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In einer Zeit großer globaler Krisen zeigt Björn Gieseke, der Achtsamkeitspionier der Lüneburger Heide und langjähriger Meditationslehrer, wie Du durch bewusste Selbstverbindung persönliche Heilung und innere Stärke finden kannst. Das Buch verbindet wissenschaftliche Erkenntnisse aus Neurobiologie, Polyvagaltheorie und Traditionen wie Yoga und Buddhismus mit praktischen Übungen. Der umfangreiche Praxisteil mit über 8 Stunden Audio- und Videomaterial lädt Anfänger und Fortgeschrittene ein, Achtsamkeit im Alltag zu erleben. Mit einer optimistischen Vision zeigt das Buch: Wenn wir unsere persönlichen Krisen bewältigen, können wir gemeinsam die Welt verändern. Eine motivierende Lektüre für alle, die an eine bessere Zukunft glauben. Was dich in diesem Buch erwartet: •Teil 1: Die Landkarte der Achtsamkeit. Tauche ein in die faszinierende Welt von Glück, Leid, Mitgefühl und der Polyvagaltheorie. Erfahre, wie dein Nervensystem funktioniert, was Neuroplastizität bedeutet und wie Jahrtausende alte Weisheiten aus Yoga und Buddhismus mit modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen verschmelzen. Persönliche Geschichten des Autors und seiner Kursteilnehmer machen die Theorie lebendig und greifbar. •Teil 2: Dein interaktiver Übungsweg. Dieser umfangreiche Praxisteil bietet dir über 8 Stunden hochwertiges Übungsmaterial in Form von Audios und Videos, die du bequem streamen oder herunterladen kannst. Egal, ob du Anfänger oder Fortgeschrittener bist – hier findest du praktische Anleitungen, die dich Schritt für Schritt auf deinem Achtsamkeitsweg begleiten. •Teil 3: Inspiration für eine bessere Welt. Lass dich ermutigen, die tiefe Verbindung zu deinem wahren Selbst zu finden. Dieser Teil sprüht vor Optimismus und zeigt auf, wie nachhaltige Ideen Wirklichkeit werden können. Björn Gieseke teilt seine visionäre Überzeugung: Wir Menschen haben die Kraft, die Welt zu retten, indem wir zuerst unsere eigene innere Krise meistern.
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Seitenzahl: 315
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Björn Gieseke
Die Achtsame Revolution
– wie du Körper und Geist heilst
und dabei die ganze Welt
Texte: © 2025 Copyright by Björn Gieseke
Umschlaggestaltung: © 2025 Copyright by Björn Gieseke
Grafiken © 2025 Copyright by Björn Gieseke
Verlag:
Björn Gieseke
Oelsweg 5a
29683 Bad Fallingbostel
Herstellung: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Köpenicker Straße 154a, 10997 Berlin
Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]
Wichtiger Hinweis (Haftungsausschluss)
Dieses Buch dient ausschließlich als Selbsthilfe-Ratgeber und ersetzt keine ärztliche oder therapeutische Behandlung. Die Praktiken und Informationen zu Achtsamkeit und Yoga sind nicht dazu gedacht, Krankheiten zu diagnostizieren, zu behandeln oder zu heilen. Bitte konsultiere vor Beginn jeglicher neuer Praxis, insbesondere bei bestehenden gesundheitlichen Beschwerden oder Bedenken, unbedingt deinen Arzt oder eine qualifizierte Fachperson. Kläre ab, ob die Übungen und Empfehlungen in diesem Buch für Deine individuelle Situation geeignet und sicher sind. Die Verantwortung für die Anwendung der Inhalte liegt allein bei Dir. Der Autor des Buches übernimmt keinerlei Haftung für entstandene Schäden.
Inhalt
Einführung
Für wen ist dieses Buch?
Wo wir starten und warum
Deine persönlich Katastrophe
Die globale Katastrophe
Die achtsame Revolution
Wie kannst du nun mit diesem Buch sinnvoll arbeiten?
Meine eigene (R)evolution
Teil I Smrithi – Erinnern
Über das Glück
Achtsamkeit
Über das Leiden
Über das Ende des Leidens
Der Stress-Modus
Der Weg der Achtsamkeit
Die innere Revolution
Tore der Achtsamkeit
Achtsamkeit in dein Leben bringen
Dem Stress mit Achtsamkeit begegnen
Prähistorische Pfade der Homöosthase beschreiten
Der Mitgefühls-Modus
Dankbarkeit
Teil II Abhyasa – Üben
Erste Schritte
Wo startest du?
Übung 1 – Achtsames Pausieren
Übung 2 – Der Bodyscan
Übung 3 – Breathwork Teil 1 (Einführung)
Übung 4 – Asana Teil 1 (Einführung)
Sitzmeditation (Einführung)
Übung 5 – Sitzmeditation 1 (kurze Sitzmeditation)
Übung 6 – Yoga Teil 2 (Mittelstufe, Anusara®-Stil)
Übung 7 – Sitzmeditation 2 (längere Sitzmeditation)
Übung 8– Breathwork Teil 2 (Mittelstufe)
Übung 9 – Yoga Teil 3 (Fortgeschritten / Vinyasa)
Übung 10 – Sitzmeditation 3 (Liebevolle Güte)
Übung 11 – Gehmeditation
Übung 12 – Breathwork 3 (Herzatmung)
Übung 13 – Dankbarkeit
Übungen 14 und 15 – Praxisprogramme 1 und 2
Teil III Moksha – Befreiung
Mut zur (R)Evolution
Was hält dich eigentlich gerade davon ab, glücklich zu sein?
Befreiung aus der Krise – vom Egosystem zum Selbstmitgefühl
Der innere Weg zur Befreiung
Altruismus – der Motor zur globalen Verbindung
Von der inneren Heilung hin zur äußeren Heilung
Schritte zur globalen Heilung
Verbindung – vom „Mir und Dir“ zum „Uns“
SHANTIDEVA-GEBET
Nachwort
Literatur- und Quellenverzeichnis
Über den Autor
Kursangebote und weitere Ressourcen
Ich möchte ein kleines bisschen Liebe in diese Welt bringen, damit jeder Mensch, der mir mit dem Herzen begegnet wenigstens einen Atemzug aufatmen kann.
Für meine Weggefährten.
Ich wünsche mir, dass dieses Buch für möglichst viele Leute hilfreich ist. Wir Menschen haben mehr gemeinsam als uns trennt. Beim Lesen dieses Buches wirst du mehr darüber erfahren.
Dieses Buch ist für all jene, die nach einem gesicherten Weg suchen. Die in ihrem Leben Befreiung finden möchten und gleichzeitig mehr Eigenverantwortung leben wollen. Nichts braucht es heute so sehr wie das! Für uns persönlich und für unsere Welt. Das tiefe Menschliche, die verkörperte Menschlichkeit, die uns alle miteinander verbindet, kann bei bewusster Wahrnehmung Heilung bewirken. Viele Menschen befinden sich in einem permanenten, inneren Krisenmodus. Unsere Welt gerät immer mehr aus den Fugen und wir erleben einen global verletzten Planeten. Dieses Buch möchte dich begleiten und aufzeigen, wie du achtsamer und mitfühlender leben kannst. Wie du dadurch deine innere und äußere Freiheit erleben darfst.
Es geht im Kern darum, was dem Leben wirklich Sinn verleiht und was dich konkret befähigt, das Leben zu leben, das du dir wünschst. Du darfst dir erlauben, dass sich Dinge entwickeln, denn manches kannst du heute noch nicht wissen. Du kannst dabei aber darauf vertrauen, dass Freiheit und Verantwortung sich entwickeln und dass sie sich nicht ausschließen.
Die Methode, die du in diesem Buch kennenlernen und in dem großen Übungsteil anzuwenden lernst wirst, habe ich über einige Jahre als Meditations- und Achtsamkeitslehrer, Yogalehrer und Coach entwickelt und bei meinen Teilnehmenden und mir selbst erfolgreich angewandt. Sie beruht auf Übungen aus der traditionell buddhistischen Meditation, Stressbewältigung durch Achtsamkeit MBSR, Körperübungen (Asana) aus dem Hatha Yoga und Breathwork.
„Achtsame Revolution“ ist ein interaktives Praxisbuch, das dir mit vielen Bildern, Videos, Audiodateien und Tagebuchübungen zeigt, wie du eine individuelle und auf deine persönlichen Bedürfnisse ausgerichtete Achtsamkeits- und Meditationspraxis entwickeln kannst. Dabei lernst du Übungen, die wissenschaftlich nachweislich wirksam sind. Dieses Buch ist für dich. Egal, ob du Anfänger bist oder schon Erfahrungen mit einigen dieser Methoden hast. Du benötigst keine Erfahrungen, denn es wird alles Schritt für Schritt erklärt. Du wirst schnell merken, dass die Übungen aufeinander aufbauen und sich ergänzen.
Damit für dich alles verständlich, nachvollziehbar und interessant ist, stützen sich meine Ausführungen auf moderne, wissenschaftlich basierte Ergebnisse, traditionelle Weisheitslehren und Erlebnisse aus meinen Kursen und Coachings. Meine persönlichen Erfahrungen und Erkenntnisse werden dir zeigen, was alles möglich ist, wenn man achtsamer lebt.
Du wirst in diesem Buch Verweise auf alte Traditionen finden. Sie dienen als erklärender Nachweis bestimmter Mechanismen des Geistes und der Welt anhand ihrer uralten, teilweise 2500 Jahre alten empirischen Forschung. Dieses Buch ist in jeder Zeile weltanschaulich neutral und inklusiv gemeint, damit jeder Mensch davon profitieren kann.
Mein Herzensanliegen ist es, ein neues, achtsames Grundbewusstsein zu erschaffen. Nicht nur für den einzelnen, sondern für die gesamte Welt.
Wer lernt, sein Herz zu öffnen, handelt nicht egozentrisch. Wer sein Herz der gesamten Fülle des Universums öffnet, erschafft einen ganz neuen Kosmos. In dieser neuen, achtsamen Welt ist Platz für alle.
„Du bist kein Tropfen im Ozean. Du bist der Ozean in einem Tropfen.“
~ Rumi
Warum braucht es eigentlich eine Revolution? Die Welt dreht sich heute irgendwie schneller als in der Vergangenheit. Alles scheint sich zu beschleunigen. Alles muss effektiver genutzt werden und das mit den Begrenzungen natürlicher Ressourcen in einer materiellen Welt. Wirtschaftswachstum steht gegen Ressourcenknappheit und Umweltkatastrophen. Viele Menschen versuchen dieser Beschleunigung standzuhalten, mit einem Gehirn, das nicht regelmäßig ein Update erhält. Es hat sich über 500 Mio. Jahre zu dem entwickelt, was es heute ist. Der entwicklungsgeschichtlich älteste Teil des menschlichen Gehirns wird nicht ohne Grund „Reptiliengehirn“ genannt. Informationsflut in Social Media, Arbeitsverdichtung, Digitalisierung und Ängste vor internationalen Konflikten oder wegen internationaler Konflikte und dem Kollaps des Ökosystems wirken auf ein Gehirn, dessen stärkste Antwort aus Kampf, Flucht und Erstarren besteht. Aber das ist noch nicht alles. Jeder Mensch hat eine persönliche Geschichte und trägt seine individuellen Traumata und Narben mit sich herum. Kommunikation und Vernetzung nehmen zu, aber niemand bringt uns bei, wie wir miteinander kommunizieren können, ohne uns gegenseitig Gewalt anzutun. Viele Menschen sind überfordert und fühlen sich machtlos. Der Stress in der Arbeitswelt 4.0 nimmt zu. Viele Menschen sind durch die sozialen Medien auf Dopamin und abhängig davon geworden.
Eine auf Konsum getrimmte Gesellschaft sieht sich immer neuen Herausforderungen gegenüber: Fake News und die immer stärker werdenden Einschläge von KI. Hieraus resultieren wachsendes Misstrauen und eine immer stärker spürbare allgemeine Unzufriedenheit der Menschen.
Wir steuern immer mehr auf eine globale, ökologische Katastrophe zu, die unser aller Leben für immer nachhaltig verändern wird.
Wir müssen uns diesem Wandel stellen. Vielmehr müssen wir der Wandel sein, wenn wir als Menschheit nicht scheitern wollen. Das erfordert Mut und den Willen, etwas zu verändern.
Davor kommt aber noch ein viel bedeutenderer Aspekt: unsere Wahrnehmung. Wie nehmen wir das wahr, was wir vorfinden, was uns begegnet und was wir erleben?
Ich weiß noch, wie ich früher immer ins kalte Wasser des Freibades beim Schwimmunterricht gesprungen bin, ohne vorher die Temperatur zu testen. Das Vertrauen war da, dass ich es schon irgendwie überleben werde, nachdem es mich vor Kälte erschaudern würde. Ich bin kein sicherer Schwimmer und kaltes Wasser verabscheue ich besonders. Der Schwimmunterricht war also mein allermeist gehasstes Schulfach, vor allem, wenn er im Freibad stattfand. Ich wusste aber, dass ich darauf vertrauen konnte, wenn ich einfach hineinsprang, das Minimum von dem tat, was man von mir erwartete, ich bald wieder in trockenen und warmen Klamotten auf festem Boden stehen würde. Vertrauen ist die Basis, etwas zu tun. Aber können wir darauf vertrauen, dass wir die richtigen Antworten auf wirklich existenzielle Fragen schon in uns tragen oder vielleicht finden können? Was kommt nach der Krise? Und ist nach der Krise vor der Krise? Die persönlichen und individuellen Herausforderungen, denen jeder von uns begegnet, laufen parallel mit den kollektiven Herausforderungen ab und sind sogar stellenweise mit diesen verwoben. Das macht es nicht einfach. Um welches Thema müssen wir uns als erstes kümmern? Können wir auf Hilfe vertrauen? Müssen wir uns selber trauen, ins Wasser der Krise zu springen oder werden wir durch andere Personen oder Umstände gestoßen. Können wir auf unsere Kompetenzen, Stärken und unsere Resilienz vertrauen, in dem Wasser erfolgreich zu schwimmen oder wenigstens zu treiben? Wenn wir in dieses Wasser springen, wissen wir nicht, ob wir in eine heiße Vulkanquelle springen, ob sich noch andere ungebetene Besucher im Wasser befinden oder ob es eine angenehme Badewannentemperatur hat. Um zu lernen und uns nicht zu verletzen, benötigen wir eine andere, neue Weise, auf die wir uns dem Leben nähern. Das ist die Achtsamkeit. Dabei sind es vor allem die heilsamen Qualitäten der Achtsamkeit, die in unserem eigenen Leben eine innere Revolution des „Ganzseins“ auslösen können.
In der Menschheitsgeschichte gab es in den drängendsten Situationen oft einen Befreiungsschlag in Form einer Revolution. Wenn der Menschheit das Wasser bis zum Hals stand, war der Wille zur Befreiung so groß, dass sich die Menschen für einen neuen Weg entschieden und das mit einem grundlegenden, radikalen Wandel. Was die bisherigen Revolutionen gemeinsam hatten: Sie waren oftmals gewaltsam und blutig. Die Französische Revolution hatte das Ziel, den feudal – absolutistischen Staat abzuschaffen. Aufklärung und Menschenrechte standen im Focus. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit waren die Hauptschlagwörter dieser Revolution. Im Laufe der Jahrzehnte gerieten diese tragenden Säulen unserer Gemeinschaft jedoch immer mehr in Vergessenheit.
Das hier vorliegende Buch kann natürlich nicht für jede globale Herausforderung eine konkrete und ausführliche Antwort liefern. Auf viele Fragen, die wir vielleicht haben, gibt es auch keine wissenschaftliche Antwort. Wir können aber mit dem arbeiten, was wir bereits haben. Dieses Buch widmet sich einem oft vergessenen und vernachlässigten Organ des Menschen: dem Herzen.
Vieles steht zurzeit auf dem Spiel. Vielleicht sogar die gesamte Zivilisation, so wie wir sie kennen und schätzen.
Die Unzufriedenheit der Menschheit, und damit meine ich nicht nur den nordwestlichen Teil der Welt, wird immer größer. Die Menschen erkennen, dass überall Chancengleichheit in dieser globalisierten Welt gepredigt wird, es diese aber de facto nicht gibt. Das Märchen „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ glauben die Menschen, die statt Chancen und Fairness noch Sklaverei erleben, schon lange nicht mehr. Medien und das World Wide Web (WWW), für jeden nutzbar, machen diese Welt transparent. Verschärft wird die globale Krise durch Vertreibungen, Kriege und durch menschengemachte Umweltkatastrophen. Die Menschen, die wenig haben, wollen auch ihr Stück vom Kuchen. So ist beispielsweise der Klimawandel in Entwicklungsländern besonders spürbar und daher folgenreich. Aber die Anfänge, der sich noch am Anfang befindlichen Umweltkatastrophe des Klimawandels sind auch in der nördlichen Hemisphäre spürbar: heißere Sommer, mehr Trockenheit, häufigere Hochwasser. Der Trend hält weiter an.
Die Probleme sind nicht mehr eindimensional. Sie sind komplex und haben globale Folgen. Migration kann nicht nur mit einem großen Zaun und Ausweisungen von hilfesuchenden Menschen begegnet werden.
Trotzdem glauben leider viele Menschen an diese augenscheinlich einfachen Lösungen.
Rechtspopulismus entwickelt sich gerade zum Mainstream und das verändert zunehmend die Mentalität und Moral vieler Menschen. Menschen suchen vermehrt nach unterschieden zwischen einander, statt sich zu verbinden.
Des Weiteren verschärfen sich internationale Konflikte, die in Zeiten von Ressourcenknappheit auch immer Auswirkungen auf Volkswirtschaften von Drittparteiländern haben. Bei Politikern entsteht allein aus wirtschaftlichen Gründen der Wunsch, solche Konflikte schnell beizulegen. Militärische Stärke und wirtschaftliche Macht dienen auf globaler Ebene als Argumentverstärker. Kurz gesagt: „Survival of the fittest“, das bekannte Prinzip aus der Evolutionstheorie wurde missinterpretiert als „Recht des Stärkeren“. Eigentlich meinte Charles Darwin damit, dass nicht der Stärkste, sondern die am besten angepasste Spezies ihr Überleben sichert.
Ich erlebe Krisen in meinem persönlichen Leben und meinem Umfeld oft als eine Botschaft für Veränderung. Also eher als eine Chance, denn eine Tragödie. Das gilt besonders für unseren Körper und unsere Gesundheit. Krankheiten, Unfälle und Verletzungen zeigen uns, dass wir uns verändern können und müssen. Die Botschaft ist oft: „Tue etwas. Ich möchte, dass du dich änderst.“
Veränderungen haben immer eine bessere Anpassung an die Umwelt zu Folge. Das ist Evolution. So ist es auch mit der ökologischen Tragödie, die sich gerade in Form von Artensterben und Klimawandel auf unserem Planeten abspielt. Diese Welt benötigt auf Grund der vielen Konflikte und Katastrophen eine weitere Entwicklungsstufe der Menschheit: Eine (R)evolution. Die Menschheit wird sich humanistischer und achtsamer entwickeln müssen, damit sie sich nicht selbst auslöscht.
„Survival of the fittest“, also das Überleben des/der best angepassten, würde Survival of the kindest heißen, im Sinne von das Überleben der freundlichsten. Die tief menschlichen Eigenschaften wie die Sorge füreinander, Altruismus, Mitgefühl und Einfühlungsvermögen könnten dieser nächste Schritt sein.
Veränderungen finden zuerst immer im Kleinen statt – also bei dir! Die Veränderung muss individuell bei jedem Menschen stattfinden. Die Veränderung beginnt mit und in dir. Dies ist dann der Zündfunke, den das Feuer der (R)evolution benötigt. Daher ist es auch so wichtig, dass wir uns im ersten Schritt um unsere eigenen Wunden, Verletzungen und du dich vor allem um deine persönlichen Katastrophen kümmerst.
Die Auswirkungen des gerade beschriebenen Wandels der Welt sind nicht für jeden von uns auf dieselbe Art und Weise spürbar. Aber sie betreffen uns alle mehr oder weniger stark. Und dann sind da noch unsere eigenen Bedürfnisse in einer Welt, die uns erzählt: „Alles ist möglich!“ Wir sehen Influencer und Coaches, die alles können und es zu etwas gebracht haben: talentiert und gutaussehend, finanzielle Unabhängigkeit, sozial abgesichert, ein Leben in Saus und Braus und dabei noch Spaß und immer alles unter Kontrolle haben. Der neue Lifestyle ist im globalen Format einfach zu verkaufen, jedoch für den Einzelnen nicht so einfach zu realisieren. Social Media nimmt bei vielen Menschen inzwischen einen wichtigen Stellenwert ein. Der Newsfeed und die Stories sind gefüllt mit den Highlights unserer Bekannten, Freunde, Kollegen und Verwandten: schönes Dinner, toller Urlaub, erfolgreiche Prüfung und so weiter. Den langweiligen Alltag postet so gut wie niemand. Daher sehen wir auch nicht, dass es allen anderen oft genauso geht wie uns: Routine, Missgeschicke, Scheitern und manchmal auch etwas Schönes oder Wohltuendes.
Viele von uns, die ein eher privilegiertes Leben führen, sind froh, kein katastrophales Leben zu haben und für sich gut auszukommen. Auf der anderen Seite werden permanent höhere Ebenen der Maslow‘schen Bedürfnispyramide angesteuert. In der westlichen Welt liegt der Fokus eher im Bereich der sozialen Bedürfnisse wie z.B. ein festes soziales Netzwerk oder eine harmonische Familie zu haben. Aber auch Individualbedürfnisse wie Macht, Ansehen und Selbstachtung sind Themen, die immer mehr in den Vordergrund rücken.
Wir erleben unsere Grundbedürfnisse wie Verbindung, Annahme und Wachstum als kollektiv überholt. Social Media und andere Medien sagen uns, wie wir sein müssen und welchen Status es zu leben und zu halten gilt. Wir verlernen es, uns um die Dinge zu kümmern, die wir wirklich benötigen. Uns schlichtweg um uns selbst zu kümmern und unsere sozialen Bedürfnisse und unsere Sicherheitsbedürfnisse zu bedienen. Die Fähigkeit, auf unsere innere Stimme zu hören sinkt. Werte/ Kultur und das Bild, das andere Personen von uns haben, wirken von außen auf unser Selbstbild ein und formen es mit. Wir kennen das von früher, vielleicht von unseren Eltern, wenn sie Dinge sagten, wie: „Deine Mathearbeit ist ja toll gelaufen. Du bist wirklich ein Mathegenie!“ oder andersherum: „Du faule Socke! Naja, hat ja gerade so ausgereicht!“ Genau das Gleiche passiert auch im Erwachsenenalter, zum Beispiel wenn uns bei Social Media über geteilte Beiträge vermittelt wird, dass bei anderen alles glattläuft, nur bei uns ist es wieder katastrophal oder zäh. Wer teilt schon gerne, wie eintönig der Alltag ist oder dass am laufenden Band Dinge schiefgehen.
So verlernen wir allmählich, uns um unsere eigenen Bedürfnisse zu kümmern. Viele Menschen bedienen vorrangig das, was von außen auf sie einwirkt. Beispielsweise lerne ich gerade, mich ein paar Sekunden zu halten, wenn ich aus dem Stand in den Handstand aufschwinge.
Auf den Social-Media-Kanälen, denen ich folge, präsentieren die Coaches ausschließlich fortgeschrittene Techniken wie einarmigen Handstand oder minutenlanges kopfüber Balancieren. Ich nehme dann wahr, dass ich scheinbar nicht mit dem Standard mithalte. Mein Selbstbild wird dann durch die Wahrnehmung eines hohen Standards relativiert und herabgesetzt. Ich könnte eigentlich froh sein, gesund und kräftig zu sein und einige Fortschritte beim Handstand gemacht zu haben. Jedoch denke ich, dass ich nicht gut wäre, weil es alle anderen (denen ich folge) besser können.
„All die großen Anekdoten können passieren, wenn wir kapieren,dass wir nicht alles kontrollierenund die Angst davor verlieren, uns zu verirrenauf unserem Lebensweg. Keiner weiß was noch passiert,keiner weiß, wohin er führt, jeder Plan improvisiert.Lernen wir halt besser schwimmen, je öfter wir gekentert sind.Das Einzige, was unverändert ist, ist alles ändert sich.Wenn alles endlich ist, dann geht auch jeder Film vorbei,den wir uns fahren. Warum das Happyend nicht einfach jetzt schon haben?“
~Curse, „Aufgeben“, 2018
„Ich sah, wie schön unser Planet ist. Leute, lasst uns diese Schönheit erhalten und vermehren, nicht zerstören.“
~Juri Gagarin
Nachdem ich dir einen kurzen Überblick über die persönlichen Herausforderungen, denen wir uns gegenübersehen, gegeben habe, möchte ich jetzt den Fokus erweitern und die Perspektive verändern. Weit weg von allen weltlichen und persönlichen Problemen. Stell dir bitte vor, dass du dich nun im All befindest. In der Dunkelheit taucht ein kleiner Ball auf - der blaue Planet – unsere Heimat. Das scheint erst mal nichts Besonderes und diesen Perspektivwechsel haben bereits einige Menschen real erlebt. Von den ersten Pionieren des Weltraums wie Juri Gargarin, über die ersten Menschen auf dem Mond, Neil Armstrong und Buzz Aldrin, bis hin zu den Menschen des internationalen Projektes der ISS, ähneln sich die Berichte der AstronautInnen. In vielen stecken Poesie und Bezauberung und sie alle sind ergriffen von diesem, aus ihrer Sicht, kleinen, blauen Planeten, der so verletzlich wirkt. Der erste Deutsche im All war der DDR-Kosmonaut Sigmund Jähn 1978. In seinen Worten finden wir Mitgefühl für den Planeten. Und wir werden daran erinnert, was die wichtigste Aufgabe der Menschheit ist:
„Bereits vor meinem Flug wusste ich, dass unser Planet klein und verwundbar ist. Doch erst als ich ihn in seiner unsagbaren Schönheit und Zartheit aus dem Weltraum sah, wurde mir klar, dass der Menschheit wichtigste Aufgabe ist, ihn für zukünftige Generationen zu hüten und zu bewahren.”
Sigmund Jähn, 1937 - 2019
Diese Zeilen berühren uns und wir sind vielleicht für einen Moment ergriffen und merken dann: „Oh ja, es ist auch meine Verantwortung. Lass uns was tun. Auf geht’s, retten wir den Planeten!“
Leider – wie in diesem Fall – hält eine durchschnittliche Emotion nur 20 Sekunden an. Danach verpufft oftmals die Motivation und es scheint alles beim Alten. So geht es auch mir häufig. Wie steht es bei dir?
Umso trauriger ist es, wenn man Astronauten in unserer Zeit über ihren Blick auf den Planeten sprechen hört. Da geht es um den sichtbaren Stress des Planeten, seine Wunden und um sichtbare Veränderungen. Wie der ISS-Astronaut Matthias Maurer in einer Live-Schaltung mit der Universität des Saarlandes in Saarbrücken erzählt:
„Ich sehe natürlich auch sehr viel, was mir nicht gefällt […] den brennenden Urwald [Anm. des Autors: in Brasilien und in Südostasien] […] Gletscherbereiche, die auf Karten viel größer eingezeichnet sind und Seen die früher mal viel größer waren. Man sieht, wie der Mensch in die Natur eingreift. Und das stimmt mich natürlich traurig“.
Maurer sagt weiter: „Plötzlich versteht auch das Herz, was da unten passiert.“
Maurer beschreibt die menschengemachten Veränderungen, die aus dem All deutlich sichtbar sind. Was würde wohl ein Alien sagen oder denken, das an unserem Planeten vorbeifliegt und unser Handeln beobachtet?
Kehren wir nun wieder zurück aus der Sicht von oben und sehen uns an, was real gerade auf und in unserer Welt passiert.
Was wir nach außen hin nicht mehr leugnen können, betrifft bereits jetzt real Menschen und das auf lebensverändernde oder auch -verkürzende Weise.
Ich benutze den WWF-Klimarechner (https://www.wwf.de/themen-projekte/klimaschutz/wwf-klimarechner) und kreuze mit gutem Gewissen an, dass ich niemals mit dem Flugzeug reise, mich vegan ernähre, mich vorrangig mit dem Fahrrad bewege und auf kleinem Raum mit mehreren Personen lebe. Dann bekomme ich ernüchternd meine Rechnung präsentiert: 4,8 t CO2/Jahr. 0,6 t wären es, um den Klimawandel zu stoppen. Der Durchschnittswert in Europa liegt bei 7,2 t. 2,7 t CO2/Jahr sind es, um das Ziel von 2 Grad Klimaerwärmung zu halten, um die schlimmsten Konsequenzen abzuwenden (https://co2-regio.de/fuer-privatpersonen/). Strebt man hingegen das Ziel von 1,5 °C an, müsste die persönliche Emission bei unter 1,2 t/Jahr liegen. In der Übersicht werden jeder Person pauschal 1,6 t für öffentliche Zwecke zugeschrieben. Will ich auf die öffentlich zugänglichen Behörden, Straßen, Sicherheit und die Bücherei wirklich verzichten? Wozu mache ich mir eigentlich die ganze Mühe? Versteh mich nicht falsch, aber das autarke Leben im Tinyhouse ist bei wenigen Vorteilen, die man genießt, auch echt aufwendig und manchmal anstrengend.
Wir betreiben seit 8 Jahren einen Erdkühlschrank außerhalb des Hauses, nutzen eine Trenntoilette, heizen ausschließlich mit Holz und haben unseren Raumbedarf auf 28 m² mit 3 Personen und einem Hund reduziert. Manchmal würde ich da gerne hinschmeißen. Was macht das mit meinen Plänen unsere 28 m² Wohnfläche für 3 Personen und Hund im Tinyhouse im kommenden Jahr etwas zu erweitern oder vielleicht doch in eine größere Wohnung zu ziehen? Dann schaue ich wieder zurück und forsche nach, was es eigentlich bedeutet: 2 Grad Klimaerwärmung. Die Folgen von 2°C Klimaerwärmung sind in mehreren Jahrzehnten deutlich spürbar: 2100 sind 16% aller Pflanzen und 8% aller Wirbeltiere ausgestorben. Es gibt keine Korallenriffe mehr. 410 Millionen Menschen im urbanen Raum werden von Dürren und Wasserknappheit betroffen sein, von ländlichen Regionen ist hier keine Rede. Der Meeresspiegel steigt um 2 cm, dadurch sind alle Küstenregionen auch von mehr Hochwassern und Sturmfluten betroffen. 630 Millionen Menschen müssten umsiedeln. In diesem Moment möchte ich nicht mehr weiterlesen. Ich bin beschämt und gleichzeitig ernüchtert. Wie geht es dir damit? Was könntest du im Angesicht der globalen Katastrophe tun? Hast du dich gefragt, wo deine Verantwortung hier liegt? Gibt es etwas, was du jetzt gerne tun möchtest, was hilft? Vielleicht lebst du 2100 nicht mehr, aber es wird die Generation nach dir auf jeden Fall betreffen. Was könntest du deinen Kindern, wenn du welche hast, sagen?
Das ist jedoch nur eine der vielen Krisen der Menschheit. Es gibt weltweit viele weitere Krisenherde: Regenwälder werden abgeholzt. Menschen und Tiere erleben ein trauriges Dasein aufgrund von Ausbeutung und der Tierindustrie. 223.000 Menschen sind 2024 in Kriegen und auf Grund politischer Gewalt gestorben – so viele wie schon seit 30 Jahren nicht mehr. Die Berichterstattung über die Konflikte ist wirr und ungenau. Teilweise polarisiert die Berichterstattung auch.
Das spiegelt sich in den Kommentarspalten von Social Media wider. Oft liest man polarisierende Meinungen und gefühlt schiebt ein Lager der einen Gruppe die Schuld für einen Konflikt in die Schuhe und die andere Hälfte der Kommentare tut genau das Gegenteil und sucht die Schuld bei der anderen Kriegspartei. Diese beiden Sichtweisen sind jedoch nicht alternativlos. Hilfreicher, als die Schuldfrage immer wieder zu diskutieren, ist es zu fragen: „Wie stellen wir Frieden nachhaltig her?“. Wo sind die Menschen, die nicht nach den Schuldigen fragen, sondern den Frieden fordern?
Die globalen Probleme scheinen oftmals zu weit weg und wirken unbezwingbar. Viele Menschen übernehmen eine Meinung, weil es einfacher ist, sich die Dinge so zu erklären und eine Meinung zu vertreten, auch wenn es nicht die eigene Meinung ist. Da solche Krisen auch hoch emotionalisierend sein können und es meistens keine einfachen Antworten gibt, verzichten die meisten Menschen auf eine persönliche Auseinandersetzung mit diesen Themen.
Und es drängen sich die folgenden Fragen auf: „Ist noch Raum für das Leid anderer, mir unbekannter Personen, wenn da auch eigenes Leid ist? Sollte das eigene Leid nicht erstmal beseitigt werden, bevor man sich um andere kümmert? Kann eine solche Betrachtung nicht Ohnmacht und überwältigendes Mitleid auslösen?“
Meditativ lässt sich dem Thema kontemplativ begegnen. Eine solche innerliche Versenkung, Näherung oder Betrachtung kann erfrischend sein und neue, unerwartete Perspektiven eröffnen. Die Kontemplation in manchen Meditationen gibt mir für Momente Klarheit von: „Du kannst nicht die Verantwortung von anderen übernehmen. Tu, was du kannst und erzähle, was du weißt. Tritt für das Gute ein und werde nicht müde.“
Dann taucht da noch ein anderer Gedanke auf: „Du bist nicht alleine mit deinen Gefühlen. Anderen Menschen geht es genauso wie dir.“
Mir begegnet diese „verkörperte Menschlichkeit“ in mir selbst. Das bedeutet, vielen Menschen geht es ähnlich mit diesem Gedanken und das ist auch der Punkt, wo die Lösung ihre Wurzeln schlägt. Sind wir uns darüber im Klaren, wird offensichtlich, dass es im Menschen angelegt ist, anderen zu helfen und Probleme zu beseitigen.
Die Lösung ist in mir oder in dir? In uns!Um aus dem beschriebenen Krisenmodus zu kommen, bedarf es einer neuen Perspektive. Es gilt, Gemeinsamkeiten zu suchen und nicht das, was einen vom anderen Menschen unterscheidet oder gar trennt. Wer mit dem Finger auf andere Menschen zeigt und behauptet, andere Menschen würden nicht die Problematik sehen oder wären gar Teil eines Problems, hilft damit niemanden. Geht es um gefährliche, globale Krisen, wie internationale Konflikte oder ökologische Katastrophen, die sich vielleicht gerade anbahnen, ist es hilfreicher, den gemeinsamen Punkt zu finden. Will die Menschheit das brennende Haus löschen, geht das nur zusammen. Hilfreich wäre, wir könnten an einem Strang ziehen und eine gemeinsame Basis finden. Wir könnten uns auf eine gemeinsame, säkulare (von Religionen losgelöste) Ethik einigen, genau wie es vom Dalai Lama angeregt wird. Und wir müssen verstehen, warum unsere Überlebensreaktionen, die sonst sehr gut funktionieren, hier nicht greifen. Wir müssen lernen, mit neuen Augen zu sehen. Wir brauchen mehr Achtsamkeit und Mitgefühl in Schulen, Behörden und Unternehmen. Wie wir Achtsamkeit und Mitgefühl dorthin bekommen, fängt allerdings an einer anderen Stelle an: bei dir und bei mir. Bei jedem einzelnen von uns.
Die achtsame Revolution beschreibt einen, vielleicht auch deinen Weg von der ganz persönlichen Heilung hin zur kollektiven Heilung der ganzen Welt. Vom Einzelnen und ganz individuell hin zum Kollektiven.
„Warum um alles in der Welt sollten wir erst mal Achtsamkeit lernen, um dann auch auf großer Ebene Veränderungen zu bewirken?“
Vielleicht denkst du: „Warum soll ich was tun?“ Die Menschen sollten lieber auf die Straße gehen und demonstrieren oder in die Politik gehen, um ihre Interessen zu verbreiten, um etwas zu bewirken.
Das ist alles richtig und es sind auch gute Mittel. Was dabei jedoch schnell verloren geht, sind wir selbst. In der kollektiven Sicht entfernen wir uns von uns und verlieren uns selbst aus den Augen. Zu viel Außen – zu wenig Inneren, die persönlichste Ebene, die du direkt erreichen kannst, ist hier gemeint.
Die einfachste, schnellste und nachhaltigste Veränderung beginnt mit dir und bei dir selbst.
Ist das nicht etwas zu idealistisch gedacht?
Ich verändere einfach was in meinem Leben und danach verändert sich alles um mich herum?
Durch meine eigene jahrelange Achtsamkeitspraxis konnte ich einige interessante Veränderungen bei mir selbst erleben und entdecken. Sowohl im Alltag als auch in Ausnahmesituationen bin ich nicht mehr so impulsgesteuert. Ich behalte meistens einen kühlen Kopf. Früher habe ich mich in gefühlt gefährlichen Situationen schnell zurückgezogen und wäre am liebsten verschwunden. Heute reißen mich Situationen und unschöne Erlebnisse nicht mehr so einfach mit oder ich merke eher, was mir guttut oder was nicht.
Ich nehme mir auch im Stress die Zeit für einen tiefen Atemzug und entscheide dann auf eine achtsame Art und Weise, die für mich und andere gut und heilsam ist. Diese Vorgehensweise wirkt sich dann auch direkt auf meine Umgebung aus. Wir sind nämlich nicht so getrennt voneinander, wie es die Wissenschaft nach Descartes behauptete und wie die meisten Menschen es heute noch zu wissen glauben. Die moderne Wissenschaft weiß heute mehr über die Verbindung zwischen allem als viele Menschen glauben. So verfügen Menschen und auch viele Tiere über ein sehr feines, hochentwickeltes Nervensystem, das sich energetisch über ihren Organismus hinweg vernetzt. Die Neurowissenschaften haben in den letzten Jahren enorme Entwicklungssprünge gemacht und wissen: Wir können die Emotionen unserer Mitmenschen lesen und nachempfinden. Wenn es deinem Gegenüber nicht gut geht, dann siehst du das und es wird dir, wenn du mit ihm oder ihr verbunden bist, vielleicht ein kleines bisschen genauso gehen. In unserer biologischen Blaupause ist sogar Empathie angelegt. Darüber entscheiden wir weder bewusst noch müssen wir dieses lernen.
Es geht aber noch weiter. Die Polyvagaltheorie, nach Stephen Porges, hat faszinierende Entdeckungen gemacht, wenn es darum geht, wie Gruppen von Wesen ihre Nervensysteme synchronisieren. Das geschieht unbewusst und nicht willentlich. Wir fühlen uns in manchen uns unbekannten Gruppen einfach unsicher und unbehaglich, aber in anderen Gruppen in derselben Situation fühlen wir uns gut aufgehoben. Unser Beruhigungssystem ist hochentwickelt und wirkt subtil auf andere. Wie das funktioniert und wie uns und anderen diese Erkenntnis im Alltag helfen kann, erkläre ich dir im ersten Teil dieses Buches.
Bereits jetzt ist es wichtig zu erkennen, dass wir – auch du – andere Menschen nachhaltiger und positiver durch unsere innere Ruhe und authentische Präsenz beeinflussen als durch Angst, Druck oder gar Gewalt.
Loslassen schafft echte Transformation. Druck erzeugt nur Gegendruck.
„Weich ist stärker als hart, Wasser stärker als Fels, Liebe stärker als Gewalt.“~ Hermann Hesse
Wie wird dich dieses Buch am wertvollsten unterstützen? Wie kannst du deinen Weg in die Achtsamkeit finden? Das erkläre ich dir nun.
Dieses Buch besteht aus drei Teilen:
I Smriti – Erinnern, II Abhyasa – Üben und III Moksha – Befeiheiung. Der erste Teil beinhaltet wichtiges theoretisches Wissen und Erkenntnisse zur Achtsamkeit, Stresstheorie, Meditation, Dankbarkeit und der Polyvagaltheorie. Er zerlegt das Geflecht aus Theorie, Traditionen, Kultur, Meinungen und Wissenschaft und verdeutlicht, was persönliche Transformation bewirkt. Der zweite Teil ist dein Praxisteil. Du kannst ihn in deinem Tempo nutzen. Die Übungen machen und den theoretischen Teil durcharbeiten, so wie es für dich am stimmigsten ist.
Teil 2 (Abhyasa/Üben) beinhaltet strukturell aufbauend zuerst einzelne und kurze Übungen, die für dich geeignet sind, egal wie vertraut du mit dem Thema Achtsamkeit bist. Am Ende des zweiten Teils findest du dann kombinierte Praxisteile. Hier werden die drei Übungsbereiche Asana, Breathwork (Pranayama) und Meditation zusammenführt. Hier kannst du dir individuell Kombinationsübungen für dich und deine Bedürfnisse zusammenstellen.
Das gesamte Programm kannst du nach deinen Bedürfnissen, deinem Übungsstand, sowie deinem Tempo anpassen. Du findest im Praxisteil viele Audiodateien und auch Übungsvideos, zum Download und auch zum Streamen. Die Begleitung durch meine Übungen versteht sich dabei als eine Möglichkeit, deinen Weg in eine Achtsamkeitspraxis zu finden, die sowohl auf körperlicher als auch auf geistiger Ebene heilen kann. Wenn du Körper und Geist als ein wechselseitig kommunizierendes System erkennst, wirst du die Erfahrung machen, dass mentale Übungen sich auch physisch auswirken.
Das Gleiche gilt natürlich umgekehrt. So kann eine Meditation, die uns hilft, eine mentale Blockade zu lösen auch körperliche Symptome lindern oder gar heilen. Darüber hinaus kann dir die Übungspraxis helfen, sensibler auf Stresssymptome in deinem Leben zu reagieren und adaptive Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Eine Übersicht aller Übungen findest du hier:
www.mbsr-walsrode.de/8sam
Der dritte Teil fügt die ersten beiden Teile aus Theorie und deiner persönlichen Praxis zusammen, um daraus die Vision zu formen, wie die Menschheit Achtsamkeit nutzen und eine adaptive Evolution durchmachen kann.
Du kannst das Buch einfach von vorne bis hinten komplett durchlesen. Wenn du bereits mit dem Thema der Achtsamkeit vertraut bist und du an praktischen Anleitungen interessiert bist, kannst du gleich mit Teil II einsteigen und die anderen beiden später lesen.
Es ist aber auch möglich Teil I und II parallel zu erforschen, um gleichzeitig notwendiges Wissen und die dazugehörige Praxis zu lernen. Suchst du nach Inspiration, ist der dritte Teil des Buches als Einstieg für dich geeignet. Weil Inspiration und eine positive Intention Wiederholung und Bestärkung brauchen, kann es auch hilfreich sein, den dritten Teil mehrfach zu lesen.
Zusammengefasst hilft dir dieses Buch, einen Einstieg in deine Achtsamkeitspraxis zu finden. Wenn du bereits regelmäßig Achtsamkeit übst, wirst du einige neue Impulse bekommen. Die Theorie dient dazu, dein Vertrauen in die von mir vermittelte Methode zu festigen. Alles, was dann auf deiner individuellen Ebene zur Heilung beträgt, findet später auch außerhalb von dir Resonanz. Das heißt, Heilung setzt sich fort und du wirst merken, wie sich deine Beziehungen verändern und du auch andere Menschen inspirierst etwas für sich zu tun. Das ist aber noch nicht alles. Letztendlich ist die Wahrheit, dass es eine kritische Anzahl an Menschen benötigt, um die großen Herausforderungen, denen sich die Menschheit gegenübersieht, zu bewältigen. Dieses Buch ist mein Beitrag dazu, dass unsere Kinder und die ihnen folgenden Generationen auf einem lebenswerten Planeten leben können. Wie auch immer du dieses Buch liest oder es durcharbeitest: Ich wünsche dir wunderbare Erkenntnisse, Inspiration, neue Impulse und Momente der Weisheit, während der Lektüre dieses wertvollen Buches. Die Lösung liegt bereits in dir.
„Der Gedanke manifestiert sich als Wort, das Wort manifestiert sich als Tat, die Tat wird zur Gewohnheit, und Gewohnheit gerinnt zu Charakter. Achte daher sorgsam auf das Denken und seine Schliche und lass es der Liebe entspringen, aus mitfühlender Sorge um alle Lebewesen.“
~ Buddha
„Auch eine Reise von tausend Schritten beginnt immer mit einem ersten Schritt.“
~ Laotse
Ich erzähle dir jetzt meinen persönlichen Weg zur achtsamen Revolution und warum diese aus meiner Sicht zu diesem Zeitpunkt, also genau jetzt, absolut notwendig ist. Für jeden Einzelnen von uns, aber auch für die ganze Welt.
Für mich gab es nie etwas Wichtigeres, als ein gutes, gerechtes und verantwortungsvolles Leben zu führen. Ich möchte nicht nur selbst in und von diesem Leben – gibt es denn mehr als eins – profitieren und dann nach mir die Sintflut. Bereits im Kindesalter war es mein Wunsch, mich so zu verhalten, dass andere nicht unter meinem Handeln leiden. Meine Mutter zeigte mir schon früh, indem sie mich zu allen möglichen Ämtern und auch Ärzten mitschleppte, wie man sich sprachlich höflich verhielt, um mit anderen Menschen Verbindungen aufzubauen. Sie lehrte mich auch, dass ich für mein Leben selbst verantwortlich bin. Sie brachte mir bei, dass ich arbeiten müsse, wenn ich etwas haben möchte. Ehrgeiz und Höflichkeit, ja auch Freundlichkeit sind die Werte meiner Mutter, die sie mir weitergab. Weil ich das deutlich jüngste von fünf Kindern war und immer liebevoll der „Nachzügler“ genannt wurde, war das Verhalten meiner Geschwister und meiner Mutter sehr auf meinen Schutz und meine Pflege ausgerichtet. Hingegen zeigte sich das traurige Drama unseres Familienlebens in meinem Vater. Alle waren eigentlich froh, wenn er nicht zu Hause war und alle an seinem Unmut und seiner Gewalttätigkeit teilhaben ließ. Die meiste Zeit profitierten wir von seiner Abwesenheit, weil er oft sechs Tage die Woche arbeitete. Die restliche Zeit war es für uns alle traurig, in diesem gewaltsam geführten Patriarchat zu leben. Auch die Gewalt gegenüber meiner Mutter blieb mir nicht erspart. Dass er seine Wut und Frustration auch an seinen Stiefkindern herausließ, wurde mir erst viele Jahre später bekannt. Nach der Trennung meiner Eltern zerbrach die Familie an vielen gegenseitigen Enttäuschungen und verletzten Gefühlen, die wir davongetragen haben. Es hätte vieles gemeinsam aufgearbeitet werden müssen, doch bevor wir die Kraft und den Mut finden konnten, trennten sich unsere Wege. Als mein Vater, zu dem niemand aus der Familie mehr Kontakt hatte, viele Jahre später im Sterben lag, wollte er niemanden mehr sehen – auch nicht seine leiblichen Kinder. Er starb alleine. Als ich von seinem Tod erfuhr, begriff ich, was für ein trauriges, einsames Leben mein Vater geführt hatte und dass er trotz allen Leids, das er über andere brachte, vielleicht auch etwas Mitgefühl gebraucht hätte, um seine eigenen Verwundungen zu heilen. Andere Familienmitglieder hingegen feierten die Nachricht über seinen Tod, während es in mir einen Prozess auslöste, mich persönlich zum Wohle der Menschen und der Verbindung mit ihnen zu entwickeln.
Leistungsorientierung und Ehrgeiz haben mir oft Grenzen aufgezeigt. Meine feste Überzeugung war lange Zeit, dass man alles erreichen kann, wenn man es nur hart genug versucht. Es musste ja eine logische Erklärung dafür geben, warum manche Leute so erfolgreich waren und andere nicht. Den Unterschied machten aus meiner Sicht ein fester Wille und die dazu notwendige Motivation aus. Im Beruf hat mir das eine gute Stellung in einem Chemiekonzern eingebracht. Diese Einstellung hat mich jedoch auch an meine eigene Zumutbarkeitsgrenze gebracht. Immer bis an meine Belastungsgrenze zu gehen, hat mir zwar etwas Anerkennung eingebracht, aber mich persönlich nie dahin gebracht, wo ich mich gesehen habe. Meine erste langjährige Beziehung hatte irgendwann die Ebbe erreicht und ich konnte es nicht fassen, dass nicht ich es mehr war, der meine Frau glücklich machte. Wir hatten schließlich geheiratet und ein gemeinsames Kind bekommen. Ich arbeitete hart und versuchte auch zu Hause alles, was nicht mehr in Ordnung war, zu retten. Da war aber nichts mehr, was ich noch für den Erhalt der Beziehung tun konnte. Ich konnte den Erhalt meiner Ehe nicht erzwingen, auch wenn ich es mir damals gewünscht hätte. Meine All-Inn-Mentalität führte dazu, dass ich nicht mehr an mich glaubte. Ich dachte, ich hätte es nicht besser verdient. Selbstmitgefühl: Fehlanzeige - mit Anfang 30 war ich am Ende.
Mich konnte also nur noch ein Reset retten: Ich bin ausgezogen und habe angefangen, mich bewusst um mich selbst zu kümmern, anstatt immer erst um alle anderen. Seit meinem dreizehnten Lebensjahr bin ich Vegetarier. Ich begann nun mich noch einmal intensiv mit den Folgen der Tierindustrie für die Tiere, die Menschen in anderen Teilen der Welt und für unsere Natur auseinanderzusetzen. Je mehr ich mich damit beschäftigte, desto mehr gelangte ich zu der Überzeugung, fortan vegan leben zu wollen. Diese Entscheidung habe ich bis heute nicht bereut…
