Die Armada der Irren - Jens Fischer Rodrian - E-Book

Die Armada der Irren E-Book

Jens Fischer Rodrian

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Beschreibung

Jens Fischer Rodrian zählt zu den wenigen Künstlern, die angesichts des globalen Unrechts weder ihren Kompass noch ihre Stimme verloren haben. Ungebrochen setzt er sich für Freiheit, Würde und Menschlichkeit ein und weist damit den Weg, wie Kunst diese dunkle Zeit nicht nur zu überstehen, sondern unseren Herzen und Seelen genug Mut und Hoffnung zu schenken vermag, gemeinsam den Aufbruch zu wagen: in eine neue, menschlichere Epoche.
Mit Beiträgen von Wolfgang Wodarg, Gunnar Kaiser, Nina Proll, Roland Rottenfußer, Alexa Rodrian, Nina Adlon, Matthias Burchardt, Sabrina Khalil, Benedikt Schnitzler, Lou Rodrian, Jakob Heymann, Captain Future, Uli Masuth, Laurens Walter, Philine Conrad, Rob T. Strass, Isi Reicht, Brigade Bergamo und Lüül.

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Seitenzahl: 204

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»Narren auf Fahrt«, Buchillustration zu Das Narrenschiff von Sebastian Brant, 1494, kolorierter Holzschnitt, Albrecht Dürer zugeschrieben, © AKG Images

Die Zukunft gehört den Mutigen.

Dieses Buch ist meinen Töchtern Lou & Cococelle gewidmet. Euch gehört die Zukunft. Holt sie Euch.

Alle unsere Bücher durchlaufen eine umfangreiche Qualitätsprüfung. Sollten Sie in diesem Buch dennoch Tipp- oder Satzfehler finden, freuen wir uns über einen entsprechenden Hinweis [email protected].

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

ISBN 978-3-96789-031-0

1. Auflage 2022 © Rubikon-Betriebsgesellschaft mbH, München 2022

Lektorat: Susanne George

Konzept und Gestaltung: Buchgut, Berlin

INHALT

GELEITWORT

PLÖTZLICH DIESE ÜBERSICHT

VORWORT

WER WIR SIND

LOGBUCH

SCHREIBEN AUS NOTWEHR

GESPRÄCH

4 FRAGEN AN 5 KÜNSTLER

TEXTE VON DEN KÜNSTLERN DER ALBEN PROTESTNOTEN & PROTESTNOTEN 2.0

WIDERSTÄNDISCHE LYRIK

SCHLUSSWORT

WO WIR SIND? 2022 ODER SCHON 1984?

ANHANG

GELEITWORT

PLÖTZLICH DIESE ÜBERSICHTGunnar Kaiser

Langsam erkennen wir: Wir befinden uns auf einem Gipfel. Der Himmel reißt auf, hier und da zeigen sich helle blaue Flecken inmitten eines dunklen Ozeans aus Wolken. Der Nebel, von dem wir nun erst begreifen, dass er unsere Sicht die ganze Zeit schon eingeschränkt hatte, lichtet sich. Umrisse werden erkennbar, die Landschaft um uns herum – dunkler Wald, darin Pfade und Wege, Bachläufe, Flüsse, Seen – lässt erahnen, wie wir hierhergekommen sind – und vielleicht auch, was uns noch bevorsteht. Ein vages Panorama dieser Welt, das zugleich ein Panorama unseres Inneren ist, eine Topografie unseres Denkens und Fühlens, unserer Ängste und Hoffnungen. Vor uns liegen in einer unsauberen Kette weitere Berggipfel. Ob sie höher sind als der, auf dem wir stehen, können wir nur mutmaßen. Wir befürchten es.

Irgendwann werden wir den Weg ins Tal einschlagen müssen. Jeder dieser Gipfel ist eine Entscheidung. Jeder Gipfel teilt unsere Welt. Die Bergkette vor uns ist ein Grat, auf dem wir wandern, und zugleich eine Wasserscheide. Die Quellen rechts von uns werden in ein anderes Meer münden als die links von uns. Was sich hier scheidet, wird nie wieder zusammenkommen. Es gibt hier für das Wasser und für uns keinen mittleren Weg. Wir können nur unsere Einbildungskraft bemühen, um uns vorzustellen, wie das Leben an den Küsten dieses Meeres aussehen wird – und ob es an den Küsten des anderen Meeres nicht doch besser wäre.

Vielleicht ist dieses Vorstellen müßig, vielleicht haben wir keine Wahl, vielleicht ist der Weg dahin noch viel zu weit, zu wild und unvorhersehbar. Doch zugleich merken wir: Die Erde bebt. Irgendwo da unten gab es ein fernes Beben, und noch immer gerät der Boden unter unseren Füßen ins Wanken. Nicht nur der Nebel, auch das Erdreich lockert auf. Gibt nach. Wir sind längst ins Driften geraten. Wir suchen Halt und wissen nicht: Ist noch Zeit, sich für eine Seite zu entscheiden? Oder wird der Boden, auf dem wir noch vor kurzer Zeit so fest zu stehen meinten, uns mit sich ziehen, ohne auf unsere Vorlieben für eine der beiden Seiten Rücksicht zu nehmen? Ist es überhaupt noch sinnvoll, sich zu fragen, wofür man steht, wenn die Erde längst in unaufhaltsame Bewegung geraten ist? Was bedeutet in unserer Lage noch Widerstand, wenn das Beben und seine Folgen längst entschieden haben, an welchem Meer wir enden werden?

Wir wissen nicht, ob es zu spät ist oder ob uns noch eine bewusste Entscheidung bleibt. Welcher Schmerz liegt darin, aber auch welche Freude – nicht anders zu können, als in der schwankenden Ungewissheit zu suchen, zu fragen, immer wieder zu fragen: Welcher Mensch wollen wir sein? An welchem Meer wollen wir leben?

VORWORT

WER WIR SIND

Als Karl Lauterbach deutscher Gesundheitsminister wurde, habe ich mir eine Anhängerkupplung gekauft.

Ein klassischer Fall von Übersprunghandlung. Sich gut vorzubereiten auf den möglichen Wegzug aus Berlin, der Stadt, die schon so viele Jahre mein Zuhause ist und die ich geliebt hatte, um vielleicht auch für längere Zeit an einem anderen Ort zu leben, schien der richtige Entschluss zu sein, als sich das Personal der neuen Regierung herauskristallisierte. Da ist es also, das frisch gekürte deutsche »Spitzentrio«, bestehend aus einem Kanzler ohne rote Linien, der in einen Millionenskandal verwickelt ist und schon als Hamburger Bürgermeister beim G20-Gipfel 2017 mit harter Hand gegen Demonstranten vorging, einer Außenministerin, die aus der Kaderschmiede der »Young Global Leaders« des bekennenden Transhumanisten Klaus Schwab kommt und ihren Lebenslauf mehrfach aufgepimpt hat, weil er anscheinend nicht genug hergab, und einem Gesundheitsminister, der seit zwei Jahren Panik verbreitet und sich bei seinen zahllosen Auftritten in diversen Polit-Talkshows zu unzähligen Fehleinschätzungen und der Verbreitung von Unwahrheiten hinreißen ließ.

Wenn man sich dem Regierungsnarrativ entgegenstellt, egal ob auf der Straße oder mit seinen Liedern, lebt es sich ungemütlich in der Hauptstadt, in der jeder seine Blockwartseele ausleben kann und mit staatlicher Genehmigung hemmungslos unter Applaus Gleichgesinnter an das korrekte Tragen der Alltagsmaske erinnern darf. Aber – das reicht noch nicht.

Wer nicht mitmacht, ist irgendwie asozial, wer sich nicht impfen lässt, ein Schädling für das Allgemeinwohl. »Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen«, brüllt der Journalist Nikolaus Blome im Spiegel. Wer sich der gängigen, religiös anmutenden Erzählung entzieht, dass das »Impfen der Moses ist, der uns aus dieser Pandemie herausführt« (Winfried Kretschmann/ Die Grünen), muss sich nicht wundern, wenn ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen wird. Die Party der neuen Normalität ist in vollem Gange und wir müssen draußen bleiben.

Wer »wir« sind?

Wir sind Künstler und Kritiker der Corona-Maßnahmen. Wir machen das, was man bis Februar 2020 von Künstlern erwartet hatte – wir stellen Fragen, legen den Finger in die Wunde.

Wir bilden die bunte Gesellschaft ab, in der wir leben. Weder leugnen wir Corona, noch sind uns alte Menschen egal. Wir machen unter anderem auf die ungeheuren Kollateralschäden aufmerksam, die, im Vergleich zum Virus, bereits jetzt ein Vielfaches an Opfern gefordert haben. Wir weisen auf den drohenden Verlust der Freiheit und der Aussetzung der Grundrechte hin. Wir sind Teil der friedlichen Protestbewegung, die versucht, den tonnenschweren Zug, beladen mit der Macht der Pharma-, Tech- und Finanzelite, aufzuhalten. Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, die Endlos-Panikschleife, die uns über kurz oder lang in die Unmündigkeit treibt, zu beenden. Wir sind seit Monaten auf den Beinen und wollen zu einem fairen Diskurs einladen.

Man erinnert sich, wie vor nicht allzu langer Zeit begeistert über »Fridays for Future« oder »Black Lives Matter« berichtet wurde. Bei den Kritikern der Corona-Maßnahmen ist das anders. Wir werden beschimpft, bespuckt und von Polizeigewalt bedroht. Den Demonstranten auf dem Schweigemarsch in Schöneberg – mit einem einzigen Schild, das die Aufschrift »Wir müssen reden« trug – wurde entgegengebrüllt: »Wir impfen euch alle, ihr rechten Schweine!« Meiner Frau, die seit Jahren gegen Extremismus singt und sich 2015 bis 2017 aktiv in der Flüchtlingshilfe engagiert hatte, wurde von einer jungen Frau, die ihre Tochter hätte sein können, »Nazi-Fotze« entgegengeschrien. Wagner-Musik dröhnte von den Balkonen, unzählige Mittelfinger wurden uns entgegengestreckt.

Zudem laufen viele von uns durch die Spießrutengassen der »asozialen Medien«, wo man durch das digitale Dorf getrieben wird, wenn man Dinge anspricht, die vielen auf dem Herzen liegen.

Wie konnte es so weit kommen?

Meine kurze Antwort: Aus Angst vor dem Leben hat man die Freiheit aufgegeben und durch die Illusion von Sicherheit ersetzt.

Die lange Antwort werden wir erst in vielen Jahren erfahren, wenn diese so folgenschwere Krise aufgearbeitet sein wird.

Seit jeher leiden Menschen unter der Knechtschaft der Privilegierten, unter den Feudalherren ihrer Zeit. Und dennoch. Seit 2020 hat sich die Welt nachhaltig verändert.

Nicht nur, weil es jetzt auch uns betrifft, den saturierten Bürger auf der Nordhalbkugel, sondern weil sich der Großteil der Welt im Gleichschritt in den Ausnahmezustand hat drängen lassen.

Ein Virus hat die Menschheit im Griff. Nicht SARS-CoV-2, sondern das Virus der Angst. Erschreckend viele Länder sind davon befallen und mussten sich dem internationalen Druck, unter anderem von der mittlerweile zu 80 Prozent aus privaten Mitteln finanzierten Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem Internationalen Währungsfonds (IWF) oder der Impfallianz Gavi, beugen. Länder, die skeptisch waren, wie Tansania, Ruanda oder Weißrussland, wurden durch Androhung von Repressalien, öffentliche Diffamierungen und vermutlich Schlimmeres auf Spur gebracht. Man hatte schon während der Schweinegrippe 2009/10 versucht, die Impfbereitschaft der Bevölkerung durch Panik zu erhöhen, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Diesmal war genug Zeit, sich besser vorzubereiten. Wie das passieren konnte, beschreibt der Journalist Paul Schreyer eindrucksvoll in seinem im September 2020 erschienenen Buch Chronik einer angekündigten Krise.

Jeder, der spürt, dass hier was nicht stimmt, sollte seiner Intuition trauen. Viele Dinge finden, wie so oft, unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, werden hinter vorgehaltener Hand besprochen. All das wird in den »Qualitätsmedien« kaum verhandelt.

Zum einen erleben wir ein Säbelrassen gegenüber Russland, wie es in dieser Rohheit und Aggression schon lange nicht mehr vorkam. Kaum jemand hat mitbekommen, dass am 8. November 2021 beschlossen wurde, amerikanische Überschallraketen in Deutschland zu stationieren, die ab 2023 einsatzbereit sein sollen. Raketen, die in kürzester Zeit Moskau erreichen könnten.

Zum anderen findet die größte Vermögensumverteilung in der Geschichte der Menschheit statt. Die mächtigsten Konzerne (Amazon, Apple, Microsoft, Google, Facebook usw.) und die Vermögensverwalter (Blackrock, Vanguard usw.) verbuchen die größten Gewinne seit Bestehen des Finanzmarktes, während wir wahrscheinlich eine Rekordpleitewelle mittelständischer Unternehmen zu erwarten haben. Viele haben ihre Betriebe bereits verloren und arbeiten jetzt für die großen Konzerne, partiell zu unmenschlichen Bedingungen und Billigstlöhnen – sie sind die Sklaven der Jetztzeit. Auch einige Künstler haben ihren Job an den Nagel gehängt und umgesattelt, liefern Pizza an die Leute im Homeoffice, die von der Krise, zumindest beruflich, noch nicht so betroffen zu sein scheinen. Diese Entwicklungen haben renommierte Finanzexperten wie Ernst Wolff und Marc Friedrich in Büchern, Vorträgen und unzähligen Interviews erläutert.

Doch immer noch sind die Maßnahmenkritiker in der Schmuddelecke der Gesellschaft, obwohl sich ihre Befürchtungen bewahrheitet haben und die Liste der anzuklagenden Missstände immer länger und länger geworden ist:

Quarantäne auf Grundlage völlig unzuverlässiger PCR-Tests

Besuchsverbot bei alten, kranken Verwandten und Freunden im Pflegeheim

Verhängung von Ausgangssperren aufgrund willkürlich hochgetesteter Inzidenzwerte

Abschaffung von Grundrechten wie das der Unverletzlichkeit der Wohnung

Maskenpflicht im Schulunterricht für Kinder

Hausdurchsuchungen bei Maßnahmenkritikern (darunter Künstler, Richter, Wissenschaftler)

Diffamierungen renommierter Experten

Zerstörung der Lebensgrundlage investigativer Journalisten (z. B. durch Schließung von Bankkonten)

Zensur auf Internetplattformen (u. a. durch Löschung von Beiträgen und Kanälen)

Manipulation der Lebensläufe von Kritikern der Maßnahmen auf Wikipedia

Stigmatisierung Andersdenkender, indem man sie dem rechten Lager zuordnet

Zweiklassengesellschaft (Geimpfte – Ungeimpfte)

Indirekte Impfpflicht (mittels Androhung von Berufsverbot)

Drohende Impfpflicht für Beschäftigte in Einrichtungen des Gesundheits- und Pflegebereichs ab März 2022

Ausgrenzung von Ungeimpften im öffentlichen Leben

Ächtung der Ungeimpften durch führende Politiker und Medien

Vertuschung massiver Nebenwirkungen der Impfstoffe

Manipulationen bezüglich der Zahl ungeimpfter Patienten auf Intensivstationen

Haftungsausschluss der Pharmaindustrie in Bezug auf mögliche Nebenwirkungen und Langzeitschäden der Impfstoffe aufgrund deren bedingter Zulassung

Inflation und massenhafte Firmenpleiten

Mögliche Vernichtung des Mittelstandes

Das gesellschaftliche Leben beziehungsweise das, was davon übrig ist, wird durch Willkür bestimmt. Flugzeuge voll, Konzertsäle leer. Fußballer spielen während der EM 2021 in voll besetzten Stadien, Musiker spielen vor ein paar Zuschauern, die in Strandkörben oder Plexiglasboxen sitzen. Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen werden verboten, der Christopher Street Day 2021, mit 60.000 feiernden Teilnehmern, wird genehmigt.

Die auftretenden Künstler und alle, die dazugehören, wie zum Beispiel Veranstalter, Ton- und Lichttechniker, hat es besonders getroffen. Den Künstlerkollegen, egal welche Auffassung sie vertreten, auch jenen, die noch zögern, ob sie sich für Freiheit und Demokratie engagieren sollen, möchte ich an dieser Stelle ein Zitat in Erinnerung rufen, das zwar Voltaire zugeschrieben wird, jedoch von der englischen Schriftstellerin S. G. Tallentyre stammt: »Ich missbillige, was Sie sagen, aber ich werde bis ans Ende meines Lebens Ihr Recht verteidigen, es zu sagen.«1

Diese Grundregel einer offenen Debattenkultur ist endgültig auf dem Hinterhof des demokratischen Scherbenhaufens begraben worden. Fest in unserem Verständnis verankerte Werte scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben. Spätestens seit die Politik den Schutz des Kindes über Bord geworfen hat, in einigen Bundesländern bereits Impfbusse zum Einsatz kommen, in denen Minderjährige über 14 Jahre ohne Einwilligung ihrer Eltern geimpft werden können, und die allgemeine Impfpflicht vor der Tür steht, sind die letzten roten Linien überschritten worden.

Es steht uns ein langer Ritt bevor. Es fühlt sich an wie eine Doppelschicht in einem rund um die Uhr voll besetzten Lokal, in dem die Ablöse nicht kommt. Nicht zu spät, sondern gar nicht. Die Menschen, die man im Widerstand kennen- und schätzen gelernt hat, helfen über den Schmerz hinweg, der durch die verlorenen Freundschaften verursacht worden ist. Unzählige Partner aus der Musikindustrie, Verlage, Plattenfirmen und Musikerkollegen, haben sich abgewendet. Viele von ihnen haben den Kontakt eingestellt, begleitet von den Worten: »Du hast dich verrannt, so wie du denkt keiner in meinem Freundeskreis.«

Wenn alles gut geht, werden wir hoffentlich spätestens in ein paar Jahren wieder miteinander reden und dann, ohne Schuldzuweisung, gemeinsam feststellen, wer sich verrannt hatte.

Es gibt viele KünstlerInnen, die schweigen, weil sie ihre berufliche Existenz nicht gefährden wollen. Manche haben einen Rückzieher gemacht, weil sie erfahren haben, welcher Hass ihnen entgegenschlägt, wenn sie die Stimme erheben. Andere KünstlerInnen haben es nicht ausgehalten, das Geschehen stumm zu verfolgen.

Auf den folgenden Seiten spreche ich nur für mich, denn auch wenn wir, die Künstler, vieles gemeinsam haben, so haben wir doch unterschiedliche Herangehensweisen, Erfahrungen und Prioritäten. Wir haben ähnliche Sorgen, aber sprechen mit unterschiedlichen Stimmen, sind mal leise, mal laut, so wie es in einer pluralistischen Gesellschaft sein sollte – jeder auf seine Weise, jeder auf seiner Reise. Die geschätzten KollegInnen kommen in den Kapiteln »Widerständische Lyrik« und »4 Fragen an 5 Künstler« zu Wort.

LOGBUCH

SCHREIBEN AUS NOTWEHR

Ende Januar 2020, als das Virus Deutschland erreichte, stand ich in der Küche unserer Berliner Wohnung und stellte gemeinsam mit meiner Frau fest, dass das, was sich hier anzubahnen schien, sehr groß werden könnte.

Jetzt ist es also so weit. Irgendwann mussten wir ja die Quittung für unseren dekadenten Lebensstil bekommen und die Rechnung für den unstillbaren Ressourcenhunger der Industrienationen bezahlen. Die Ignoranz gegenüber Mensch, Tier und Natur fordert jetzt ihren Tribut, dachte ich noch. Wird nun durch eine befürchtete Zoonose ein Virus auf den Menschen übertragen, dem er vielleicht nicht gewachsen ist? Rächt sich jetzt der Planet und zwingt uns zur Besinnung?

Es liegt schon seit Langem auf der Hand, dass wir nicht mehr so weitermachen können wie bisher. Die Natur pfeift aus ihrem letzten Loch. Globaler Friede ist Illusion geworden. Die ungerechte Verteilung der Güter ist für jeden, der ein Herz in sich trägt, schier unerträglich. Dazu kommt, dass der Finanzmarkt heillos überhitzt ist, künstlich aufgepumpt mit Geld, das keinen realen Gegenwert hat. Der durch hemmungsloses Spekulieren schwindelig taumelnde digitale Finanzkomplex hat die Welt unter anderem schon 1999, 2008/09 und 2019 fast in den Ruin getrieben.

Werden wir jetzt durch ein Virus zum Umdenken, gar Umlenken gezwungen? Werden wir uns endlich in Bescheidenheit und Demut üben, um Mutter Erde nicht gänzlich gegen uns aufzubringen, um den Zorn der Natur noch abwenden zu können?

Wird man zusammenrücken, sich und anderen Fehler eingestehen, voneinander lernen? All das ging mir in den ersten Tagen der Corona-Krise durch den Kopf.

Weit gefehlt.

Ja, es sollte was ganz Großes werden, aber es ging nie um Gesundheit. Das war nur die erste von vielen Lügen, die uns verkauft wurden, um die Angst in unseren Alltag zu treiben.

Die dystopischen Befürchtungen vieler kluger DenkerInnen und KünstlerInnen könnten sich jetzt bewahrheiten. Aber warum schweigen so viele von denen, die genau das vorausgesagt haben, was jetzt passiert, die in ihren Liedern, Texten, Essays und Büchern darauf hingewiesen haben, dass es fünf vor zwölf sei?

Eine befürchtete globale Konzerndiktatur, oft von kritischen Liedermachern besungen, steht vor der Tür und bringt ihre Geschütze in Stellung. Die erste Waffe, die Furcht vor einem unsichtbaren Feind, der auf jeder Türklinke lauern könnte, hat ihre unübersehbaren Spuren hinterlassen. Keiner von uns blieb davon verschont. Und trotzdem schweigen so viele von denen, die mit genau solchen Szenarien gerechnet hatten.

Es ist leicht, in vermeintlich guten Zeiten Missstände anzuprangern. Ob man aber »die Fähigkeit hat, Ungerechtigkeit aufs Tiefste zu empfinden« (Che Guevara), ob man den Mut aufbringt, gegen den Strom der Mehrheitsmeinung zu schwimmen, zeigt sich immer erst dann, wenn man wirklich etwas zu verlieren hat. Wenn man in Kauf nimmt, mit seiner Haltung auch die besten Freunde zu verlieren, wenn es einem egal ist, ob man seine Fans verstört, weil sie andere Lieder hören wollen, wenn Ruf und Status keine Rolle mehr spielen, weil man das tut, was man tun muss, weil man keine andere Wahl hat. Dann zeigt sich, wer nur Parolen rausgehauen hat und wem es wirklich um Aufklärung, Ehrlichkeit und Gerechtigkeit geht. Wenn Andersdenkende, die nicht im eigenen Weltbild verortet werden können, keinen Cent mehr wert sind, wissen wir, dass etwas gewaltig schiefläuft.

Es hat sich schon seit Jahrzehnten abgezeichnet, dass wir in die falsche Richtung marschieren, aber dass es so schnell gehen würde und wir gut zwei Jahre nach der Entdeckung eines »neuartigen« Virus vor einem möglichen globalen Totalitarismus stehen, macht mich fassungslos. Nicht weil es geschieht, sondern weil wir es geschehen lassen.

Die Datenlage bestätigt eines recht eindeutig: Es ging, wie gesagt, nie um Gesundheit. Es gab 2020 und danach keine auf COVID-19 zurückzuführende Übersterblichkeit, weder in Ländern mit noch in solchen ohne Einschränkungen. Es gab aber ein Vielfaches an Opfern aufgrund der Maßnahmen. Wer es genau wissen will, möge sich das Video »Die Pandemie in den Rohdaten« des Informatikers Marcel Barz anschauen, nur eines von vielen Zeitdokumenten, die bestätigen, dass wir nach vor-coronaler WHO-Definition keine Pandemie hatten.

Es handelt sich vielmehr um einen Großangriff des Kapitals, allen voran der Pharma- und Techkonzerne und mächtigen Vermögensverwalter, die gemeinsam die Politik vor sich hertreiben. Zensur ist genauso Teil der neuen Normalität geworden wie der Umstand, dass wir von den Verantwortlichen nach Strich und Faden belogen werden.

Ein Großteil der Altmedien wurde nun vollends zu Unterstützern der Staatspropaganda, meist großzügig unterstützt von Stiftungen wie der Bill & Melinda Gates Foundation (mehr als 300 Millionen Dollar Zuwendungen an diverse Medienhäuser weltweit). Gegenmeinungen werden gnadenlos ausgeblendet, deren Vertreter diffamiert, partiell sogar wirtschaftlich ruiniert. Statements renommierter Philosophen, Wissenschaftler, Mediziner und Juristen ernten Verachtung und werden lächerlich gemacht.

Jetzt, da all die Missstände, die wir in diktatorischen Systemen anprangern, auch in unserer »demokratischen« Wertegemeinschaft sichtbar geworden sind, verschließt ein Großteil der Menschen die Augen.

Sind wir verrückt geworden? Sind wir noch zu retten?

Ist die Wahrheit so unerträglich, dass man lieber der Lüge folgt, anstatt sie zu entlarven?

In diesem Logbuch schildere ich meinen Weg, den ich seit dem Frühjahr 2020 gegangen bin. Raus aus den sozialen Zuckerberg-Netzwerken, rein in den Widerstand. Ich habe in dieser Zeit Essays, Gedichte, Songtexte und Reden geschrieben und veröffentlicht. Ich bin durch Auftritte bei Demos als Redner und Musiker oder auch einfach nur als Teilnehmer zum Aktivisten geworden. Es ist vieles kaputtgegangen, von dem ich glaubte, dass es unzerstörbar sei. Es blieben ein paar Dinge, die nach wie vor kleine Inseln der Hoffnung sind. Und es sind neue Dinge entstanden, die sich wie ein wertvoller Aufbruch anfühlen.

Bis Anfang 2020 war ich Musiker, Komponist und Lyriker, arbeitete als musikalischer Leiter bei der Blue Man Group, habe diverse Alben produziert, tourte mit Konstantin Wecker jahrelang durch Deutschland, begleitete meine Frau Alexa Rodrian auf ihren Konzerten, schrieb Theater- und Filmmusik und war mit meinem Soloabend »Wahn & Sinn« unterwegs. Ich gehörte zu den Künstlern, die das große Glück hatten, in einer gesunden Balance zwischen bezahlten Fremdproduktionen und der eigenen Kunst leben zu können.

Ich war dabei, mein zweites Buch zu schreiben. Die Lyrik war fertig, aber ich hing mit einer meiner Kurzgeschichten ein bisschen fest. Ich traf mich zu diversen Schreibsessions regelmäßig mit einer lieben Freundin, der Kulturanthropologin und Filmemacherin Judith Albrecht, in der Berliner Staatsbibliothek. Sie arbeitete seinerzeit ebenfalls an einem Buch. Wir tauschten uns aus, schrieben getrennt, lasen gemeinsam, waren Korrektiv füreinander.

Dann kam der erste Lockdown. Wir waren seitdem nie mehr gemeinsam an unserem Schreibort. Ich habe die Kurzgeschichte nicht mehr angerührt. Sie ist für mich zu einem Symbol der Krise geworden. Ich werde diese Geschichte erst abschließen, wenn der Spuk ein Ende hat und meine Töchter wieder ohne Maske in die Schule und die Uni gehen können.

Das Theater der Blue Man Group, für das ich seit Jahren gearbeitet hatte, wurde geschlossen und blieb für lange Zeit zu – bis September 2021!

FRÜHJAHR 2020

Als ich noch mit meiner eigenen Unsicherheit beschäftigt war, schickte mir meine große Tochter ein Video von Wolfgang Wodarg. Kurz danach erinnerte mich eine Freundin an den Skandal um die Schweinegrippe und empfahl mir die arte-Dokumentation »Profiteure der Angst«, als kleinen »Auffrischer« in Sachen Lobbyismus.

Im April 2020 sah ich in den tagesthemen das Interview mit Bill Gates, in dem er davon sprach, sieben Milliarden Menschen impfen zu wollen. In dieser Nacht konnte ich kein Auge zutun und habe mich bis zum frühen Morgen mit dem Schaffen von Bill und Melinda Gates, deren Stiftung und der Impfallianz Gavi beschäftigt. Was mir in den Folgemonaten viele weitere Stunden Schlaf rauben sollte.

Merkels »alternativlose« Politik, die schon zu Zeiten der Euro-Krise Menschen mundtot machen sollte, ließ mich erschauern.

23. APRIL 2020

ALTERNATIVLOS – NICHT SCHON WIEDER

(veröffentlicht auf Hinter den Schlagzeilen)

Seit Wochen sehen wir Bilder von überfüllten Krankenhäusern in Italien und New York, sechs Patienten werden, begleitet von vielen Ärzten und Pflegekräften, nach Deutschland geflogen, Lastwagen, die Leichen abtransportieren, leere Straßen in Europas Metropolen, um nur einige der Fotos aufzuzählen.

Alle anderen Themen, Flüchtlingsnot, Stellvertreterkriege, Hungersnöte ..., teilen sich die letzten fünf Minuten der heute-Sendung.

Was soll diese einseitige Berichterstattung bewirken?

Diese Bilder machen Stimmung und schüren Angst, nicht nur vor dem Virus, sondern vor jedem, der mit dem Thema anders umgeht, in seinen Untersuchungen zu anderen Ergebnissen kommt oder mit dem Maßnahmenkatalog nicht einverstanden ist.

Das »alternativlose« Handeln der Bundesregierung wird so gerechtfertigt und schafft das trügerische Bild starker Führung. Die Umfragewerte der agierenden Politiker steigen. In Bayern ist die absolute Mehrheit für die CSU wieder in greifbare Nähe gerückt. Man scheint aus dem fatalen Gebrauch des »Unwortes« alternativlos nichts gelernt zu haben.

Alternativlos heißt übersetzt »Keine Widerrede!«, wie es Juli Zeh in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung so treffend beschreibt. Alternativlos heißt in letzter Konsequenz, dass der demokratische Prozess als solcher infrage gestellt wird, denn das Ringen um Lösungen durch eine lebendige Streitkultur ist, neben dem Versammlungsrecht, ein fundamentaler Pfeiler jeder demokratischen Grundordnung.

Sich davon zu verabschieden käme der Entmündigung des Bürgers gleich. Wohin das führen kann, sollten wir wissen.

Anfang Mai 2020 standen meine große Tochter, ein paar Freunde und ich mit unserer ersten Mahnwache »Alternativlos gibt es nicht« vor dem Schöneberger Rathaus. Die sechs Polizisten, die uns fünf »MahnwachlerInnen« begleiteten, waren uns sehr zugewandt. Sie berichteten, dass sie hauptsächlich wegen häuslicher Gewalt und Denunziantentum ausrücken würden. Ihren Tipp, die Mahnwache in Zukunft vor dem Rathaus Steglitz abzuhalten, weil dort mehr Laufpublikum sei, nahmen wir dankend an. Die Begegnungen mit der Berliner Polizei waren nicht immer positiv, wie ich später noch berichten werde. Aber die Unterstützung der Beamten bei unseren Mahnwachen nahmen wir (fast) immer freudig zur Kenntnis. Sie waren täglich mit den Kollateralschäden der Maßnahmen konfrontiert. Sie mussten lernen, mit der daraus resultierenden psychischen Belastung und der drohenden Verrohung der Gesellschaft umzugehen. Das Schwinden der Empathie war schon lange zu beobachten. Sowohl mit Blick auf das Schicksal der Menschen anderer Länder, die wir als Profiteure der Globalisierung durch unser Konsumverhalten ausnutzen. Aber auch vor unserer eigenen Haustür hinterlässt das mangelnde Miteinander immer mehr Wunden, die nur schwer zu heilen scheinen.

5. MAI 2020

EMPATHIE IN ZEITEN DER CORONA-KRISE

(veröffentlicht auf Hinter den Schlagzeilen)

In Afrika, Südostasien und anderen Teilen der Welt kämpft die Bevölkerung seit Jahren mit Naturkatastrophen, die unter anderem durch unseren rücksichtslosen Konsum und Energieverbrauch verursacht worden sind. Die Menschen dort leben schon lange im Ausnahmezustand. Aktuell sind ungefähr 1.000.000 syrische Menschen auf der Flucht, um nur einen, immer noch sehr aktuellen, Stellvertreterkrieg zu nennen. Mindestens 2.000 traumatisierte, minderjährige, unbegleitete Kinder aus Syrien sitzen auf griechischen Inseln fest, weil Deutschland nicht bereit war, sie aufzunehmen. Der Antrag der Grünen wurde mit großer Mehrheit, inklusive der Stimmen der SPD, abgelehnt. Man arbeite an einer europäischen Lösung, hieß es.