Die Antariksa-Saga IV - Blinder Hass - Alexander Merow - E-Book

Die Antariksa-Saga IV - Blinder Hass E-Book

Alexander Merow

0,0

Beschreibung

Grimzhag hat das Imperium von Manchin besiegt und herrscht nun über ein Weltreich, das sich vom Jadefluss bis in die Dunklen Lande erstreckt. Während der Orkkönig versucht, mit den anderen Völkern Frieden zu halten, braut sich neues Unheil zusammen. Zaydan Shargut ist inzwischen zu einem aufstrebenden Bankier in Leevland geworden. Der Einfluss des gerissenen Berbianers wächst stetig. Doch noch immer ist Zaydan von dem Gedanken besessen, Rache an Grimzhag zu nehmen. Im Verborgenen plant er eine Tat mit furchtbaren Folgen ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 352

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Alexander Merow

Roman

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Copyright (2017) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2018

»Es ist mir durchaus bewusst, dass ich mich mit meinen Thesen in den erlauchten Kreisen der leevländischen Gelehrten schon des Öfteren zum Narren gemacht habe. Allerdings gehöre ich zu den selten anzutreffenden Menschen, die sich überhaupt jemals mit der orkischen Art und dem Wenigen, was wir über ihre Geschichte wissen, befasst haben.

Der gewöhnliche Hofchronist kennt doch bloß die wichtigsten Eckdaten der imperialen Historie seit Arasig. Was vor dem Eintritt des heiligen Mannes in die Weltgeschichte gewesen ist, interessiert ihn nicht, da er es für vollkommen unwichtig hält.

Dass die mysteriösen Elben einst über ein Weltreich geboten haben, wird als historische Tatsache zwar nicht bestritten, doch wird so getan, als ob allein wir Leevländer alle Kultur und Zivilisation begründet haben.

Was ist mit dem Legendenreich von Manchin im fernen Osten? Was ist mit den Völkern, die in den Wüstenländern von Suzlan leben? Oder den Creex, von denen uns die Siedler in Murkalanth immer wieder berichten?

Wir Gelehrten sollten unseren Horizont erweitern, verehrte Herren der Asenburger Akademie. Die Geschichte der Welt beginnt keineswegs mit Arasig und der Gründung des Reiches. Auch ist Leevland nicht der Nabel der Welt.

Vor uns haben spitzohrige Elben Aurania beherrscht, das belegen nicht nur zahlreiche Quellentexte, sondern auch Relikte, die aus der Erde gewühlt worden sind.

Doch ich gehe noch einen Schritt weiter, und auch Ihre Zwischenrufe werden mich nicht daran hindern, meine Thesen öffentlich auszusprechen: Nicht nur die Elben waren dereinst ein wesentlich mächtigeres Volk als wir, sondern auch die grünhäutigen Orks!

Nein, so lassen Sie mich bitte ausreden, werte Kollegen! So viel Anstand kann ich doch hoffentlich von Ihnen erwarten! Einst gab es große Reiche der Orks, deren Macht sogar bis nach Leevland hineinreichte. Ich habe mich ausgiebig mit diesem Thema befasst und kann das durch eine Reihe von Quellen und Fundstücken belegen …«

»Nein, ich bin nicht verrückt, Herr von Steinenhang, derartige Unverschämtheiten verbitte ich mir!«

»Würden die Herren Kollegen bitte mit den Zwischenrufen aufhören, damit ich mit meinem Vortrag beginnen kann?«

»Gut, ich nehme zur Kenntnis, dass Sie mich für geisteskrank halten, Herr von Steinenhang! Aber dürfte ich dennoch über die Ergebnisse meiner Studien berichten?«

(Aswin Hammerknauff; Geschichtsgelehrter an der Akademie der Wissenschaften zu Asenburg bei seiner letzten Rede vor dem endgültigen Ausschluss aus der Chronistenfachschaft)

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

Das Weltreich der Orks

Der Auftrag

Hochzeitsvorbereitungen

Die Reise des Zwergenprinzen

Die Gier nach Rache

Vorstoß der Zwerge

Orkische Milde

Bündnispflicht

Das vereinigte Heer

Kulghors Kampf

Das Duell

Halbtotenstarre

Volksheld wider Willen

Im Sog der Trauer

Streit zieht auf

Vater des Schiffs

Weitere Bücher

Das Weltreich der Orks

Draußen beschien eine grelle Mittagssonne die weiten Graslandschaften der Steppe, in deren Herz die Orkhauptstadt Karokum lag. Grimzhag saß im obersten Stockwerk seines Herrscherhauses an einem Schreibtisch und dachte nach. Sein Sohn, der vor vier Sonnenzyklen aus den Dunklen Landen zurückgekehrte Kulghor, betrachtete ihn interessiert. Gelegentlich schob er die Fangzähne für ein verhaltenes Orklächeln vor. Inzwischen hatte er sich mit seinem Erzeuger wieder versöhnt und genoss die zahllosen Privilegien, die einem Sprössling des mächtigsten Orks Antariksas zuteil wurden.

»Die Warnoxherden werden immer größer. Allerdings gibt es somit auch immer öfter Streit zwischen den Stämmen, wem welche Tiere gehören. Ich habe keine Lust mehr, mich noch länger mit diesem Zeug zu befassen. Das sollen gefälligst die Monroggs in den ihnen überantworteten Gebieten regeln«, brummte der Orkkönig gelangweilt, rollte ein Stück Pergament zusammen und legte es auf einen Haufen weiterer Schriftrollen, die sich im Regal neben dem Schreibtisch auftürmten.

»Ich kann mir schon vorstellen, dass so etwas nervt«, meinte Kulghor.

Grimzhag erhob sich von seinem Platz. Er lächelte gequält; dann nahm er einen Tonkrug von der Fensterbank und trank einen Schluck Wasser.

»So ist das eben. Wir sind kein kleiner Orkstamm mehr. Ein derart großes Reich benötigt eine gute Organisation. Ich habe mich viel damit beschäftigt, wie die Manchinen ihr Imperium aufgebaut und verwaltet haben. Sie haben oft gute Ideen, diese Menschlinge, das muss man ihnen lassen«, bemerkte er.

»Und doch haben dir die Manchinen nicht widerstehen können«, antwortete Kulghor ehrfürchtig.

Der Mazaukhäuptling hob belehrend die Klaue. »Wir haben auch viel Glück gehabt, junger Brüller. Hätten die Menschlinge ihre Heere vereinigt, dann wären die Felder von Yang-Weig zu unserem Grab geworden.«

Grimzhags Sprössling, der mittlerweile zu einem Grauaugenork von beeindruckender Kraft, Größe und Geistesschärfe herangereift war, hatte die Geschichten vom Manchinkrieg nun schon unzählige Mal gehört. Er sagte nichts dazu.

»Aber es ist alles gut gegangen«, fuhr sein Erzeuger fort, »und das ist die Hauptsache. Jetzt herrscht seit mehreren Sonnenzyklen Frieden, was nicht selbstverständlich ist.«

»Also werde ich nie die Möglichkeit bekommen, auch Ruhm auf dem Schlachtfeld zu erlangen«, sagte Kulghor enttäuscht.

»Jetzt fang nicht wieder damit an. Sei froh, dass wir nicht mehr zu Speer und Schwert greifen müssen. Die Menschlinge verhalten sich ruhig, die Zwerge ebenfalls. Und von den Elben hört man auch nichts. Wenn es keinen Grund zu kämpfen gibt, dann sollte man den Kampf auch nicht suchen.«

»Diese Worte aus dem Maul des großen Eroberers …«, murmelte der Königssohn und schob die Unterlippe etwas nach oben.

»Ein Reich aufzubauen, ist ebenso wichtig, wie es zu erobern, Kulghor.«

»Ja, diese Sprüche kenne ich von Soork. Du hörst dich immer mehr wie ein Geistesbegabter an, Grimzhag.«

Der Häuptling grinste. »Ich werde demnächst an meinem Buch weiterschreiben. Ich liebe es nämlich, meine Gedanken zu Papier zu bringen. Am liebsten würde ich für den Rest meines Lebens nur noch schreiben. Irgendwelche Kämpfe brauche ich nicht mehr, die habe ich zur Genüge gehabt.«

Kulghor konnte der Schwärmerei seines Vaters nicht viel abgewinnen, träumte er doch tief im Inneren davon, eines Tages selbst ein gefeierter Kriegsherr zu werden. Doch in einer Zeit, in der der Herrscher des orkischen Weltreiches ganz den seltsamen Gedanken von Frieden und Ausgleich nachhing, waren die Aussichten auf epische Schlachten und strahlenden Kriegsruhm nicht gerade groß.

»Man sagt in Karokum, dass du dich immer mehr in deinen Palast zurückziehst und nicht mehr so gerne mit den einfachen Grünhäuten sprichst. Außerdem wundern sich viele über das ganze Gerede vom Frieden«, bemerkte Kulghor mit leicht vorwurfsvollem Unterton.

Sein Vater reagierte mit einem lässig klingenden Verneinungswürgen. Daraufhin schmunzelte er, denn das Gerede der gewöhnlichen Orks war ihm längst gleich – das galt auch für das Geschwätz seines Freundes Zugrakk, der seit dem Ende des Manchinkrieges unter chronischer Langeweile und einem übergroßen Hang zum Pilzbiertrinken litt.

»Eigentlich hatte ich nicht erwartet, dass sich die anderen Völker um uns herum so ruhig verhalten. Deshalb bin ich heute auch umso glücklicher«, sagte der König.

»Ich habe in Trongburz nicht nur das Schmiedehandwerk gelernt, sondern auch, wie man mit einer Waffe umgeht. Aber vermutlich werde ich niemals herausfinden, ob ich gut kämpfen kann«, maulte Kulghor.

»Zugrakk ist doch immer für ein Kämpfchen zu haben«, kam zurück.

»Der ist doch ständig angetrunken. Aber trotzdem ist er ganz in Ordnung, auch wenn er kein Tiefdenker ist«, meinte der Königssohn, der am liebsten an der Seite seines Erzeugers in die Schlacht geritten wäre. Dieser jedoch hatte ganz andere Dinge im Kopf; fast so, als wäre er gar nicht der mächtige Eroberer, der einst ganz Antariksa in Angst und Schrecken versetzt hatte.

»Ich muss noch einmal mit Zugrakk sprechen. Er säuft tatsächlich viel zu viel Pilzbier. Ich sollte mir eine Aufgabe für ihn überlegen, die er nur nüchtern ausführen kann. Saufen verätzt die Organe eines Orks«, dozierte Grimzhag.

»Jetzt fängst du auch noch mit diesem Gesundheitsgequatsche an!« Kulghor verdrehte seine hellgrauen Augen.

»Nicht so vorlaut! Ich habe mich neulich mit mehreren Denkern über diverse Heilmethoden unterhalten. Zu viel Pilzbier hat schädliche Auswirkungen, das weiß doch eigentlich jeder.«

»Zugrakk meint, dass der besoffene Ork stets neben den Göttern steht«, sagte Kulghor lachend.

Grimzhag würgte mit ernster Miene. »Diese Reden schwingt er immer, wenn er angetrunken genug ist und kurz davor steht, Ärger anzufangen. Ich werde mich demnächst noch einmal mit ihm unterhalten müssen. Er sollte seine Gesundheit nicht aus den Augen verlieren. Aber ich vergesse diese Kleinigkeiten immer, da ich ja so viel zu tun habe. Wie auch immer, bald werde ich wieder an meinem Buch schreiben. Darauf freue ich mich.«

Der Krieg gegen die Manchinen war seit zehn Sonnenzyklen zu Ende und aus Grimzhag war ein anderer Ork geworden. Der Herrscher über das größte Reich Antariksas war inzwischen 57 Sonnenzyklen alt. Und er hatte sich, seit die letzte rebellische Stadt der östlichen Menschen in Flammen aufgegangen und der Feldzug siegreich beendet worden war, sehr verändert. Der gefürchtete Eroberer, welcher die Welt in Atem gehalten hatte, war zu einem friedlichen und weisen König geworden, der in sich ruhte und sein Lebenswerk – zumindest was die Errichtung eines Orkreiches anging – für vollendet hielt.

Grimzhag interessierten nur noch drei Dinge: Aufbau, Aufbau und Aufbau. So jedenfalls formulierte es der junge Brüller.

Von Kaifeng bis Chaar-Ziggrath wurde gebaut. Tausende von Orks und Goblins stampften in ununterbrochener Schwerstarbeit ganze Städte aus dem Boden; überall wurden Gebäude errichtet, Straßen gepflastert und Brücken gebaut. Mit atemberaubender Geschwindigkeit schuf Grimzhag eine Zivilisation aus dem Nichts. Gigantische Baustellen, bedeckt mit unzähligen Steinen und bevölkert von riesigen Schwärmen arbeitswütiger Grünhäute, übersäten die Weiten der Steppe und die Dunklen Lande.

Zur ersten Stadt, die der Orkkönig gegründet hatte, seiner Hauptstadt Karokum, waren mehrere neue hinzugekommen. Ebenso wurden auch die im Manchinkrieg eroberten und teilweise zerstörten Städte der Menschen wieder neu aufgebaut und mit Orks bevölkert.

Grimzhag hatte auf dem Höhepunkt seiner Macht, als ihm so gut wie jeder Ork- und Goblinstamm in einen neuen Krieg gefolgt wäre, auf weitere Feldzüge und Eroberungen verzichtet, um sich ganz dem Aufbau seines Weltreiches zu widmen. Die grünhäutige Art würde genug Land besitzen und ihre Zukunft wäre gesichert, meinte er. Die ständigen Kämpfe sind vorbei, proklamierte der Häuptling der Mazauk, der sich nun ganz der Errichtung einer neuen Orkzivilisation hingab.

Wenn sich Grimzhag nicht gerade mit diversen Bauprojekten oder der Neuordnung seines Imperiums befasste, brachte er seine Gedanken zu Papier. Dann saß er in seinen Gemächern im Palast von Karokum, schwang die Feder und schrieb eine Pergamentrolle nach der anderen voll. Inzwischen hatte er nicht nur seine wichtigsten politischen Vorgaben und Gebote für die Nachwelt festgehalten, sondern verfasste auch mit größter Leidenschaft philosophische Werke, die selbst einen Elbendenker beeindruckt hätten.

Von dem einst so ehrgeizigen, jungen Brüller, der ausgezogen war, um alle Länder unter der Sonne zu erobern, schien kaum noch etwas übrig geblieben zu sein. Viele von Grimzhags Heerführern, die allesamt Grauaugenorks waren, verstanden ihren König nicht mehr. Er war seltsam geworden und vermied oft den Kontakt zu ihnen, genau wie zum einfachen Orkvolk. Am liebsten umgab sich Grimzhag mit seinen Beratern aus der Blutlinie der Geistesbegabten, jenen seltenen Tiefdenkern, die in den meisten Stämmen die Schamanen und Geistheiler stellten. Mit ihnen, allen voran seinem alten Freund Soork und dem greisen Cuglakk, führte er lange Gespräche über den Sinn des irdischen Daseins und die Welt jenseits des Materiellen. Manchmal verließ er seine Gemächer viele Sonnen lang nicht, saß nur meditierend und grübelnd in einem Zimmer seines Palastes und brachte die Gedanken zum fliegen.

Von den gewöhnlichen Orks ließ er nur noch seinen ältesten und besten Gefährten Zugrakk näher an sich heran. Dieser allerdings wusste schon lange nicht mehr, was er noch von Grimzhag halten sollte, da er von den seltsamen Dingen, mit denen sich der König befasste, nur wenig verstand.

Die Grauaugen, jene Angehörigen der Herrscherkaste des Orkvolkes, die noch immer gezielt vermehrt wurden und deren Zahl sich inzwischen deutlich erhöht hatte, waren indes zu Hordenführern oder Monroggs in Grimzhags Namen geworden. Artux der Schlaue saß als Stellvertreter seines Königs auf dem Thron in Chaar-Ziggrath und Oglok residierte in Kaifeng; die beiden waren Grimzhags wichtigste Gefolgsleute.

Kulghor, der Sprössling des großen Eroberers, regierte inzwischen als Monrogg über einen Teil der östlichen Steppen. Der junge Grauaugenork war ein streitbarer und ehrgeiziger Zeitgenosse geworden, der sich immer als im Schatten seines gefeierten Erzeugers stehend betrachtete. Somit hoffte Kulghor auf nichts mehr, als auf einen neuen Krieg, in dem er seine eigenen Fähigkeiten als Hordenführer unter Beweis stellen konnte. Doch Grimzhag dachte nicht daran.

Und so wie Kulghor vom Ehrgeiz und der Sucht nach Kriegsruhm geplagt wurde, erging es auch vielen anderen Grauaugenorks, die selbst noch nie auf einem Schlachtfeld gestanden hatten. Die Epoche des friedlichen Aufbaus, welche Grimzhag ausgerufen hatte, war ihnen regelrecht verhasst, denn sie hinderte sie daran, selbst zu Helden zu werden. Aber der König ignorierte das Klagen der jungen Orkadeligen, lebte weiter in seiner eigenen Welt des Geistes und löste so gut wie jedes Problem in den Grenzen seines gewaltigen Imperiums ohne Gewalt.

Mit dem Restreich von Manchin, welches noch immer von Kaiser FushangI. regiert wurde, hatte Grimzhag längst einen offiziellen Friedensvertrag geschlossen. An der Grenze, dem Jadefluss, war nach wie vor alles ruhig. Ansonsten gab es so gut wie keinen Kontakt zu den anderen Völkern Antariksas, die mit Sorge und Verwunderung auf das Orkreich in der Ferne blickten. Menschen, Zwerge und Elben durften die von den Grünhäuten beherrschten Länder nicht betreten und sie hatten auch kein Interesse daran.

»Wir Orks leben für uns und lassen die anderen für sich leben. Die Götter haben uns verschieden gemacht, was bedeutet, dass wir nebeneinander existieren und uns die Welt teilen sollen«, lautete eines von Grimzhags Geboten.

Was war bloß aus dem Welteroberer geworden? Das fragte sich nicht nur Zugrakk, der ebenfalls davon träumte, seinem allmächtigen Freund noch einmal in einen epischen Krieg zu folgen. Grimzhag wirkte inzwischen zahm, milde und vollkommen vergeistigt. Wo war der Bezwinger von Manchin geblieben, der mit seinen Horden ganze Länder verwüstet hatte?

Zwar stand Grimzhags Name außerhalb der Grenzen seines Weltreiches noch immer für Schrecken und Blutvergießen, doch hatten die anderen Völker nichts mehr von ihm zu befürchten. Der große König der Orks war in sich ruhend; glücklich mit dem, was er erreicht hatte. Die Zukunft der grünhäutigen Art sei gesichert, sagte er, um nun auf dem Pfad des Aufbaus und der Weisheit zu wandeln, bis er eines Tages als zufriedener Ork in den Wirbel der Seelen zurückkehrte.

Grimzhags Tochter war längst zu einer Cramogg herangewachsen, der jeder paarungsbereite Ork gerne in die Backen gebissen hätte. Aber das war natürlich nicht erlaubt, denn Grimzhag selbst achtete darauf, dass nur edelblütige Grauaugen in Ongrakkus Nähe kamen. Immerhin konnte die junge Cramogg die Besten der Grünhäute austragen, was bedeutete, dass es auch ihre heilige Pflicht war, dies zu tun. Allerdings hatten ihr die Götter bisher noch die Trächtigkeit verwehrt, wie es Soork ausdrückte. Manchmal dauerte es eben eine Weile, bis das Überlegene seinen Weg gefunden hatte.

»Sein Name ist Croomrukk, er ist ein Grauauge vom Stamm der Trumzal. Er war sehr nett beim letzten Mal, leider hat er mich nicht trächtig gemacht. Aber wenn die nächste Paarungszeit kommt, dann versuchen wir es erneut. Croomrukk ist ein äußerst sanfter Backenbeißer und witzig ist er auch«, sagte Ongrakku mit einem leisen Kichern.

»Den muss ich mir mal genauer ansehen, diesen Croomrukk«, antwortete Grimzhag und stieß ein skeptisch klingendes Brummen aus.

»Das habe ich bereits«, merkte Soork an. »Einer Begattung kann ich guten Gewissens zustimmen. Dieser Croomrukk macht auch auf mich den Eindruck eines recht erbtüchtigen Orks.«

»Ich habe ihn wirklich lange genug beschnüffelt, Grimzhag. Du kannst mir schon vertrauen, dass ich mich nicht mit niederen Orks paare«, erklärte Ongrakku. Dann stampfte sie mehrfach hintereinander auf, um den Gehalt ihrer Aussage zu bekräftigen.

»Sie ist so schön wie ihre Austrägerin Arruku«, dachte Grimzhag voller Stolz, während er Ongrakku bewundernd betrachtete.

Die junge Cramogg hatte schöne, helle Fangzähne, hohe Wangenknochen und lange Beine, die sehr muskulös waren. Grimzhag strich ihr sanft mit der Klaue über den kahlen Kopf.

»Wie schön sie doch ist, unsere Ongrakku«, sprach Soork die Gedanken seines königlichen Orkfreundes aus.

»Gutes Blut bedeutet eine hohe Verantwortung«, dozierte das Weibchen in der altklugen Art ihres Erzeugers.

»Das hätte ich nicht besser formulieren können«, antwortete Grimzhag begeistert. Er stampfte demonstrativ auf.

»Arruku und ich haben uns übrigens überlegt, bei der nächsten Paarungszeit Dörrblüten im Tempel der Zucht auszulegen. Wir alle wissen, welch anregende Wirkung der Duft dieser Blüten hat«, meinte Ongrakku. Ihre hellgrauen Augen blitzen auf.

»Ein großartiger Einfall! Das wird die Paarungsbegeisterung vieler Orks noch um einiges steigern. Dass ich selbst noch nicht darauf gekommen bin«, erwiderte Grimzhag lobend.

»In diesen Dingen denken wir Cramogg eben weiter als die Krieger. Ich habe mich in letzter Zeit mit vielen Weibchen unterhalten und wir haben uns zusammengesetzt, um den einen oder anderen Verbesserungsvorschlag auszuarbeiten. Ich habe die Vorschläge hier einmal zu Papier gebracht.« Ongrakku holte eine kleine Pergamentrolle aus der Seitentasche ihres Ruumphfellmantels.

»Es geht nicht nur um eine Verbesserung der Paarungsumstände selbst, sondern auch um Fragen der Jungenaufzucht«, erläuterte sie mit ernster Miene.

Interessiert las sich Grimzhag die Vorschläge seiner Tochter durch, Soork lugte ebenfalls neugierig auf das Pergamentpapier.

»Eine wahre Fülle von hervorragenden Ideen. Ich bin wirklich beeindruckt, mein kleiner Weißzahn«, stieß Grimzhag nach einer Weile aus, um Ongrakku dann anerkennend auf die Schulter zu klopfen.

»Die Krieger kämpfen und bauen, die Cramogg gebären und pflegen«, zitierte das junge Orkweibchen einen Leitsatz ihres berühmten Erzeugers.

»Sehr richtig!« Soork hob den Schamanenstab.

»Ich werde mir alles noch einmal in Ruhe durchlesen und mir dazu ebenfalls Gedanken machen«, gelobte der Orkkönig dankbar.

»Wir werden uns indes mit den anderen Cramogg weiter beraten, uns fallen sicherlich noch ein paar gute Sachen ein«, meinte Ongrakku.

»Davon bin ich überzeugt«, antwortete Grimzhag mit einem breiten Orklächeln. Er war stolz auf seine Tochter. Sie war nicht nur äußerst schön, sondern auch äußerst klug. Solche Cramogg brauchte das Orkvolk. In ihnen würde einst ein neuer Grünhautadel heranwachsen, sinnierte Grimzhag, während er Ongrakku liebevoll ansah.

Die Provinz Ostmark sei bloß ein trostloser und verregneter Landstrich. So sagten es die Leevländer, die aus den weiter westlich gelegenen Regionen in das Grenzland am Fuße des Felssäulengebirges kamen, um meist nur ungern länger zu bleiben. Und da sich die Regenwolken rund um die Gipfel des riesenhaften Gebirges, welches den Kontinent Aurania und die Dunklen Lande wie ein Titanenwall aus grauem Gestein trennte, stets aufs neue versammelten, entsprach dies auch der Wahrheit. Es regnete in der Tat sehr häufig in Leevlands östlichster und zugleich ärmster Provinz.

Fürst Loghar von Richthofen, sein Sohn Irmynar und dessen hübsche Geliebte Thelinda von Karnt, mochten ihre Heimat allerdings trotzdem. Die Vorfahren des Kurfürsten waren schon vor langer Zeit in die Ostmark gekommen, hatten zahllose Sümpfe trockengelegt und die ersten Städte und Dörfer errichtet. Die weiter westlich lebenden Leevländer betrachteten die Ostmärker zwar als etwas zurückgebliebene und hinterwäldlerische Zeitgenossen, doch störte das diese nicht. Im Gegenzug hielten die eigensinnigen Bewohner der Ostprovinz ihre westlichen Landsleute nämlich für hochnäsig und verweichlicht.

Als Angehörige des leevländischen Adels standen Fürst Loghar und sein Sohn allerdings über den kleinlichen Frotzeleien der einfachen Reichsbürger – zumindest versuchten sie es. Von ihren Standesgenossen aus dem Westen des Imperiums wurden aber auch sie ein wenig herablassend beäugt. Die Ostmark war eben nur eine Randprovinz und nicht etwa die Kaisermark, in deren Zentrum sich die Reichshauptstadt Asenburg befand.

Vor allem Fürst Loghar war demnach bestrebt, stets einen besonders guten Eindruck zu hinterlassen. Inzwischen war seine Residenz fertiggestellt worden und durchaus in der Lage, adeligen Gästen aus den anderen Teilen des Imperiums zu imponieren. Nicht zuletzt die Kredite Zaydan Sharguts hatten Loghar über einige Durststrecken hinweggeholfen, so dass das fürstliche Anwesen am Ende doch zu einem eindrucksvollen Prunkbau geworden war.

Irmynar, des Fürsten einziger Sohn und Nachfolger, hatte dagegen andere Dinge im Kopf. Die Liebe zu Thelinda, einer anmutigen, hochgewachsenen Schönheit mit blondem Haar und milchweißer Haut, war noch frisch und feurig. Das junge Pärchen verbrachte viel Zeit mit gemeinsamen Ausritten in die Wälder, welche Richtenhof umgaben, oder genoss die Tage in der gewaltigen Gartenanlage der fürstlichen Residenz.

Eines Tages, so erklärte es Loghar seinem Sohn in regelmäßigen Abständen, würde er die Ostmark als Stellvertreter des Kaisers verwalten müssen. Doch davon wollte Irmynar wenig wissen. Die wundervollen Stunden mit seiner geliebten Thelinda, aufregende Jagden in den Wäldern oder auch ein kleines Trinkgelage mit guten Freunden gefielen dem jungen Adelsspross wesentlich besser als die langweilige und immer gleich anmutende Reichspolitik.

Außerdem war Fürst Loghar keinesfalls alt und gebrechlich, was bedeutete, dass Irmynar noch viele Jahre blieben, in denen er sich guten Gewissens von allzu viel Verantwortung fernhalten konnte.

Das bedeutendste Ereignis der nahen Zukunft sollte ihre Hochzeit sein; darin waren sich Irmynar und Thelinda einig. Dem jungen Pärchen schwebte ein berauschendes Fest vor, das über die Provinzgrenzen hinaus Bekanntheit erlangen würde. Fürst Loghar hatte bereits angekündigt, alles zu finanzieren. Die Heirat seines Sohnes sollte dem imperialen Adel ein Leben lang in Erinnerung bleiben, meinte der erste Mann der Ostmark.

»Die anderen können über uns sagen, was sie wollen, aber feiern können wir Ostmärker wie sonst niemand«, sagte Loghar manchmal zu Irmynar und seiner zukünftigen Schwiegertochter, wobei er stets ein gutmütiges Lächeln nachschob.

Chaacha, Zaydans neue Frau, schenkte ihrem wesentlich älteren Gatten ein weiteres Glas Wein ein. Der bärtige Bankier aus Berbia nickte ihr zu, nahm einen Schluck und wandte sich dann seinen jüngeren Brüdern zu.

»Dich schicke ich nach Blankenburg, Schmekel. Du wirst dort eine Zweigstelle der Shargut Bank aufmachen. Ich habe bereits alles mit dem dortigen Fürsten abgeklärt«, erläuterte er.

Die bewundernden Blicke der Brüder und seiner frisch aus Hach-Hephrai nach Aurania gekommenen Frau genießend, wartete Zaydan auf eine Reaktion Schmekels. Dieser lächelte dankbar und nickte.

»Bevor du fragst, mein Lieber, das Grundkapital stelle ich dir natürlich zu Verfügung. Du musst nur Kredite vergeben, ein Kinderspiel«, fügte der in die Jahre gekommene Geldverleiher hinzu.

Schmekel nickte erneut, während Zaydan den Blick bereits auf die übrigen Brüder gerichtet hatte. Diese sahen ihn erwartungsvoll an. Ihr ältester Bruder, der sich von einem erfolgreichen Kaufmann in einen noch erfolgreicheren Geldverleiher verwandelt hatte, würde sie heute in verschiedene Städte des leevländischen Imperiums schicken. Nicht nur Schmekel war von einer grenzenlosen Euphorie ergriffen. Bald würde jeder der Shargut Brüder seine eigene Geldwechselstube besitzen.

»Zenech, du gehst nach Cranium, Atztak geht nach Prehl, Echach geht nach Magnalan.«

»Ich soll nach Magnalan?«, wunderte sich Letzterer.

Zaydan hob den Zeigefinger. »Ja, das Shargut Bankhaus wird sich auf Dauer über die Grenzen Leevlands hinaus über ganz Aurania ausbreiten. Ich baue ein Netzwerk auf, wie es die Welt noch nicht gesehen hat. Genau deshalb schicke ich dich in die magnalanische Hauptstadt, damit du dort eine Zweigstelle aufmachst, Echach.«

»Unglaublich!«, stieß Schmekel ehrfürchtig aus.

»Wir Sharguts erobern diesen Kontinent mit Geld und Gold, habt ihr das verstanden?«, rief Zaydan.

»Du bist ein Genie!«, merkte der Jüngste der Brüder an.

»Ihr seid meine Offiziere. Und die vielen Berbianer, die wir als Helfer aus unserer Heimat nach Aurania holen werden, machen wir zu unseren Soldaten. Leevland und irgendwann ganz Aurania wird eines Tages in berbischer Hand sein, dann nehmen wir uns den Reichtum dieser gutmütigen Holzköpfe.«

»He, he!«, amüsierte sich Echach.

»Was ist daran lustig?«, maßregelte Zaydan seinen jüngeren Bruder und sah ihn für einen kurzen Moment finster an. »Ich meine das todernst. Das Shargut Bankhaus wird die größte Macht im berbischen Volk werden. Und das berbische Volk wird unter Führung der Shargut Sippe eines Tages die größte Macht der Welt werden.«

»Bei allen Goldhaufen, das nenne ich einen Plan!«, murmelte Zenech.

»Ich werde es wohl nicht mehr erleben, aber irgendwann wird es so weit sein, dass wir über das größte Reich der Welt regieren werden. Ein Imperium des Geldes. Aber dafür braucht man Eroberer wie mich. Meister der List, die mit Schuldschein und Zins kämpfen können.«

Zaydans jüngere Brüder sahen sich fragend an. Dann herrschte für eine Weile andächtige Ruhe, bis Weng, der manchinische Gehilfe des Bankiers, bemerkte: »Dann willst du jetzt der Grimzhag des Geldes werden, oder wie?«

Zaydan ließ ein leises Knurren ertönen. »Grimzhag?«

Chaacha streichelte ihrem Mann sanft über den Rücken, doch dieser schüttelte ihre Hand ab. Daraufhin ging er einen Schritt auf Weng zu und zog die Augen zu einem dünnen Schlitz zusammen.

»Sehr richtig, ich werde der Grimzhag des Geldes werden. Allerdings wird dann vom eigentlichen Grimzhag nichts mehr übrig sein. Das Ende dieses verfluchten Orks wird nämlich früher kommen, als du es dir vorstellen kannst. Lass dich ruhig überraschen.«

Es hatte eine Weile gedauert, bis Zugrakk die Orkwachen an der Eingangstür davon überzeugt hatte, dass er bei seinem alten Kumpel Grimzhag tatsächlich einen wichtigen Termin hatte.

»Er ist mein bester Freund, also lasst mich durch, ihr Snagschnauzen«, hatte Zugrakk gesagt und die Wachen dann einfach aus dem Weg geschubst.

Jede Grünhaut wusste, dass er der beste Freund des mächtigen Orkherrschers war, selbst diese großkotzigen Wachen, die am Hauptportal des Palastes standen und sich unsagbar wichtig vorkamen.

Die erste Hälfte dieses Tages hatte Zugrakk bereits in Gesellschaft einiger Krieger und mehrerer Pilzbierfässer verbracht, die zweite wollte er hingegen mit dem König der Orks verbringen. Zugrakk vermisste seinen besten Kumpel sehr, vor allem wenn er angetrunken war.

»Wo isser hin?«, murmelte die bullige Grünhaut, während sie in die Eingangshalle hineintorkelte und dabei von mehreren hochrangigen Orks angeglotzt wurde.

»Hallo, allerseits! Wo ist Grimzhag?«, wollte Zugrakk wissen.

»Was gibt es denn?«, rief ein hagerer Tiefdenker, den drei Wachsoldaten begleiteten.

»Weiß ich auch nicht, was es gibt? Wahrscheinlich wieder Ruumphbraten, was? Frag doch mal die Goblins in der Küche, was es heute gibt«, antwortete Zugrakk mit einem beschwipsten Grinsen im Gesicht.

»Ich würde schon gerne wissen, warum du zu unserem König willst«, nervte der Geistesbegabte, wobei er keinerlei Anzeichen von Humor zeigte.

»Schieb ab, frag doch die Gobbos inner Küche, ha, ha!« Zugrakk ließ den klugen Ork und seine Begleiter einfach stehen und schwankte entschlossen in Richtung des Saalausganges. Die Wachsoldaten ließen Zugrakk in Ruhe, sie starrten ihm lediglich verdutzt nach.

Nachdem der angetrunkene Orkkrieger einen langen Gang heruntergestolpert war, kam er zu einer Treppe, die in die obere Etage führte. Dort oben musste Grimzhag irgendwo sein. Zugrakk machte sich auf den Weg.

Als er die Treppe endlich hinter sich gelassen hatte, kamen ihm zwei Goblindiener entgegen. Der eine trug einen Wassereimer, während der andere einen großen Besen herumschleppte.

»Na, macht ihr kleinen Snags auch schön sauber?«, quatschte Zugrakk die Goblins an, doch diese zeigten nur ein paar Demutsgesten und waren kurz darauf in einem Nebenraum verschwunden.

»Bei allen Warnoxkackhaufen der Steppe, wo ist der Schwachkopf denn bloß?«, knurrte Zugrakk, während er mit stumpfem Blick umherglotzte und immer wieder leise fluchte.

Auf einmal kam ihm ein Grauaugenork schnellen Schrittes entgegen und hob die Klauen. »Kann ich dir helfen, Krieger?«

Der Ton dieses Wichtigtuers gefiel Zugrakk überhaupt nicht. Mit einem herausfordernden Knurrlaut stellte er sich vor den fremden Ork, der offenbar ein Rottenführer war.

»Wo ist mein Freund Grimzhag?«, schnaubte Zugrakk.

»Der Mächtige befindet sich in dem Raum am Ende dieses Ganges, aber er hat ausdrücklich gesagt, dass er für den Rest des Tages nicht gestört werden möchte«, erklärte das Grauauge mit der typischen Sachlichkeit eines Besserwissers. So etwas mochte sein beschwipster Gesprächspartner gar nicht.

»Von dir will er vielleicht nicht gestört werden, aber bei mir ist das etwas anderes. Ich bin nämlich immer gut drauf und witzig, verstehste?«

»Naja …«, bekam der Rottenführer nur heraus. Immerhin wusste auch er, dass der peinliche Suffkopf vor ihm der beste Kumpel seines Königs war.

Währenddessen versammelten sich überall auf dem Gang und der Treppe Dutzende von Orks. Alle begafften sie Zugrakk, der sich trotzig vor den Grauaugenork gestellt hatte und nicht daran dachte, wieder nach Hause zu gehen.

»Also, darf ich jetzt zu meinem Freund, oder was?«, grollte der Krieger.

»Eigentlich möchte der große König heute keinen Besuch mehr empfangen«, gab das Grauauge leicht verunsichert zurück, während Zugrakk drohend die Fangzähne nach vorne schob und die Klauen zu Fäusten ballte.

»Eigentlich habe ich Grimzhag im Dschungel von Kurast den Kopp gerettet. Und auch sonst habe ich ihm oft genug den Kopp gerettet, in mehr als tausend Schlachten. Also komm mir nicht mit »eigentlich«, du oberschlaue Gnoggfresse, sonst kriegst du eigentlich eine rein!«

Bevor der Grauaugenork noch etwas sagen konnte, schubste ihn Zugrakk einfach zur Seite und rannte den Gang herunter. Dann riss er die Tür auf.

»He, Grimzhag! Was machst du denn da? Ich bin`s!«, rief Zugrakk mit einem fröhlichen Kichern.

Vor ihm saß sein königlicher Freund schweigend auf dem Boden – mit dem Rücken zur Eingangstür. Zugrakk kratzte sich fragend am Hinterkopf.

»Was tust du denn da? Biste eingepennt? He, Grimzhag!«

Mit einem entnervten Brummen stand der Häuptling auf, drehte sich um und warf die Klauen in die Höhe.

»Goffrukks Keule, was machst du denn hier?«, giftete er Zugrakk an.

»Wollte nur mal vorbeischauen. Ich habe noch ein Fass Bier zu Hause, wir könnten ja noch einmal einen heben oder so was«, meinte dieser recht verdutzt.

Grimzhag würgte verneinend. »Das ist heute eher schlecht.«

»War ja klar!«, kam zurück.

»Tut mir wirklich leid«, sagte der junge Brüller leise.

»Was hast du denn da auf dem Boden gemacht? Warste eingenickt, oder was?«, lallte Zugrakk. Der Krieger war so benommen, dass er sich am Türrahmen festklammern musste.

Grimzhag verdrehte die Augen, als er seinen Freund betrachtete. »Nein, ich habe lediglich meditiert.«

»Medi … was?«

»Meditiert!«

»Will gar nicht wissen, was das wieder für ein Quatsch ist.«

»Es ist kein Quatsch. Es ist eine Technik, um Körper und Geist in Einklang zu bringen.«

»So `n Zeug von den Menschlingen, wie?«

»Naja, das machen auch unsere Schamanen, Zugrakk.«

»Die haben eh alle `n Pfeil im Kopf.«

Grimzhag brummte verärgert. »Jedenfalls ist meine Meditation jetzt unterbrochen worden. Vielen Dank, Snaghirn.«

Zugrakk grinste benebelt. »Gern geschehen! War wohl auch besser so, sonst wärst du bestimmt im Kopf weggeflogen und nur noch der Körper wäre da geblieben. Ha, ha, das muss man sich mal vorstellen.«

»Jetzt komm erst einmal rein und steh nicht wie ein dämlicher Troll in der Gegend herum. Und mach` gefälligst hinter dir zu, muss ja nicht jeder mitkriegen«, sagte Grimzhag energisch.

Daraufhin zog er Zugrakk in den Raum und verriegelte die Tür. Dieser Ork war manchmal nur noch eine einzige Peinlichkeit, dachte der König. Aber er war nun einmal sein bester Freund. Was sollte man da machen?

Der Auftrag

Zwei Dienstmägde huschten schnellen Schrittes aus dem Jagdzimmer des Fürsten, nachdem sie dessen Sohn mit ein paar nicht sehr freundlichen Gesten fortgescheucht hatte. Irmynar stiefelte mit verkniffener Miene an den beiden Frauen vorbei, um sich dann seinem Vater zuzuwenden.

Der gutmütige Adelige fummelte indes mit fragendem Blick an einem Goldknopf seines Gewandes herum und brummte: »Was kann ich für dich tun, mein Junge?«

Irmynar presste die Lippen zu einem schmalen, blutleeren Strich zusammen, seine Augen blitzen zornig auf, während er sich bemühte, einen Wutanfall zu unterdrücken.

»Was ist denn?«, fragte Fürst Loghar.

Dieser … dieser Berbianer! Dieser widerwärtige, ungoldene Parasit! Was hat der überhaupt bei uns zu suchen? Man könnte langsam den Eindruck bekommen, dass er schon bei uns im Haus wohnt!«, schnaubte Irmynar.

»Ganz ruhig, mein Sohn«, antwortete der Fürst und ließ ein verlegenes Räuspern folgen.

Es war ein seltsames Bild: Auf der einen Seite der hochgewachsene, blonde Jüngling, welcher ganz dem Idealbild eines leevländischen Ritters entsprach, und auf der anderen Fürst Loghar. Letzterer wirkte wie die Gutmütigkeit in Person, was durch seinen kleinen Kugelbach, die rosaroten Pausbacken und das kurze Kinn noch unterstrichen wurde. Außerdem überragte ihn Irmynar um mehr als einen Kopf. Er kam eher nach seiner Mutter, der seligen Fürstin Janina, die schon kurz nach seiner Geburt am Sumpffieber gestorben war.

»Warum leihst du dir eine so hohe Summe von diesem Betrüger? Das kann ich einfach nicht begreifen, Vater!«, schimpfte Irmynar.

»Ungoldener Parasit, betrügerischer Berbianer und so weiter. Du bist voller Vorurteile gegenüber Zaydan Shargut. Was hat dir dieser Mann denn bloß getan, dass du ihn so hasst? Verachtest du ihn, nur weil er kein Leevländer ist? Das ist doch absolut lächerlich«, meinte Loghar.

»Er ist nicht ehrlich, Vater. Diese Berbianer sind doch …«, wetterte der Fürstensohn.

Sein Vater lächelte milde. »Ja, sie sind alle Betrüger. Und natürlich sind sie auch nicht so viel wert wie wir edlen Leevländer, nicht wahr?«

»Dieser glupschäugige Wucherer ist schlichtweg nicht vertrauenswürdig! Das fühle ich einfach! Er umgarnt dich, schmeichelt dir und kriecht unter deine Haut wie ein Aderwurm. Ständig schleicht er durch unsere Residenz, weil er es auf unser Vermögen abgesehen hat oder sonst irgendetwas ausheckt.«

»Ich habe mir noch etwas Geld für das eine oder andere Bauvorhaben geliehen, mein Sohn. Zaydan hat nun einmal Geld, also leihe ich mir ein wenig. So einfach ist das. Wir haben einen Vertrag geschlossen, alles geht mit rechten Dingen zu. Was ist daran verwerflich?«

»Der ehrenwerte Herr Shargut nimmt 50 Prozent Zinsen! 50 Prozent!«, ereiferte sich Irmynar.

Allmählich nahm die Gutmütigkeit des Fürsten ab. Umso lauter sein Sohn wurde, umso ungehaltener wurde nun auch Loghar. »Ich habe diesen Zinssatz akzeptiert und bin froh, dass mich Herr Shargut unterstützt.«

»Unterstützt?«, fauchte Irymnar mit zynischem Unterton. Mürrisch verschränkte er die Arme vor der Brust, verzog den Mund und neigte den Kopf leicht zur Seite.

»Du wirst mir nicht vorschreiben, bei wem ich mir Geld leihe, Irmynar. Mach dir keine Sorgen, du wirst schon noch genug erben, wenn ich eines Tages ins Goldene Taira eingehe«, knurrte der Fürst.

»Darum geht es mir nicht«, gab sein Sohn zurück.

»Ich wünsche jedenfalls keine weiteren Diskussionen mehr über dieses Thema. Und jetzt darfst du gehen, mein Junge.«

»Sehr wohl!«, erwiderte Irmynar. Er verneigte sich theatralisch, ganz wie einer der Hausdiener, und machte dann auf dem Absatz kehrt.

»Zaydan Shargut hat die halbe Welt bereist und spricht mehrere Sprachen. Zudem hat er viele schreckliche Dinge gesehen und furchtbar gelitten, dort hinten im fernen Manchin. Aber dennoch ist er ein lebensfroher Mann geblieben. Etwas mehr Respekt vor anderen Menschen und etwas weniger dumme Ignoranz würden dir gut tun, mein Lieber«, rief Loghar seinem Sohn noch nach.

»Haben wir nicht gehabt immer gutes Verhältnis, König der Orks?«, fragte der Häuptling der Tokmar in gebrochenem Steppenorkisch.

Grimzhag sah von seinem Thronpodest aus auf den bärtigen Menschenkrieger herab. Er brummte nachdenklich, während ihn der Gast erwartungsvoll musterte.

»Ja, das haben wir. Im Manchinkrieg haben Orks und Tokmar zusammen gekämpft. Viele Menschlingsstämme aus den Steppen haben uns geholfen. Ihr wisst, Häuptling Amrath, dass ich Eurem Stamm gut gesonnen bin«, sagte der junge Brüller.

»Das wissen wir Tokmar«, gab der Nomadenführer mit unzufriedenem Unterton zurück.

»Was kann ich denn für Euch tun, Amrath?«, hakte Grimzhag nach.

Der Mensch breitete die Arme aus und sprach: »Nordmanchin gehört jetzt den Orks, wir Menschen aus Steppe dürfen nicht wohnen dort. Nur Orks dürfen wohnen in diese Land, wo alles wachsen in Boden.«

»So war die Abmachung, Menschling«, fügte der Mazauk sogleich hinzu.

»Stamm der Tokmar lebt weiterhin in Steppe, genau wie andere Stämme von Menschen auch.«

»Wir hatten von Anfang an einen Pakt«, erklärte Grimzhag leicht verärgert. »Die Orks bekommen Manchin bis zum Jadefluss und ihre menschlichen Verbündeten dürfen plündern so viel sie wollen.«

»Ja, ich weiß!«, meinte Amrath. Der breitschultrige Steppenreiter, um dessen Hals mehrere Gnoggzahnketten hingen, schaute Grimzhag mit verbissener Miene an.

»Ist das jetzt nicht mehr gut genug?«, wollte der Orkkönig wissen.

»Die Tokmar wollen auch haben gute Land, wo ist warm und schön«, erwiderte der Mensch, um dann nach orkischer Art bekräftigend aufzustampfen.

»Nordmanchin gehört allein den Orks, so war unsere Abmachung, Amrath«, betonte Grimzhag. Er stand von seinem Thron auf und donnerte den Fuß dreimal hintereinander auf den Boden.

Amrath hob die Hand, er lächelte. Offenbar wollte er Grimzhag nicht zu sehr bedrängen oder gar erzürnen. »Nein, schon gut. Wir wollen nicht Land in Manchin. Wir wollen Land in Hangko.«

»In Hangko?«, rief Grimzhag überrascht.

»Ja, Menschenstämme haben Versammlung gemacht. Viele Häuptlinge waren da. Wir stellen eigene Armee aus Reitern der Steppe auf, dann wir greifen an das Reich Hangko und nehmen dort das Land, König der Orks.«

Soork, der sich das Gespräch die ganze Zeit über schweigend angehört hatte, stellte sich neben Grimzhag und hob seinen Schamanenstab in die Höhe.

»Die Steppenstämme der Menschlinge bereiten also einen Feldzug gegen das Königreich von Hangko vor? Ist das richtig?«

»Richtig, Orkdenker!«, antwortete Amrath.

»Und wer soll das Heer der Menschlinge anführen?«, wollte Grimzhag wissen. »Häuptling Igural vom Stamm der Karonchai«, sagte der Nomadenführer.

»Ich verstehe …«, murmelte der junge Brüller und wirkte von den neuen Nachrichten überhaupt nicht begeistert.

»Jetzt wir bitten Euch, Wütender, uns zu helfen mit Soldaten der Orks«, fügte Amrath hinzu.

»Ich soll dem Heer der Steppenmenschlinge meine Krieger als Unterstützung mitgeben, damit ihr Hangko erobern könnt?«

»Ja, König Grimzhag, wir wollen Eure Hilfe«, sprach der Stammesführer mit dem roten Bart.

»Nein!«, rief Soork dazwischen. »Das kommt gar nicht in Frage, Amrath von den Tokmar. Wir haben einen Friedensvertrag mit Kaiser FushangI. von Manchin. Wenn wir einen Krieg mit dem Reich Hangko beginnen, dann könnten sich auch die Manchinen wieder provoziert fühlen. König Grimzhag ist froh, dass inzwischen Ruhe am Jadefluss ist.«

Amrath betrachtete den Orkkönig und seinen Berater mit einer Mischung aus Enttäuschung und Verägerung.

»Also keine Hilfe für Menschenreiter der Steppen, wie?«, zischte er. »Soork der Schamane hat bereits alles gesagt, Häuptling der Tokmar. Ich kann mir keinen neuen Krieg leisten. Ein Angriff auf Hangko führt vielleicht zu einem neuen Konflikt mit Manchin oder gar dem uns fast unbekannten Inselreich Anchigun. Es tut mir leid, aber ich kann euch diesmal keine Truppen schicken«, erklärte Grimzhag.

»Aha!«, brummte Amrath.

»Und auch ihr Menschlinge der Steppen solltet euch einen Angriff auf das Königreich Hangko gut überlegen. Ich kann nämlich nur davon abraten, denn dieses Land ist allen Stämmen der Steppe fremd, sowohl den Orks als auch den Menschlingen«, warnte der junge Brüller mit erhobener Klaue.

»Wenn Orks nicht helfen, reitende Menschen werden alleine Krieg machen«, fiel ihm Amrath mürrisch ins Wort.

»Wenn es euren Stämmen an Fleisch oder Wasser mangelt, dann kann ich euch gerne aushelfen, aber ich werde keinen neuen Feldzug beginnen.«

»Dann wir machen alleine. Ich werde Igural erzählen, was Orks gesagt haben, König Grimzhag.«

»Es tut mir leid!«

»Wir wollen gute Land haben und wir werden uns holen gute Land – in Hangko. Igural ist tapfere Krieger. Wir haben keine Angst vor Leute aus Hangko. Igural meint, sie sind schwach«, erklärte der Nomade.

»Wenn ihr schon Krieg führt, dann bereitet den Feldzug gewissenhaft vor«, entgegnete ihm Grimzhag. »Schickt Späher aus, die sich zuerst einmal in Hangko umsehen und das Land auskundschaften.«

»Igural weiß auch, wie man Krieg macht!«, knurrte Amrath.

Bevor Grimzhag noch etwas erwidern konnte, verabschiedete sich der Stammesführer und verließ den Thronsaal. Tiefe Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben, hatte er doch fest mit der Hilfe der Orks gerechnet.

Der schlaksige Adelige aus dem ostmärkischen Grenzland sah Zaydan prüfend an, bevor er sich ein flüchtiges Lächeln abrang. Dann ergriff er die ausgestreckte Hand des Berbianers und schüttelte sie.

»Ich heiße Euch in meinem Haus willkommen, Herr Shargut«, sagte der Mann förmlich.

Sein Gast gab vor, entzückt zu sein. »Es ist mir eine große Ehre, mein Bester.«

»Ich bin beeindruckt. Euer Leevländisch hat sich seit unserer letzten Begegnung wirklich enorm verbessert«, sprach der Baron, der Zaydan bereits sehnsüchtig erwartet hatte.

»Jeden Tag entdecke ich neue Worte. Leevländisch ist nicht einfach, aber man kann die Sprache gut lernen«, scherzte der Geldverleiher im Gegenzug.

Sein potentieller Klient kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. Anschließend blickte er sich misstrauisch um, als hätte er soeben eine Straßendirne in seine Residenz gelassen.

»Fürst Loghar hat Euch mehrfach empfohlen. Auf seine Meinung lege ich großen Wert. Er hat mir gesagt, dass Ihr die finanziellen Mittel habt, um mir bei meinem Anliegen behilflich zu sein.«

Shargut nickte. »Ich vermute, dass ich das kann.«

»Ich habe in nächster Zeit einiges vor. Eine Menge Sachen. Wie auch immer, ist ja auch nicht so wichtig. Jedenfalls benötige ich um die 20.000 Goldstücke. Wäre das möglich?«

Zaydan nickte erneut. »Selbstverständlich!«

»Zinssatz?« Der Baron sah sich um, er wirkte gehetzt. Außer seinem Gast aus der Fremde und ihm selbst befand sich niemand sonst in dem kleinen Besprechungszimmer. Dennoch machte der Adelige einen sehr nervösen Eindruck.

»Ich nehme bei Euch 45 Prozent, werter Herr Baron«, säuselte Zaydan.

Der Adelige schob die Augenbrauen ein wenig missmutig nach oben. »Das ist nicht gerade wenig«, murrte er.

»Dafür bekommt Ihr das Geld aber sofort. Und alles läuft ohne Zeugen und ganz leise ab«, antwortete Zaydan ungerührt.

»Ja, in Ordnung. Lasst uns die Sache schnell über die Bühne bringen«, drängte der Klient.

Der berbische Bankier zog eine Pergamentrolle aus der Jackentasche, breitete den Vertag auf dem Schreibtisch des Barons aus und deutete auf das freie Feld unter dem Text. Wortlos unterzeichnete der Adelige. Zaydan steckte den Vertrag wieder ein und lächelte zufrieden.

»Das wäre erledigt«, sagte er. »Einer von meinen Mitarbeitern wird Euch morgen das Gold bringen.«

»Hoffentlich klappt alles«, murmelte der Baron sichtlich erregt. Der grauhaarige Edelmann, dessen eingefallenes Gesicht von tiefen Furchen und Falten durchzogen war, ließ ein leises Schnaufen erklingen.

»Macht Euch keine Sorgen«, beruhigte ihn Shargut.

Schweigend trommelte der Leevländer mit den Fingern auf der Platte seines Schreibtisches herum. »Und die andere Sache?«, flüsterte er schließlich.

»Da bin ich noch bei, versteht Ihr?«, erklärte Zaydan mit einem breiten Grinsen.

»Sie kann irgendwo in Richtenhof wohnen, ich werde alles bezahlen. Aber noch ganz jung soll sie sein, mit schönen schwarzen Locken und dunklen Augen. So ein richtiges Wüstenmädchen«, meinte der Baron.

»Wir bekommen das hin, mein Freund«, erwiderte Shargut.

»Aber kein Wort zu niemandem, auch nicht zu Fürst Loghar. Auf gar keinen Fall!«, wisperte der Baron, sich über den Tisch beugend.

»Kein Wort! Natürlich!«, versicherte der Bankier.

Sein adeliger Klient erhob sich von seinem Platz. Er bemühte sich, freundlich zu lächeln, doch wirkte er dabei verstockt und nervös.

»Das wäre es dann, Herr Shargut. Ich bedanke mich«, sagte er leise.

»Und ich ebenfalls, werter Baron«, gab Zaydan zufrieden zurück.

»Dann sehen wir uns sicherlich das nächste Mal bei der Hochzeit des Zwergenprinzen, nicht wahr?«, fügte der Leevländer noch hinzu.

»Hochzeit?«, wunderte sich Zaydan.

»Fürst Loghar wird auf jeden Fall dort sein. Ich dachte eigentlich, Ihr auch, da Ihr ja oft an seiner Seite seid«, sprach der Baron.

»Von welcher Hochzeit redet Ihr, verehrter Herr?«, fragte Zaydan und machte einen äußert interessierten Eindruck.

Der Leevländer hob den Zeigefinger. »Na, davon spricht doch schon der gesamte Adel der Ostmark. Der Zwergenprinz von Kazhad Mekral, HignirIV., wird demnächst die Tochter des Khuzkönigs von Kazhad Harush heiraten. Wir Ostmärker, natürlich nur die Männer von Rang, werden dem Spektakel definitiv beiwohnen. Immerhin sind wir ja alte Zwergenfreunde.«