Diabetes-Ampel - Sven-David Müller - E-Book

Diabetes-Ampel E-Book

Sven David Müller

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Beschreibung

Endlich grünes Licht! Wäre es nicht großartig, wenn Ihre Blutzuckerwerte endlich wieder normal wären und Sie Medikamente reduzieren oder sogar ganz weglassen könnten? Was bei Menschen mit Diabetes mellitus in den Einkaufswagen und anschließend auf den Teller kommt, ist ganz entscheidend für den Erflog der Therapie. Mit der Auswahl der richtigen Lebensmittel kommen Sie diesem Wunsch ein ganzes Stück näher. Das praktische Ampelsystem zeigt Ihnen auf einen Blick, welche der über 2600 aufgeführten Lebensmittel Sie selten, regelmäßig oder bevorzugt essen können. Erfahren Sie außerdem das Wichtigste über Diabetes und profitieren Sie von den vielen wertvollen Tipps.

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Diabetes-Ampel

Auf einen Blick: Kohlenhydrate, Kalorien, BE/KHE und Fette von über 2600 Lebensmitteln

Sven-David Müller

9., überarbeitete Auflage 2021

3 Abbildungen

7 »magische« Regeln für Typ-1-Diabetiker

Kohlenhydrat- und ballaststoffreich, aber nicht eiweiß- und extrem fettreich essen – nach BEs berechnet mit niedriger glykämischer Last.

Ein- und mehrfach ungesättigte Fettsäuren – insbesondere Omega-3-Fettsäuren – bevorzugen und Transfettsäuren strikt meiden.

Reichlich Alltagsbewegung und Sport (Ausdauer- und Kraftsport) sowie Entspannung.

Übergewicht, Fettsucht (Adipositas) und reichlichen (!) Konsum von gesättigten Fetten, Transfettsäuren (z. B. in Butter) und Eiweiß vermeiden.

Der Verzehr von Zucker ist im Rahmen von ballaststoffreichen Mahlzeiten unter BE-Berechnung erlaubt.

Wenig und selten Alkohol zu den Mahlzeiten oder besser Verzicht auf Alkohol.

Ausreichend Vitamine und Mineralstoffe (täglich 500–1000 mg Vitamin C, 15–30 mg Zinkhistidin sowie 200–400 µg Chrom) einnehmen.

7 »magische« Regeln für Typ-2-Diabetiker

Übergewicht langsam, aber dauerhaft durch Kalorienreduktion (1200–1600 Kilokalorien pro Tag) abbauen.

Reichlich Alltagsbewegung und jeden zweiten Tag mindestens 45 Minuten (besser 60 Min.) Sport sowie viel Entspannung (Autogenes Training oder Yoga).

Kohlenhydrat- und ballaststoffreich, aber zuckerarm essen (eventuell zu den Mahlzeiten 1–2 Esslöffel Zellulose, Pektin, Haferkleie oder Guar zur verbesserten Sättigung und wasserlösliche Ballaststoffe wie z. B. Mucofalk zur langsamen Blutzuckersteigerung nach den Mahlzeiten einnehmen).

Pflanzliche Fette bevorzugen (z. B. Rapsöl als Brat- und Lein- oder Walnussöl als Salatöl sowie Halbfettmargarine oder bei erhöhten Blutfetten eine phytosterinhaltige Diätmargarine als Aufstrichfett verwenden. Butter meiden, da reich an Transfettsäuren).

Zucker durch Süßstoff ersetzen.

Kost nach Kalorien und nicht nach BE berechnen.

Verzicht auf Alkohol, Fertiggerichte und Fast Food.

So nutzen Sie die Tabelle richtig

Die Diabetes-Ampel gibt Ihnen einen Überblick über 2600 Lebensmittel, Speisen und Fertigprodukte. Damit die Tabelle gleichermaßen für Typ-1- und Typ-2-Diabetiker geeignet ist und beim Abnehmen hilft, enthält sie den Kaloriengehalt und die BE-Menge. Außerdem signalisiert die Diabetes-Ampel beim glykämischen Index (Glyx), dem Fett- und dem Sattfaktor, ob Lebensmittel gut (▲), neutral (▶) oder weniger gut (▼) für Sie sind. Lebensmittel, die keine oder praktisch keine Kohlenhydrate enthalten und somit auch keinen glykämischen Index, sind mit einem schwarzen Punkt gekennzeichnet. Eiweiß und Fett erhöhen den Blutzuckerspiegel höchstens indirekt und haben daher keinen Glyx. Bitte beachten Sie die angegebenen Portionsgrößen.

Bei einem frei bleibenden Feld fehlen die Angaben, da sich die Zusammensetzung der Produkte ändern kann, keine Daten vorliegen oder Daten von den herstellenden Unternehmen nicht/unzureichend zur Verfügung gestellt wurden.

▼ Von diesen Lebensmitteln sollten Sie nur wenig und selten zu sich nehmen. Sie sättigen schlecht und haben meist einen hohen Kalorien- und Fettgehalt sowie glykämischen Index.

▶ Diese Lebensmittel sind neutral zu bewerten. Sie dürfen regelmäßig auf Ihrem Speiseplan stehen.

▲ Hier können Sie unbeschwert zugreifen!

● Kein glykämischer Index.

Folgende Abkürzungen werden in den Tabellen verwendet:

Abkürzung

Bedeutung

BE

Brot- oder Berechnungseinheit (BE) oder Kohlenhydrateinheit (KE/KHE)

fe.

Fett

F. i. Tr.

Fettgehalt in der Trockenmasse

g

Gramm

Glyx

glykämischer Index

kcal

Kilokalorien

KH

Kohlenhydrate

ma.

mager

mf.

mittelfett

netto

Inhalt von Konserven nach dem Abtropfen

TK

Tiefkühlware

Liebe Leserinnen und Leser,

in den vergangenen 45 Jahren gab es bei den Regeln der diabetesgerechten Ernährung stetige und extreme Änderungen. Als ich selbst im Februar 1976 im Alter von 6 Jahren an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankt bin, war an eine liberale Ernährungsweise noch nicht zu denken. Alles musste abgewogen und streng berechnet werden. Das ist heute nicht mehr so. Im Zuge des ernährungsmedizinischen Fortschritts zeigte sich, dass die Ernährungsregeln bei Diabetes mellitus zu ändern sind. In den vergangenen Jahren brachten Studien völlig neue Erkenntnisse über die Zusammensetzung der Diabeteskost. Von Diät spricht heute keiner mehr und sie ist auch nicht erforderlich. Aber Diabetikerinnen und Diabetiker müssen sich gesundheitsbewusst ernähren. Leider wurden diese wichtigen Forschungen und Untersuchungen bisher noch nicht für alle Diabetiker dargestellt. Meiner Meinung nach fehlt in Deutschland eine adäquate Ernährungsaufklärung und individuelle Ernährungsberatung für Diabetiker.

Die von mir nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen konzipierte Diabetes-Ampel zeigt Ihnen deutlich, was gut und was weniger gut für Sie ist. Seit 1996 ist sie die erste und einzige Tabelle, die sich für Typ-1- und Typ-2-Diabetiker eignet, und sie enthält weit mehr Lebensmittel und Angaben als andere Tabellen. Viele hunderttausend Diabetikerinnen und Diabetiker vertrauen auf das Ampelkonzept. Die Datengrundlage der Diabetes-Ampel ist der Bundeslebensmittelschlüssel. Dieses Datenwerk ist wissenschaftlich allgemein – von Praktikern und Wissenschaftlern in Deutschland und auch darüber hinaus – anerkannt. Es ist sehr wichtig, Diabetiker gut in Ernährungsfragen zu schulen. Und es muss regelmäßig das Wissen aufgefrischt werden, denn in der Ernährungsmedizin gibt es ständig viele neue Erkenntnisse.

Wussten Sie, dass allein die Auswahl der aufgenommenen Fette die Insulinwirkung und die Ausprägung von diabetesbedingten Folgen beeinflusst? War Ihnen bekannt, dass der HbA1c-Wert durch Vitamin C gesenkt werden kann und Diabetiker über den Urin viel Zink und Chrom verlieren? Wussten Sie, dass Diabetiker eine andere Darmflora als Gesunde haben und von probiotischen Lebensmitteln und medizinisch relevanten Probiotika profitieren? Kennen Sie den glykämischen Index oder den Begriff »glykämische Ladung«? War Ihnen bewusst, dass Graubrot, Brötchen und Weißbrot den Blutzucker rascher als Äpfel, Birnen und sogar Zucker steigern? Wussten Sie, dass der Blutzuckerspiegel durch Nuss-Schokolade langsamer gesteigert wird als durch Vollkornbrot und durch Graubrot fast genauso rasch wie durch Weißbrot? Wussten Sie, dass große Mengen Eiweiß die Nieren schädigen können und gesättigte Fettsäuren aus Butter und fettem Fleisch, fetter Wurst oder fetten Milchprodukten zu Arteriosklerose und auch zu Insulinresistenz führen? War Ihnen klar, dass Bewegung, ungesättigte Fettsäuren, Zink, Chrom, Zimt und L-Carnitin der Insulinresistenz entgegenwirken?

Ich habe für Sie die wissenschaftliche Literatur der vergangenen Jahre gesichtet und zusammengefasst. Daraus ist dieses Werk mit aktuellen ernährungsmedizinischen Erkenntnissen entstanden. Zuerst erfahren Sie kurz und kompakt, was es ganz allgemein zu beachten gibt. Die Tabelle mit den Ampelfarben zeigt auf einen Blick, was günstig, neutral und schlecht für Sie ist. Durch ihren Signalcharakter hilft die Diabetes-Ampel allen Diabetikerinnen und Diabetikern dabei, ihre Krankheit zu beherrschen. Mit dieser Ampel können viele Typ-2-Diabetiker ganz leicht ihren Blutzuckerspiegel natürlich senken und viele sogar völlig gesunden. Das handliche Format macht dieses Büchlein zu Ihrem ständigen Begleiter. In meiner Praxis (Zentrum und Praxis für Ernährungskommunikation, Diabetiker-/Ernährungsberatung und Gesundheitskommunikation) setze ich selbst dieses Ampelkonzept regelmäßig bei der Beratung ein und meine Patientinnen und Patienten haben davon in den letzten Jahren profitiert.

Bei Diabetes mellitus geht es um weit mehr als nur um den erhöhten Blutzucker. Nur wenn Blutzucker, Blutdruck und Blutfettwerte in die richtige Bahn gelenkt werden, kann den drastischen Folgen des Diabetes vorgebeugt werden. Dies gelingt Ihnen durch eine optimale Ernährung und eventuell durch die Einnahme von speziellen Vitaminen und Mineralstoffen. Die westliche Lebensweise, die von Bewegungsmangel sowie Über- und Fehlernährung geprägt ist, trägt zur Entstehung dieser chronischen Stoffwechselkrankheit bei. Durch meine Erkrankung habe ich die Wichtigkeit der Ernährungstherapie erkannt und meine Kenntnisse durch Ausbildung, Weiterbildung und nicht zuletzt mein Studium und meine Doktorarbeit im Bereich Gesundheitswissenschaft erweitert. Während meiner langjährigen Tätigkeit an der Universitätsklinik Aachen habe ich gelernt, was Diabetikerinnen und Diabetiker brauchen und was nicht. Ich danke meinem verehrten ehemaligen Chef, Herrn Universitätsprofessor Dr. Siegfried Matern, dass er meinen beruflichen Werdegang stets wohlwollend förderte.

Ich hoffe, dass ich Ihnen mit diesem Buch Hilfe und Unterstützung bieten kann. Auch für weitere Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung, meine Kontaktdaten finden Sie im Serviceteil am Ende des Buches. Ich freue mich auf den Kontakt zu meinen Lesern und wünsche Ihnen allen allzeit gute Blutzuckerwerte!

Ihr

PhDr. Sven-David Müller, M.Sc.

Staatlich geprüfter Diätassistent

Diabetesberater der Deutschen Diabetes Gesellschaft

Master of Science in Applied Nutritional Medicine (Angewandte Ernährungsmedizin)

Gesundheitswissenschaftler/Public Health

Inhaltsverzeichnis

Titelei

7 »magische« Regeln für Typ-1-Diabetiker

7 »magische« Regeln für Typ-2-Diabetiker

Liebe Leserinnen und Leser,

Volkskrankheit Diabetes

Zu viel Zucker im Blut

Diabetes: eine Typ-Frage

Typ-1-Diabetes als Folge einer Autoimmunkrankheit

Typ-2-Diabetes ist oft heilbar!

Risikofaktor Übergewicht

Bewegung als Therapie

Diabetesgerechte Ernährung

Der glykämische Index

Von Eiweiß, Fett und Phytosterinen

Ballaststoffe sind wichtig

Süßstoff, Zuckeraustauschstoffe und diätetische Lebensmittel

Viel trinken – aber keinen Alkohol

Probiotika für eine gesunde Darmflora

Nahrungsergänzungsmittel

Naturheilkunde in der Diabetestherapie

Folgekomplikationen vermeiden

Auf die Blutzuckerwerte achten

Blutdrucknormalisierung ist besonders wichtig

Hohe Blutfettwerte sollten gesenkt werden

Die Nieren schonen

Die Augen im Blick behalten

Die Füße pflegen

Wenn Diabetes an die Nerven geht

Selbstkontrolle bei Diabetes mellitus

Wie Sie die Tabellen nutzen können

Diabetes-Ampel

Diabetes-Ampel

Service

Quellenangaben

Autorenvorstellung

Impressum

© udra11/stock.adobe.com |

Volkskrankheit Diabetes

Mit einer diabetesgerechten, darmgesunden Ernährung und ausreichend Bewegung bekommen Sie die Zuckerkrankheit in den Griff.

Zu viel Zucker im Blut

Ein erhöhter Blutzuckerspiegel (Hyperglykämie) ist das Hauptmerkmal, doch bei dieser weit verbreiteten, vielschichtigen Erkrankung geht es um weit mehr.

In der Antike und im Mittelalter diagnostizierten die Ärzte Diabetes mellitus anhand einer erhöhten Harnausscheidung und des süßen Geschmacks des Urins. Dieses Verfahren ist heutzutage glücklicherweise nicht mehr notwendig. Diabetes mellitus, umgangssprachlich oft »Zuckerkrankheit« genannt, ist eine chronische Stoffwechselerkrankung. Der Stoffwechsel sorgt im menschlichen Körper für den Um-, Auf- und Abbau der Nährstoffe. Bei Diabetikern ist der Kohlenhydrat-, Eiweiß- und Fettstoffwechsel gestört, da ihre Bauchspeicheldrüse (Pankreas) zu wenig oder gar kein Insulin produziert oder das Insulin nicht in die Zellen transportiert werden kann (Insulinresistenz).

Fast alle Diabetiker leiden an einer Insulinresistenz. Besonders ausgeprägt ist diese bei übergewichtigen Menschen und solchen, die sich wenig bewegen. Praktisch alle Typ-2-Diabetiker haben eine extreme Insulinresistenz, die nur durch eine Steigerung der körperlichen Aktivität, durch Stressabbau und natürlich eine Normalisierung des Körpergewichts vermindert werden kann.

Jeder Mensch benötigt Energie, damit er leben kann. Diese Energie stammt aus der Nahrung, die wir aufnehmen. Ein Bestandteil der Nahrung sind die Kohlenhydrate. Im Verdauungstrakt werden diese überwiegend zu Traubenzucker (Glukose) abgebaut. Über die Dünndarmschleimhaut aufgenommen, erscheint dieser dann im Blut und heißt jetzt Blutzucker. Jeder Mensch benötigt diesen Blutzucker als Energielieferant. Über die Blutgefäße mit ihren feinsten Verästelungen erreicht der Blutzucker jede Zelle des Körpers. Um in die Zellen zu gelangen, ist das Hormon Insulin notwendig. Es schließt sozusagen die Zellentüren auf, und der Blutzucker kann hineingelangen.

Jeder Mensch hat Blutzucker – Diabetiker haben zu viel davon. Bei Gesunden liegt der Blutzuckerwert vor einer Mahlzeit (nüchtern) zwischen 50 und 100 mg/dl (oder zwischen 2,8 und 5,6 mmol/l). Wenn der Blutzuckerspiegel nüchtern wiederholt bei Werten über 110 mg/dl (6 mmol/l) liegt, spricht man von abnormer Nüchternglukose beziehungsweise gestörter Glukosetoleranz. Bei Nüchternwerten über 126 mg/dl (7,0 mmol/l) und Werten von über 200 mg/dl (11,1 mmol/l) nach einer Mahlzeit liegt in jedem Fall ein Diabetes mellitus vor.

Seit einigen Jahren ist es für Diabetiker nicht mehr erforderlich, sich im Rahmen der Blutzuckerselbstkontrolle in den Finger zu piksen, da es eine neue Messmethode gibt: die kontinuierliche Glukosemessung (CGM) mittels eines bis zu 14 Tage tragbaren Sensors und zugehörigem Lesegerät (z. B. Freestyle Libre 2 von Abbott oder Dexcom G6).

Die Rolle des Insulins: Die Bauchspeicheldrüse produziert das Hormon Insulin. Insulin wird nach der Nahrungsaufnahme ausgeschüttet, es schwimmt im Blut umher und schließt die Zellen für den Blutzucker auf. Dadurch reguliert es den Blutzuckerspiegel. Die Bauchspeicheldrüse des Gesunden produziert in 24 Stunden 40 Einheiten Insulin und gibt dieses sowohl kontinuierlich als auch kohlenhydratbezogen an das Blut ab. Ein Anstieg des Blutzuckerspiegels führt zu einer Insulinfreisetzung. Insulin stimuliert die Eiweiß-, Glykogen- und Fettsynthese. Gleichzeitig hemmt es den Fett- und Eiweißabbau und die Zuckerneubildung in der Leber. Bei Diabetikern produziert die Bauchspeicheldrüse kein Insulin (Insulinmangel), oder das Insulin kann am Zielort nicht wirken, da der Körper eine Resistenz dagegen entwickelt hat. Schon 1889 beschrieben von Mehring und Minkowski erstmalig, dass eine in der Bauchspeicheldrüse gebildete Substanz den Blutzuckerspiegel senkt. 1921 gelang es den kanadischen Wissenschaftlern Dr. Frederick Grant Banting und Dr. Charles Herbert Best, Insulin herzustellen und die Insulinbehandlung beim Menschen einzuführen. Banting erhielt dafür 1923 den Nobelpreis für Medizin.

Diabetes: eine Typ-Frage

Diabetes gehört zu den großen Volkskrankheiten mit steigender Tendenz. In Deutschland sind mindestens 8 Millionen Menschen an Diabetes mellitus erkrankt. In den kommenden Jahren wird sich nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation die Zahl der Diabetikerinnen und Diabetiker verdoppeln. Schon jetzt sind die Kosten ernährungsbedingter Krankheiten einer der wichtigsten Kostenfaktoren im Gesundheitswesen. Jeder zweite Euro der Krankenkassen wird dafür ausgegeben.

Die Zahl der Diabetiker steigt weltweit

Jahr

Diabetiker weltweit

1997

124 Mio.

2001

150 Mio.

2010

210 Mio.

2025

300 Mio. (Prognose)

Diabetiker in Deutschland

Typ 1

340 000 davon 32 000 Kinder und Jugendliche

Typ 2

mindestens 7 700 000

gesamt

mindestens 8 000 000

Dunkelziffer

1 000 000 bis 5 000 000

Diabetologen unterteilen den Diabetes mellitus nach unterschiedlichen Gruppen. Die häufigsten Formen sind

Diabetes mellitus Typ 1 und

Diabetes mellitus Typ 2.

Daneben gibt es noch andere spezifische Diabetesformen, die teilweise sehr selten sind und auf die hier nicht näher eingegangen wird. Relativ häufig ist der sogenannte Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes), der viele Frauen in der Schwangerschaft betrifft. In diesem Buch wollen wir uns auf die beiden häufigsten Formen konzentrieren.

Der Typ-2-Diabetes, früher auch Altersdiabetes genannt, betrifft vorrangig Menschen, die älter als 40 Jahre und übergewichtig sind. Oft gibt es in ihrer Familie schon weitere Mitglieder, die an Diabetes mellitus erkrankt sind. Die Vererbungsrate liegt bei bis zu 60 %. Mit dem Bauchumfang verlieren diese Patienten in der Regel auch den Diabetes. Sie müssen abnehmen und sich viel bewegen. Dann brauchen sie in der Regel weder Tabletten noch Insulin. Viele Diabetiker bekommen zu früh die falschen Tabletten und werden dadurch schließlich sogar insulinpflichtig, obwohl sie eigentlich zu Beginn der Erkrankung nur einige Kilogramm hätten abnehmen müssen. Das ist ein großes Problem. Übergewichtige Diabetiker benötigen in jedem Fall eine ausführliche Beratung im Bereich Ernährung und dafür sind Diätassistenten zuständig. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Aber eine Gewichtsreduktion lohnt sich für jeden übergewichtigen Diabetiker zu jeder Zeit. Inzwischen erkranken sogar Kinder und Jugendliche, die sehr dick sind, an Typ-2-Diabetes. Das ist eine Folge der allgemeinen Fehlernährung und des Bewegungsmangels in den westlichen Nationen.

An Typ-1-Diabetes erkranken vorwiegend junge, schlanke Menschen. Die Vererbungsrate liegt zwischen 10 und 20 %. Der Typ-1-Diabetes bricht aus, wenn der Organismus die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört, meist als Folge einer Autoimmunerkrankung. Typ-1-Diabetiker benötigen vom ersten Tag an Insulin, das sie spritzen müssen. Typ-1-Diabetiker müssen ihre Kohlenhydratzufuhr auf die Insulindosis und -wirkung abstimmen. Dafür berechnen sie die Kohlenhydrate nach Brot- oder Berechnungseinheiten (= BE). In einigen Regionen wird von KHE (= Kohlenhydrateinheit) oder Schätzwert gesprochen. Eine KHE enthält 10 bis 12 Gramm verwertbare Kohlenhydrate. Eine BE enthält 12 Gramm verwertbare Kohlenhydrate. Eiweiß, Fett und Ballaststoffe werden nicht nach BE berechnet. Gemäß Deutscher Diabetes Gesellschaft können BE und KHE gegeneinander ausgetauscht werden.

Typ-2-Diabetiker müssen in der Regel nicht die Berechnungseinheiten beachten. Bei Typ-2-Diabetikern liegt das Hauptaugenmerk auf der Gewichtsreduktion. Betroffene müssen daher die Kalorien berechnen. Nur durch Berücksichtigung der Kalorien lässt sich bestehendes Übergewicht abbauen. Oft reichen schon einige Kilo Gewichtsabnahme, um die Blutzuckerwerte deutlich zu verbessern. Ich habe an der Universitätsklinik Aachen in meiner Sprechstunde viele Patienten gehabt, die mit einem dicken Bauch und erhöhten Blutzuckerwerten kamen und nach einigen Monaten mit weniger Gewicht und normalen Blutzuckerwerten wieder gegangen sind.

Diabetes mellitus ist eine ernst zu nehmende Krankheit, denn die erhöhten Blutzuckerwerte schädigen den gesamten Körper und es kann zu Folgekomplikationen an den großen und kleinen Blutgefäßen sowie den Nerven kommen. Augen, Nieren und Füße können geschädigt werden. Welche Folgeschäden Diabetes auslösen kann und wie man diese am besten vermeidet, erfahren Sie später genauer.

Typ-1-Diabetes als Folge einer Autoimmunkrankheit

Die genauen Ursachen des Typ-1-Diabetes sind noch nicht vollständig aufgeklärt. Eine genetische Komponente ist aber weniger bedeutsam als beim Typ-2-Diabetes. Zum Typ-1-Diabetes kommt es oftmals im Zusammenhang mit Virusinfektionen (z. B. Masern, Coxsackie-Virus-Infektionen oder anderen Virus-Infektionen). Der Körper, genauer gesagt das Immunsystem, versucht, die Viren zu zerstören und schädigt dabei auch die insulinproduzierenden Zellen, die schließlich zugrunde gehen. Diesen Vorgang bezeichnet man als Autoimmunkrankheit. Nach kurzer Zeit ist eine Insulinproduktion nicht mehr möglich, es kommt zum absoluten Insulinmangel und der Diabetes mellitus Typ 1 liegt vor. Bei Typ-1-Diabetikern kommt es häufig zur Zöliakie oder Sprue (Getreideeiweiß- bzw. Glutenunverträglichkeit). In Deutschland leiden rund 340 000 Menschen an Typ-1-Diabetes. Rund 32 000 Kinder und Jugendliche in Deutschland sind betroffen und jedes Jahr erkranken weitere 1000 junge Menschen. Um das 14. Lebensjahr herum bricht diese Krankheit besonders häufig aus. Viele Typ-1-Diabetiker leiden bereits vor dem Erkrankungsausbruch an Vitamin-D- und/oder Vitamin-E-Mangel.

Typ-2-Diabetes ist oft heilbar!

Mindestens 90 % aller Diabetiker gehören zum Typ 2. Davon wiederum sind etwa 90 % übergewichtig oder adipös (fettleibig). Durch den Abbau von Übergewicht normalisieren sich bei Typ-2-Diabetikern die Blutzuckerwerte. Daher ist die erste und wichtigste Therapiemaßnahme bei diesen Diabetikern eine dauerhafte Gewichtsreduktion durch reichlich Bewegung und eine kohlenhydrat- und ballaststoffreiche sowie fettarme Ernährungsweise. Typ-2-Diabetiker leiden in der Regel bei der Diagnosestellung nicht unter einem Insulinmangel, sondern einer Insulinresistenz, die durch Bewegungsarmut, Übergewicht und erbliche Faktoren hervorgerufen wird. Es ist nicht sinnvoll, vor einer Gewichtsreduktion sofort Medikamente, die Sulfonylharnstoffe (Glibenclamid) enthalten, einzunehmen. Diese kurbeln die Insulinproduktion noch weiter an und fördern somit die Insulinresistenz. In der Regel verbessern sich die Blutzuckerwerte allein durch Gewichtsreduktion und Bewegung entscheidend. Insgesamt sollte die Gewichtsreduktion etwa 10 % vom Ausgangsgewicht ausmachen (zum Beispiel von 85 Kilogramm auf 76,5 Kilogramm). Eine solche Gewichtsreduktion sollte innerhalb von 12 bis 24 Monaten geschehen. Eine rasche Gewichtsabnahme ist nicht sinnvoll und auch nicht erforderlich. Besser ist eine langsame, aber dauerhafte Gewichtsoptimierung. Typ-2-Diabetiker profitieren von einer Kalorienberechnung und nicht von einer Berechnung der Brot- oder Berechnungseinheiten.

Risikofaktor Übergewicht

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland ist übergewichtig. Jedes vierte eingeschulte Kind leidet an deutlicher Vermehrung des Fettgewebes (Adipositas). Etwa 80 % der adipösen Jugendlichen werden auch adipöse Erwachsene. Momentan sind in Deutschland 52 % der Frauen und zwei Drittel der Männer zu dick. Man kann inzwischen schon von Bundesrepublik Dickland (BRD) sprechen.

Die tägliche Energiezufuhr in Deutschland liegt laut Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) bei rund 3000 Kilokalorien pro Person pro Tag, wobei der größte energetische Anteil aus den täglich aufgenommenen 130 bis 140 Gramm Fett und 80 bis 100 Gramm Zucker stammt. Das ist einfach zu viel. Zusätzlich konsumiert der Durchschnittsdeutsche jährlich unglaubliche 11,8 Liter reinen Alkohol. Diese Faktoren fördern die Entwicklung des Typ-2-Diabetes. Keine Patientengruppe profitiert so sehr vom Abnehmen wie Diabetiker. Da sich Übergewicht und Insulinresistenz gegenseitig verstärken, ist die Gewichtsreduktion das wesentliche Therapieziel. Daher sollten alle Diabetiker »Kalorienbomben« meiden. Übergewichtige Diabetiker müssen auf die Kalorien achten und ihre 3 täglichen Mahlzeiten so zusammenstellen, dass sie insgesamt zwischen 1200 und 1600 Kilokalorien enthalten. Wer abnehmen möchte, sollte Lebensmittel bevorzugen, die in der nachfolgenden Ampel-Tabelle beim glykämischen Index und beim Sattfaktor grüne oder zumindest gelbe Punkte aufweisen. Im Rahmen einer Mahlzeit sollten die verschiedenen Lebensmittel und Speisen durchschnittlich nicht schlechter als mit einem gelben Punkt bewertet sein. Ein Lebensmittel mit einem roten Punkt sollte dabei immer durch eines mit einem grünen Punkt ausgeglichen werden. Je mehr grüne Punkte Sie in einer Mahlzeit kombinieren, desto besser!