Die Achse des Blöden - GAX Axel Gundlach - E-Book

Die Achse des Blöden E-Book

GAX Axel Gundlach

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Beschreibung

SATIRONIE, KAFKALAUER, SACKKREISEL "Die Achse des Blöden" Jahrbuch 2014 ist eine Sammlung durchgängig datierter, satirischer Texte und sarkastischer Spiegelbilder zum Weltgeschehen. Die meisten Texte beschäftigen sich mit einer aktuellen Meldung des Tages, manchmal auch mit mehreren korrespondierenden Ereignissen, aber immer mit der ungebrochenen, omnipräsenten Macht des Blöden. Warnung: In einigen der Beträge kommen Menschen zu Schaden oder zu Tode, einige durch eigene Blödheit, die meisten aber durch die grenzenlose Dummheit Anderer. All denen gilt sein Mitgefühl und Beileid, auch wenn sich der Nonsensenmann hier weiterhin über unser aller Schicksal lustig macht!

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Danksagung

Einen besonders herzlichen Dank schulde ich meinem Freund Hans Gerzlich, dem es in vielen gemeinsamen Gesprächen so ganz nebenbei gelungen ist, in mir die Begeisterung für die Kleine Bühne und das Kabarett wieder zu wecken.

Mein kollegialer Dank gilt den grandiosen Schreibern und Rampenkönigen Severin Groebner, Jess Jochimsen und Matthias Deutschmann für ihre freundliche Ermunterung. Und irgendwie auch dem unvergessenen Original Alfred Edel, der mich schon in jungen Jahren ermutigt hat, mir nicht in meinen seltsamen Humor reinquatschen zu lassen.

Ebenso danke ich den Mastern meines Frankfurter Homeslams, Jürgen Klumpe und Dirk Huelstrunk, zum einen dafür mich überhaupt zum Poetry Slam gebracht zu haben, zum anderen dafür, dass sie mich nach rekordverdächtig wenigen Slams für die Hessenmeisterschaft nominiert haben.

Last but not James! Ich danke mit leichtem Widerwillen allen kranken Spinnern, peinlichen Politikern, großkotzigen Gierschlünden, fanatischen Aberglaubenskaspern und sonstigen Irrgängern, ohne die „Die Achse des Blöden“ nicht zustande kommen könnte. Aber jetzt verpisst Euch endlich von diesem schönen Planeten!

Widmung

Für Sabina, cfi

Für Eva, Werner, Günter, Ronni, Jul, Alvaro

Für meine Freunde aus dem

KaHouse für KunstKulturKommunikation

INHALTSVERZEICHNIS

JANUAR

FEBRUAR

MÄRZ

APRIL

MAI

JUNI

JULI

AUGUST

SEPTEMBER

OKTOBER

NOVEMBER

DEZEMBER

Werbung fürs Zweitbuch

Zum Autor

VORWORT

„Als ich angefangen Comedy zu machen – oder was auch immer das ist, was ich hier mache -, gab es jede Woche ein großes Thema, irgendein Ereignis, das die Titelblätter aller Zeitungen beherrscht hat. Da hatte ich Zeit mich hinzusetzen und zu überlegen, wie ich da eine gute Story draus machen kann. Heute, im Informationszeitalter, mit all diesen 24-Stunden-Nachrichten-Kanälen und Tausenden von Internetdiensten – wenn mir da mal was auffällt, und ich denke, da kann ich was draus machen, mit ein paar Stunden Arbeit – und Bamm! – schon sind 20 andere Sachen passiert!“

Louis Black, Comedian, Jahrgang 1948

So hat halt alles zwei Seiten. Sagte die Münze zum Würfel. Wenn man sich auf der Suche nach Inspiration diesem allgegenwärtigen Informationstsunami aussetzt, findet man natürlich viel Material für satirische oder komödiantische Texte, aber durch die Vielzahl der Nachrichten und Hintergründe, der verzwickten und oft ambivalenten Situationen, die für viele Menschen auch oft so unterschiedliche Bedeutungen haben, ist es sicher nicht leichter geworden, den wahnwitzigen Kern ans Licht zu zerren. Zum Glück gibt es aber eine verlässliche Größe hinter vielen Ereignissen: Die menschliche Dummheit!

Seine oft peinlich zur Schau gestellte Gier nach Macht oder Geld, seine durch blinden Fanatismus befeuerte Rechthaberei und sein böser Wille im Detail, die waghalsigen Versuche die eigenen Taten mit herbei halluzinierten Argumenten zu rechtfertigen – eben alles, was dazu geeignet ist, unsere trotzdem unbestreitbare Begabung zur Vernuft in Grund und Boden zu torpedieren, versorgt diese Jahresübersicht zuverlässig mit Material.

Die Achse des Blöden ist aber nicht nur eine tapfere Odyssee durch den alltäglichen Wahnsinn der Menschheit und ihres oft erschreckend erbärmlichen Führungspersonals, sie ist auch ein immer wieder ein Blick in den Irrgarten der unfreiwilligen Komik, der menschlichen Schwächen und kleinen Fehler ganz normaler Leute; Leute, wie Du und ich, die voller Entschlossen-heit ihre Chance ergreifen, mit ihrer ganz eigenen Blödheit mal für fünf Minuten berühmt zu sein. Alles Taten und Typen, denen man am liebsten diesen einen beruhigenden Satz vorausschicken möchte:

Die folgenden Ereignisse und Personen sind frei erfunden!

Sind sie aber nicht! So ein Pech! Vorhang auf!

JANUAR

01.01.2014

Komparsennachschub

Prost Neujahr! Mit dem ersten Tag des Jahres treten wie gewohnt tolle neue Gesetze in Kraft. Unter anderem die Novelle des Filmförderungsgesetzes, die mit einem neuen Paragrafen zur "Barrierefreiheit geförderter Filme" glänzt. Ziel: "Sehbehinderte und hörgeschädigte Menschen sollen an den Filmen besser teilhaben können."

Jetzt freue ich mich schon auf die neue Staffel von CSI Wuppertal.

Chef am Mikroskop. "Ich kann nichts erkennen!"

Mitarbeiter direkt daneben: "Hast Du was gesagt?"

02.01.2014

Aufgetaucht

Nachdem er seine Kunden in klassischer Investmentbänkermanier um 21 Millionen Doller behumpst hatte, war Aubrey Lee Price eines sofort klar: er musste untertauchen!

Also hinterließ er einen Abschiedsbrief mit der Ankündigung, sich aus Scham und zum Zwecke der Selbstertränkung ins Meer zu stürzen, betrat dann mit Tauchergewichten und einem schweren Rucksack behängt eine Fähre und rollte sich vor Zeugen über die Reling in nasse Kühl, um wie geplant unter zu tauchen. Eine offensichtlich wohl vorbereitete Verzweiflungstat mit großem Showeffekt und gut verstecktem Sauerstoffvorrat, denn kaum ein Jahr später ging der wiederauferstandene Raubbänker der örtlichen Polizei ins Netz - und zwar an Land!

Und wie immer stellt sich dieselbe Frage: wie blöd kann denn eigentlich jemand sein, der einerseits mit hoch komplizierten, finanzmathematischen Ausnahmerechenarten 21 Millionen veruntreut, dann aber mit dem Führerschein seiner eigenen Leiche in eine Verkehrskontrolle rasselt?

03.01.2014

Ausgleichende Gerechtigkeit

Kim Jong Un, seines Zeichens Erstes Maskottchen des Zinnsoldatenstaats Mordkorea und international anerkannter Spezialist für innerfamiliäre Diplomatie, hat seinen zur Entsorgung freigegebenen Onkel nicht nur schlicht erschießen lassen, sondern durch "Quan Jue" ins Jenseits befördert, also durch die ausschließlich für wirklich widerliche Erzfeinde bestimmte "Hinrichtung durch Hunde".

Aber wenn man mal bedenkt, was man sonst so über Hunde und die koreanische Küche zu berichten weiß, dann hört sich das zumindest für die Hunde wahrscheinlich doch irgendwie nach ausgleichender Un-Gerechtigkeit an.

04.01.2014

Dlogenfablik, dezentlal

Im Reich der Mittel ist halt alles noch ein Stück korrupter. Erst kappt die Spezialeinheit der Drogenpolizei die Stromversorgung für das ganze Dorf Boshe, dann rollt sie mit 3000 Mann durch das typisch chinesische Küstendorf mit seinen verwinkelten Häuschen und hundert kleinen Garküchen – in denen rund ein Fünftel der Dorfbewohner seit Jahren fleißig Chrystal Meth zusammenpanschen. Das natürlich unter fachmännischer Anleitung durch den örtlichen Parteisekretär, der mit dem Dorfpolizisten nebenbei auch den Handel kontrolliert und an der Nahtstelle zwischen Kaderkommunismus und gelebter Schwarzwirtschaft das Bakschisch an die Provinzbeamten abführt. Leider wohl nicht genug, sonst hätten die heute nicht drei Tonnen fertige Tabletten, 23 Tonnen Rohmaterial und 200 Köche beschlagnahmt. Merke: Teile, sonst wirst Du beherrscht!

05.01.2014

Nachtoderlebnis

Kleine Diskussion in einem dieser pseudoszenischen Kaffeekettenläden, in dem eine Latte Macchiato kein Kaffee mehr ist, sondern eher eine Art warmer Milchshake. Meine Bestellung beantwortet die offenbar wenig um physikalisch sprachliche Präzision bemühte Tresenusche: medium oder large?

Eine Frage, die mich erwartungsgemäß in einen schulmeisterhaften Klugscheißer verwandelt: Sie meinen - klein oder groß? Bei nur zwei Größen kann die kleinere nicht die mittlere sein. Die einzige Möglichkeit, dass die kleinere Latte ein Medium ist: sie kann mit Toten reden!

06.01.2014

Weil nicht sein kann, das nicht sein darf

Hohn und Spott prasseln auf unser aller Mutti ein, seit heute bekannt wurde, dass Frau Kandisbunzlerin sich beim Skilanglauf unter Auslassung ihrer ausgeprägten Knautschzonen so geschickt hingeworfen hat, dass ihr Beckenring angebrochen ist. Da wird vom Po-Falla bis zur Beschlagnahmung der Helmkamera (Frisur) bis zur missverständlichen Schlagzeile "Merkel gestürzt!" jeder nur verfügbare Kalauer durchs Netz gezwitschert.

Nun ist der Unfall schon vor Sylvester passiert, und es ist ihr hoch anzurechnen, dass sie sich unter Schmerzen durch Neujahrsansprache und Tagesgeschäft durchquält, getrieben von der Angst vor noch größeren Schmerzen: wenn sie nicht durchhält, kommt Vizekanzler Gabriel zum Zug. Und das gilt es auf jeden Fall zu verhindern.

07.01.2014

Aldi Süd-Amerika

Der deutsche Lebensmittel- und Krimskramdiscounter Aldi, wie immer bemüht seinen Kunden guten Waren zu einem fairen Preis zu bieten, wollte eigentlich seinen Absatz kolumbianischer Bananen mit einer klug eingefädelten on-pack-Promotion-Aktion pushen: insgesamt 140 Kilo Kokain, in praktischen Päckchen von 250g für den gemeinen Hausgebrauch portioniert, lagen den frisch ausgelieferten Bananenkisten bei. Die wohl als Testballon gedachte Verkaufsförderung scheiterte aber vorerst daran, dass die eigenen Mitarbeiter die Kisten vorher ausnahmsweise ausgepackten, statt sie wie sonst einfach nur unbesehen ins Regal zu stellen.

Toll: Laut einem Sprecher des Landeskriminalamtes ist es „der zweitgrößte Kokainfund seit Gründung der speziellen Ermittlungsgruppe Rauschgift im Jahr 1978!“; aber das hätte ich jetzt so nicht rausposaunt, nachdem die gemischte Spezialeinheit von Zoll und Polizei mal wieder von nix wusste.

08.01.2014

Machtniesbrauch

Freund Erdogan, großer Führer der Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung, hat wohl den Tag genutzt, um eine neues Modell von Gerechtigkeit zu entwickeln. Nachdem mehrere Mitglieder der Regierung und derer Familien wegen Korruption und Geldwäscherei verhaftet und verhört wurden, ließ Prinz Sonnenschein jetzt knapp tausend Polizisten und Justizbeamte, die sich mit den fraglichen Finanzdelikten beschäftigt hatten, über Nacht versetzen, wahlweise in den Ruhestand oder zur Verkehrsregelung auf abgelegenen Landstraßen.

Höhepunkt der Lächerlichkeiten ist dabei Meister Erdogans schlaue Begründung für die Versetzungen: „Polizei und Staatsanwalt hätten die Regierung zuvor nicht über die Korruptionsermittlungen gegen die Regierung informiert!“

Nee, nee, so geht das aber auch wirklich nicht!

09.01.2014

UFO über Bremen

Das Objekt leuchtet, schwebt geräuschlos über Stadion und Neustadt hinweg, hat angeblich Positionsleuchten, aber antwortet nicht auf Ansprache vom Flughafentower. Jetzt wird wegen gefährlichen Eingriffs in den Flugverkehr ermittelt. Dafür gibt's bis zu 5 Jahren Haft. Aber nur wenn die Bremer Polizei die Außerirdischen auch kriegt!

10.01.2014

Erhöhter Drohnenbedarf

Unsere Ex Familienministerin ist jetzt unsere Verteidigungsministerin und das erinnert mich doch stark an die gute alte Nazi-Ideologie, Abteilung Frauenaufgaben: erst viele Kinder machen und sie dann gut an der Front unterbringen. Tatsächlich will sie Spitzenjob und Zitzenjob besser unter einen Stahlhut bringen und deshalb als oberste Dienstherrin mehr von zuhause aus arbeiten. Ja, und das ist vielleicht genau das, was ihre Untergebenen am liebsten auch wollen: von zuhause aus arbeiten!

11.01.2014

Wundervoller Tippfehlerteufel

Trotz so eingängiger Buchtitel wie "Zur Sünde verführt", "Schlampen-Internat" oder "Das neue Kamasutra" und anderer verlagsrelevanter Angebote wie Fitnesstrainer und Brotbackautomaten (für Hostien?) musste der Weltbildverlag der katholischen Kirche Insolvenz anmelden und laut der Meldung eines Internetnachrichtendiensts mit Rechtschreibschwierigkeiten - Achtung, jetzt kommt's: Gläubigenschutz beantragen!

12.01.2014

Das Lachen im Walde

Erster Anwärter auf den jährlich verliehenen Darwin Award für Bereinigung des Genpools von vererbbarer Dummheit und Pech beim Denken könnte Büchsenmacher Erich Sch. aus Ottenschlag sein, der von seiner locker um die Schulter gehängten und ungesicherten Flinte der Marke Winchester unter den Jägerhut geschossen wurde, als er auf einer Eisplatte ausrutschte. Und da drängen sich mir irgendwie Bilder von feixenden Füchsen, grinsenden Rehen und zufrieden vor sich hin gackernden Rebhühnern auf.

13.01.2014

Zutritt nur für Befugte

Für den folgenschweren Tritt ins Gesicht des zahlungsunwilligen Freiers einer seiner Bordsteinenten bekam der Gewalttäter mit dem garnichtmal ausgedachten Namen Sirgiorgiro Clardy 100 Jahre Knast; zurecht, da sein Opfer sich nachher noch mehreren wiederherstellungschirurgischen Maßnahmen unterziehen musste, um wenigstens von nahen Verwandten wiedererkannt zu werden.

Weils einem bei einer so langen Haftstrafe auch schnell mal langweilig wird, verklagt Clardy jetzt in typisch amerikanischer Manier den Turnschuhhersteller Nike, weil der auf sein Modell Air Jordan keine Warnung angebracht habe, dass der Schuh als gefährliche Waffe benutzt werden könne. Mit der gleichen Begründung kann er danach noch seine Eltern für die Herstellung seiner Füße verklagen, denn auch hier fehlt jeder Warnhinweis.

14.01.2014

Gefahr im Luftzug

Das Tiptopdatensammelunternehmen Google hat sich den Marktführer für digitale Rauchmelder einverleibt. Wir erwarten also eine neue Gerätegeneration, die dann unterschiedliche Qualitäten von Rauch analysieren und melden kann, aus denen sich Profile der Bewohner weiter schärfen lassen: die Ergebnisse werden dann unter dem Stichwort "gut begründete Ausnahmen" vom Datenschutz wie üblich an die Industrie verhökert, speziell an die Tabakindustrie (die beliebteste Indoor-Zigarette), an Großbäckereien (verkohltes Toast), und Kondomhersteller (verbranntes Gummi).

Und auch die Strategie-Einheit der NSA überlegt schon, wie sich diese Daten zum Aufspüren von künftigen Selbstmordattentätern nutzen lassen: toastet Fladenbrot, raucht Shisha und verschweißt mit dem Feuerzeug Kondome mit explosiven Flüssigkeiten?

15.01.2014

Ganz sicher lebensechte Simulation

Klaus Schwaab, der es als Gründer des World Ecoconomic Forum bis in das Steering Committee der Bilderberg Konferenzen geschafft hat, überrascht seine gut kapitalisierte Teilnehmerclique mit der Ankündigung einer besonderen Attraktion: dieses Jahr soll in Davos ja ein syrisches Flüchtlingslager simuliert werden, wo man nachempfinden könne, wie man sich als Flüchtling so fühlt, wenn man den Entscheidungszwängen ausgesetzt ist, die einen weiteren, schwierigen Tag des Überlebens ermöglichen. Also stundenlang für eine Handvoll Mehl anstehen, den Familienschmuck für eine Flasche Wasser hergeben und die minderjährigen Töchter für ein eigenes Zelt in eine saudiarabische Ehe zu verhökern.

Damit steht fest: ich werde dieses Jahr auch zum Treffen nach Davos fahren – diesmal mit 50kg Mehl sowie zehn Kästen Wasser und mal schauen, ob andere Mütter auch schöne Töchter haben!

16.01.2014

Alkoholamnesie

Mit dem Aufmacher "Viel Alkohol führt bei Männern zu Gedächtnisverlust"leitet die Fachzeitschrift Neurology ihren Bericht über eine Studie amerikanischer Forscher ein, um dann gut informiert zu präzisieren, dass "starker Alkoholkonsum bei älteren Männern den Gedächtnisverlust um bis zu sechs Jahre beschleunigen" könne.

Und wie so oft möchte man die fleißigen Forscher tröstend in den Arm nehmen und sagen: "Ja, aber das genau ist doch der Sinn der Sache!"

17.01.2014

onniswatkimallipohnse

Der ehemalige Vizebürgermeister und jetzt Erfolgsgeschäftsmann Gennadi Jigarew wurde vom diensteifrigen Gefälligkeitsgericht im sibirischen Tulun überraschend vom Vorwurf des Mordes freigesprochen, und zwar mit der gar nicht mal so unrussischen Begründung er "sei während der Tat in einem stark emotionalisierten Zustand gewesen". Und wodurch wurde denn diese unangenehme psychische Belastungsstörung ausgelöst? Doch nicht etwa durch die Vielzahl der extrem geschäftsschädigenden Enthüllungsreportagen über seine betrügerischen Machenschaften aus der Feder seines Mordopfers, des Journalisten Alexander Chogsinski?

18.04.2014

Mustermann rules!

Dank mehrerer Musterwahlzettel, die von der hessischen Landtagverwaltung nach gutem deutschen Brauch mit dem berühmten Synonym Max Mustermann bedruckt waren, musste die Wahl des einzigen Kandidaten Volker Bouffier wiederholt werden. Zwar hat das alte Streuselgesicht im zweiten Wahlgang dann 62 zu Null gewonnen, aber bei einer Direktwahl hätte sich Otto Normalverbraucher doch eher für seinen guten Kumpel Max entschieden. Schon weil der den berühmteren Namen trägt.

19.01.2014

Lesen für die Freiheit

In brasilianischen Gefängnissen bekommt, wer ein Buch liest, vier Tage Haft erlassen. Aber nur, wenn er in einem schriftlichen Aufsatz bewiesen hat, dass er das Buch verstanden hat. Bei zwölf verstandenen Büchern pro Jahr bringt das immerhin 48 Tage Haftverkürzung, und zwar unabhängig davon ob man sich durch 12 Folgen von Hanni & Nanni oder das Gesamtwerk von Musil und Kafka gekämpft hat. Das wäre auch ein interessantes Konzept für Schulen in deutschen Problembezirken. Auf der anderen Seite: was hat man davon, wenn man lebenslänglich hat?

20.01.2014

Alles Durchgerechnet Aber Chaotisch

Das vereinseigene Monatsmagazin, seit jeher Heimstatt irrwitzig nebensächlicher Informationen und Treppenliftanzeigen, hat bei seinen jährlichen Leserumfragen nach dem schönsten Hättegern, der tollsten Durchschnittsverbrauchslüge oder dem besten Unfall ein ganz klein wenig geschummelt. So wurden zum Beispiel die Anzahl aller Stimmabgaben stets um eine Kommastelle nach links verschoben, damit als Nebenprodukt der Wahl zum "Goldenen Lenkrad" für das beliebteste Fahrzeug der Saison nicht plötzlich jedem klar wurde, dass der ADAC-Klammerrücken selbst das unbeliebteste Heftchen des Landes ist. Bei einer weltweiten Rekordauflage von 19 Millionen auf grad mal 3400 Leserstimmen für den Gewinner der Abstimmung zu kommen, heißt ja nichts anderes, als dass noch nicht mal alle Angestellten des eigenen Vereins dafür interessieren.

21.01.2014

Humoristan

Stand-up ist weit hinterm Kaukasus keine Lebensgrundlage. Es gibt nur einen Comedy-Club in der ganzen Gegend, und nur einen Komiker. Und der ist echt schlecht. Das macht aber nix, da sein Publikum meist aus kaum mehr als ein dutzend Leuten besteht. Und davon sind zwei Drittel Abgesandte der verschiedenen islamischen Zensurbehörden. Und die lachen ja bekanntlich eh nicht.

Zum Glück gibt es aber den voll aufgeklärten Taliban, der trotz aller Greueltaten wie den feigen Mord an drei Impfhelfern in Pakistan ja doch immer wieder mal einen raushaut. Zum Beispiel zum Thema Kinderlähmung: „Das ist ja auch nur eine Verschwörung des Westens. Diese Polio-Impfungen sind nur eine Tarnung für dir Vergabe von Mitteln, mit denen bei Muslimen die Fruchtbarkeit reduziert werden sollen.“

Aber mein lieber Herr Taliban, was glauben Sie denn? Wenn wir schon bittere Medizin einsetzen würden, um eure Furchtbarkeit einzudämmen, dann würden wir sie nicht einzeln an kleine Kinder verteilen. Viel Spaß noch mit dem Verfolgungswahn.

22.01.2014

Erdähnlichkeitswettbewerb

Laut einer heute veröffentlichten Hochrechnung von NASA-Daten gibt es alleine in unserer kleinen Milchstraße etwa 8,8 Milliarden erdähnliche Planeten in der habitablen Zone. Also dort, wo es weder zu heiß noch zu kalt ist. Jetzt muss nur noch herausgefunden werden, ob es auf diesen Planeten auch Atmosphäre, flüssiges Wasser, genügend Kohlenstoff und eine paar andere fürs Überleben nützliche Sachen wie Ozeane und Kontinente gibt, ohne die - wie ich ja finde - von Erdähnlichkeit keine Rede sein kann.

23.01.2014

Mister Dummbatz gegen Dr. Faust

Um mal diesen nervigen Dauerkonflikt in der Ukraine zu beenden, schlage ich einen Stellvertreterfaustkampf zwischen dem Präsidenten und dem Oppositionsführer vor. Das dürfte die Sache dann doch ohne weitere Opfer entscheiden, oder? Zumindest wenn es gelingt, keine russischen Ringrichter ins Parlament zu lassen.

24.01.2014

Webber Drei.Null

Eine am Kaffeetisch zufällig belauschte Dienstanweisung eines anscheinend sehr erfolgreichen Webdesigners an seinen knabenhaften Programmierer bestätigt einen jahrelang gehegten Verdacht: "Da muss optisch noch e bissi was passiere, ein paar Wuschs und Moves und so; mach da eenfach noch en paar Knöppe mit so Animatione hi, damit da die Vorstandsaffen was zum Anklicke habbe. Wie lang braachsde dadefür?

"Vielleicht drei oder vier Tage!"

"Okay, mach emal drei oder vier Woche draus. Für 6,4 Millione solle die ruhisch des Gefühl habbe, dass des alls subbä uffwendisch is!" Ich denke, das klärt auch meinen lang gehegten Verdacht.

25.01.2014

Wetten dass nicht ...?

Mir einer online-Petition möchte GEZ-Kundin Frau Müller aus Leipzig einen Lanz für bessere Talkshows brechen, weil sie sich von diesem Markus Murks in ihrem Status als vor dem Fernseher für Stil, Höflichkeit und politische Ausgewogenheit einstehende Geschwätzschau-Beobachterin über Gebühr blamiert sieht. Aber weder die in wenigen Tagen weit über 200000 Zustimmungen der online-Petition, noch die Tatsache, dass die „große Samstagabendshow“ der Mainzelmännchen quotenmäßig hinter das bisher schlimmste Sendeformat des privaten Dschungelfernsehens zurückgefallen ist, wird die quotengestählten Publikumskenner auf dem Lerchenberg zur Überarbeitung ihrer Besetzungslisten bewegen können. Das wäre ja noch schöner, wenn man sich von den Laien vor dem Fernseher vorschreiben ließe, welche Laien man im Fernseher beschäftigt.

26.01.2014

Gott mit uns!

Dass Kriegsparteien selbst gleicher Religion gerne und sogar auf Gürtelschnallen und Banknoten Gottes Hilfe beschwören, ist aus der Geschichte geläufig. Dass sich das noch verschärft, wenn die kriegstreibenden Parteien unterschiedlichen Aberglaubenskaspervereinen (Beckenbauer) angehören, ist auch nicht wirklich neu. Weitestgehend unbekannt hingegen ist, wem die himmlische Hilfe nun tatsächlich zuteil wird. Aber manchmal gibt es Hinweise: Im Kongo hat ein Hochgeschwindigkeitsnaturereignis in einem Waffenlager erst eine Explosion mit erheblichen Personenschaden und dann eine aufgeregte Diskussion unter den Überlebenden verursacht: Das mit dem Blitz, war das jetzt unser Gott oder der der Anderen?

27.01.2014

Dummheit schützt vor Strafe, nicht?

In London laufen diese Tage zwei ziemlich humorvolle Prozesse um eine Finanzspekulation, bei denen die geschädigte Berliner Verkehrsbetriebsgesellschaft sich u.a. einerseits mit dem Hinweis auf die eigene Blödheit und Inkompetenz in Finanzfragen herauswinden möchte; andererseits möchten die Preußen ihre Rechtsberater von Clifford Change in Haftung nehmen, nachdem man aus den Unterlagen zum ersten Prozess im Nachhinein hat herauslesen können, dass die eigenen Anwälte von Anfang an für die Gegenseite, nämlich die vielfach nicht verurteilte, aber im Entschädigungszahlungsranking wie durch Zufall zur Zeit führende Schwindelbank JPMorgan, gearbeitet haben.

Ich wünsche mir nun sehnlichst, dass die Londoner Richter ein Einsehen mit uns dummen Deutschen haben, die wir nun mal diese anglo-amerikanischen Sonderfinanzprodukte nicht so richtig verstehen. Und somit endlich auch mal beurteilt wird, dass deutsche Beamte und ihre bestellten Aufsichtsräte schlicht zu dumm sind, um mit dem Geld unserer Staatsbetriebe an der internationalen Derivatenbörse zu spekulieren.

Bin mal gespannt, was Thilo Sarazzin und die anderen verantwortlichen Aufsichtsräte der Berliner Geldverkehrsbetriebsgesellschaft dann noch zu ihrer Entschuldigung vorbringen, wenn ihre Dummheit gerichtlich festgestellt ist.

28.01.2014

Schräge Vögel

Laut Eddie S., dem fast tragischen Held des Pfeifenblasens, spionieren englische und amerikanische Digitalschnüffler auch über beliebte Spiele-Apps jede Menge persönlicher Daten aus. So verrät zum Beispiel das 50 Millionen mal aktivierte Spiel "Angry Birds" den geheimdienstbeflissenen Algorhythmikern das Alter, das Geschlecht und den Aufenthaltsort der Spieler - sowie deren politische Einstellung zu grünen, eierdiebischen Schweinen.

Aber auch wer Lego Star Wars (online-Version) spielt, gibt damit unbedacht preis, ob er zu den Yedis (USA) oder doch eher zu Darth Vader (Vladizar) oder den Syths (Al Kaida) hält.

29.01.2014

Kulturelle Auseinandersetzung

Wie weit sich Putins Einfluss auch auf die Kulturnation Russland ausgeweitet hat, war schon letztes Jahr ruchbar geworden, als sich in Rostow zwei Männer über die Auslegung Immanuel Kants stritten und einer schließlich seinen Revolver als Argumentationshlife einsetzte.

Ähnlich erfolgreich haben sich jetzt in Irbit im Ural zwei Literaturfreunde über die Bedeutung literarischer Formate in die Haare gekriegt. Der eine bestand darauf, dass nur Prosa wahre Literatur sei, der andere versteifte sich auf Lyrik als die edelste Form der schriftlichen Muse. Der Streit kann jetzt im Sinne der russischen Literaturkritik als entschieden gelten: der Poesie-Amateur zog sein Messer und erledigte seinen Widersacher in einem Akt von hoher Verdichtung!

30.01.2014

Literaturadel

Ein Gesetz über die Gleichheit von Frauen und Männern soll die ehrwürdige Academie Francaise nun dazu bewegen, endlich mehr Frauen in ihren Kreis der "Unsterblichen" zu wählen. Und das ist ein bisschen so, also sollte Usain Bolt per Gleichstellungserlass gezwungen werden, einfach zwei Sekunden langsamer laufen, damit die Mädchen mal im gemischten Hundertmeterfinale der Olympischen Spiele mithalten können. So oder so ähnlich kommt es den Geistesgrößen der Akademie jetzt zumindest vor: nicht die künstlerische Leistung, sondern das Gesetz zur Gleichstellung bestimmt nun über die Aufnahme in den erlauchten Kreis. Schlaue Juristen beraten jetzt darüber, ob es nicht besser wäre, Frauen mit einem Gesetz dazu zu zwingen, endlich bessere Kunst zu machen.

31.01.2014

Ein Plan geht auf

In einem sehr selten gestellten Antrag, der das Bundesrecht (Giftspritze, Fallbeil, Elektrischer Stuhl) über das Staatsrecht von Massachusetts (Tod durch Langeweile) stellt, fordert der Generalbundesanwalt aus Washington die Todesstrafe für den Terroristen Dzhokhar (spricht sich "Joker") Tsarnaev, besser bekannt als der Bostonbomber.

Bleibt die Frage, ob es für einen islamistischen Selbstmordattentäter überhaupt eine Strafe wäre, seinen eigenen Anschlag letztendlich nicht zu überleben. Wenn man an all das Vergnügen denkt, was dann als Märtyrer auf ihn wartet. Vielleicht sollte man ihn besser in einen schwarzen Sack mit Sehschlitz einnähen und dann für die nächsten 50 Jahre in einem mexikanischen Frauenknast als Boxsack unterbringen.

FEBRUAR

01.02.2014

Klassischer Bilderwitz

Bundespräser Gauck will, dass die Bunte Republik wieder mehr Verantwortung für den Rest der Welt übernimmt, Dr. Faust gibt Einblicke in das Innenleben der Ukraine und eine einmalige Seniorenelefantenrunde mit Kissinger, Bahr und D'Estaing freut sich über Kettenpafferkanzler Schmidts Äußerung "ihm sei es egal, ob es die Nato in zehn Jahren noch gäbe!".

Ansonsten besteht die Münchener Sicherheitskonferenz, kurz MSC, aus dem altbekannten Politbrei von Bedenken, Vorwürfen, Verschwörungstheorien und Lippenbekenntnissen gegen den Krieg. Was das Ganze aber wenigstens ein wenig komisch macht: das in allen Bildern präsente Logo der MSC wartet mit einem zur Zielscheibe umgestalteten C auf.

02.02.2014

Frankfurter Sonntagsspaziergang

In der U-Bahn geht's zu wie in Tokyo, bzw. es geht nicht zu, und zwar die Wagontüren. Denn bei jeder Station versuchen ein paar Verzweifelte noch in den letzten Zug reinzukommen, notfalls durch Osmose. Die Fahrt von Bornheim Mitte bis zur Messe dauert statt 11 Minuten fast eine halbe Stunde, trotz der unterhaltsamen Ermahnungen des Zugführers, der zwischenzeitlich sogar persönlich den Zug außen abschreitet, um mit seinen gefühlten 1,58m für Ordnung an den Türlichtschranken zu sorgen. Immerhin 9.59h erreicht der Zug die Messe, 500 Personen quellen im Spurt aus dem Zug, hetzen die Treppen hinauf, ermunternde Rufe der schnellsten dringen von oben herab: "Er steht noch!". Wir erreichen die Oberfläche und ergießen uns mit den anderen in den Park vor der Messe.

Im Umfeld Volksfeststimmung. Noch ein paar Bierbuden und wir hätten bei der Gelegenheit noch das Oktoberfest ausgestochen, denn knapp 35.000 Exstudenten des Arbeitsbereichs für Erziehungswissenschaften wollen dabei sein, wenn der Turm ihrer Vorlesungsqualen dem Erdboden gleichgemacht wird. Die letzte Warnung sireniert durchs Westend und fröhlich stimmt das Volk in den Countdown mit ein. Ein Knall, ein Fall und eine Wolke. Und wenn man den winzigen Hügel Schutt da so liegen sieht, dann wird einem nochmal klar, dass der 116m hohe Elfenbeinturm der Bildung schon vorher zu großen Teilen nur aus heißer Luft bestand.

03.02.2014

Emma geht stiften

Nach jahrzehntelanger Vorbereitung ist es der Vorzeige-Emma der Frauenbewegung gelungen in eine der letzten Männerdomänen vorzudringen: dem Kavaliersdelikt der spontanen Steuervermeidung. Noch weiß man nicht, wer Alice Schwarzer nach ihrer Selbstanzeige öffentlich angeschwärzt hat, weil sie seit Jahrzehnten Schwarzgeld in der Schweiz verdunkelt hat - für, wie sie sagt, den Fall, dass sie wegen der Anfeindung ihrer moralisch einwandfreien Tätigkeiten plötzlich mal die Flucht aus der BRD hätte ergreifen müssen. Und ja, das könnte jetzt so ein Fall werden, wenn auch anders als von ihr geplant.

Stattdessen geht sie in die mediale Offensive - gelernt ist gelernt - und verkündet, „dass sie von ihrem Schwarzgeld eine Million abzwacken und künftig in einer gemeinnützenden Stiftung verstecken werde: für Chancengleichheit und Menschenrechte von Mädchen und Frauen!“ Denn, wie sie jetzt selber erkannt hat: "Das mit dem Konto war ein Fehler!" Stimmt, das weiß jeder Steuerberater: Stiftungen sind viel effektiver!

Obwohl, so schlecht war ihr Plan nicht. Immerhin hat sie mit der Selbstanzeige solange gewartet, dass ein Großteil der Einkommenssteuer mittlerweile verjährt ist und sie lediglich Quellensteuer zu bezahlen hat.

04.02.2014

Schöne Aussichten

Im ICE3 direkt hinter dem Fahrer zu sitzen hat etwas beunruhigend Schönes an sich. Auf der einen Seite kann man überprüfen, ob es sich tatsächlich um eine der schönsten Bahnstrecken der Welt handelt, zum anderen hofft man vor jeder Kurve instinktiv, dass man dahinter nichts auf sich zukommen sieht.

Für den Fahrer scheint es eher etwas schön Beruhigendes zu haben, denn im Fahrerhaus erschallt alle zehn Sekunden ein nervig durchdringender Warnton, den der Zugführer trotz routinierten Griffs zum eigens hierfür ersonnenen Ja-ich-bin-wach!-Knopf nur abschalten kann, wenn er auch tatsächlich wach ist. Jetzt hoffe ich, dass meine Freundin nichts von dieser Technik erfährt.

05.02.2014

Ziehe nicht über Los, sondern gehe direkt ins Jahr 622

Das afghanische Parlament winkt ein Gesetz durch, dass Opfern und Zeugen häuslicher Gewalt wie etwa Vergewaltigung in der Ehe, Kindesmisshandlung, Zwangsverheiratung, Frauenverkauf und ähnlich menschenrechtsfreundliche Feinheiten zukünftig verbietet, gegen Täter innerhalb der Familiensippe auszusagen. Und da darüberhinaus auch Ärzte und Anwälte der Opfer eine diesbezügliche Schweigepflicht auferlegt bekommen, wenn Präsident Karzai diesen Maulkorberlass mit einem Federstrich bestätigt, findet sich der weibliche und kindliche Teil des afghanischen Volkes trotz aufopfernder Betreuung und liebevoller Erziehungsversuche durch westliche Schutztruppen schnurstraks in einer Zeit wieder, die sich den Namen Mittelalter erst noch verdienen muss.

Bleibt uns als Außenhandelsvizeweltmeister nur noch die bittere Erkenntnis, dass sich Aufklärung, Demokratie und Menschenrechte doch nicht so gut exportieren lassen wie Autos, Sprengstoffe und Waffen. Inshallah.

06.02.2014

Tod durch Geschlechtertrennung

Da arabische Frauen traditionell so wenig wie irgend nur möglich mit Männern zu tun haben wollen, tarnen sie sich entweder mit einer topmodischen Ganzkörpervermummung oder ziehen sich in die eigens für sie vorgehaltenen Gebäudeteile (Küche, Harem, Keller der Moschee) zurück. Ein ungestörtes Luxusleben, das nur hie und da mal durch kleine Verluste getrübt wird. Zum Beispiel wenn eine Saudi-Frau in der Frauen-Uni von Riad einen Herzinfarkt erleidet und die vor Tor postierten Glaubenswächter die ausschließlich männlichen Rettungsärzte partout nicht hineinlassen wollen, bevor das Opfer nach zweistündiger Sieche ihres irdischen Seins endlich entsagt hat.

Kann man nur hoffen, dass ihre Kommilitanten die Leiche jetzt vor die Tür tragen, damit der traditionell männliche Totengräber sie abholen kann.

07.02.2014

I Declare This Bizarre Open!

Was hat der Regenbogenphobiker Putizar nicht alles vorbereitet: einen Ring von Eisstadien für verschiedene Arten von Schlittschuhen, ein völlig neues Skigebiet mit von vorneherein maroder Infrastruktur, eindrucksvolle Naturlehrpfade, auf denen man der Natur beim Sterben zusehen kann, Tiptophotels mit jetzt schon verrosteten Wasserleitungen und fehlenden Möbeln, aber dafür mit toller Videoüberwachung in den Duschräumen der internationalen Journalisten. Und das alles für schlappe 50 Milliarden Kosten bei einem für russische Verhältnisse niedrigen Bakschischanteil von etwa 35% (also knapp 17 Milliarden, für alle die es nicht so mit der Prozentrechnung haben).

Und dann hat das Geld noch gereicht für eine bunte Eröffnungsshow einerseits, die wie ein verunglückter Zwitter aus den Londoner und Pekinger Shows Ruhm und Ehre des großen Vaterlandes eventscharmützelt, sowie für die Entwicklung eines völlig neuartigen und nicht nachweisbaren Muskelaufbaumittels namens Fullsize MFG andererseits, mit dem wahrscheinlich vor allem karibische und pazifische Inselvölker ihren naturgegebenen Wintersportmalus ausgleichen dürfen. Also ein klassischer Anfall von Sportsgeist!

08.02.2014

Quatsch as Quatsch can!

Kleines exklusives Vergnügen für alle nicht russischen TV-Zuschauer bei der Eröffnungsfeier in Sotchi: die fünfte Schneeflocke öffnet sich nicht zum Ring. Da in Russland aber nichts live gesendet werden darf, konnte die Regie die obligatorische 15-Sekunden-Verzögerung dazu nutzen, um die Panne durch Bilder von der Generalprobe auszutauschen. Was unserem ARD-Leihgesicht Quatschard Delling zu folgendem, für ihn gar nicht so untypischen, selbstentlarvenden Kommentar ermunterte: "Ja, wenn man bei uns alles rausschneiden wollte, dass ..."

An dieser Stelle brach er den Satz entgeistert ab, nicht etwa weil er seinen Zuschauern wie ein gut getimter Komiker die Konklusion überlassen wollte, sondern weil ihm mitten im Quatschen selbst auffiel, was für ein gigantisches Eigentor sein Hinterhirn ihm da grade auf die Zunge gespuckt hatte. Und es stimmt: wenn man ausm Deutschen Fernseh alles rausschneiden müsste, was nicht klappt, dann hätte unser Fernsehvolk nie was von der Existenz von G. Delling erfahren.

09.02.2014

Durch diese Gasse kommt er hohl

Der Einwanderungsminister des früher mal zurecht Großbritannien genannten Ex-Weltreichs Mark Harper ist spontan und freiwillig von seinem Amt zurückgetreten, weil er feststellen musste, dass sich seine Putzfrau bei ihm sieben Jahre zuvor mit gefälschten Papieren um den Job als Entschmuddelungsfachkraft beworben hat und sich seitdem total illegal in England aufhält.

Damit es zukünftig in der bereits von Milchkühen und Schnappdenkern* völlig überbevölkerten Schweiz nie zu solch peinlichen Rücktritten aufgrund ungeklärter Einwanderungsverhältnisse kommt, haben sich die Eidgenossen in einem Referendum nun mehrheitlich gegen eine Masseneinwanderung von Apres-Ski-süchtigen Sinti und Schwarzgeld-bunkernder Roma entschieden. Und das vor allem deswegen, damit die fremdländischen Minderqualifizierten nicht den einheimischen Minderqualifizierten die Butter vom Röschti nehmen. Oder die Kassierer-Jobs in einer so tollen Partei wie der SVP.

*Schnappdenken ist sowas wie Schnappatmen

10.02.2014

Doch noch Dr. werden

Ich kann nun dank einer erfolgreich durchgeführten Internetrecherche endlich nachweisen, dass die Johann-Wolfgang-Goethe-Bildungsanstalt zu Frankfurt bei Offenbach bei meiner Exmatrikulation eine ganze Reihe von Textpassagen aus anderen universitären Kündigungsschreiben eins zu eins kopiert und ohne Hinweis auf das geistige Eigentum Dritter übernommen hat. Das bedeutet ganz klar, dass die Universitätsleitung dieses Schreiben nun für ungültig erklären muss, mich wieder unterrichten und eigentlich nach fast dreißig Jahren auch mit einer Ehrendoktorwürde entschädigen sollte, aber bitte h.c. (humoris causa) - und nicht wie bei Kollege Tietze nur Dr. t.h.c.!

11.02.2014

Promille-Absolution

Der Überlebende in einem klassischen Fall von Darwin-Award-Nominierung ist vom Amtsrichter in Radolfzell am Bodensee (den die Schweizer Bodenmeer nennen sollten, damit der Begriff Marine Sinn macht) von der Anklage der unterlassenen Hilfeleistung freigesprochen worden. Er sei nicht nur als Nichtmediziner, sondern auch als aktiver Trunkenbold mit etwas über drei Promille einfach nicht in der Lage gewesen, seinen Saufkumpanen vor dem Bolustod zu retten; jenem plötzlichen Erstickungstod mit Herzstillstand, der zum Beispiel durch zwei hühnereigroße Stücke einer Schweinshaxe ausgelöst wird, die man sich als Mittel gegen den zunehmenden Kontrollverlust durch zehnstündige Alkoholzufuhr mit großem Elan unzerkaut in den Rachen stopft.

Für die Verbesserung des menschlichen Genpools gibt in diesem Fall auch noch eine besondere B-Note: der Delinquent war in klassischer SlapstickManier vornüber mit blau angelaufenem Kopf in den Kartoffelbrei gekippt - was der Nichtmediziner neben ihm minutenlang als großartigen Gag interpretiert hatte.

12.02.2014

Die Kunst liegt im Auge des Betrachters

Chef-Hustler Larry Flint ist mal wieder vor Gericht gezogen, um für nackte Tatsachen zu kämpfen: diesmal nicht ob seine lahme Pornografie der 70er Jahre unter die Pressefreiheit fällt, sondern ob der in seinem Hustlerklub nahtlos offenbarte Striptease eine von der Steuer zu befreiende künstlerische Tanzdarbietung sei.

"Isses nich!" entschied die zuständige Richterin, wie bei 2,1 Mio Steuernachzahlung an ihren Arbeitgeber New York City nicht anders zu erwarten, nachdem sie sich ein eigens dafür produziertes Video angeschaut und zwei Tanzexpertinnen dazu angehört hatte: "Striptease enthält zwar einige Elemente von Tanz und Choreografie, aber eigentlich gehe es nur darum seine Kleidung auszuziehen und eine Aura von sexueller Phantasie zu erzeugen. Die künstlerischen Elemente seien nur nebensächlich, da die Phantasie letztlich der verkaufte Service sei!"

Die Frau ist Expertin. Ihre Begründung allerdings könnte in der usamerikanischen Präzedenzfalljustiz natürlich noch jede Menge anderer Prozesse nach sich ziehen, da ja auch bei Kreditderivaten, Börsenspekulationen und bei der halbjährigen Festlegung der Schuldenobergrenze durch den Senat der Service in letztlich nichts anderem als der puren Phantasie liegt.

13.02.2014

Bekennermarsch

Kurz vor den gutbürgerlichen Gedenkparaden anlässlich der bombastischen Zerstörung vor 69 Jahren wanden sich auch 500 Rechtsradikale auf einem ordentlich angemeldeten Fackelzug durch Dresdens Altstadt. So weit, so ungut! Bleibt die Frage, warum sie solches tun? Wollen sie einfach nur zeigen, dass sie mutig genug sind, um echt brennende Fackeln aus dem örtlichen Dekoladen herumspazieren zu können?

Oder bekennen sich diese politischen Pyromanen damit endlich zu ihrer Verantwortung, weil ihre geistigen Blaupausen den ganzen Schwachsinnskrieg erst angefangen haben - und somit ursächlich Schuld an der Einäscherung des elbflorentinischen Panoramas waren?

Dann weiter so. Schließlich ist Selbsterkenntnis der erste Schritt in die Nervenheilanstalt! Und Heil – da stehen sie ja eh drauf!

14.02.2014

Aibohphobia

Passend zum legasthenie-palindromischen Datum des Tages, als Anreiz zur Überwindung der Angst vor gespiegelten Wörtern und Sätzen (siehe Titel) und weil heut eh nichts besseres los ist – Landwirtschaftsminister Friedich ist zurückgetreten (uninteressant), Airbus hat sich eine Bank gekauft (ja, warum auch nicht) und der Gouverneur von Tennessee droht Volkswagen mit der Streichung von Subventionen, wenn sie einen Betriebsrat nach deutschen Vorbild wählen lassen (das ist „einfach unamerikanisch“) – hier eine kleine Auswahl meiner Lieblingspalindrome (Autoren unbekannt):

Platz 3) O Chello voll Echo!

Platz 2) Pur ist Saft fast Sirup!

und Platz 1) Na, Fakir, Paprikafan?

15.02.2014

Schulmädchenreport

Beobachtung nach einem Poetry-Slam in einer Karlsruher Techno-Disco. Wenn ich mir anschaue, wie sich junge Mädchen heutzutage anziehen, sehe ich große Probleme auf die durchschnittliche Straßennutte zukommen. Sie werden sich wohl in Zukunft Schilder malen müssen, damit man sie noch unterscheiden kann.

16.02.2014

Albtraumforschung

Bewegungslos erstarrt aus großer Höhe fallend und dabei noch von anderen Menschen verfolgt - und deswegen verspätet zu einem wichtigen Termin zu erscheinen! Das wäre das definitive Albtraumszenario nach den Top Vier einer Umfrage Nürnberger Marktforscher zu nächtlichen Schreckensszenarien des durchschnittlichen Deutschen. Das heißt aber auch: Keine Träume von Rentenbetrug, Überfremdung, Überwachung, dummen Politikern oder extremistischen Selbstmordtätern. Sieht so aus, als könne unsere Regierung noch ein paar Jahrzehnte so weitermachen, ohne dass das Unterbewusstsein unseres Volkes leidet. Oder sein Bewusstsein!

17.02.2014

In Dubio pro Gleitzeit

Ein schlauerweise mitten in der Nacht von Luftpiraten aus Äthiopien entführte Düsenflieger wurde von zwei französischen Mirage 2000 bis zur Landung im schweizerischen Genf begleitet; was in soweit günstig war, als die Franzosenbomber die Maschine über Schweizer Staatsgebiet aufgrund internationaler Verträge nicht hätten abschießen dürfen, auch wenn die Piraten das Flugzeug doch noch in die FIFA-Zentrale hätten steuern wollen.

Die Schweizer Luftwaffe war leider nicht in der Lage zu diesem Manöver, weil – ja, weil die eidgenössische Luftwaffe ihr Büro erst morgens um Acht öffnet. Und dann muss man ja auch erst mal eine Tasse Kaffee trinken. Mit Ovomaltine.

18.02.2014

Depression ist auch nur Wut ohne richtige Begeisterung

Ex-Wachmann, Ex-Druckerei-Mitarbeiter und Ex-Katzenfutter Jinhai Yang warf sich in einem Anfall von Melancholie zwei Tigern im Zoo von Chendu