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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books,
Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press,
Alfredbooks, Bathranor Books, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress
Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing
sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
© dieser Ausgabe 2024 by AlfredBekker/CassiopeiaPress,
Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich
lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und
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Alles rund um Belletristik! x
Kommissar Jörgensen und der eisenharte Axel: Hamburg
Krimi
von ALFRED BEKKER
Kapitel 1:
Ich sitze an der Kaimauer, das Wasser glitzert im Dämmerlicht
der Abendsonne und spiegelt die Farben des Himmels wider – ein
Gemisch aus sanften Blautönen und leuchtendem Orange. Hier, an
diesem vertrauten Ort am Hamburger Hafen, scheint die Hektik des
Lebens zu verschwinden. Der Duft des Salzes und das leise
Plätschern der Wellen umspielen meine Sinne. Ich angle nicht
wirklich; ich bin nur hier, um den Moment festzuhalten und mich von
den Gedanken in meinem Kopf zu befreien.
Die Angelrute liegt entspannt in meiner Hand, während ich sie
hin und her schwenke und darauf wartend, dass ein Fisch beißt. Aber
der Fang ist nicht mein Ziel, nicht heute. Ich suche nach einem
Zustand des Friedens, einer Flucht vor den dunklen Schatten, die
ich während meiner Arbeit als Kommissar ständig um mich schlingen
spüre.
In einer Stadt wie Hamburg gibt es kein Entkommen vor dem
Verbrechen. Es ist immer da, verborgen hinter den Kulissen, in den
abgelegenen Gassen und sogar in den hell erleuchteten Bürogebäuden.
Ich erinnere mich an die Gesichter der Verlorenen und Gefallenen,
die in meinem Büro Platz genommen haben – ihre Geschichten tragen
die Narben von Hoffnung und Enttäuschung. Die Stadt, die ich liebe,
ist zugleich die, die mir das Herz bricht.
Die Gedanken an meinen Job als Hauptkommissar nagen an mir.
Der ständige Druck, die Erwartungen der Gesellschaft, das
Bedürfnis, die Wahrheit ans Licht zu bringen, verbrauchen mich.
Obwohl ich in den letzten Jahren viele Kriminalfälle gelöst habe,
scheint es kein Ende zu geben. Die Schatten der Unterwelt sind
ständiger Begleiter, und ich bin niemand, der aufgibt, auch wenn
mir manchmal danach zumute ist.
Während ich auf die Wasseroberfläche stiere, denke ich an Axel
– einen Mann, der mir vertraut war, einem, der in den finsteren
Geschäften der Stadt gefangen war. Seine plötzliche Abwesenheit
lässt mich die Fragilität des Lebens noch intensiver spüren. Ich
frage mich, ob ich ihn retten könnte, wenn ich zur richtigen Zeit
am richtigen Ort gewesen wäre. Aber was hilft es, in der
Vergangenheit zu leben? Die Entscheidungen, die ich treffe, müssen
mir die Kraft geben, weiterzumachen.
Plötzlich zieht ein sanfter Wind über den Hafen, und ich sehe,
wie sich die Wellen kräuseln. Es ist fast so, als könnte ich das
Gewicht der Geschichte spüren, die in diesen Gewässern verbuddelt
ist. Verborgene Geheimnisse, unerzählte Geschichten – so viele
Menschen haben hier ihre letzte Ruhe gefunden. Ich bin umgeben von
der Dynamik und den Zweifeln einer Stadt, die sich ständig im
Wandel befindet.
In Hamburg gibt es Schönheit und Grausamkeit, das Leben und
den Tod – und ich bin gefangen zwischen beiden Welten. Ich liebe
diese Stadt, aber der Kampf um ihre Seele wird mich nicht
loslassen. Ich weiß, dass ich bald wieder ins gefühlte Chaos
eintauchen muss, aber für einen kurzen Moment entspanne ich mich am
Hafen und genieße die Stille.
Hier, mit der Angel in der Hand, dem Rauschen des Wassers und
der Weite des Himmels um mich herum, kann ich für einen Augenblick
aufatmen. Doch die Gedanken an die Herausforderungen, die vor mir
liegen, Weben wie ein unbändiges Netz um mein Herz. Es gibt
Verbrechen, die auf mich warten, und ich muss mir der Verantwortung
bewusst sein, die auf meinen Schultern lastet. Der Fall wird an die
Oberfläche drängen wie die Fische, die ich nicht fange – und
irgendwann wird es Zeit sein, wieder ins Spiel einzutauchen.
Aber für den Moment sitze ich hier, lasse den Alltag hinter
mir und hoffe, dass auch die Schatten, die die Stadt umgeben,
irgendwann blass werden – dass wir alle einen Moment der Klarheit
finden können.
Ich lehne mich zurück und schließe für einen Moment die Augen,
lasse die sanften Klänge des Hafens in mich eindringen. Die
Nebelhörner der Schiffe, das Rufen der Möwen und das gelegentliche
Platschen der kleinen Wellen, die an die Kaimauer schlagen – all
das wirkt wie eine harmonische Melodie, die die Sorgen des Alltags
für einen kurzen Augenblick im Hintergrund verschwinden lässt. Doch
auch diese Momente sind flüchtig, und ich kann das Gewicht der
Welt, die ich immer wieder in den Schatten sehe, nicht vollständig
ablegen.
Die Gedanken an Axel kreisen weiter in meinem Kopf. Ich kann
nicht aufhören, an seinen letzten Tagen zu denken: Wie oft er
gelächelt hat, wie oft er mir Geschichten aus der Unterwelt erzählt
hat, während wir an einem schäbigen Tisch in einer Bar über unseren
Gläsern saßen. Er hatte Geheimnisse, die tief verborgen waren, und
jetzt sind sie mit ihm begraben. Hätte ich mehr Fragen stellen
sollen? Hätte ich ihn warnen können? Die Schuldgefühle nagen an mir
wie ein hungriger Wurm, der niemals satt wird.
Ein Angler in der Nähe zieht sein Netz und bringt einige
silberne Fische ans Licht. Seine Bewegung ist geschmeidig, aber
auch vorführt auf andere Weise – es zeigt mir, was ich vermisse.
Auf der Suche nach dem Fang, der nicht nur Nahrung, sondern auch
eine Verbindung zu den alten Traditionen bietet. Der Mann sieht
auf, fängt meinen Blick und lächelt. Ohne ein Wort zu sagen,
verstehe ich, dass wir alle hier sind, um eine Art von Frieden in
dieser geschäftigen Stadt zu finden – jeder auf seine eigene
Weise.
Ein plötzlicher Windstoß bringt mich zurück in die Realität,
und das Wasser spritzt mir leicht ins Gesicht. Ich öffne die Augen
und beobachte, wie die Wolken sich über den Horizont
zusammenziehen, ein weiteres Zeichen dafür, dass der Sturm nicht
fern ist. Es ist nicht nur das Wetter, das sich verändert, sondern
auch das Leben, das uns ständig vor Herausforderungen stellt.
Hamburg, die Stadt der Kontraste, wird oft von neuen Schicksalen
geformt – und ich ahne, dass meine nächste Herausforderung vor der
Tür steht, gleich einem dunklen Ungeheuer, das nur darauf wartet,
zuzuschlagen.
Ein Blick auf die krummen Linien der alten Lagerhäuser wirft
eine Vielzahl von Erinnerungen über mich. In diesen Wänden
geschieht viel, und oft ist es das, was unsichtbar bleibt, was die
größten Wunden hinterlässt. Verbrechen ziehen nicht einfach vorbei
– sie hinterlassen Narben in den Straßen und den Herzen der
Menschen. Und ich – ich bin derjenige, der versuchen muss, diese
Narben zu verbinden, auch wenn ich selbst oft mit den eigenen
kämpfe.
Plötzlich bricht das Geräusch einer Sirene die Stille. Es ist
der Klang der Polizei und ein Alarm, ein Zeichen dafür, dass die
Dunkelheit, vor der ich mich schütze, nicht weit entfernt ist.
„Komm schon, Uwe“, murmle ich leise zu mir selbst. „Mach das nicht
wieder. Lass es für einen Moment einfach hinter dir.“ Aber ich
weiß, dass es nicht möglich ist. Die Schatten sind nicht etwas, das
man einfach übersehen kann.
Ich erhebe mich, stehe auf, und die Angelrute sinkt sank
schwer in meine Hand. Ein letztes Zurückblicken auf das Wasser, in
dem ich nach dem Unbekannten gefischt habe, lässt mich wissend
nickend zurücktreten. Der Hafen mag ein Ort der Ruhe sein, aber
hinter jeder Welle, die ich sehe, lauert ein Geheimnis darauf,
gelüftet zu werden.
Mit einem Seufzer drehe ich mich um, verlasse das Ufer und
begebe mich zurück in das geschäftige Leben der Stadt. Eilig mache
ich mich auf den Weg, über die alten, vertrauten Straßen, die mir
immer wieder die Geschichten der Verlorenen zuflüstern. Es ist
Zeit, meinen Platz als Kommissar wieder einzunehmen und mich in die
Dunkelheit zu stürzen, während ich goes, um die Geheimnisse zu
enthüllen und die Schatten auszulöschen.
Es ist unbestreitbar – der Kampf hat gerade erst begonnen, und
ich bin bereit, die Unterwelt zu besiegen, um zu sehen, was
darunter verborgen liegt. Denn in dieser Stadt, in der ich lebe,
ist nichts so einfach, wie es scheint; es ist ein Schachspiel der
menschlichen Tragödien und Triumphe, ein Spiel, in dem ich
niemanden aufgeben kann. Und ich werde nicht ruhen, bis ich die
Wahrheit gefunden habe, egal wo sie mich hinführt.
Kapitel 2
Die Straßen von Hamburg waren ein Netz aus Geschichten,
verwoben wie die Stränge eines alten Schiffs-Taus. Es war eine
Stadt, in der das Licht der Häuser mit dem neonfarbenen Glanz der
Reeperbahn um die Wette strahlte. Hier begegneten sich Träume und
Abstürze, überlagert von dem Geruch des nahen Wassers.
In einer schmalen Gasse, nicht weit vom geschäftigen Treiben
der Landungsbrücken, lehnten zwei Gestalten an einer schäbigen
Wand. Es waren Jimmy und Rohollah, ein ungleiches Duo. Während
Jimmy, ein kleiner, zotteliger Typ mit einem dauerhaften Grinsen,
seinen Boden als Taschendieb verstand, war Rohollah ein breit
gebauter Kerl mit einem kühlen Blick, der seine Geschäfte im
Schatten des Nachtlebens führte – Drogen waren sein Metier.
„Hast du die neue Lieferung gesehen?“, fragte Jimmy mit einem
schelmischen Funkeln in den Augen. „Wurde gleich um die Ecke im
Club 'Blaue Nacht' angeliefert. Der Türsteher hat mir einen Blick
darauf gewährt, der Stoff ist erstklassig!“
Rohollahs Mundwinkel zogen sich nach oben, aber sein Blick
blieb wachsam. „Die Jungs von den Clans sind schon seit Wochen
daran, die Kontrolle über den Markt zu übernehmen. Du steckst da
drin und bist ruckzuck weg vom Fenster, mein Freund.“
Jimmy zuckte mit den Schultern, „Ich weiß, aber das Risiko ist
das Adrenalin – und das Geld!“
Ein paar Straßen weiter, in der verwahrlosten Bar
„Schattenblick“, saß Moni, eine strahlende Frau mit einem
schillernden Farbenspiel in ihrem Haar. Sie war eine Stripperin,
die den Hunger der Männer nach Vergnügen und Ablenkung stillte und
gleichzeitig die Last ihrer eigenen Träume trug. Moni schüttelte
den Kopf über die debilsten Männerfantasien, während sie Polaroids
ihrer besten Tänze sortierte.
„Das ist kein Leben“, murmelte sie leise, als ein dicker
Zuhälter mit Goldketten über ihr kam, um ihr ihre Miete für den
Abend abzunehmen. Er grinste und ließ sich auf den Barhocker
fallen, „Mach mal einen guten Abend für die Jungs, Moni!“
„Sicher, Timo, aber nicht für einen Preis, den du bereit bist
zu zahlen“, antwortete sie schelmisch und mischte ihm einen Drink,
den er nicht so schnell vergessen würde.
Auf der anderen Seite der Reeperbahn war ein belebter kleiner
Kneipentreff, das „Hafenkind“. Der Besitzer, Klaus, ein Kerl mit
einer Vorliebe für alte Rockmusik, schüttelte den Kopf über das
Geschehen, das ihm ständig unter den Augen durchlief. „Die Stadt
frisst uns alle“, seufzte er und machte eine Runde durch die Menge.
„Aber nicht so schnell. Und ich lass mich nicht unterkriegen. Hier
gibt es noch Platz für die alten Werte.“
Draußen auf der Straße, sammelten sich einige Obdachlose um
ein Feuerschalenlager. Einer von ihnen, ein vernarbter Mann namens
Rudi, sprach aufgeregt mit einem anderen, „Hast du heute Abend was
von den Jungs gehört? Die kommen angeblich wieder vorbei, um zu
kassieren.“ Rudi nickte zu einer Gruppe von Rockern, die gerade
ihre Maschinen abstellten. „Wenn die erst einmal ins Spiel kommen,
wird es gefährlich.“
„Sag es nicht laut, Kumpel“, flüsterte der andere. Doch Rudi
grinste, als wäre er ein Teil dieses Spiels, in dem er nicht einmal
mitspielen durfte.
Wie immer war die Nacht jung, und mit dem Dunkel kam das
Leben. In Hamburg, wo die Schatten der Kriminalität sich in den
schmalen Gassen versteckten, wartete jeder auf den nächsten großen
Coup oder die unerwartete Wendung, die das Schicksal bereit
hielt.
Aber manchmal ließ das lange auf sich warten.
Oder das große Glück kam nie.
Sterntaler war ein Märchen.
Und es blieb ein Märchen.
Aber manche verwechselten es mit der Realität.
Und während die Stadt pulsierte, zog sich das unsichtbare Netz
immer weiter, Band für Band, bis es einen Moment gab, der alles und
jeden veränderte.
Die Nacht breitete sich weiter über Hamburg aus, und das
Neonlicht der Reeperbahn flimmerte verheißungsvoll, als ob es
geheimnisvolle Geschichten erzählen wollte. Als der Abend
fortschritt, öffnete das „Hafenkind“ seine Türen für eine neue
Klientel – Touristen, auf der Suche nach dem echten Hamburger
Nachtleben. Klaus wusste, dass in den Schatten oft gefährliche
Verbindungen lauerten.
Im hinteren Bereich der Bar saß eine elegante Frau, deren
Ankunft nicht unbemerkt blieb. Lena, die sich selbst als
„Beraterin“ bezeichnete, hatte eine Aura, die sowohl anziehend als
auch angsteinflößend war. Ihre Gedanken waren ein ständiges
Taktieren auf einem Schachbrett, auf dem sich oft auch ihre Kunden
und deren fehlerhafte Entscheidungen befanden. Heute war sie nicht
hier, um unauffällig zu sein. Sie wollte etwas auslösen.
Währenddessen war Rohollah in eine schattige Ecke der Bar
geraten, seine Augen folgten dem Hin und Her der Leute. Plötzlich
spürte er die Absicht hinter Lenas Blick, als ihre Augen sich
trafen. Ein kurzes Nicken, und der Deal war in trockenen Tüchern.
Es ging um Informationen – wer die Geschäfte in der Gegend
kontrollierte, wer rivalisierte und wer bei der nächsten Abrechnung
nicht mehr unter den Lebenden sein würde.
„Aber das ist gefährlich, Lena“, warnte er, als sie sich in
die Nähe schob. „Die Clans sind nicht zu unterschätzen. Du solltest
dich nicht in ihre Angelegenheiten mischen, sie sind
rücksichtslos.“
Sie lächelte, und die Schönheit ihres Ausdrucks vermischte
sich mit einer kalten Berechnung. „Oh, Rohollah. In dieser Stadt,
wo jeder seine eigenen dunklen Seiten hat, muss ich nur
sicherstellen, dass meine Dunkelheit diejenigen um mich herum nicht
verschlingt. Ich biete dir eine Gelegenheit an. Möchtest du sie
wahrnehmen?“
In dem Moment kam Moni zurück, die nach einem schnellen
Auftritt eine Runde Drinks für das Publikum servierte. Sie hatte
die Anspannung zwischen den beiden gespürt und wollte nicht, dass
Lena ihre Pläne weiter schmieden konnte. „Rohollah! Sei vorsichtig
mit ihr. Sie hat einen finsteren Plan, und ich kann immer noch
sehen, wie der Teufel direkt in ihre Augen leuchtet“, warnte sie
und ließ sich unauffällig zwischen die beiden drängen.
Währenddessen fiel der Blick von Klaus auf die Gruppe, die
gerade die Bar betreten hatte – eine Clique von Rockern, die in der
Stadt für ihre unbändige Aggressivität bekannt waren. Er hatte
schon viel über sie gehört, ihre Exzesse und illegalen Geschäfte
waren in der Gegend ein offenes Geheimnis. Eine Mischung aus
Nervosität und Faszination überkam ihn, und er bemerkte die
Warnzeichen, während er sie beobachtete.
Einer der Rocker, ein großer Typ mit einer Skimütze, erkannte
Klaus’ zögernde Miene. „Hey, Wirt! Was ist los, du siehst aus, als
ob du einen Geist gesehen hast?“
Klaus erwiderte mit einem schiefen Lächeln, „Nichts
dergleichen. Nur der alltägliche Wahnsinn in dieser Stadt. Ihr seid
nicht gerade für eure milden Manieren bekannt.“
Die Gruppe lachte, und für Klaus war klar, dass diese Nächte
nie langweilig waren. Aber beim Lachen - und beim Trinken - wurden
die Wunden manchmal tiefer.
Draußen, in der Gasse, flüsterte Rudi einem anderen
Obdachlosen zu: „Hast du das gehört? Es gibt Gerüchte, dass die
Jungs von den Clans sich an die Rocker heranmachen wollen. Es wird
unbemerkt geschehen, aber ich kann die schlechte Luft riechen. Ein
Sturm zieht auf.“
Mit einem tiefen Atemzug bemerkte der andere: „Hier gibt es
nie Frieden, mein Freund.“
Die Stadt lebte einmal mehr in der Dämmerung, gefangen
zwischen Krawall, Verlangen und den verlockenden Versprechungen des
Verborgenen. Triebe und Sehnsüchte prallten aufeinander, während
die Uhr unaufhaltsam voranschritt. Niemand kannte die Dramen, die
sich bereits in den dunklen Ecken zusammenbrauten, deren Ausbruch
jeden von ihnen in den Strudel des Geschehens ziehen könnte.
Und während die Nacht weiterging, war jeder bereit, seine
Karten zu spielen – manche aus Angst, andere aus Gier und wieder
andere aus schierer Verzweiflung. In Hamburg, einer Stadt voller
Tricks und Geheimnisse, war niemand wirklich sicher, und jeder
hatte etwas zu verlieren.
Als die Rocker die „Hafenkind“-Bar betraten, war es, als ob
ein gewaltiger Sturm die Tür aufgerissen hätte. Die kühle Nachtluft
strömte hinter ihnen herein, gefüllt mit der Energie ihrer Ankunft.
Sie waren eine markante Truppe, gekleidet in Lederjacken, die mit
Patches dekoriert waren. Ihre muskulösen Körper standen in starkem
Kontrast zu Klaus, der hinter der Bar stand und eine Flasche Bier
für einen Gast öffnete.
Der Anführer der Gruppe, ein beeindruckender Kerl mit einem
dichten Bart und tätowierten Armen, schnitt mit seiner Stimme durch
die warme Luft des Lokals, „Hey, Wirt! Mach uns einen Drink, wir
feiern heute Nacht!“ Seine Augen funkelten vor herausfordernder
Entschlossenheit, als er sich umblickte, um die Bar und ihre Gäste
einzuschätzen.
Klaus bemerkte die brutale Macht, die von diesen Männern
ausging – ihre Präsenz war fast greifbar, und er war sich bewusst,
dass sie in der Lage waren, Probleme heraufzubeschwören, wenn ihre
Laune auf den falschen Fuß geriet. Er nahm einen tiefen Atemzug,
unterdrückte die Nervosität, die in seiner Magengegend aufbrodelte,
und trat entschlossen nach vorne.
„Natürlich, Jungs“, erwiderte Klaus mit einem schiefen
Lächeln, „aber vergesst nicht, dass hier nicht der Platz für
unnötigen Krach ist. Ich bin nicht bereit, die Polizei auf den Plan
zu rufen.“ Sein Blick blieb fest, auch wenn seine Stimme leicht
zitterte.
Die Rocker lachten, als sie sich an die Bar drängten und ihre
Gewohnheit des Respekts oder der Gefahr gleichgültig ignorierten.
„Du solltest uns vielleicht besser kennenlernen“, sagte der große
Kerl, der sich als Axel vorstellen sollte. „Wir sind hier für einen
guten Abend, aber jede Uniform sollte besser auf dem anderen Ende
der Straße bleiben.“
Klaus nickte, während er die Biere einschenkte. Ein gewisses
Maß an Resignation fuhr durch ihn – er wusste, dass er auf diesen
Männer nicht wirklich Einfluss hatte, es blieb ihm also nichts
anderes übrig, als ihre Launen zu ertragen. „Was kann ich euch
bringen?“
Die Rocker waren typisch fürs Nachtleben: wild und ungestüm.
Sie schickten immer wieder Jokes und provozierten sich gegenseitig
mit geflüsterten Schimpfworten und verbalen Sticheleien. Doch
während sie lachten, spürte Klaus die drohende Gewitterwolke über
ihrem Frieden.
Gerade in dem Moment, als er die Getränke servierte, setzte
ein neuer Ankömmling in die Bar einen Aufmerksamkeitsfokus auf
Axel. Es war ein kurzes Gespräch, von dem Klaus nichts mitbekam,
aber er bemerkte, dass der Ton, der darin ausgesprochen wurde, sich
schnell änderte. Die zunehmende Spannung war für Klaus greifbar,
und er spürte förmlich die Temperatur in der Luft steigen.
„Was hast du gerade gesagt?“, fragte Axel, der sich plötzlich
aufrichtete und den anderen Blicken, die ihn umstanden, zur Seite
wendete.
Einer der Rocker hatte etwas geflüstert, das wie eine
Provokation klang. Klaus kämpfte gegen das kleine Brennen der Angst
an, ihn könnten sie für das Geschehene verantwortlich machen. „Ich
wollte hier keinen Ärger“, murmelte er, und sein Herz begann
schneller zu schlagen.
“Wir sind hier nicht zum Streiten“, grinste Axel plötzlich,
seine Augen blitzten vor einer Energie, “aber ich empfehle es
jedem, unseren Respekt zu zollen.“ Sein Finger tippte auf die Theke
und drohte mit einer vagen Bedrohung, die nicht unbeantwortet
blieb.
Klaus sah all die Zusammentreffen der emotionalen Aufregung,
die sich um ihn herum entfaltete, und schloss sich umso mehr auf
der anderen Seite der Bar an. Hinter einem gewissen Abstand stellte
er sicher, dass jeder angesammelte Gast in der Bar auf der Hut war,
denn der Glaube an das Leben über die Taten des Augenblicks war
alles, was ihm blieb.
Er wollte nichts weiter, als dass die Nacht schnell vorbeiging
und die Rocker mit der nächsten Fuhre an Alkohol wieder in die
Dunkelheit von Hamburg verschwanden, die Geschichten und
Geheimnisse mit in das Herz der Stadt trugen – ohne sie jemals zu
enthüllen.
Die Spannung in der „Hafenkind“-Bar war nun wie ein rostig
gewordenes Drahtseil, das darauf wartete, zu reißen. Klaus spürte,
wie sich die Lage schlagartig veränderte, als Axel sich zu dem
anderen Rocker umdrehte. Der schüchterne Ausdruck in seinen Augen
war verschwunden und einem Ausdruck der Wut gewichen, der wie
Blitze in der Nacht blitzte.
„Du hast mich nicht klar verstanden, Arschloch!“, brüllte
Axel, und die Bar kam für einen kurzen Augenblick zum Stillstand.
Die Gespräche und das Klirren von Gläsern verstummten, jeder hatte
die Dramatik der Situation erfasst. Axel trat einen Schritt vor und
wirbelte in seiner Lederjacke mit den Armen, offenbar bereit, seine
Grenzen zu testen.
„Komm schon, Axel, lass uns nicht gleich übertreiben“,
murmelte einer der anderen Rocker, doch seine Stimme ging in der
aufbrausenden Aggression unter. Axels Augen waren glühend, eine
Mischung aus Unverständnis und gefährlicher Anspannung.
„Nein, ich werde nicht stehenlassen, wie dieses Weichei hier
versucht, mich hinters Licht zu führen“, knurrte er und deutete mit
dem Bierglas in der Hand auf Klaus, dessen Puls auf über 200 stieg.
Klaus war sich nicht sicher, ob es die hysterische Spannung oder
die drohende Gewalt war, die ihn zum Schwitzen brachte.
„Hey, wir sind hier in meiner Bar“, keuchte Klaus hastig,
während er sich bemühte, die Kontrolle über die Situation
zurückzugewinnen. „Bleiben wir cool, okay? Hier wird nicht
gekämpft!“
Der Rest der Rocker sah zwischen Axel und Klaus hin und her,
und langsam, wie ein unruhiges Meer, begannen sie, sich zu
positionieren. Es war kein Schulhofstreit; die Atmosphäre war
geladen mit dem Versprechen von Gewalt, und Klaus fühlte, wie seine
Knie weich wurden.
„Wir sind keine Weicheier, Wirt!“, knurrte Axel verzweifelt,
während er auf den Tresen schlug und sein Bier über den Rand
schwappte. „Wir sind hier, um Spaß zu haben, aber deine
Muckefuck-Attitüde geht mir auf die Nerven!“
Plötzlich trat ein anderer Rocker, Lars, vor, dessen Humor bei
allen bekannt war. „Hey, Axel, beruhige dich! Wir wollen einfach
einen ruhigen Abend in der Bar verbringen und haben nicht die
Absicht, hier alles kaputt zu machen. Sei nicht so ein
Zimtschneckchen!“
Aber Axel ließ sich nicht besänftigen. „Ich bin nicht hier, um
die gute Laune zu fördern! Wenn dieser Typ mich nicht respektiert,
dann hat er hier auch keinen Platz für seine frechen Antworten!“ Er
warf sein Glas gegen die Wand, und die Scherben zerstreuten sich
wie ein schwarzes Gewitter über den Boden.
Klaus wich für einen Moment zurück, während das Klirren der
Gläser in den Ohren hallte, und ein Gefühl der Panik überkam ihn.
Der Krach zog die Aufmerksamkeit aller in der Bar auf sich, und es
war klar, dass die Nacht, die eigentlich Spaß und Geselligkeit
versprach, gerade in einen Überlebenskampf umschlug.
Die anderen Gäste, die gerade ihren Abend genossen hatten,
hasteten in Deckung oder schauten neugierig und ängstlich zu. Klaus
spürte, wie seine Kehle trocken wurde. „Leute, bitte“, flüsterte
er, „das ist keine Lösung. Lasst uns einfach normal weitermachen,
okay?“
Doch Axel hatte nicht vor, aufzuhören. In einem plötzlichen
Aufblitzen von Wut stürzte er sich vor Klaus und schnappte sich ihn
am Kragen. „Ihr denkt, ihr seid die Könige hier? Zeit, dass du
lernt, wer wirklich die Kontrolle hat!“
Klaus fühlte beim Griff von Axel, wie ihm die Luft aus der
Lunge gepresst wurde, und Panik raste durch ihn. Doch just in
diesem Moment sprang Lars ein, hielt Axel zurück und riss ihn weg
von Klaus. „Ruhig, Axel! Du machst es nur schlimmer!“
Die Situation war absolut explosiv. Die Bar schien in Aufruhr
zu geraten, als die anderen Rocker auf ihre Konfrontation
reagierten und sich bereit machten, sich entweder einzugreifen oder
zu unterstützen. Moni, die bis dahin reglos an der Seite gestanden
hatte, betrat nun das Geschehen,
„Lasst uns nicht vergessen, wer uns versorgt!“, rief sie laut
und versuchte, zwischen der aufgeladenen Energie der Rocker und
Klaus zu vermitteln. „Jeder hier will nur einen ruhigen Abend, das
sind alles nur Worte!“
Aber die Glut der Gewalt war entfacht, und es war nicht mehr
aufzuhalten. Die Bar war nun ein Feuerwerk aus geflüsterten
Beleidigungen, Provokationen und der Anspannung. Die Nacht, voller
Versprechen und Möglichkeiten, drohte in einem Scherbenhaufen zu
enden, und Klaus offenbarte mit seiner inneren Überzeugung, dass
aller Respekt, den er den Rockern entgegengebracht hatte, nun
flüchtig und voller Stiche ist.
Plötzlich flogen die ersten Fäuste, und das Chaos entlud sich,
als die Fronten klar waren – zwischen Macht und Ohnmacht, zwischen
Freiheit und Gefangenschaft. Hamburgs Schatten wurden noch dunkler,
als diese Menschen sich in das Chaos stürzten, das hilfreich,
lächerlich und vor allem gefährlich war.
Das Chaos brach in der „Hafenkind“-Bar über alle herein.
Drohungen und Flüche hallten wider, während die Rocker sich
gegenseitig anfeuerten, und Klaus, dessen Kehle trocken war, fühlte
sich wie ein gefangener Zuschauer im eigenen Etablissement. Moni,
mit einem entschlossenen Blick, versuchte, Axel und Lars
auseinanderzuhalten, als die ersten Fäuste flogen und die Gläser
zerbrachen.
Mit jedem Schlag, jedem Schrei schien die Zerstörung der
letzten verfluchten Abende zu folgen. Klaus schaute um sich,
atemlos und ungläubig. Dort, wo vor wenigen Minuten noch fröhliches
Gelächter gewesen war, war jetzt der Raum in einem Nebel aus Wut,
Angst und gebrochener Hoffnung gehüllt.
Plötzlich ertönte lautes Geschrei: „Raus hier!“ Es war ein
Türsteher – brutale Präsenz, oft als das letzte Bollwerk gegen das
Chaos. Er war ein muskulöser Mann mit einer messerscharfen Stimme,
die keiner ignorieren konnte. „Weg mit euch, sonst gibt’s kein
Morgen!“
Doch die Rocker schienen fest entschlossen, während sie sich
immer mehr in die Eskalation hineinsteigerten; Adrenalin und
Triumph über die Verbote trugen sie weiter. Klaus zitterte, als er
sah, wie Tische umgestoßen wurden, Stühle flogen – die Bar war
jetzt mehr ein Schlachtfeld als ein Ort der Geselligkeit.
Ehe Klaus sich versah, hatte Axel seine Fäuste in ein weiteres
Gesicht geschlagen. Ein Ruck ging durch den Raum, als die Rocker
sich mehr und mehr in eine Art Wettbewerb der Gewalt verwickelten.
Das Geräusch von zerbrochenem Glas und erstickten Schreien wurde
lauter, und plötzlich gab es einen brutalen Aufschrei – Lars war
gefallen, das Ergebnis eines heftigen Schlags, und sofort flogen
seine Kumpels auf ihn los. xxx
Inmitten des Tumults sah Klaus seine Chance und schrie: „Hört
auf! Wir sind hier nicht in einem Kampfclub!“ Doch niemand hörte
zu. Die Zerstörung war zur Normalität übergegangen, und jede
Stimme, die versuchte, Frieden zu schließen, wurde mit einem
weiteren Aufschrei überdröhnt.
Gerade als die Lage noch schlimmer zu werden drohte, sprintete
Moni zu Klaus und zog ihn hastig hinter die Bar. „Was machst du?
Hier kannst du nicht bleiben!“, rief sie über das Geschrei hinweg.
Sie fasste einen Entschluss und mit einem Zeichen ihrer Hand holte
sie den Türsteher.
Er stürmte mit Selbstvertrauen auf die Rocker zu, und Klaus
beobachtete, wie er sich zwischen Axel und den anderen stellte.
„Raus, jetzt!“, bellte der Türsteher. Es war der Moment, in dem die
Bar den Atem hielt. „Sie haben hier nichts verloren, wenn sie Ärger
machen!“
Die Rocker waren plötzlich in die Enge gedrängt, und der
aufkeimende Konflikt machte Platz für eine kühle Realität. Die
Härte des Türstehers und die Entschlossenheit von Moni führten
dazu, dass die übrigen Rocker schüchtern zurücktraten, während
zahlreiche Gäste das Weite suchten.
„Wir lassen das nicht auf uns sitzen!“, rief Axel, während er
zögernd zurücktrat, seine Wut schien ihn immer noch zu
durchdringen. Doch als die letzten Worte seines Herausforderers
durch die Luft flogen, war klar, dass die Machtverhältnisse sich
verschoben hatten.
Und so flohen die Rocker, angeführt von Axel, aus der Bar –
das Geräusch ihrer schweren Schritte verklang in der Nacht. Draußen
dröhnten ihre Motoren, und der Abend verwandelte sich zurück in das
gewohnte Geräusch des Hamburger Hafenlebens.
Als der Staub sich legte und die Verkettung des Chaos
endgültig zur Ruhe kam, saßen Klaus und Moni auf dem Boden der Bar,
umgeben von einem Trümmerfeld aus zerbrochenem Glas und verstreuten
Stühlen. „Wir haben es geschafft“, flüsterte Klaus, unfähig zu
begreifen, was gerade geschehen war.
„Ja, aber nur auf Zeit“, seufzte Moni, während sie sich
aufrichtete und ihm die Hand reichte. „Diese Stadt hat ihre
Schattenseiten, und diese Kerle werden zurückkommen. Das ist das
Leben, das wir hier führen.“
Klaus sah in ihr Gesicht und erkannte die Entschlossenheit und
Weisheit, die darin lagen. Es war eine schmerzhafte Wahrheit, die
ihn durchzog, und er wusste, dass sie nur ein weiteres Kapitel der
Geschichten waren, die Hamburg in seinen dunklen Gassen
schrieb.
Die letzte Frage, die in der Luft hing, war die nach der
Zukunft. Doch während sie zusammen aufstiegen und die Trümmer der
Nacht beiseite schoben, wusste Klaus, dass es ein Neuanfang war –
ein Schritt in eine ungewisse Dunkelheit, aus der helles Licht zu
blitzen vermochte. Hier in Hamburg, dieser Stadt voller Geheimnisse
und ungezähmter Geschichten, waren die Schatten nur der Anfang. Und
in jedem Schatten existierte die Möglichkeit, dass etwas Neues,
etwas Unvorhergesehenes, immer darauf wartete, ans Licht zu
kommen.
Kapitel 3: Der Schatten des Verbrechens
Es war einer dieser trüben Tage in Hamburg, an denen sich die
Wolken wie bleierne Decken über die Stadt legten, und es schien,
als ob die Sonne beschlossen hatte, sich für eine Weile zu
verstecken. Ich war in meinem Büro im Polizeihauptpräsidium, als
die Nachricht über den Mord an Axel uns erreichte. Eine kurze
Mitteilung – einfach und unwiderruflich. Ein weiterer Schuss ins
Herz dieser Stadt, die nie wirklich zur Ruhe kam.
„Uwe, das wird ein heißer Fall“, murmelte Roy, während er
durch die Tür trat und seinen Kaffee abstellte. Ich brauchte nur
einen Blick auf sein Gesicht, um zu erkennen, dass er den Ernst der
Lage begriff. „Der Junge war nicht nur ein Rocker, er hatte auch
seine … Verbindungen.“
„Ja, und jeder dieser Cliquen hat ihre eigenen Regeln“,
antwortete ich, während ich meine Unterlagen durchblätterte. „Lass
uns herausfinden, was die Umstände seines Todes waren. Ruf den
Forensiker an, wir brauchen jede Information, die wir kriegen
können.“
Wenig später trafen wir uns mit Dr. Dr. Friedrich G. Förnheim,
dem forensischen Wunderkind, in der Leichenschauhalle. Er war
bereits am Tatort und schien über der Leiche von Axel zu schweben,
als wäre er der Mittelpunkt des Universums. Sein Gesicht war ein
Ausdruck aus tiefster Überlegenheit und Unzufriedenheit
zugleich.
„Guten Tag, meine Herren“, begann er mit seiner gewohnt
herablassenden Stimme. „Ich hoffe, Sie haben keine allzu großen
Erwartungen, was den Anblick betrifft? Der Tote wurde bei einem
hässlichen Vorfall im Freien aufgefunden – keine saftige Leiche,
wenn Sie mich fragen.“
“Saftig?”, echote ich irritiert.
“Kennen Sie den Ausdruck nicht?”
“Nicht dafür.”
“Dann lernen Sie heute bitte mal was dazu, Herr
Jörgensen.”
Ich rollte innerlich mit den Augen, als Roy gravitätisch
nickte und zu mir rüberblitzte. „Ja, das ist alles keine große
Überraschung, Friedrich. Was haben Sie herausgefunden?“
„Um die Leiche herum fanden sich mehrere Schusswunden, wie ich
bereits sagte. Er ist tot, meine Herren. Was mir jedoch aufgefallen
ist, ist die Art der Schüsse. Dicht, präzise, wie von einem Profi“,
erklärte Förnheim und stellte seinen Blick auf einen Ausweis, der
neben dem Körper lag. „Er wurde nicht einfach nur erschossen, er
wurde regelrecht hingerichtet.“
„Ein klarer Hinweis auf eine Hinterlist“, ergänzte ich,
während ich die Details um diese dunkle Begebenheit überblickte.
„Das muss mit einem Bandenkrieg oder einer persönlichen Vendetta zu
tun haben.“
„Ja, ja, dies ist Hamburg – wo die Leute die Gesetze der
Straße befolgen“, zischte Förnheim spöttisch und wandte sich von
uns ab, um weiter zu analysieren.
„Unangenehm sind diese Männer, die hier Mord und Totschlag
predigen. Aber das wissen Sie ja besser als ich, oder?“, fügte er
mit einem selbstgefälligen Lächeln hinzu – ein weiterer Streich, um
uns einzuschüchtern.
Gerold Wildenbacher, der Rechtsmediziner, trat nun ein, ein
umgänglicher Kerl, dessen raue Art den Kontrast zu Förnheims
Kühlheit bildete. „Moin, moin, Jungs. Was gibt's Neues im
Totenreich?“, begrüßte er uns und wandte sich dem Körper zu. „Die
Wunde hier spricht für sich – es gibt immer einen Verdächtigen.“
„Sie sind der Pathologe, Gerold. Haben Sie so etwas wie
Vorläufiges?“, fragte ich, während meine Empathie gegenüber der
Leiche, die eigentlich eine Geschichte erzählt hätte, in den
Hintergrund geriet.
“Also vorläufig ist das Opfer tot.”
“Das meinte ich nicht.”
“Also Sie wollen was Vorläufiges?” Er seufzte.
“Wenn es möglich ist.”
„Aber natürlich, mein lieber Uwe. Die Kugeln stammen aus einer
halbautomatischen Waffe, sehr gängig im kriminellen Milieu“,
antwortete Gerold und streckte seine Hand nach seinen Notizen aus.
„Die Größe der Löcher und der Schussabstand könnten auf einen Profi
hinweisen. Wenn ich wetten müsste, würde ich auf einen
Auftragskiller setzen.“
Nach der Besprechung hasteten Roy und ich zurück ins Büro. Ich
war entschlossen, das Puzzle zusammenzufügen, als wir den
Kriminaldirektor Jonathan Bock trafen. „Uwe, Roy. Axel war ein
bekanntes Gesicht. Das wird nicht nur geschäftlich, sondern auch
politisch brenzlig“, sagte er, während er uns mit seinem
eindringlichen Blick durchbohrte.
„Ja, das haben wir auch festgestellt“, antwortete ich. „Aber
wir haben keine Zeit für politische Querelen. Es fehlen uns die
Verbindungen und die Zeugen.“
„Schaut euch auch die Clubs in der Reeperbahn an, die
Rockerszene ist ein Schatten, der über den ganzen Stadtteil hängt.
Geht da raus und fangt an zu graben“, befahl Bock, bevor er wieder
in sein Büro verschwand.
„Ein Haufen Verbrechen zieht sich durch die ganze Gegend“,
murmelte Roy, während wir uns auf den Weg zur Reeperbahn machten,
wo das Nachtleben der Stadt im Kontrast zu den müden Tagesgästen
stand. „Das ist das Herz der Sache.“
Und während wir durch die Straßen von Hamburg fuhren, überkam
mich das Gefühl, dass Axel nicht der einzige Mensch war, für den
die Situation hart war. Der Wind krachte gegen die Fassade der
Nachtclubs, und vor uns lag ein Netz aus Verstrickungen, das uns
mit jedem Hinweis tiefer in die Dunkelheit saugen würde.
Das Spiel hatte gerade erst begonnen, und während ich mein
Ziel ins Visier nahm, spürte ich, wie sich die Schatten über uns
zusammenzogen. Egal, wie klar die Spuren waren, der Fall war noch
lange nicht gelöst.
Kapitel 4: Dunkle Gassen und verschwommene Wahrheiten
Die Reeperbahn pulsierte mit einem Leben, das sowohl
verlockend als auch gefährlich war. Neonlichter schimmerten über
den Kopfsteinpflasterstraßen und warfen lange Schatten, während wir
durch den Menschenstrom schoben, der aus Touristen und
Einheimischen bestand, die sexuell aufgeladene Energie und den
Geruch von gebratenen Würstchen und Bier in der Luft
aufnahmen.
„Wohin zuerst?“, fragte Roy, während wir an einem kleinen
Imbiss vorbeigingen. „Der ‘Schattenblick’ oder die ‘Blaue
Nacht’?“
„Lass uns mit der ‘Blaue Nacht’ anfangen”, schlug ich vor.
„Die haben eine Verbindung zur Rockerszene, und ich habe das
Gefühl, dort könnten wir etwas hören. Wir müssen auch
sicherstellen, dass wir den Türsteher im Auge behalten. Wenn Axel
dort viel verkehrt hat, könnte er uns mehr über die Umstände
sagen.“
Die „Blaue Nacht“ war ein beliebter Club, berühmt für seine
spektakulären Strip-Shows und die immer präsente Gefahr, die in der
Luft lag. Wir betraten den Club und wurden direkt von den
schimmernden Lichtern und dem dröhnenden Bass empfangen. Der Geruch
von Körpern in Bewegung und das überlagerte Stöhnen der Gäste
überlagerten die Luft. Ich ließ den lokalen Puls auf mich wirken,
während wir unseren Weg zur Bar fanden.
Die Atmosphäre war aufgeladen; einige Gäste schienen die
Aufregung zu spüren, während andere in einer digitalen Blase
lebten, ihre Handys fest in der Hand, unfähig, die Realität zu
begreifen. Eine schlichte Bedienung steuerte freundlich auf uns zu,
aber ich bemerkte den skeptischen Blick eines Türstehers in der
Ecke. Er war kräftig gebaut und immer mit einem eiskalten Ausdruck
im Gesicht; Haaransatz und Schnurrbart verliehen ihm eine
bedrohliche Ausstrahlung.
„Wie kann ich Ihnen helfen, Herren?“, fragte die Kellnerin,
während ich ihr einen kurzen Blick zuwarf.
„Wir suchen nach Informationen über Axel, einen Rocker, der
kürzlich ermordet wurde“, antwortete ich und beobachtete, wie eine
spielerische Stimmung in ihrer Miene schnell in Besorgnis
umschlug.
„Ich kann nichts für Sie tun“, erwiderte sie hastig und wandte
sich ab. An diesem Punkt wusste ich, dass ich etwas Geduld und
Taktgefühl brauchen würde, um mehr herauszubekommen. Der Türsteher
jedoch hatte mit einem scharfen Blick die Unterhaltung verfolgt und
trat unbeirrt auf uns zu.
„Ich kann Ihnen helfen, aber nur, wenn Sie bereit sind, die
Regeln zu spielen, Kommissar“, murmelte er. „In dieser Stadt gibt
es keinen Platz für Schwäche.“
„Das Spiel wird schnell zum Kühlschrank, wenn man die Regeln
nicht kennt“, erwiderte ich und bemühte mich um eine ruhige
Außenwirkung. „Ich bin nicht hier, um Ärger zu machen. Wir sind
einfach nur an Informationen interessiert.“
Der Türsteher, von mir angestachelt, überlegte einen Moment,
und ich konnte sehen, dass sich etwas in seinem Kopf tat. „Axel war
kein einfacher Kerl. Er hat für einige nicht gerade nette Jungs
gearbeitet. Was haben Sie da für ein Interesse?“
„Wir sind nicht die Bösen hier – er ist tot“, sagte Roy
schnippisch, doch ich war sicher, dass der Türsteher es nicht als
spielerischen Scherz aufnehmen würde. „Das bedeutet, wir müssen
herausfinden, wer ihn umgebracht hat und warum.“
Ein Widerschein von Schock mischte sich in das Gesicht des
Türstehers. „Hört zu, ich weiß, dass ihr hier nicht mit
festgeschlossenen Augen spielt. Axel war mit vielen zwielichtigen
Typen verbunden, und das meiste ging über Drogen und Schulden. Er
war ein verdammter Pechvogel – aber was ihr hier sucht, könnte euch
etwas Teueres kosten, verstehen Sie?“
Roy nickte und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
„Irgendwelche Namen, die dir ein wenig Licht ins Dunkel bringen
könnten?“
„Ich sage euch das, und es macht nichts besser. Wenn ihr mit
den Clans auf Kriegsfuß stehen wollt, sind die Lizzards und die
Snakes sehr interessiert daran, ihre durchaus geschäftlichen
Beziehungen zu wahren, wenn ihr versteht, was ich meine.“
Die Worte blieben in der Luft hängen, und ich spürte, wie sich
ein kalter Schauer über meinen Nacken ausbreitete. Roy und ich
schauten uns an, während der Türsteher zurücktrat, als ob er uns
einen letzten Ratschlag geben wollte. „Seid vorsichtig,
Kommissare“, murmelte er, bevor er sich wieder dem Club
zuwandte.
Jetzt, mehr denn je, war ich mir über die Schatten bewusst,
die sich hinter den glänzenden Lichtern der Reeperbahn versteckten.
Wir mussten also herausfinden, wer diese Clans waren und was sie
mit Axel zu tun hatten. Als wir die Tür hinter uns schlossen,
schien die Nacht noch dunkler geworden zu sein.
Auf dem Weg zurück zu meinem Wagen hatte ich nur einen
Gedanken: Dieser Fall würde uns an unsere Grenzen bringen, und die
Wahrheit war offensichtlich in den Schatten verborgen, in den
geheimen Orten der Stadt, die nie das Licht der Öffentlichkeit
erblickten.
Aber ich wusste auch, dass wir nicht aufhören würden, bis wir
diese Wahrheit ans Licht brachten. Hamburg war unser Zuhause, und
es war Zeit, die dunkle Seite dieser Stadt zu erforschen. Roy und
ich machten uns wieder auf, mit dem dringenden Wunsch,
herauszufinden, welches Netz sich um Axel gelegt hatte, bevor er
schließlich davon erstickt wurde.
Kapitel 5: Ein Netz aus Lügen und Verwicklungen
Die Straßen von Hamburg reflektierten das Neonlicht, während
Roy und ich uns zurück ins Polizeihauptpräsidium begaben. Der Druck
des Falls legte sich schwer auf mich, wie die Schwüle der
bevorstehenden Gewitter, die die Luft drückte. Um uns herum schien
das Stadtleben unbeeindruckt von dem Verbrechen, das sich in seinem
Schatten abspielte.
„Ich frage mich, wie weit diese Clans gehen, um ihre Kontrolle
zu behaupten“, murmelte Roy, während wir im Fahrstuhl nach oben
schwebten. „Axels Ermordung könnte eine Botschaft sein. Eine
Warnung an die anderen.“
„Finde ich auch“, antwortete ich. „Daran zweifle ich nicht.
Wir müssen in den Clubs nach weiteren Zeugen suchen. Leute, die
Axel gekannt haben, und vor allem, die bereit sind zu reden. Es ist
wichtig, die Verbindungen zu den Clans zu verstehen, auch wenn es
gefährlich wird.“
Kaum hatten wir unser Büro erreicht, begrüßte uns die kühle
Atmosphäre des Polizeihauptpräsidiums. Die Wände waren fest
verankert mit dem Gewicht unserer Arbeit, und irgendwo in der Ferne
hörten wir die Geräusche der Schreibmaschinen und Anrufe der
anderen Kollegen.
„Uwe“, rief Jonathan Bock, als er uns auf dem Flur begegnete
und mit einem strengen Blick an uns vorbeiging. „Was ist der
aktuelle Stand? Gibt es Neuigkeiten?“
„Wir haben ein paar heiße Hinweise erhalten, Herr
Kriminaldirektor“, erwiderte ich schnell. „Axel war anscheinend in
die Geschäfte eines Clans verwickelt, und jetzt versuchen wir, mehr
über die Verbindungen herauszufinden.“
„Sehen Sie zu, dass Sie die Situation schnell unter Kontrolle
bekommen. Axel ist nicht irgendein Gewöhnlicher. Ich möchte keine
Ärgernisse für die Presse. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie auch ein
Auge auf die Presse haben“, befahl Bock, und seine Augen funkelten
scharf, bevor er sich abwandte und in sein Büro verschwand.
„Echt motivierend, was?“, murmelte Roy, als wir uns wieder an
unseren Schreibtisch setzten. „Lass uns etwas Recherche anstellen.
Es gibt bestimmt Daten zu den Clans in den Archiven.“
Wir schlossen uns zusammen und begannen, alte Akten
durchzusehen, die uns über die Clans und ihre Machenschaften
informieren könnten. Die Zeit verging wie im Flug, während wir uns
in die schmutzigen Details von Drogenhandel und Gewalt eingruben.
Es war klar, dass diese Gruppen tief in das Unterbewusstsein der
Stadt eingedrungen waren, ein Schatten, der über den Lichtern
hing.
„Moment mal“, rief Roy plötzlich aus. „Hier! Es gibt
Verbindungen zwischen der Snakes-Clique und einem alten Kontakt von
Axel. Dieser Typ namens Franky. Er sollte ein Schlüsselname sein,
wenn wir ein paar Antworten haben wollen.“
„Gut, lass uns sehen, ob wir seinen Aufenthaltsort finden
können“, antwortete ich. „Das könnte unser nächster Schritt
sein.“
Nach einigen Telefonanrufen und Recherchen fanden wir heraus,
dass Franky regelmäßig in einem kleinen Bistro namens „Alte Liebe“
in St. Pauli verkehrte. Also machten wir uns auf den Weg
dorthin.
Das Bistro war ein unauffälliger Ort, umgeben von bunten
Wänden und den vertrauten Klängen der Stadt. Ich konnte den Geruch
von frisch gebrühtem Kaffee und Brötchen riechen, als wir
eintraten. Die wenigen Gäste waren vertieft in leise Gespräche oder
beobachteten die Straße durch die Fenster.
„Da ist er“, flüsterte Roy und nickte in eine Ecke, wo ein
schäbiger Typ in einer abgewetzten Jacke saß. Sein Gesicht war
vertraut – das war Franky, ein kleiner Fisch im großen Netz, aber
er hatte die richtigen Verbindungen.
Als wir uns ihm näherten, rumorte mein Bauch ein wenig.
„Franky“, begann ich, meine Stimme war deutlich, aber nicht
feindselig. „Wir würden gerne mit Ihnen sprechen. Es ist
wichtig.“
Er blickte uns über den Rand seines Glases an, die Augen
füllten sich mit Misstrauen. „Kommissare, was für einen Dreck wollt
ihr? Ich habe nichts zu sagen und will keine Probleme.“
„Es geht um Axel“, erwiderte ich, ohne Umschweife. „Er wurde
ermordet, und wir glauben, dass Sie etwas wissen, das uns
weiterhelfen könnte.“
Frankys Gesichtszüge veränderten sich – eine Mischung aus
Schock und Scham. „Axel? Scheiße…“, murmelte er und nahm einen
tiefen Schluck aus seinem Glas. „Der Junge hat sich in etwas
verwickelt, das er nicht begreifen konnte.“
„Sprechen Sie!“, forderte ich ihn auf und beugte mich näher
über den Tisch. „Sein Tod hat Auswirkungen auf diese Stadt, und
wenn Sie uns nicht helfen, sind Sie vielleicht das nächste
Ziel.“
Seine Augen wechselten in eine Art Regungslosigkeit, und ich
wusste, dass ich ihn an einem Punkt hatte, an dem er entscheiden
musste, ob er kooperieren wollte. „Ich… ich kann nicht. Du
verstehst nicht – die Snakes sind nicht einfach. Es sind
gefährliche Typen. Axel hat seine Schulden nicht bezahlt, und jetzt
holen sie sich das, was er ihnen schuldet.“
„Welche Schulden? Wer ist für seinen Tod verantwortlich?“,
drängte Roy, während ich Roys Missmut bemerkte.
Franky sah sich nervös um, als wäre die gesamte Bar Ohren für
das Gespräch. „Hört zu, ich soll euch helfen, aber ich kann euch
nichts sagen. Wenn ich etwas sage, würde ich noch schlimmer dran
sein. Glaubt mir, ich wollte ihn warnen, doch ich konnte nicht. Die
Snakes haben eine lange Reichweite. Sie sind mit den Lizzards
verbunden, es ist mehr als nur ein bisschen Auftragsarbeit. Es ist
viel, viel gefährlicher!“
Seine Stimme wurde leiser, als ein Schatten über sein Gesicht
fiel. „Ich sage nichts weiter. Lasst mich einfach in Ruhe!“
Bevor er sich umdrehte, spürte ich, dass wir ihn verloren
hatten. Franky war wie die anderen – eingekerkert im Schrecken und
bereit, seine Zunge hinter den Zähnen zu verbergen, nur um seine
eigene Haut zu retten.
Mit unserem nächsten Schritt standen wir vor der Wahl. Wir
konnten die Snakes und die Lizzards nicht ignorieren, und
vielleicht war es an der Zeit, etwas mehr für die schwer
zugänglichen Informationen zu tun – tief im Untergrund, wo sich das
kriminelle Geschehen ausbreitete.
Auf dem Weg zurück zum Auto spürte ich die kalte Brise der
Reeperbahn, die das Gefühl der Bedrohung in sich trug. Ein weiterer
Zeuge könnte uns einige Antworten bringen, aber ich musste dafür
bereit sein, den entscheidenden Schritt in die Dunkelheit zu wagen.
Es war klar, dass wir in einen Strudel der kriminellen Unterwelt
eintauchten, und es gab kein Zurück.
Und mit jedem weiteren Puzzlestück, das wir fanden, bekam ich
das nagende Gefühl, dass diese Suche nach Wahrheit weit
gefährlicher war, als ich erwartet hatte.
Kapitel 6: Im Schatten der Snakes
Die Luft war kühl und feucht, als Roy und ich das Bistro
verließen. Während die Menge sich amüsierte und das Nachtleben
allerorten tobte, schien unser Weg durch die dunklen Gassen von St.
Pauli alles andere als einfach. Das Gefühl, abgestoßen zu werden,
war greifbar, ließ es wie einen Betonblock auf unserem Magen
liegen.
„Ich habe das Gefühl, dass Franky uns einen verdeckten Hinweis
gegeben hat, aber er hat ein zu großes Risiko gesehen, um uns mehr
zu erzählen“, murmelte Roy, während wir durch die schmalen Gassen
schlichen. „Die Snakes sind wie eine Schlange – sie halten sich im
Verborgenen und greifen nur dann an, wenn man es am wenigsten
erwartet.“
„Egal – wir müssen mehr über die Lizzards erfahren“,
konstatierte ich. „Der Hinweis war ein guter Anfang, aber es
scheint, als ob wir jetzt tiefer graben müssen. Eventuell gibt es
irgendwo in den Unterlagen der Kriminalpolizei alte Berichte über
ihre Aktivitäten.“
Nachdem wir ein paar Adressen durchgingen, steuerten wir das
Archiv des Präsidiums an. Die Zeit schien dort stillzustehen, die
Wände waren voll von Akten, die darauf warteten, durchforstet zu
werden. Mit einer gehörigen Portion Geduld – etwas, das ich in
dieser Phase nur schwer aufbringen konnte – begannen wir, nach
Hinweisen zu scannen.
„Hier!“ rief Roy plötzlich, während er sich über einen alten
Aktenordner beugte. „Die Snakes haben in den letzten Jahren
zahlreiche gewalttätige Übergriffe und Drogenrazzien gehabt.
Merkwürdigerweise scheinen sie immer wieder zu entkommen.
Vielleicht gibt es noch weitere Informationen über Axel, die wir
hier finden könnten.“
„Wir müssen alle Ermittlungsberichte durchsehen. Wenn Axel
damals mit den Snakes in Kontakt war, müsste hier eine Notiz sein.“
Ich kniete mich näher über den Bericht. „Scheint mir, als wenn die
Snakes ein gutes Geschäft im Drogenhandel machen. Wir müssen den
Zeitrahmen eingrenzen und erfahren, wer die Verbindungen genutzt
hat.“
Ein paar Stunden später hatten wir einige Dokumente
durchblättert und herausgefunden, dass die Lizzards als
Kooperationspartner der Snakes fungieren. Ihre Geschäfte liefen in
den Clubs der Stadt, wo die Stimmung stets problematisch war, und
wir wussten, dass wir wohl noch ein paar schlafende Hunde wecken
würden.
Mit kühler Entschlossenheit machten wir uns wieder auf den Weg
in die Nacht, mit einem klaren Ziel vor Augen: die Verbindungen zu
den Lizzards zu finden.
Wir suchten die „Schwarze Perle“ auf – einen weiteren
Nachtclub, der als eines der Hauptquartiere der Lizzards galt. Ob
der Ort gefährlich war, hätten wir für den besten Ort eines
Kontaktes im Raum gefeiert. Der Club war ein Miniatur-Mekka der
Versuchung, untermalt von dröhnendem Bass und zunehmend intensiven
Lichtern.
Ich war mir sicher, dass wir nicht allein waren und beobachtet
wurden. Die Umgebung vibrierte vor Nervosität und latentem
Aggressionspotenzial, während wir die Schwelle zwischen dem
Vertrauten und dem Unbekannten überschritten. Um uns herum tanzten
die Menschen, verloren in ihrer eigenen Welt, aber der Tod von Axel
schwebte wie ein Damoklesschwert über uns.
Die Tür zu einem Hinterzimmer war nur einen Schritt entfernt,
als einer der Türsteher, ein breitschultriger Kerl mit tätowierten
Armen, sich uns in den Weg stellte. Seine Miene war starr wie eine
Statue. „Was wollt ihr hier, Bullen?“
„Wir suchen nach Informationen“, antwortete ich sehr ruhig,
während ich Roy einen Seitenblick zuwarf. „Es geht um Axel und die
Snakes. Er wurde ermordet und wir wollen wissen, ob es hier Leute
gibt, die mehr wissen.“
Der Türsteher grinste schief, als hätte ich ihm einen Witz
erzählt. „Das sorgt nur für Ärger. Axel war nicht gut gelitten bei
uns, aber ich wette, ihr findet keinen Ansprechpartner hier.“
„Wir möchten nur Informationen, die uns weiterhelfen könnten.
Es ist in eurem Interesse, uns zu helfen, bevor jemand von euch
wieder negative Aufmerksamkeit auf sich zieht“, sagte ich mit
fester Stimme, versuchte mein Bestes, das Urteil in meinen Augen
auszublenden.
Unbemerkt gab Roy ein Zeichen. Wenn wir nicht weiterkämen,
würde der Abend noch komplizierter werden. Entschlossen lehnte ich
mich vor – und auf Anhieb sah ich das Unbehagen in seinem Blick.
„Einmalige Chance, mein Freund. Es ist euer Moment, uns davon zu
überzeugen.“
Für einen kurzen Moment fühlte es sich so an, als ob die Welt
um uns herum stillstand. Die Herausforderung in seinen Augen sprach
Bände, und ich konnte spüren, wie der Druck in der Luft zunahm.
Schließlich gab er seinen Gezicke auf, seine Miene verflog, als
seine Schultern sanken. „Es gibt Gerüchte, dass Axel ein großes
Geschäft nebenbei erledigt hat, das sich um Drogendeals drehte.
Wenn das wahr ist, sagen die anderen, kann das den ganzen Clan in
den Abgrund reißen. Aber ich würde es tunlichst vermeiden, darüber
zu sprechen, wenn ich an eurer Stelle wäre.“
„Woher hast du diese Infos?“, fragte ich neugierig und
gleichzeitig besorgt, was sich hinter dieser plötzlichen Wende
verbarg.
„Es gibt mehr dahinter. Vor ein paar Tagen kam ein Typ aus der
Stadt, er sollte Axel einen Überblick über seine Schulden
verschaffen. Das würde ihm nicht gefallen. Er sah zusammen mit
seinem Kumpel hier vorbei, dem großen Schwarzen, der die Hand über
alles hält. Ich habe nur gehört, dass er nicht so leicht aufgeben
wollte. Und jetzt ist Axel tot und – mein Gott – die Jungs hatte
ihm schon mehrfach den Kopf gewaschen: Mach Schluss mit dem
Schlamassel, dann wird keiner dir einen Grund geben.“
Jedes Wort schien mich weiter in einen Strudel aus Fragen zu
ziehen, und ich war mehr denn je entschlossen, der Sache auf den
Grund zu gehen.
„Wer ist der Typ? Und wo finde ich ihn?“ Ich hielt meinen
Blick fest auf ihn gerichtet.
„Ich kann nichts mehr und … Ich glaube nicht, dass du da mit
bloßem Nachfragen durchkommst.“ Der Türsteher hatte Angst in seinen
Augen. „Es gibt andere Möglichkeiten für Sie, sich zu treffen; aber
jemand könnte einen Preis dafür verlangen.“
Ich wusste, ich musste einen Weg finden, um weiterzukommen.
Während Roy mit der Lage sichtlich kämpfte, stellte ich mir vor,
dass wir den großen Schwarzen noch aufspüren sollten. Je
umsichtiger wir die Details der Nacht erforschen würden, desto
näher würden wir dem Geheimnis und dem Mordfall kommen.
Aber ich schaute Roy an, und wir wussten beide, dass die
Dunkelheit um uns die nächsten Herausforderungen nur noch
intensiver machen würde. Es war Zeit, in die Schlange einzutauchen,
durch das Netz der Lügen zu gehen und die Wahrheit ans Licht zu
bringen, egal, wie viele schmutzige Hände wir überqueren
mussten.
Kapitel 7: Der große Schwarze und die Unterwelt
Mit dem Wissen, dass wir nun eine heiße Spur hatten, verließen
Roy und ich die „Schwarze Perle“ und navigierten durch die schmalen
Gassen von St. Pauli. Der Gedanke an den großen Schwarzen, den
Typen, der Axel anscheinend sehr gut kannte, nagte an mir. Ein
Name, der mir die Möglichkeit gab, einen weiteren Schritt in
diesem komplizierten Puzzle zu machen.
„Wir sollten vorerst Kontakt zu denjenigen in der Nähe
aufnehmen, die etwas über seine Geschäfte wissen“, schlug Roy vor,
während wir zum Auto gingen. „Ich denke, dass wir ein paar der
kleinen Dealer in der Nähe befragen können, die unter dem Radar des
Clans agieren.“
„Guter Plan“, antwortete ich, und wir machten uns auf, um
einige der beliebten Abstecher aufzusuchen – Orte, die zufällig mit
den Geschäften von Leuten wie dem großen Schwarzen in Verbindung
standen. Wir fuhren die schmalen Straßen entlang und hielten an
einem verschachtelten Hinterhof mit einer schäbigen Halle, die als
Treffpunkt für zwielichtige Geschäfte diente.
„Hier ist es“, murmelte ich, während ich den Geruch von
Alkohol und Cannabis wahrnahm, der in der Luft hing. Die Halle war
mit Graffiti übersät, und erfüllt von dröhnendem Bass und dem
Gelächter von Menschen, die sich einen guten Abend machten.
Wir schoben uns vorsichtig hinein, und sofort viel der Blick
auf eine Gruppe junger Männer, die an einem Tisch saßen, einige
redeten, einige starrten ins Leere. Ein Kerl, etwas älter, sah so
aus, als hätte er schon einige raue Nächte hinter sich – sein Name
war Lenny, und er hatte in der Gerüchteküche immer einen Namen
parat.
„Hört zu, Lenny“, begann ich, während ich mich an den Tisch
lehnte. „Wir suchen nach Informationen über Axel und den großen
Schwarzen. Wir wissen, dass die Snakes und die Lizzards mit ihm zu
tun hatten. Was kannst du uns darüber sagen?“
Sein Gesicht blieb stoisch, aber ich konnte die Nervosität
tief in seinen Augen ablesen. „Ich kann nichts sagen, Mann. Das
sind nicht die Leute, mit denen man sich anlegt“, antwortete er,
während er nervös an seiner Zigarette zog.
Roy Müler sagte: „Der Junge ist tot, und wenn du nichts sagst,
könnte es dir ebenso ergehen. Glaub mir, die Snakes bewegen sich
überall – und die Lizzards haben auch ein gewichtiges Wort.“
„Das tut mir leid, aber solche Probleme habe ich nicht. Der
große Schwarze ist kein Mensch, mit dem man sich anlegt“, wisperte
Lenny und sah sich um, als wäre jemand hinter ihm.
Ich brauchte keine weiteren Hinweise, um festzustellen, dass
der große Schwarze in dieser ganzen Sache das zentrale Element war.
„Hört, wir brauchen unbedingt eine Stelle, um ihn zu finden. Er
wird wissen, was mit Axel passiert ist,“ beharrte ich.
„Ich kann dir keinen direkten Ort aufzeigen, aber ich höre
über einen Hintereingang an der Müllerstraße. Dort hängt er
manchmal ab“, antwortete Lenny leise.
Ich bedankte mich hastig und riss mich von dem Tisch los,
während Roy mir folgte. „Wir sollten uns beeilen, bevor es zu spät
wird“, sagte ich und spürte ein Adrenalinrauschen in meinem
Körper.
Eine knappe halbe Stunde später standen wir vor einer
unauffälligen Häuserzeile in der Müllerstraße, umgeben von Löchern
in der Wand und von Schmiereiren. Wir sahen uns um, um
sicherzustellen, dass wir keine Augen im Hintergrund hatten,
während ich die heiße Spur verfolgte.
Auf einem schmalen Bürgersteig entdeckten wir einige alte
Container, wo wir ein paar Gestalten rumhängen sahen. Es war der
perfekte Platz, um den großen Schwarzen antreffen zu können. Ich
nickte Roy zu und versuchte, so unauffällig wie möglich, dem
Geschehen näherzukommen.
„Seht, da ist er“, murmelte Roy und deutete auf einen großen
Kerl, dessen breiter Rücken und kräftige Statur aus einem Haufen
ärmlicher Gestalten herausragten. Der große Schwarze bewegte sich
ständig zwischen den anderen, sein Gesicht im Dämmerlicht war kaum
zu erkennen, bedrohlich und wie ein Meister des
Versteckspiels.
„Wir gehen jetzt einfach hin, und ich werde mit ihm reden“,
sagte ich, während wir näher kamen.
„Bist du dir sicher? Das könnte gefährlich werden, Uwe. Wir
wissen nicht, wie er auf Polizeikollegen reagiert“, warnte
Roy.
„Wenn es darauf ankommt, werden wir uns den Respekt verdienen
müssen. Egal, was passiert – wir müssen dranbleiben, und die
Wahrheit steht an erster Stelle“, entgegnete ich und setzte meine
Schritte in Richtung auf den großen Schwarzen. Ich wusste, dass
Risiken da waren, doch während ich mich in die Dunkelheit
hineinwagte, war ich bereit zu kämpfen.
Als wir uns dem Mann näherte, bemerkte er uns und blickte von
seiner Unterhaltung auf. „Was wollen die Bullen hier?“, fragte er
und ein leiser Wind zog durch die Gruppe.
„Der große Schwarze, nehme ich an?“, sprach ich mit fester
Stimme, während wir uns ihm gegenüberstellten. „Wir haben Fragen
und wir sind hier, um Antworten zu bekommen.“
Sein Lächeln war alles andere als freundlich. „Ähm, ich hab's,
was du suchst; aber ich weiß nicht, ob du für die Antwort bereit
bist, Kommissar.“
Seine Stimme war tief und enttäuscht, er vermischte sich mit
der Dunkelheit um uns herum – und ich merkte, dass dies kein Zufall
war. Der große Schwarze kannte Axel, und mit ihm könnte ich
vielleicht die Geheimnisse entschlüsseln, die sich hinter dem Mord
verbargen.
„Axel wurde umgebracht, und wir wissen, dass du mehr darüber
weißt. Was ist mit den Snakes und den Lizzards?“, drängte
ich.
Kapitel 8: Ein Pakt in der Dunkelheit
Der große Schwarze musterte uns, ein Wechselspiel von
Misstrauen und Augenblicken des Nachdenkens zeichnete sich auf
seinem Gesicht ab. Ich konnte den Druck der Situation
spüren.
„Warum sollte ich euch erzählen, welche Geheimnisse in meiner
Welt verborgen sind? Was habt ihr für mich?“ seine Stimme war so
tief wie der älteste Kahn, der die Elbe hinunterfuhr.
„Wir können dir Schutz bieten“, antwortete ich, während ich
meine Worte sorgsam wählte. „Der Mörder von Axel könnte dein
Untergang sein. Wir sind hier, um zu helfen – wenn du uns die
Informationen gibst, die wir brauchen.“
Sein Augenblitzen verriet mir, dass er nicht gerade die
Absicht hatte, vernünftig zu sein. „Schutz“. Er lachte schallend.
„Ihr wisst nichts vom Untergrund, Kommissare. Ich bin hier, weil
ich die Wahrheit schützen will – und nicht alle Wahrheiten sind
wert, geschützt zu werden.“
„Hör zu“, rief Roy unvermittelt dazwischen. „Wir haben keine
Zeit für Spiele. Axel ist tot, und das ist kein normales
Verbrechen. Hier geht es nicht nur um eine kleine Sache – hinter
diesem Mord stecken gefährliche Leute. Wenn du uns nicht sagst, was
wir wissen müssen, werden viele leiden. Glaub mir, so etwas
passiert nicht einfach, und da gibt es keine Sündenböcke mehr, auf
die du irgendwas schieben kannst.“
Der große Schwarze schloss kurz die Augen, seine Miene wirkte
nun nachdenklicher. „Es gibt auch andere Wege, sich der Snakes und
der Lizzards zu entledigen“, sagte er schließlich. „Aber ihr müsst
dazu bereit sein, die Konsequenzen zu tragen. Wenn ihr euch am Ende
einmischt, und alles den Bach runtergeht, werdet ihr es bereuen.
Das ist kein Spiel – hier jagt man nach der Beute. Und bedenkt
immer eins: Die Katze hat Krallen.“
Ich wusste, dass wir am richtigen Ort waren. „Warte“, hielt
ich ihn zurück. „Du hast Axel gekannt. Er war ein Teil dieser Welt.
Was kann uns helfen, diesen ganzen Mist zu durchschauen? Woher
kamen die Probleme?“
Er rang um einen Moment der Stille. Schließlich sagte er: „Der
große Zufall spielt oft dummerweise mit uns. Axel hat Kontakt mit
Drogenhändlern in der Stadt. Er hat Schulden gemacht, und wie es
aussieht, hat er die falschen Leute verärgert. Der große Bruder der
Snakes ist der Schattentyp aus Altona, einer mit hohen
Verbindungen. Axel wollte hoch hinaus und im großen Spiel
mitmischen. Jedoch hat er sich dabei verspekuliert.“
„Wo finde ich diesen Schattentyp?“ fragte ich eindringlich.
„Wer ist das?“
„Kymmenki – es ist eine Figur, die in den Schatten operiert“,
murmelte er mit einer Mischung aus Furcht und Resignation. „Er ist
nur zu sehen, wenn es zu spät ist, und seine Reaktionen hängen
davon ab, wie und wann man ihm begegnet. Aber, wenn ihr ihn stört,
seid ihr dran.“
„Wo können wir ihn treffen?“, drängte ich weiter, und die
Entschlossenheit hinter meinen Fragen ließ er spüren, dass wir das
Unvermeidliche auf die richtige Spur bringen könnten.
„Trefft ihn nächste Woche im Club“, gab er schließlich nach
und schaute kurz über die Schultern.
Die Zeit verging schnell, und hier waren wir genau in der
richtigen Position, um diese Machenschaften zu entwirren. Es fühlte
sich an, als wären wir in einen Strudel aus Verrat und Angst
eingetaucht.
Wir standen auf, und der große Schwarze nickte, als wir uns
zum Gehen wandten. Bevor ich die Halle verließ, drehte ich mich
noch einmal um. „Wenn du uns nicht sagst, was du weißt, könntest du
dein eigenes Schicksal besiegeln. Du bist immer noch ein Spieler in
einem gefährlichen Spiel.“
Als wir draußen standen und der kalte Wind uns umhüllte,
spürte ich, dass wir immer tiefer in diese dunkle Welt eindrangen.
Der Puls der Stadt fühlte sich an wie ein Maschinenherz, das im
Takt irriger Machenschaften und schmerzhafter Erinnerungen
schlug.
„Was halten wir von unserem nächsten Schritt?“, fragte Roy,
als wir uns auf den Weg in unser Versteck machten. „Könnten wir von
hier aus Abstand gewinnen und etwas mehr über die Verbindung der
Snakes und der Lizzards erfahren?“
„Ja. Unsere nächste Adresse steht an. Lass uns in die Akten
des Präsidiums gehen und die Informationen überprüfen. Wir müssen
uns darauf vorbereiten, der Wahrheit ins Gesicht zu blicken“,
erwiderte ich.
Die Spannung der Nacht verdichtete sich, als wir uns in die
Dunkelheit begaben. Der Tod von Axel war nicht nur ein tragisches
Ereignis; es war ein Symbol für die brutalen Kämpfe in dieser
Stadt, und wir hatten die Verantwortung, die Wahrheit ans Licht zu
bringen, egal, wie gefährlich der Weg auch sein mochte.
Jeder Hinweis, den wir sammelten, war nicht nur ein Schritt in
die Tiefe der Mysterien – es war unser Pakt mit der Dunkelheit, in
der sich alle Schatten zu verbergen schienen. Und mit jedem Schritt
bogen wir um die Ecken des Verbrechens, bereit, uns den Gesichtern
der Macht zu stellen und den Knäuel des Versteckspiels zu
entwirren.
Kapitel 9: Ein Labyrinth aus Verrat
Die kühle Silhouette der nächtlichen Stadt umhüllte uns, als
wir auf dem Weg zurück in unser Büro waren. Ich konnte die Gedanken
in meinem Kopf nicht abkriegen, die ständig um Axel schwebten. Sein
ungeklärter Tod war nur ein Teil eines größeren Spiels, in dem wir
alle involviert waren, oft ohne es zu wissen.
„Uwe, hast du darüber nachgedacht, was wir mit Kymmenki
machen, sobald wir ihm begegnen?“ fragte Roy, während wir auf die
Alster zuschlenderten. Das Rauschen des Wassers hätte beruhigend
sein können, aber die dunklen Gedanken, die uns verfolgten, ließen
diese Idylle erbleichen.
„Wir müssen vorsichtig sein. Kymmenki ist berüchtigt für seine
skrupellose Art. Wenn wir ihm zu nahe kommen, riskieren wir mehr
als nur unsere Haut“, antwortete ich nachdenklich. „Der Punkt ist,
dass wir Beweise brauchen, die uns mit dem Verbrechen verbinden, um
seinen Einfluss zu schmälern.“
Roy nickte. „Dafür müssen wir mehr über die Beziehung der
Snakes und der Lizzards herausfinden. Axel war nur ein Stein im
Wasser; wir müssen das gesamte Gewässer untersuchen.“
Zurück im Präsidium lasen wir uns durch die alten Akten, die
die Verbindung zwischen den beiden Clans aufzeigten. Langsam begann
ich, ein Bild zu formen, ein weites Netz aus korrupten
Schachfiguren aus finsteren Geschäften und skrupellosen Taktiken.
Die Unterwelt Hamburgs war ein unbarmherziger Dschungel, in dem
niemand ohne den anderen leben konnte – und hier waren wir, mitten
im Herzen.
Ich öffnete eine besonders vergilbte Akte, die von früheren
Ermittlungen berichtete. „Schau dir das an“, sagte ich aufgeregt zu
Roy. „Die Lizzards hatten vor ein paar Jahren einen großen Deal mit
einer Drogenbande aus dem Ausland. Es ist, als würde sich hier ein
schmutziges Puzzle von Verbindungen zusammensetzen.“
Aus dem Bericht ging hervor, dass Axel einst als
Auftragslieferant für eine der Lieferungen bei dieser
Drogenoperation tätig war. Er war in eine Welt eingetaucht, die ihn
schnell verschlucken könnte – und er hatte gewaltige Schulden
hinterlassen.
„Wir müssen den Geschäftsführer von dieser Drogenbande
finden“, drängte Roy. „Er müsste wissen, was mit Axel passiert ist
und warum er sich mit diesem Kymmenki eingelassen hat.“