Die Adria entlang von Görz bis Bar - Josef Mugler - E-Book

Die Adria entlang von Görz bis Bar E-Book

Josef Mugler

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Beschreibung

Wer die zauberhafte Welt der östlichen Adria liebt, wer sich für die Geschichte der ehemals österreichisch-ungarischen Küstenregion von Görz bis Bar interessiert, wer sich die schönsten und historisch bedeutendsten Plätze in Erinnerung rufen will (der Text ist mit rund 160 Fotos illustriert), wird mit diesem Buch viel Freude erleben. Der Autor erzählt im lockeren Stil eines Reiseführers, was sich im Lauf der Jahrtausende, vor allem aber während der "österreichischen Epoche" hier ereignet hat, wie Abendland und Morgenland hier aufeinandergeprallt sind, was die Menschen dabei erlebt und erlitten haben und wovon sie heute noch erzählen.

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Seitenzahl: 401

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Josef Mugler

Die Adria entlang von Görz bis Bar

Geschichte und Geschichten von der Österreichischen Riviera

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Zeittafel

Das österreichische Küstenland

Von Görz nach Grado

Von Grado nach Triest

Triest

Von Triest nach Pula

Brijuni

Pula

Von Pula nach Opatija

Das kroatische Küstenland und die istrischen Inseln

Rijeka

Durch das Land der Frankopanen

Bis an die ehemalige Südgrenze Kroatiens

Die Insel Krk

Cres und Lošinj

Die Insel Rab

Der Norden Dalmatiens

Pag und das Meer von Vir

Das Hinterland von Zadar

Zadar

Der Archipel von Zadar bis Šibenik

Šibenik

Das Umland von Šibenik

Zwischen Šibenik und Split

Split

Der Süden Dalmatiens

Die Inselwelt vor Split

Hvar und die Pakleni-Inseln

Vis und die äußersten dalmatinischen Inseln

Korčula und Lastovo

Von Split nach Neum

Von Pelješac nach Dubrovnik

Dubrovnik

Von Dubrovnik nach Kotor

Bis an die ehemalige Südgrenze Österreichs

Literatur

Impressum neobooks

Vorwort

Als Österreichische Riviera wurde einmal jener Küstenstreifen bezeichnet, der rund hundert Jahre, vom Wiener Kongress 1815, bzw. fünfzig Jahre – nach der Abtrennung Veneziens 1866 – bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zum Kaiserreich Österreich bzw. zur österreichisch-ungarischen Monarchie gehörte. Manchmal wurde darunter auch nur ein kleinerer Abschnitt dieser Küste, und zwar die Region von Görz über Triest und Pula bis Opatija (Abbazia), verstanden und manchmal sogar nur die steile Ostküste Istriens von Opatija südwärts. Nun (2018) ist es hundert Jahre her, seit diese Küste, die Österreichische Riviera im weitesten Sinn, nicht mehr der österreichisch-ungarischen Monarchie zugehört. Heute ist sie auf fünf Staaten verteilt: Italien, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro.

Ich will über die Geschichte, die sich an dieser Küste zugetragen hat, erzählen. Unsere Reise beginnt in Görz und führt bis ins heutige Montenegro, wo in einem nördlichen Vorort der Stadt Bar ein kleines Flüsschen namensŽeljeznica seinerzeit die Südgrenze der Habsburgermonarchie markierte. An diesem Küstenabschnitt der Adria prallten über Jahrtausende Morgenland und Abendland aufeinander. Viele Völker waren daran beteiligt: Illyrer, Griechen, Römer, Byzantiner, Langobarden, Goten, Awaren, Franken, Ungarn, Venezianer, das Völkergemisch der Kreuzfahrer, Albaner, Türken und Nordafrikaner, Franzosen, Engländer, Russen, Deutsche und Österreicher und natürlich die über Jahrhunderte hier sesshaften Italiener, Slowenen, Kroaten, Serben und Montenegriner. Und damit sind gewiss noch nicht alle genannt.

Nach dem Niedergang Venedigs fiel dessen dalmatinisches „Erbe“ an den Kaiser in Wien: zuerst von 1797 bis 1805 und dann nach einem knapp zehnjährigen napoleonischen „Intermezzo“ ab 1815 bis zum Ende der Habsburger Herrschaft 1918. Dieses „österreichische Jahrhundert“ kann sich trotz einiger Bemühungen nicht unbedingt als „glorreiches“ rühmen: Es gelang nur langsam, die bittere Armut außerhalb der vom Handel und Seefahrt begünstigten Küstenstädte zu lindern. Die Ausgangssituation war allerdings auch alles andere als einfach: 1797 gab es in Dalmatien keine einzige Schule oder sonstige öffentliche Unterrichtsanstalt, die Verkehrswege abseits der See beschränkten sich auf bloße Pfade und die Landwirtschaft war extrem unproduktiv (Clewing 2011, S. 435). Knapp hundert Jahre später, 1890, betrug der Anteil der des Lesens und Schreibens Kundigen in Dalmatien immer noch nicht mehr als rund 16% (Clewing 2011, S. 529) und nirgendwo sonst in der Monarchie war Ende des 19. Jahrhunderts der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten so hoch, nämlich über 90%, wie im ungarisch beherrschten Kroatien und Slawonien und im österreichisch beherrschten Dalmatien. Bis 1910 wanderten nahezu eine halbe Million Kroaten aus (Sirotković 1975, S. 489).

Viel zu spät kamen wirtschaftspolitische Impulse aus Wien: 1907 wurde ein „Programm der staatlichen Maßnahmen zur wirtschaftlichen Hebung Dalmatiens“ beschlossen, 1909 ein Syndikat und 1910 eine Gesellschaft für den Bau und Betrieb von Hotels und Seebädern in Dalmatien gegründet – diese immerhin unter höchster Patronanz, nämlich des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand.

Was den österreichischen Machthabern vorrangig erschien und auch gelang, war: den Menschen ein wenig mehr Ordnung und Sicherheit durch Verwaltung, Militär und Polizei zu bringen. Natürlich regt sich dazu sofort auch Kritik: War dieses Mehr an Ordnung nicht gleichzeitig auch ein Mehr an Unterdrückung, ein Vorenthalten von Freiheit und Selbstbestimmung, von Idealen, die gerade im Verlauf des 19. Jahrhunderts die Menschen zunehmend bewegten, aber in der fernen Reichshaupt- und Residenzstadt Wien als Aufbegehren und Untreue verstanden wurden?

Wohl gab es Bemühungen um Gleichberechtigung der Völker (über den Ausgleich von 1867 mit Ungarn hinaus) beispielsweise auf sprachlichem Gebiet (Artikel 19 des Staatsgrundgesetzes vom 21.12.1867). Doch prallte die Umsetzung oft an der starren Haltung der lokalen Mehrheitsbevölkerung ab, welche statt einer Mehrsprachigkeit jeweils ihre eigene Sprache, egal, ob sie nun die deutsche, italienische, slowenische oder kroatische war, in Verwaltung und Schulen durchzudrücken versuchte (Clewing 2011, S. 522). Und das 20. Jahrhundert hat erst recht Konflikte und Kriege entfacht, um deren Aufarbeitung noch heute und wahrscheinlich noch einige Zeit in die Zukunft hinein gerungen werden wird. Denn noch vor einem Vierteljahrhundert haben hier Menschen zu Waffen gegriffen, ihr Leben geopfert und sogar grausame Kriegsverbrechen begangen.

Trotz gewissenhafter Recherchen mag sich angesichts der Fülle des Materials der eine oder andere Irrtum eingeschlichen haben, wofür ich um Nachsicht und um Hilfe bei der Aufklärung bitte. Die manchmal zusätzliche Verwendung italienischer und deutscher Ortsnamen ist natürlich nur dem historischen Kontext zuzuschreiben, denn Venedig hat als Beherrscherin der Adria über rund 800 Jahre die meisten dieser Namen geprägt, die dann in der „österreichischen“ Zeit, vor allem wenn es keine deutschen Bezeichnungen gab, bequemerweise übernommen wurden.

Eine große Herausforderung stellte für mich auch dar, das richtige Mittelmaß zwischen unterhaltsamer Lesbarkeit und historischer Detailgenauigkeit zu finden. Deshalb habe ich einerseits auf viele Fakten, die dem Wissenschaftler erwähnenswert erscheinen mögen, verzichten müssen, andererseits aber auch unbewiesene Geschichten und Gerüchte, die über Generationen tradiert wurden, eingestreut. Auch sie prägen schließlich das Empfinden, Befinden und Selbstverständnis einer Region.

Was mich bewegt hat, diesen „historischen Reiseführer“ zu schreiben, war die Liebe und Begeisterung für eine wunderbare Region und deren von viel Leid geplagte Bewohner. Und noch etwas: Das Meer nimmt im Fühlen und Denken vieler Österreicherinnen und Österreicher nach wie vor einen besonderen Platz ein. Oft habe ich in Österreich schon sagen gehört: "Bei uns ist es am schönsten – nur das Meer fehlt!" Und auf den Segelbooten vor der Küste kann man zeitweise beinahe ebenso viele österreichische wie andere Flaggen sehen.

Ich habe (fast) alle Orte, die im Folgenden vorkommen, zusammen mit meiner Frau Elisabeth, einige auch zusammen mit unserem Sohn Andreas bereist. Wenn nicht eine andere Quelle angegeben ist, stammen die Fotos von einem von uns dreien. In Klammern ist das jeweilige Jahr der Aufnahme ersichtlich. Für eine befriedigende Wiedergabe wäre natürlich ein Lesegerät wünschenswert, das die Bilder in Farbe, unverzerrt und in guter Auflösung zeigen kann. Die Illustration dieses E-Books ist für mich ein erster Versuch. Falls dieser noch nicht perfekt gelungen sein sollte, kann ich nur um Nachsicht bitten und versprechen, dass ich an der Verbesserung arbeiten werde.

Ich danke vor allem meiner lieben Frau für viele wertvolle Anregungen und Textkontrollen sowie ihren Zuspruch, dieses Werk auch zu vollenden und zur Veröffentlichung zu bringen.

Josef Mugler

Zeittafel

100.000.000 v. Chr. Saurier hinterlassen ihre Spuren auf Brioni.

50.000 v. Chr. Der Homo crapiniensis lebt in Nordkroatien.

Ab ca. 1.500 v. Chr. Illyrer besiedeln die Balkanhalbinsel: die Veneter in Friaul, die Histrer und Japoden in Istrien und um die Kvarner Bucht, die Liburner von der Kvarner Bucht südwärts und die Delmaten (Dalmater) im Süden.

Ab ca. 700 v. Chr. Griechen beginnen Kolonien auf den Inseln Hvar, Vis, Korčula und bis hinauf zur Halbinsel Istrien zu gründen.

280 v. Chr. Die keltischen Galater ziehen über die Balkanhalbinsel.

229 v. Chr. Die Römer beginnen die seeräuberischen Illyrer zu unterwerfen.

181 v. Chr. Aquileia wird durch und für römische Veteranen gegründet.

177 v. Chr. Im späteren Pietas Julia (Pula) wird eine römische Militärbasis gegründet.

12 Nachdem Kaiser August sieben Legionen aufgeboten hat, verlieren die Illyrer endgültig ihre Selbstständigkeit.

305 Kaiser Diokletian dankt ab und bezieht seinen Palast in der Nähe von Salona im heutigen Split.

395 Bei der Teilung des römischen Reiches fällt die adriatische Ostküste zunächst an Westrom.

452 Die Hunnen zerstören Aquileia.

500 Slawen dringen von nun an auf der Balkanhalbinsel bis an die Küste vor.

536 Istrien und Dalmatien geraten unter byzantinische Herrschaft.

567 Die Slawen geraten unter die Herrschaft der ebenfalls von Osten her eindringenden Awaren.

568 Die Langobarden zerstören Aquileia endgültig.

606 In Grado wird neben dem aus Aquileia hierher verlegten römischen Patriarchat ein byzantinisches eingerichtet.

639 Die Awaren zerstören Salona.

788 Die Franken übernehmen die Herrschaft an der nordöstlichen Adriaküste. Karl der Große besiegt die Langobarden und drängt die Awaren zurück.

805 Donatus, Bischof von Zadar, reist mit einer Delegation an den Hof Karls des Großen, bleibt jedoch dem byzantinischen Kaiser verbunden.

812 Im Frieden von Aachen verzichtet Byzanz auf Istrien, behält aber die Herrschaft über Dalmatien.

Um 845 Fürst Trpimir verdrängt die Franken und begründet einen ersten kroatischen Staat.

Um 910 Tomislav wird (in der Überlieferung 925) erster kroatischer König und baut Nin als Hauptstadt aus.

952 Ein Großteil Istriens fällt an das Herzogtum Bayern und wenig später an das Herzogtum Kärnten.

1075 Der durch einen Legaten des Papstes Gregor VII. gekrönte König Zvonimir legt einen Lehenseid gegenüber dem Papst ab.

1077 Das wiedererstarkte Patriarchat von Aquileia übernimmt die Herrschaft an der Nordostadria.

1089 Mit dem Tod König Zvonimirs stirbt die Dynastie der kroatischen Könige aus.

1102 Kroatien wird mit Ungarn vereinigt und der Arpade Koloman in Biograd zum König der Kroaten gekrönt. Die damit begründete Personalunion von ungarischem und kroatischem König dauert bis 1918.

1117 Die Grafen von Görz dehnen ihre Herrschaft über ein Gebiet aus, das sich von Tirol bis ins heutige Kroatien erstreckt.

1202 Die christlichen Kreuzfahrer des vierten Kreuzzugs erobern, plündern und zerstören im Auftrag Venedigs Zara (Zadar) und danach (1204) Konstantinopel.

1205 Durch diese Schwächung seiner Schutzmacht Byzanz kann sich Ragusa/Dubrovnik der Unterwerfung durch Venedig nicht mehr erwehren.

1225 An der Küste von Rijeka bis gegen Jablanac übernehmen die miteinander verwandten Geschlechter der Frankopanen und Zrinyi (Zrinski) die Herrschaft.

1242 Die Mongolen dringen bis an die adriatische Küste vor.

1333 Ragusa/Dubrovnik erwirbt die Halbinsel Pelješac vom serbischen Zaren.

1353 Der bosnische König Tvrtko erobert die süddalmatinische Küste.

1358 Im Frieden von Zadar muss Venedig einige der zuvor eroberten Küstenregionen an Ungarn zurückgeben, darunter auch Ragusa/Dubrovnik, das von nun an aber de facto autonom ist.

1382 Triest unterwirft sich dem österreichischen Herzog Leopold III., um einer Unterwerfung durch Venedig zu entgehen.

1389 Auf dem Kosovo Polje (Amselfeld) unterliegt am 28. Juni eine serbische Armee einer türkischen. Das osmanische Vordringen auf dem Balkan beginnt.

1400 Ragusa/Dubrovnik erklärt sich zur selbstständigen Republik.

1409 Ladislaus von Neapel, ungarischer König aus dem Haus Anjou, verkauft seinen Anteil an Dalmatien an Venedig.

1420 Der Flottenkapitän Pietro Loredan bringt auf Anweisung des Dogen Tomaso Mocenigo die käuflich erworbenen Küstengebiete auch faktisch unter die Herrschaft Venedigs („Acquisto vecchio“). Gleichzeitig werden auch die Gebiete des Patriarchen von Aquileia und damit das heutige Friaul unterworfen.

1465 Fiume (Rijeka) fällt an den habsburgischen Herzog von Österreich.

1493 Die Türken vernichten ein kroatisches Heer in der Ebene von Krbava.

1500 Die Habsburger erben die Besitzungen der Grafen von Görz.

1526 In der Schlacht von Mohacs zwischen einem ungarischen und osmanischen Heer fällt der ungarische König Ludwig II. und der Habsburger Ferdinand I. erbt u.a. Ungarn und damit auch Kroatien.

1537 Die Türken erobern die venezianische Festung Clissa (Klis) bei Split.

1583 Die Venezianer gründen Palmanova als Festung vor allem gegen die Türken, aber auch für etwaige Zwistigkeiten mit den Habsburgern.

1648 Die Venezianer erobern die Festung Clissa (Klis) von den Türken zurück.

1667 Ein Erdbeben zerstört Dubrovnik.

1671 Nach Niederschlagung eines Aufstandes ungarischer Magnaten werden die Oberhäupter der Frankopanen und Zrinski in Wiener Neustadt hingerichtet und ihre Besitzungen vom Wiener Hof beschlagnahmt.

1699 Im Frieden von Karlowitz erhält Venedig Gebiete im Landesinnern von Dalmatien („Acquisto nuovo“). Bei der Halbinsel Klek und im Tal der Sutorina wird je eine türkische Pufferzone zwischen den Gebieten von Venedig und Ragusa eingerichtet.

1718 Im Frieden von Passarowitz fallen weitere Gebiete im Raum Knin, Sinj, Imotski und der Makarska Riviera an Venedig („Acquisto nuovissimo“).

1719 Triest und Fiume (Rijeka) werden durch ein Dekret Kaiser Karls VI. Freihäfen.

1779 Der von Kaiser Josef II. verfügte Ausbau der Straßenverbindung („Josephina“) von Karlovac über Modruš nach Senj wird fertiggestellt. Wenige Jahre später wird auch die Straßenverbindung zwischen Gospić und Karlobag fertiggestellt, die von Kaiser Joseph II. nach seiner Mutter „Theresiana“ benannt wird.

1797 Napoleon erobert Venedig und dringt bis Leoben vor. Im Frieden von Campo Formio muss Österreich Gebiete an Frankreich abtreten, erhält aber Venedig samt seinen ostadriatischen Provinzen zugesprochen.

1805 Das 1804 neu gegründete Kaiserreich Österreich muss im Frieden von Pressburg Venedig und dessen Provinzen an das französisch beherrschte Italien abgeben. 1809 werden von Kärnten bis zur Bucht von Kotor die französisch beherrschten illyrischen Provinzen mit der Hauptstadt Ljubljana eingerichtet.

1808 Napoleon hebt die Republik Ragusa auf.

1815 Österreich werden auf dem Wiener Kongress mit Venedig auch dessen ostadriatische Provinzen sowie Ragusa zugesprochen. Österreich gründet in der Folge das Königreich Dalmatien sowie für seine Besitzungen in Friaul und Istrien das Königreich Illyrien, dem auch die Inseln des Kvarner angeschlossen werden.

1829 Josef Ressel führt außerhalb des Hafens von Triest seine Erfindung, die Schiffsschraube, vor.

1833 In Triest wird die Schifffahrtsgesellschaft „Österreichischer Lloyd“ gegründet.

1848 Der kroatische Ban Jelačić unterstützt das Kaiserhaus gegen die revolutionären Ungarn und Wiener.

1849 Aus dem Königreich Illyrien wird das „Küstenland“.

1856 Auf Vorschlag des Oberbefehlshabers Erzherzog Ferdinand Maximilian wird Pola (Pula) anstelle des unsicher gewordenen Venedig Hauptkriegshafen der Marine.

1857 Die Südbahn erreicht Triest.

1866 Am 20. Juli besiegt die österreichische Flotte unter Vizeadmiral Wilhelm von Tegetthoff die überlegene italienische bei Lissa (Vis). Doch infolge der am 3. Juli bei Königgrätz erlittenen Niederlage gegen Preußen muss Österreich Venezien an Italien abtreten.

1867 Im österreichisch-ungarischen „Ausgleich“ werden das Königreich Kroatien und Slawonien Ungarn (Transleithanien), das Küstenland und das Königreich Dalmatien Österreich (Cisleithanien) zugeordnet.

1868 Der ungarisch-kroatische „Ausgleich“ schafft für Kroatien und Slawonien mehr Autonomie.

1869 Der Reichsrat in Wien beschließt das Projekt der Trockenlegung der Sümpfe im Mündungsgebiet der Neretva.

1870 Die kroatische Nationalpartei gewinnt erstmals die Mehrheit im dalmatinischen Parlament.

1871 Die militärische Verwaltung der Grenzregionen (Militär-Kroatien) gegenüber der Türkei wird durch eine zivile ersetzt.

1877 Die erste Eisenbahnlinie in Dalmatien, welche die Städte Split, Šibenik und Knin verbindet, wird eröffnet, hat aber keinen Anschluss an das europäische Netz.

1878 Auf dem Berliner Kongress erhält Österreich-Ungarn das Mandat zur Besetzung Bosniens und der Herzegowina. Damit soll einer von Russland unterstützten südslawischen Machtbildung unter serbischer Führung zuvorgekommen werden. Die Besetzung trifft auf heftigen muslimisch-bosniakischen und serbischen Widerstand. Die Südgrenze des zur österreichischen Reichshälfte zählenden Dalmatien zu Türkisch-Albanien wird um einige Kilometer bis an das Flüsschen Željeznica im heutigen Stadtgebiet von Bar verschoben.

1882 In Split geht die kroatische Nationalpartei erstmals als Wahlsieger hervor.

1891 Österreich-Ungarn schließt mit Italien ein Handels- und Schifffahrtsabkommen, dessen Weinklausel sich für Dalmatien als besonders nachteilig erweist. Die Eisenbahnverbindung (Schmalspur) von Sarajevo nach Metković (Narentabahn) wird fertiggestellt. (Die Bahn wird erst 1941 bis Ploće verlängert und in den 1960er Jahren neu trassiert und auf Normalspur umgestellt.)

1901 Eine Abzweigung von der Narentabahn nach Dubrovnik (Gruž) und in die Bucht von Kotor (Zelenika) wird eröffnet.

1907 Russland verstärkt nach der Niederlage gegen Japan seine panslawistische Außenpolitik auf dem Balkan.

1908 Am 6. Oktober verkündet Österreich auf Betreiben des Außenministers Aehrenthal die Annexion des seit 1878 verwalteten Bosnien und der Herzegowina. Serbien mobilisiert seine Armee, Russland trifft Kriegsvorbereitungen, aber Frankreich verweigert seine Unterstützung.

1909 Italien schließt trotz Dreibundpartnerschaft mit Deutschland und Österreich-Ungarn mit Russland einen Balkanpakt.

1910 Montenegro wird Königreich.

1911 Unter russischem Protektorat schließen Serbien, Bulgarien, Montenegro und Griechenland ein Bündnis zwecks Eindämmung der Expansion Österreich-Ungarns auf dem Balkan und Aufteilung der europäischen Restgebiete des osmanischen Reiches. In Serbien wird die „Crna Ruka“ (Schwarze Hand) gegründet, welche zur Vorbereitung einer Revolution in Mazedonien, Albanien, Bosnien-Herzegowina und Kroatien das Ziel eines slawisch dominierten Balkan unter Führung Serbiens durch Terrorakte unterstützen soll. In Bosnien agiert die Schwarze Hand in der Studentenverbindung „Mlada Bosna“ (Jung-Bosnier).

1912 Montenegro beginnt Kriegshandlungen gegen die Türkei. Eine Botschafterkonferenz in London führt zu einem (vorübergehenden) Ausgleich der Interessen auf dem Balkan. Doch Serbien und Montenegro nehmen entgegen den Londoner Beschlüssen die Kampfhandlungen gegen Albanien und Mazedonien wieder auf. Montenegro zieht sich nach einem Ultimatum Österreich-Ungarns aus albanischen Gebieten wieder zurück.

1913 Serbien und Griechenland eröffnen wegen Gebietsstreitigkeiten einen Krieg gegen Bulgarien. In den Friedensschlüssen von Bukarest und Konstantinopel erhält Serbien Gebiete in Mazedonien.

1914 Am 28. Juni erschießt in Sarajevo Gavrilo Princip als einer von sechs Attentätern am Jahrestag der Niederlage Serbiens gegen die Türken auf dem Amselfeld (1389) den Thronfolger und Förderer der Kroaten Erzherzog Franz Ferdinand. Nach Konsultationen in Berlin beschließt der Ministerrat Österreich-Ungarns am 7. Juli den Krieg gegen Serbien, wobei ein gleichzeitiger Krieg gegen Russland als unvermeidlich erkannt und in Kauf genommen wird. Am 23. Juli wird Serbien ein Ultimatum überreicht. Am 25. Juli trifft in Serbien die Unterstützungserklärung Russlands ein und Serbien lehnt daraufhin das Ultimatum ab. Österreich-Ungarn erklärt am 28. Juli Serbien den Krieg.

1915 Im Londoner Vertrag versprechen die Entente-Staaten Italien Gebietsgewinne, worauf Italien am 23. Mai Österreich-Ungarn den Krieg erklärt und den Vormarsch gegen Görz und Triest beginnt.

1916 In der sechsten der insgesamt zwölf Isonzo-Schlachten wird im Sommer Görz von den Italienern eingenommen.

1917 In der zwölften und letzten Isonzo-Schlacht werden Görz und das Friaul mit deutscher Unterstützung zurückerobert.

1918 Bei Vittorio Veneto gewinnen die italienischen Truppen die letzte Schlacht des Krieges. Der Zagreber Nationalrat verkündet am 29. Oktober die Gründung des Staates der Serben, Kroaten und Slowenen („SHS-Staat“).

1920 Im Vertrag von Rapallo werden das östliche Friaul, Istrien samt den Inseln Cherso (Cres) und Lussin (Lošinj), ferner die Stadt Zara (Zadar) und die dalmatinischen Inseln Lagosta (Lastovo) und Pelagosa (Palagruža) Italien zugesprochen. Fiume (Rijeka) wird zunächst Freistaat, 1924 dann zwischen Italien und dem SHS-Staat geteilt.

1925 Die erste allerdings wegen unterschiedlicher Spurweiten nicht effiziente Bahnverbindung von Split nach Zagreb und damit der Anschluss an das europäische Eisenbahnnetz werden fertiggestellt.

1929 Aus dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen wird das von König Alexander I. autoritär regierte Königreich Jugoslawien.

1941 Deutschland marschiert in Jugoslawien ein und protegiert einen „unabhängigen“ Staat Kroatien, während Italien die meisten jugoslawischen adriatischen Inseln besetzt.

1943 Nach dem Waffenstillstand Italiens mit den Alliierten am 8. September versuchen deutsche Truppen in die zuvor von Italien besetzten Gebiete Jugoslawiens vorzudringen, treffen hier aber auf starken Widerstand der von den Alliierten, insbesondere den Engländern unterstützten Partisanen und Truppen des Marschall Josip Broz Tito.

1945 Die Adria-Ostküste wird samt Inseln von Istrien bis an die albanische Grenze südlich von Ulcinj Teil der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien. Triest und sein Umland werden unter internationale Verwaltung gestellt.

1954 Das Umland von Triest wird auf Italien und Jugoslawien aufgeteilt, die formale Beilegung des Konflikts erfolgt erst im Vertrag von Osimo 1975.

1960 Der Bau der adriatischen Küstenstraße (Jadranska Magistrala) beginnt.

1981 In Međugorje (Herzegowina) berichten Kinder von Marienerscheinungen, die bisher jedoch von der katholischen Kirche nicht als übernatürliches Phänomen anerkannt wurden. Trotzdem entsteht ein bedeutender Wallfahrtsort.

1991 Slowenien und Kroatien erklären sich für unabhängig und werden sukzessive völkerrechtlich anerkannt. Keine Anerkennung findet die sich ebenfalls für selbstständig erklärende Republika Srbska Krajina. Serbisch-montenegrinische Truppen dringen bis in Küstennähe vor und bombardieren Küstenstädte und Küstenregionen. Zadar und Dubrovnik werden schwer beschädigt.

1992 In Bosnien und Herzegowina bricht der Krieg zwischen den muslimischen Bosniaken, den überwiegend katholischen Kroaten und überwiegend orthodoxen Serben aus.

1993 Die Rückeroberung serbisch besetzter Gebiete durch die neu formierte kroatische Armee beginnt.

1995 Durch das Abkommen von Dayton werden die Kampfhandlungen beendet.

2004 Slowenien wird EU-Mitglied.

2013 Kroatien wird EU-Mitglied.

Das österreichische Küstenland

Österreich war vor dem Wiener Kongress alles andere als eine Seenation. Allenfalls die spanische Linie der Habsburger, als Kaiser Karl V. im 16. Jahrhundert über ein Reich herrschte, "in dem die Sonne nicht unterging", konnte als ozeanverbunden gelten. Den österreichischen Erzherzögen in Wien, die seit Ferdinand I., einem Bruder Karls V., von 1558 bis 1806 meist auch Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation waren, lag nicht viel an Küstenländern oder gar Kolonien. Nur Triest und ein kleiner Küstenstrich in der Nähe, südlich von Görz, lagen am Meer. Viel attraktiver als eine lange, schwer beherrschbare Küste erschien dagegen das Flair einer „Riviera“ mit Glanz und Gloria: Daher wurde im engeren Sinn oft nur die Ostküste Istriens als „Österreichische Riviera“ und die Stadt Görz als das „Österreichische Nizza“ bezeichnet, was man sich nach den Zerstörungen in den beiden Weltkriegen heute nur mühsam vorstellen kann.

Fiume, das heutige Rijeka, und ein relativ kurzer kroatischer Küstenstrich südlich davon gehörten zwar unter der ungarischen Krone ebenfalls den Habsburgern, blieben aber bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts eher unbedeutend. Auch der Rest der dalmatinischen Küste war für die dort herrschenden Venezianer vorwiegend nur als Lieferant von Baumaterial (Holz und Stein) und für Stützpunkte zur Sicherung ihres Handelswegs durch die Adria in den Nahen Osten interessant. Lediglich die Republik Ragusa, das heutige Dubrovnik, bildete an dieser Küste ein Gegengewicht zu Venedig und konnte sich durch geschickte Diplomatie und hohe Tributzahlungen auch gegen das osmanische Reich behaupten.

Triest war von den Habsburgern als Hafen willkommen aufgenommen, aber nie gezielt erobert oder erheiratet worden, wie es in der Familie Habsburg die Regel war, sondern es hatte sich selbst unter deren Schutzschirm geflüchtet, um der Unterwerfung durch Venedig zu entgehen. Denn die Venezianer waren über rund acht Jahrhunderte die wahrenBeherrscher der Adria. Sie betrieben und nutzten die Schwächung ihrer Vorläuferin Byzanz – man erinnere sich an die verheerende Plünderung Zadars (1202) und Konstantinopels (1204) während des Vierten Kreuzzugs – und setzten sich gegen die „lokalen“ Rivalen, nämlich die Patriarchen von Aquileia (1291), die ungarisch-kroatischen Könige (1409) sowie die letzten autonom verbliebenen Küstenstädte durch (1420).

Dass fast gleichzeitig mit der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 ein neuer Rivale zuerst auf dem Landweg nach Mitteleuropa und in der Folge auch in die Adria vordrang, ahnte man damals wohl noch nicht. Noch hielt Konstantinopel – bis 1453 – dem osmanischen Druck stand. Immerhin gelang es aber Ragusa/Dubrovnik schon im späten 14. Jahrhundert, sich von der venezianischen Oberhoheit zu befreien und mit Hilfe von Schutzzahlungen an die osmanischen Herrscher fortan von Venedig unbehelligt zu bleiben. Zusammen mit der „Verstopfung“ der venezianischen Handelswege in den Orient erwiesen sich schließlich die Eroberungen der westeuropäischen Mächte in Amerika und Afrika für Venedig als letal.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war von Venedigs Macht samt seinem Reichtum nicht mehr viel übrig und es fiel Napoleon leicht, die heruntergekommene Stadt auf seinem ersten Italienfeldzug 1797 zu besetzen. Mit diesem Feldzug erwarb sich Napoleon neben der für den Unterhalt der Soldaten wichtigen Kriegsbeute auch den Ruf, zahlenmäßig überlegene Heere besiegen zu können. Es gelang ihm in mehreren Schlachten, die vereinigten Heere von Piemont-Sardinien und Österreich zu schlagen und sogar bis Leoben vorzudringen. Kaiser Franz sah sich zu einem Friedensschluss genötigt und unterzeichnete in der Villa Manin auf dem Campo Formio einen Friedensvertrag, in dem er einige Länder an Frankreich abtreten musste. Dafür überließ ihm Napoleon das ausgelaugte Venedig samt seinen verarmten Provinzen an der adriatischen Ostküste. Das alles holte sich jedoch Napoleon im nächsten Krieg gegen Österreich 1805 wieder zurück. Erst nach der endgültigen Niederlage Napoleons wurden auf dem Wiener Kongress 1815 Venedig und die Lombardei dem österreichischen Kaiser überlassen.

Dieser Zuwachs an Küste machte aus dem europäischen Binnenstaatengebilde Österreich aber nicht schlagartig eine Seemacht. Wesentliche Teile der venezianischen Flotte verkamen erst einmal, vermoderten oder wurden gezielt abgewrackt. Nur langsam setzte sich die Auffassung durch, dass der Seeweg durch die Adria dem Binnenland Österreich neue Handelswege eröffnete, ferner dass diese auch gegen Seeräuber geschützt werden mussten und die neuen Besitzungen vielleicht auch einmal gegen das sich vereinigende und Ansprüche auch auf die Ostküste der Adria stellende Italien zu verteidigen sein würden. Die slawische Bevölkerung und deren Wohlergehen spielten in diesen Überlegungen eine eher untergeordnete Rolle.

Als markante Ereignisse dieser zaghaften Zuwendung zur Adriaküste können genannt werden: 1833 wurde auf Betreiben des Triestiner Kaufmanns Freiherr von Bruck nach Londoner Vorbild der Österreichische Lloyd gegründet. Nachdem sich ein Großteil der italienisch dominierten Flotte im Revolutionsjahr 1848 gegen die Habsburger gestellt hatte,holte man für den Wiederaufbau der Marine einen Experten aus Dänemark, Admiral Dahlerup, der 1854 von dem politisch durchschlagskräftigen jüngeren Bruder des Kaisers Erzherzog Ferdinand Maximilian, dem späteren unglücklichen Kaiser von Mexiko, abgelöst wurde.

Am 3. Juli 1866 besiegte Preußen im Entscheidungskampf um die Vorherrschaft in Deutschland die österreichische Nordarmee bei Königgrätz in Böhmen, während die gleichzeitig vom kurz zuvor (1861) neu gegründeten Königreich Italien angegriffene Südarmee standhielt. Vor allem der unerwartete Sieg der immer noch rückständigen Kriegsmarine unter ihrem Befehlshaber Wilhelm von Tegetthoff über die überlegene italienische Flotte bei Lissa, dem heutigen Vis, am 20. Juli 1866 bewirkte, dass einige vorwiegend italienisch besiedelte Landesteile noch für rund ein halbes Jahrhundert, bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, dem österreichischen Kaiser erhalten blieben. Allerdings nicht Venezien: Denn trotz der Siege zu Lande und auf See musste Österreich auf Druck Preußens nach der Lombardei (1859) sowie Modena und der Toskana (1860) nun auch Venezien an Italien abtreten.

„Küstenland“ ist eigentlich ein Kunstwort, das 1849 von der österreichischen Verwaltung eingeführt wurde, und zwar für Gebiete, die entweder bereits seit Jahrhunderten (z.B. Triest seit 1382, Görz seit 1500) habsburgisch waren oder es nach dem Ende der Republik Venedig 1797 erstmals wurden. Das trifft beispielsweise auf die Inseln Veglia (Krk), Cherso (Cres) und Lussin (Lošinj) zu, die vorher zum venezianischen Dalmatien gehörten.

Diese Gebiete wurden nach dem napoleonischen „Zwischenspiel“ durch die Ergebnisse des Wiener Kongresses von 1815 bis 1849 Teil des neu geschaffenen Königreichs Illyrien und danach bis 1861 als „Küstenland“ ein eigenes Kronland des Kaiserreiches Österreich. 1861 wurde die Bezeichnung „Österreichisch-illirisches Küstenland“ eingeführt, die sich aber praktisch nicht durchsetzte. Nach dem Ausgleich mit Ungarn war das Küstenland von 1868 bis 1918 Kronland der österreichischen Reichshälfte der österreichisch-ungarischen Monarchie (Cisleithanien). Die Grenze zur ungarischen Reichshälfte verlief östlich von Opatija (Abbazia) zwischen Volosko (Voloska) und Rijeka (Fiume).

Das Küstenland gliederte sich in folgende drei Gebiete:

die gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca,

die Markgrafschaft Istrien mit den Inseln Veglia (Krk), Cherso (Cres) und Lussin (Lošinj) sowie einigen kleineren benachbarten Inseln und

die reichsunmittelbare Stadt Triest, die auch Hauptstadt des Küstenlandes war und weiter als heute in das slowenische Sprachgebiet hineinreichte.

Die österreichische Küste, also die Küste des Kaiserreichs Österreich bzw. nach dem Ausgleich mit Ungarn der k.u.k. österreichisch-ungarischen Monarchie war allerdings viel länger. In ihrer weitesten Ausdehnung, das war in den Jahren von 1797 bis 1805 und von 1815 bis 1866, begann diese Küste im Westen am Po, genauer am südlichsten Arm des Po-Deltas, dem Po di Goro, und reichte am östlichen dalmatinischen Ufer der Adria zuletzt, das heißt nach einer geringfügigen Gebietserweiterung auf dem Kongress von Berlin 1878, bis zu einem kleinen Flüsschen, das heute am nördlichen Stadtrand von Bar im Staat Montenegro in das Meer mündet und den Namen Željeznica trägt.

Unsere Reise beginnt am westlichen Rand jenes Küstenstreifens, der ab 1866 die Grenze zum neu entstandenen Königreich Italien bildete. Sie verlief quer durch das heutige Friaul und in Küstennähe entlang desGrenzflusses Aussa, der westlich von Grado in die Lagune von Marano mündet. Dieser Verlauf entsprach ungefähr der Grenze der habsburgischen Besitzungen seit dem 15. Jahrhundert, vor der Einbeziehung der Lombardei und Veneziens auf dem Wiener Kongress 1815.

Die wichtigste Stadt in diesem Grenzraum auf österreichischer Seite war Görz. Von Görz fahren wir - mit einem Abstecher ins venezianische Palmanova - über Aquileia nach Grado und weiter nach Triest. Dann geht es entlang der Küste Istriens bis zur ehemaligen Grenze zu Ungarn zwischen Volosko und Rijeka.  Die zum österreichischen Küstenland gehörigen Inseln Krk, Cres und Lošinj werden später zusammen mit dem kroatischen Küstenland behandelt. Denn sie sind verkehrsmäßig heute vor allem durch die Brücke von Krk sowie durch Schiffs- und Buslinien primär mit Rijeka und nicht wie zur österreichischen Zeit mit Triest verbunden.

Von Görz nach Grado

Heute ist die Autobahn, die sich bei Palmanova in die beiden Äste Richtung Venedig und Triest gabelt, die Hauptverkehrsader in das friulanische Küstengebiet. Doch nicht hier, sondern über Görz (Gorizia, Gorica, Gurize) führten früher „alle“ Wege. Görz liegt an jener Stelle des Isonzo-Tals, wo dieser Fluss die Talengen der Julischen Alpen verlässt und zwischen sanften Hügeln der Mündungsebene südlich von Monfalcone zustrebt.

Noch am Beginn des 20. Jahrhunderts, also schon nahe dem Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie, baute man unter dem Projektnamen „Neue Alpenbahnen“ eine Bahntrasse, welche die Küste und insbesondere den Hafen Triest mit Kärnten, Salzburg und vor allem Deutschland verbinden sollte. In den Südalpen waren hierfür zwei lange Tunnel erforderlich: der rund sieben Kilometer lange Karawankentunnel, der ungefähr parallel zum heutigen Autobahntunnel zwischen dem Kärntner Rosental und Jesenice (Aßling) verläuft, und der Koblatunnel, der die Wasserscheide zwischen Save (Sava) und Isonzo (Soča) unterfährt. Der „Wocheinerbahn“ genannte Abschnitt führte von Jesenice nach Görz und der Abschnitt „Karstbahn“ weiter von Görz nach Triest, umfuhr allerdings Triest im Osten, um dann von Süden her im neu errichteten Staatsbahnhof beim ebenfalls neu errichteten Franz-Josephs-Hafen zu enden. Dieser Staatsbahnhof von Triest ist heute Eisenbahnmuseum.

Nach Görz führte allerdings bereits ein anderer, nicht weniger als ein halbes Jahrhundert älterer Schienenstrang: Die Südbahn erreichte schon im Jahr 1857 Triest. Das war damals noch gar nicht das Hauptziel, sondern nur eine Abzweigung von der eigentlich geplanten Hauptstrecke, welche die seit dem Wiener Kongress „österreichischen“ Städte Venedig und Mailand mit Wien verbinden sollte. Vor Görz, bei Aurisina wurde mittels einer fast 180-grädigen Schleife auf einem langen Viadukt, das auch heute noch befahren wird, allerdings zuerst der Anschluss „hinunter“ nach Triest gebaut, bevor die Trasse bis Görz verlängert wurde.

Die Bahnbauten waren technisch aufwändig, weil nicht nur Gebirge durchquert werden mussten, sondern auch die Berghänge im Halbrund um Triest die Überwindung erheblicher Steigungen, vergleichbar der Semmeringbahn, erforderte. Politische, militärische und ökonomische Gründe sprachen jedoch dafür. Oberitalien beziehungsweise, was nach 1866 davon für Österreich übrig blieb, sollte dem Reich verbunden bleiben und notfalls durch rasche Verlagerung loyaler Truppen verteidigt werden können. Ökonomisch sollten die Schienenverkehrswege den Umschlagplatz Triest stärken, was allerdings nur in Ansätzen gelang, weil sich die norddeutschen Häfen, insbesondere Hamburg, für Handel und Industrie (mit ihren Hauptstandorten in Böhmen) effizienter und verlässlicher erwiesen als Triest und weil Ungarn nach dem Ausgleich von 1867 begann, Rijeka als seinen eigenen Hafen auszubauen. Neben der Stichbahn nach Triest entstanden überdies bald nach dem Anschluss Triests an das Bahnnetz auch Stichbahnen von Pivka (St. Peter im Karst) nach Fiume/Rijeka (1873) und von Divača nach Pula (1876) mit einer weiteren Abzweigung nach Rovinj.

Westlich von Triest wurde später, 1894, für den aufkommenden Tourismus eine weitere Stichbahn von Monfalcone nach Cervignano gebaut, die 1910 über Aquileia bis Belvedere, dem Hafen für die Touristenfähren nach Grado, verlängert wurde. Auch von Görz aus wurde neben den Durchzugsstrecken eine Stichbahn in das Wippachtal bis Ajdovščina (Haidenschaft) geführt. Da sich Südbahn und Neue Alpenbahn in Görz fast tangential berührten – die Südbahn führt an der südlichen Stadtgrenze, die Alpenbahn an der nördlichen vorbei - entstand hier ein bedeutender Bahnknoten für die Wege an die nördlichste Küste der Adria.

Görz war über rund vierhundert Jahre das Tor Österreichs in die Küstenregion westlich von Triest. Um 1500 erbten es die Habsburger von den Grafen von Görz, die sich wiederum im Mittelalter vom Patriarchat von Aquileia losgelöst und ab 1117 über ein großes Gebiet geherrscht hatten, das sich von Tirol bis Kroatien erstreckte. Aus dieser Zeit stammt auch die Burg, die auf einem Hügel über der Stadt thront und daher einen herrlichen Ausblick über Stadt und Land bietet. Die Anlage betritt man durch die Porta Leopoldina, die 1660 aus Anlass des Besuchs des damals erst 20-jährigen Kaisers Leopold I. errichtet wurde. Sie trägt heute einen venezianischen Löwen, den italienische Nationalisten 1919 hier angebracht haben.

Die Burg von Görz (2015)

Um 1900 war Görz wegen seiner milden Temperaturen als Winterkurort sehr beliebt. Prächtige Palais, Villen, Hotels und Kaffeehäuser säumten die Plätze und den Corso Francesco Giuseppe, der die Bahnhöfe der Alpenbahn und der Südbahn verband. Auf dem Hauptplatz, der einmal Piazza Grande hieß und heute Piazza della Vittoria heißt, stehen die Sankt Ignazius-Kirche und der Neptunbrunnen. Dieser wurde von Nicolò Pacassi entworfen, ebenso wie auch das Palais Attems-Petzenstein, das heute als Museum dient. Der gebürtige Görzer Pacassi war Mitte des 18. Jahrhunderts, also zur Zeit Maria-Theresias, Leiter des Hofbauamtes in Wien und unter anderem an der Ausgestaltung von Schloss Schönbrunn, der Wiener Hofburg und der Prager Burg beteiligt.

1910 hatten etwa die Hälfte der rund 30.000 Einwohner Italienisch, rund ein Drittel Slowenisch und noch knapp über 10% Deutsch als Muttersprache. Heute leben hier im italienischen Teil rund 35.000 Einwohner und im slowenischen Nova Gorica weitere rund 15.000.

Im Ersten Weltkrieg waren Görz und Umgebung Schauplatz der grausamen zwölf Isonzo-Schlachten. Die Gedenkstätten in Oslávia, Redipuglia, auf dem Monte Calvario und dem Monte San Michele, um nur die wichtigsten zu nennen, erinnern an das unvorstellbare Leid, das der italienische Angriff und die österreichische Verteidigung nach der Kriegserklärung des italienischen Königs an den österreichischen Kaiser am 23. Mai 1915 verursachten.

Die Stadt Görz wurde wechselweise mehrmals erobert und stark zerstört. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Görz italienisch, nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen Italien und Jugoslawien aufgeteilt. Auf jugoslawischem Territorium entstand der neue Stadtteil Nova Gorica. Auf der Burg wehte über Jahrzehnte eine übergroße, weit in das jugoslawische Gebiet hinein sichtbare Tricolore und auf jugoslawischer Seite prangte dafür auf einem von der Stadt aus gut sichtbaren Berghang der Name „TITO“.

Die Grenze verlief unter anderem mitten über den Vorplatz des Bahnhofs der Transalpina. Die Grenzbarrieren wurden 2004 entfernt und durch ein Denkmal ersetzt. Erst seit dem Schengen-Abkommen 2007 ist ein Grenzübertritt im Stadtbereich wieder ungehindert möglich. In den letzten Jahrzehnten wurde viel renoviert und wieder aufgebaut und die Stadt profitiert von den landschaftlichen Vorzügen des Collio. Doch das Flair des multiethnischen und mondänen „österreichischen Nizza“ ist wohl für immer verloren.

Westlich von Görz überschritt man in Cormòns im Ortsteil Brazzano von 1866 bis 1915 (bzw. 1919) die Grenze zu Italien. Alljährlich wird hier und im benachbarten Giassico um den 18. August, dem Geburtstag des Kaisers Franz Joseph, auch heute noch ein Volksfest unter Beteiligung von Traditionsgruppen aus Österreich und anderen Teilen der alten Monarchie gefeiert. Und auf dem Hauptplatz blickt eine Bronzestatue des Kaisers Maximilian I., dem Cormòns sein Stadtrecht verdankt, auf das muntere, zwischen Nostalgie, Traditionspflege und Skurrilität schwankende Treiben herab.

Das Maximilian-Denkmal in Cormòns (2008)

Neben Görz war Cormòns in der Monarchiezeit der wichtigste Marktplatz für den Verkauf landwirtschaftlicher Produkte aus dem Collio. Besonders berühmt waren die Kirschen. Sie wurden vorwiegend von jüdischen Händlern aus Wien aufgekauft. Zur Erntezeit wurde deshalb in Cormòns sogar eine provisorische Synagoge aufgestellt. Nach dem Anschluss des Collio an Italien ging diese Tradition verloren, denn es gab andernorts genug Angebot an Obst und Gemüse für den italienischen Markt.

Heute sind Görz und Cormòns Ausflugsziele, aber keine Meilensteine für die Annäherung an die friulanische Küste vom Norden her. Die Hauptroute führt heute über die Autobahn durch das Kanaltal und westlich an Udine vorbei. Rund zwanzig Kilometer südlich von Udine und etwa ebenso viele Kilometer westlich von Görz trifft man auf das Städtchen Palmanova.

Palmanova hat heute nicht viel mehr als 6000 Einwohner, ist aber historisch und städtebaulich interessant: Es hat die Struktur einer achteckigen Festung, deren imposanter Mauerring fast vollkommen erhalten ist. Diese Festung wurde 1593 als Bollwerk Venedigs gegen die immer stärker gegen das christliche Abendland heranrückenden Türken (Osmanen) gebaut. Als Gründungsdatum für Palmanova wurde der 7. Oktober gewählt, der 22. Jahrestag des Sieges in der Schlacht von Lepanto und Jahrestag des heiligen Justinus, der auch zum Stadtpatron erklärt wurde.

Wie kam es dazu? – 1526 besiegten die Türken die ungarischen Truppen in der Schlacht bei Mohács in Südungarn. Der zwanzigjährige ungarische König Ludwig II., der mit einer Habsburgerin verheiratet war, fiel in dieser Schlacht und dadurch erbte auf Grund eines früher geschlossenen Vertrags sein Schwager, der Habsburger Erzherzog und spätere Kaiser Ferdinand I. Ungarn, Kroatien, Slawonien und Böhmen. Die Türken eroberten allerdings rasch fast ganz Ungarn und Kroatien, belagerten 1529 erstmals Wien und standen über 150 Jahre lang als ständige Bedrohung kaum 100 km östlich von Wien.

Die Venezianer befürchteten, dass die Türken eines Tages aus Kroatien über Istrien bis in ihr Festlandterritorium, die Terraferma, vordringen und ebenso wie Wien auch Venedig bedrohen könnten. Davor sollte Palmanova bewahren. Im Hintergrund spielte aber auch der Gedanke mit, dass diese Festung, wenn die Bedrohung durch die Türken erst einmal vorbei sein würde, auch österreichischen Ausbreitungsgelüsten Einhalt gebieten könnte.

Auch auf dem Meer drohte von den Türken Gefahr: Papst Pius V. gelang es, die sonst meist gegenläufigen Interessen des habsburgischen Spanien sowie Venedigs und Genuas zu überbrücken und diese christlichen Mächte zur Ausstattung einer gemeinsamen Kriegsflotte zu bewegen. Die so entstandene „Heilige Liga“ besiegte am 7. Oktober 1571 unter dem Kommando des 26-jährigen Don Juan d‘Austria, einem unehelichen Sohn des habsburgischen Kaisers Karl V., bei Lepanto im Golf von Patras die zahlenmäßig überlegene türkische Flotte. Der Tag von Lepanto sollte daher die Botschaft der siegreichen Verteidigung Venedigs auch zu Lande – mit Hilfe von Palmanova – ausstrahlen.

Dass Palmanova für Venedig auch gegen die österreichischen Habsburger nützlich sein könnte, ergab sich nicht nur aus der Abtrünnigkeit Triests, sondern auch aus der toleranten Haltung der Habsburger gegenüber den seeräuberischen Uskoken, die aus Bosnien vor den Osmanen geflüchtet waren und vornehmlich vom habsburgischen (ungarisch-kroatischen) Senj aus die reich beladenen venezianischen Frachtschiffe und gelegentlich auch türkische Schiffe angriffen. Das wollten die Venezianer nicht ewig so hinnehmen und griffen 1615 von Palmanova aus die habsburgische Festung Gradisca am Isonzo an. Natürlich könnte dabei auch die Hoffnung mitgespielt haben, mit diesem Streich auch wieder Triest und dessen Salzproduktion unter venezianische Kontrolle bringen zu können.

Gradisca, links der Palazzo Torriani (2008)

Vor der habsburgischen Zeit, Ende des 15. Jahrhunderts, war Gradisca von den Venezianern selbst als Festung gegen die Türken ausgebaut worden. Am Festungsbau soll sogar Leonardo da Vinci mitgewirkt haben. Nun widerstand Gradisca als habsburgisches Bollwerk dem Ansturm der Venezianer. Allerdings musste sich der Erzherzog von Österreich, der dann als Ferdinand II. auch Kaiser wurde, zwei Jahre später im Frieden von Madrid verpflichten, die Uskoken aus Senj abzusiedeln. Venedig hatte damit wohl noch einmal seine Souveränität in der Adria gewahrt, gleichzeitig aber seine Hoffnungen auf die Wiedergewinnung von Triest endgültig begraben und noch dazu den türkischen Schiffen das Vordringen in der Adria erleichtert.

Während Palmanova auf venezianischem bzw. ab 1866 auf italienischem Territorium lag, gehörte das knappe zehn Kilometer weiter südlich davon auf dem Weg nach Grado gelegene Cervignano zum österreichischen Küstenland. Zwischen Cervignano und dem Ufer der Lagune von Grado passiert man noch das heute unscheinbare Dorf Aquileia. Die Straße führt hier brutal über das Forum einer der ehemals größten römischen Städte mit rund 100.000 Einwohnern zur Zeit des Kaisers Augustus. Es lohnt sich, die römischen Ausgrabungen und die Basilika aus dem 11. Jahrhundert zu besichtigen, die seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.

Römische Hafenanlage vor dem Campanile von Aquileia (1968)

Aquileia wurde von und für Veteranen des römischen Imperiums 181 v. Chr. gegründet. Manche meinen, der Name leite sich von „aquila“ (Adler) ab, wahrscheinlicher ist die Herkunft des Namens von einem nahe gelegenen Flüsschen namens Aquilis. Aquileia war militärstrategisch für Kriegszüge gegen die Illyrer wichtig, entwickelte sich aber auch als einer der südlichen Endpunkte der Bernsteinstraße zu einem bedeutenden Handelszentrum. Vom Flusshafen, der durch das heute nicht mehr schiffbare Flüsschen Natissa (oder Natisone) mit dem Meer verbunden war, sind noch gut erhaltene Relikte zu sehen. Bis zur Mündung in das offene Meer entstand eine Hafenanlage, die als Treppe (gradus) bezeichnet wurde, was sich im Namen des Städtchens Grado wiederfindet. Doch sonst ist in Relation zur ehemaligen Größe nur noch wenig an Überresten aus der römischen Zeit vorhanden. Wahrscheinlich schlummert noch Einiges unentdeckt unter der Erde.

Aquileia gelang es in den ersten Jahrhunderten n. Chr. immer wieder, aus dem Norden eindringende germanische Stämme (darunter Markomannen und Westgoten unter Alarich) abzuwehren, bis schließlich die Hunnen unter ihrem König Attila im Jahr 452 die Stadt eroberten und erstmals verwüsteten. Danach fanden sich Ostgoten (489) unter Theoderich (dem Dietrich von Bern aus den deutschen Heldensagen) und – mit endgültiger Zerstörung – die Langobarden (568) ein. Von den Überlebenden fanden viele auf der Laguneninsel Grado Zuflucht.

Das Christentum fasste hier einer Legende nach durch eine Mission des Evangelisten Markus im Auftrag von Simon Petrus Fuß. Die Patriarchen von Aquileia standen in der Rangordnung unmittelbar hinter dem Papst in Rom. 83 Bischöfe im Patriarchenrang hatten hier oder – in unsicheren Zeiten – in Grado ihren Sitz, bis das Patriarchat 1751 aufgelöst wurde.

Die gut erhaltene Basilika wurde vom Patriarchen Poppo (Popone), der aus Niedersachsen stammte, im 11. Jahrhundert über den Resten einer aus dem 4. Jahrhundert stammenden Kirche erbaut, angeblich nach dem Vorbild der Michaelskirche in Hildesheim. 1348 wurde die Basilika nach einem Erdbeben teilweise gotisch erneuert. 1421 fiel Aquileia an Venedig und zu Beginn des 16. Jahrhunderts an die Habsburger.

Während der Aufbruchszeit des Tourismus in Grado um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert entschloss man sich auch zu einer gründlichen Renovierung der Basilika. 1909 wurde hier der kostbare römische Mosaikfußboden freigelegt.

Kaiser Franz Joseph spendete einen erheblichen Betrag aus seiner Privatschatulle für die Orgel. Für die Fundstücke aus der Antike wurde ein archäologisches Museum gegründet, das 1882 von einem Bruder des Kaisers, Erzherzog Karl Ludwig, eröffnet wurde.

Mosaikböden in der Basilika von Aquileia (2008)

Wieder wenige Kilometer nach Aquileia in Richtung Süden taucht die Lagune auf, die Grado, das auf einem Lido liegt, vom Festland trennt. Grado ist im Gegensatz zu anderen Badeorten an der oberen Adria auch ein historisch bedeutsamer Ort. Das 9000-Einwohner-Städtchen hebt sich von diesen durch sein Flair, seine Traditionen, ja sogar seine Sprache wohltuend ab.

Man erreicht Grado von Norden her ohne Boot erst seit 1937 über einen rund fünf Kilometer langen Straßendamm, der die Lagune durchschneidet. Zwar gab es einen Damm aus Schüttmaterial aus der Lagune schon im 19. Jahrhundert, dieser war aber durch Hochwässer häufig unbrauchbar. Vor dessen Befestigung für den Auto- und neuerdings auch Radfahrverkehr musste man von der Bahnendstation in Belvedere, wo schon der heilige Markus das friulanische Festland betreten haben soll, auf Fährboote umsteigen. Erst 2008 wurden die Gleise dieser alten Bahnlinie aus dem Boden gerissen. Von Triest her konnte man direkt nach Grado anreisen: Ab 1912 verkehrten in der Hochsaison nicht weniger als drei Dampferverbindungen täglich. Auch heute gibt es im Sommer wieder einen bescheidenen Linienverkehr für Touristen auf dieser Strecke.

Grado bot in unruhigen Zeiten Schutz vor Eroberern, in ruhigen Zeiten Erholung an seinem langen, flachen Sandstrand: Das war schon zur Blütezeit Aquileias und danach im Sturm der Hunnen, Goten, Langobarden und Awaren so. 568 floh der Patriarch von Aquileia vor den Langobarden mit dem Kirchenschatz nach Grado. Die spärlichen Reste einer Kirche auf der Piazza Marin weisen bis ins 4. Jahrhundert zurück, also in die Zeit, bevor Aquileia von den Hunnen und Langobarden zerstört wurde. Später, im 6. Jahrhundert, entstand an derselben Stelle eine dreischiffige Basilika, von der allerdings ebenfalls nur Grundmauerreste erhalten, aber seit wenigen Jahren vorbildlich freigelegt sind.

606 kam es zu einer Spaltung in der Diözese von Aquileia und zur Einrichtung eines eigenen Patriarchats in Grado, das unter byzantinischen Einfluss geraten war. Im 12. Jahrhundert wurde das römisch-katholische Patriarchat von Grado nach Venedig verlegt, wo es bis 1451 aufrecht blieb und dann durch ein eigenständiges venezianisches ersetzt wurde. Grado war also - zumindest kirchengeschichtlich – die „Mutter“ Venedigs. Unter der Ägide des Patriarchen von Grado wurde schließlich 697 auch der erste Doge von Venedig gewählt.

Die Basilika des Gradeser Patriarchats, Santa Eufemia, ist gut erhalten und auch heute Zentrum des Städtchens. Sie wurde ebenfalls im 6. Jahrhundert über einem Vorgängerbau aus dem 4. bis 5. Jahrhundert errichtet. Den Glockenturm krönt eine Statue des Erzengels Michael, der „Anzolo“ (angelo), der sich mit dem Wind dreht und den erfahrenen Gradesern sagt, wie das Wetter werden wird.

Der Anzolo zeigt das Wetter an (2010)

Das Baptisterium stammt aus dem 5. Jahrhundert. Fast nebenan steht eine weitere Kirche: Santa Maria delle Grazie aus dem 5. bis 6. Jahrhundert. Mitten in der Lagune ragt der Turm der Wallfahrtskirche Santa Maria di Barbana auf, die 582 gegründet wurde, aber mit pseudobyzantinischem Inneren aus 1925 aufwartet.

Als Seebad war Grado schon in römischer Zeit beliebt. Nach den Jahren des Patriarchats und bevor gegen Ende des 19. Jahrhunderts der moderne Tourismus einsetzte, war Grado vor allem Fischerdorf, ziemlich abgeschieden vom Rest der Welt, ohne Brunnen, mit Trinkwasser aus Tümpeln, aus welchen die Malaria kroch, mit einem eigenen Dialekt, den manche sogar für eine eigenständige Sprache halten. Die Abgeschiedenheit und Selbstständigkeit verhinderten, dass die alten Traditionen vom modernen Tourismusgetriebe verschüttet wurden. Das alte Fischerlied von der „Madonnina del Mare“ lebt beispielweise fort und ist ein unvergessliches Erlebnis, wenn es der Männerchor nach den Heiligen Messen in der Basilika anstimmt und alle mitsingen.

Auch die Tradition der Lagunenfischerei lebt fort und verzeichnet sogar wieder einen Aufschwung. Es gibt angeblich noch rund 200 Fischer mit rund 100 Booten. Die Casoni, die Fischerhütten in der Lagune, sind allerdings seit wenigen Jahrzehnten nicht mehr bewohnt, allenfalls Ziel für Ausflugsfahrten von Touristen. Die Einführung von „Schonzeiten“ bewirkte, dass sich der Fisch- und „Meeresfrüchte“-Bestand nach der Beinahe-Ausrottung wieder erholte. Die Zucht in Aquakulturen verbreitet sich ebenfalls. Die Mitglieder vieler Fischerfamilien arbeiten heute auch in den Tourismusbetrieben – wenn gerade Saison ist. In der Hochsaison sind in den winkeligen Gassen Lokale aller Kategorien zu finden, gut besucht von Touristen, die überlegen, ob sie teuren Fisch oder billige Calamari oder gar Pasta oder Pizza bestellen sollen. Ortskundige wählen „Boreto“, den speziellen Gradeser Fisch-Eintopf, eine Variation des besser bekannten „Brodetto“.

Casoni in der Lagune von Marano (1987)

Nach Jahrhunderten der Stille tauchte Grado während der napoleonischen Kriege wieder in der Geschichte auf. Franzosen und Engländer lieferten sich vor der Küste Gefechte und beim Beschuss des Städtchens gingen wertvolle historische Dokumente verloren. Nach der Teilung des Friaul 1866 verblieb Grado als westlichstes adriatisches Küstenstädtchen bei Österreich. Der Florentiner Arzt Dr. Giuseppe Barellai wurde 1873 von Görzer Ärzten nach Grado eingeladen und er spielte in der Folge bei der Entdeckung der Heilwirkungen der Luft, des Sandes und des Meerwassers eine wichtige Rolle. Von da an ging es steil bergauf: 1883 entstand in Grado eine Kuranstalt und 1892 wurde es durch ein Dekret Kaiser Franz Josephs offiziell Kurort.

Aber für größere Touristenströme fehlte noch etwas: Trinkwasser. Gegen Ende des Jahrhunderts setzte jemand seine Idee durch, auf dem Lido nach Wasser zu bohren, aber ohne sofortigen Erfolg – zum Gespött der Skeptiker. „…Da entschloss man sich zu einem letzten verzweifelten Versuch und mitten in der Nacht – vom 3. zum 4. April im Jahre des Heils 1900 – schoss plötzlich mit Brausen und Gepolter, Schlamm, Sand und Schotter schleudernd, ein mächtiger Wasserstrahl aus der ungeheuren Tiefe von 217 m.“ (Aus einem Reiseführer von 1907).

Ein Jugendstil-Plakat mit dem Titel „Seebad Grado – Österreichisches Küstenland“ des Wiener Sezessionsmalers Josef Maria Auchentaller trug 1906 wesentlich zur Wahrnehmung von Grado als mondänes Seebad der Monarchie bei. Damals gab es erst einige wenige Unterkünfte, darunter die heute wieder renovierten Ville Bianchi oder das Hotel der Brüder Fonzari. Schräg gegenüber, direkt am Ufer, errichtete Auchentallers Frau Emma auf den Ruinen eines napoleonischen Forts ihre Pension „Fortino“. Das Gebäude täuschte vom Meer her die Silhouette eines Schiffes vor. Daher wählte Egyd Gstättner für seinen biografischen Roman, in dem er erzählt, warum Josef Maria Auchentaller nicht so berühmt wie Gustav Klimt wurde, den Titel „Das Geisterschiff“. An der betreffenden Stelle steht heute eine Wohnanlage, die nur entfernt an das „Geisterschiff“ erinnern kann, weil die Engländer ihre Radaranlage, die sie im Zweiten Weltkrieg hier installiert hatten, vor ihrem Abzug sprengten.

Schon rund dreißig Jahre vorher mussten die Auchentallers und mit ihnen die Österreicher von Grado miterleben, wie ihr Badeparadies verloren ging. Im Mai 1915 landete auf der kleinen Laguneninsel Porto Buso die italienische Kriegsmarine. Zwei Jahre später wurde Grado „rückerobert“ und im November 1917 statteten Kaiser Karl und Kaiserin Zita Grado noch einen Besuch ab. Im Friedensvertrag von Saint Germain wurde Grado 1919 – ebenso wie das gesamte östliche Friaul und Triest – Italien zugesprochen. Die Jahrhunderte währende Hegemonie der Habsburger war zu Ende.

Von Grado nach Triest