Die Australien-Töchter - Wo das Glück erstrahlt - Anna Jacobs - E-Book
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Die Australien-Töchter - Wo das Glück erstrahlt E-Book

Anna Jacobs

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Beschreibung

Eine bewegende Reise in die Heimat

Australien im 19. Jahrhundert. Obwohl die Hindernisse unüberwindbar schienen, finden die Blake-Schwestern im ungezähmten australischen Outback wieder zusammen. Für Cassandra ist die Swan-River-Kolonie eine sichere Zuflucht. Und nach den harten Prüfungen, die sie zu bewältigen hatte, erscheint ihr das Leben dort wie ein Wunder. Auch Maia und Xanthe fühlen sich endlich zu Hause.

Aber dann kommt ein Bote aus England. Pandora, die jüngste Schwester, nutzt die Chance und macht sich auf den Weg zurück nach Lancashire, das sie so sehr vermisst. Der Heimweg gestaltet sich jedoch schwieriger als gedacht. Das einzige Schiff, das sie und ihren neuen Beschützer zurück nach England bringen kann, liegt weit entfernt. Und eine Reise quer durchs Land birgt Gefahren und schreckt selbst hartgesottene Abenteurer ab. Doch es kommt noch schlimmer: Als Pandora schließlich in Outham ankommt, wartet ein hinterhältiger Betrüger darauf, das Erbe ihrer Familie an sich zu reißen ...

Der zweite Teil der Swan-River-Saga über die vier Blake-Schwestern - ein bewegender Love-and-Landscape-Roman vor der atemberaubenden Kulisse Australiens.




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Inhalt

Cover

Weitere Titel der Autorin

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Widmung

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Epilog

Weitere Titel der Autorin

Träume im Glanz der Morgenröte: Töchter des Horizonts

Sehnsucht unter weitem Himmel: Töchter des Horizonts

Goldene Stunde in der Ferne: Töchter des Horizonts

Hoffnung unter dem Südstern: Töchter des Horizonts

Silberstreif des Glücks: Töchter des Horizonts

Die Australien-Töchter: Wo die Hoffnung dich findet

Über dieses Buch

Eine bewegende Reise in die Heimat

Australien im 19. Jahrhundert. Obwohl die Hindernisse unüberwindbar schienen, finden die Blake-Schwestern im ungezähmten australischen Outback wieder zusammen. Für Cassandra ist die Swan-River-Kolonie eine sichere Zuflucht. Und nach den harten Prüfungen, die sie zu bewältigen hatte, erscheint ihr das Leben dort wie ein Wunder. Auch Maia und Xanthe fühlen sich endlich zu Hause.

Aber dann kommt ein Bote aus England. Pandora, die jüngste Schwester, nutzt die Chance und macht sich auf den Weg zurück nach Lancashire, das sie so sehr vermisst. Der Heimweg gestaltet sich jedoch schwieriger als gedacht. Das einzige Schiff, das sie und ihren neuen Beschützer zurück nach England bringen kann, liegt weit entfernt. Doch eine Reise quer durchs Land birgt Gefahren und schreckt selbst hartgesottene Abenteurer ab. Und es kommt noch schlimmer: Als Pandora schließlich in Outham ankommt, wartet ein hinterhältiger Betrüger darauf, das Erbe ihrer Familie an sich zu reißen …

Der zweite Teil der Swan-River-Saga über die vier Blake-Schwestern – ein bewegender Love-and-Landscape-Roman vor der atemberaubenden Kulisse Australiens.

Über die Autorin

Anna Jacobs hat bereits über siebzig Bücher verfasst. Sie wurde in Lancashire geboren und wanderte 1970 nach Australien aus. Sie hat zwei erwachsene Töchter und wohnt mit ihrem Mann in einem Haus am Meer.

DIEAUSTRALIEN-TÖCHTER

ANNA JACOBS

Wo das Glückerstrahlt

Aus dem Englischen vonNina Restemeier

beHEARTBEAT

Deutsche Erstausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe:

Copyright © by Anna Jacobs 2010

Titel der britischen Originalausgabe: Beyond the Sunset

Originalverlag: Hodder & Stoughton, Hachette UK

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Clarissa Czöppan

Covergestaltung: Miriam Verlinden / Guter Punkt, München

Unter Verwendung von Motiven von © Creative-Family/gettyImages; © kwest/shutterstock; © LifeofRileyDesign/gettyImages

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-6875-8

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Widmung

Dieses Buch widme ich allen Bibliothekaren für den wunderbaren Service, den sie anbieten. Nicht nur die Bücher, sondern auch die Hilfe beim Recherchieren, die für mich, seit ich historische Romane schreibe, unbezahlbar geworden ist.

Diesmal danke ich vor allem Tom Reynolds vom Staatsarchiv Westaustralien, Gillian Simpson vom Australischen Schifffahrtsmuseum, dem Dokumentenservice der Australischen Nationalbibliothek, dem Servicebüro der Staatsbibliothek Westaustralien, dem australischen Bibliotheksauskunftsservice, Sue Smith von der öffentlichen Bibliothek in Albany und dem wunderbaren Team meiner Heimatbibliothek in Mandurah. Ihr Beitrag zu meinen Recherchen war unbezahlbar.

Und zu guter Letzt hatte ich diesmal ein neues interessantes Problem: Wie schreibt man über einen Unfall mit Pferd und Kutsche? Hierfür hatte ich online Hilfe aus den USA: Danke an David Yauch, Liz Goldman, Tracy Meisenbach, Ashley McConnell, Jennifer Smith und Jeane Westin, die sich richtig gut mit Pferden und Kutschen auskennen. Sie waren freundlich und hilfsbereit und klug, als sie meine Fehler korrigierten. Ich kann zwar immer noch nicht Kutsche fahren, aber ich weiß jetzt, wie man eine zu Schrott fährt.

Prolog

Swan River Colony (Westaustralien)Dezember 1863

Pandora Blake hörte Schritte und sah, wie ihre älteste Schwester durch den Garten des Migrantenheims auf sie zukam. Hastig versuchte sie, ihre Tränen wegzuwischen.

»Das Frühstück ist fertig.« Cassandra legte ihr einen Arm um die Schultern. »Ach, du meine Güte! Es gefällt mir gar nicht, dich so niedergeschlagen zu sehen. Du weißt, dass wir nicht nach Lancashire zurückkehren können. Dort wären wir in Lebensgefahr.«

Pandora nickte und versuchte, sich ein Lächeln abzuringen.

»Nicht«, sagte Cassandra sanft.

»Was nicht?«

»Mach mir nichts vor. Wird das Heimweh überhaupt nicht besser?«

Pandora schüttelte stumm den Kopf und versuchte, den Kloß hinunterzuschlucken, der ihr vor Trauer ständig im Hals steckte. »Es war grausam von unserer Tante, dass sie uns dazu gezwungen hat, England zu verlassen. Warum hasst sie uns so sehr?«

»Vater hat immer geglaubt, es liege daran, dass sie keine Kinder bekommen konnte.«

»Aber das ist doch nicht unsere Schuld.«

Cassandra umarmte sie kurz. »Ich weiß.«

»Du hättest sie sehen sollen, als sie uns das letzte Mal besucht hat. Sie war furchterregend und irgendwie seltsam. Sie hatte den Zopf dabei, den sie dir abgeschnitten hatte, er war immer noch mit deinem Haarband zusammengebunden, und wir waren uns sicher, sie würde dich umbringen, wenn wir nicht gehorchen und das Land verlassen würden. Wir dachten, wir würden dich nie wiedersehen. Es war ein Wunder, dass du entkommen und uns auf das Schiff folgen konntest.«

Im Gebäude läutete eine Glocke. »Das Frühstück ist fertig«, wiederholte Cassandra.

»Ich komme gleich nach. Ich muss mich erst beruhigen.«

»In Ordnung.«

Pandora seufzte und schaute sich im Garten um. Sie genoss es, ein paar Minuten allein zu sein. Auf dem Schiff war sie ständig von anderen allein reisenden Frauen umgeben gewesen, die als Dienstmädchen in die Swan River Colony gebracht worden waren, und einige von ihnen waren streitsüchtig und laut gewesen. Anfangs waren die Mädchen aus Lancashire nach den langen Monaten ohne Arbeit wegen des Baumwollmangels alle abgemagert gewesen, aber keine von ihnen hatte so starkes Heimweh wie Pandora. Was war bloß los mit ihr?

Sie blickte sich um. Sie hatte geglaubt, es würde besser werden, wenn sie erst einmal hier wäre, aber das wurde es nicht. Hier war alles so anders als in ihrer Heimat Lancashire mit ihren sanften, kühlen Farben. Schon zu dieser frühen Stunde brannte die Sonne vom wolkenlosen blauen Himmel, und ihr war unangenehm heiß. Sie wischte sich über die Stirn und setzte sich auf eine Bank im Schatten eines Eukalyptusbaums. Er hatte hübsche rote Blüten, aber die Blätter waren sichelförmig und ledrig, von einem stumpfen Grün. Sogar die vereinzelten Grasbüschel im Garten waren eher beige als grün, verbrannt von der sengenden Sonne, während der Sandboden unter den Füßen nachgab, wenn man darüberging. Es war ihr ein Rätsel, wie darauf überhaupt etwas wachsen konnte.

Ein paar Galahs landeten lautstark krächzend im Baum über ihr. Sie hatte sie Papageien genannt, als sie sie zum ersten Mal gesehen hatte, aber die Hausmutter hatte gelacht und ihr erklärt, das seien Kakadus, keine Papageien. Ihr Geschrei war grässlich, aber sie waren hübsch anzusehen, mit ihrer rosa Brust und den hellgrauen Flügeln.

Einer fing an, mit seinem kräftigen Schnabel die Blüten des Eukalyptusbaums abzuknipsen, doch anstatt sie zu fressen, ließ er sie einfach auf den Boden fallen, während er sich bereits an die nächste Blüte machte. Tat er das aus schierem Übermut, oder hatte es einen Zweck?

Selbst wenn sie das Risiko eingehen wollte, wie konnte sie nach Lancashire zurückkehren? Sie hatte kein Geld für die Überfahrt und wollte ihre Schwestern nicht verlassen. Nein, irgendwie würde sie sich mit diesem schrecklichen Heimweh arrangieren müssen. Sie stand auf, holte tief Luft und ging ins Haus.

Wie üblich saßen die Zwillinge dicht nebeneinander, sie hatten die Köpfe zusammengesteckt und unterhielten sich lebhaft. Pandora holte sich einen Teller mit Essen und setzte sich zu ihnen. Sie bemerkte, wie Cassandra auf ihren Teller starrte und kaum etwas aß, sagte aber nichts dazu. Ihre älteste Schwester hatte ihre eigenen Probleme, sie war schwanger von einem Mann, der sie kurz vor ihrer Abreise aus England vergewaltigt hatte.

Nach dem Frühstück half Pandora beim Abräumen und versuchte, sich fröhlich mit den anderen Frauen zu unterhalten.

Sie würde über dieses Heimweh hinwegkommen, redete sie sich ein, oder sie würde lernen müssen, es besser zu verbergen. Sie war noch nie weinerlich gewesen und wollte jetzt nicht damit anfangen.

Kapitel 1

Lancashire, 1. Januar 1864

Mr Featherworth lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und musterte den jungen Mann, der ihm an seinem Schreibtisch gegenübersaß. Zachary Carr war nicht gerade gut aussehend, dafür war er zu groß und zu hager, doch er galt als ehrlich und vernünftig, und sein Blick war fest. Der verstorbene Mr Blake hatte eine Menge von ihm gehalten, hatte mehrmals betont, ein anständigerer Kerl sei weit und breit nicht zu finden. Solche Eigenschaften waren dem Anwalt viel wichtiger als das Aussehen.

Je besser er den jungen Mann kennenlernte, umso sympathischer wurde er ihm. Seit einigen Jahren war Carr der Hauptverdiener für seine Mutter und seine Schwester, also war er eindeutig ein verantwortungsbewusster Mensch, zudem machte er einen intelligenten Eindruck. Er war vielleicht noch nie nach Übersee gereist, aber er war jung und kräftig und mit fünfundzwanzig Jahren zu alt für jugendlichen Leichtsinn. Er konnte sogar reiten, denn sein Onkel besaß Pferde. Das war ein großer Vorteil, denn Mr Featherworth hatte gehört, in der Swan River Colony gebe es keine Eisenbahn.

Am wichtigsten jedoch war: Zachary kannte die vier Blake-Schwestern vom Sehen.

Ja, Mr Featherworth war sich sicher, dass er für diese Mission den Richtigen ausgewählt hatte.

»Es hat nicht so lange gedauert wie befürchtet, ein Schiff zu finden, das die Swan River Colony anläuft – oder Westaustralien, wie es neuerdings genannt wird. Ich habe Ihnen eine Überfahrt auf der Clara gebucht, die am 11. Januar in London ablegt.«

Zachary strahlte, doch dann schaute er verblüfft drein. »Aber bis dahin ist es doch nur noch eine gute Woche! Wie soll ich das schaffen?«

Mr Featherworth hob eine Hand. »Bitte lassen Sie mich ausreden.«

Der Jüngere lächelte ihn verlegen an. »Verzeihung. Ich bin bloß so aufgeregt wegen alldem.«

Der Anwalt lächelte zurück. »Das ist verständlich. Nur wenige junge Männer bekommen die Gelegenheit, ans andere Ende der Welt zu reisen. Aber wie Sie wissen, hatten die Blake-Schwestern England bereits verlassen, als das Testament ihres Onkels eröffnet wurde, also muss ihnen jemand mitteilen, dass sie die neuen Besitzerinnen seines Lebensmittelgeschäfts sind, und sie von Australien zurückbegleiten.«

Zachary nickte. »Das war eine traurige Geschichte. Ich mochte Mr Blake. Er war ein guter Arbeitgeber und ein freundlicher Mann.«

»In der Tat.«

Sie schwiegen eine Weile. Wer hätte sich vorstellen können, dass die inzwischen verstorbene Mrs Blake verrückt werden, ihren Ehemann umbringen und ihre Nichten zwingen würde, aus Angst um ihr Leben das Land zu verlassen? Der Gedanke daran bescherte dem Anwalt immer noch Albträume.

»Nun zu den Details Ihrer Reise. Ich hatte anfangs geplant, Sie auf dem Zwischendeck einzuquartieren, denn ich muss mit dem Geld meiner Mandantinnen sparsam umgehen. Aber es handelt sich um einen Sträflingstransport, kein normales Passagierschiff, also habe ich beschlossen, dass Sie als Kabinenpassagier besser untergebracht sein werden. Es ist sicher nicht so, dass die Zwischendeck-Passagiere mit den Häftlingen verkehren, und dennoch … Ich hatte Glück und konnte das letzte freie Bett für Sie buchen – auch wenn Sie sich Ihre Kabine mit einem weiteren Herrn werden teilen müssen.«

»Was genau bedeutet ›Kabinenpassagier‹?«

»Es bedeutet, dass Sie mit den feinen Leuten reisen werden, getrennt von den Sträflingen, und komfortabler als auf dem Zwischendeck. Sowohl auf Ihrem Weg nach Australien als auch wenn Sie die jungen Damen zurückbringen. Sie werden zwar nicht in der ersten Klasse reisen – die Passagiere der ersten Klasse speisen am Tisch des Kapitäns –, sondern in den Deck-Kabinen, die einen eigenen Speisesaal haben und nicht ganz so luxuriös ausgestattet sind. Dennoch werden Ihre Reisegefährten einer höheren Klasse angehören als diejenigen, die Sie auf dem Zwischendeck antreffen würden.« Er musterte Zachary. »Sie sehen besorgt aus.«

»Ich weiß nicht, wie ich mich in solcher Gesellschaft zu benehmen habe. Ich habe feine Leute im Geschäft bedient, aber sie leben ganz anders als wir. Ich möchte Sie nicht enttäuschen – oder mich blamieren.«

»Ich bin mir sicher, dass Sie nichts tun werden, womit Sie die Leute verärgern, aber wenn Sie sich nicht sicher sind, wie Sie sich verhalten sollen, beobachten Sie andere, die Sie schätzen, und machen Sie es ebenso. Wenn es sein muss, können Sie auch den Schiffsarzt oder einen der Schiffsoffiziere um Rat fragen. Die Hauptsache ist, Sie geben nicht vor, etwas zu wissen, was Sie nicht wissen, oder jemand zu sein, der Sie nicht sind. Es würde keinen guten Eindruck machen, wenn man Sie bei einer Lüge ertappte.«

»Ja, Sir. Ich versuche mein Bestes.«

»Davon bin ich überzeugt, sonst würde ich Sie nicht schicken. Und nun brauchen Sie bessere Kleidung als die, die Sie im Moment tragen. Kein Grund, sich zu schämen. Für Ihre derzeitige Position ist Ihre Kleidung perfekt geeignet. Aber auf dieser Reise brauchen Sie andere Kleider, wenn Sie den Respekt und die Unterstützung der Menschen gewinnen wollen, ganz zu schweigen von Wechselgarnituren für drei Monate. Ich habe meinen Schneider um neue Kleider für Sie gebeten. Er ist bereit, Tag und Nacht zu arbeiten, um Sie mit allem auszustatten, was Sie brauchen. Ich begleite Sie nach London, und dort kaufen wir alles, was Sie sonst noch benötigen, bei einem Schiffsausrüster in der Nähe der Docks.«

Er hielt inne und runzelte die Stirn, denn was nun folgte, war eine heikle Angelegenheit, auf die ihn seine Frau hingewiesen hatte. »Es wäre vielleicht eine gute Idee, wenn Sie von nun an Ihr Abendessen in meinem Haus einnehmen würden, damit wir sicherstellen können, dass Ihre Tischmanieren korrekt sind. Es gibt Feinheiten beim Essen, die unterschiedlichen Verwendungszwecke des Bestecks … Nun ja, das verstehen Sie sicher.«

Zachary errötete, nickte aber.

»Sie sollten die Arbeit im Laden sofort einstellen. Informieren Sie Prebble. Sagen Sie ihm, wir finden bis zu Ihrer Rückkehr eine Vertretung für Sie. Dann kommen Sie wieder hierher, und mein Mitarbeiter wird Sie zum Schneider begleiten. Sie müssen auch zu Hawsworth gehen und Unterwäsche kaufen und alles, was Sie sonst noch brauchen. Die Kleidung gehört nach der Reise selbstverständlich Ihnen.«

»Vielen Dank, Sir.«

»Die Vorkehrungen, die Sie für die Rückreise nach Lancashire treffen müssen, besprechen wir heute nach dem Abendessen. Wie überrascht werden diese jungen Frauen sein, von ihrem Erbe zu erfahren! Sie werden so glücklich sein, wieder nach Hause zu kommen.«

»Und was soll ich ihnen sagen, wenn sie nach den Details des Testaments fragen?«

Mr Featherworth zögerte.

»Ich frage nicht aus Neugier, Sir, aber sie werden es sicher wissen wollen.«

»Vereinfacht gesagt gehört ihnen das Geschäft, das Gebäude, in dem es sich befindet, einschließlich einer komfortablen Wohnung darüber, wie Sie ja wissen, sowie mehrere Cottages und Häuser, die vermietet sind und zusätzliches Einkommen bringen. Es gibt auch eine ordentliche Summe Geld auf der Bank, das Mrs Blake zu ihren Lebzeiten versorgen sollte, aber angesichts ihres Ablebens so kurz nach dem Tod ihres Mannes nicht gebraucht wurde – obwohl das eine Gnade war, wenn man ihren Geisteszustand bedenkt.« Warnend hob er einen Finger. »Sie dürfen diese Details niemandem – überhaupt niemandem – erzählen.«

Zachary nickte. Das brauchte man ihm nicht zu sagen. Er war niemand, der über die Angelegenheiten anderer Leute tratschte, geschweige denn vertrauliche Informationen verriet.

Aufregung schwoll in ihm an. Er würde nach Australien gehen, um die Welt reisen! Welche Wunder würde er auf seiner Fahrt zu sehen bekommen?

Pandora ging über den Hof des Migrantenheims zurück zu den Zwillingen, nachdem sie mit einer Dame gesprochen hatte, die ein Hausmädchen suchte. Es war anstrengend gewesen, ihre Fragen zu beantworten. Was hatte sie davon, eine Anstellung zu finden, wenn Cassandra in solchen Schwierigkeiten steckte? Ehe sie von Bord gegangen waren, war ihre Schwester von ihren Dienstherren beschuldigt worden, Geld gestohlen zu haben, und wurde nun im Heim festgehalten. Als ob eine von ihnen stehlen würde!

»Die Dame, mit der du gesprochen hast, sieht sehr verärgert aus«, bemerkte Maia.

Pandora zuckte die Achseln. »Ich habe ihr gesagt, dass ich die Stelle nicht annehmen kann. Sie lebt weit weg von Perth, irgendwo im Norden. Mit der Kutsche braucht man fünf Tage dorthin! Es ist mir egal, was die Hausmutter sagt, ich gehe nicht so weit weg von euch allen.«

»Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer sein würde, Arbeit in der Nähe zu finden.« Maia hakte sich bei ihrer Zwillingsschwester Xanthe ein, und die drei verzogen sich in eine stille Ecke.

Aber die Leute folgten ihnen bis dorthin, alle auf der Suche nach einem Dienstmädchen.

»Warum sind Sie überhaupt nach Australien gekommen, wenn Sie keine Arbeit wollen?«, fragte jemand.

»Ich werde mich bei der Hausmutter über Ihre Einstellung beschweren«, drohte ein anderer gereizt.

Pandora versuchte gar nicht erst, darauf etwas zu erwidern. Es war schon schlimm genug, so weit weg von zu Hause zu sein. Es war undenkbar, auch noch von ihren Schwestern getrennt zu sein.

Etwas später an diesem Tag kam eine gut gekleidete Dame zum Migrantenheim, begleitet von einem Mann, der ihr einen Weg durch die Menge bahnte. Mit einem Kreischen rannte Pandora zu ihnen hinüber, so glücklich, jemanden aus ihrer Heimat zu sehen, dass sie sich ihm in die Arme warf und gleichzeitig weinte und lachte. »Reece! Ich kann nicht glauben, dass du es bist!«

In sprachlosem Erstaunen sah er Pandora an. »Was zum … Pandora, was um alles in der Welt machst du denn hier?« Er blickte sich um. »Wo ist Cassandra?«

»Das ist eine lange Geschichte, die wir nicht in der Öffentlichkeit erzählen können, und …« Pandora unterbrach sich, als sie erkannte, mit wem Reece hier war. »Mrs Southerham! Oh, ich kann unser Glück kaum fassen. Sie sind genau diejenige, die wir brauchen.«

Livia lächelte sie und die Zwillinge, die ihr nachgelaufen waren, an. »Ist Cassandra nicht bei Ihnen?«

»Sie lassen sie nicht nach draußen. Sie glauben, sie habe Geld gestohlen, aber Cassandra beteuert, dass sie es von Ihnen bekommen hat.«

»Ich habe ihr tatsächlich etwas Geld gegeben.«

Sie redeten alle durcheinander, während sie zu erklären versuchten, was passiert war.

Reece strahlte sie an. »Ich kann es nicht glauben. Cassandra ist hier in Australien. Ich wollte ihr schon einen Brief schicken und sie bitten hierherzukommen.« Und ihn zu heiraten.

Die Hausmutter kam zu ihnen, um zu fragen, was los sei, und um mit Mrs Southerham zu sprechen.

Reece hörte einen Augenblick lang zu, dann fragte er, wer diese Mrs Lawson sei, von der sie sprachen. Die Hausmutter sah ihn überrascht an. »Mrs Lawson ist die Schwester dieser jungen Damen.«

»Cassandra? Das ist die Frau, die ich heiraten möchte.«

Schweigen, dann: »Ist es schon eine Weile her, seit Sie sie zuletzt gesehen haben?«

»Sehr lange.«

Pandora gab ihm einen Stoß in die Rippen. »Das erklären wir dir später.«

Die Hausmutter beendete ihr Gespräch mit Mrs Southerham, die bestätigen konnte, dass sie Cassandra tatsächlich das Geld gegeben hatte, dann verabschiedete sie sich, um einen Brief an den Gouverneur zu schreiben. Sie nahm Reece mit sich, der darauf bestand, Cassandra zu sehen. »Sie können im Garten mit ihr sprechen. Ich schicke sie zu Ihnen nach draußen.«

Pandora wartete angespannt. Es fiel ihr schwer, mit Mrs Southerham über eine Anstellung zu sprechen, weil sie verzweifelt hoffte, dass Reece Cassandra immer noch liebte und sie – trotz allem, was passiert war – immer noch heiraten wollte.

Doch ihre Hoffnung schwand, als sie wenig später sah, wie er mit gequältem Gesichtsausdruck um die Hausecke marschiert kam und ohne ein Wort hinaus auf die Straße trat. Eilig verabschiedete sie sich von Mrs Southerham und lief in ihren Schlafsaal, wo sie ihre Schwester traf.

Cassandra weinte.

»Oh, Liebes, was ist passiert?«

»Er ist gegangen, als ich ihm von dem Baby erzählt habe.«

Das hätte Pandora nicht von Reece erwartet. Damals in Outham war er ein Freund der ganzen Familie gewesen. Er hatte Cassandra den Hof gemacht, sie aber nicht heiraten können, weil er arbeitslos gewesen war, da die Baumwollfabriken wegen der ausbleibenden Baumwolllieferungen aus Amerika geschlossen worden waren. »Dann hat er deine Liebe nicht verdient. Du wurdest vergewaltigt. Es ist nicht deine Schuld!«

»Wie kann man aufhören, jemanden zu lieben? Ich habe mir immer wieder gesagt, dass ich nicht von ihm verlangen kann, mich zu heiraten. Jetzt nicht mehr. Aber ich habe es gehofft. Ich konnte nicht anders.«

Es dauerte eine Weile, bis Cassandra sich beruhigt hatte und ihre Näharbeit wieder aufnahm, aber Pandora hasste die düstere Traurigkeit auf ihrem Gesicht.

Seit sie in Australien angekommen waren, schien es für sie nur noch schlimmer zu werden, nicht besser.

Zachary ging langsam durch die Straßen von Outham, ihm schwirrte der Kopf von all den Informationen und vor Aufregung. Als er Blakes Gemischtwarenladen betrat, blickte Harry Prebble, der keine Gelegenheit ausließ, zu betonen, dass er jetzt vorübergehender Geschäftsführer war, mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck auf und bedeutete ihm, mit ins Hinterzimmer zu kommen.

»Du warst ziemlich lange weg, Carr.«

Die beiden jungen Männer starrten einander an, die Rivalität zwischen den beiden knisterte in der Luft. Harry war vielleicht ausgewählt worden, den Laden zu führen, bis die neuen Besitzerinnen nach Lancashire zurückgekehrt waren, aber Zachary wusste, dass er immer noch neidisch darauf war, dass er, Zachary, nach Australien geschickt wurde, um sie nach Hause zu holen. Und außerdem beneidete er ihn seit eh und je um seine Körpergröße. Zachary war eins zweiundachtzig, während Harry gerade einmal eins siebzig groß war.

Die Ladenglocke läutete, und Harry warf einen kurzen Blick in den Verkaufsraum. »Das ist Mrs Warrish. Du fängst jetzt besser mit der Arbeit an, Carr, und …«

»Mr Featherworth sagt, ich soll sofort mit der Arbeit aufhören, weil ich nächste Woche abreise und noch so viel zu erledigen ist. Er sagt, du kannst jemand anderen einstellen, solange ich weg bin. Ich hole nur eben meine Sachen, dann gehe ich.«

»Aber ich brauche hier Hilfe. Ich muss schon sagen, das ist sehr egoistisch von dir. Hast du ihm nicht gesagt, dass heute, am Freitag, immer am meisten los ist?«

»Wir haben über die Reise gesprochen, nicht über den Laden.«

»Du hast’s gut.«

»Du brauchst dich doch nicht zu beschweren. Du wurdest schließlich vorübergehend zum Geschäftsführer ernannt, schon vergessen?« Zachary verkniff sich weitere hitzige Worte, er ärgerte sich über sich selbst, weil er seine Gefühle offenbart hatte. Er hätte den Laden gern selbst geführt, und weil er dort seit seinem zwölften Lebensjahr arbeitete, war er sich sicher, dass er es genauso gut machen würde wie Harry. Wenn nicht sogar besser, denn Harry machte zwar ständig einen Wirbel um Kleinigkeiten, bestellte aber immer die gleichen althergebrachten Waren, ohne zu sehen, was in der Welt vor sich ging, wie sich die Menschen veränderten und dass sie andere Dinge kaufen wollten.

Die Eisenbahn hatte in den letzten zwanzig Jahren alles verändert, und nun war es möglich, Lebensmittel aus der ganzen Welt so einfach zu bekommen, wie man sie früher aus Manchester bekommen hatte. Mr Blake hatte oft darüber gesprochen, und Harry hatte aufmerksam zugehört, es aber nie ganz verstanden.

»Denk dran, dass du mir weiterhin unterstellt sein wirst, wenn du zurückkommst.«

»Vorausgesetzt, du wirst dann dauerhaft zum Geschäftsführer ernannt. Das hängt von den neuen Besitzerinnen ab.«

»Wen sollten sie denn sonst ernennen? Ich weiß alles darüber, wie man diesen Laden führt. Schließlich arbeite ich hier seit meinem zwölften Lebensjahr.«

»Das tun wir beide!« Und Zachary sogar schon ein Jahr länger.

»Nun, ich werde Mr Featherworth meinen Wert beweisen können, während du in der Welt herumgondelst, also gehört die Stelle so gut wie mir. Diese Nichten von Mr Blake sind bloß Baumwollmädchen, so intelligent sie auch sein mögen. Sie verstehen nichts davon, wie man einen Laden führt, also werden sie mich um Rat fragen müssen. Wenn ich das Sagen habe, sorge ich dafür, dass der Gewinn steigt, und das ist es, was ihnen wichtig sein wird.« Er reckte herausfordernd das Kinn vor.

Es hatte keinen Sinn zu streiten, also ging Zachary ins Hinterzimmer, nahm seine Schürze vom Haken an der Wand und holte seine Lunchbox. In Krisenzeiten wie diesen konnte man es sich nicht leisten, gutes Essen zu verschwenden. So viele Menschen in den Baumwollstädten hungerten wegen mangelnder Arbeit, weil der Krieg in Amerika verhinderte, dass die Rohbaumwolle zu den Baumwollfabriken gelangte.

Vor anderthalb Jahren, im Jahr 1862, hatte Mr Blake damit begonnen, seine Mitarbeiter mittags zu verpflegen und ihnen in den Pausen Kekse, die nicht mehr verkauft werden konnten, zu ihrem Tee anzubieten, denn er wusste, dass selbst diejenigen, die noch Arbeit hatten, häufig hungerten, weil sie ihre armen Verwandten und Freunde unterstützten. Doch kaum hatte Harry den Laden übernommen, hatte er dies eingestellt. Unter dem Vorwand, dass er mit dem Geld anderer Leute nicht verschwenderisch umgehen wolle, gönnte er den Angestellten nicht einmal eine Tasse Tee. Doch Zachary war sich sicher, dass das Geld, das er einsparte, in seine eigene Tasche wanderte.

Wenn er aus Australien zurückkäme und Harry die Leitung übernähme, würde Zachary sich eine andere Stelle suchen, selbst wenn er dafür in eine andere Stadt ziehen müsste.

Er trat aus dem Laden und blickte nachdenklich zurück. Ein riesiges Schaufenster, das vor zwanzig Jahren, als es eingebaut worden war, in der Stadt für Aufsehen gesorgt hatte, weil es sich so sehr von den kleinen Fenstern der anderen Geschäfte unterschied. In sorgfältig angeordneten Stapeln präsentierten sich dort Schachteln und Dosen. Über dem Schaufenster leuchteten die Worte BLAKES GEMISCHTWAREN in etwa dreißig Zentimeter hohen goldenen Lettern auf kastanienbraunem Grund.

Es musste wunderbar sein, ein solches Geschäft zu besitzen.

Er empfand Bedauern, als er an einer Gruppe von Männern vorbeikam, die an einer Straßenecke herumlungerten. Ihre Kleidung war zerlumpt und ihre Gesichter ausgemergelt von Jahren des Hungerns. Er würde heute Abend bei Mr und Mrs Featherworth gut essen, also teilte er aus einem Impuls heraus den Inhalt seiner Lunchbox mit ihnen. Es war nicht viel für jeden, aber immerhin etwas, und es brach ihm das Herz, zu sehen, wie sorgfältig sie das Essen untereinander aufteilten, damit jeder gleich viel bekam.

Diese Männer waren ganz anders als die wohlhabenderen Kunden, die den Laden frequentierten. Wenn doch nur der Krieg in Amerika endlich endete! Die Leute sagten, die Südstaaten würden dabei schlecht wegkommen, aber Zachary war es egal, wer gewann. Er wollte bloß, dass die Amerikaner wieder Baumwolle schickten. Ohne sie standen die Fabriken von Lancashire still, kein Rauch strömte aus ihren Schornsteinen, oder nur ein paar Wölkchen, wenn sie hin und wieder die Maschinen in Gang setzten, um sie in Betrieb zu halten. Der klare Himmel kam ihm immer noch seltsam vor, denn er war daran gewöhnt, dass das Blau selbst an schönen Tagen stets von Rauchsäulen durchzogen wurde.

Nicht einmal die Hilfsprogramme, die in der Stadt eingerichtet worden waren, konnten so viele Familien ausreichend ernähren, und das zeigte sich in den Gesichtern der Menschen.

Zachary stellte fest, dass er stehen geblieben war, und schnalzte verärgert über sich selbst mit der Zunge. Was lungerte er in Tagträumen versunken herum, wenn er doch noch Tausende Dinge für sein Abenteuer zu organisieren hatte?

Obwohl Reece am nächsten Tag ins Migrantenheim zurückkam, um sich bei Cassandra dafür zu entschuldigen, dass er einfach gegangen war, weigerte sie sich schlechthin, ihn zu heiraten.

Pandora beobachtete die beiden aus dem Schatten des Baumes, wo sie wieder einmal Zuflucht vor der Hitze gesucht hatte. Die beiden liebten einander, das konnte sie sehen. Cassandra hatte geweint, als Reece sie verlassen hatte. Und doch bewies das ihrer Meinung nach nur, dass es richtig war, ihn nicht zu heiraten. Sie wollte nicht, dass das Kind schlecht behandelt würde. Wie sehr Cassandra doch ihr ungeborenes Baby beschützte.

Wenn ich jemanden kennenlernen würde, den ich liebte, könnte ich mich vielleicht leichter hier niederlassen, überlegte Pandora. Aber ihr war klar, dass sie es nicht konnte, und das ärgerte sie. Dieser Ort war … einfach falsch. Es war nicht ihr Zuhause. Vor allem die Hitze fand sie anstrengend, und ihr Gesicht brannte vom Schweiß. Selbst die Nächte waren heiß, auch wenn gelegentlich eine nachmittägliche Meeresbrise, die die Einheimischen »Fremantle Doctor« nannten, für eine oder zwei Stunden eine kleine Erfrischung brachte.

Immerhin wurde sie besser darin, ihren Kummer zu verbergen, und darauf war sie einigermaßen stolz.

Im Moment bestand ihre einzige Hoffnung darin, eine Arbeitsstelle in der Nähe ihrer Schwestern zu finden, damit sie sie regelmäßig sehen konnte. Reece’ Dienstherren, die Southerhams, hatten ihr eine Stelle als Dienstmädchen angeboten, und sie hatten freundlicherweise auch Cassandra angeboten mitzukommen. Aber sie konnten es sich nicht leisten, zwei Dienstmädchen zu bezahlen, sodass ihre Schwester nur Kost und Logis bekäme.

Insgesamt war es ein faires Angebot, ein besseres würden sie angesichts der Umstände wahrscheinlich nicht bekommen, dennoch weigerte Cassandra sich, es anzunehmen, weil Reece auch dort arbeitete.

Nun, Pandora würde ihre Schwester nicht allein lassen, nicht in diesem Zustand, und wenn sie sich dem Gouverneur der Kolonie persönlich entgegenstellen müsste.

Später an diesem Tag tauchte ein Mann namens Conn Largan im Migrantenheim auf, der den Zwillingen anbot, sie anzustellen, um sich um seine kranke Mutter zu kümmern. Sie lebten eine Fahrtstunde von den Southerhams entfernt, was, so schien es, für australische Verhältnisse ziemlich nah war.

Am Ende stellte Pandora Cassandra zur Rede. »Für die Southerhams zu arbeiten ist die einzige Chance, wie wir alle vier zusammenbleiben können. Du musst die Stelle annehmen, ob Reece dort nun arbeitet oder nicht.«

Und endlich, weil es wirklich keine andere Möglichkeit gab, die Familie zusammenzuhalten, gab Cassandra nach.

Pandora hatte Mitleid mit ihr, das hatten sie alle, aber es war eine Erleichterung, ihre nähere Zukunft geregelt zu wissen und endlich aus dem Migrantenheim mit seinen strengen Regeln wegzukommen.

Die Woche nach dem Gespräch mit Mr Featherworth verging mit all den Vorbereitungen wie im Fluge. Der Schneider fertigte die neuen Anzüge erstaunlich schnell an, feinere Anzüge, als Zachary jemals in seinem ganzen Leben getragen hatte.

Er wurde auch mit reichlich anderer Kleidung ausgestattet. Er bekam ein Dutzend schöne Hemden, einige aus leichten Materialien wie Gaze-Baumwolle, da das Wetter in Australien viel heißer war. Zu jedem gab es drei passende Kragen und dazu eine ganze Schachtel mit Kragenknöpfen, um sie an den Hemden zu befestigen. Er bekam auch ein Dutzend Reisehemden aus Flanell, ein Dutzend Krawatten in verschiedenen Farben, mehrere Hosenträger, Baumwollunterhosen zu je zweieinhalb Schilling, Unterhemden zu je viereinhalb Schilling und Nachthemden zu je zehn Schilling.

Ihm fehlten die Worte, als er sah, wie viel das alles gekostet haben musste, und versuchte, Mr Featherworths Mitarbeiter klarzumachen, dass er auch mit weniger auskommen könnte. »Mr Featherworth hat sich von denjenigen beraten lassen, die schon einmal nach Übersee gereist sind, und das ist die Mindestausstattung, die Sie auf einer so langen Reise brauchen werden, junger Mann.« Mr Dawson klopfte ihm auf die Schulter. »Es gibt Leute, die doppelt so viel mitnehmen.«

Zachary konnte nur staunend den Kopf schütteln. Er erzählte es niemandem, aber er war froh, so gut ausgestattet worden zu sein. Für ihn und seine Familie war es schwierig, sich allein mit seinem Lohn anständig zu kleiden. Unter anderen Umständen hätte seine Schwester Hallie auch Arbeit gehabt, zumindest bis zu ihrer Hochzeit, und ihr Geld wäre eine große Hilfe bei der Unterstützung ihrer verwitweten Mutter gewesen. Doch wegen der Baumwollknappheit waren die Arbeitsplätze rar, und nur in wenigen Familien in Outham gab es mehr als einen Ernährer.

Dennoch machte er sich Sorgen, wie viel das alles die Erbinnen kosten würde. Als Mr Dawson vom Kauf einer Truhe sprach, fühlte sich Zachary selbstsicher genug, um einen Vorschlag zu machen. »Warum schauen wir nicht auf dem Dachboden über dem Laden nach, ob es Truhen oder andere Gepäckstücke gibt? Dort ist alles Mögliche gelagert. Das habe ich gesehen, als ich für Mr Blake Dinge dort hinaufgetragen habe.«

»Eine sehr vernünftige Idee, junger Mann. Wir gehen sofort hin.«

Als sie die Wohnräume betraten, kam Harry aus dem Hinterzimmer des Ladens, um zu sehen, was sie machten. »Ach, du bist es!«

Zachary war sich sicher, dass er sie hatte kommen sehen und bloß neugierig war, aber er sagte nichts.

»Machen Sie weiter mit Ihrer Arbeit, Prebble«, sagte Mr Dawson in einem scharfen Ton, der zeigte, dass er Harry auch nicht mochte. »Das hier ist nicht Ihre Angelegenheit.«

Als Mr Dawson sich abwandte, warf ihm Harry einen finsteren Blick zu, aber als er bemerkte, wie Zachary ihn ansah, ging er zurück in den Laden. Sein Blick war jedoch so feindselig gewesen, dass Zachary sich Sorgen machte. Harry hatte den Ruf, es denjenigen heimzuzahlen, die ihn verärgerten. Aber einem Mann wie Mr Dawson würde er doch nicht viel antun können, oder?

Auf dem Dachboden war es sehr dunkel, und hier oben gab es keine Gaslampe, also rannte Zachary wieder hinunter, um das Dienstmädchen nach einer zu fragen. »Wie geht es Ihnen, Dot?«

Sie lächelte ihn an. »Es ist sehr ruhig in letzter Zeit. Ich bin so froh, dass Mr Featherworth mich hierbleiben lässt. Bitte schön. Das ist eine gute, helle Lampe.«

»Dann werde ich sie mal anzünden.«

Sie blieb noch eine Weile bei ihm, um zu plaudern. »Mrs Raineys Cousine wird bald hier einziehen. Miss Blair war krank, aber jetzt geht es ihr schon viel besser. Sie war zu Besuch und scheint eine sehr nette Frau zu sein. Ich freue mich darauf, Gesellschaft zu haben.« Sie senkte die Stimme und blickte über ihre Schulter. »Abgesehen von ihm.«

»Harry?«

Sie nickte. »Ständig kommt er rein und behauptet, er müsse überprüfen, ob ich meine Arbeit richtig machte. Und manchmal sitzt er nach der Arbeit oben im Wohnzimmer. Niemand hat mir gesagt, dass ich vor ihm Rechenschaft ablegen muss.«

Erstaunt über das, was sie ihm erzählt hatte, nahm Zachary die Lampe mit auf den Dachboden, und mit ihrer Hilfe fanden sie bald, was sie suchten. »Da!« Er schob einige Kisten beiseite. »Eine Truhe. Sie ist etwas ramponiert, aber das stört mich nicht.« Er öffnete und schloss sie und fand alle Scharniere und Schlösser in gutem Zustand. »Die benutze ich gern und spare etwas Geld.«

Mr Dawson nickte und machte sich weiter auf die Suche. Schließlich fand er einen großen Koffer aus abgewetztem Leder unter einem alten Teppich.

Zachary zögerte und fragte sich, ob er sich einmischen sollte, doch dann entschied er, dass das arme Hausmädchen Hilfe brauchte. »Dot hat erzählt, dass Harry sie ständig kontrolliert, und manchmal sitzt er nach der Arbeit in der Wohnung des Besitzers.«

Mr Dawson sah ihn überrascht an. »Was mit dem Dienstmädchen oder in den Wohnräumen passiert, geht ihn nichts an, überhaupt nichts. Ich werde mit Mr Featherworth darüber sprechen. Niemand braucht zu erfahren, dass Sie es mir gesagt haben. Sie werden nach Ihrer Rückkehr wieder mit Prebble zusammenarbeiten müssen, und wir wollen doch nicht unnötig Zwietracht zwischen Ihnen säen. Eine Verwandte des Methodistenpastors soll bald in die Wohnung einziehen, unter anderem, weil ich Prebble nicht traue. Er hat sich ein paar Freiheiten herausgenommen, seit Mr Featherworth ihn zum Geschäftsführer gemacht hat. Miss Blair wird sich um alles kümmern und für uns eine komplette Bestandsaufnahme der Einrichtung durchführen. Es bringt nur Ärger, wenn man einen Ort mit so vielen wertvollen Dingen unbeaufsichtigt lässt, besonders in schweren Zeiten wie diesen.«

Wieder kam Harry heraus und sah missmutig dabei zu, wie Zachary und der Laufbursche die Truhe und den Koffer die Treppe hinunter- und zu einem Handkarren trugen.

»Haben Sie nichts zu tun, junger Mann?«, fragte Mr Dawson scharf. »Das ist schon das zweite Mal heute, dass Sie Ihre Pflichten vernachlässigen.«

»Ich dachte, Sie bräuchten vielleicht Hilfe.«

»Nein, brauchen wir nicht.«

Mit finsterer Miene ging Harry zurück in den Laden.

»Sitzt in der Wohnung herum, also wirklich!«, murmelte Mr Dawson, als sie auf dem Rückweg waren. »Nun, das wird aufhören.«

Zachary hatte sich schon gefragt, warum sie es für nötig hielten, die Wohnung zu bewachen. Mr Featherworth war ein freundlicher Mann, aber sein Mitarbeiter wirkte noch patenter. Zachary glaubte jedoch nicht, dass sie sich Sorgen wegen der Finanzen zu machen brauchten. In all den Jahren, die sie zusammengearbeitet hatten, war Harry Prebble nie etwas anderes als ehrlich und fleißig gewesen.

Trotzdem mochte Zachary ihn nicht, wie er sich eingestehen musste – er hatte ihn schon als Kind nicht gemocht, und als Mann vertraute er ihm noch weniger. Er hatte nie verstanden, warum.

Am nächsten Tag unterwies keine Geringere als Mrs Featherworth Zacharys Mutter darin, wie sie den neuen Besitz ihres Sohnes für die lange Reise einpacken sollte. Man brauchte zwei zusätzliche Garnituren an Kleidung und Unterwäsche, weil es nicht nur schwierig war, Kleidung im Meerwasser zu waschen, für so viele Menschen war es geradezu unmöglich. Einmal im Monat wurden die Reisetruhen aus dem Laderaum nach oben gebracht, damit die Passagiere ihre Kleidung wechseln konnten, denn die Reise würde ungefähr hundert Tage dauern. Das musste man sich mal vorstellen! Was für eine große Entfernung er zurücklegen würde.

Jeden Abend ging er zum Abendessen zur Familie des Anwalts. Beim ersten Mal war er so nervös, dass er befürchtete, er würde keinen Bissen hinunterbringen. Aber seine Gastgeberin war eine mütterliche Frau, die er schon ein paar Mal im Laden bedient hatte, und es war unmöglich, vor jemandem mit einem so warmen Lächeln Angst zu haben.

»Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich Ihnen dabei helfe, Ihre Tischmanieren zu verbessern, Zachary, mein Lieber?«, fragte sie freundlich, nahm seinen Arm und führte ihn ins Speisezimmer, während Mr Featherworth und seine beiden Töchter ihnen folgten.

»Ich bin für jede Hilfe dankbar, Mrs Featherworth.« Er bemühte sich, nicht allzu offensichtlich zu gaffen, aber er war erstaunt, dass sie ein so großes Esszimmer hatten.

Als alle ihren Platz eingenommen hatten, deutete sie auf das Besteck vor sich und sagte leise: »Der Trick ist, mit den jeweils äußersten Teilen zu beiden Seiten des Tellers zu beginnen.«

Während Mr Featherworth das Tischgebet sprach, starrte Zachary auf die beängstigende Ansammlung von Besteck. So viel für eine einzige Mahlzeit! Wie viel würden sie denn essen?

Kaum war das Tischgebet beendet, trug ein Dienstmädchen eine Suppenterrine herein, die sie vor ihrer Herrin abstellte. Mrs Featherworth schöpfte den Inhalt in Suppenteller, und das Dienstmädchen reichte sie herum, dann verschwand es wieder. Alle warteten mit dem Essen, und niemand fing an, bevor die Hausherrin es tat.

Zachary nahm den großen Löffel ganz rechts, so wie die anderen, und beobachtete, wie sie ihn benutzten, bevor er selbst anfing zu löffeln, eine braune Suppe mit viel Fleisch, zu der knusprige Brötchen serviert wurden.

Es schmeckte köstlich, und ausnahmsweise hatte er einmal mehr als genug zu essen. Er wünschte nur, er könnte etwas von seiner Portion mit nach Hause nehmen, damit seine Mutter und seine Schwester ebenfalls probieren könnten.

Nach den vier Gängen gingen sie hinüber in den Salon. Mrs Featherworth klopfte neben sich auf das Sofa, und Zachary setzte sich, da er bereits Vertrauen zu ihr gefasst hatte.

»Es gibt noch mehr, was meine Töchter und ich Ihnen beibringen können, zum Beispiel, über welche Themen Sie mit Damen reden können oder wie Sie einer Frau den Arm anbieten.«

Die beiden jungen Mädchen, die in der Nähe saßen, nickten und lächelten ihn an. Nette Mädchen, so schien es, ungefähr im gleichen Alter wie seine Schwester. Er wünschte, Hallie hätte auch so schöne Kleider wie die beiden, denn sie war genauso hübsch.

»Lesen Sie gern?«, fragte Mrs Featherworth.

»Ich liebe es. Jedenfalls wenn ich Zeit dafür habe.«

»Gut. Wir haben hier ein paar Bücher für Sie, mit denen Sie sich auf Ihrer Reise die Zeit vertreiben können. Ich hoffe, sie gefallen Ihnen.«

Die ältere Tochter stand auf und holte hinter ihrem Stuhl einen Stapel von etwa einem Dutzend Büchern hervor. Sie wurden mit einem Lederriemen zusammengehalten, der oben sogar einen Tragegriff hatte.

Er blickte sie entzückt an: Eine Geschichte aus zwei Städten von Dickens, Westward Ho! von Kingsley, ein Gedichtband. In seinem arbeitsreichen Leben hatte er wenig Zeit zum Lesen, da der Laden bis in den späten Abend geöffnet hatte. »Ich danke Ihnen vielmals.«

»Wir haben auch ein Tagebuch für Sie«, sagte die jüngere Tochter. »Mama war der Meinung, Sie würden sich bestimmt an Ihr großes Abenteuer erinnern wollen. Hier können Sie aufschreiben, was jeden Tag passiert. Ich wünschte, ich könnte auch nach Australien reisen. Es klingt so aufregend.«

Mr Featherworth sagte wenig, sondern überließ seinen Frauen einen Großteil des Redens, während er ihnen mit einem liebevollen Lächeln zusah.

Die ältere Tochter nahm eine hübsche Holzkiste von einem Beistelltisch, brachte sie herüber und stellte sie auf dem Sofa zwischen Zachary und seiner Gastgeberin ab.

»Das ist ein altes Reiseschreibpult, das meinem Onkel gehört hat«, erklärte Mrs Featherworth. »Es lag auf dem Dachboden und wurde nicht mehr benutzt, also dachten wir, es könnte Ihnen gefallen. Wir haben es mit Briefpapier und Umschlägen, Schreibfedern und Tintenpulver ausgestattet, damit Sie bei Bedarf mehr Tinte anrühren können.«

Er klappte den Deckel auf, und die Kiste wurde zu einer schrägen Schreibfläche, das Innere mit dunkelrotem Leder ausgekleidet und an den Rändern mit einem goldgeprägten Muster versehen. An der Vorderseite befanden sich Vertiefungen für Federhalter, Tintenfässchen und Sandfläschchen, obwohl man heutzutage natürlich zum Trocknen der Tinte keinen Sand mehr verwendete, sondern Löschpapier. »Vielen Dank. Ich werde gut darauf aufpassen.«

»Bitte behalten Sie es anschließend als Erinnerung an Ihr Abenteuer.«

Er schluckte schwer und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass ihn diese unerwartete Großzügigkeit fast zu Tränen rührte. Eben war er noch ein junger Mann gewesen, der Schwierigkeiten hatte, sich anständig zu kleiden und für seine Mutter und Schwester zu sorgen, und nun wurde er plötzlich mit Besitztümern überhäuft. Er würde den Anwalt nicht enttäuschen, schwor er sich, was auch immer geschehen würde.

Seine Gastgeberin tätschelte ihm mütterlich die Hand. »Wenn Sie noch etwas anderes haben, um sich die Zeit zu vertreiben, nehmen Sie es mit. Die Reise wird viele Wochen dauern.«

Zeichenmaterial, dachte er. Als Kind habe ich so gern gezeichnet. Ich kann mir doch sicher ein paar Bögen gewöhnliches Papier und ein paar Bleistifte leisten? Und ein Radiergummi. Er lächelte, als ihm einer seiner älteren Onkel in den Sinn kam, der ebenfalls gern zeichnete und der die Radiergummis immer »Bleifresser« nannte.

Mit den Büchern und dem Reiseschreibpult unter dem Arm ging Zachary nach Hause. Ihm schwirrte der Kopf von all den Informationen. Er war erstaunt, wie angenehm der Abend verlaufen war, wenn man bedachte, wie nervös er anfangs gewesen war. Aber die Töchter des Anwalts waren nette Mädchen, trotz ihrer schönen Kleider, und eine freundlichere Dame als Mrs Featherworth gab es nirgendwo, also hatte er schon bald seine Angst abgelegt, er könnte sie enttäuschen.

Es war kalt und regnerisch, ihn fröstelte, nachdem er aus einem so gut beheizten Haus kam. Es war schwer zu glauben, dass er in ein Land reisen sollte, wo es im Sommer heißer war, als es in Lancashire jemals wurde, und wo es im Winter niemals schneite. Er konnte sich nicht einmal vorstellen, wie sich das anfühlen würde.

Als er nach Hause kam, warteten seine Mutter und seine Schwester schon auf ihn, begierig zu hören, wie der Abend verlaufen war.

Hallie stürzte sich auf die Bücher, während seine Mutter das Reiseschreibpult bestaunte, die Finger über das glänzende Holz wandern ließ und jedes Fläschchen und jedes Fach untersuchte.

»Oh, du bist so ein Glückspilz«, seufzte Hallie. »Was gäbe ich dafür, so viele Bücher zu haben. Alles, was mich in der Leihbücherei interessiert, habe ich schon längst ausgelesen.«

»Such dir eins aus, und lies es, während ich weg bin. Es soll dich an mich erinnern.«

»Bist du sicher?«

»Ja, natürlich.« Er umarmte sie und war überrascht, wie groß seine kleine Schwester in letzter Zeit geworden war.

Sie entschied sich für Mary Barton und strich mit den Fingern liebevoll über den geprägten Ledereinband des Romans. »Dann nehme ich das hier. Vielen Dank, Zachary.«

Er lächelte nachsichtig. »Ich weiß, wie sehr du deine Geschichten über Romantik und Abenteuer liebst.«

»Manchmal ist es schön zu träumen.« Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. »Ich träume jetzt von dir. Vielleicht verliebst du dich, während du unterwegs bist, triffst auf dem Schiff ein wunderbares Mädchen, oder … Nein, noch besser: Verliebe dich in eine der Blake-Schwestern, dann gehört der Laden zum Teil dir. Das würde all unsere Probleme lösen.«

Das gefiel ihm nicht, und er löste sich von ihr. »Sei nicht albern! Mr Featherworth vertraut mir. Ich soll sie sicher zurückbringen und nicht ausnutzen.«

»Verlieben ist nicht ausnutzen, Zachary.«

»In diesem Falle wäre es das.«

Sie stieß ihn mit der Schulter an. »Ach, du! Manchmal bist du einfach viel zu edelmütig. Und wenn du dir einmal etwas in den Kopf gesetzt hast, kann dich niemand mehr davon abbringen. Warum kannst du nicht einfach träumen und den Dingen ihren Lauf lassen?«

Weil ich nie die Freiheit hatte, um zu träumen, dachte er verbittert und verkniff sich eine zornige Bemerkung. Von klein auf hatte er die Verantwortung für seine Familie übernommen. Nicht, dass es ihm etwas ausgemacht hätte, natürlich nicht. Und obwohl sie nicht immer einer Meinung waren, wie es unter Geschwistern üblich ist, liebte er Hallie sehr und wollte nicht mit ihr streiten, so kurz bevor er abreiste.

»Beruhigt euch, ihr zwei«, sagte seine Mutter und gab ihrer Tochter einen flüchtigen Kuss, dann ihrem Sohn. Sie blieb neben Zachary stehen und flehte: »Lass dir das alles nicht zu Kopf steigen, mein Junge. Es ist zwar ein großes Abenteuer, aber du wirst trotzdem zurückkommen und bei Blake arbeiten müssen.«

»Wenn Harry Prebble der Geschäftsführer bleibt, suche ich mir eine andere Arbeit.« Als er ihren besorgten Gesichtsausdruck bemerkte, wünschte er, er hätte ihr das nicht erzählt. »Keine Sorge. Ich werde nichts überstürzen.«

»Nein. Das tust du nie. Ich wünschte, manchmal tätest du es. Wir haben dich davon abgehalten, ein junger Mann zu sein, nicht wahr?« Sie fing an, die Kerzen anzuzünden, um nach oben ins Bett zu gehen, und schüttelte traurig den Kopf. »Was Harry angeht, ihr zwei seid schon in der Schule nicht gut miteinander ausgekommen. Ständig habt ihr miteinander gerangelt, bis du so viel größer geworden bist als er, und so wie es aussieht, ist es seitdem nicht besser geworden. Es ist nicht gut, sich Feinde zu machen, Zachary.«

»Manchmal kommen die Feinde ganz von allein, Mum, ob wir wollen oder nicht.«

»Nun, dann achte darauf, dass du dich wenigstens anständig verhältst, ganz egal, was er tut. Ein Mann sollte nichts tun, worauf er nicht stolz sein kann, ob arm oder reich. Und das gilt auch da draußen in der Welt. Mach mich immer stolz, mein Sohn.«

»Das werde ich.« Er überprüfte, ob die Haustür und die Hintertür verschlossen waren, löschte die Paraffinlampe in der Küche und machte sich im flackernden Licht seiner Kerze auf den Weg ins Bett.

Zachary wusste, was er auch sagte oder tat, Harry Prebble würde ihm gegenüber immer misstrauisch bleiben und sich weiterhin kleinlich verhalten, solange er das Sagen hatte. Man musste sich gegen einen Tyrannen zur Wehr setzen, sonst wurde er immer schlimmer. Diese Lektion hatte Zachary schon als kleiner Junge gelernt, und sie galt auch für erwachsene Männer. Aber manchmal war die Welt nicht gerecht, und manchmal hatten Tyrannen mehr Macht als man selbst, also konnte man sie nicht herausfordern, sondern ihnen nur aus dem Weg gehen.

Nein, er würde sich definitiv nach einer anderen Arbeit umsehen. Und wenn er seine Aufgabe gut meisterte, würde Mr Featherworth ihm sicher ein gutes Empfehlungsschreiben ausstellen.

Kapitel 2

Pandora erwachte zum Kreischen der Papageien in den Bäumen hinter dem Haus, und es dauerte eine Minute, bis ihr wieder einfiel, dass sie sich auf der Farm der Southerhams befand. Das Anwesen wurde Westview genannt, weil es nach Westen ausgerichtet war. Fast jeden Abend erstrahlte der Himmel im herrlichsten Abendrot, das alle bewunderten. Aber Pandora konnte nur daran denken, dass in dieser Richtung England lag, weit im Nordwesten, jenseits des Sonnenuntergangs.

Die Farm lag sehr abgelegen, eine lange Tagesreise mit der Kutsche südlich von Perth, in den Ausläufern der Darling Range. In Sichtweite gab es keine weiteren Ansiedlungen, und selbst ihre Dienstherren lebten in nichts weiter als einer winzigen Holzhütte. Die beiden Dienstmädchen schliefen in einer Ecke des großen Lagerzeltes, in dem die Möbel verstaut waren. Reece war inzwischen bei ihrem Nachbarn eingezogen. Kevin lebte nur ein paar Minuten Fußmarsch entfernt, wenn man die Abkürzung durch den Busch nahm.

Cassandra schlief noch, warum sie bei dem Lärm der Papageien nicht aufwachte, war ihrer Schwester ein Rätsel.

Es war schon so früh am Morgen schrecklich warm, und obwohl sie nur unter einem Laken statt einer Decke schliefen, hatte Pandora auch das in der Nacht weggeschoben.

Weihnachten war noch nicht lange her, und was für ein seltsames, sonniges Fest es gewesen war! Die Hitze dauerte auch Anfang Januar noch an, Tag für Tag. Die meisten Menschen hatten sonnengebräunte Gesichter, aber Pandoras Haut wurde nicht braun, sondern rötete sich lediglich in der Hitze, was ihr zu schaffen machte.

Sie lächelte, als ihr die schönste Weihnachtserinnerung in den Sinn kam: Wie ihre Schwester neben Reece gesessen und seine Hand gehalten hatte. Sie hatte gehofft, dass es sie wieder zusammenbringen würde, wenn sie einander nahe wären, und so war es auch. Sie selbst war daran nicht ganz unschuldig, denn sie hatte Reece dabei geholfen, Cassandra allein abzupassen, damit er ihr erklären konnte, wie er sich bei ihrer Neuigkeit gefühlt hatte und warum genau er gegangen war. Dann hatte er noch einmal um ihre Hand angehalten, und was immer er ihr erzählt hatte, offensichtlich war es ihm gelungen, ihre Schwester zu überzeugen, denn diesmal hatte Cassandra Ja gesagt. Sie sagte, sie sei sich nun sicher, dass er ihr Baby lieben werde, auch wenn es nicht seins sei.

Doch wenn sie erst verheiratet wären, würde Pandora hier ganz allein sein und für die Southerhams arbeiten, und sie wusste nicht, wie sie das ohne die Gesellschaft und Unterstützung ihrer Lieblingsschwester schaffen sollte. Auch wenn sie Cassandra regelmäßig träfe, wäre es einfach nicht dasselbe. Ihr ganzes Leben lang hatten sie glücklich zusammengelebt, bis sie England hatten verlassen müssen. Wäre Pandoras Verlobter nicht an einer Lungenentzündung gestorben, hätten sie und Bill ein Haus ganz in der Nähe ihrer Familie gemietet. Aber wer wusste nun schon, wohin es sie alle verschlagen würde?

Sie schlüpfte aus dem Bett und schlich in den Teil des großen Lagerzeltes, wo eine Waschschüssel stand. Danach fühlte sie sich erfrischt, zog sich an und ging aus dem Zelt, um die einfache Latrine zu benutzen und den Wascheimer für Cassandra mit frischem Wasser aus dem Brunnen aufzufüllen.

In dem neuen eisernen Ofen, den sie aus Perth mitgebracht hatten, war noch etwas Leben in der Glut. Reece hatte ihn in einigem Abstand von der Hütte unter einem Holzdach aufgebaut, um ihn vor Wind und Regen zu schützen. Sie heizten ihn mit Holz statt Kohle, mit von den Bäumen gefallenen Ästen, die sie im nahegelegenen Busch sammelten.

Es war seltsam, unter freiem Himmel zu kochen. Mr Southerham hatte eine Küche an einem Ende ihrer Hütte anbauen wollen, aber Reece hatte darauf beharrt, dass man das hierzulande nicht tat, weil es im Sommer zu heiß darin würde, und wegen der Brandgefahr.

Mr Southerham hatte nachgegeben, wie üblich. Er kümmerte sich mehr um seine Pferde als um das Wohlergehen seiner Frau und war alles andere als praktisch veranlagt. Die beiden planten offenbar nicht, ihrem Dienstmädchen eine angemessene Unterkunft zur Verfügung zu stellen. Erwarteten sie von Pandora, mitten im Winter in einem Zelt zu schlafen? Auch wenn es hier nicht schneite oder fror, der Nachbar hatte erzählt, dass es in den kühleren Monaten heftig regnete und sehr windig sein konnte. Was, wenn das Zelt undicht war oder wegflog?

In Gedanken versunken brachte sie den Ofen wieder in Gang und füllte ihn mit getrockneten Eukalyptusblättern, die gut brannten, weil sie Öl enthielten, dann mit Zweigen und größeren Holzstücken. Nachdem sie den großen Kessel aufgesetzt hatte, holte sie noch einen Eimer Wasser aus dem Brunnen. Das war nicht gerade ihre Lieblingsbeschäftigung. Was gäbe sie nur für einen Wasserhahn, wie zu Hause! Hier musste man das Trinkwasser durch Musselinstoff filtern.

Kurz bevor sie beim Brunnen ankam, blieb sie stehen, um ein Känguru zu beobachten. Es hockte am Buschrand hinter dem Haus und kratzte sich mit seinen kurzen Vorderbeinen an der Brust, während sein Junges um es herumhüpfte. Es sah so aus, als würden sie eine wohlverdiente Pause einlegen. Es war das kleinste Jungtier, das Pandora je gesehen hatte. Sie lächelte, als sie es beobachtete.

Dann erschreckte etwas das kleine Wesen, und es tauchte kopfüber in den Beutel seiner Mutter und verschwand mit zappelnden Beinchen. Erst als das große Känguru weggesprungen war, bewegte Pandora sich wieder. Was für seltsame Tiere. Sie hatte Spaß daran, sie und all die anderen fremdartigen Vögel und Tiere zu beobachten.

Wäre das hier nur ein Besuch und sie könnte danach nach Lancashire zurückkehren, würde sie ihren Aufenthalt genießen. Es gab hier so wenig. Es war einfach ein riesiges, dünn besiedeltes Land. Perth, die Hauptstadt der Kolonie, hatte ungefähr genauso viele Einwohner wie Outham: etwa dreitausend.

Schon jetzt brannte die Sonne glühend heiß auf sie hinunter. Sie vermisste die sanftere, feuchtere Luft von Lancashire, die leuchtenden Farben des Herbstlaubs, die hübschen Vögelchen, den Klang der Stimmen von Outham, einfach alles. Mit dem Handrücken wischte sie sich eine Träne vom Gesicht und rief sich in Erinnerung, sich nicht mit Dingen zu beschäftigen, die sich nicht ändern ließen, und ihre Gefühle für sich zu behalten, damit ihre Schwestern sich keine Sorgen machten.

In Outham packte Alice Blair ihre Truhe und lächelte ihre Cousine an, die ihr half. »Ich kann nicht glauben, dass ich es weiterhin ruhig angehen lassen kann, Phoebe. Ich kann dir nicht genug dafür danken, dass ich mich um die Wohnung kümmern darf, bis die Erbinnen zurückkommen.«

»Kommst du allein zurecht?«

»Ich bin ja nicht allein. Das Dienstmädchen ist auch da. Dot scheint mir sehr nett zu sein.«

»Das ist sie. Und wir beide werden uns regelmäßig sehen.«

»Du sollst dir meinetwegen keine Umstände machen. Du hast deine eigenen Pflichten als Pastorengattin.« Alice drückte ihrer Cousine kurz die Hand. »Ich bin sicher, ich werde in Outham schon bald Freundinnen finden.« Alte Jungfern wie sie selbst, aber das war sie gewohnt. Eine fast vierzig Jahre alte Gouvernante bekam nur selten die Gelegenheit, sich mit verheirateten Frauen anzufreunden, die sich ihre Geheimnisse zu erzählen hatten.

»Wir werden sehen.«

»Ich meine es ernst, Phoebe. Es geht mir schon viel besser, du kannst aufhören, dir Sorgen um mich zu machen.«

»Ich wünschte, du könntest hier in Outham Geld verdienen oder würdest Geralds Angebot annehmen, dauerhaft bei uns zu wohnen.«

»Darüber haben wir doch schon gesprochen. Solange ich arbeiten kann, werde ich dir nicht zur Last fallen.«

»Aber du bist nicht einmal gern Gouvernante.«

»Das habe ich nicht gesagt!«

Phoebe lächelte. »Natürlich nicht. Du bist keine, die sich beschwert. Aber wenn du glaubst, ich hätte es nicht gemerkt …«

Alice seufzte. »Ich konnte dir noch nie etwas vormachen. Das Unterrichten gefällt mir, aber wie meine Arbeitgeber mich behandeln, gefällt mir nicht. Ich gehöre nicht zu ihnen, aber zur Dienerschaft gehöre ich auch nicht. Es ist ein einsames Leben.« Sie klappte den Deckel zu und schloss die Truhe ab. »Nun hol die Burschen her, die schon so geduldig warten, und lass sie meine Sachen in den Laden bringen. Ich werde euch bei der Suppenküche und dem Lesekurs unterstützen, sobald ich mich eingelebt habe. Es ist sehr traurig, wie viele Menschen arbeitslos sind. Geht dieser Krieg in Amerika denn nie vorbei?«

»Wir freuen uns über deine Hilfe, aber erst, nachdem du in der Wohnung alles durchgesehen und für Mr Featherworth die Inventarliste erstellt hast. Das geht vor.«

»Natürlich.«

Als sie in den Laden kamen, erwartete Dot sie in der Küche im Erdgeschoss, die Hände vor ihrer makellosen Schürze gefaltet. Sie führte sie in den großzügigen Wohnbereich über dem Laden. Alles sah sauber und gepflegt aus, was für sie sprach.

Schließlich verabschiedete sich Phoebe, und Alice gestattete sich einen kleinen Seufzer der Erleichterung. Sie kam sich ein wenig undankbar vor, aber ihre nur unwesentlich ältere Cousine hatte die Angewohnheit, sich in jedes Detail ihres Lebens einzumischen, sobald sie die Gelegenheit bekam.

»Nun, Dot, kochen Sie uns doch eine Kanne Tee. In ein paar Minuten komme ich zu Ihnen in die Küche, um ihn zu trinken.«

»Möchten Sie nicht, dass ich Ihnen den Tee nach oben bringe, Miss?«

»Nein. Ich komme in die Küche, und Sie können eine Tasse mit mir trinken. Und gibt es Kuchen dazu? Oder vielleicht Kekse?«

»Nein, Miss. Mr Prebble schickt mir Sachen aus dem Laden, aber Kekse waren nicht dabei.«

»Aber es ist doch sicherlich genug Geld dafür da?«

Dot wand sich betreten. »Mr Prebble verwaltet das Geld, Miss. Ich soll Ihnen sagen, er kümmert sich um die Rechnungen und Bestellungen, so wie er es für mich getan hat, und Sie sollen ihm jede Woche sagen, was Sie brauchen. Mir hat er immer reichlich Essen geschickt. Ich hatte kein einziges Mal Hunger.«

Alice runzelte die Stirn. Mr Featherworth hatte ihr gesagt, wie viel Haushaltsgeld sie jede Woche erhalten würde, und es war eine angemessene Summe, aber sie wollte nicht zulassen, dass der junge Mann aus dem Laden ihr vorschrieb, was sie aß. »Was für ein Glück, dass ich meinen Hut noch nicht abgenommen habe. Ich springe eben über die Straße und kaufe beim Bäcker einen Kuchen, bis wir unseren eigenen backen können. Danach gehen wir die Speisekammer durch und entscheiden, was wir sonst noch kaufen müssen.«

Dot sah sie ängstlich an. »Aber Mr Prebble verkauft Dosen mit …«

»Er ist hier nicht mehr verantwortlich, Dot. Das bin ich.«

Als die neue Bewohnerin das Haus verlassen hatte, kam Harry in die Küche. »Wo will sie hin?«

»Zum Bäcker.«

»Haben Sie ihr nicht gesagt, dass ich für das Essen sorge?«

»Doch, aber sie möchte sich lieber selbst darum kümmern.«

»Ach ja?«

Er sah so wütend aus, dass Dot erleichtert war, als die Ladenglocke klingelte und er zurückeilte, um die Kundschaft zu bedienen. Es gefiel ihm nicht, wenn ihm etwas entging, und ständig schrieb er den Leuten vor, was sie tun sollten. Sie hoffte, ihre neue Herrin würde mit ihm fertigwerden, aber sie machte sich keine großen Hoffnungen, denn Prebble war ein gerissener Teufel. Dot bekam eine Menge mit, so eng wie sie mit ihm zusammenarbeitete, wagte es aber nicht, etwas darüber zu sagen.

Miss Blair kam nach ein paar Minuten zurück, gerade als Dot sich zu sorgen anfing, dass der Tee, den sie aufgebrüht hatte, kalt und bitter werden könnte.

»Bitte schön. Ich liebe einen guten Obstkuchen. Bringen Sie den Tee her, und setzen Sie sich.«

»Es ist nicht richtig, Miss, dass ich mich zu Ihnen setze.«

»Doch, wenn ich es Ihnen sage. Ich möchte mit Ihnen reden und bin sicher, Sie können eine Pause gebrauchen.«

»Normalerweise mache ich erst um 13 Uhr Pause, wenn ich zu Mittag esse, Miss. Mr Prebble sagt, vorher sei das nicht nötig.« Ein paar Mal hatte er ihr aufgetragen, im Laden Waren abzupacken, als sie früher als sonst mit ihrer Arbeit fertig gewesen war. Es machte ihr nichts aus, weil sie gern beschäftigt war, aber es gefiel ihr nicht, wie nah er ihr kam, während sie arbeitete.

»Nun, heute sitzen wir hier zusammen, weil wir uns überlegen müssen, wie wir weitermachen. Und ab heute legen Sie vor mir Rechenschaft ab, nicht vor Prebble. Bitte denken Sie daran.«

Dot betrachtete das freundliche Gesicht ihres Gegenübers, ihr warmes Lächeln und ihren schlanken Körper, und fühlte sich auf einmal ganz ungezwungen. »Vielen Dank, Miss. Ich muss gestehen, eine Tasse Tee könnte ich gut vertragen, und eine kurze Pause auch.«

Sie hoffte bloß, dass Harry sie nicht sah. In dem Flur, der den Laden mit den Wohnräumen verband, gab es keine Tür.

Während die Zeit bis zu Zacharys Abreise nur so dahinflog, versuchte seine Mutter, sich nicht anmerken zu lassen, wie traurig sie darüber war, dass er so weit weg gehen würde. Er wusste, dass sie heimlich weinte und sich Sorgen über die Gefahren einer langen Seereise machte. Aber es war eine so große Chance für ihn, dass sie es vor ihm zu verbergen versuchte.

»Du hast es verdient«, sagte seine Schwester Hallie am letzten Abend. »Du bist einfach der beste Bruder.« Sie drückte ihm einen unbekümmerten Kuss auf die Wange und strich mit den Fingern über das Reiseschreibpult, das zwar alt, aber immer noch ein schönes Stück war. Er hatte es mehrmals auf dem Küchentisch aufgestellt, über die Einlegearbeiten an der Außenseite des Deckels gestrichen und sich an dem Luxus des gut ausgestatteten Inneren erfreut.

Er schüttelte sanft ihren Arm, um ihre volle Aufmerksamkeit zu bekommen. »Du kümmerst dich um unsere Mutter, Hallie, Liebling?«

Sie wandte sich ihm zu. »Das werde ich, das weißt du. Und ich bin mir sicher, es wird uns gut gehen. Wir bekommen jede Woche deinen Lohn und werden uns reich fühlen, wenn du uns nicht die Haare vom Kopf frisst.«