mal ohne Abschied …

Das unbeschwerte Gefühl, das mich noch vor wenigen Stunden umhüllt hat, ist verblasst, und wird von einer erdrückenden Leere ersetzt, die sich rasend schnell in mir ausbreitet.

Reglos starre ich auf den Teller vor mir, während Riley erneut seine Hand um meine schließt – fester als zuvor. Doch sein Trost dringt kaum zu mir durch.

Ich kann nicht glauben, dass ich alles, was mir wichtig geworden ist, schon verloren habe, bevor es überhaupt richtig begonnen hat. Jacks Nähe, seine Berührungen, sein Duft … das alles soll jetzt einfach weg sein? Warum war ich nur so naiv zu glauben, wir hätten uns eine gemeinsame Zukunft aufbauen können, wo es doch so offensichtlich eine einmalige Sache für Jack war? All seine Worte, die mir so viel bedeutet haben, waren nur Lügen …

Kapitel 1

Jackson

Zehn Jahre später

Ich sitze am Küchentisch, das Handy in der Hand, und versuche mich auf die Nachrichten zu konzentrieren, die ich beantworten sollte. Doch Rileys Stimme dringt aus dem Nebenraum zu mir durch und lenkt mich ab. Ich will nicht zuhören, aber seine Worte lassen sich nicht ignorieren, und die letzten Fetzen seines Gesprächs verfangen sich in meinem Kopf.

„Okay, kleine Aubergine. Spätestens in ein paar Tagen hören wir uns wieder. Oder hast du endlich mal Zeit, dass ich dich besuchen komme? Ein wildes Wochenende vielleicht? Unser letztes ist schon wieder ein Jahr her.“ Ich höre ihn leise lachen. „Haben wir es damals zu wild getrieben, dass dir das immer noch nachhängt?“

Mein Kiefer spannt sich an, und meine Finger umklammern das Handy fester. Jedes seiner Worte trifft mich wie ein Schlag ins Gesicht. Es stört mich, wie locker und vertraut er mit Lily spricht. Ich bin nie wirklich ein Teil ihrer Geschichte gewesen und mein Kampf um einen Platz in Lilys Leben scheint bedeutungslos, als hätten meine Küsse, meine Berührungen und Geständnisse nie existiert.

Mein Bruder kommt in die Küche und setzt sich mir gegenüber an den Tisch, als wäre alles völlig normal. Er lehnt sich zurück, verschränkt die Arme vor der Brust und mustert mich mit einem Ausdruck, der mir sofort signalisiert, dass er genau weiß, was er gerade tut. „Ihr geht’s gut“, sagt er beiläufig. „Falls es dich interessiert.“

„Ich habe nicht gefragt“, erwidere ich schärfer als beabsichtigt, doch Riley lässt sich davon nicht beirren.

„Erstaunlich, dass euer Kontakt immer noch hält. Normalerweise lässt du jede Frau nach einer Nacht fallen.“

Riley schmunzelt nur, völlig unbeeindruckt von meinem Versuch, ihn zu provozieren. „Keinen einzigen Anruf ausgelassen, seit wir unterschiedliche Wege eingeschlagen haben.“ Er macht eine bedeutungsschwere Pause. „Ich bin wohl doch etwas verlässlicher als du, Bro.“

Der Stich sitzt tief, aber ich lasse mir nichts anmerken. Ich werde mich nicht auf sein Spiel einlassen, denn er genießt es zu sehr, mir unter die Nase zu reiben, dass er ein Teil ihres Lebens ist und ich nicht. All die Jahre hat sie den Kontakt zu ihm gehalten, aber sich nie bei mir gemeldet. Das ist ein Fakt, den ich einfach hingenommen habe, auch wenn ihre Entscheidung noch so sehr geschmerzt hat.

„Sie hat viel erreicht in den letzten Jahren. Wusstest du, dass sie ihre eigene Cateringfirma gegründet hat?“ Riley lehnt sich etwas vor, als wäre das die spannendste Neuigkeit des Tages. „Sie kocht mit einer Freundin, und die Leute lieben es. Hoffentlich komme ich bald mal wieder in den Genuss ihrer Kochkünste. Das ganze Fertigessen, das wir uns reinziehen, schlägt mir langsam auf den Magen.“

Ich nicke nur, sage aber nichts. Meine Gedanken drehen sich dank ihm um Lily, und ich kämpfe vergeblich dagegen, dieses Karussell zu stoppen.

„Weißt du, Bro.“ Er hält inne, zieht sein Handy aus der Tasche und scrollt durch seine Bilder. Dann hält er es mir vor die Nase. Ich sehe absichtlich nicht hin. Reiner Selbstschutz. Genau wie die Tatsache, dass ich nie nachgefragt habe, wie es ihr geht, obwohl ich wusste, dass Riley noch Kontakt zu ihr hat. Aber heute will er mich quälen und hört einfach nicht auf, über sie zu reden.

„Sie ist nach dem College noch mal selbstbewusster geworden und noch schöner als früher. Es ist beeindruckend, wie sie ihr Ding durchzieht.“ Stolz schwingt in seiner Stimme mit, und ich spüre, wie die Eifersucht in mir immer weiter hochkocht.

„Und du?“ Seine Stimme wird einen Hauch kühler. „Hast du ihr wenigstens einmal gesagt, dass es dir leidtut? Nachdem du damals einfach abgehauen bist?“

Ich beiße die Zähne zusammen. Ich weiß, dass es nicht nur ein Seitenhieb ist. Es ist eine Abrechnung.

Riley merkt, wie angespannt ich bin, geht aber nicht darauf ein. Es ist egal, dass wir uns einige Monate nach der Rückkehr von meinem letzten Einsatz ausgesprochen und zusammengerauft haben. Manchmal kommt seine Enttäuschung mir gegenüber wieder durch. Und mein schlechtes Gewissen ist der einzige Grund, warum ich ihm diesen Scheiß gerade durchgehen lasse.

„Ist ja auch egal.“ Riley lehnt sich zurück, seine Miene wird weicher. „Sie ist glücklich, Mann. Sie braucht uns nicht mehr, um sie zu beschützen.“

Ich beiße die Zähne zusammen und nicke mechanisch, obwohl in mir alles tobt. Dabei sollte es mir genügen, zu wissen, dass sie glücklich ist. Doch solange ich nicht derjenige sein darf, der sie glücklich macht, bewirkt seine Ansprache das Gegenteil.

Kapitel 2

Lily

„Scheiße!“, fluche ich und blicke auf meinen blutenden Finger. Beim Gemüseschneiden ist Tagträumen definitiv nicht ratsam, aber es dauert immer seine Zeit, Jackson aus meinen Gedanken zu verbannen, wenn ich von ihm geträumt habe.

Sophia, meine beste Freundin, ist sofort zur Stelle, drückt mir ein Pflaster in die Hand und mustert mich eindringlich. „Den Blick kenne ich.“

„Welchen Blick?“, frage ich unschuldig, obwohl ich die Antwort längst kenne.

„Den, den du immer aufsetzt, wenn du wieder von diesem Kerl geträumt hast, dem du gefühlt dein halbes Leben hinterherheulst.“

„Ich habe nie seinetwegen geheult.“ Zumindest nicht in ihrer Gegenwart.

„Okay. Dem Kerl, den du seit – lass mich rechnen – mittlerweile zehn Jahren nicht vergessen kannst.“

„Besser ausgedrückt, aber immer noch eine deprimierende Tatsache“, stimme ich ihr seufzend zu.

„Die vermeintliche Liebe seines Lebens zu finden und sie dann nach einer Nacht direkt wieder zu verlieren … daran hätte vermutlich jede Frau zu knabbern.“

Ein noch schwererer Seufzer entfährt mir, während meine Hand wie von selbst nach einer Zucchini greift. Damals fühlte es sich an, als würde meine Welt in sich zusammenbrechen, aber sollte ich die Erinnerungen an Jackson und unsere gemeinsame Nacht nicht längst hinter mir gelassen haben? Die Träume voller Erinnerungen kommen inzwischen seltener, aber es schmerzt jedes Mal aufs Neue, aufzuwachen und zu begreifen, dass Jackson mich nie mehr berühren wird. Ich werde nie wieder in seinen Armen liegen, nie mehr seine Nähe spüren.