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Mythen, Possen und Peinlichkeiten: von der Geburtstunde des Fußballs bis hin zu Zidanes letzter Minute. Die 100 besten Fußball-Stories aus der ganzen Welt!
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Seitenzahl: 135
Die
100
besten
Fußball-Stories
Mythen, Possen und Peinlichkeiten
01 - WILLI LIPPENS UND DAS GRAMMATIK-FOUL
Das Unikum Ente Lippens
02 - AUF DOPING-DIÄT
Die ständigen Gewichtsprobleme von Bayern-Torjäger Roland Wohlfarth
03 - DIE LAUNEN DES KLEINEN KÖNIGS
Die verrückte Karriere von Wolfram Wuttke
04 - 1:0 WILL ICH NICHT
Hennes Weisweiler kann nicht (niedrig) gewinnen
05 - HALS - UND POKALBRUCH
Assauers Faux-Pas mit dem Pokal
06 - DER SOMMERMÄRCHENONKEL
Sönke Wortmann und sein WM-Film
07 - EINE MILLION GUTER GRÜNDE
Der teure Instinkt des Hennes Weisweiler
08 - DIE FLUCHT DES FEUERWERMANNES
Jörg Berger im Dauerabstiegskampf
09 - EIN STADION SCHWEIGT
Beckenbauer schaltet einen ganzen Fanblock aus
10 - 05
Carmen Thomas: Tabus und TV
11 - DIEGO GEGEN DIEGO
Guido Buchwald wird Argentinier
12 - HALS- UND PFOSTENBRUCH
Herbert Laumen wird vom Tor gefangen
13 - ADOLF GUMPRECHT
Ein Fußball-Legionär vergreift sich im Kostüm
14 - DER PARTEIISCHE UNPARTEIISCHE
Der Skandal Hoyzer
15 - DIE KATZE VON ANZING AUF ENTENFANG
Sepp Maier vogelfrei
16 - DIE SELTSAME KRANKHEIT DES FALSCHEN PAULE
Herr Beinlich bekommt einen Namen und eine Zukunft
17 - GO EAST
Vorhang auf: Peter Lux’ Wechsel gen Osten
18 - SCHORSES BERG- UND TALFAHRT
Horst Szymaniak spielt sich hoch und fällt tief
19 - EINKAUF PER STIMMZETTEL
Schalke versucht demokratisch einen Brasilianer zu holen
20 - HECKENSCHERE ODER FUßBALLSCHUHE
Thomas Ritter: Gärtner oder Genie?
21 - AUGE, SEI WACHSAM!
Klaus Augenthaler nickt (ein)
22 - LITTLE SHOP OF HONOURS
Katsche Schwarzenbeck gibt das Heft aus der Hand
23 - WHOO-HOO!
Der FC St. Pauli beweist Geschmack
24 - ZWEI SPIELER SEHEN ROT
Meier und Otten gehen hotten
25 - BEERDIGUNG FÜR EICHBERG
Wie Schalke die Beerdigung von Ernst Kuzzorra für die Presse nachstellte
26 - ES IST EIN ZEHNER!
Toni Kroos, die neue nationale Nummer 10?
27 - AUFSTIEG UND FALL EINES LÖWEN
Rolf-Jürgen Otto hat kein Glück im Osten
28 - ITALIENISCH FÜR ANFÄNGER
Die Bundesliga äfft unrühmlich die Seria A nach
29 - BRÜDER, DAMPFER, SUFF UND FUßBALL
Herthas Taufe
30 - PRÖSTERCHEN
Ernst Middendorp oder One for the Road
31 - DAS VERKANNTE GENIE
Dieter Koulman, der beste deutsche Fußballer aller Zeiten
32 - EIN DRINK DAUERT 90 MINUTEN
Ansgar Brinkmann nimmt Anstoß
33 - DER VERGESSENE RUMMENIGGE
Kalle und Michael ihnen ihr Bruder
34 - SAG ES DURCH DIE BLUME
Michael Beckers Betzenberg
35 - DIE SUNDERMANNS UND DIE LUFTSPRÜNGE DES HÄNSCHEN ROSENTHAL
Das erste Promi-Ehepaar der Liga
36 - FRANK UND FREI
Frank Mill und das leere Tor
37 - ANGELA ENGELCHEN
Thomas Hässler bekommt Taschengeld
38 - EIN DEUTSCHER IM IRAN
Ronny Kockel watet durch den Iran
39 - VOM SCHNEE- ZUM RASENHASEN
Wenns mit dem Fußball nix wird ...
40 - DIE ROSAROTEN PANTHER
Was es mit den rosa Trikots des HSV auf sich hatte
41 - KOMM, BERND, WIR GEHEN
Schusters’ schmale Lippen
42 - HORST WHITE
Auf dem Rasen kein Hit
43 - KICK ROYAL
Damir Fister beobachtet Kicker im P1
44 - HAU-RÜCK
Klaus Fischer kann es sich (und anderen) nicht erklären
45 - OSSI VS. WESSI
Hansa Rostock besiegt sich selbst
46 - DER TRAUM VOM FUßBALL
Lars Leeses überraschender Aufstieg
47 - FUßBALL, PARTIES UND BACARDI
Bernd Buchheisters (De)Montage
48 - DER UNVOLLENDETE
Günter Netzer ist fast ein Gigant
49 - DAS KURZE LEBEN DES FC BERLIN
Ein Verein sucht seinen Namen
50 - DER SCHATTENMANN UND DIE MÄNNER IM SCHATTEN
Raymond Kalla will Geld sparen
Neulich in Herne, anno 1965. Sagt der Schiedsrichter: „Ich verwarne Ihnen.“ Sagt der Spieler: „Ich danke Sie.“ Stellt der Schiedsrichter den Spieler vom Platz. Die Geschichte von der Roten Karte wegen absichtlich falsch gebrauchten Akkusativs ist längst in den Zitatenschatz des Fußballs eingegangen; in Essen kennt sie jedes Kind. Hier schnürt Willi Lippens, wegen seines watschelnden Gangs „Ente“ genannt, von 1966 bis 1976 die Stürmerschuhe. So erfolgreich, dass Helmut Schön ihn vor der WM 1974 überreden will, Deutscher zu werden. Doch sein Vater hat die Deutschen als Besatzer erlebt und will keinen deutschen Sohn - auch wenn der im Ruhrpott aufgewachsen ist und kaum Holländisch spricht. Der Nationalmannschaft entgeht auf diese Weise ein Spieler, der nicht nur durch seine Tricks und Tore (79 Bundesligatore für RW Essen, 13 für Borussia Dortmund) glänzt, sondern auch Technik, den Ball mit dem Hinterteil zu stoppen, in der Bundesliga etabliert. Legendär sein Vorschlag an Bayern-Torwart Sepp Maier vor einem Spiel an der Hafenstraße, bei einem Abschlag der Bayern solle Maier den Ball spaßeshalber auf Lippens passen, er werde ihn dann wieder zurück zu Maier spielen. Maier lehnt ab. Als dann Ende der siebziger Jahre die Taktik endgültig Einzug in die Bundesliga hält und auch die Außenstürmer Abwehraufgaben übernehmen sollen, erklärt Lippens, es mache ihm keinen Spaß mehr, „wenn der Trainer will, dass ich Verteidiger decke und so eine Scheiße“. Lippens hört auf und widmet sich der Schweinezucht. Rückblickend ist er vor allem stolz auf die Tatsache, dass er „nie eine Torchance überhastet vergeben“ habe: „Lieber habe ich sie vertändelt.“ Und wenn „Ente“ heute seinen Sohn Michael in dessen Restaurant in Bottrop-Welheim besucht, wird er stets an den kuriosesten Platzverweis seiner Karriere erinnert. Der Name der Gaststätte: „Ich danke Sie“.
Um ein Haar verreißt Roland Wohlfahrt das Steuer. Es ist Anfang 1995, Wohlfahrt ist unterwegs zur Geschäftsstelle seines Vereins, des VfL Bochum, als er im Autoradio hört, warum ihn die Clubführung zu einer Unterredung bestellt hat. Wohlfahrt ruft entsetzt zu Hause an. „Renate, man hat mich gepackt, ich muss Drogen genommen haben“, erzählt er atemlos. „Ich habe was im Blut, das muss noch aus Frankreich kommen. Die haben mir Gift hinten reingespritzt.“ Doch Wohlfahrt irrt: Das Gift kommt nicht aus St. Etienne, wo er bis vor wenigen Monaten die Fußballschuhe geschnürt hatte, sondern aus einer Apotheke in Bocholt. Dort hatte sich Wohlfahrt, dem guten Essen übermäßig zugetan und daher stets unter Gewichtsproblemen leidend, den angeblich harmlosen Appetitzügler Recatol verschreiben lassen. Was Wohlfahrt nicht ahnt: Recatol enthält das auf der Dopingliste stehende Norephedrin. Ephedrin, das ist dem Freund des gepflegten Fußballs und des nicht ganz so gepflegten Bonmots noch von der Weltmeisterschaft 1994 gut in Erinnerung. Dort war der argentinische Star Diego Maradona der Einnahme von Ephedrin überführt und gleichzeitig der deutsche Star Stefan Effenberg wegen ungebührlichen Verhaltens nach Hause geschickt worden, was Kalauer der Sorte auf den Plan rief, Argentinien spiele mit Ephedrin und Deutschland mit Effe draußen. Auch für Wohlfahrt verheißt die Verhandlung des DFB-Bundesgerichts in Frankfurt nichts Gutes: Wegen „grob fahrlässiger Einnahme verbotener Substanzen“ verurteilt es Wohlfahrt am 16. Februar 1995 zu einer Sperre bis zum 23. März. Damit ist Wohlfahrt, zuvor mit dem FC Bayern fünfmal Meister, einmal Pokalsieger, zweimal Torschützenkönig und zweimal Nationalspieler, der erste verurteilte Dopingsünder der Bundesliga. Als der Mann, der den Zitatenschatz der Bundesliga mit dem Klassiker „Zwei Chancen, ein Tor - das nenne ich hundertprozentige Chancenverwertung“ bereichert hat, 2001 aufhört, ist der Genussmensch Wohlfahrt gar nicht unzufrieden: „Ich bin froh, dass ich den Fußball hinter mir habe. Wenn ich morgens Jogger laufen sehe, dann wird mir ernsthaft schlecht.“
So hatte er sich das immer vorgestellt. In voller Montur, als „Der kleine König” (von Barcelona wohlgemerkt) lässt sich Wolfram Wuttke fotografieren, bevor er Espanyol Barcelona nach zwei höchst erfolgreichen Jahren 1992 den Rücken kehrt, um sein Glück noch einmal in der Bundesliga zu versuchen. „Kleiner König” nennen sie ihn zärtlich in Barcelona. Aus der Bundesliga sind ganz andere Einschätzungen des genialen Dribblers mit dem großen Mundwerk überliefert. Etwa die seines großen Förderers beim HSV, Ernst Happel, der irgendwann derartig die Nase voll hat, dass er grummelt: „Dem Wuttke haben sie ins Hirn geschissen.” Dass es in erster Linie der Mangel an diplomatischem Geschick ist, der den viermaligen Nationalspieler die ganz große Karriere kostet, davon ist nicht nur Wuttke selbst überzeugt, das werden auch Experten wie Günther Netzer später bestätigen. Schalke, Mönchengladbach, Hamburg und Kaiserslautern lauten die Stationen, bei denen Wuttke bis 1990 die Fans erfreut und die Funktionäre erzürnt. Da ist der Gladbach-Trainer Jupp Heynckes, den Wuttke wegen seiner Neigung, in Stresssituationen einen puterroten Kopf zu bekommen, „Osram“ tauft. Da ist der Linienrichter, dem Wuttke nach einer umstrittenen Entscheidung ein fröhliches „Du scheißt Dir doch vor Dir selber in die Hose!“ zuruft. Und da ist das Weinfest, bei dem Wuttke in seiner Lauterer Zeit trotz Verletzung gesichtet wird. Sein Kommentar: „Ich kann gar nicht auf einem Weinfest gewesen sein, weil ich nämlich Biertrinker bin.“ 1992 hat die Bundesliga Wuttke wieder, allerdings nur für wenige Monate: 1993 beendet das Enfant Terrible des deutschen Fußballs beim 1. FC Saarbrücken seine Karriere nach einer schweren Schulterverletzung. Unterkriegen lässt sich Wuttke auch nach seiner aktiven Karriere nicht. Als er im Jahr 2000 an der für Männer seltenen Krankheit Brustkrebs erkrankt, gelingt es ihm, den Krebs zu besiegen. Heute ist Wuttke wieder im Fußball aktiv: Seit Januar 2008 arbeitet er als Sportdirektor beim baden-württembergischen Oberligisten TSV Crailsheim. „König von Crailsheim“, klingt auch ganz gut.
Irgendwann in den späten sechziger Jahren. Hennes Weisweiler tobt. „Sonntagmorgen, 10 Uhr, Krisensitzung! Das lass ich mir von Ihnen nicht bieten. Sie machen meinen Namen kaputt!“ Was war geschehen? Nun, die Fußballer von Borussia Mönchengladbach hatten ein Auswärtsspiel gewonnen. Allerdings nicht 8:4, nicht 7:1, nicht 6:3, sondern mit einem schnöden Allerweltsergebnis, 1:0, vielleicht auch 2:0, so genau erinnert sich der Chronist der Vorfalls, Günter Netzer, nicht mehr. Jedenfalls mit einer Strategie, die kaum etwas mit der Vorgabe gemein hat, die Weisweiler bei seinem Amtsantritt 1964 gemacht hatte: „Tore, Tore, Tore! Ihr dürft ruhig vier Gegentore kassieren, aber ihr müsst 5:4 gewinnen. 1:0 will ich nicht.“ Die Taktik, mit der die Gladbacher dieses Spiel bestreiten, ist das Resultat einer internen Mannschaftssitzung vor der Partie. Die „Fohlen“, wie sie wegen ihrer Jugend und ihres Offensivfußballs genannt werden, haben allmählich genug davon, die Komplimente zu bekommen, während die gemeinsam mit ihnen 1965 aufgestiegenen Münchner Bayern kühl kalkulierend die Titel einheimsen. Immerhin, in den folgenden Jahren stellt Weisweiler den Netzers und Heynckes ein paar gestandene Abwehrrecken wie Luggi Müller und Klaus-Dieter Sieloff an die Seite. Das hilft: Gladbach holt unter Weisweiler drei deutsche Meisterschaften, den DFB-Pokal und den UEFA-Cup. Der Meistertrainer räumt ein: „Nur mit Florett geht’s nicht, man braucht auch schwere Säbel.“ Als die Gladbacher dann allerdings am letzten Spieltag der Saison 1977/78 den Torrekord der Bundesliga einstellen und Borussia Dortmund mit 12:0 schlagen, wird das Weisweiler gar nicht so recht sein. Denn nur drei Tore mehr, und sie hätten den 1. FC Köln, bei dem der Meistertrainer inzwischen das Zepter schwing, noch vom Bundesliga-Thron gestoßen.
Genüsslich an seiner geliebten Zigarre paffend, blickt der Manager aus seinem Bürofenster auf die riesige Baustelle: Mit dem Bau der Veltins-Arena setzt sich eine schillernde Gestalt des deutschen Fußballs ein Denkmal zu Lebzeiten.
Rudolf „Rudi“ Assauer hat es als Fußballmanager allen gezeigt. In seiner zweiten Amtszeit stellt sich für seinen FC Schalke 04 der lang ersehnte sportliche wie finanzielle Erfolg ein, der Revierclub gewinnt 1997 den UEFA-Cup und 2001 den DFB-Pokal. Nachdem sie den Pott ein Jahr später erneut gewinnen, präsentieren die Schalke-Spieler den großen goldenen Kelch als triumphale Titelverteidiger. Die Trophäe wird durch den Mannschaftsbus nach vorne gereicht, im Schritttempo bricht sich das Gefährt langsam Bahn durch johlende Massen auf Gelsenkirchens Straßen. Schließlich gelangt der güldene Pokal auch in Assauers Hände. Lässig stellt er die Trophäe am offenen Busfenster vor sich ab. Da rutscht dem armen Assauer das gute Stück aus den Händen, und den Fans zu Füßen. „Oh!“, entfährt es dem Reporter vor Ort, und schweigt doch bloß beredte, als ein treuer Schalke-Fan das zu Schaden gekommene Stück zurück in Rudis Richtung reicht. Der Pott hängt malade am Sockel. Rudi Assauer, ein Mann der Tat, den Leichtsinn eingestehend, lässt den DFB-Pokal nicht nur reparieren, sondern bei günstiger Gelegenheit kurzum generalüberholen. Die 32.000 Euro zahlt Schalkes Manager aus eigener Tasche. Dann kommt die Trophäe zurück in die Vitrine, wo sie wochenlang zuvor als „Schiefer Pokal zu Schalke“ im vereinseigenen Museum ausgestellt war.
Hans Tilkowski hat es sich längst verziehen, als Torhüter der deutschen Nationalelf 1966 das weltberühmte „Wembleytor“ kassiert zu haben. Schließlich war es ja keins. Dass es kein zweiter Spieler seines Stammvereins zu großer Fußballprominenz gebracht hat, wurmt ihn vielleicht umso mehr. Auch Sönke Wortmann ist schlicht zu faul. Tilkowskis Urteil mag sich mit dem vieler Augenzeugen decken. Der schmächtige blonde Spieler aus dem defensiven Mittelfeld der SC Westfalia 04 Herne hat 1980/81 eine gute Saison gespielt, für eine große Laufbahn fehlt ihm aber der Ehrgeiz. Das weiß Wortmann besser als alle Zaungäste zusammen und beendet seine Kickerkarriere zu Gunsten eines Studiums. 1993 beginnt er mit großem Engagement an der Hochschule für Fernsehen und Film München ein Regiestudium. Zu dieser Zeit hat Tilkowski den verhinderten Fußballregisseur aus dem Mittelfeld der Westfalia freilich längst vergessen. Dann aber wird Wortmann ein berühmter Filmemacher. Nicht nur, dass er sich mit seinem Fußballfilm „Das Wunder von Bern“ in die Erinnerung des ehemaligen WM-Torhüters zurück bringt. Als die Westfalia 2004 ihr 100-jähriges Bestehen feiert, kicken Wortmann und Tilkowski in der Westfalia-Herne-Gedächtinis-Elf. Wortmann, der sich gegen den Fußball und für das Filmemachen entschieden hat, konzipiert einen zweistündigen Dokumentarfilm über die 2006er WM im eigenen Land, hergestellt aus über 100 Stunden Filmmaterial, im Stadion, neben der Bank und quasi als Teil der Mannschaft auch an Orten, die Normalsterblichen nicht zugänglich sind. Er lässt den Film am 14. August 2006 vor der Deutschen Fußballnationalmannschaft uraufführen. Unter dem Titel „Deutschland. Ein Sommermärchen“ lassen sich rund vier Millionen Deutsche, darunter auch Hans Tilkowski, von den Aufnahmen des Sommermärchenonkels ein weiteres Mal bewegen.
Unter der Regie des legendären Trainergenies Hennes Weisweiler findet 1976 der belgische Rechtsaussen Roger Van Gool den Weg vom FC Brügge ins Müngersdorfer Stadion des 1.FC Köln. Nach seinem Karrierehöhepunkt als Vater der dreifachen Meisterelf von Borussia Mönchengladbach kehrt Weisweiler nach einem Intermezzo beim FC Barcelona in seine ursprüngliche Heimat Köln zurück und bringt Roger Van Gool mit, der ihm bei internationalen Einsätzen aufgefallen war. Das Besondere daran ist allerdings die Höhe der Ablösesumme: eine Million DM muss Köln hinblättern, eine Schallmauer zu damaliger Zeit. Sein Instinkt soll Weisweiler aber auch dieses Mal nicht im Stich lassen. Die Million für Van Gool bleibt auf Jahre eine lohnende Investition für den Verein. Mit Weisweiler auf der Bank und Publikumsliebling Van Gool rechts aussen hat der 1.FC seine erfolgreichste Zeit überhaupt. Der dribbelstarke Van Gool spielt 96 Mal in der Bundesliga und erzielt 28 Tore. Der Verein gewinnt mit ihm 1978 die Deutsche Meisterschaft und wird 2 Mal Pokalsieger (1977 und 1978). Es gelingt Weisweiler 1979 auch, die Mannschaft erfolgreich bis ins Halbfinale des Europapokals der Landesmeister zu führen, wo sie jedoch an Nottingham Forest scheitern.
Im Gegensatz zu manch anderem teuren Transfer der heutigen Zeit also ein denkbar glücklicher Ausgang für den ersten „Millionen-Mann” der Bundesliga, der nach heutigen Maßstäben mit 500.000 Euro geradezu ein Schnäppchen wäre. Nach weiteren Stationen in Coventry und Nimes beendet de Gool seine Laufbahn Mitte der 80er Jahre.
Trainer Jörg Berger gilt als Motivationskünstler, der als Retter von abstiegsbedrohten Vereinen häufig schnellen Erfolg erzielt. Daher rührt auch sein Spitzname „Feuerwehrmann.“
Trotz des in Aussicht stehenden Trainerpostens der DDR-Fußballnationalmannschaft nutzt der Fußballlehrer eine Jugoslawien-Reise im Jahre 1979 zur Flucht in den Westen. Von den Vereinen im demokratischen Teil Deutschlands wird er deshalb - anders als viele aktive Spieler - noch lange nicht hofiert. Im Gegenteil: Der später als Retter in der Krise mehrfach für Furore sorgende Jörg Berger muss sich seinen Ruf im Westen hart erkämpfen.
Fast immer trainiert er unruhige Vereine - Eintracht Frankfurt, Fortuna Düsseldorf - und führt Krisenclubs in der Folgesaison teils bis in den UEFA-Cup: etwa den FC Schalke 04 im Jahre 1996. Pech für Berger: Als die „Königsblauen” einige Monate später den UEFA-Pokal sensationell gewinnen, haben die Verantwortlichen des Vereins ihren Erfolgscoach zum Unverständnis vieler Fans längst durch den Holländer Huub Stevens ersetzt.