Die Berufung für Hochsensible - Luca Rohleder - E-Book

Die Berufung für Hochsensible E-Book

Luca Rohleder

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Beschreibung

„Die Berufung für Hochsensible“ zählt zu den meistverkauften Büchern über Hochsensibilität. Es war eines der ersten Werke, die zu diesem Thema erschienen sind und hat maßgeblich dazu beigetragen, den Begriff Hochsensibilität im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen. Hochsensible Menschen spüren sehr wohl, dass in ihnen etwas schlummert, das nur darauf wartet zu erwachen. Sie wissen, dass sie über viele Talente verfügen, können diese aber nicht konkret beim Namen nennen. So sind sie selten imstande, aus ihren Stärken Kapital zu schlagen. Vielmehr haben sie oft die Befürchtung, mit den neuen Herausforderungen eines veränderten Arbeitsmarkts nicht mehr Schritt halten zu können. Was bleibt, ist manchmal eine nicht enden wollende und quälende Suche nach dem richtigen Platz in der Berufswelt. Dieser Ratgeber unterstützt Sie bei der Suche nach Ihrer Berufung. Es wird Ihnen Schritt für Schritt Hilfestellung gegeben, wie Sie auch in einer neuen Welt der Unsicherheit, Dynamik und Veränderung berufliche Erfüllung finden können. Luca Rohleder hat dafür ein psychologisches Modell entwickelt, das die Aufteilung des Egos in drei Ichs umfasst. Sie erhöhen damit den Grad Ihrer Selbsterkenntnis, und es wird sich Ihnen vieles offenbaren, was Sie bisher als unerklärlich empfanden. Sie werden erkennen, dass Sie nicht nur über geniale Gaben verfügen, sondern dass diese tatsächlich auf eine ganz bestimmte Berufung abzielen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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HINWEIS DES AUTORS

Dieses Buch ist kein Sachbuch im herkömmlichen Sinne, da Hochsensibilität kein wissenschaftlich anerkanntes Persönlichkeitsmerkmal darstellt.

Der Anspruch, eine wissenschaftliche Abhandlung über dieses Thema verfassen zu wollen, käme daher einem Widerspruch in sich gleich. Dies wird im Übrigen auch in Zukunft wahrscheinlich nicht möglich sein, da in allen wissenschaftlichen Aufsätzen oder Studien zum Thema Hochsensibilität das Problem der Selbstdiagnose bzw. Eigenzuschreibung von Studienprobanden oder Befragten nicht gelöst werden kann.

Daher wird in diesem Werk unter anderem ein psychologisches Komplementärmodell zur Erklärung der Hochsensibilität vorgestellt. Weiterhin beruhen weite Teile des Inhalts auf empirisch belegten Punkten sowie auf der Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge intuitiv erfassen zu können.

Zum Schluss soll noch darauf hingewiesen werden, dass dieser Ratgeber keine Anleitung zur Selbsttherapie darstellt. Bestehen psychische Einschränkungen, wird die Inanspruchnahme von fachärztlicher Hilfe empfohlen.

Sollte dieses Buch Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Dieses E-Book ist auch in einer englischsprachigen Fassung erhältlich:

THE VOCATIONAL CALLING FOR HIGHLY SENSITIVE PERSONS

The Fine Line Between Brilliance and Burnout

ISBN 9783982303222 (Print), ISBN 9783982303239(E-Book)

– – –

www.dielus.com

www.facebook.com/dielusedition

www.instagram.com/dielusedition

Die Berufung für Hochsensible, Luca Rohleder

E-Book-Ausgabe © 2025, 7. Auflage

dielus edition, Bosestraße 5, 04109 Leipzig, [email protected], Impressum siehe auch: www.dielus.com

Alle Rechte vorbehalten.

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Dadurch begründete Rechte, insbesondere der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Vervielfältigungen des Werkes oder von Teilen des Werkes sind auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie sind grundsätzlich vergütungspflichtig

Einbandgestaltung                  

dielus edition

Bild Inhalt und Umschlag

©iStock.com/janulla

Buchsatz

dielus edition

ISBN

9783819408397

Made and printed in Germany

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über https://portal.dnb.de.

„Loslassen ist der Mut,das Morgen an sein Schicksal zu verschenken“

Luca Rohleder

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1 Warum bin ich so?

1.1 Neugeborenen-Ich

1.2 Höheres-Ich

1.3 Erwachsenen-Ich

1.4 Fazit

2 Was schlummert in mir?

2.1 Wissen

2.2 Unabhängigkeit

2.3 Schöpfungskraft

2.4 Fazit

3 Was muss ich loslassen?

3.1 Ruhepausen

3.2 Außenreize

3.3 Mainstream

3.4 Einkommen

3.5 Arbeitseinstellung

3.6 Selbstbezogenheit

3.7 Selbstdarstellung

3.8 Belastungen

3.9 Fazit

4 Wann habe ich Arbeitsspaß?

4.1 Reaktionen

4.2 Selbstachtung

4.3 Abwechslung

4.4 Verstehen

4.5 Fazit

5 Wie finde ich meine Berufung?

5.1 Die vergeistigte Phase

5.2 Die überlastende Phase

5.3 Die lebensverneinende Phase

5.4 Die erwachende Phase

5.5 Die erlösende Phase

Vorwort

Falls Sie die aktuelle bzw. überarbeitete Auflage in Händen halten (siehe Impressum), entspricht dieses Buch dem aktuellen Stand der Dinge. Der Inhalt wurde von mir über viele Jahre hinweg regelmäßig überarbeitet und immer wieder an aktuelle Gegebenheiten angepasst.

Ursprünglich war dieser Ratgeber in seiner allerersten Fassung eines der ersten Bücher, die im deutschsprachigen Raum zum Thema Hochsensibilität erschienen sind. Die Idee, respektive das Manuskript dazu, entstand Anfang der 2010er Jahre.

Damals beschäftigten sich nur eine Handvoll Buchautoren (z. B. Georg Parlow, Sylvia Harke, Rolf Sellin, Susan Marletta-Hart) mit diesem Thema. Anlass dafür war das Standardwerk The Highly Sensitive Person der US-amerikanischen Psychologin Elaine Aron. Durch diesen Bestseller, der schließlich Mitte der 2000er Jahre auch als deutschsprachige Fassung erschien, wurde der Begriff Hochsensibilität nicht nur aus der Taufe gehoben, sondern auch ausreichend definiert. Mein Werk Die Berufung für Hochsensible, das Sie gerade in Händen halten, folgt daher Elaine Arons Urdefinition von Hochsensibilität.

Dies ist im Übrigen auch der Hintergrund, warum Sie in meinem Werk nur wenige Quellenangaben finden werden. Es gab zum damaligen Zeitpunkt praktisch nur eine einzige Quelle – Elaine Aron. Man könnte auch sagen, dass die Experten der ersten Stunde sowie meine Wenigkeit die Pionierarbeit für den deutschsprachigen Raum geleistet haben und mit ihren einschlägigen Büchern Standardwerke geschaffen haben, auf die alle nachfolgenden Publikationen über Hochsensibilität – bis heute – letztendlich aufbauen.

Schnell tauchte damals auch ein weiterer Begriff auf: Die Hochsensible Person. Er beruhte auf der etwas ungeschickten Übersetzung des besagten Bestsellertitels The Highly Sensitive Person. Da die deutsche Bezeichnung die gleichen Kürzel ergaben wie die englische, hat sich schließlich die Abkürzung HSP etabliert. Auch ich werde in diesem Buch für die hochsensible Zielgruppe den Begriff HSP vermehrt verwenden.

Unabhängig davon möchte ich mich an dieser Stelle bei der großen Schar von Leserinnen und Lesern herzlich bedanken. Nur ihnen habe ich zu verdanken, dass dieses Buch mittlerweile eine sechsstellige Gesamtauflage erreichen durfte und auch in einer englischsprachigen Fassung erhältlich ist. So konnten nicht nur die Belange von Hochsensiblen bereits frühzeitig einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht, sondern in der Folge auch viele andere Experten inspiriert werden, sich mehr mit dem Thema zu beschäftigen.

Vielleicht stellen Sie sich die Frage, ob Sie überhaupt hochsensibel sind. Ich verspreche Ihnen, diese Frage werden Sie definitiv beantworten können, nachdem Sie dieses Buch gelesen haben. Auf jeden Fall hat dieses Thema etwas mit Ihnen zu tun: Bücher tauchen immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort auf. Zumindest sind Sie mit Hochsensibilität konfrontiert. Wenn nicht am eigenen Leib, dann durch Personen in Ihrem nächsten beruflichen oder privaten Umfeld.

Es sind meist HSP, die sich schwertun, ihr berufliches Leben zu meistern. Der Job ist allerdings der entscheidende Faktor, der unsere gesellschaftliche Integration, unsere Selbstachtung und unseren Tagesrhythmus bestimmt. Unser allgemeines Wohlbefinden wird infolgedessen sehr von unserem Berufsleben beeinflusst. Läuft es dort schlecht, geht es uns ebenso schlecht. Es kann uns sogar um den Schlaf bringen. Dann sind wir 24 Stunden mit dem Thema konfrontiert. Schwingt sich das Ganze zu bedrohlichen Existenzängsten auf, kann das Arbeiten sogar unsere Gesundheit gefährden.

In der Folge suchten mich Menschen also auf, wenn die Probleme schon eine gewisse Größenordnung erreicht hatten. Dies ist durchaus menschlich. Es wird meist erst dann ein Experte hinzugezogen, wenn das Kind praktisch schon in den Brunnen gefallen ist. Dann begegnete ich verzweifelten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, und es kamen schnell die großen existenziellen Themen auf den Tisch.

So hatte ich es meist mit Ratsuchenden zu tun, die sich seelisch in einem kritischen Zustand befanden. Ich wurde somit über viele Jahre hinweg mit der kompletten Bandbreite psychischer Verfassungen konfrontiert. Dies stellte sich oft als schwierige Gratwanderung zwischen berufsspezifischen Empfehlungen und lebensführenden Ratschlägen dar.

Mittlerweile bin ich nicht mehr als Coach und Trainer aktiv tätig. Ich sehe heute meinen Tätigkeitsschwerpunkt eher in der Aufklärungsarbeit. Zudem möchte ich verstärkt jüngere Experten für das Thema Hochsensibilität fördern. Dazu habe ich vor einigen Jahren eines der größten Netzwerke für Hochsensible im deutschsprachigen Raum gegründet.

Nichtsdestotrotz kann ich auf eine über zwanzigjährige Laufbahn zurückblicken. Ich erkannte meist schon an den Bewerbungsunterlagen, ob jemand hochsensibel ist. Dann zeigten sich Umbrüche, Branchenwechsel, Auszeiten, Krankheitsphasen oder gescheiterte Versuche, sich selbstständig zu machen. Es ist ein typisches Anzeichen für Hochsensibilität, permanent auf der Suche zu sein. Manche sind dabei sogar derart verzweifelt, dass sie sich bereits in therapeutischer Behandlung befinden.

Damit es erst gar nicht so weit kommt, habe ich diesen Ratgeber verfasst. Ich möchte Hochsensiblen aufzeigen, dass es durchaus Hoffnung gibt, wenn man sich mehr in die Themenbereiche Persönlichkeitsentwicklung und intuitive Lebensführung einarbeitet. Dabei lege ich meine ganze über fünfundzwanzigjährige Berufserfahrung in die Waagschale. Es wird sich zeigen, dass es einen triftigen Grund gibt, warum Menschen als Hochsensible geboren werden. Betrachtet man das gesamte Leben solcher Menschen, offenbart sich durchaus ein roter Faden, der geradewegs zu einer bestimmten Berufung führt. Man muss ihn nur aufgreifen.

So werde ich Ihnen mit diesem Buch aufzeigen, dass Sie tatsächlich eine Art Lebensaufgabe in sich tragen. Ganz nach Martin Luther: Jeder äußere Beruf eines Menschen beruht auf einer inneren Berufung.

Falls Sie also tatsächlich hochsensibel sind, werden Sie verblüfft sein, wie eindeutig ein ganz bestimmter beruflicher Weg Ihnen vorgegeben ist. Mit diesem Buch möchte ich Ihrer (vielleicht leidvollen) Suche nach dem beruflichen Sinn ein Ende setzen.

Luca Rohleder

(www.hochsensibilitaet-netzwerk.com)

Teil A

Vergangenheit und Gegenwart

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert. (Albert Einstein)

1  Warum bin ich so?

Sicher ist Ihnen schon aufgefallen, dass Sie sich Ihr Leben lang mit dem „Warum“ beschäftigen. „Warum bin ich so?“, „Warum lebe ich in solch einer Welt?“, „Warum finde ich nicht den richtigen Beruf?“, „Warum geht es anderen besser?“, „Warum hat er das jetzt gesagt?“, „Warum ist alles so sinnlos?“, „Warum lügen die alle?“.

Warum, warum, warum …

Was mit Ihnen los ist, möchte ich mit einem psychologischen Erklärungsmodell beantworten. Ein Konzept, das davon ausgeht, dass Ihr Ego aus mehreren Ichs besteht. Es nimmt an, dass eines Ihrer Ichs einem Inneren Kind gleichkommt.

Das Innere Kind gehört ursprünglich zu einer Betrachtungsweise innerer Erlebniswelten, die durch Bücher von John Bradshaw und Erika Chopich/Margaret Paul bekannt wurde. Zudem ist es Bestandteil der Transaktionsanalyse, die von dem US-amerikanischen Psychiater Eric Berne begründet wurde.

Das Innere Kind bezeichnet und symbolisiert Emotionen, Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen aus der eigenen Kindheit. Hierzu gehört das ganze Spektrum intensiver Gefühle wie unbändige Freude, abgrundtiefer Schmerz, Glück und Traurigkeit, Intuition und Neugierde, Gefühle von Verlassenheit, Angst oder Wut. Das Innere Kind umfasst alles innerhalb des Bereiches von Sein, Fühlen und Erleben, welches speziellen Gehirnarealen zugeordnet wird. Es wird dabei modellhaft angenommen, dass das Ego eingeteilt ist in ein beobachtendes, reflektierendes INNERES ERWACHSENEN-ICH und dem erlebenden INNEREN KIND.

Diese zwar etwas populärwissenschaftliche, aber dennoch intelligente Darstellung Ihrer Psyche ist wunderbar geeignet, damit Sie sich besser verstehen können. Es wird Ihre vielen Fragen nach dem Warum beantworten. Jedoch gibt es da einen kleinen Haken: Es passt nicht ganz zu Ihrer spezifischen Situation als hochsensibler Mensch. Ich gehe davon aus, dass nicht zwei, sondern drei Ichs erforderlich sind, um HSP vollständig beschreiben zu können. Ich führe also hiermit einen dritten Teil Ihres Egos ein: das HÖHERE-ICH. Zudem werde ich den Begriff Inneres Kind durch den Ausdruck NEUGEBORENEN-ICH ersetzen. Dadurch soll die Unterscheidung zu Normalsensiblen noch eindeutiger hervorgehoben werden. In der Summe ergibt sich also folgendes DREI-ICH-MODELL:

1. NEUGEBORENEN-ICH (NI)

2. HÖHERES-ICH (HI)

3. ERWACHSENEN-ICH (EI)

Im Laufe dieses Buchs werde ich die Begrifflichkeiten noch klarer herausarbeiten. Ihnen wird einleuchten, dass dieses DREI-ICH-MODELL nahezu perfekt dafür geeignet ist, um alle hochsensiblen Wesenszüge professionell herleiten zu können. Beginnen wir nun mit Ihrem ersten Ich.

1.1 Neugeborenen-Ich

Es wird sich herausstellen, dass Sie kein typisches Inneres Kind in sich tragen. Vielmehr wird es Merkmale aufweisen, die eher einem Neugeborenen zugeschrieben werden. Um dies anschaulich herleiten zu können, beginne ich zunächst mit der Beschreibung der traditionellen Philosophie des Inneren Kindes: Schauen wir uns erst einmal an, welche grundlegenden Bedürfnisse Kinder haben:

○ Kinder möchten spielen, toben und Spaß haben.

○ Kinder möchten lernen und erleben.

○ Kinder möchten sozial eingebunden sein, Freunde finden und geliebt werden.

○ Kinder möchten beschützt und versorgt sein.

In der Regel sind die Kindheit und die Jugend die schönsten Phasen des Lebens. Dennoch werden die meisten Menschen früher oder später gezwungen sein, sich einem Erwachsenenleben zu stellen. Spätestens, wenn die Gründung einer Familie ansteht, sind neue Herausforderungen der Persönlichkeitsentwicklung zu meistern. Mehr und mehr gewinnt das ERWACHSENEN-ICH an Bedeutung. Die Realität klopft praktisch an die Tür. Die Elternpflicht ruft und neue Aufgaben bestimmen nun den Alltag unseres Lebens. Was Menschen als Kind (hoffentlich) erhalten haben, müssen Sie jetzt als Erwachsene Ihren Nachkommen zurückgeben:

○ Erwachsene schaffen für ihre Kinder Spielmöglichkeiten, Abwechslung und freudige Erlebnisse.

○ Erwachsene schicken sie zur Schule, lehren und erziehen sie.

○ Erwachsene geben ihren Kindern Liebe und sorgen für soziale Einbindung.

○ Erwachsene bieten Kindern Struktur, Halt, Schutz sowie räumliche und finanzielle Sicherheit.

Die Aktivitätsrichtung hat sich umgekehrt. An die Stelle des Nehmens tritt nun das Geben. Diese elementaren Entwicklungsprinzipien betreffen praktisch jeden heranwachsenden Menschen. Die kindliche Persönlichkeit wird aber nicht einfach nur durch ein ERWACHSENEN-ICH ausgetauscht, sondern lediglich ergänzt. So bleibt ein Stück Kindlichkeit als Bestandteil eines jeden Erwachsenen immer erhalten. Dies offenbart sich darin, dass auch Erwachsene typische Bedürfnisse von Kindern in sich tragen. Sie werden ab einem bestimmten Lebensalter nur anders bezeichnet:

○ Erwachsene wollen Neues erfahren, Experimente durchführen oder Abenteuer erleben (spielen, Spaß haben).

○ Erwachsene erlernen einen Beruf, bilden sich fort und machen Lebenserfahrungen (lernen und erleben).

○ Erwachsene gehen Freundschaften und Partnerschaften ein oder heiraten (Liebe und soziale Einbindung).

○ Erwachsene schaffen Wohnraum, verdienen Geld und sorgen für finanzielle Reserven (Schutz und Sicherheit).

Das heißt, wenn Sie das Wesen und die Bedürfnisse von Kindern allgemein beschreiben und diese in die Erwachsenensprache übertragen, erhalten Sie gleichzeitig die Definition des Inneren Kindes. Dieses erste Ich Ihres Egos entspricht dann Ihren emotionalen Grundbedürfnissen. Sind Sie bei der Umsetzung dieser Sehnsüchte erfolgreich, erleben Sie positive Gefühle.

Das Innere Kind ist damit zuständig für Glück, Lebensfreude, Selbstachtung, Liebe etc. Läuft aber etwas schief oder einige Ihrer emotionalen Wünsche bleiben unerfüllt, werden Sie leider auch Angst, Trauer, Wut, Enttäuschung etc. erleben müssen. Das Innere Kind repräsentiert die komplette Bandbreite Ihres emotionalen Daseins.

Könnten Sie also die Zeit Ihrer frühen Kindheit fehlerfrei analysieren (was sich mittlerweile in der modernen Psychologie als unmöglich erwiesen hat), würden Sie infolgedessen auch Informationen über Ihr Gefühlsleben als Erwachsene/r erhalten.

Kurzum, beschreiben Sie die Grundbedürfnisse von Kindern und übertragen diese in die Erwachsenensprache, erhalten Sie die emotionalen Sehnsüchte des Homo sapiens. Auch dann, wenn er dem Kindesalter längst entwachsen ist. So weit, so gut.

Wie gesagt, diese Philosophie passt jedoch nicht ganz zu Ihrem hochsensiblen Wesen. Speziell in Ihrem Fall wird sich zeigen, dass nicht das Beschreiben von heranwachsenden Kindern zu Ihrem emotionalen Naturell führen wird, sondern die Untersuchung eines solchen Kindes, das sich noch in der Lebensphase vor, während oder kurz nach der Geburt befindet. Es werden grundsätzliche Bedürfnisse von Babys sein, die Licht in die geheimnisvolle Welt der Hochsensibilität bringen werden.

Ihr Inneres Kind ähnelt eher einem inneren Baby.

Neugeborene sind beispielsweise an Spielkameraden erst einmal nicht interessiert. Sie können auch nicht durch die Wohnung rennen oder sich eine bestimmte Rolle ausdenken, um besser mit ihrer Umwelt auszukommen. Sie möchten auch keine Sandburg bauen oder sonstige Werte besitzen.

Diese niedlichen, aber verletzlichen Wesen haben ganz andere Grundbedürfnisse. Sie brauchen lediglich Schutz, Wärme, Nahrung und jemanden, der sich um sie liebevoll kümmert. Ihr Inneres Kind ist demnach von einer viel existenzielleren Lebensphase geprägt, als es bei normalsensiblen Menschen der Fall ist.

Wie bereits erwähnt, möchte ich diese Unterscheidung mit meinem Drei-Ich-Modell besonders unterstreichen. Ich werde also im Folgenden den emotionalen Anteil Ihres Egos ausschließlich NEUGEBORENEN-ICH (NI) nennen.

Vielleicht fällt Ihnen schon an Ihrem Körper auf, dass Sie ein NEUGEBORENEN-ICH in sich tragen. Schließlich ist Ihr Äußeres auch ein Spiegelbild Ihres Inneren. Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben Sie noch die exakt gleiche Augenfarbe wie zum Zeitpunkt Ihrer Geburt. Nur in Ihrem Fall hat sich wahrscheinlich Ihre Iris nicht abgedunkelt. Während sich bei anderen Neuankömmlingen diese Farbe recht schnell nach der Geburt verändert, haben Ihre Augen vielleicht die Farbe Blau beibehalten. Oder Sie haben noch die gleichen dünnen oder hellen Haare wie damals. Eventuell ist auch Ihr Bedürfnis, ähnlich wie ein Baby öfter schlafen und essen zu wollen, erhalten geblieben. Im Extremfall gibt es in Ihrem Inneren sogar eine tiefe Überzeugung, dass es jemand geben müsse, der Sie versorgt, Sie beschützt und sich um Sie kümmert (wie es Neugeborene nun mal erwarten).

Vielleicht leiden Sie aber nur an einem noch nicht vollständig ausgebildeten Immunsystem, schließlich entsteht dieses erst Jahre nach einer Geburt. Oder Sie tragen schon seit Jahren einen aussichtslosen Kampf gegen Ihren Baby-Speck aus.

Vielleicht haben Sie auch eine Baby-Haut. Dann wäre diese so empfindlich, dass Sie sich nahezu gezwungen fühlen, jedes Etikett Ihrer Kleidung zu entfernen. Eventuell zählten Sie auch zu den Kindern, die Ihre Mütter damit genervt haben, dass dies und jenes kratzt. So, dass Ihr geliebtes Elternteil schon gar nicht mehr wusste, was man Ihnen überhaupt zum Anziehen kaufen soll.

In der Folge Ihrer Empfindlichkeiten müssen Sie auch an Ihrer Kleidung so lange herumzupfen, bis auch jede noch so kleine störende Falte geglättet ist. Dann würden Sie auch ständig auf Ihrem Stuhl hin- und herrutschen, weil Sie mit Ihrer dünnen Haut nicht die richtige Position finden können oder für Sie die Sitzgelegenheit einfach zu hart ist. Eng sitzende Kleidung oder Einschnürungen an Ihrem Bauch bzw. Ihrer Taille wären ebenso nur schwer zu ertragen.

Das Gleiche gilt für Ihre kleinen Speckröllchen, die minimal sind und von niemandem bemerkt werden, Sie hingegen aber zur Weißglut bringen können. Sie sind aufgrund Ihrer sensiblen Haut einfach nicht in der Lage, nicht ständig daran denken zu müssen. Wahrscheinlich sind infolgedessen Jogginghosen oder weite Gewänder doch irgendwie die ideale Kleidung für Sie.

Wie viele typische Merkmale eines Neugeborenen erkennen Sie an sich?

Grundsätzlich manifestiert sich das NI körperlich bei jeder HSP auf eine andere Weise. Dennoch ist auffällig, dass neben der Haut insbesondere der Bauchraum von Überempfindlichkeiten betroffen ist. Schließlich wird die Welt der Gefühle genau dieser Körperregion zugeordnet. Dazu zählt natürlich auch alles, was mit der Nahrungsaufnahme zu tun hat. Um zu überprüfen, was den Bauchraum füllt, benötigen Sie logischerweise auch ausgeprägte Sinnesorgane. So verfügen Sie entweder über eine ausgeprägte Sehkraft, hohe Geruchsempfindlichkeit, extreme Hörsensibilität, einen empfindlichen Tastsinn oder über hochsensible Geschmacksnerven.

Selbst Erinnerungen an die Zeit, als Sie noch im Mutterleib verweilten, werden bei Ihnen, zumindest unterbewusst, noch eine große Rolle spielen. Diese bequemen und sicheren Lebensbedingungen, innerhalb einer Schutz bietenden und versorgenden Gebärmutter zu verweilen, werden Sie wahrscheinlich noch bis heute versuchen nachzustellen – beispielsweise eingepackt in einer warmen Kuscheldecke und gemütlich auf einem weichen Sofa sitzend. Wenn Sie sich dabei noch ungestört kulinarische Leckereien gönnen können und sich in Ihrer eigenen, harmonisch eingerichteten Wohnung befinden, dann kommt diese Situation Ihren Vorstellungen nach idealen Momenten schon recht nahe.

Eventuell lieben Sie es aber auch, beim Einschlafen die typische Position eines Fötus im Mutterleib einzunehmen.

Grundsätzlich sehnen Sie sich noch immer nach der Geborgenheit eines Mutterleibs. Vielleicht erschien Ihnen die Welt, mit der Sie durch Ihre Geburt in Kontakt kamen, von Anfang an als zu kalt und zu gefährlich. In diesem Fall beschlossen Sie sicher, ein Neugeborenes zu bleiben, um immer in der Nähe der schutzgebenden Mutter sein zu können.

Auch später, als Sie zum/zur Jugendlichen heranwuchsen, ließ Sie das Gefühl nie los, dass Sie für diese grobe Realität nicht ausreichend gerüstet sind. Obwohl Sie von Gleichaltrigen umgeben waren, hatten Sie schon damals den Eindruck, kleiner, verletzlicher oder ganz einfach anders zu sein. Vielleicht erlebten Sie Ihre Altersgenossen aber auch wie Fremdlinge. So waren Sie förmlich gezwungen, sich immer wieder die Frage zu stellen, ob Sie überhaupt zu dieser Welt gehören. Sie konnten anderen niemals auf der gleichen Ebene begegnen. Vielleicht bestand Ihre Kindheit aber auch nur aus Flucht oder Kampf oder Sie beschlossen gleich ein Einzelgänger zu bleiben.

Alles in allem stellt das Vorhandensein eines NEUGEBORENEN-ICHS eine besondere Herausforderung dar. In der Regel entstehen dadurch körperliche und emotionale Empfindlichkeiten, zahlreiche Konflikte mit der Realität oder so manches Lebensdrama. Im Laufe dieses Buchs werde ich auch diese Themen weiter herausarbeiten.

Falls auch Sie von beschwerlichen Umständen aufgrund Ihrer Hochsensibilität betroffen sein sollten, dürfen Sie sich aber nicht von Ihrem Schicksal betrogen fühlen.

Ihr NEUGEBORENEN-ICH hat eine tiefere Bedeutung.

Ausschließlich die Tatsache, anstelle eines gewöhnlichen Inneren Kindes ein supersensibles NEUGEBORENEN-ICH in sich zu tragen, ist die elementare Voraussetzung, um ein entscheidendes Wesensmerkmal entstehen zu lassen. Dies macht Sie zu einem ganz besonderen Menschen!

1.2 Höheres-Ich

Ihr Inneres Kind befindet sich also noch auf dem Entwicklungsstand eines Neugeborenen. Die Auswirkungen dieses charakterlichen Extrems werden der alles entscheidende Faktor für Ihre Berufung sein.

Auch wenn Sie sich vielleicht etwas herabgesetzt fühlen sollten: Die Tatsache, über ein solches NI zu verfügen, bewirkt, dass Sie noch eng mit dem großen Ganzen verbunden sind. Sie haben praktisch einen direkten Draht zu einer subtil wirkenden Informationsquelle. Viele Begriffe sind dafür im Umlauf. Sie können es höheres Wissen, Instinkte, Schutzengel, Gott, Seele, Bauchgefühl oder sonst wie nennen (ganz nach Ihren persönlichen Glaubensgrundsätzen). Ich persönlich werde das Ganze im Laufe dieses Buchs als Ihre INTUITION bezeichnen.

Ich habe diesen Begriff HÖHERES-ICH (HI) also nicht deshalb gewählt, weil Sie in einer höheren (bzw. abgehobenen Welt) leben, sondern weil Instinkte bzw. Ihre Intuition grundsätzlich Ihrem Verstand übergeordnet sind. Oder etwas anders ausgedrückt: Ihre Intuition weiß es immer besser als Ihr bewusst erlebter Verstand. Dies ist im Übrigen schon allein aus evolutionärer Sicht mehr als sinnvoll, weil Tiere ohne ihre Instinkte nicht überleben könnten, schließlich verfügen sie im Vergleich zum höchstentwickelten Tier, dem Menschen, nur ein Minimum eines Bewusstseins (je nach Evolutionsstufe).

Da sich die Menschheit seit Jahrtausenden darüber streitet, wie Intuition funktioniert, werde selbstverständlich auch ich nicht aller Weisheit Schluss präsentieren können. Ich persönlich fühle mich eher zur Quantenmechanik und zur Astrophysik hingezogen. Dort nennt sich das Medium, was wir mit unserem bewusst erlebten Verstand nicht fassen können entweder die QUANTENEBENE oder die DUNKLE MATERIE bzw. DUNKLE ENERGIE (siehe mein Roman Die Suche nach Sinn oder auf meiner privaten Website www.luca-rohleder.de den Artikel "Wissenschaftsphilosophie"). Diese physikalisch-wissenschaftliche Sichtweise müssen Sie natürlich nicht teilen. Das ist auch in keiner Weise notwendig. Das heißt, ich werde alle weiteren Ausführungen darüber, auf welches Medium Ihre Intuition zugreift, eher allgemein halten. Das Einzige, was ich voraussetze, ist die Tatsache, dass unsere Intuition eine Verbindung zu etwas hat, was für unsere herkömmlichen Sinne bewusst nicht wahrnehmbar ist. Ich werde diese geheimnisvolle Informationsquelle einfach mit einem Allroundbegriff bezeichnen: die NICHT WAHRNEHMBARE WELT. Sie können diesen allgemein gehaltenen Begriff also im Weiteren gedanklich mit Ihrer eigenen Glaubensphilosophie, grundsätzlichen Werten oder sogar mit spirituellen Überzeugungen ersetzen bzw. ergänzen.

Hochsensible sind mit der NICHT WAHRNEHMBAREN WELT noch direkt verbunden.

Der zweite Teil Ihres Egos besteht demnach aus einem HÖHEREN-ICH, das für die Funktion Ihrer Intuition verantwortlich ist. Allein diese Aussage ist aber noch nichts Besonderes. Dies betrifft mehr oder weniger alle Lebewesen auf der Erde.

Alle Menschen haben, zumindest eine gewisse Zeit nach ihrer Geburt, eine direkte Verbindung zur NICHT WAHRNEHMBAREN WELT. Besonders Mütter, die ihre Babys bzw. Kleinkinder aufmerksam beobachten oder ihnen genau zuhören (wenn die ersten Worte erlernt sind), bemerken diese noch verbliebenen Urinstinkte, die auf etwas zugreifen, was wir nicht richtig fassen können. Diese direkte Verbindung wird aber im Laufe des Heranwachsens immer weiter ersetzt durch das bewusste Denken. Nicht mehr die Urinstinkte selbst sind dann das Maß aller Dinge, sondern der freie Wille bzw. der Verstand übernimmt das Hauptkommando. An die Stelle des rein intuitiv gesteuerten Lebens tritt nun mehr und mehr die Führung durch den bewusst erlebten Intellekt.

Dies gilt aber für Sie als HSP nicht, schließlich verfügen Sie über ein NI und nicht über ein herkömmliches Inneres Kind. Damit gilt für Sie auch der Umstand nicht, dass sich die Urinstinkte im Laufe eines Menschenlebens vollständig auflösen. Was Sie also maßgeblich von Normalsensiblen unterscheidet, ist die Tatsache, dass speziell bei Ihnen diese intuitive Verbindung bedeutend weniger gekappt wurde. In der Folge verfügen Sie weiterhin über diesen ursprünglichen, direkten Kanal zur NICHT WAHRNEHMBAREN WELT, wie es bei Babys auch der Fall ist.

Bei HSP sind alle Urinstinkte vollständig erhalten geblieben.

Nur Sie allein wären infolgedessen imstande, in der Realität zu überleben, ohne über ein Bewusstsein zu verfügen. Ähnlich wie in der Flora und Fauna. Die Tier- und Pflanzenwelt weiß, was zu tun ist, ohne über ein hoch entwickeltes Großhirn zu verfügen.

HSP könnten ihr Leben meistern, ohne darüber nachzudenken.

Auch wenn Sie gerade das Gefühl haben: Das kann doch alles nicht wahr sein – ich quäle mich schon seit einer kleinen Ewigkeit damit, über mein Leben nachzudenken. Da kann ich nur eines erwidern: Es war wahrscheinlich vergebens.

Ihre intuitiven Fähigkeiten stellen also das Hauptmerkmal Ihres hochsensiblen Wesens dar. Damit könnte Ihnen allein Ihr HI genug Schutz und Lebensführung zukommen lassen. Diese großartige Fähigkeit, noch über solche verbliebenen Urinstinkte zu verfügen, ist bei Ihnen sozusagen für immer konserviert. Es ist eine beneidenswerte Gabe, die Ihnen eine sorgenfreie Zukunft bescheren könnte.

Würden Sie sich zum Beispiel bei einer Bergwanderung verlaufen, dann wäre dies für Sie als HSP nicht sonderlich gefährlich. Sie müssten eigentlich nur noch gedankenlos umherlaufen, und es würde sich dennoch alles von selbst regeln. Wie zufällig stoßen Sie dann auf Hinweise oder sogar auf andere Menschen, die Ihnen den richtigen Weg weisen. Oder Sie erhalten wie von Geisterhand sonstige Hilfestellung. Sie hingegen werden denken, das ist doch alles ein toller Zufall (Schön, Sie zu treffen – der Himmel hat Sie mir geschickt …).

Sie wären tatsächlich imstande, Ihr Leben vollständig in die Hände Ihrer Intuition zu legen. Ihr Bauchgefühl könnte Sie geradewegs in glückliche Lebensumstände führen. Sie könnten grundsätzlich zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, auf die richtigen Menschen treffen, und Ihr bewusster Verstand hätte keinen blassen Schimmer, warum dies alles passiert wäre.

Hochsensible wären in der Lage, ein rein INTUITIVES LEBEN zu führen.

Also immer dann, wenn Sie ohne Fremdbeeinflussung und ohne viel Nachdenken Entscheidungen treffen, einfach nur handeln oder auch nur innehalten, werden die Auswirkungen in Ihrem Sinne sein.

Insbesondere in gefährlichen Situationen, wo Ihr Körper auf Notfallmodus geschaltet und Ihr Gehirn maximal fokussiert (zentriert) ist, können Sie sich auf Ihre Intuition verlassen. Dies beweist die Tatsache, dass es immer ausgerechnet HSP sind, die in solchen Momenten dann plötzlich Ihr zurückhaltendes Wesen verlieren und in den Vordergrund treten. Ohne bewusst darüber nachzudenken – geradezu automatisiert – wissen Sie in solchen Extremsituationen, was zu tun ist. Sie handeln praktisch wie ferngesteuert. In diesen Fällen waren immer Ihre intuitiven Fähigkeiten aufgrund Ihres ausgeprägten HIs im Einsatz.

Jetzt wird Ihnen sicher einleuchten, warum es für Ihr Dasein so überaus wichtig ist, über ein Ich zu verfügen, das auf einen Neugeborenen zurückzuführen ist. Dadurch sind Sie zwar bedeutend empfindlicher (vielleicht auch überempfindlich), Sie verfügen aber im Gegenzug auch über ein weiteres Ich, das eine große Macht besitzt.

Ohne ein NEUGEBORENEN-ICH wäre es niemals möglich gewesen, alle Ihre Urinstinkte zu erhalten.

Nur Sie verfügen infolgedessen über ein solches beeindruckendes Persönlichkeitsmerkmal. Zugegeben, Sie tragen zwar ein verletzliches NI in sich, aber auch gleichzeitig ein übermächtiges HI. Betrachtet man das Gesamtpaket, ist es aber eine nahezu perfekte Kombination, um sicher und geschützt durchs Leben kommen zu können – vorausgesetzt, man ist sich über dieses Gesamtpaket auch bewusst.

Wären Sie in eine altertümliche Kultur hineingeboren worden, hätte man Ihr wahres Naturell vermutlich relativ schnell erkannt. Man hätte Ihnen beigebracht, wie Sie professionell Ihr HI anzapfen und davon in der Folge profitieren können. Ebenso hätte man Sie sicher mit Nahrung, Wohnraum, Geld und sonstigen Annehmlichkeiten versorgt. Sie wären gehegt und gepflegt worden, um später von Ihrer großartigen ratgebenden Intuition profitieren zu können.

Ihre große intuitive Macht umfasst im Übrigen noch mehr: Neben Ihrer potenziellen Fähigkeit, wie von Geisterhand in positive Lebensumstände oder glückliche Zufälle zu schlittern, liegt Ihnen natürlich auch die ganze Welt der Weisheit, Ideen und Ideale zu Füßen.

HSP verfügen über ein ausgeprägtes INTUITIVES WISSEN.

Wenn Sie beispielsweise einen Raum mit unbekannten Menschen betreten, WISSEN Sie sofort Bescheid. Obwohl Sie noch mit niemandem großartig gesprochen haben, können Sie die Situation intuitiv treffsicher einschätzen. Zumindest erkennen Sie sofort, ob etwas richtig oder falsch ist. Sie verfügen schon über diffuse Informationen, obwohl noch keine offensichtlichen Fakten auf dem Tisch liegen. Dieser Effekt kommt Ihnen aus Ihrem Alltag sicher wohl bekannt vor. Ihr HI wäre infolgedessen in der Lage, Ihnen nicht nur Schutz und Führung, sondern auch Weisheit zu bieten. Später werde ich darauf noch zurückkommen. Zuvor müssen wir jedoch noch auf Ihr drittes Ich kurz eingehen. Es ist derjenige Teil Ihrer Persönlichkeit, den Sie wahrscheinlich am besten kennen.

1.3 Erwachsenen-Ich

Der dritte Teil Ihrer Persönlichkeit entspricht praktisch Ihrem Intellekt. Sie können das auch als Ihr Bewusstsein oder Ihren Verstand bezeichnen.

Ihr ERWACHSENEN-ICH (EI) ist manchmal schwierig von Ihren beiden anderen Ichs abgrenzbar. In Ihrem Kopf kommen schließlich auch diejenigen Informationen an, die durch Ihr NI (Freude, Angst etc.) und Ihr HI (Intuition, Wissen etc.) initiiert werden. Ihr Gehirn ist demnach einem ziemlich diffusen Brei von Gefühlen, Reizen und Informationen ausgesetzt. Dennoch können Sie sich Ihr ERWACHSENEN-ICH so vorstellen, dass es aus den Prinzipien Erkennen, Verarbeiten und Handeln besteht. Also alles, was mit nachgeschalteten Verarbeitungsprozessen aufgrund Ihres Hörens, Sehens, Riechens, Sprechens, Schmeckens, Bewegens etc. basiert.

Wenn Menschen von Ihrem Ich sprechen, meinen Sie in der Regel dieses EI. Demgemäß möchte ich es in diesem Buch auch halten. Wenn ich Sie hier anspreche, meine ich Sie als Ihr ERWACHSENEN-ICH.

Ihr EI ist also der Teil Ihres Wesens, der gerade dieses Buch in Händen hält. Es sind Sie, die/der die einzelnen Buchstaben zu aussagekräftigen Informationen umwandelt. Gleichzeitig können Sie währenddessen ein Gespür für Ihre beiden anderen Ichs entwickeln. Das NI wird währenddessen in Ihnen Gefühle aufsteigen lassen und Ihr HI wird Ihnen zugleich Aha-Effekte liefern: Sozusagen Ihr Bauchgefühl, das Ihnen fortwährend sagt, ob etwas auf Sie zutrifft, ob etwas für Sie stimmig erscheint oder nicht. Unabhängig davon, ob überprüfbare Quellen oder sonstige Beweisführungen angegeben sind. Ihre Intuition braucht keine externen Quellen, schließlich ist sie selbst eine Art höhere Quelle.

Im Übrigen werden diese Aha-Effekte umgangssprachlich mit dem Vorgang des Fühlens beschrieben (Ich habe das Gefühl, da stimmt etwas nicht). Ihr HI produziert jedoch keine typischen Gefühle, sondern eher echtes WISSEN. Es sind Faktenlagen, Einsichten und Gewissheiten, die in Ihrem Kopf ankommen und verarbeitet werden müssen. Je nachdem, wie geübt oder erfahren Sie sind, intuitive von rein intellektuellen Informationen unterscheiden zu können, werden Sie zumindest Ahnungen oder ein gewisses Gespür an sich bemerken. Damit ist der Begriff Bauchgefühl eigentlich irreführend, weil Ihre Intuition echtes konkretes WISSEN generiert.

Das heißt, falls Sie also bestimmte Emotionen empfinden, wie zum Beispiel Freude, Spaß, Lust, Sorgen oder Trauer, dann ist nicht Ihr HI, sondern Ihr NI involviert.

Ich weiß, das klingt recht komplex. Diese präzise Unterscheidung ist jedoch notwendig, damit Sie alle weiteren Ausführungen in diesem Buch besser nachvollziehen können und wir die gleiche Sprache sprechen.

Zurück zu Ihrem ERWACHSENEN-ICH: Sie sehen, wenn Sie etwas tun bzw. unterlassen, kommt in Ihrem Kopf allerhand an. Das bietet für Sie gewaltiges Konfliktpotenzial. Schließlich ist Ihre hochsensible Persönlichkeit von zwei Extremen betroffen: Ihr EI ist nicht nur mit einem überempfindlichen NI konfrontiert, sondern zusätzlich mit einem übermächtigen HI. Ihr EI hat also eine Menge zu tun und ist daher permanent in Gefahr, damit überfordert zu sein.

Jeden Tag, Stunde um Stunde, Sekunde für Sekunde prasseln Nervenreize auf Sie ein. Das Ganze addiert sich mit den Rufen Ihres NIs (Ich habe Angst, das kann ich nicht). Dazu kommen die unzähligen Eindrücke Ihrer körperlichen Sinne wie Sehen (Das sieht nicht richtig aus), Hören (Nicht schon wieder dieser verdammte Tinnitus), Riechen (Ist hier etwas Giftiges in der Luft?), Spüren (Der Sitz ist zu hart), Schmecken (Ist das gesund?) sowie die Koordination Ihrer Muskeln (Diese verdammten Nackenverspannungen!).

Und zu guter Letzt wird in Ihrem Gehirn der ganze Gedanken- und Gefühlssalat mit Erinnerungen (Diese Socken kaufe ich nicht, die werden mir wieder in die Haut schneiden) und Neurosen (Der Kugelschreiber liegt nicht parallel zur Tischkante) verglichen, verknüpft und weiterverarbeitet. Hinzu kommen natürlich die unzähligen Projektionen über die Zukunft (Vorstellungen) und, und, und.

Wie gesagt, das passiert im Prinzip im Kopf eines jeden Menschen. Was Sie jedoch von Normalsensiblen unterscheidet, sind die Extreme! Und vor allem die bedeutend höhere Menge eingehender Informationen. Sie haben nicht nur ein super extremes NI und HI, die Ihren Kopf mit mehr Nervenimpulsen als bei Normalsensiblen bombardieren, sondern zusätzlich noch mindestens ein überempfindliches Sinnesorgan, vergleichbar mit der Auflösung einer Digitalkamera. Je mehr Pixel sie hat bzw. verarbeiten und speichern kann, umso qualitativ hochwertiger werden die Fotos sein. Allerdings steigt auch die Menge der Daten in einem exorbitant hohen Maß. In der Summe arbeitet Ihr Gehirn praktisch ständig an seiner Kapazitätsgrenze.

HSP müssen eine exorbitant höhere Menge an Reizen intellektuell verarbeiten als andere.

Jetzt können Sie auch nachvollziehen, warum es Ihnen manchmal unmöglich erscheint, schnell zu schalten. Sie verlieren jegliche Spontanität, wenn Sie vor einer neuen (vielleicht bedrohlichen oder nicht sofort klar einschätzbaren) Situation stehen. Die zu verarbeitende Datenlage ist in diesem Moment einfach zu gewaltig.

HSP absolvieren zu komplexe Denkprozesse, als dass sie spontan agieren könnten.

Bei Diskussionen oder Konflikten fallen Ihnen manchmal die richtigen Argumente oder Handlungsmuster erst nach Stunden oder sogar erst nach Tagen ein. Es ist infolgedessen nahezu unmöglich, schnell zu reagieren, wenn es darauf ankommt. Aber keine Sorge, das müssen Sie auch nicht. Wenn Sie erst einmal in der INTUITIVEN LEBENSFÜHRUNG genug Erfahrung gesammelt haben, dann müssen Sie nicht mehr schnell denken und schalten. Dann wird es tatsächlich ausreichend sein, nur etwas mehr Geduld an den Tag zu legen – dazu später mehr …

Langer Rede, kurzer Sinn: Schließen Sie nun dieses Buch und schauen Sie sich das Coverbild ein wenig näher an …

Es beschreibt die allgemeine Verarbeitungsbelastung in Ihrem Gehirn in einer sehr anschaulichen Weise.

Hochsensible sind diejenigen, denen das Gehirn glüht.

Claudia wird zu einem gemeinsamen Kochen eingeladen. Als sie ankommt, bemerkt sie, dass sie von den zehn Anwesenden acht nicht kennt.

Claudia spürt sofort ihren erhöhten Blutdruck. Der Pulsschlag beschleunigt sich und die Körpertemperatur steigt. Unbehagen stellt sich ein. Gleichzeitig melden sich ihre Urinstinkte. Konkrete Eindrücke über die Anwesenden, über die Räumlichkeiten, die Situation allgemein und die daraus entstehenden Verstrickungen prasseln auf Claudia ein.

Sie schätzt die Runde richtig ein. Sie bemerkt das falsche Lächeln bei einigen Begrüßungen. Bei anderen bekommt sie deren Frust oder negative Gedanken aufgedrängt. Bei einigen spürt sie schlicht Ignoranz und Desinteresse. Bei einem Pärchen weiß sie sofort, dass ungelöste Partnerschaftsprobleme in der Luft liegen. Alles in allem scheint ihr Gehirn aufgrund dieser gewaltigen Informationsflut förmlich zu explodieren. In Claudia kreiselt nur noch ein Gedanke: „Was soll ich jetzt tun?“ Obwohl der Abend noch gar nicht richtig begonnen hat, spürt sie eine tiefe Sehnsucht: „Ich will weg!“

Das geht aber nicht, schließlich ist Claudia gut erzogen und möchte einen guten Eindruck hinterlassen. Sie macht gute Miene zum bösen Spiel und wird weiter mit unzähligen Eindrücken bombardiert (die ihr vielleicht weiterhin nicht gefallen). Sie ist jetzt nur noch damit beschäftigt, unzählige Eindrücke zu verarbeiten, zu bewerten und dazu gedankliche Querverbindungen herzustellen. Die sogenannten Muss-Gedanken steigen in ihr auf: „Ich muss jetzt was sagen, ich muss jetzt lächeln, ich muss witzig sein etc.“

Dies bewirkt das Gegenteil. Die eingehende Datenmenge erreicht langsam die Belastungsgrenze ihres Gehirns. Claudia verliert vollends ihre Authentizität. Von einer gewinnenden Ausstrahlung kann nicht mehr die Rede sein. Ihre Integration in die Gruppe verschlechtert sich. Die Aufmerksamkeit ihr gegenüber sinkt bei einigen Mitgliedern. Was sie natürlich deutlich spürt und aus der Vergangenheit nur zu gut kennt. Schlimme Erinnerungen steigen auf. Sie bemüht sich aber krampfhaft weiter, einen guten Eindruck zu machen. Ihr Gehirn ist nun nur noch damit beschäftigt, die Kontrolle nicht mehr zu verlieren. Claudias Spontanität sinkt weiter. Langsam steigen diffuse Bedrohungsgefühle in ihr auf.

Claudia hält jedoch weiter durch, schließlich hat sie gelernt, ihr Gehirn auch weit über die Schmerzgrenze zu belasten. Nach drei Stunden ist sie schließlich völlig am Ende. Jetzt beschäftigt sie sich nur noch damit, wie sie ihre nun anstehende Flucht vor den anderen begründen könnte. Sie wird jetzt von Gewissensbissen geplagt, weil sie sich gerade damit beschäftigt, eine Notlüge zu erfinden.

Irgendwann ist es soweit. Der Super-GAU geschieht. Aus heiterem Himmel platzt es aus Claudia heraus: „Ich muss jetzt leider gehen – mein Babysitter kann nur bis 11.00 Uhr.“ Sie springt förmlich vom Tisch auf und hinterlässt verwunderte Gesichter. Sie verlässt fluchtartig den Ort des Grauens.

Es ist eigentlich nichts passiert.

---ENDE DER LESEPROBE---