Die Abenteurer - Folge 10 - Robert deVries - E-Book

Die Abenteurer - Folge 10 E-Book

Robert deVries

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Beschreibung

FOLGE 10: DER WEG DES ORAKELS:

Noch heute lassen die Ruinen der Tempelstadt von Delphi erahnen, dass hier einst ein Zentrum ungeheurer Macht war. Herrscher und Fürsten, Priester und Reisende suchten seinen weisen Rat und nahmen dafür beschwerliche, oft jahrelange Wege in Kauf. Mit seiner Hilfe erblühte Griechenland zur Weltmacht.

Die Macht des Orakels ist längst vergangen, und mit ihr die Vorherrschaft Griechenlands. Irgendwann wurde es aus seinem Tempel entführt, und bis heute weiß niemand, wohin es gebracht wurde und ob es überhaupt noch existiert.

Doch allein das Orakel von Delphi kennt die Lage des Schlüssels zum Tor nach Atlantis! Und so nehmen die Abenteurer eine Spur auf, die sich vor über 2000 Jahren verwischte: den Weg des Orakels ...

Die Abenteurer - Auf den Spuren der Vergangenheit: Ein rasanter Trip an atemberaubende Orte der Menschheitsgeschichte. Ein Wettlauf um nie endenden Ruhm, unermesslichen Reichtum und längst vergessene Geheimnisse. Spring auf und entdecke zusammen mit den Abenteurern die Rätsel der Vergangenheit!

Ein Muss für Fans von Indiana Jones, Clive Cussler und Matthew Reilly!

***

DIE ABENTEURER - AUF DEN SPUREN DER VERGANGENHEIT:

Auch in unserer modernen Welt gibt es unzählige Rätsel. So ist bis heute das Geheimnis des Bermuda-Dreiecks ungelöst. Auch wurde bisher noch kein Hinweis auf die Existenz von Atlantis gefunden. Und welche Vorgänge verbergen sich hinter der Entstehung von Kornkreisen? Können tatsächlich alle UFO-Sichtungen auf optische Täuschungen zurückgeführt werden? Und gibt es irgendwo nicht doch ein "El Dorado" zu entdecken?

Diesen und vielen anderen Rätseln sind die Abenteurer Thomas Ericson und Gudrun Heber auf der Spur. Egal, ob als dynamisches Duo oder in Zusammenarbeit mit ihren Kollegen des A.I.M.-Teams, sie entschlüsseln antike Hinweise, erkunden atemberaubende Orte und bestehen tödliche Gefahren.

Doch nicht nur sie haben es auf die vergessenen Geheimnisse abgesehen. Verfolgt vom mysteriösen Professor Karney hetzen die Forscher über den ganzen Globus. Und dabei entpuppt sich ihr größenwahnsinniger Verfolger schnell als intelligenter Gegner: berechnend, eiskalt und immer tödlich ...

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Inhalt

Cover

Über diese Serie

Über diese Folge

Über die Autoren

Impressum

Der Weg des Orakels

In der nächsten Folge

Die Abenteurer – Auf den Spuren der Vergangenheit

Auch in unserer modernen Welt gibt es unzählige Rätsel. So ist bis heute das Geheimnis des Bermuda-Dreiecks ungelöst. Auch wurde bisher noch kein Hinweis auf die Existenz von Atlantis gefunden. Und welche Vorgänge verbergen sich hinter der Entstehung von Kornkreisen? Können tatsächlich alle UFO-Sichtungen auf optische Täuschungen zurückgeführt werden? Und gibt es irgendwo nicht doch ein „El Dorado“ zu entdecken?

Diesen und vielen anderen Rätseln sind die Abenteurer Thomas Ericson und Gudrun Heber auf der Spur. Egal, ob als dynamisches Duo oder in Zusammenarbeit mit ihren Kollegen des A.I.M.-Teams, sie entschlüsseln antike Hinweise, erkunden atemberaubende Orte und bestehen tödliche Gefahren.

Doch nicht nur sie haben es auf die vergessenen Geheimnisse abgesehen. Verfolgt vom mysteriösen Professor Karney hetzen die Forscher über den ganzen Globus. Und dabei entpuppt sich ihr größenwahnsinniger Verfolger schnell als intelligenter Gegner: berechnend, eiskalt und immer tödlich …

Über diese Folge

Noch heute lassen die Ruinen der Tempelstadt von Delphi erahnen, dass hier einst ein Zentrum ungeheurer Macht war. Herrscher und Fürsten, Priester und Reisende suchten seinen weisen Rat und nahmen dafür beschwerliche, oft jahrelange Wege in Kauf. Mit seiner Hilfe erblühte Griechenland zur Weltmacht.

Die Macht des Orakels ist längst vergangen, und mit ihr die Vorherrschaft Griechenlands. Irgendwann wurde es aus seinem Tempel entführt, und bis heute weiß niemand, wohin es gebracht wurde und ob es überhaupt noch existiert.

Doch allein das Orakel von Delphi kennt die Lage des Schlüssels zum Tor nach Atlantis! Und so nehmen die Abenteurer eine Spur auf, die sich vor über 2000 Jahren verwischte: den Weg des Orakels …

Die Abenteurer - Auf den Spuren der Vergangenheit: Ein rasanter Trip an atemberaubende Orte der Menschheitsgeschichte. Ein Wettlauf um nie endenden Ruhm, unermesslichen Reichtum und längst vergessene Geheimnisse. Spring auf und entdecke zusammen mit den Abenteurern die Rätsel der Vergangenheit!

Über die Autoren

An der Romanserie Die Abenteurer haben die Autoren Robert deVries, Wolfgang Hohlbein, Karl-Heinz Prieß, Hubert H. Simon, Frank Thys und Marten Veit mitgewirkt. Sie alle haben jahrelange Erfahrung im Schreiben von Spannungs-, Fantasy- und Abenteuergeschichten. Durch ihre jeweils besonderen Interessen und Stärken entstand mit Die Abenteurer ein genresprengendes Epos um die größten und ältesten Mysterien der Menschheit.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe: Copyright © 1992-1993 by Bastei Lübbe AG, Köln Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe: Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Projektmanagement: Stefan Dagge

Covergestaltung: © Guter Punkt, München www.guter-punkt.de unter Verwendung von thinkstock: KovacsAlex djiledesign gorsh13

E-Book-Erstellung: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH,

Robert deVries

Der Weg des Orakels

DER WEG DES ORAKELS

Von einer Sekunde zur anderen schlug der Mann die Augen auf und hob bedächtig den Kopf. Sein Blick streifte durch die winzige Kammer. Alles sah aus wie zu dem Zeitpunkt, da er die Augen geschlossen hatte. Wie lange mochte das zurückliegen? Tage? Jahre? Oder vielleicht Jahrhunderte? Er wusste es nicht, und es war ihm auch gleichgültig. Er wusste nur, dass er einen Auftrag hatte. Allein das war wichtig.

Der Ruf war ergangen. An ihn.

Jemand rief ihn. Jemand, der über unfassbare Kräfte verfügte. Jemand, der die Autorität besaß, ihn zu befehligen. Und er würde gehorchen, wie immer der Befehl lautete.

Denn das war seine Aufgabe.

Langsam bewegte er eine Hand, ballte sie zur Faust und öffnete sie wieder, um zu prüfen, ob die Körperfunktionen noch zufriedenstellend arbeiteten. Danach verließ er seinen Platz an der Wand und trat zu dem einzigen Einrichtungsgegenstand in der Kammer, einem schlichten Garderobenständer, an dem alles hing, was er benötigte: Anzug, Krawatte, Hut, Schirm, alles komplett in Schwarz, dazu ein weißes Hemd. Und unter dem Ständer ein schwarzes Paar Schuhe und die zugehörigen Socken.

Kaum hatte sich der Mann angekleidet, bildete sich an der Stirnseite der Kammer eine Öffnung, die vorher nicht zu erkennen gewesen war. Er rückte seinen Hut zurück und trat hinaus auf den Gang. Zielstrebig schritt er an unzähligen Kammern vorbei, in denen andere wie er darauf warteten, dass der Ruf an sie erging.

Es war still. Totenstill. Das einzige Geräusch war das hohle Klacken seiner Schritte auf dem Steinboden – fast schon frevelhaft durchschnitt es die Ruhe. Es war, als läge ein Hauch von Jahrtausenden in der Luft.

Am Ende des Ganges öffnete sich die Mauer vor ihm zu einem runden Schlund. In der domförmigen Halle dahinter blieb er stehen.

Er war am Ziel. Hier würde er seine Anweisungen erhalten.

Bald begannen die glitzernden Kristalle an den Wänden zu leuchten, heller und heller, bis die gesamte Halle in gleißenden Lichtschein gehüllt war. Einen Menschen hätte die Lichtfülle binnen Sekunden blind gemacht, doch der schwarz gekleidete stand nur da und blinzelte nicht einmal.

Er wartete regungslos. Dann hörte er eine körperlose Stimme, und es war nicht festzustellen, ob sie tatsächlich erklang oder nur in seinem Kopf war.

Ich bin Cahuna, dein Herr! dröhnte sie.

Der Mann verneigte sich um eine Winzigkeit.

»Du bist es.«

Ich habe einen Auftrag für dich, Diener.

»Ich höre und gehorche.«

Es war wie ein Ritual. Jeder Auftrag wurde mit genau denselben Sätzen und Antworten eingeleitet.

Du bist auserwählt, mir das Orakel zu bringen, welches das delphische genannt wird, fuhr die Stimme fort. Jahrtausende hat es fernab von seinem angestammten Platz an einem verborgenen Ort geruht, doch jetzt ist die Zeit seines Schweigens vorbei. Ich brauche mehr Wissen, mehr Informationen, und wer wäre dafür geeigneter als das größte aller Orakel? Du wirst es hierher bringen.

Die Stimme schwieg einen Moment lang. Dem Mann in Schwarz kam es vor, als wäre es dieses Mal eine andere als bei den letzten Aufträgen. Aber das war ohne Bedeutung. Sie hatte die Macht zu befehlen, allein das zählte.

Dein Auftrag ist von solcher Wichtigkeit, dass ich die Spanne deiner Aktionszeit um ein Vielfaches verlängere. Außerdem wirst du besondere Kräfte erhalten, die dich jede Widrigkeit überwinden lassen. Ich habe dich auserwählt, weil du in den letzten Jahren mehrere Missionen durchgeführt hast. Daher ist auch deine Erinnerung daran nicht gelöscht.

Der Mann lauschte in sich. Tatsächlich. Der Einbruch ins Moskauer Kulturmuseum, der Raub eines Pergaments aus den geheimen Bibliotheken des Vatikans und eines Artefakts aus den Händen eines Hamburger Kunstsammlers – alles war noch da. Er erinnerte sich an jede Kleinigkeit, als wäre es gestern geschehen.

Er spürte auch die Kraft, die plötzlich in ihn strömte, eine Kraft, die in jede Faser seines Körpers drang.

Bist du bereit, Diener?

»Ich bin es.« Es war unvorstellbar, dass ein Schwarzer jemals anders als mit dieser Formel geantwortet hätte. Aber dann begann sich ein Fragment in seiner Erinnerung zu rühren, und aus einem Impuls heraus fügte er hinzu: »Nenn mich bitte nicht Diener. Ich habe einen Namen. Nenn mich Elwood.«

Sekundenlang herrschte Schweigen. Es schien, als hätte es der körperlosen Stimme die Sprache verschlagen. Sogar das kristalline Licht flackerte unruhig, und als die Stimme wieder zu sprechen begann, klang sie schärfer, vorwurfsvoller:

Wie kommt ein Diener wie du zu einem Namen?

Wenn er hätte fluchen können, hätte er sich dafür verflucht, diese Sache überhaupt erwähnt zu haben. Gefühle hätten ihm eigentlich fremd sein müssen, aber trotzdem verspürte er so etwas wie vages Unbehagen, dass er wieder in seine Kammer zurückgeschickt werden würde und ein anderer die Mission übernahm.

»Es ist während meiner letzten Mission in Hamburg passiert«, erwiderte er wahrheitsgemäß. Er war nicht in der Lage zu lügen. Kein Mann in Schwarz konnte das. »Eine Frau hat mich so angesprochen, wahrscheinlich irrtümlich. Aber der Name hat mir gefallen, deshalb habe ich ihn behalten.«

Er rief sich die Szene ins Gedächtnis.

»Hallo, Süßer«, hatte ihm die leicht bekleidete Frau zugerufen, »wie wär’s denn mit uns beiden? Willst du mir nicht verraten, wie du heißt?« Und als er weitergegangen war: »He, bleib doch stehen. Du musst mir deinen Namen ja nicht sagen, wenn du nicht willst. Ich werde dich einfach Elwood nennen. Einverstanden?«

Erst jetzt war er stehen geblieben und hatte sie angeblickt. »Warum nennst du mich so?«

Sie hatte gelächelt und auf die andere Straßenseite gedeutet. »Na, weil du genauso aussiehst wie der Typ da drüben.«

Und als er hinüberschaute, hatte er sich selbst gesehen – auf einem Kinoplakat! Nur dass die Gestalt auf dem Plakat eine schmale Sonnenbrille getragen hatte, genauso wie der etwas dickliche zweite Mann, der daneben abgebildet war.

Blues Brothers, hatte groß darüber gestanden, das härteste Duo seit Nitro und Glyzerin.

Du scheinst kein normaler Diener zu sein. Nirgends steht geschrieben, dass ein Diener je einen Namen gehabt hätte. Täuschte er sich, oder klang da plötzlich Belustigung mit? Aber andererseits steht nirgends geschrieben, dass ein Diener keinen Namen haben dürfte! Also … Eine Pause. Bist du bereit, Elwood?

»Ich bin es«, wiederholte er.

Dann geh! Geh nach Delphi, nimm die Spur des Orakels auf und bring es hierher!

***

»Einundvierzig«, keuchte Sutherland atemlos. »Zweiundvierzig, dreiundvierzig …«

Seine Bewegungen wurden langsamer, kraftloser. Er spürte, dass er es nicht schaffen würde.

Trotzdem – er durfte nicht aufgeben. Jetzt noch nicht! Nur noch ein kleines Stück, dann hatte er es geschafft!

»Vierundvierzig, fünfundvierzig«, zählte er mit zusammengepressten Zähnen weiter und versuchte, seine schmerzenden Muskeln zu ignorieren. Auf seiner Stirn glänzte Schweiß und lief an den grauen Schläfen herab. »Sechsundvierzig, siebenund …«

Es hatte keinen Sinn. Seine Kräfte ließen rapide nach. So sehr es ihm widerstrebte, er musste aufgeben. Aus!

Erschöpft ließ er sich zu Boden sinken und schloss die Augen.

Es schien, überlegte er, als würde er langsam alt.

Sutherland richtete sich auf, als Connor, der schottische Butler von Oake Dûn, den Fitness-Raum betrat.

»Mr. Leroy ist aus dem Dorf zurück«, meldete er in seiner ihm eigenen distinguierten Art. »Ich habe ihn gebeten, im Salon zu warten.«

»Gut. Sagen Sie ihm, dass ich in ein paar Minuten bei ihm bin.«

Sutherland legte sich ein Handtuch um den Nacken und folgte seinem Butler. Er seufzte. Manchmal kam es ihm vor, als sei der Bodybuilding-Raum nur eine modernere Version der mittelalterlichen Folterkammer, die sich ebenfalls in Oake Dûn befand. Er nahm sich trotzdem vor, in Zukunft wieder öfter zu trainieren, sonst kam er völlig außer Form. Fünfundvierzig Liegestütze, das war absolut indiskutabel, selbst wenn er sich vorher an einem halben Dutzend anderer Geräte verausgabt hatte.

Als er wenig später im Salon erschien, hatte er seinen Trainingsanzug gegen einen eleganten Zweireiher getauscht. Nun entsprach er ganz und gar dem Bild eines vornehmen und vermögenden Schlossherren. In der Tat, Ian Sutherland, der Earl of Oake Dûn, war ein vermögender Mann. Das weitläufige Schloss direkt an der schottischen Küste stellte nur einen kleinen Teil seines Familienerbes dar, das er von hier aus verwaltete. Diese finanzielle Unabhängigkeit ermöglichte es ihm, sich ungehindert seinen Passionen zu widmen, von denen die wichtigste wohl das Sammeln archäologischer Artefakte war. Ganz Oake Dûn war quasi ein riesiges Privatmuseum. Manche Stücke schmückten die Räume und Zimmer, andere wurden im den schlosseigenen Labors untersucht, und wiederum andere lagerten hinter dicken Tresortüren.

Das Studium der Vorzeit war zu einer Leidenschaft geworden, die ihn nicht mehr losließ. Je mehr er sich damit beschäftigte, desto stärker war er davon überzeugt, dass sich vieles ganz anders abgespielt haben musste, als es der Lehrmeinung entsprach. Es gab zu viele Merkwürdigkeiten: unfassbares naturwissenschaftliches und astronomisches Wissen, gigantische Bauwerke, antike Pläne, auf denen technische Geräte abgebildet waren, und vieles mehr. Sutherland war sich sicher, dass die Vergangenheit viel fantastischer war, als man es sich landläufig vorstellte.

Doch bis jetzt gab es nur Anhaltspunkte und Indizien, kleine Puzzleteile, nicht mehr. Das Gesamtbild lag hinter dem Schleier der Geschichte verborgen. Um ihn zu lüften, hatte er A.I.M. gegründet, eine private Organisation, die auf Oake Dûn ihren Sitz hatte und für die gelegentliche Helfer rund um die Welt arbeiteten: Archäologen, Wissenschaftler und Spezialisten.

Pierre Leroy war dagegen ein engerer Mitarbeiter, der auch auf Oake Dûn lebte, wenn er nicht gerade in Sutherlands Auftrag unterwegs war.

»Ah, da sind Sie ja, Pierre«, begrüßte Sir Ian ihn. »Haben Sie im Dorf einen neuen Stallburschen gefunden?«

Leroy erhob sich von einem der großen, weichen Ledersessel. »Gleich drei, die in die engere Auswahl kommen«, entgegnete er. »Sie kommen heute Nachmittag vorbei und stellen sich vor. Ich wollte die letztendliche Entscheidung Ihnen überlassen.«

Sutherland lächelte. »In Ordnung. Ich danke Ihnen, Pierre.«

Der Unterschied zwischen den beiden Männern hätte nicht größer sein können. Auf der einen Seite der hochgewachsene, grauhaarige Sutherland, der Ruhe und Gelassenheit ausstrahlte, auf der anderen Seite Leroy, einen guten Kopf kleiner, mit vollem schwarzen Haar und unruhigen Händen, die ständig in Bewegung zu sein schienen.

Sutherland machte eine einladende Geste. »Ich habe einen neuen Auftrag für Sie. Aber das sollten wir besser im Sitzen besprechen.«

»Klingt nach einer längeren Geschichte«, meinte Leroy interessiert, während sie vor dem Kamin Platz nahmen.

»Ganz recht. Wie Sie ja bereits wissen, hat Tom Ericson vor einigen Tagen in Yukatan eine Schriftrolle mit antiken Schriftzeichen gefunden und auch gleich – zumindest teilweise – entschlüsselt. Seine Ergebnisse kamen vor vier Stunden per Telefax. Und nun passen Sie auf: Es ist dort von einem Tor die Rede, das nach … Atlantis führen soll!«

»Atlantis? Aber das ist doch nur ein Mythos!«

»Wie können Sie sich da sicher sein?« Sutherland schüttelte den Kopf. »Es gibt viele Hinweise darauf, dass es früher schon einmal eine Hochkultur auf der Erde gegeben hat – eine Hochkultur, die in der Sintflut untergegangen ist. Nun haben wir die Chance, mehr darüber zu erfahren. Wir werden diese Spur weiterverfolgen. Gudrun und Tom sind bereits auf dem Weg nach Südamerika. Alles deutet darauf hin, dass sich das erwähnte Tor irgendwo in den Anden befindet. Ich hoffe, dass wir bald Klarheit haben, ob an der Geschichte etwas dran ist.«

Connor gesellte zu ihnen und erkundigte sich nach ihren Wünschen. Leroy wählte einen Cocktail, Sutherland einen Scotch auf Eis, und er trug Connor auf, eine bestimmte Karte zu holen.

»Schön und gut«, sagte Leroy. »Aber was soll ich dabei tun?«

»In der Schriftrolle geht es nicht nur um die Lage des Tors. Es ist auch von einem Schlüssel die Rede. Und da kommen Sie ins Spiel.«

»Verstehe. Ich soll Ihnen also den Schlüssel besorgen. Kein Problem.« Leroy ließ die Fingergelenke knacken. Er hatte seine Fertigkeiten schon oft für A.I.M. eingesetzt. Er war ein wahrer Meister darin, irgendwelche Artefakte zu besorgen, mochten sie auch noch so gesichert oder bewacht sein. Sein Handwerk hatte er von den Clochards unter den Pariser Seine-Brücken gelernt, wo er einige Jahre gelebt hatte. »Sagen Sie mir, wo er ist und wie er aussieht, und in ein paar Tagen gehört er Ihnen!«

Sutherland antwortete nicht gleich, sondern entzündete seine Pfeife, und erst als sie zu seiner Zufriedenheit brannte, redete er weiter: »Das Problem ist leider, dass ich weder weiß, wie der Schlüssel aussieht, noch wo er sich befindet.«

»Ja, aber … Was soll ich dann …?«

»In der Schriftrolle gab es einen Hinweis für Leute, die so klug sind wie wir: Das Orakel kennt die Lage des Schlüssels! Sie sollen also nichts weiter als das Orakel finden, Pierre.«

»Und welches Orakel? Soweit ich weiß, hat es in der Menschheitsgeschichte mehrere gegeben.«

Sutherland zog an seine Pfeife und blies eine graue Wolke aus. »Sicher können wir uns natürlich nicht sein«, sagte er, »doch da es nur ›Das Orakel‹ genannt wurde, wird wohl das bekannteste gemeint sein. Das Orakel von Delphi.«

Leroy rutschte unruhig auf dem Sessel umher. »Nun, Sie sind der Experte. Ich habe nur ein bisschen Kunstgeschichte studiert. Aber soweit ich weiß, war das Orakel von Delphi nichts anderes als eine Erfindung der griechischen Priesterschaft, um mit verschwommenen Orakelsprüchen Geld zu scheffeln und Einfluss zu gewinnen.«

»Was nicht ausschließt, dass es irgendwann einmal ein echtes Orakel in Delphi gegeben hat«, gab Sutherland zu bedenken.

»Angenommen, da wäre was dran, wo soll ich suchen? In Delphi? Dort gibt es doch nur noch Ruinen.«

»Dieselbe Frage habe ich mir auch gestellt, und Connor beauftragt, in allen erreichbaren Datenbanken nachzuforschen, ob es irgendwo Hinweise auf das Orakel gibt. Dabei hat sich kurioserweise herausgestellt, dass ich längst selbst im Besitz eines solchen Hinweises bin.«

Connor brachte die Getränke und eine tischdeckengroße Karte aus braunem Leder. Sutherland breitete sie auf dem Tisch aus.

»Diese Karte habe ich vor Jahren von einem Händler in Khartoum gekauft – nicht, weil sie besonders alt wäre, sondern weil sie mir gefallen hat. Sie zeigt einen Ausschnitt von Ostafrika, und hier …« Er deutete auf ein kleines doppeltes Kreuz, das von einem Kreis umschlossen war. »Mitten in der sudanesischen Wüste findet sich ein Symbol, das früher nur in Delphi als Zeichen des Orakels benutzt wurde.«

»Das soll eine konkrete Spur sein?«, fragte Leroy skeptisch. »Ist das nicht ein bisschen dünn?«

»Ich würde dasselbe denken, wenn nicht ein zweiter Hinweis ebenfalls in den Sudan weisen würde. Dort ist nämlich seit ein paar Jahren eine sogenannte ›Bruderschaft des Orakels‹ aktiv geworden ist. Wahrscheinlich eine Art Geheimbund – Näheres war nicht in Erfahrung zu bringen.«

»Sie glauben, dass es da einen Zusammenhang gibt?«

»Sagen wir so: Ich möchte, dass Sie das herausfinden.«

»Der Sudan also.« Leroy seufzte. »Sonne, Sand und Hitze. Besonders verlockend klingt das nicht. Hätten Sie nicht einen anderen Auftrag für mich? Auf den Bahamas? Oder auf Hawaii?«

Sutherland lachte. »Nun, so schlimm wird es schon nicht werden. Ihre Flugkarten und alle nötigen Papiere liegen schon bereit. Ihr Jet nach Khartoum geht morgen Mittag. Ach ja, und noch etwas …«

»Ja?«

»Sie werden sich in Khartoum mit einer anderen Mitarbeiterin treffen. Ihr Name ist Valerie Gideon. Sie ist eine gute Archäologin und kennt sich hervorragend im arabischen Raum aus.«

»Eine Frau?«, meinte Leroy wenig begeistert. »Aber warum? Ich habe bislang immer alleine gearbeitet.«

»Nanu? Sonst verstehen Sie sich doch so gut mit dem weiblichen Geschlecht! Und Valerie ist eine ganz besondere Frau.«

»Das mag sein, aber bei einem Auftrag fühle ich mich wohler, wenn ich nur auf mich selbst aufpassen muss. Ein altes Prinzip.«

»Keine Bange. Wie ich Valerie kenne, ist sie durchaus in der Lage, sich selbst ihrer Haut zu wehren.« Ian Sutherland grinste unverhohlen. »Ehrlich gesagt, ich kenne kaum jemanden, der dazu besser in der Lage wäre.«

***