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Die Lieder-Edda, oder auch "Ältere Edda", ist eine Sammlung von Dichtungen unbekannter Autoren. Stofflich werden mythische Motive, so genannter Götterlieder aus der Nordischen Mythologie behandelt, und die so genannten Heldenlieder. In den Heldenliedern werden Stoffe aus der Germanischen Heldensage, beziehungsweise der Heldendichtung wiedergegeben. Die Spanne reicht von dem historischen Kontext enthobenen Personen der Völkerwanderungszeit, dem sogenannten Heldenalter, bis zu nordischen Bearbeitungen der Nibelungensage.
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Seitenzahl: 242
Veröffentlichungsjahr: 2012
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Die ältere Edda
Inhalt:
Die Edda – Bedeutung und Entstehung
Die ältere Edda
Göttersage
1. Völuspâ. Der Seherin Ausspruch.
2. Grimnismâl. Das Lied von Grimnir.
3. Vafthrûdhnismâl. Das Lied von Wafthrudnir.
4. Hrafnagaldr Ôdhins. Odhins Rabenzauber.
5. Vegtamskvidha. Das Wegtamslied.
6. Hâvamâl. Des Hohen Lied.
Loddfafnirs-Lied.
Odhins Runenlied.
7. Harbardhsliodh. Das Harbardslied.
8. Hymiskvidha. Die Sage von Hymir.
9. Oegisdrecka. Oegirs Trinkgelag.
10. Thrymskvidha oder Hamarsheimt. Thryms-Sage oder des Hammers Heimholung.
11. Alvîssmâl. Das Lied von Alwis.
12. Skîrnisför. Skirnirs Fahrt.
13. Grôgaldr. Groas Erweckung.
14. Fiölsvinnsmâl. Das Lied von Fiölswidr.
15. Rîgsmal. Das Lied von Rigr.
16. Hyndluliod. Das Hyndlalied.
Heldensage
17. Völundarkvidha. Das Lied von Wölundur.
18. Helgakvidha Hjörvardhssonar. Das Lied von Helgi dem Sohne Hiörwards.
II.
19. Helgakvidha Hundingsbana fyrri. Das erste Lied von Helgi dem Hundingstödter.
20. Helgakvidha Hundingsbana önnur. Das andere Lied von Helgi dem Hundingstödter.
21. Sinfiötlalok. Sinfiötlis Ende.
22. Sigurdharkvidha Fafnisbana fyrsta edha Grîpisspâ. Das erste Lied von Sigurd dem Fafnirstödter
23. Sigurdharkvidha Fafnisbana önnur. Das andere Lied von Sigurd dem Fafnirstödter.
24. Fafnismâl. Das Lied von Fafnir.
25. Sigrdrîfumâl. Das Lied von Sigurdrifa.
26. Brot af Brynhildarkvidhu. Bruchstück (?) eines Brynhildenliedes.
27. Sigurdharkvidha Fafnisbana thridhja. Das dritte Lied von Sigurd dem Fafnirstödter.
28. Helreidh Brynhildar. Brynhildens Todesfahrt.
29. Gudhrûnarkvidha fyrsta. Das erste Gudrunenlied.
30. Drâp Niflunga. Mord der Niflunge.
31. Gudhrûnarkvidha önnur. Das andere Gudrunenlied.
32. Gudhrûnarkvidha thridhja. Das dritte Gudrunenlied.
33. Oddrûnargrâtr. Oddruns Klage.
34. Atlakvidha. Die Sage von Atli.
35. Atlamâl. Das Lied von Atli.
36. Gudhrûnarhvöt. Gudruns Aufreizung.
37. Hamdismâl. Das Lied von Hamdir.
Die ältere Edda, Unbekannte Autoren
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849637965
www.jazzybee-verlag.de
Bezeichnung für zwei verschiedene Denkmäler der altnordischen Literatur, genannt die ältere und die jüngere E. Der Name (»Das Buch von Oddi«) kommt übrigens nur dem letzteren Werke von Rechts wegen zu; auf das erste ist es erst spät infolge eines gelehrten Missverständnisses übertragen.
Die ältere E., auch Sämundar E. genannt, weil man irrtümlicherweise den gelehrten isländischen Priester Sämundr Sigfússon (1056–1131) für den Sammler oder gar Verfasser hielt, enthält Lieder, die Stoffe der germanischen Götter- und Heldensage behandeln. Über Heimat und Alter dieser Gedichte ist vielfach gestritten worden, doch hat sich gegenwärtig die Überzeugung Bahn gebrochen, dass in der älteren E. Produkte aus verschiedenen Zeiten (9.–12. Jahrh.) vereinigt seien, dass nur für einen kleinen Teil der Gedichte norwegischer Ursprung angenommen werden könne, während die Hauptmasse erst in Island (z. T. auch in der isländischen Kolonie Grönland und auf den nordschottischen Inseln) entstanden sei.
Ihren Hauptwert haben die Lieder der älteren E. als Quelle für die germanische Mythologie, über die uns aus Deutschland und England nur höchst ungenügende und fragmentarische Nachrichten erhalten sind, und für die ältere Gestalt der deutschen Heldensage. Dieser Wert würde allerdings in hohem Grade geschmälert sein, wenn die Behauptungen Sophus Bugges sich als wahr erweisen ließen, der neuerdings den Nachweis zu führen versuchte, dass ein großer Teil der in der älteren E. behandelten Götter- und Heldensagen nicht in autochthoner Volksüberlieferung wurzele, sondern seine wesentlichsten Züge altklassischen Mythen und christlichen Legenden verdanke, mit denen die Nordgermanen während der Wikingerzeit auf den britischen Inseln bekannt geworden seien (»Studier over de nordiske Gude- og Heltesagns Oprindelse«, Christiania 1881–89; deutsch von O. Brenner, Münch.1889; »Helgedigtene i den ældre E.«, Kopenh. 1896; »The home of the Eddic poems«, Lond. 1899).Indessen wird man so lange an der Nichtigkeit dieser Behauptungen, die z. T. durch höchst gewagte Etymologien gestützt werden, zu zweifeln befugt sein, bis es Bugge gelingt, die keltischen Mittelglieder, die den Skandinaviern die Kenntnis der antiken und christlichen Literatur zugeführt haben sollen, als wirklich existierend nachzuweisen.
Die Lieder der älteren E., die zuerst unzweifelhaft nur mündlich überliefert sind, wurden im 13. Jahrh. auf Island gesammelt und niedergeschrieben. Leider ist uns der Archetypus nicht erhalten, auch keine unmittelbaren Abschriften. Die wichtigste und umfangreichste Handschrift, der Codex regius (um 1640 von dem Skalholter Bischof Brynjolfr Sveinsson aufgefunden, jetzt auf der königlichen Bibliothek in Kopenhagen), aus dem Ende des 13. Jahrh., bietet jetzt noch auf 45 Quartblättern 29 Lieder und Liedbruchstücke (Faksimileausgabe von L. Wimmer und Finnur Jonsson, Kopenh. 1891); der Codex Arnamagnaeanus (auf der Universitätsbibliothek in Kopenhagen) bringt auf sechs Blättern größtenteils schon im Codex regius Enthaltenes, nur ein neues Lied kommt noch hinzu (Faksimileausgabe von Finnur Jonsson, Kopenh. 1896). Einige Lieder liegen zerstreut in andern Handschriften vor, so im Regius und Wormianus der prosaischen E., in der Hauksbók und Flateyjarbók (die jüngeren Papierhandschriften sind meist völlig wertlos).
Die Gesamtzahl der erhaltenen Gedichte beträgt 34; nur in der Hälfte und zwar meist in den sagenhistorischen Liedern finden sich eingeschobene Prosastücke des Sammlers, die teils dunkle Stellen erläutern, teils Lücken der poetischen Darstellung ergänzen, teils den sachlichen Zusammenhang mehrerer Lieder geben sollen. Zwei Prosastücke (Sinfjotlalok, »Tod des Sinfiotli«, und Dráp Niflunga, »Untergang der Nibelungen«) stehen selbständig. Die Lieder sind sämtlich in alliterierenden Versen und Strophen, teils im fornyrdhislag und málaháttr, teils im ljódhaháttr abgefasst. Ihrem Inhalt nach behandeln sie die nordische Mythologie und germanische (zum großen Teil deutsche) Heldensage und zwar in episch-erzählender oder dramatisch-didaktischer Darstellung. Die mythischen Lieder sind folgende: Voluspá (»Offenbarung der Seherin«) gibt eine Übersicht der heidnischen Weltanschauung; Hávamál (»Sprüche des Hohen«, d.h. Odins), ein Gedicht von wesentlich gnomisch-didaktischem Inhalt, in dem sich aber auch Anspielungen auf verschiedene, z. T. sonst unbekannte Mythen finden; Vafthrúdhnismál erzählt die Reise Odins unter Gangrads Gestalt zu dem Riesen Vafthrudnir und den Wettstreit beider in der Religionsweisheit; Grimnismál erzählt, wie Odin als Grimnir bei dem König Geirodd den Zustand der Welt und sein eignes Wesen offenbart; Skirnis for (»Skirners Fahrt«), wie Skirnir, Freys Diener, für seinen Gebieter um die Riesentochter Gerd freit; Hárbardsljódh (»Harbards Lied«), wie Thor auf seiner Reise mit Harbard, dem Fährmann, in Streit gerät; Hýmiskvidha erzählt die Sage vom Riesen Hymir, dem Thor und Tyr den Kessel abgewinnen, in dem von Ägir das Bier für die Götter gebraut wurde; Lokasenna (»Lokis Streit«), wie Loki an einem Gastmahl bei Ägir die Asen lästerte; Thrymskvidha oder Hamarsheimt (»Die Wiedererlangung des Hammers«), wie Thor und Loki dem Riesen Thrym den Hammer Thors wieder nehmen; Baldrs Draumar (»Balders Träume«), wie Odin als Vegtam in der Unterwelt die Zauberin nötigt, ihm Baldrs Tod zu weissagen; Alvíssmál (»Des Allwissenden Lied«) handelt von Synonymen der himmlischen, irdischen und unterirdischen Wesen in der Dichtersprache; Rígsthula oder Rígsmál erzählt die Erschaffung der drei sozialen Stände durch Heimdall, der unter dem Namen Rig die Welt durchwandert; Hyndluljódh, mit dem in der Tradition die Voluspá in skamma (die kürzere Woluspa) zusammengewachsen ist, berichtet, wie die Zauberin Hyndla, um den Erbschaftsstreit zwischen Angantyr und Ottar zu schlichten, die Abstammung des letzteren von den Göttern beweist. Außer diesen zwölf hat man früher allgemein auch einige nur in Papierhandschriften überlieferte Lieder mythischen Inhalts zur E. gerechnet, doch scheint nur eins von ihnen, die Svipdagsmál, wirklich alt und echt zu sein: es erzählt, wie Swipdag, von seiner aus dem Todesschlaf erwachten Mutter Groa durch kräftige Zaubersprüche geschützt, den Weg zu der Burg der ihm verlobten Braut Menglod findet und dort mit der Geliebten sich vereinigt. Dagegen sind die Forspjallsljódh (auch Hrafnagardr Odhins genannt) ein Kunstprodukt des 17. Jahrh., und ebensowenig dürfen die Sólarljódh zur E. gerechnet werden, die aus christlicher Zeit herrühren und die christliche Glaubenslehre mit altheidnischen Bildern ausschmücken.
Den Hauptteil der E. machen die sagenhistorischen Lieder aus, von denen jedoch nur vier ihren Stoff der heimisch-nordischen Sage entnehmen: drei Lieder von Helgi und der Grottasongr (die Frieden mahlenden Riesenmägde prophezeien dem Frodi nahen Untergang). Die Völundarkvidha zeigt die nordische Gestaltung der gemeingermanischen Sage vom Schmied Wieland. Sämtliche übrigen Lieder behandeln die deutsche Siegfried- (nord. Sigurdhr) und Nibelungensage, die in früher Zeit (etwa im 6. Jahrh.) im Norden bekannt wurde und sich hier in sehr altertümlicher Gestalt erhielt, während sie im deutschen Stammland in lebhafter Entwickelung blieb. Man unterscheidet zunächst drei Sigurdlieder (Sigurdar kvidhur Fáfnisbana). Im ersten läßt sich Sigurd von seinem Oheim Gripir sein Schicksal vorhersagen (daher besser Grípisspá, »Gripirs Prophezeiung«). Im zweiten wird dem Sigurd vom Zwerg Regin der Ursprung des Hortes erzählt und er angestachelt, den Horthüter Fafnir zu töten; doch rächt Sigurd erst den Tod seines Vaters (besser Reginsmál). Darauf berichten die Fáfnismál erst von der Tötung Fafnirs und Regins und der Erbeutung des Schatzes durch Sigurd, die Sigrdrífumál Sigurds Zusammentreffen, Unterhaltung und Verlobung mit Brynhild (Sigrdrifa als Walküre), bis das eigentliche (dritte) Sigurdlied uns erzählt, wie Sigurd an Giukis (deutsch Gibich) Hof kommt, sich mit Gudrun vermählt und Gunnar und Brynhild zusammenbringt, wie dann Brynhild sich durch Ermordung Sigurds rächt, aber ihm freiwillig in den Tod folgt. Die Mordgeschichte nebst den nähern Umständen danach liegt noch in einem Liedfragment vor, dem sogen. Brot af Sigurdharkvidhu (auch Brynhildarkvidhu). Die Helreidh Brynhildar beschreibt Brynhilds Fahrt in die Unterwelt. Drei Gudhrunarkvidhur schildern den gewaltigen Schmerz und die Klage Gudruns um Sigurd, wie sie dazu gebracht wird, sich mit Am zu vermählen, und wie sie, der Untreue beschuldigt, sich durch den Kesselfang vom Verdacht reinigt. Die beiden Atlilieder (Atlakvidha und Atlamál in grœnlenzku) zeigen schon durch ihre Form relativ späte Entstehung; sie erzählen (das zweite ausführlicher) Einladung, Fahrt und Tod der Nibelungen bei Am (Etzel) und Gudruns Rache. Zwei andre Lieder führen uns in die Sage von Ermenrich (altnord. Jörmunrekr). Dieser hat seine Frau Swanhild (Gudruns Tochter) töten lassen; Gudrun mahnt ihre Söhne zur Rache und zählt dabei alles erfahrene Leid auf (Gudhrúnarhvot). Die Brüder erschlagen auf dem Wege zu Jormunrek ihren Stiefbruder und vollführen die Rache, aber auch sie selbst fallen in rühmlichem Kampf (Hamdhismál). Noch ist ein Lied übrig, der Oddrúnargrátr: Oddrun, Atlis Schwester, war Gunnars Geliebte; doch vor Brynhild muß sie zurücktreten. Auch nach deren Tod widersetzt sich Am der Verbindung, die Liebende muß Gunnar im Schlangenturm sterben lassen. Früher rechnete man noch ein nur in Papierhandschrift des 18. Jahrh. enthaltenes Lied zu diesem Teil der E., den Gunnarsslagr (wie der gefesselte Gunnar im Schlangenturm durch Harfenspiel die Schlangen einschläfert); doch ist dies jetzt als Produkt des 18. Jahrhunderts erwiesen (vgl. Pfeiffers »Germania«, Bd. 13, S. 72,284).
Authentisch haftet der Name E. an jenem berühmten Lehrbuch altnordischer Kunstpoesie, an der jüngeren oder prosaischen oder Snorra-E., die 1628 Arngrim Jonson ebenfalls nach jahrhundertelanger Vergessenheit wieder auffand; die unterscheidenden Epitheta finden sich jedoch erst, seit jene Volkslieder auch E. genannt wurden. Sie wurde von dem Isländer Snorri Sturluson um 1230 verfasst, bez. zusammengestellt; doch ist in der Folge diesem ursprünglichen Buch manches hinzugefügt worden. Sie liegt uns in vier Haupthandschriften vor, von denen der Codex Upsalensis von ca. 1300 den unzweifelhaft von Snorri selbst gewählten Namen E. sich beilegt. Es sind zu unterscheiden: a) Die Gylfaginning, eine euhemeristische Darstellung der nordgermanischen Mythologie in einem Wechselgespräch zwischen dem mythischen Schwedenkönig Gylfi und den drei Asen Har, Jafnhar und Thridi. Daran schließen sich in geringerm Umfang die Bragarœdhur, worin der Dichtergott Bragi manches von den Taten und Schicksalen der Götter erzählt. b) Die Skaldskaparmál, welche die formale Seite der Dichtkunst zum Gegenstand haben, also eine Poetik für die Skalden. Da sind zunächst die kenningar oder poetischen Umschreibungen aufgezählt, dann die ókend heiti oder die in der gewöhnlichen Sprache veralteten Ausdrücke, endlich die fornöfn oder Ersatznamen, Umschreibungen für Eigennamen. Alle Regeln sind mit Beispielen aus der älteren Skaldenpoesie belegt und dabei ca. 70 Skalden genannt. c) Háttatal (auch Hattalykill), ein Lobgedicht des Snorri auf König Hakon von Norwegen (gest. 1263) und den Jarl Skuli, das aus 102 Strophen besteht, deren jede eine besondere Versart vertritt. Das ganze Gedicht wird durch einen weitläufigen Kommentar erläutert, der somit eine Art von skaldischer Metrik bildet (Ausgabe von Th. Möbius, Halle 1879–81). Der zweite und dritte Teil der Snorra-E. werden auch unter dem Namen Skálda zusammengefasst.
Von allem bisher Genannten galt Snorri schon um 1300 als Verfasser, doch ist sicher schon Vor- und Nachwort des ersten Teiles nicht von ihm. Wie viel ihm sonst zuzuschreiben, ist Streitfrage. In dem Codex Wormianus aus dem 14. Jahrh. sind noch ein paar grammatische Traktate angehängt, die aber durchaus nicht in die E. gehören. Das Verhältnis der jüngeren zur altern E. ist folgendes: Die Sammlung der Lieder nebst der ergänzenden Prosa kannte Snorri noch nicht, und doch gibt er in Gylfaginning eine Paraphrase fast aller mythischen Lieder mit wörtlicher Anführung vieler Strophen und in den Skaldskaparmál eine Übersicht der Sigurd- und Nibelungensage (um zu erklären, wie der umschreibende Ausdruck otrgjold [»Otterbuße«] Bezeichnung für Gold wurde). Es haben ihm also wahrscheinlich schon Einzelabschriften der meisten Lieder vorgelegen.
[Ausgaben und Übersetzungen.]Die ältere E. wurde zuerst vollständig herausgegeben von der arnamagnäischen Kommission mit lateinischer Übersetzung, Kommentar, Glossaren und Finn Magnusens »Mythologischem Lexikon« (Kopenh. 1787–1828, 3 Bde.), von Rask (Stockh. 1818), von Munch (Christ. 1847); nächstdem sind die deutschen Ausgaben von Lüning (Zür. 1859, mit Glossar, Grammatik, Mythologie, Anmerkungen) und Möbius (Leipz. 1860) zu erwähnen. Einen zuverlässigen Text brachte jedoch erst die Ausgabe von Sophus Bugge (»Norræn Fornkvædi«, Christ. 1867). Auf Bugge beruhen Grundtvigs Handausgabe (Kopenh. 1868, 2. Aufl. 1874) und die kritische Ausgabe von K. Hildebrand (Paderb. 1876; Glossar dazu von H. Gering, das. 1887, 2. Aufl. 1896) sowie die kleine Textausgabe von Finnur Jónsson (Halle 1888–90). Von der großen kommentierten Ausgabe von B. Sijmons und H. Gering erschienen der Text (Halle 1888–1902) und das Wörterbuch (das. 1901–1902). Sämtliche Lieder der E. haben auch Aufnahme gefunden in Vigfussons »Corpus poeticum boreale« (Oxf. 1883, 2 Bde.). Von den deutschen Übersetzungen der älteren E. sind erwähnenswert die prosaische der Brüder Grimm (nur die Heldenlieder umfassend, Berl. 1815; neue Ausg., das. 1885) und die metrischen von K. Simrock (Stuttg. 1851, 9. Aufl. 1889) und H. Gering (Leipz. 1892). – Vollständige Ausgaben der jüngeren E. besitzen wir von Resenius (Kopenh. 1665), Rask (Stockh. 1818), Sveinbjörn Egilsson (Reykjavik 1848–49), Thorleifr Jonsson (Kopenh. 1875), Finnur Jónsson (das. 1900); die vollständigste ist die von der arnamagnäischen Kommission veranstaltete (das. 1848–87, 3 Bde.). Die für die Sagengeschichte wichtigsten Teile sind mit der Volsungasaga u. dem Nornagests tháttr herausgegeben von E. Wilken (Paderb. 1877), deutsch übersetzt von Rühs (Berl. 1812), Majer (Leipz. 1818), Simrock und Gering. Die sehr umfangreiche Literatur über die beiden Eddas verzeichnet E. Mogk, Norwegisch-isländische Literatur (in Pauls »Grundriß der germanischen Philologie«).
Allen Edeln gebiet ich Andacht,
Hohen und Niedern von Heimdalls Geschlecht;
Ich will Walvaters Wirken künden,
Die ältesten Sagen, der ich mich entsinne,
Riesen acht ich die Urgebornen,
Die mich vor Zeiten erzogen haben.
Neun Welten kenn ich, neun Aeste weiß ich
An dem starken Stamm im Staub der Erde.
Einst war das Alter, da Ymir lebte:
Da war nicht Sand nicht See, nicht salzge Wellen,
Nicht Erde fand sich noch Ueberhimmel,
Gähnender Abgrund und Gras nirgend.
Bis Börs Söhne die Bälle erhuben,
Sie die das mächtige Midgard schufen.
Die Sonne von Süden schien auf die Felsen
Und dem Grund entgrünte grüner Lauch.
Die Sonne von Süden, des Mondes Gesellin,
Hielt mit der rechten Hand die Himmelrosse.
Sonne wuste nicht wo sie Sitz hätte,
Mond wuste nicht was er Macht hätte,
Die Sterne wusten nicht wo sie Stätte hatten.
Da gingen die Berather zu den Richterstühlen,
Hochheilge Götter hielten Rath.
Der Nacht und dem Neumond gaben sie Namen,
Hießen Morgen und Mitte des Tags,
Under und Abend, die Zeiten zu ordnen.
Die Asen einten sich auf dem Idafelde,
Hof und Heiligtum hoch sich zu wölben.
(Uebten die Kräfte Alles versuchend,)
Erbauten Essen und schmiedeten Erz,
Schufen Zangen und schön Gezäh.
Sie warfen im Hofe heiter mit Würfeln
Und darbten goldener Dinge noch nicht.
Bis drei der Thursen- töchter kamen
Reich an Macht, aus Riesenheim.
Da gingen die Berather zu den Richterstühlen,
Hochheilge Götter hielten Rath,
Wer schaffen sollte der Zwerge Geschlecht
Aus Brimirs Blut und blauen Gliedern.
Da ward Modsognir der mächtigste
Dieser Zwerge und Durin nach ihm.
Noch manche machten sie menschengleich
Der Zwerge von Erde, wie Durin angab.
Nyi und Nidi, Nordri und Sudri,
Austri und Westri, Althiofr, Dwalin,
Nar und Nain, Nipingr, Dain,
Bifur, Bafur, Bömbur, Nori,
Ann und Anarr, Ai, Miödwitnir.
Weigr, Gandalfr, Windalfr, Thrain,
Theckr und Thorin, Thror, Witr und Litr,
Nar und Nyradr; nun sind diese Zwerge,
Regin und Raswidr, richtig aufgezählt.
Fili, Kili, Fundin, Nali,
Hepti, Wili, Hannar und Swior,
Billingr, Bruni, Bildr, Buri,
Frar, Hornbori, Frägr und Loni,
Aurwangr, Jari, Eikinskjaldi.
Zeit ists, die Zwerge von Dwalins Zunft
Den Leuten zu leiten bis Lofar hinauf,
Die aus Gestein und Klüften strebten
Von Aurwangs Tiefen Zum Erdenfeld.
Da war Draupnir und Dolgthrasir,
Har, Haugspori, Hläwangr, Gloi,
Skirwir, Wirwir, Skafidr, Ai,
Alfr und Yngwi, Eikinskjaldi.
Fialar und Frosti, Finnar und Ginnar,
Heri, Höggstari, Hliodolfr, Moin.
So lange Menschen leben auf Erden,
Wird zu Lofar hinauf ihr Geschlecht geleitet.
Gingen da dreie aus dieser Versammlung,
Mächtige milde Asen zumal,
Fanden am Ufer unmächtig
Ask und Embla und ohne Bestimmung.
Besaßen nicht Seele, und Sinn noch nicht,
Nicht Blut noch Bewegung, noch blühende Farbe.
Seele gab Odhin, Hönir gab Sinn,
Blut gab Lodur und blühende Farbe.
Eine Esche weiß ich, heißt Yggdrasil,
Den hohen Baum netzt weißer Nebel;
Davon kommt der Thau, der in die Thäler fällt.
Immergrün steht er über Urds Brunnen.
Davon kommen Frauen, vielwißende,
Drei aus dem See dort unterm Wipfel.
Urd heißt die eine, die andre Werdandi:
Sie schnitten Stäbe; Skuld hieß die dritte.
Sie legten Looße, das Leben bestimmten sie
Den Geschlechtern der Menschen, das Schicksal verkündend.
Allein saß sie außen, da der Alte kam,
Der grübelnde Ase, und ihr ins Auge sah.
Warum fragt ihr mich? was erforscht ihr mich?
Alles weiß ich, Odhin, wo du dein Auge bargst:
In der vielbekannten Quelle Mimirs.
Meth dringt Mimir allmorgentlich
Aus Walvaters Pfand! wißt ihr was das bedeutet?
Ihr gab Heervater Halsband und Ringe
Für goldene Sprüche und spähenden Sinn.
Denn weit und breit sah sie über die Welten all.
Ich sah Walküren weiter kommen,
Bereit zu reiten zum Rath der Götter.
Skuld hielt den Schild, Skögul war die andre,
Gunn, Hilde, Göndul und Geirskögul.
Hier nun habt ihr Herians Mädchen,
Die als Walküren die Welt durchreiten.
Da wurde Mord in der Welt zuerst,
Da sie mit Geeren Gulweig (die Goldkraft) stießen,
In des Hohen Halle die helle brannten.
Dreimal verbrannt ist sie dreimal geboren,
Oft, unselten, doch ist sie am Leben.
Heid hieß man sie wohin sie kam,
Wohlredende Wala zähmte sie Wölfe.
Sudkunst konnte sie, Seelenheil raubte sie,
Uebler Leute Liebling allezeit.
Da gingen die Berather zu den Richterstühlen,
Hochheilge Götter hielten Rath,
Ob die Asen sollten Untreue strafen,
Oder alle Götter Sühnopfer empfahn.
Gebrochen war der Burgwall den Asen,
Schlachtkundge Wanen stampften das Feld.
Odhin schleuderte über das Volk den Spieß:
Da wurde Mord in der Welt zuerst.
Da gingen die Berather zu den Richterstühlen,
Hochheilge Götter hielten Rath,
Wer mit Frevel hätte die Luft erfüllt,
Oder dem Riesenvolk Odhurs Braut gegeben?
Von Zorn bezwungen zögerte Thôr nicht,
Er säumt selten wo er Solches vernimmt:
Da schwanden die Eide, Wort und Schwüre,
Alle festen Verträge jüngst trefflich erdacht.
Ich weiß Heimdalls Horn verborgen
Unter dem himmelhohen heiligen Baum.
Einen Strom seh ich stürzen mit starkem Fall
Aus Walvaters Pfand: wißt ihr was das bedeutet?
Oestlich saß die Alte im Eisengebüsch
Und fütterte dort Fenrirs Geschlecht.
Von ihnen allen wird eins das schlimmste:
Des Mondes Mörder übermenschlicher Gestalt.
Ihn mästet das Mark gefällter Männer,
Der Seligen Saal besudelt das Blut.
Der Sonne Schein dunkelt in kommenden Sommern,
Alle Wetter wüthen: wißt ihr was das bedeutet?
Da saß am Hügel und schlug die Harfe
Der Riesin Hüter, der heitre Egdir.
Vor ihm sang im Vogelwalde
Der hochrothe Hahn, geheißen Fialar.
Den Göttern gellend sang Gullinkambi,
Weckte die Helden beim Heervater,
Unter der Erde singt ein andrer,
Der schwarzrothe Hahn in den Sälen Hels.
Ich sah dem Baldur, dem blühenden Opfer,
Odhins Sohne, Unheil drohen.
Gewachsen war über die Wiesen hoch
Der zarte, zierliche Zweig der Mistel.
Von der Mistel kam, so dauchte mich
Häßlicher Harm, da Hödur schoß.
(Baldurs Bruder war kaum geboren,
Als einnächtig Odhins Erbe zum Kampf ging.
Die Hände nicht wusch er, das Haar nicht kämmt' er,
Eh er zum Bühle trug Baldurs Tödter.)
Doch Frigg beklagte in Fensal dort
Walhalls Verlust: wißt ihr was das bedeutet?
In Ketten lag im Quellenwalde
In Unholdgestalt der arge Loki.
Da sitzt auch Sigyn unsanfter Geberde,
Des Gatten waise: wißt ihr was das bedeutet?
Gewoben weiß da Wala Todesbande,
Und fest geflochten die Feßel aus Därmen.
Viel weiß der Weise, sieht weit voraus
Der Welt Untergang, der Asen Fall.
Grässlich heult Gram vor der Gnupahöhle,
Die Feßel bricht und Freki rennt.
Ein Strom wälzt ostwärts durch Eiterthäler
Schlamm und Schwerter, der Slidur heißt.
Nördlich stand an den Nidabergen
Ein Saal aus Gold für Sindris Geschlecht.
Ein andrer stand auf Okolnir
Des Riesen Biersaal, Brimir genannt.
Einen Saal seh ich, der Sonne fern
In Nastrand, die Thüren sind nordwärts gekehrt.
Gifttropfen fallen durch die Fenster nieder;
Mit Schlangenrücken ist der Saal gedeckt.
Im starrenden Strome stehn da und waten
Meuchelmörder und Meineidige
(Und die Andrer Liebsten ins Ohr geraunt).
Da saugt Nidhöggr die entseelten Leiber,
Der Menschenwürger: wißt ihr was das bedeutet?
Viel weiß der Weise, sieht weit voraus
Der Welt Untergang, der Asen Fall.
Brüder befehden sich und fällen einander,
Geschwisterte sieht man die Sippe brechen.
Der Grund erdröhnt, üble Disen fliegen;
Der Eine schont des Andern nicht mehr.
Unerhörtes eräugnet sich, großer Ehbruch.
Beilalter, Schwertalter, wo Schilde krachen,
Windzeit, Wolfszeit eh die Welt zerstürzt.
Muspels Söhne spielen, der Mittelstamm entzündet sich
Beim gellenden Ruf des Giallarhorns.
Ins erhobne Horn bläst Heimdall laut,
Odhin murmelt mit Mimirs Haupt.
Yggdrasil zittert, die Esche, doch steht sie,
Es rauscht der alte Baum, da der Riese frei wird.
(Sie bangen alle in den Banden Hels
Bevor sie Surturs Flamme verschlingt.)
Grässlich heult Garm vor der Gnupahöhle,
Die Feßel bricht und Freki rennt.
Hrym fährt von Osten und hebt den Schild,
Jörmungandr wälzt sich im Jötunmuthe.
Der Wurm schlägt die Flut, der Adler facht,
Leichen zerreißt er; los wird Naglfar.
Der Kiel fährt von Osten, da kommen Muspels Söhne
Ueber die See gesegelt; sie steuert Loki.
Des Unthiers Abkunft ist all mit dem Wolf;
Auch Bileists Bruder ist ihm verbündet.
Surtur fährt von Süden mit flammendem Schwert,
Von seiner Klinge scheint die Sonne der Götter.
Steinberge stürzen, Riesinnen straucheln,
Zu Hel fahren Helden, der Himmel klafft.
Was ist mit den Asen? was ist mit den Alfen?
All Jötunheim ächzt, die Asen versammeln sich.
Die Zwerge stöhnen vor steinernen Thüren,
Der Bergwege Weiser: wißt ihr was das bedeutet?
Da hebt sich Hlins anderer Harm,
Da Odin eilt zum Angriff des Wolfs.
Belis Mörder mißt sich mit Surtur;
Schon fällt Friggs einzige Freude.
Nicht säumt Siegvaters erhabner Sohn
Mit dem Leichenwolf, Widar, zu fechten:
Er stößt dem Hwedrungssohn den Stahl ins Herz
Durch gähnenden Rachen: so rächt er den Vater.
Da kommt geschritten Hlodyns schöner Erbe,
Wider den Wurm wendet sich Odins Sohn.
Muthig trifft ihn Midgards Segner.
Doch fährt neun Fuß weit Fiörgyns Sohn
Weg von der Natter, die nichts erschreckte.
Alle Wesen müßen die Weltstatt räumen.
Schwarz wird die Sonne, die Erde sinkt ins Meer,
Vom Himmel schwinden die heitern Sterne.
Glutwirbel umwühlen den allnährenden Weltbaum,
Die heiße Lohe beleckt den Himmel.
Da seh ich auftauchen um andernmale
Aus dem Waßer die Erde und wieder grünen.
Die Fluten fallen, darüber fliegt der Aar,
Der auf dem Felsen nach Fischen weidet.
Die Asen einen sich auf dem Idafelde,
Ueber den Weltumspanner zu sprechen, den großen.
Uralter Sprüche sind sie da eingedenk,
Von Fimbultyr gefundner Runen.
Da werden sich wieder die wundersamen
Goldenen Bälle im Grase finden,
Die in Urzeiten die Asen hatten,
Der Fürst der Götter und Fiölnirs Geschlecht.
Da werden unbesät die Aecker tragen,
Alles Böse beßert sich, Baldur kehrt wieder.
In Heervaters Himmel wohnen Hödur und Baldur,
Die walweisen Götter. Wißt ihr was das bedeutet?
Da kann Hönir selbst sein Looß sich kiesen,
Und beider Brüder Söhne bebauen
Das weite Windheim. Wißt ihr was das bedeutet?
Einen Saal seh ich heller als die Sonne,
Mit Gold bedeckt auf Gimils Höhn:
Da werden bewährte Leute wohnen
Und ohne Ende der Ehren genießen.
Da reitet der Mächtige zum Rath der Götter,
Der Starke von Oben, der Alles steuert.
Den Streit entscheidet er, schlichtet Zwiste,
Und ordnet ewige Satzungen an.
Nun kommt der dunkle Drache geflogen,
Die Natter hernieder aus Nidafelsen.
Das Feld überfliegend trägt er auf den Flügeln
Nidhöggurs Leichen – und nieder senkt er sich.
König Hraudung hatte zwei Söhne: der eine hieß Agnar, der andere Geirröd. Agnar war zehn Winter, Geirröd acht Winter alt. Da ruderten Beide auf einem Boot mit ihren Angeln zum Kleinfischfang. Der Wind trieb sie in die See hinaus. Sie scheiterten in dunkler Nacht an einem Strand, stiegen hinauf und fanden einen Hüttenbewohner, bei dem sie überwinterten. Die Frau pflegte Agnars, der Mann Geirröds und lehrte ihn schlauen Rath. Im Frühjahr gab ihnen der Bauer ein Schiff und als er sie mit der Frau an den Strand begleitete, sprach er mit Geirröd allein. Sie hatten guten Wind und kamen zu dem Wohnsitz ihres Vaters. Geirröd, der vorn im Schiffe war, sprang ans Land, stieß das Schiff zurück und sprach: fahr nun hin in böser Geister Gewalt. Das Schiff trieb in die See, aber Geirröd ging hinauf in die Burg und ward da wohl empfangen. Sein Vater war eben gestorben, Geirröd ward also zum König eingesetzt und gewann große Macht.
Odhin und Frigg saßen auf Hlidskialf und überschauten die Welt. Da sprach Odhin: »Siehst du Agnar, deinen Pflegling, wie er in der Höhle mit einem Riesenweibe Kinder zeugt; aber Geirröd, mein Pflegling, ist König und beherscht sein Land.« Frigg sprach: »Er ist aber solch ein Neiding, daß er seine Gäste quält, weil er fürchtet es möchten zu viele kommen.« Odhin sagte, das sei eine große Lüge; da wetteten die Beiden hierüber. Frigg sandte ihr Schmuckmädchen Fulla zu Geirröd und trug ihr auf, den König zu warnen, daß er sich vor einem Zauberer hüte, der in sein Land gekommen sei, und gab zum Wahrzeichen an, daß kein Hund so böse sei, der ihn angreifen möge. Es war aber eine große Unwahrheit, daß König Geirröd seine Gäste so ungern speise; doch ließ er Hand an den Mann legen, den die Hunde nicht angreifen wollten. Er trug einen blauen Mantel und nannte sich Grimnir, sagte aber nicht mehr von sich, auch wenn man ihn fragte. Der König ließ ihn zur Rede peinigen und setzte ihn zwischen zwei Feuer und da saß er acht Nächte. König Geirröd hatte einen Sohn, der zehn Winter alt war und Agnar hieß nach des Königs Bruder. Agnar ging zu Grimnir, gab ihm ein volles Horn zu trinken, und sagte, der König thäte übel, daß er ihn schuldlos peinigen ließe. Grimnir trank es aus; da war das Feuer so weit gekommen, daß Grimnirs Mantel brannte. Er sprach:
Heiß bist du, Flamme, zuviel ist der Glut:
Laß uns scheiden, Lohe!
Schon brennt der Zipfel, zieh ich ihn gleich empor,
Feuer fängt der Mantel.
Acht Nächte fanden mich zwischen Feuern hier,
Daß mir Niemand Nahrung bot
Als Agnar allein; allein soll auch herschen
Geirröds Sohn über der Goten Land.
Heil dir, Agnar, da Heil dir erwünscht
Der Helden Herscher.
Für einen Trunk mag kein Andrer dir
Beßre Gabe bieten.
Heilig ist das Land, das ich liegen sehe
Den Asen nah und Alfen.
Dort in Thrudheim soll Thôr wohnen
Bis die Götter vergehen.
Ydalir heißt es, wo Uller hat
Den Saal sich erbaut.
Alfheim gaben dem Freyr die Götter im Anfang
Der Zeiten als Zahngebinde.
Die dritte Halle hebt sich, wo die heitern Götter
Den Saal mit Silber deckten.
Walaskialf heißt sie, die sich erwählte
Der As in alter Zeit.
Sökkwabeck heißt die vierte, kühle Flut
Ueberrauscht sie immer;
Odhin und Saga trinken alle Tage
Da selig aus goldnen Schalen.
Gladsheim heißt die fünfte, wo golden schimmert
Walhalls weite Halle:
Da kiest sich Odhin alle Tage
Vom Schwert erschlagne Männer.
Leicht erkennen können, die zu Odhin kommen,
Den Saal, wenn sie ihn sehen:
Aus Schäften ist das Dach gefügt und mit Schilden bedeckt,
Mit Brünnen die Bänke bestreut.
Leicht erkennen können, die zu Odhin kommen
Den Saal, wenn sie ihn sehen:
Ein Wolf hängt vor dem westlichen Thor,
Ueber ihm dreut ein Aar.
Thrymheim heißt die sechste, wo Thiassi hauste,
Jener mächtige Jote.
Nun bewohnt Skadi, die scheue Götterbraut,
Des Vaters alte Veste.
Die siebente ist Breidablick: da hat Baldur sich
Die Halle erhöht
In jener Gegend, wo der Greuel ich
Die wenigsten lauschen weiß.
Himinbiörg ist die achte, wo Heimdall soll
Der Weihestatt walten.
Der Wächter der Götter trinkt in wonnigem Hause