Die Angst der Woche - Walter Krämer - E-Book

Die Angst der Woche E-Book

Walter Krämer

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Beschreibung

Immer wieder verursachen sie uns schlaflose Nächte: aufgeregte Meldungen über erhöhte Dioxinwerte in Eiern, genetisch veränderte Pflanzen oder krebserregende Stoffe in Babyschnullern. Doch was steckt wirklich hinter den Gefahren, vor denen uns die Panikmaschinerie so eindringlich warnt? Walter Krämer deckt auf: Oft genug sitzen wir einer Berichterstattung auf, die statistische Daten verzerrt oder verkürzt darstellt. So entpuppt sich eine erhöhte Pestizidbelastung bei Obst und Gemüse zumeist als harmlos. Schließlich sind 99 Prozent der Giftstoffe biologischen Ursprungs, und die Belastung durch chemische Rückstände beträgt lediglich ein Prozent. Wer es schafft, sich von solchen falschen Ängsten zu befreien, wird der nächsten Massenhysterie erfolgreich widerstehen. Dieses Buch zeigt, wie es geht.

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Mehr über unsere Autoren und Bücher:

www.piper.de

Dummheit ist der Mangel an Urteilskraft, und einem solchen Gebrechen ist nicht abzuhelfen.

Immanuel Kant

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Piper Verlag erschienenen Buchausgabe

2. Auflage 2011

ISBN 978-3-492-95462-4

Deutschsprachige Ausgabe:

© Piper Verlag GmbH, München 2011

Umschlaggestaltung: www.buero-jorge-schmidt.de

Vor-Vorwort

Vorwort

An dieser Krankheit sterben jedes Jahr mehr als sieben Millionen Menschen. Ich habe mir neulich bei Aldi ein Buch dazu gekauft. Für 1,99 Euro: Blutdruck – Risiken erkennen und entschärfen. Mein Blutdruck ist nämlich viel zu hoch. Und nicht nur meiner: »Jeder fünfte Deutsche hat Bluthochdruck (arterielle Hypertonie), und nur einer von vier Betroffenen weiß von seiner Erkrankung. Bleibt der Blutdruck dauerhaft erhöht, steigt das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Organschäden und Arteriosklerose deutlich an.«

So die bei Aldi eingekaufte Warnung: Herzinfarkt, Schlaganfall, Organschäden, Arteriosklerose. Wäre das die Folge von Ionenstrahlung, gäbe es tägliche Sondersendungen im Fernsehen. Aber so stellt sich ein Angstgefühl nicht ein. Weder bei mir noch bei den meisten anderen Bluthochdruckpatienten. Auch meine fette Schweinshaxe esse ich weiter mit Genuss, obwohl ich weiß, dass in Deutschland jährlich über 100 000 Menschen an Magen- oder Darmkrebs und anderen Folgen von fettem Essen sterben. Von den 50 000 Lungenkrebstoten durch Tabak und Nikotin und den fast genauso vielen Alkoholopfern gar nicht zu reden.

Große Sorgen machen sich viele Fettesser und Alkoholtrinker dagegen wegen der Pestizide im Gemüse, radioaktiver Strahlen, Luftverschmutzung oder BSE. Bis heute ist an dieser Krankheit in Deutschland kein einziger Mensch gestorben, aber die dadurch verursachte Panik hat uns Steuerzahler rund eine Milliarde Euro und zahlreiche Landwirte das Vermögen und die Existenz gekostet; in England haben sich deswegen über 150 Farmer umgebracht.

Davor gab es Aids, Asbest und Amalgam, alles »Skandale«, die wir weitgehend schon wieder vergessen haben, genauso wie das Ozonloch, den Milzbrand (erinnern Sie sich noch: nach dem 11. September 2001 stand ganz Deutschland wegen Puderzucker kopf) oder das berühmte »Waldsterben« unseligen Angedenkens, das inzwischen als riesiger Medienschwindel entlarvt worden ist. Es folgten die Vogel- und die Schweinegrippe, Acrylamid und Nitrofen, die SARS-Panik von 2003, dann im Januar 2011 die republikweite Aufregung wegen Dioxin in Hühnereiern. Und gerade eben, während ich dieses Vorwort schreibe, die große Verunsicherung über das Atomdesaster in Japan. In all diesen Fällen wurde und wird durch eine in aller Regel unbegründete Panik ein enormer wirtschaftlicher Schaden angerichtet. Über Japan will ich hier nicht reden, die Rechnung ist noch offen. Aber allein die völlig überzogene SARS-Panik von Anfang 2003 – um eine inzwischen abgeschlossene kleinere Affäre zu nehmen – und der dadurch erzeugte Einbruch des Fernost-Fluggeschäfts haben der Deutschen Lufthansa rund 100 Millionen Euro Verlust beschert. Ich weiß das, ich bin Aktionär. Vor SARS standen die Aktien bei 18, drei Monate später standen sie bei 11.

Schon vor zehn Jahren haben Gerald Mackenthun und ich in unserem Buch Die Panikmacher die ganze Unvernunft unseres Verhaltens gegenüber eingebildeten und wirklichen Gefahren aufgezeigt; Schwerpunkte waren damals Arzneimittelnebenwirkungen, Amalgam und BSE. Und ein Kapitel war auch der völlig überzogenen – und strikt auf Deutschland und Österreich beschränkten – Panik wegen Tschernobyl gewidmet. Genutzt hat es nichts, die irrationale Anfälligkeit für Ängste aller Art hat seit damals eher zugenommen. Gleich im ersten Kapitel fange ich deshalb mit einer langen Liste von seither erschienenen Angst-Schlagzeilen an, die zeigen, wie wir selbst und unsere Medien diese Aufregung fast schon zu genießen scheinen.

Inzwischen glaube ich auch, der damalige Ansatz war falsch. Man kann einem Menschen, der Angst vor Spinnen hat, nicht sagen: Die Tiere tun dir nichts, du benimmst dich unvernünftig. Er hat trotzdem weiter Angst. Deshalb versuche ich in diesem Buch, über eine reine Beschreibung unseres unvernünftigen Verhaltens und dessen kostspieliger Folgen hinauszugehen. Warum verhalten wir uns so? Was steckt eigentlich hinter der leider nur zu allzu weitverbreiteten Unfähigkeit der Panikopfer, mit Unsicherheiten und Wahrscheinlichkeiten richtig umzugehen? Wer hat ein Interesse daran, dass dies so bleibt? Und was heißt »richtig umzugehen«?

Mein besonderes Augenmerk gilt dabei der Rolle der Medien in diesem ganzen Trauerspiel. Hier scheint eine – leider typisch deutsche – Bereitschaft, ja Begierde eines Publikums, sich aufzuregen und Angst zu haben, mit einer ebenfalls überdurchschnittlichen Bereitschaft der Medien zusammenzutreffen, diesem Bedürfnis nachzukommen. So wird eine, wie ich zu zeigen versuchen werde, kulturübergreifende Anfälligkeit für irrationale Panikattacken durch mediale deutsche Sonderwege noch verstärkt. Das schaukelt sich zuweilen zu wahren Hysterieorgien empor, die Physik sagt dazu auch Resonanzkatastrophe, unsere ausländischen Freunde schütteln nur den Kopf darüber.

Mit diesen medialen deutschen Sonderwegen fange ich im ersten Kapitel an. Und dann spüre ich den möglichen Linsen, Prismen und Verzerrungsmechanismen hinterher, nicht zu vergessen die in unserem eigenen Gehirn, die quer durch alle Kulturen diese teure Diskrepanz zwischen der Wirklichkeit, so wie sie ist, und den Bildern dieser Wirklichkeit in der Zeitung und in unserem Kopf erzeugen. Dass dabei zahlreiche Einsichten von nationalen und internationalen Risikoforschern einfließen werden, auf denen ich aufbaue, versteht sich fast von selbst; die wichtigsten Stichwortgeber sind am Ende eines jeden Kapitels aufgeführt. Vielleicht werden sie dann in Zukunft häufiger gelesen. Es wäre unser aller Schaden nicht.

Dortmund, im Juni 2011

Professor Dr. Walter Krämer

1 Sind wir Deutsche eine Nation von Panikmachern?

»Wir sind risikobewusst wie sonst kein Land.«

Erwin Huber, CSU

»Zwei Reiher aus Porzellan haben in einer Frankfurter Kleingartenanlage einen Vogelgrippe-Fehlalarm ausgelöst. Wie die Polizei am Freitag mitteilte, hatte sich ein besorgter Bürger auf der Wache gemeldet und von einem Vogel berichtet, der in einer Parzelle regungslos und völlig steif stehe. Aus Angst, der Vogel könne möglicherweise mit der Vogelgrippe infiziert sein, ging der Mann zur Polizei, die daraufhin das Ordnungsamt um Hilfe bat.«

Hannoversche Allgemeine Zeitung

Die spinnen, die Deutschen. Da sterben pro Jahr jeweils mehr als 100 Menschen an Salmonellenvergiftung, Magen-Darm-Infektionen oder Trichinose, Listeriose oder Morbus Crohn, da grassieren Fisch- und Fleischvergiftungen in Werkskantinen und Altersheimen aller Art, von den mehr als 200 000 vermeidbaren Todesfällen jedes Jahr durch zu viel Alkohol und Fett gar nicht zu reden. Aber Augen zu und weg und runter damit.

Dann torkelt eine Kuh, und die Republik steht kopf.

Seit dieser Zeit, seit der BSE-Panik der Jahrtausendwende, sammle ich am Schwarzen Brett meines Statistik-Lehrstuhls an der TU Dortmund »Die Angst der Woche«. Üblicherweise hängen dort die Ergebnisse von Klausuren, auch Konferenzankündigungen oder Themen für Abschlussarbeiten und so fort. Und seit dem Jahr 2000 auch Angstmeldungen anderer Art. Dafür ist das linke Viertel des Brettes abgeteilt, da kommt dann wahllos alles hin, was mir selbst ins Auge fällt oder von Studenten und Mitarbeitern aus deutschen Zeitungen und Zeitschriften ausgeschnitten und angeliefert wird, ohne Ansicht der wirklichen Gefahr, kommentarlos mit einem Magneten angepinnt. Mit dieser Sammlung fange ich mal an. Denn dieser Querschnitt durch unsere Medienlandschaft zeigt besser als manche tiefschürfende Analyse, wie einäugig und perspektivlos, ja geradezu gemeingefährlich bei uns in Deutschland über Gefahr und Risiko berichtet wird und warum ein Professor für Statistik den wachsenden inneren Drang verspürte: Mensch, dagegen musst du doch was tun!

Also habe ich was getan. Die folgende Liste beschränkt sich auf Meldungen der letzten vier bis fünf Jahre, alphabetisch sortiert. Nicht ausgewertet wurde die Zeitschrift Öko-Test, das hätte den Rahmen dieses Buchs gesprengt:

Achtung Kokosnüsse. Jedes Jahr werden weltweit mehr als 100 Menschen durch herabfallende Kokusnüsse erschlagen.

Aggressive Ameisenart breitet sich in Europa aus. Regensburger Forscher warnen vor einer invasiven Gartenameise, die sich derzeit rasant in ganz Europa ausbreitet und alles andere Kleingetier in Wald und Garten auszurotten droht.

Airbag als Todesfalle. Und zwar für Kleinkinder in entgegen der Fahrtrichtung installierten Babyschalen. Bei einem Frontalaufprall »wird aus dem Lebensretter Airbag ein lebensgefährliches Geschoss« (ADAC).

Allergieauslöser Verkehr. Kinder, die an stark befahrenen Straßen aufwachsen, erkranken häufiger an Allergien.

Allergien durch Einatmen von Duftstoffen. Synthetische Duftstoffe sollten nicht mit der Haut in Kontakt kommen.

Alzheimer durch Gänseleberpastete. Forscher haben in der Stopfleber verdächtige Substanzen gefunden, die ähnlich wirken wie die bekannten Rinderwahn-Prionen.

Die Angst vor dem Superbakterium. Forscher fürchten die Ausbreitung eines neuen Keims, gegen den Antibiotika machtlos sind.

Apotheker warnen vor Ginkgo-Tees. Nach einer Studie des Zentrallabors Deutscher Apotheker enthalten Ginkgo-Tees erhöhte Mengen an Ginkgolsäuren; diese könnten Allergien hervorrufen.

Apple warnt vor Stromschlägen durch Kopfhörer. iPod- und iPhone-Benutzer sollten beim Tragen von Kopfhörern Vorsicht walten lassen.

Ärzte warnen vor Masern. »Ungeschützt kann die Krankheit zu tödlichen Hirnhautentzündungen führen.«

Asbest aus Wunstorf erregt die Gemüter. Auf Waldwegen fand sich asbesthaltiges Material des Unternehmens Fulgurit.

Asthma durch Raumspray. Schon bei einem Einsatz der Sprays nur einmal pro Woche, so deutsche Lungenärzte, sei das Risiko für Atemwegsbeschwerden und asthmatische Symptome um das Anderthalbfache erhöht.

Ausdauersport begünstigt Herzrhythmusstörungen. Und zwar wegen einer Verdickung des Herzmuskels. »In ihrer Studie stellten die Mediziner fest, dass bei den Athleten während des Zusammenziehens mehr Blut in der Herzkammer als bei gesunden Sportlern bleibt. Dadurch werde durchschnittlich ein Fünftel weniger Blut aus dem Herzen gepumpt.«

Autos lösen Asthma und Allergien aus. Eine Metastudie des Umweltbundesamtes bucht 27 000 der jährlich rund 500 000 Herzinfarkte oder Schlaganfälle in Deutschland auf das Konto Verkehrslärm.

Bakterien aus dem Duschkopf. Bitte spritzen Sie sich das erste Wasser aus der Dusche nicht direkt ins Gesicht! Die fein zerstäubten Wassertropfen aus Duschköpfen könnten nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen Keime in die Lunge übertragen.

Behörden warnen vor verseuchter Zahnpasta. Denn in mehreren Ländern Europas wurden mit Lösungsmittel versetzte Tuben sichergestellt.

Benzol in Babybrei. In 14 Gläschen mit Babybrei wurden Benzol und krebserregendes Furan gefunden.

Bloß nicht rülpsen. Laut World Wildlife Fund (WWF) gehen elf Prozent des menschengemachten Klimawandels auf gedüngte Felder und rülpsende Kühe zurück.

Bluthochdruck – die schleichende Gefahr. Wird oft nicht bemerkt, erhöht das Risiko für Schlaganfall.

Blutsaugende Milben töten Bayerns Bienen. Den bayerischen Imkern steht nach Ansicht eines Experten ein großes Bienensterben bevor.

Blutsauger auf dem Vormarsch. Zecken, die gefährliche Krankheiten übertragen, werden zunehmend zur Plage.

Brustkrebs durch Flatrate-Trinken. Übermäßiger Alkoholgenuss bei jungen Frauen erhöht das Brustkrebsrisiko.

Chronische Müdigkeit durch Herpes. Viren stören die Funktion des Zentralnervensystems und dadurch unseren Schlaf.

In Deutschland ist es zu laut. Laut Umweltbundesamt sind 13 Millionen Deutsche mit gesundheitlich riskanten Geräuschpegeln belastet.

Dicke Freunde machen dick. Wer übergewichtige Freunde hat, unterliegt einem um 57 Prozent erhöhten Risiko, auch selber dick zu werden.

3D-Filme können Kopfschmerzen auslösen. Weil unser Gehirn mit dem Synchronisieren des linken und des rechten Auges zuweilen Schwierigkeiten hat.

Drucker verunreinigen die Luft. Feinstaub! »Die Folgen für den Menschen seien derzeit nicht absehbar.«

Erbgutveränderungen durch Bisphenol A: Diese etwa in PVC vorkommende Industriechemikalie soll Chromosomen verändern.

Erhöhter Blutdruck durch nächtlichen Lärm. Nächtlicher Fluglärm kann erhöhten Blutdruck verursachen, auch wenn die Betroffenen dabei weiterschlafen.

Erhöhtes Krebsrisiko bei Fleisch- und Wurstessern. Eine Langzeitstudie zeigt: Mit wachsendem Fleischkonsum steigt das Risiko für Magen- oder Dickdarmkrebs.

Europäische Hummeln setzen Arten in Japan zu. Die europäische Erdhummel lässt in Japan die dort heimischen Hummeln aussterben.

Extreme Erdnussallergien nehmen deutlich zu. 30 000 Menschen in Deutschland riskieren mit jedem Bissen Keks, Pudding oder Müsli einen anaphylaktischen Schock.

Fasane geben Experten Rätsel auf. Um bis zu 50 Prozent ist in gewissen Gegenden Deutschlands der Fasanenbestand dezimiert.

Feinstaubwert schnellt hoch. Mediziner warnen angesichts der hohen Werte des krebserregenden Feinstaubs von einem Verlassen der Häuser in der Silvesternacht.

Fernsehen schadet Kindern. Vielgucker haben mehr Probleme mit den Klassenkameraden, werden häufiger gehänselt, zurückgewiesen oder auch angegriffen. »Darüber hinaus waren sie am Wochenende 13 Prozent weniger aktiv und betätigten sich insgesamt 9 Prozent weniger sportlich. Sie naschten 10 Prozent mehr zwischen den Mahlzeiten und wogen schon als Zehnjährige 5 Prozent mehr.«

Fleischfressende Fliege bedroht Mensch und Tier. Die Insekten bohren sich in kleinste Wunden und fressen auch große Tiere wie Rinder und Kamele bei lebendigem Leib.

Fluglärm schadet dem Herz. Eine Studie findet Kreislaufrisiken bei Flughafenanwohnern.

Föhnen kann gefährlich sein. Weil die Haartrockner anfangen zu brennen. Oder »das Gehäuse platzte auf, oder es brachen Rotorblätter des Lüfters ab«.

Foodwatch warnt vor Uran im Trinkwasser. Ist in fast allen deutschen Wasserleitungen enthalten.

Gefährliche Fensterheber. Jedes fünfte von mehr als 500 vom ADAC getesteten Autos hat nicht an allen Fenstern einen Einklemmschutz. Das kann besonders für Kinder gefährlich werden.

Gefährliche Giftstoffe in Tattoo-Farben. Tätowierfarben enthalten krebserregende Pigmente.

Gefährliche Keime in Betten von Bauernhofkindern. Nachdem sie bereits in Rohmilchkäse, im Tatar oder im Räucherlachs identifiziert wurden, können Experten die Erreger nun auch in Betten von Bauernhofkindern nachweisen.

Gefährliche schleimige Beläge in Bad und Natur. Die Bakterien-, Algen- oder Pilzgemeinschaften überleben so gut wie alle Versuche, sie abzutöten.

Gefährliches Gas strömt aus der Nordsee. Eine englische Ölfirma hatte in der Nordsee eine unter starkem Überdruck stehende Gasblase angebohrt, seitdem entweichen dort gewaltige Mengen Methan.

Gefährliche Stühle. Viele Schreibtischstühle in Privathaushalten sind nicht sicher.

Gefährliche Überstunden. Eine Langzeitstudie belegt: Wer zu viele Überstunden macht, erhöht das Risiko für Herzinfarkt, Angina Pectoris, Ängste oder Depressionen.

Gefährliche Wollhandkrabbe. Die im vergangenen Jahrhundert im Ballastwasser von Schiffen eingeschleppte chinesische Wollhandkrabbe bedroht die einheimische Tierwelt in Großbritannien.

Gefährliches Spielzeug aus China. Mit 164 Warnungen zu Risikoprodukten hält Deutschland in der EU den Spitzenplatz.

Gefahr durch Energiesparlampen. Geht eine Energiesparlampe zu Bruch, steigt die Quecksilberbelastung in Wohngebäuden auf das 20-Fache des Richtwerts.

Gefahr durch kleine Partikel. Das Umweltbundesamt warnt vor Gesundheitsrisiken durch die Nanotechnologie. Es bestehe der Verdacht, dass es durch Nanopartikel zu ernsthaften Gesundheitsgefahren kommen könne.

Gefahr von Schimmelpilzen. Etwa ein Viertel der weltweit produzierten Lebens- und Futtermittel enthält sogenannte Mykotoxine, das sind Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen, die Getreidepflanzen im Feld und Erntegut befallen.

Gestank macht Stress. Gerüche können die Gesundheit beeinträchtigen und sind kaum erforscht.

Giftige Fallen in Haus und Garten. Viele Pflanzen können für Haustiere gefährlich sein.

Giftige Schafsleber im Angebot. Trotz überhöhter Dioxinwerte wird das bei Türken beliebte Lebensmittel nicht aus dem Verkehr gezogen.

Greenpeace warnt vor Giftcocktail in vielen Gewürzen. »Umweltschützer beklagen Pestizidrückstände in Paprika, Curry und Petersilie. Verbraucher sollen Bioprodukte kaufen.«

Grenzwert bei Schafslebern überschritten. Auch in friesischer Schafsleber wurden Dioxin und PCB gefunden.

Haiangriffe werden häufiger. Seit den 90er-Jahren hat sich die Zahl der Haiangriffe auf Menschen dramatisch erhöht.

Hai tötet Touristin im Roten Meer. Eine deutsche Urlauberin hatte vor ihrem Hotel im ägyptischen Scharm el-Scheich im Meer gebadet; es war das letzte Mal.

Haustiere sterben an US-Dosenfutter. Nach dem Tod von 14 Hunden und Katzen zieht die amerikanische Lebensmittelaufsicht 60 Millionen Dosen Tierfutter aus dem Verkehr.

Hochspannungsleitungen erhöhen Alzheimer-Risiko. Menschen, die in unmittelbarer Nähe einer Hochspannungsleitung leben, haben ein höheres Risiko, an Alzheimer zu erkranken.

Immer wieder kehrt die Kopflaus zurück. Nach einer »Risikokarte« einer Pharmafirma seien in Wuppertal und Gelsenkirchen mehr als 90 Prozent der Kinder lausgefährdet.

Infarktrisiko Bauchfett. Viel Bauchfett deute auf ein erhöhtes Risiko hin, erläutert die Deutsche Herzstiftung im Vorfeld des Weltherztags.

Invasion stinkender Käfer. Der als Schädlingsvernichter in Gewächshäusern eingesetzte Asiatische Marienkäfer hatte sich selbstständig gemacht. »Im Gegensatz zu seinen europäischen Artgenossen riecht er sehr unangenehm.«

Jakobskreuzkraut verbreitet sich explosionsartig. Das giftige Jakobskreuzkraut ist in Deutschland viel weiter verbreitet als bisher angenommen. Für Pferde ist der Verzehr über längere Zeit tödlich, das Gift reichert sich in der Leber an.

Jeder dritte Flussfisch im Rhein enthält Gift. Bei mehr als jeder dritten Probe von essbaren Flussfischen in Rheinland-Pfalz hat der Wert der Umweltgifte Dioxin und PCB die EU-weit festgesetzte Höchstmenge überschritten.

Jeder fünfte Tunnel mit Sicherheitsrisiken. Ein europaweiter ADAC-Test entdeckt gefährliche Mängel vor allem bei Röhren in Italien.

Jedes Jahr sterben 60 000 Menschen durch Schiffsabgase. Besonders stark betroffen sind die Bewohner der europäischen Küstenregionen.

Katzen als Allergierisiko. Katzen stellen für Kinder bis zu zwei Jahren ein deutlich erhöhtes Allergierisiko dar.

Killer-Asteroid 2007 VK 184. Wissenschaftler schätzen, dass sich rund 100 000 Asteroiden und Kometen in der Nähe der Erde befinden. Bei 20 000 davon bestehe die Gefahr eines Einschlags auf unserem Planeten.

»Killer-Jeans« kosten Sandstrahlarbeiter das Leben. »Die Hosen mögen toll aussehen, doch beim Herstellen leidet die Lunge.« Das kann bis zum Ersticken führen.

Kippende Möbel als Gefahr für Kleinkinder. Zwischen 1990 und 2007 wurden 8506 minderjährige Amerikaner von umstürzenden Möbeln erfasst und in die Kliniknotaufnahme gebracht.

Krebs durch Fleisch. Nach einer Studie mit einer halben Million US-Amerikanern erhöht der regelmäßige Verzehr von Steaks und Schinken das Krebsrisiko.

Krebs statt Karies: Viele moderne Zahnpasten enthalten krebs- und allergieauslösende Stoffe.

Krebserregende Stoffe in Babyschnullern. Die Umweltorganisation Global 2000 findet in fünf von zehn getesteten Babyschnullern das krebserregende Bisphenol A (BPA).

Krebserregende Stoffe in Duschgels. Alle bis auf eins von 31 von Öko-Test untersuchten Duschgels enthielten Spuren des krebserregenden Stoffes Dioxan.

Krebserregende Stoffe in Lebensmitteln. Das Bundesamt für Verbraucherschutz findet Benzopyren und Benzolin in Fischkonserven und Erfrischungsgetränken.

Krebserregende Stoffe im Urin: Neun von zehn Kindern aus amerikanischen Raucherhaushalten tragen krebserregende Stoffe im Urin.

Krebserreger in Gummiprodukten. Laut TÜV Rheinland emittieren die Plastiküberzüge von Auto-Lenkrädern krebserregende polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK).

Krebsgefahr durch Laptop. Liegt der Klapprechner zu lange auf dem Schoß, kann es zu einer Krebserkrankung kommen.

Krebsgefahr durch Luftmatratzen: Der TÜV Rheinland findet schon wieder etwas: lebensgefährliche Weichmacher in Schwimmringen und Luftmatratzen.

Krebsgefahr für Schnäppchenjäger: Die Stiftung Warentest findet gesundheitsgefährdende Schadstoffe in Discounter-Heimwerkergeräten und -Taschenlampen.

Pro Minute sterben zwei Kinder an Malaria. Die Weltgesundheitsorganisation meldet weltweit jährlich 247 Millionen Fälle von Malaria. Alle 30 Sekunden stirbt daran ein Kind.

Marathonläufer erkranken öfter an Krebs. Die starke UV-Strahlung trifft auf schwache Abwehrkräfte und erhöht das Hautkrebsrisiko.

Millionen Tote durch Umweltverschmutzung. Schätzungen der WHO zufolge sind allein in Europa rund 1,8 Millionen Todesfälle jährlich auf verseuchtes Trinkwasser, fehlende Sanitäranlagen, Luftverschmutzung und andere umweltbedingte Krankheiten zurückzuführen.

Die Miniermotte kennt kein Erbarmen. In ganz Europa richten die Insekten riesige Schäden an. Der Kampf gegen die Schädlinge scheint aussichtslos, denn sie bringen vier Generationen pro Saison hervor.

Mittelohrentzündungen durch Luftschadstoffe. Aus dem Straßenverkehr stammende Luftschadstoffe können bei kleinen Kindern eine Mittelohrentzündung begünstigen.

Mückenalarm in Deutschland. Nach feuchtwarmen Sommern vermehren sich die Plagegeister explosionsartig.

Nervengift in Badeseen. In deutschen Binnengewässern ist erstmals das Nervengift Saxitoxin nachgewiesen worden.

Neue Zeckenart auf dem Vormarsch. In Deutschland verbreitet sich die sogenannte Auwaldzecke. Sie kann Krankheitserreger übertragen, die beim Menschen das in 10 bis 20 Prozent der Fälle tödliche Fleckfieber auslösen.

Nickelallergie durch Handy. Funktelefone können Nickel enthalten und dadurch Kontaktallergien verursachen.

PCB-Alarm auf dem TU-Campus. Erhöhte Blutwerte beim Personal der TU Dortmund.

Pestizide in Fleischersatz. In drei Produkten stecken Spuren der gentechnisch veränderten Sojasuppe »Roundup-Ready«.

Zu viele Pestizide in Mandarinen. »Vor allem Ware von Aldi, Edeka, Lidl, Plus und Rewe sei mit Pflanzenschutz- und Schalenbehandlungsmitteln belastet.«

Polizei beschlagnahmt immer mehr Giftspielzeug. Darunter Teddybären, deren Augen sich ablösen und an denen Kleinkinder ersticken können, oder ein Toaster, der Elektroschocks verursachen kann.

Billige Rollstuhl-Nachbauten können zu Todesfallen werden. Die Krankenkassen haben billige Nachbauten von Markenrollstühlen bezahlt (natürlich zum vollen Listenpreis), die umkippen und den Patienten unter sich begraben können.

Schädigung der Leber. Viel Billigessen und mangelnde Bewegung können die Leber schon in kurzer Zeit erheblich schädigen.

Schädliche Wärme. Heizpilze stoßen viel CO2 aus – trotzdem kaum Gegenmaßnahmen.

In der Scheibenwaschanlage lauern fiese Bakterien. Schlecht desinfizierte Auto-Scheibenwaschanlagen locken Legionellen an.

Scheidungen schaden der Umwelt. Die weltweit steigende Zahl von Scheidungen vermehrt die Singlehaushalte, die verbrauchen mehr Platz und Energie.

Mehr Schlangenbisse wegen Klimawandel. In Kenia wurden im Jahr 2008 über 200 Menschen von Schlangen gebissen, fünf Jahre zuvor nur 20.

Schlechtere Schulleistungen durch Schnarchen. Schnarchen kann bei Kindern die Gedächtnisleistung verringern und Tagesmüdigkeit, Mangel an Konzentration und hyperaktives Verhalten erzeugen.

Sicherheitsmängel in Fußballstadien. »Fehlende Fluchttore, zu kurze und zu steile Treppen sowie massive Bedenken beim Brandschutz: Fünf Monate vor dem Beginn der Fußball-WM hat eine Untersuchung der Stiftung Warentest für Aufregung gesorgt.«

Sie fressen gnadenlos alles weg. »Wildschweine werden zur Plage – auch Naturschützer empfehlen jetzt den Abschuss.«

Sorge um Feldhamster. Die EU-Kommission hat wegen mangelhafter Maßnahmen zum Schutz der letzten frei lebenden Feldhamster ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Frankreich eröffnet.

Der Spatz ist in Deutschland gefährdet. Nach einer Erhebung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) ist der Haussperling vor allem in Westdeutschland stark auf dem Rückzug.

Nach Spielzeug sind nun Babylätzchen giftig. Nach dem millionenfachen Rückruf von in China produziertem Spielzeug des weltgrößten Herstellers Mattel gerät jetzt auch in China produzierte Kinderkleidung als gesundheitsgefährdend ins Visier.

Straßenverkehr erhöht das Arterioskleroserisiko. Anwohner verkehrsreicher Straßen haben einer Studie der Universität Duisburg-Essen zufolge häufiger verkalkte Herzkranzgefäße.

Über 80 Schadstoffe im Essen eines Zehnjährigen. Eine Studie zeigt, dass Kinder trotz gesetzlicher Grenzwerte mit einem normalen Frühstück zahlreiche gefährliche Substanzen aufnehmen.

Umweltgifte in Tonerkartuschen. Der Sprecher der »Interessengemeinschaft Tonergeschädigter« (ITG) bezichtigt die Hersteller einer »gezielten Desinformation der Öffentlichkeit«.

Umweltgift in Babysocken. In acht von 17 Socken wurden potenziell gesundheitsschädliche Weichmacher gefunden.

Unfruchtbar durch Weichmacher: »report MÜNCHEN-Recherchen zeigen, wie gefährlich diese Chemikalien für Babys und auch Frauen sind.«

Viele Dünne haben Speckrollen im Bauch. Auch Schlanke sind oft viel zu fett – wenn nämlich üppige Speckringe ihre inneren Organe umgeben.

Vorsicht vor Haarglättungsmitteln. Das Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin warnt vor Haarglättungsmitteln mit Formaldehyd.

Vorsicht Textilgifte! Unter den rund 7000 in Deutschland zugelassenen »textilen Hilfsmitteln« befinden sich auch stark gesundheitsgefährdende Substanzen.

Mehr Vorsicht bei Kinderzäpfchen. Laut Kinderärzten »kann eine Überdosierung schwere Komplikationen nach sich ziehen«.

Wackelnde und gebrochene Zähne durch Piercing. Ringlöcher im Mundraum führen zu einer dramatischen Verschlechterung der Zahngesundheit.

Warme Sitze schlecht für Sperma. Langes Fahren mit beheizten Autositzen kann die Zeugungsfähigkeit des Mannes mindern.

Wenn der Toaster Flammen schlägt. Die Elektroverbände warnen vor Gefahren durch Plagiate und Billigprodukte.

Wenn Kaffeetrinken Angst und Bange macht. Manche Menschen hätten nach Meinung von Hirnforschern schon nach zwei Tassen mit bangen Gefühlen zu kämpfen.

Winzige Käfer richten riesige Schäden an. Massen von Borkenkäfern haben in Sachsen und im Nationalpark Bayerischer Wald fast alle Fichten vernichtet.

Zahlreiche Tote durch Killerbakterien. In Brasilien sind 18 Menschen an antibiotikaresistenten Bakterien gestorben.

Zickenterror macht krank. Laut einer schwedischen Studie sollten Frauen besser nicht mit anderen Frauen, sondern mit Männern arbeiten, das sei für sie gesünder.

Zuckerfreie Limonade gesundheitsschädlich. Liebhaber zuckerfreier Limonadegetränke scheinen ähnlichen Gesundheitsrisiken zu unterliegen wie Personen, die reguläre Limonade konsumieren.

Diese Meldungen haben Verschiedenes gemeinsam. So hat etwa der Umfang einer solchen Meldung in der Zeitung und damit oft auch das Ausmaß der so erzeugten Aufmerksamkeit fast nichts zu tun mit dem Ausmaß der berichteten Gefahr. Der Artikel »Föhnen kann gefährlich sein« über gefährliche Haartrockner, erschienen in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, beansprucht dort 320 cm2 Platz, das ist rund dreimal mehr als die gleichfalls oben aufgelistete und in der Tat besorgniserregende Meldung aus der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung: »EU warnt vor Infektionen im Krankenhaus«. Denn die bedrohen uns tatsächlich, und das nicht zu knapp, hier lauert eine echte, tödliche Gefahr. Allein in der EU kommen jedes Jahr rund 50 000 Menschen durch Krankheiten ums Leben, die sie sich erst im Krankenhaus zugezogen haben! Nach allen Maßstäben eines Desasters ist das eine Riesenkatastrophe, die weit mehr Aufmerksamkeit verdiente, als sie derzeit, zumindest in Deutschland, auch erhält. Speziell die Zunahme von arzneimittelresistenten Erregern ist wahrhaft erschreckend, die Zahl der Todesopfer übersteigt bei Weitem alle vermeidbaren Todesfälle durch Chemie- und Umweltgifte, Lärm, Ozon und Tschernobyl.

Aber seltsamerweise scheint sich darüber niemand ernstlich aufzuregen. Bei 50 000 toten Kröten hätte man die Bilder in der »Tagesschau« gesehen.

Auch die dpa-Meldung vom 13. Juni 2007 über Millionen von Toten jährlich durch verseuchtes Trinkwasser, obwohl pflichtgemäß in zahlreichen Zeitungen nachgedruckt, erschreckte niemanden so recht. Ist schließlich auch weit weg. Das Gleiche gilt für die Hunderttausende von Toten durch Malaria. Und noch grotesker wird dieses Missverhältnis in einer anderen dpa-Meldung vom 17.8.2009 zum Killer-Asteroiden VK184. Das ist einer von rund 100 000 derzeit bekannten Weltraumfelsen, die zuweilen die Umlaufbahn der Erde kreuzen und uns durchaus auch einmal treffen könnten.

Das haben sie auch schon mehrfach getan. Sehen Sie sich doch beim nächsten Vollmond einmal die Oberfläche unseres Erdtrabanten an – so sähe heute auch die Erde aus, wären die Krater nicht durch Luft und Wasser eingeebnet worden. Und dass die Erde auch heute getroffen wird, zeigen die vielen schönen Sternschnuppen, die uns – da ungefährliche Mini-Exemplare – in lauen Sommernächten etwas wünschen lassen. Diese oben nicht mitgezählten kleinen Exemplare mit dem Durchmesser von Kieselsteinen verbrennen, wenn sie auf die Erde treffen, sofort in der Atmosphäre. Ein 30-Zentimeter-Brocken ist schon seltener und macht mehr Aufhebens; wenn er die Erde trifft, explodiert er mit der Energie von rund zwei Tonnen Dynamit. Das geschieht pro Jahr rund 1000-mal, also mehr als zweimal jeden Tag. Ein 1-Meter-Brocken erzeugt sogar eine Explosion wie 100 Tonnen Dynamit; das geschieht rund 40-mal pro Jahr. Und bei einem Durchmesser von 3 Metern sind wir schon bei 2000 Tonnen Dynamit. Ab 30 Meter Durchmesser heißt der Stein dann Asteroid und erhält, wenn groß genug, auch einen Namen. Ein solcher Brocken erzeugt beim Eintritt in die Atmosphäre eine Explosion wie 2 Millionen Tonnen Dynamit und legt, obwohl er die Erde in aller Regel nicht erreicht, durch seine Explosionswelle im Umkreis von rund 10 Kilometern im Zielgebiet alles flach. Bei 100 Meter Durchmesser sind wir schon bei 80 Millionen Tonnen Dynamit. Das ist die Größe des Asteroiden, der am 30. Juni 1908 rund 8 Kilometer über der Tunguska-Region in Sibirien explodierte und 2000 Quadratkilometer Wald – zum Glück war es nur Wald – in Sekunden ausradierte. Und ab dieser Größenordnung wird die Sache gefährlich. Bei 1 Kilometer Durchmesser erreicht der Asteroid auf jeden Fall die Erde und wirft einen 15 Kilometer breiten Krater auf, gefolgt von einem Erdbeben der Größe 7,8 auf der Richterskala und einer Verdunklung der Erdatmosphäre – ähnlich derjenigen, die vor 160 Millionen Jahren die Dinosaurier ausgerottet hat. Vielleicht wird dieses Mal die Menschheit ausgerottet. Bei 10 Kilometer Durchmesser wäre dieser Effekt auf jeden Fall erreicht. Und die Wahrscheinlichkeit dafür ist alles andere als null.

Haben Sie gerade Ihren Taschenkalender griffbereit? Dann notieren Sie sich schon einmal den 13. April des Jahres 2029. Da könnte uns der 400-Meter-Asteroid Apophis treffen – zu dem Termin also besser keine Hochzeiten oder Firmenjubiläen planen. Der nächste Brocken, der in der obigen dpa-Meldung erwähnte VK 184, passiert die Erdbahn irgendwann zwischen 2048 und 2057, die Wahrscheinlichkeit eines Aufschlags wird auf 1:3000 geschätzt. Das entspräche der Wucht von 10 000 Hiroshima-Atombomben, und auch damit wäre die Historie der Spezies Homo sapiens vermutlich beendet. Und dann hat auch noch der 560-Meter-Asteroid RQ36 seine Ankunft angekündigt, allerdings erst in 172 Jahren. Hier wird die Chance eines Treffers mit 1:1000 angegeben.

Falls es Sie beruhigt: Sehen würden Sie den Asteroiden nicht, auch hören würden Sie ihn nicht. Sie würden überhaupt nichts mitbekommen. Ein hinreichend großer Brocken würde derart schnell auf uns zurasen, dass man ihn nicht kommen sieht, und die Luft vor ihm derart komprimieren, dass die Temperatur ein Mehrfaches von der der Sonne erreicht – alles in seiner Nähe wäre binnen Millisekunden pulverisiert.

Nicht die komplette Menschheit, aber doch ein guter Teil davon könnte auch zum Opfer eines neuen Virus werden. Hier schlagen die Medien tatsächlich zuweilen zu Recht Alarm. So hat etwa die Spanische Grippe 1918/1919 mehr Menschen umgebracht als der Erste Weltkrieg, darunter auch sehr viele junge. Vermutlich wurde sie in den Lazaretten der Westfront ausgebrütet und mit den heimkehrenden Soldaten über große Teile des Okzidents verbreitet. Jedenfalls waren ein Jahr später 40 Millionen Menschen tot (zusätzlich zu denen, die ohnehin gestorben wären). Und dass bisher weltweit rund 20 Millionen Menschen frühzeitig an Aids gestorben sind, ist ebenfalls bekannt. Der einzige Grund, warum daran noch nicht die ganze Menschheit gestorben ist, liegt in der vergleichsweise geringen Ansteckungsgefahr; das Aids-Virus verbreitet sich vor allem durch Blutkontakt. Sollte es erst mal lernen, auch die Atemluft als Transmissionsweg zu benutzen, sähe die Lage schon ganz anders aus.

Bislang hat die Spezies Homo sapiens alle derartigen Attacken überlebt. Aber einmal ist immer das letzte Mal.

Jetzt noch eine Geschichte zum Gruseln, dann aber Schluss. Einige Medien haben davon berichtet, aber so richtig aufregen wollte sich niemand, als im Jahr 2008 der neue große EU-finanzierte Teilchenbeschleuniger der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) in Genf seine Arbeit aufnahm und sich erstmals anschickte, Atome mit bisher unbekannter Energie aufeinanderprallen zu lassen. Über die dabei entstehenden subatomaren Teilchen weiß man bisher nur wenig; um das zu ändern, hat man ja den Beschleuniger gebaut. Möglicherweise könnte dabei ein Schwarm von sogenannten Quarks entstehen, der sich zu einem extrem dichten Objekt zusammenpresst, das die Physiker passenderweise »strangelet« nennen. Ein solches »strangelet« verdichtet alles in seiner Nähe blitzartig zu einer neuen hyperkompakten Form von Materie, in wenigen Sekunden wäre die Erde zu einer Kugel von 100 Metern Durchmesser geschrumpft.

Was das für uns Menschen bedeutet, muss man wohl nicht eigens noch erklären.

Obwohl durchaus seriöse Medien wie Spiegel, Focus oder FAZ ausführlich darüber wie auch über gefährliche Asteroiden oder Viren berichten, ja sogar Hollywood sich dieser Themen angenommen hat (»Armageddon – Das jüngste Gericht« oder »Outbreak« mit Dustin Hoffman, Regie Wolfgang Petersen), bleibt hier das Panikpotenzial gering.

Stattdessen fürchten wir uns vor einem unsicheren Föhn. Oder sollten es nach Meinung mancher Medien tun. »Gerade mal drei Sekunden föhnte eine Testperson beim Vergleich von 16 Haartrocknern ihre Haare mit dem Elta Germany HAT 352, als dieser mit einem lauten Knall durchschmorte.« Da hat sich die Testperson sicher sehr erschrocken. »Auch im Dauertest brannte das 10-Euro-Gerät nach 72 Stunden lichterloh, vom Gehäuse blieb nichts übrig.« Da kann ich nur sagen: Danke, liebe Hannoversche Allgemeine Zeitung, dass ihr mir so deutlich zeigt, was alles passieren kann, wenn man einen Föhn 72 Stunden lang ununterbrochen laufen lässt. Das mache ich schließlich fast gewohnheitsmäßig. Und dann erst das innere Schutzgitter beim Panasonic ION Hair Dryer EH5573S825: »Das innere Schutzgitter an der Rückseite verformte sich leicht, Finger können so in den rotierenden Ventilator gelangen.«

Tatsächlich verletzt hat sich aber bei den Tests niemand, nur der eine oder andere Trockner war danach kaputt, ein Schaden von rund 30 Euro.

Das leitet über zu der ersten wichtigen Erkenntnis diese Buches: Ob 0, 1, 2, 5, 10 oder 100, 1000 oder 100 000 Tote, oder ob die ganze Menschheit untergeht – das Panikpotenzial wie auch die Medienaufmerksamkeit hängen davon nur wenig ab (wovon sie wirklich abhängen, erläutere ich weiter unten in Kapitel 5). Die Killer-Jeans neben dem Killer-Asteroiden, für die meisten Menschen macht das keinen Unterschied.

Diese Kluft zwischen der Größe der uns bedrohenden Gefahren und der medialen Aufmerksamkeit, welche diese Gefahren erzeugen, ist international. Der New York Times-Journalist David Ropeik hat einmal die amerikanischen »Ängste des Sommers« des Jahres 2002 hinsichtlich ihrer wahren Bedrohung und ihrer medialen Präsenz in eine Reihenfolge gebracht – zwischen beiden fand er eine fast perfekte Korrelation. Aber nicht positiv, sondern negativ!

Damals hatte gerade das West-Nil-Virus – schon Alexander der Große soll daran gestorben sein – die Amerikaner fest im Griff und in Panik versetzt. Das Virus löst eine Art von Grippe aus und wurde um die Jahrtausendwende vermutlich mit einer infizierten Mücke in einem israelischen Flugzeug aus Tel Aviv nach New York eingeschleppt. Dort fielen dann wenig später tote Vögel von den Bäumen des Central Parks, auch Menschen erlagen der Attacke. Insgesamt sind im Jahr 2002 rund 300 US-Amerikaner an den Folgen dieser Virusinfektion gestorben, durchaus berichtenswert, aber dennoch weit weniger, als in der gleichen Zeit durch andere Grippeinfektionen umgekommen sind.

Dennoch war das West-Nil-Virus das große Sommerthema in den amerikanischen Medien dieses Jahres 2002, mehr als 2000 Zeitungsartikel befassten sich damit – in diesem Sommer der Rekord. Die folgende Tabelle stellt einmal den elf »Gefahren des Sommers« die Zahl der einschlägigen Zeitungsartikel gegenüber.

Wahres Risiko und mediale Aufbereitung in den USA

Gefahrenquelle

Anzahl Zeitungsartikel dazu 6-9/2002

Jährliche Todesfälle in den USA

Anzahl Artikel pro 100 Todesfälle (gerundet)

Hautkrebs

102

9559

1

Lebensmittelvergiftung

257

5127

5

Fahrradfahren

233

488

48

Überhitzung (»heat exposure«)

229

297

77

Ertrinken beim Bootfahren

1688

703

240

Kind fällt aus Fenster

89

25

356

Schlangenbisse

109

15

727

West-Nil-Virus

2240

282

789

Feuerwerk

59

4

1475

Unfall in Vergnügungspark

101

4

2525

Angriff eines Hais

276

0,5

55200

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