Die 100 besten Fußball-Stories - Tobias Friedrich - E-Book

Die 100 besten Fußball-Stories E-Book

Tobias Friedrich

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Beschreibung

Mythen, Possen und Peinlichkeiten: von der Geburtstunde des Fußballs bis hin zu Zidanes letzter Minute. Die 100 besten Fußball-Stories aus der ganzen Welt!

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Die

100

besten

Fußball-Stories

Mythen, Possen und Peinlichkeiten

STORIES NATIONAL

01 - WILLI LIPPENS UND DAS GRAMMATIK-FOUL

Das Unikum Ente Lippens

02 - AUF DOPING-DIÄT

Die ständigen Gewichtsprobleme von Bayern-Torjäger Roland Wohlfarth

03 - DIE LAUNEN DES KLEINEN KÖNIGS

Die verrückte Karriere von Wolfram Wuttke

04 - 1:0 WILL ICH NICHT

Hennes Weisweiler kann nicht (niedrig) gewinnen

05 - HALS - UND POKALBRUCH

Assauers Faux-Pas mit dem Pokal

06 - DER SOMMERMÄRCHENONKEL

Sönke Wortmann und sein WM-Film

07 - EINE MILLION GUTER GRÜNDE

Der teure Instinkt des Hennes Weisweiler

08 - DIE FLUCHT DES FEUERWERMANNES

Jörg Berger im Dauerabstiegskampf

09 - EIN STADION SCHWEIGT

Beckenbauer schaltet einen ganzen Fanblock aus

10 - 05

Carmen Thomas: Tabus und TV

11 - DIEGO GEGEN DIEGO

Guido Buchwald wird Argentinier

12 - HALS- UND PFOSTENBRUCH

Herbert Laumen wird vom Tor gefangen

13 - ADOLF GUMPRECHT

Ein Fußball-Legionär vergreift sich im Kostüm

14 - DER PARTEIISCHE UNPARTEIISCHE

Der Skandal Hoyzer

15 - DIE KATZE VON ANZING AUF ENTENFANG

Sepp Maier vogelfrei

16 - DIE SELTSAME KRANKHEIT DES FALSCHEN PAULE

Herr Beinlich bekommt einen Namen und eine Zukunft

17 - GO EAST

Vorhang auf: Peter Lux’ Wechsel gen Osten

18 - SCHORSES BERG- UND TALFAHRT

Horst Szymaniak spielt sich hoch und fällt tief

19 - EINKAUF PER STIMMZETTEL

Schalke versucht demokratisch einen Brasilianer zu holen

20 - HECKENSCHERE ODER FUßBALLSCHUHE

Thomas Ritter: Gärtner oder Genie?

21 - AUGE, SEI WACHSAM!

Klaus Augenthaler nickt (ein)

22 - LITTLE SHOP OF HONOURS

Katsche Schwarzenbeck gibt das Heft aus der Hand

23 - WHOO-HOO!

Der FC St. Pauli beweist Geschmack

24 - ZWEI SPIELER SEHEN ROT

Meier und Otten gehen hotten

25 - BEERDIGUNG FÜR EICHBERG

Wie Schalke die Beerdigung von Ernst Kuzzorra für die Presse nachstellte

26 - ES IST EIN ZEHNER!

Toni Kroos, die neue nationale Nummer 10?

27 - AUFSTIEG UND FALL EINES LÖWEN

Rolf-Jürgen Otto hat kein Glück im Osten

28 - ITALIENISCH FÜR ANFÄNGER

Die Bundesliga äfft unrühmlich die Seria A nach

29 - BRÜDER, DAMPFER, SUFF UND FUßBALL

Herthas Taufe

30 - PRÖSTERCHEN

Ernst Middendorp oder One for the Road

31 - DAS VERKANNTE GENIE

Dieter Koulman, der beste deutsche Fußballer aller Zeiten

32 - EIN DRINK DAUERT 90 MINUTEN

Ansgar Brinkmann nimmt Anstoß

33 - DER VERGESSENE RUMMENIGGE

Kalle und Michael ihnen ihr Bruder

34 - SAG ES DURCH DIE BLUME

Michael Beckers Betzenberg

35 - DIE SUNDERMANNS UND DIE LUFTSPRÜNGE DES HÄNSCHEN ROSENTHAL

Das erste Promi-Ehepaar der Liga

36 - FRANK UND FREI

Frank Mill und das leere Tor

37 - ANGELA ENGELCHEN

Thomas Hässler bekommt Taschengeld

38 - EIN DEUTSCHER IM IRAN

Ronny Kockel watet durch den Iran

39 - VOM SCHNEE- ZUM RASENHASEN

Wenns mit dem Fußball nix wird ...

40 - DIE ROSAROTEN PANTHER

Was es mit den rosa Trikots des HSV auf sich hatte

41 - KOMM, BERND, WIR GEHEN

Schusters’ schmale Lippen

42 - HORST WHITE

Auf dem Rasen kein Hit

43 - KICK ROYAL

Damir Fister beobachtet Kicker im P1

44 - HAU-RÜCK

Klaus Fischer kann es sich (und anderen) nicht erklären

45 - OSSI VS. WESSI

Hansa Rostock besiegt sich selbst

46 - DER TRAUM VOM FUßBALL

Lars Leeses überraschender Aufstieg

47 - FUßBALL, PARTIES UND BACARDI

Bernd Buchheisters (De)Montage

48 - DER UNVOLLENDETE

Günter Netzer ist fast ein Gigant

49 - DAS KURZE LEBEN DES FC BERLIN

Ein Verein sucht seinen Namen

50 - DER SCHATTENMANN UND DIE MÄNNER IM SCHATTEN

Raymond Kalla will Geld sparen

01 - WILLI LIPPENS UND DAS GRAMMATIK-FOUL

Neulich in Herne, anno 1965. Sagt der Schiedsrichter: „Ich verwarne Ihnen.“ Sagt der Spieler: „Ich danke Sie.“ Stellt der Schiedsrichter den Spieler vom Platz. Die Geschichte von der Roten Karte wegen absichtlich falsch gebrauchten Akkusativs ist längst in den Zitatenschatz des Fußballs eingegangen; in Essen kennt sie jedes Kind. Hier schnürt Willi Lippens, wegen seines watschelnden Gangs „Ente“ genannt, von 1966 bis 1976 die Stürmerschuhe. So erfolgreich, dass Helmut Schön ihn vor der WM 1974 überreden will, Deutscher zu werden. Doch sein Vater hat die Deutschen als Besatzer erlebt und will keinen deutschen Sohn - auch wenn der im Ruhrpott aufgewachsen ist und kaum Holländisch spricht. Der Nationalmannschaft entgeht auf diese Weise ein Spieler, der nicht nur durch seine Tricks und Tore (79 Bundesligatore für RW Essen, 13 für Borussia Dortmund) glänzt, sondern auch Technik, den Ball mit dem Hinterteil zu stoppen, in der Bundesliga etabliert. Legendär sein Vorschlag an Bayern-Torwart Sepp Maier vor einem Spiel an der Hafenstraße, bei einem Abschlag der Bayern solle Maier den Ball spaßeshalber auf Lippens passen, er werde ihn dann wieder zurück zu Maier spielen. Maier lehnt ab. Als dann Ende der siebziger Jahre die Taktik endgültig Einzug in die Bundesliga hält und auch die Außenstürmer Abwehraufgaben übernehmen sollen, erklärt Lippens, es mache ihm keinen Spaß mehr, „wenn der Trainer will, dass ich Verteidiger decke und so eine Scheiße“. Lippens hört auf und widmet sich der Schweinezucht. Rückblickend ist er vor allem stolz auf die Tatsache, dass er „nie eine Torchance überhastet vergeben“ habe: „Lieber habe ich sie vertändelt.“ Und wenn „Ente“ heute seinen Sohn Michael in dessen Restaurant in Bottrop-Welheim besucht, wird er stets an den kuriosesten Platzverweis seiner Karriere erinnert. Der Name der Gaststätte: „Ich danke Sie“.

02 - AUF DOPING-DIÄT

Um ein Haar verreißt Roland Wohlfahrt das Steuer. Es ist Anfang 1995, Wohlfahrt ist unterwegs zur Geschäftsstelle seines Vereins, des VfL Bochum, als er im Autoradio hört, warum ihn die Clubführung zu einer Unterredung bestellt hat. Wohlfahrt ruft entsetzt zu Hause an. „Renate, man hat mich gepackt, ich muss Drogen genommen haben“, erzählt er atemlos. „Ich habe was im Blut, das muss noch aus Frankreich kommen. Die haben mir Gift hinten reingespritzt.“ Doch Wohlfahrt irrt: Das Gift kommt nicht aus St. Etienne, wo er bis vor wenigen Monaten die Fußballschuhe geschnürt hatte, sondern aus einer Apotheke in Bocholt. Dort hatte sich Wohlfahrt, dem guten Essen übermäßig zugetan und daher stets unter Gewichtsproblemen leidend, den angeblich harmlosen Appetitzügler Recatol verschreiben lassen. Was Wohlfahrt nicht ahnt: Recatol enthält das auf der Dopingliste stehende Norephedrin. Ephedrin, das ist dem Freund des gepflegten Fußballs und des nicht ganz so gepflegten Bonmots noch von der Weltmeisterschaft 1994 gut in Erinnerung. Dort war der argentinische Star Diego Maradona der Einnahme von Ephedrin überführt und gleichzeitig der deutsche Star Stefan Effenberg wegen ungebührlichen Verhaltens nach Hause geschickt worden, was Kalauer der Sorte auf den Plan rief, Argentinien spiele mit Ephedrin und Deutschland mit Effe draußen. Auch für Wohlfahrt verheißt die Verhandlung des DFB-Bundesgerichts in Frankfurt nichts Gutes: Wegen „grob fahrlässiger Einnahme verbotener Substanzen“ verurteilt es Wohlfahrt am 16. Februar 1995 zu einer Sperre bis zum 23. März. Damit ist Wohlfahrt, zuvor mit dem FC Bayern fünfmal Meister, einmal Pokalsieger, zweimal Torschützenkönig und zweimal Nationalspieler, der erste verurteilte Dopingsünder der Bundesliga. Als der Mann, der den Zitatenschatz der Bundesliga mit dem Klassiker „Zwei Chancen, ein Tor - das nenne ich hundertprozentige Chancenverwertung“ bereichert hat, 2001 aufhört, ist der Genussmensch Wohlfahrt gar nicht unzufrieden: „Ich bin froh, dass ich den Fußball hinter mir habe. Wenn ich morgens Jogger laufen sehe, dann wird mir ernsthaft schlecht.“

03 - DIE LAUNEN DES KLEINEN KÖNIGS

So hatte er sich das immer vorgestellt. In voller Montur, als „Der kleine König” (von Barcelona wohlgemerkt) lässt sich Wolfram Wuttke fotografieren, bevor er Espanyol Barcelona nach zwei höchst erfolgreichen Jahren 1992 den Rücken kehrt, um sein Glück noch einmal in der Bundesliga zu versuchen. „Kleiner König” nennen sie ihn zärtlich in Barcelona. Aus der Bundesliga sind ganz andere Einschätzungen des genialen Dribblers mit dem großen Mundwerk überliefert. Etwa die seines großen Förderers beim HSV, Ernst Happel, der irgendwann derartig die Nase voll hat, dass er grummelt: „Dem Wuttke haben sie ins Hirn geschissen.” Dass es in erster Linie der Mangel an diplomatischem Geschick ist, der den viermaligen Nationalspieler die ganz große Karriere kostet, davon ist nicht nur Wuttke selbst überzeugt, das werden auch Experten wie Günther Netzer später bestätigen. Schalke, Mönchengladbach, Hamburg und Kaiserslautern lauten die Stationen, bei denen Wuttke bis 1990 die Fans erfreut und die Funktionäre erzürnt. Da ist der Gladbach-Trainer Jupp Heynckes, den Wuttke wegen seiner Neigung, in Stresssituationen einen puterroten Kopf zu bekommen, „Osram“ tauft. Da ist der Linienrichter, dem Wuttke nach einer umstrittenen Entscheidung ein fröhliches „Du scheißt Dir doch vor Dir selber in die Hose!“ zuruft. Und da ist das Weinfest, bei dem Wuttke in seiner Lauterer Zeit trotz Verletzung gesichtet wird. Sein Kommentar: „Ich kann gar nicht auf einem Weinfest gewesen sein, weil ich nämlich Biertrinker bin.“ 1992 hat die Bundesliga Wuttke wieder, allerdings nur für wenige Monate: 1993 beendet das Enfant Terrible des deutschen Fußballs beim 1. FC Saarbrücken seine Karriere nach einer schweren Schulterverletzung. Unterkriegen lässt sich Wuttke auch nach seiner aktiven Karriere nicht. Als er im Jahr 2000 an der für Männer seltenen Krankheit Brustkrebs erkrankt, gelingt es ihm, den Krebs zu besiegen. Heute ist Wuttke wieder im Fußball aktiv: Seit Januar 2008 arbeitet er als Sportdirektor beim baden-württembergischen Oberligisten TSV Crailsheim. „König von Crailsheim“, klingt auch ganz gut.

04 - 1:0 WILL ICH NICHT

Irgendwann in den späten sechziger Jahren. Hennes Weisweiler tobt. „Sonntagmorgen, 10 Uhr, Krisensitzung! Das lass ich mir von Ihnen nicht bieten. Sie machen meinen Namen kaputt!“ Was war geschehen? Nun, die Fußballer von Borussia Mönchengladbach hatten ein Auswärtsspiel gewonnen. Allerdings nicht 8:4, nicht 7:1, nicht 6:3, sondern mit einem schnöden Allerweltsergebnis, 1:0, vielleicht auch 2:0, so genau erinnert sich der Chronist der Vorfalls, Günter Netzer, nicht mehr. Jedenfalls mit einer Strategie, die kaum etwas mit der Vorgabe gemein hat, die Weisweiler bei seinem Amtsantritt 1964 gemacht hatte: „Tore, Tore, Tore! Ihr dürft ruhig vier Gegentore kassieren, aber ihr müsst 5:4 gewinnen. 1:0 will ich nicht.“ Die Taktik, mit der die Gladbacher dieses Spiel bestreiten, ist das Resultat einer internen Mannschaftssitzung vor der Partie. Die „Fohlen“, wie sie wegen ihrer Jugend und ihres Offensivfußballs genannt werden, haben allmählich genug davon, die Komplimente zu bekommen, während die gemeinsam mit ihnen 1965 aufgestiegenen Münchner Bayern kühl kalkulierend die Titel einheimsen. Immerhin, in den folgenden Jahren stellt Weisweiler den Netzers und Heynckes ein paar gestandene Abwehrrecken wie Luggi Müller und Klaus-Dieter Sieloff an die Seite. Das hilft: Gladbach holt unter Weisweiler drei deutsche Meisterschaften, den DFB-Pokal und den UEFA-Cup. Der Meistertrainer räumt ein: „Nur mit Florett geht’s nicht, man braucht auch schwere Säbel.“ Als die Gladbacher dann allerdings am letzten Spieltag der Saison 1977/78 den Torrekord der Bundesliga einstellen und Borussia Dortmund mit 12:0 schlagen, wird das Weisweiler gar nicht so recht sein. Denn nur drei Tore mehr, und sie hätten den 1. FC Köln, bei dem der Meistertrainer inzwischen das Zepter schwing, noch vom Bundesliga-Thron gestoßen.

05 - HALS - UND POKALBRUCH

Genüsslich an seiner geliebten Zigarre paffend, blickt der Manager aus seinem Bürofenster auf die riesige Baustelle: Mit dem Bau der Veltins-Arena setzt sich eine schillernde Gestalt des deutschen Fußballs ein Denkmal zu Lebzeiten.

Rudolf „Rudi“ Assauer hat es als Fußballmanager allen gezeigt. In seiner zweiten Amtszeit stellt sich für seinen FC Schalke 04 der lang ersehnte sportliche wie finanzielle Erfolg ein, der Revierclub gewinnt 1997 den UEFA-Cup und 2001 den DFB-Pokal. Nachdem sie den Pott ein Jahr später erneut gewinnen, präsentieren die Schalke-Spieler den großen goldenen Kelch als triumphale Titelverteidiger. Die Trophäe wird durch den Mannschaftsbus nach vorne gereicht, im Schritttempo bricht sich das Gefährt langsam Bahn durch johlende Massen auf Gelsenkirchens Straßen. Schließlich gelangt der güldene Pokal auch in Assauers Hände. Lässig stellt er die Trophäe am offenen Busfenster vor sich ab. Da rutscht dem armen Assauer das gute Stück aus den Händen, und den Fans zu Füßen. „Oh!“, entfährt es dem Reporter vor Ort, und schweigt doch bloß beredte, als ein treuer Schalke-Fan das zu Schaden gekommene Stück zurück in Rudis Richtung reicht. Der Pott hängt malade am Sockel. Rudi Assauer, ein Mann der Tat, den Leichtsinn eingestehend, lässt den DFB-Pokal nicht nur reparieren, sondern bei günstiger Gelegenheit kurzum generalüberholen. Die 32.000 Euro zahlt Schalkes Manager aus eigener Tasche. Dann kommt die Trophäe zurück in die Vitrine, wo sie wochenlang zuvor als „Schiefer Pokal zu Schalke“ im vereinseigenen Museum ausgestellt war.

06 - DER SOMMERMÄRCHENONKEL

Hans Tilkowski hat es sich längst verziehen, als Torhüter der deutschen Nationalelf 1966 das weltberühmte „Wembleytor“ kassiert zu haben. Schließlich war es ja keins. Dass es kein zweiter Spieler seines Stammvereins zu großer Fußballprominenz gebracht hat, wurmt ihn vielleicht umso mehr. Auch Sönke Wortmann ist schlicht zu faul. Tilkowskis Urteil mag sich mit dem vieler Augenzeugen decken. Der schmächtige blonde Spieler aus dem defensiven Mittelfeld der SC Westfalia 04 Herne hat 1980/81 eine gute Saison gespielt, für eine große Laufbahn fehlt ihm aber der Ehrgeiz. Das weiß Wortmann besser als alle Zaungäste zusammen und beendet seine Kickerkarriere zu Gunsten eines Studiums. 1993 beginnt er mit großem Engagement an der Hochschule für Fernsehen und Film München ein Regiestudium. Zu dieser Zeit hat Tilkowski den verhinderten Fußballregisseur aus dem Mittelfeld der Westfalia freilich längst vergessen. Dann aber wird Wortmann ein berühmter Filmemacher. Nicht nur, dass er sich mit seinem Fußballfilm „Das Wunder von Bern“ in die Erinnerung des ehemaligen WM-Torhüters zurück bringt. Als die Westfalia 2004 ihr 100-jähriges Bestehen feiert, kicken Wortmann und Tilkowski in der Westfalia-Herne-Gedächtinis-Elf. Wortmann, der sich gegen den Fußball und für das Filmemachen entschieden hat, konzipiert einen zweistündigen Dokumentarfilm über die 2006er WM im eigenen Land, hergestellt aus über 100 Stunden Filmmaterial, im Stadion, neben der Bank und quasi als Teil der Mannschaft auch an Orten, die Normalsterblichen nicht zugänglich sind. Er lässt den Film am 14. August 2006 vor der Deutschen Fußballnationalmannschaft uraufführen. Unter dem Titel „Deutschland. Ein Sommermärchen“ lassen sich rund vier Millionen Deutsche, darunter auch Hans Tilkowski, von den Aufnahmen des Sommermärchenonkels ein weiteres Mal bewegen.

07 - EINE MILLION GUTER GRÜNDE

Unter der Regie des legendären Trainergenies Hennes Weisweiler findet 1976 der belgische Rechtsaussen Roger Van Gool den Weg vom FC Brügge ins Müngersdorfer Stadion des 1.FC Köln. Nach seinem Karrierehöhepunkt als Vater der dreifachen Meisterelf von Borussia Mönchengladbach kehrt Weisweiler nach einem Intermezzo beim FC Barcelona in seine ursprüngliche Heimat Köln zurück und bringt Roger Van Gool mit, der ihm bei internationalen Einsätzen aufgefallen war. Das Besondere daran ist allerdings die Höhe der Ablösesumme: eine Million DM muss Köln hinblättern, eine Schallmauer zu damaliger Zeit. Sein Instinkt soll Weisweiler aber auch dieses Mal nicht im Stich lassen. Die Million für Van Gool bleibt auf Jahre eine lohnende Investition für den Verein. Mit Weisweiler auf der Bank und Publikumsliebling Van Gool rechts aussen hat der 1.FC seine erfolgreichste Zeit überhaupt. Der dribbelstarke Van Gool spielt 96 Mal in der Bundesliga und erzielt 28 Tore. Der Verein gewinnt mit ihm 1978 die Deutsche Meisterschaft und wird 2 Mal Pokalsieger (1977 und 1978). Es gelingt Weisweiler 1979 auch, die Mannschaft erfolgreich bis ins Halbfinale des Europapokals der Landesmeister zu führen, wo sie jedoch an Nottingham Forest scheitern.

Im Gegensatz zu manch anderem teuren Transfer der heutigen Zeit also ein denkbar glücklicher Ausgang für den ersten „Millionen-Mann” der Bundesliga, der nach heutigen Maßstäben mit 500.000 Euro geradezu ein Schnäppchen wäre. Nach weiteren Stationen in Coventry und Nimes beendet de Gool seine Laufbahn Mitte der 80er Jahre.

08 - DIE FLUCHT DES FEUERWERMANNES

Trainer Jörg Berger gilt als Motivationskünstler, der als Retter von abstiegsbedrohten Vereinen häufig schnellen Erfolg erzielt. Daher rührt auch sein Spitzname „Feuerwehrmann.“

Trotz des in Aussicht stehenden Trainerpostens der DDR-Fußballnationalmannschaft nutzt der Fußballlehrer eine Jugoslawien-Reise im Jahre 1979 zur Flucht in den Westen. Von den Vereinen im demokratischen Teil Deutschlands wird er deshalb - anders als viele aktive Spieler - noch lange nicht hofiert. Im Gegenteil: Der später als Retter in der Krise mehrfach für Furore sorgende Jörg Berger muss sich seinen Ruf im Westen hart erkämpfen.

Fast immer trainiert er unruhige Vereine - Eintracht Frankfurt, Fortuna Düsseldorf - und führt Krisenclubs in der Folgesaison teils bis in den UEFA-Cup: etwa den FC Schalke 04 im Jahre 1996. Pech für Berger: Als die „Königsblauen” einige Monate später den UEFA-Pokal sensationell gewinnen, haben die Verantwortlichen des Vereins ihren Erfolgscoach zum Unverständnis vieler Fans längst durch den Holländer Huub Stevens ersetzt.