Die besten Ärzte - Sammelband 47 - Katrin Kastell - E-Book

Die besten Ärzte - Sammelband 47 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Willkommen zur privaten Sprechstunde in Sachen Liebe!

Sie sind ständig in Bereitschaft, um Leben zu retten. Das macht sie für ihre Patienten zu Helden.
Im Sammelband "Die besten Ärzte" erleben Sie hautnah die aufregende Welt in Weiß zwischen Krankenhausalltag und romantischen Liebesabenteuern. Da ist Herzklopfen garantiert!

Der Sammelband "Die besten Ärzte" ist ein perfektes Angebot für alle, die Geschichten um Ärzte und Ärztinnen, Schwestern und Patienten lieben. Dr. Stefan Frank, Chefarzt Dr. Holl, Notärztin Andrea Bergen - hier bekommen Sie alle! Und das zum günstigen Angebotspreis!

Dieser Sammelband enthält die folgenden Romane:

Chefarzt Dr. Holl 1812: Der kurze Traum von Ewigkeit
Notärztin Andrea Bergen 1291: Zu meinem Glück brauch ich nur dich
Dr. Stefan Frank 2245: Pass auf dich auf, kleine Laura!
Dr. Karsten Fabian 188: Heiderose
Der Notarzt 294: Letzte Zeilen einer Liebe ...

Der Inhalt dieses Sammelbands entspricht ca. 320 Taschenbuchseiten.
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Seitenzahl: 576

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Katrin Kastell Marina Anders Stefan Frank Sybille Nordmann Karin Graf
Die besten Ärzte - Sammelband 47

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben

Für die Originalausgaben:

Copyright © 2014/2016/2017 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2023 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Covermotiv: © Shutterstock / fizkes

ISBN: 978-3-7517-2952-9

www.bastei.de

www.sinclair.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Chefarzt Dr. Holl 1812

Nach einer Massenkarambolage auf der Autobahn sind die OP-Teams in der Berling-Klinik im Großeinsatz. Gerade wird wieder ein Verletzter mit lebensgefährlichen Kopfverletzungen und inneren Blutungen im Bauchraum in den OP-Saal geschoben. Seine Chancen stehen nicht gut. OP-Schwester Birgit, die am Instrumententisch steht und auf die ersten Anweisungen des Chirurgen wartet, wirft einen schnellen Blick auf das Gesicht des Patienten - und erstarrt. Seit sechs Jahren hat sie auf ein Wiedersehen mit diesem Mann gewartet. Aber doch nicht so! Denn auch wenn Kai die Operation überlebt, die Chancen, dass er danach wieder ein normales Leben führen kann, sind verschwindend gering ...

Notärztin Andrea Bergen 1291

Auch an diesem Abend zieht die junge Sonja wieder alle Blicke auf sich, als sie in einem nachtblauen Jumpsuit und schwindelerregend hohen Stilettos Rusty‘s Sportsbar betritt. Lange blonde Locken fallen ihr weit über den Rücken, und ihr glockenhelles Lachen zieht jeden in seinen Bann. Ja, Sonja ist der unangefochtene Star der Partyszene, und sie liebt es, mit ihren Reizen zu spielen. Für sie stehen Spaß und Vergnügen an oberster Stelle, und die Affären, die Sonja mit wohlhabenden Männern hat, sind meist nur von kurzer Dauer. Den Wunsch nach wahrer Liebe und Geborgenheit verspürt sie nicht - ihr Leben muss aufregend, glitzernd und mondän sein ...  Doch alles ändert sich, als Sonja plötzlich schwer erkrankt und ihre bisherigen Freunde sich nach und nach von ihr abwenden. Zu spät erkennt sie, was wirklich wichtig ist im Leben - denn der einzige Mann, der je ihr Herz berührt hat, hat sich längst von ihr abgewandt ...

Dr. Stefan Frank 2245

Der kleinen Laura Auerbach geht es gar nicht gut. Ständig ist ihr schwindelig, sie ist immerzu müde und vor allem hat sie Durst! Das sechsjährige Mädchen kann trinken, so viel es will, das Bedürfnis nach einem Glas Wasser verschwindet immer nur für wenige Minuten. Doch mit Mama und Papa will Laura nicht darüber reden. Die beiden haben schon genug Sorgen, seit einigen Wochen streiten sie nur noch. Dabei waren sie doch mal so eine glückliche kleine Familie ...  Statt mir ihren Eltern zu sprechen, vertraut sich Laura ihrem Hausarzt Dr. Stefan Frank an. Der ahnt nichts Gutes und will sofort Lauras Mutter anrufen, doch das kleine Mädchen bittet ihn inständig, mit dem Anruf noch eine Woche zu warten. Dem flehenden Blick aus ihren traurigen Augen hat der Arzt wenig entgegenzusetzen, und so willigt er schließlich ein. Doch sobald die Kleine die Praxis verlassen hat, bereut er seinen Entschluss.   Mehrfach versucht er, Lauras Eltern telefonisch zu erreichen - vergebens. Und dann erreicht ihn eine Nachricht, die ihm das Blut in den Adern gefrieren lässt...

Dr. Karsten Fabian - Folge 188

Am Rande von Altenhagen lebt ein alter Mann in völliger Abgeschiedenheit. Er hat nur seine Katzen und "Leuthold", einen komischen Kauz, der ihm im Garten zur Hand geht. Paulus Tüxen ist verbittert und grantig, und er geht auf Krücken. Mit keinem Menschen will er etwas zu tun haben, seit sein Sohn vor vielen Jahren nach Amerika ausgewandert ist.

Doch dann taucht plötzlich eine junge Frau in dem Heidedorf auf, und Heiderose - so heißt sie - lässt sich von der grimmigen Art des Alten nicht abschrecken. Schließlich ist sie extra aus Amerika angereist, um endlich ihren Großvater kennenzulernen ...

Der Notarzt 294

Die achtzehnjährige Lia ist das Sorgenkind ihrer Mutter Helen Stauffer. Das Mädchen liegt den ganzen Tag nur auf der Couch herum und beschäftigt sich mit seinem Handy oder dem Laptop. Lias Leben findet fast nur noch in den sozialen Netzwerken statt, ihr fehlt jeglicher Antrieb, sich Gedanken um ihre Außenwelt oder ihre eigene Zukunft zu machen. In ihrer Not wendet sich Helen Stauffer an die Kinder- und Jugendpsychologin Lea König. Die Lebensgefährtin von Notarzt Peter Kersten willigt ein, die Jugendliche für einige Zeit bei sich wohnen zu lassen. Vielleicht hat sie mehr Erfolg als die eigene Mutter, womöglich schafft sie es, das Mädchen aus der Reserve zu locken. Tatsächlich sieht es nach einiger Zeit so aus, als würde sich etwas verändern. Lia begleitet den Notarzt in die Sauerbruch-Klinik, um sich seinen Arbeitsplatz zeigen zu lassen. Hier begegnet sie auch dem jungen Hilfspfleger Noah, der einen starken Eindruck auf sie macht. Plötzlich ist sie sich gar nicht mehr so sicher, ob es nicht doch lohnende Ziele im Leben gibt. Schließlich fasst die Achtzehnjährige einen Entschluss. Auf einer sonnigen Lichtung beginnt sie, Noah einen Brief zu schreiben. Doch sie kann den Brief nicht beenden, denn plötzlich spürt Lia einen scharfen Schmerz im Nacken, und bevor sie darüber nachdenken kann, was geschehen ist, bricht sie leblos zusammen ...

Die besten Ärzte - Sammelband 47

Cover

Titel

Impressum

Zusammenfassung

Inhalt

Chefarzt Dr. Holl 1812

Der kurze Traum von Ewigkeit

Die Notärztin 1291

Zu meinem Glück brauch ich nur dich

Dr. Stefan Frank 2245

Pass auf dich auf, kleine Laura!

Dr. Karsten Fabian - Folge 188

Die wichtigsten Bewohner Altenhagens

Heiderose

Der Notarzt 294

Letzte Zeilen einer Liebe …

Guide

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Contents

Der kurze Traum von Ewigkeit

Eine Märchenhochzeit und ihr dramatisches Ende

Von Katrin Kastell

Nach einer Massenkarambolage auf der Autobahn sind die OP-Teams in der Berling-Klinik im Großeinsatz. Gerade wird wieder ein Verletzter mit lebensgefährlichen Kopfverletzungen und inneren Blutungen im Bauchraum in den OP-Saal geschoben. Seine Chancen stehen nicht gut.

OP-Schwester Birgit, die am Instrumententisch steht und auf die ersten Anweisungen des Chirurgen wartet, wirft einen schnellen Blick auf das Gesicht des Patienten – und erstarrt. Seit sechs Jahren hat sie auf ein Wiedersehen mit diesem Mann gewartet. Aber doch nicht so! Denn auch wenn Kai die Operation überlebt, die Chancen, dass er danach wieder ein normales Leben führen kann, sind verschwindend gering …

„Das kannst du nicht machen!“ Birgit Lischka war vor Entsetzen bleich geworden. „Ihr heiratet in einer Woche. Alles ist geplant. Du brichst Kai das Herz, Eva. Er liebt dich über alles.“

„Natürlich tut er das. Ich bin mit Abstand die schönste Frau, die er kennt. Ein Durchschnittstyp wie er kann nicht damit rechnen, mich abzubekommen. Für einen Moment sah es so aus, als ob er Glück hätte, aber leider ist eben doch noch etwas dazwischengekommen. Er wird es verschmerzen und jemanden finden, der besser zu ihm passt“, antwortete ihre sechs Jahre ältere Schwester Eva kühl.

„Hast du denn keine Gefühle? Hast du kein Herz? Kai und du, ihr wohnt seit fünf Jahren zusammen und … und ihr gehört zusammen und …“ Birgit war zu betroffen, um weitersprechen zu können.

„Gott, bist du naiv! Die große, wahre Liebe – glaubst du etwa noch an dieses Kindermärchen? Ich weiß überhaupt nicht, warum ich ausgerechnet mit dir über Mikels Antrag rede“, ärgerte sich Eva Lischka.

Leider wusste sie sehr genau, warum sie mit ihrer Schwester sprach. Sie hatte nie Freundinnen gehabt, und es gab niemanden, mit dem sie sonst hätte reden können. Es war schließlich keine einfache Entscheidung, ob sie ihre Hochzeit mit dem einen Mann so kurzfristig absagte, um mit einem anderen Mann nach Amerika zu gehen.

„Vielleicht, weil dein Gewissen nach jemandem sucht, der ihm den Rücken stärkt. Kai und du, ihr seid nun seit sechs Jahren zusammen. Er würde alles für dich tun. Unsinn, er tut alles für dich. Er macht euren Haushalt und sorgt für dich und …“

„Okay! Okay! Kochen und Putzen sind nicht meine Stärke, aber wenn er das tut, dann deshalb, weil er es gerne sauber hat. Und essen muss er schließlich auch. Stell mich nicht hin, als ob er mich wie ein Kind versorgen würde. Er ist kein Heiliger“, begehrte Eva auf.

„Nein, aber ein guter, solider Mann, der …“

„Warum heiratest du ihn nicht? Dieselben Verwandten, nahezu dieselben Gäste – die Hochzeit könnte stattfinden, wie geplant, und alle, alle wären zufrieden. Du hast dich doch an dem Tag in Kai verliebt, als ich ihn das erste Mal mit nach Hause brachte“, spottete Eva.

„Du bist gemein. Da war ich zwölf und noch ein Kind und …“ Birgit war feuerrot geworden. Sie hatte immer geglaubt, ihre Schwäche für Kai gut zu verbergen. Für ihn war sie immer nur Evas kleine Schwester geblieben, die er nach wie vor wie ein Kind behandelte, ohne die erwachende Frau in ihr zu sehen, die sie mit ihren achtzehn Jahren längst geworden war.

„Jetzt bist du kein Kind mehr, und du himmelst ihn immer noch an wie den Weihnachtsmann. Putz dich ein bisschen heraus, wenn ich ihn freigebe, und tröste ihn! Du passt ohnehin besser zu ihm als ich. Er ist solide und langweilig, da hast du schon recht – genau wie du.“

Eva Lischka lachte boshaft, als sie sah, wie Birgit bei ihren Worten unmerklich zusammenzuckte.

„Schade, dass Mama ihre Schönheit nur an mich vererbt hat“, fügte sie an, um noch etwas Salz in die Wunde zu streuen.

„Ja, das ist schade, aber ich kann es verschmerzen. Dafür habe ich von Papa und ihr den Respekt vor mir und anderen Menschen mitbekommen. Das ist auch etwas“, konterte Birgit mit nicht minder scharfer Zunge.

Eva sagte ihr ständig, dass sie nicht schön sei und ihr in nichts das Wasser reichen könne. Birgit hatte einen Spiegel und wusste, dass sie im Gegensatz zu ihrer Schwester keine Schönheit war. Sie sah nett aus, war hübsch, aber im Straßenverkehr löste sie kein Chaos aus, wenn sie an einer Straße entlangging. Eva hatte schon zwei Auffahrunfälle verursacht.

Nein, wegen ihr vergaß ein Mann nicht, dass er im Auto saß und besser bremsen sollte. Sie war das hässliche Entlein der Familie, und Eva war der graziöse Schwan. Damit hatte sich Birgit schon als Teenager abgefunden. Die giftigen Sticheleien ihrer Schwester taten dennoch weh. Das taten sie immer.

Eva wusste genau, wie sie ihr Gift verabreichen musste, um jemanden zu verletzen, und sie hatte anscheinend eine nie versiegende Freude daran. Aber Birgit war mit den Jahren abgehärtet und schlug in der Regel zurück. In diesem Fall war sie zu betroffen und konnte nur an Kai denken.

„Es geht nicht um mich, sondern um Kai und dich. Warum hast du zugestimmt, seine Frau zu werden, wenn du ihn nicht willst? Du kennst diesen Mikel doch erst seit zwei Wochen. Das ist verrückt!“, appellierte sie an Evas Vernunft.

„Verrückt wäre es, wenn ich aus einer Gefühlsduselei heraus auf meine große Chance verzichten würde. Als ich ins Hotelgewerbe eingestiegen bin, hatte ich immer im Hinterkopf, dass ich eines Tages einen Glücksgriff wie Mikel tun könnte. Kai war meine Sicherungsleine, und es war einfach nett mit ihm und … bequem“, sagte Eva in trotzigem Ton.

Warum hätte sie sich nicht von Kai verwöhnen lassen sollen? Schließlich hatte er etwas dafür zurückbekommen, oder etwa nicht?

„Meine Schönheit ist mein Kapital, und ich weiß, was für ein Leben ich führen möchte. Kai macht bald sein erstes juristisches Examen, und dann kommt das Referendariat. Er wird seinen Weg machen und einmal ein guter Anwalt sein. Aber reich, wirklich reich, das wird er nie werden – höchstens er gewöhnt sich an, Lotto zu spielen“, erklärte Eva schonungslos, wie sie die Dinge sah.

Obwohl Birgit ihre Schwester gut kannte, machte sie ihre Gefühlskälte sprachlos.

„Mikel hat so viele Millionen geerbt, dass er gar nicht mehr im Blick hat, wo sie überall Geld für ihn machen. Er verdient ein Vielfaches von dem, was Kai sich einmal in einem Jahr erarbeiten wird, in einem Monat, und zwar ohne einen Finger zu rühren. Bei ihm kann ich leben, wie es mir entspricht.“

„Geld ist doch nicht alles! Du liebst diesen Mikel nicht. Du bist nicht einmal in ihn verliebt und weißt nichts über ihn. Er ist uralt und …“

„Er ist sechsundvierzig, Birgit. Das ist nicht uralt!“, widersprach Eva gereizt.

„Du bist vierundzwanzig. Er ist fast doppelt so alt wie du. Das ist uralt. Und woher willst du wissen, ob ihr zusammenpasst. Ihr …“

„Wenn du das sexuell meinst, dann kann ich nur sagen, wir passen wunderbar zusammen. Er …“

„Du hast Kai betrogen?“ Birgit starrte ihre Schwester ungläubig an. Auf den Gedanken, dass Eva mit diesem Mikel geschlafen haben könnte, war sie nicht gekommen.

„Du bist naiv und prüde!“, höhnte Eva.

„Loyal und treu“, stellte Birgit richtig. Manchmal fragte sie sich, wie es sein konnte, dass Eva und sie Schwestern waren. Außer ihren Eltern hatten sie so gut wie nichts gemeinsam.

„Mikel will mich mit nach New York nehmen und heiraten. Meine Träume werden wahr, und da erwartest du, dass ich mich an moralische Regeln halte, die schon veraltet waren, als ich auf die Welt kam? Wer ist denn heute noch treu und bleibt sein Leben lang bei einem einzigen Mann? Kennst du jemanden? Ich kann Kai nicht heiraten. Er hätte mich sowieso nicht auf Dauer glücklich gemacht und …“

„Du hast es ihm versprochen, und er organisiert gerade eine Traumhochzeit für dich!“, erinnerte Birgit sie.

„Kai ist nett. Ich mag ihn wirklich, aber die Hochzeit war Torschlusspanik. Ich habe die Geduld verloren und dachte, es käme nichts Besseres mehr nach. Mikel kam gerade noch rechtzeitig, um mich vor einem schweren Fehler zu bewahren.“

„Dann hast du deine Entscheidung getroffen?“

„Das habe ich. Ich werde mit Mikel nach Amerika gehen und ihn heiraten. Du kannst Kai haben.“

Birgit hatte Tränen in den Augen, aber sie argumentierte nicht mehr. Es hatte keinen Sinn. Sie kannte ihre Schwester.

„Wann sagst du es ihm?“, fragte sie bang.

„Mikel kehrt morgen in die Staaten zurück, und dank seiner Beziehungen kann ich ihn gleich begleiten und habe dadurch bei der Einreise keine Schwierigkeiten.“

„Morgen? Du kannst Mama und Papa doch nicht einfach vor vollendete Tatsachen stellen. Du musst ihnen Mikel doch zumindest vorstellen und ihnen etwas Zeit lassen, sich darauf einzustellen und …“

„Birgit, ich fliege morgen! Mama und Papa sind bei dir in den besten Händen. Sag ihnen einfach, dass Mikel mich überglücklich machen wird!“

„Ich? Aber …“

„Du machst das schon!“, meinte Eva leichthin. „Und ich bin doch nicht aus der Welt. Ich rufe euch an und schwärme euch vor, wie es so ist, im Geld zu schwimmen und wie eine Königin zu residieren.“

***

Sechs Jahre waren verstrichen, seitdem die Schwestern dieses Gespräch geführt hatten. Es war das letzte Mal, dass sie sich persönlich begegnet waren. Ohne ihre Eltern noch einmal zu besuchen oder ihnen zumindest telefonisch Bescheid zu geben, war Eva Lischka am Tag darauf mit ihrem zukünftigen Mann ins Flugzeug gestiegen und nach Los Angeles geflogen, wo sie seitdem lebte.

Sie hatte es Birgit überlassen, den Schlamassel aufzuräumen, den sie hinter sich zurückließ. Birgit musste dem Unverständnis, dem Zorn und vor allem der Angst und Sorge ihrer Eltern begegnen und ihnen helfen, damit klarzukommen.

Nach zwei Monaten hatte Eva ihrer Familie per Mail Bilder von ihrer pompösen Traumhochzeit in Los Angeles geschickt. Das war ihr erstes Lebenszeichen gewesen. Eine Telefonnummer hatte sie ihnen dabei aber nicht genannt, und Mails, die man ihr an die Adresse zu schicken versuchte, kamen zurück und konnten nicht zugestellt werden. Offensichtlich wünschte sie keinen Kontakt.

Paul und Stefanie Lischka wurden genauso wenig wie Birgit zur Hochzeit eingeladen. Nach ihrer Hochzeit meldete sich Eva sporadisch alle paar Monate mit einem Gruß und Bildern von sich im Badeanzug auf einer Yacht oder an exotischen Orten. Sie prahlte mit ihrem Reichtum, aber es war nicht möglich herauszufinden, wie es ihr tatsächlich ging.

Mikel lernten die Eltern nie kennen. Er ließ keine Grüße an sie ausrichten und war auch nie auf den Bildern zu sehen, die Eva von sich schickte. Birgit vermutete, dass Eva ihm ihre Familie bewusst verheimlichte. Schämte sie sich für ihre Herkunft? Fürchtete sie, ihre Familie könne ihre Stellung in seinem Leben belasten?

Ihr Vater war Lehrer an einem Gymnasium, und ihre Mutter hatte es nach ihrem Studium vorgezogen, zu Hause für Mann und Kinder zu sorgen. Eigentlich gab es keinerlei Grund zur Scham, fand Birgit, aber möglich war das. Der fehlende Reichtum mochte die Ursache sein.

Unter Umständen dachte Eva gar nicht so weit. Sie hatte ihre Familie hinter sich gelassen und war in ihr neues Leben und in die Rolle als reiche Schönheit geschlüpft, ohne nach hinten zu sehen. Das passte durchaus zu ihr. Falls sie ihre Familie je brauchen sollte, würde sie mit Sicherheit wissen, wo sie zu finden war. Da machte Birgit sich keine Illusionen.

Vor allem für Stefanie Lischka war es ein schwerer Schlag, ihr Kind auf diese Weise aus den Augen zu verlieren. Sie hatte am eigenen Leib erfahren, was es bedeutete, eine Ausnahmeschönheit zu sein, und von Kindheit an darunter gelitten.

Ihre Mutter verstand Eva besser als sonst ein Mensch und hatte sich immer bemüht, ihr klarzumachen, dass Schönheit kein Freibrief war. Wurde man von jedem mit Bewunderung bestaunt und stolz als Trophäe vorgezeigt, sobald man sich jemandem näherte, lernte man schnell, auf Abstand zu bleiben. Man begann, mit Berechnung die eigene Schönheit zu vermarkten und merkte zu spät, dass man sich dabei verkaufte.

Stefanie Lischka war ihrem zweiten Mann und dem Vater ihrer Töchter unendlich dankbar, der sie innig liebte. Ihr erster Mann hatte sie herumgezeigt, mit ihr geprahlt und sie einfach nur benutzt. Paul Lischka empfand die Schönheit seiner Frau weder als Grund, sie vorzuzeigen, noch fürchtete er sich davor, sie zu verlieren.

Er liebte sie ganz einfach, vertraute ihr und war auf eine zärtliche, beständige Weise an ihrer Seite. Selbst mit ihren fünfzig Jahren war es nicht möglich, unbemerkt mit ihr durch die Stadt zu schlendern. Sie zog alle Blicke auf sich, hatte aber gelernt, es gelassen zu ignorieren.

Eva war von Anfang an anders gewesen als ihre Mutter. Sie hatte sich als etwas Besonderes empfunden und auf Mädchen herabgesehen, die weniger schön waren. In der Schule hatte sie immer eine kleine Schar von Bewunderinnen um sich versammelt und den Rest der Klasse mit ihren Launen und ihrem Gehabe einer Diva tyrannisiert.

„Du bist schön, Eva. Gut, aber was hast du dafür geleistet? Nichts! Dein Aussehen wurde dir geschenkt und macht dich nicht zu etwas Besserem“, hatte ihre Mutter oft versucht, ihr zu erklären.

„Das ist Unsinn, Mama! Du hattest nur nie den Mut, deine Möglichkeiten auszuschöpfen. Wird jemand als Milliardär geboren, sagt man ihm auch nicht, dass er genauso wie die anderen ist. Sein Startkapital ins Leben macht ihn zu etwas Besonderem. Meine Schönheit ist mein Startkapital, und ich werde sie nutzen und etwas daraus machen!“, hatte Eva schon mit dreizehn Jahren verkündet und ihre Meinung nie geändert.

Birgit wusste, wie sehr ihre Eltern sich sorgten, und tat alles, um ihnen ein Trost zu sein. Auch als sie ihre Ausbildung zur Krankenschwester in der Berling-Klinik in München beendet hatte, blieb sie zu Hause wohnen. Sie schaffte es nicht, ihre Eltern alleine zu lassen. Der Schock saß bei ihnen allen viel zu tief und hatte sie noch enger zusammenwachsen lassen.

„Wir lieben dich, Birgit, und natürlich freuen wir uns, wenn du da bist, aber du bist nicht für das verantwortlich, was deine Schwester getan hat. Du musst nicht bei uns bleiben. Lebe dein Leben!“, sagte ihr Vater eindringlich zu ihr, als sie keine Anstalten machte, sich eine eigene Wohnung zu suchen.

„Ich weiß, Papa, aber ich möchte bleiben“, beruhigte sie ihn und blieb. Inzwischen war sie vierundzwanzig, hatte sich zur OP-Schwester weitergebildet und verbrachte einen guten Teil ihrer Freizeit nach wie vor mit ihren Eltern.

Ihre Beziehungen zu Männern waren in der Regel flüchtig und hielten selten länger als ein paar Wochen. Birgit war nicht wirklich offen für eine Partnerschaft. Sie mochte ihr Leben, wie es war, und scheute vor unnötigen Komplikationen zurück.

Noch immer dachte sie häufig an Kai und fragte sich, wie es ihm wohl ging. Sie hatte keine Ahnung, wie er die abrupte und schonungslose Trennung von Eva überstanden hatte. Eva hatte ihm einen Zettel auf den Küchentisch gelegt und auch bei ihm das ehrliche Gespräch vermieden.

Ahnungslos war er an dem Abend aus einem Seminar an der Uni gekommen, und sie war nicht mehr da gewesen. Ihre Entscheidung, ihn ein paar Tage vor der Hochzeit zu verlassen, kam für ihn aus heiterem Himmel. Er hatte an dem Tag die Speisekarten für das Hochzeitsmenü drucken lassen und den Stapel in der Tasche, den er Eva unbedingt hatte zeigen wollen.

Stattdessen hielt er ihren kurzen und bündigen Abschiedsbrief in der Hand. Sie teilte ihm darin sehr sachlich mit, dass sich ihre Pläne geändert hatten und dass er nicht zu traurig sein sollte. Im ersten Moment hielt er es für einen Scherz und rief bei Birgit an.

„Ist das einer ihrer seltsamen Scherze? Habt ihr heute vielleicht den Junggesellinnenabschied und findet das amüsant?“, hatte er wissen wollen.

„Es tut mir so leid, Kai! Ich habe es auch erst gestern Abend erfahren und …“ Birgit hatte nicht gewusst, was sie sagen sollte.

„Birgit, ich kann das jetzt nicht. Verzeih! Wir müssen die Hochzeit absagen. Kannst du eure Verwandten übernehmen? Ich kümmere mich um meine und um unsere Freunde. Sag deinen Eltern bitte, dass ich … Ich möchte mich von ihnen und von dir verabschieden, aber ich brauche etwas Zeit“, hatte er das Gespräch sofort wieder abgebrochen.

Vier Wochen danach war er an einem Sonntagnachmittag noch einmal bei ihnen vorbeigekommen. Er hatte drei Kartons mit Evas Sachen gebracht, die sie einfach in der gemeinsamen Wohnung zurückgelassen hatte. Müde hatte er ausgesehen mit tiefen Schatten unter den Augen, und er war dünn geworden, aber über Eva hatte er kein böses Wort verloren.

„Sie ist, wie sie ist. Ich wünsche ihr, dass sie glücklich wird und die richtige Entscheidung für sich getroffen hat“, sagte er nur, als Paul Lischka über den Egoismus seiner Tochter hatte herziehen wollen. Selbst nach allem, was Eva ihm angetan hatte, schien er nach wie vor loyal zu ihr zu stehen.

„Sehen wir uns?“, hatte Birgit ihn gefragt, als er nach kaum einer Stunde befangenen Schweigens wieder ging. Für sie war er ein großer Bruder und gehörte zur Familie. Das würde er immer tun.

„Ich muss es schaffen, ganz neu anzufangen. Irgendwie. Du verstehst das doch? Wenn ich das Vergangene nicht hinter mir lasse und versuche, Eva zu vergessen und alles, was mit ihr zu tun hat, werde ich verrückt.“ Hilflos hatte er sie mit den Augen um Verzeihung gebeten, denn ihm war klar gewesen, wie weh es ihr tat, ihn zu verlieren.

„Ich verstehe das. Alles Gute für dich!“ Tapfer hatte Birgit die Tränen hinuntergeschluckt. Er hatte schon genug gelitten, und sie wollte ihm nicht auch noch ein schlechtes Gewissen machen.

Seit jenem Nachmittag hatte Birgit nichts mehr von Kai gehört. Das eine oder andere Mal hatte sie sich eingebildet, ihn in der Fußgängerzone zu sehen. Auf den zweiten Blick war er es nie gewesen. Sie hoffte, dass er sein Ziel erreicht hatte und über die Vergangenheit hinweggekommen war.

Birgit selbst akzeptierte und mochte ihr Leben, auch wenn ihr bewusst war, dass Evas Rücksichtslosigkeit und ihr Egoismus die Richtung bestimmten und ihr in gewisser Weise die Flügel stutzten. Weder ihre Eltern noch sie hatten den Schock wirklich überwunden und verarbeitet, auch wenn sie das Thema mieden.

Irgendwie warteten sie stillschweigend darauf, dass sich die Tür öffnete und Eva wiederkam und Bestandteil ihres Lebens war. Sie fühlten sich als Familie amputiert, und heimlich fragte sich wohl jeder von ihnen, ob es Eva tatsächlich kein bisschen so ging.

***

Die Sommerferien hatten begonnen, und auf den Autobahnen um München war die Hölle los. Das erste freie Wochenende wollten viele Familien nutzen, um an ihren Urlaubsort zu fahren. Stattdessen standen sie in brütender Hitze in endlosen Staus und kamen kaum vom Fleck.

„Und wir haben natürlich einmal wieder Wochenenddienst!“, stöhnte Karin Grätz. „Warum muss es an solchen Tagen immer uns erwischen, Birgit? Erinnerst du dich an letztes Silvester? Fasching? Immer haben wir zusammen Dienst, wenn die Hölle losbricht. Du bringst mir definitiv kein Glück. Gleich wird es losgehen. Ich kann es förmlich in meinen Knochen spüren“, prophezeite die junge OP-Schwester düster.

„Warten wir es erst einmal ab“, warf Birgit ein.

„Du wirst schon sehen! Gleich fangen die Unfallmeldungen an und nehmen kein Ende! Wir stehen den ganzen Tag im OP und können heute Abend nicht heimgehen, weil alle Hände gebraucht werden! Darauf wette ich!“, unkte sie.

„Wirst du wohl still sein! Das kannst du doch nicht laut aussprechen, wenn …“, weiter kam Birgit nicht.

Es war Samstagnachmittag, und das Radio lief im Schwesternzimmer der Chirurgischen Station der Berling-Klinik, wo die Kolleginnen ihren Dienst mit einer Tasse Kaffee beginnen wollten. Der Kaffee dampfte bereits verlockend in den Tassen, die Birgit eben auf den Tisch stellte.

„Schwerer Auffahrunfall auf der A8 bei München. Eine Massenkarambolage mit vielen Verletzten. Umfahren Sie die Unfallstelle weiträumig, die Autobahn wird in beiden Richtungen komplett gesperrt“, unterbrach da der Radiosprecher das Musikprogramm für eine aktuelle Unfallmeldung.

„Karin, hättest du uns nicht zumindest Zeit für einen Schluck Kaffee gönnen können?“, brummte Birgit, denn umgehend setzten auch ihre Piper ein und duldeten keinen Aufschub. Wie so oft würde der Kaffee kalt werden, und sie mussten Glück haben, wenn es ihnen in den kommenden Stunden für einen schnellen Schluck Wasser reichte.

„Ich war das nicht! Das war das Leben“, verteidigte sich ihre Kollegin, während sie gemeinsam aus dem Zimmer eilten, um die Operationssäle zu richten und alles für den kommenden Ansturm vorzubereiten.

In der Chirurgischen Abteilung blieb ihnen eine kleine Gnadenfrist, bevor es losging, denn die Notaufnahme war die erste Bastion. Dort wurden die Unfallopfer mit Blaulicht und Sirene hingebracht. Wer operiert werden musste, kam dann zu ihnen.

Erfahrungsgemäß würden in den nächsten zwanzig Minuten nach und nach alle OP-Säle benötigt werden. Die Operationsteams würden eilig durch die jetzt noch verwaisten Flure zu ihren OPs eilen. Pfleger würden die Patientenbetten in die Einleitungen schieben, und dann kehrte erneut eine für die Chirurgische Abteilung typische Stille auf den Gängen ein.

Nur noch hin wieder würde eine Springerin zum sterilen Kern der Station huschen, um neue Instrumente zu holen, oder frische Blutkonserven würden eilig zu dem entsprechenden Patienten gebracht werden. Das eigentliche Geschehen fand aber in den OP-Sälen statt, und von da drang kein Laut nach außen auf die endlos langen Flure.

Es war Samstag, und viele hatten frei, aber nach so einem Unfall spielte das keine Rolle. Alle Kliniken der Stadt würden ausgelastet sein, und auch Chirurgen, Anästhesisten und OP-Schwestern, die eigentlich frei hatten, aber in München geblieben waren, wurden um Hilfe gebeten. Einer solchen Flut von Verletzten wurde man nur gemeinsam her.

Keine dreißig Minuten nach der Radiomeldung und dem Unfallgeschehen stand Birgit bereits am OP-Tisch bei einer zweiunddreißigjährigen Patientin, die schwerste innere Verletzungen davongetragen hatte. Ihr Mann war noch am Unfallort verstorben.

Zuerst sah es so aus, als ob vor allem ihre Milz Schaden genommen hätte. Das Organ war nicht zu retten, aber ein Mensch konnte ohne Milz leben, und die Überlebenschancen der Patientin schienen nicht schlecht, wenn das Organ erst entfernt war. Aber dann kam alles anders. Ihr Blutdruck sackte spontan ab, und der Bauchraum füllte sich mit einem neuen Schwall von Blut, als sich ihre Werte gerade etwas zu normalisieren begannen.

„Verdammt! Wo kommt das her?“, rief der Chirurg. „Ich kann nichts mehr sehen. Saugen! Saugen!“, befahl er seinem Assistenten.

„Mehr Bauchtücher! Leute, beeilt euch! Sie verblutet uns.“ Mit beiden Händen schöpfte er in seiner Not Blut aus dem Bauch, um sich Sicht zu verschaffen, weil nichts dem Blutschwall Herr zu werden schien.

Die Patientin verlor mehr Blut, als man ihr zuführen konnte, und ihre Vitalwerte wurden schwächer. Das Herz setzte aus.

„Aortenruptur. Wir können nichts mehr tun“, stellte der Chirurg fest, als er den Schaden sah. „Ihr Herz muss durch den enormen Aufprall einen Riss bekommen haben. Wir hatten nie eine Chance.“

Der Chirurg trat vom Tisch zurück, ohne weitere Wiederbelebungsversuche zu unternehmen, als die Nulllinie über den Monitor jagte und das Ende ausrief. Der Schaden des Herzens war zu groß. Für die Frau gab es keine Hilfe mehr.

„Zeitpunkt des Todes 14:47 Uhr“, sprach der Chirurg das Unvermeidliche aus.

Birgit hasste es, diese Worte zu hören. Als OP-Schwester gehörte der Tod zu ihrem Berufsalltag, aber man gewöhnte sich nie daran. Der Unfall hatte ein junges Paar einfach so aus dem Leben gerissen. Was hätten die beiden Menschen wohl noch alles mit ihrem Leben anfangen wollen?

Hatten sie von Kindern geträumt? Hatten sie vielleicht Kinder, die irgendwo auf sie warteten? Wie wäre ihr Leben verlaufen? Hätte ihre Liebe für ein ganzes Leben gereicht? Auf all diese Fragen würde es keine Antworten mehr geben, und das war falsch. Niemand sollte auf diese Weise aus dem Leben gerissen werden. Das Leben hatte immer etwas Unfertiges, wenn es durch einen Unfall endete.

Alle Operationssäle waren belegt, und weitere Patienten brauchten dringend Hilfe. Zur Trauer blieb keine Zeit. Der Saal wurde nicht wie unter normalen Umständen grundgereinigt, sondern nur zwischengeputzt. Die OP-Putzfrau desinfizierte den OP-Tisch und wischte das Blut um den Tisch herum weg, während in der Einleitung bereits der nächste Patient wartete.

Das OP-Team blieb für den folgenden Eingriff zusammen, und so zogen sich alle schweigend um und desinfizierten sich im Waschraum. Oft kam es im OP zu zynischen Sprüchen und groben Scherzen. Birgit hatte sich anfangs daran gewöhnen müssen, aber inzwischen wusste sie, dass es ihren Kollegen half, mit der Situation umzugehen.

In diesem Fall sprach keiner ein Wort, und das war schlimmer als aller Zynismus. Es war ein eigentümliches Gefühl, sofort wieder im selben OP-Saal zu stehen. Gerade war hier eine Frau gestorben. Es fühlte sich so an, als ob der Tod noch anwesend war und lauerte. Einmal hatte er gewonnen. Würde er es ein weiteres Mal tun?

Birgit sah sich unter ihren Kollegen um. Durch die OP-Haube und den Mundschutz war viel von den Gesichtern bedeckt, und im Grunde blieben nur die Augen, um daran Stimmungen und Gedanken abzulesen. Im Lauf der Jahre lernte man, an den Augen so ziemlich alles zu erkennen.

Selbst dem Chirurgen, der ein eher arroganter, kaltschnäuziger Erfolgsmensch war, merkte sie sein Unbehagen an. Niemand kehrte gerne an einen Kampfplatz zurück, an dem man eben eine Schlacht verloren hatte. Die nächste Operation stand unter keinem guten Vorzeichen.

Der Patient war dreiunddreißig, und seine inneren Verletzungen waren so ernst, dass zuerst die Blutungen im Bauchraum gestillt werden mussten. Schaffte er das, stand ihm gleich eine weitere Operation bevor. Der Neurochirurg war schon im OP-Saal und überwachte seine Gehirnströme, bereit, jederzeit einzugreifen und zu übernehmen.

Auch im Gehirn des Mannes hatte sich ein Blutgerinnsel gebildet. Noch war es zu keinen Krämpfen gekommen, aber das war nur eine Frage der Zeit. Um bleibende Schäden zu verhindern, mussten die Gehirnblutung und das Gerinnsel schnellst möglich entfernt werden. Seine Chancen standen nicht gut.

Als der Mann hereingeschoben wurde, warf Birgit einen flüchtigen Blick auf sein Gesicht. Sie hatte den Instrumententisch vor sich gerichtet und war innerlich auf ihre Arbeit konzentriert, doch dann gefror ihr das Blut in den Adern, und sie wollte ihren Augen nicht trauen.

Das durfte nicht sein! Jedes Mal, wenn sie ihn in der Fußgängerzone erspäht zu haben glaubte, hatte ihr Herz gehämmert, und sie hatte gehofft, ihn gefunden zu haben. Jedes Mal hatte sie gebetet, dass er es war und dass sie ein paar harmlose Worte wechseln konnten und dann wieder in Kontakt kamen. Er war es nie gewesen. Diesmal durfte er es nicht sein! Das konnte und durfte nicht Kai sein!

„Schwester Birgit? Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte der Chirurg, dem ihr Erschrecken aufgefallen war.

„Ja!“, stammelte sie. „Ja! Es geht mir gut. Ich kenne den Mann, aber es geht mir gut!“

„Ist er ein guter Bekannter? Ein Freund?“, fragte der Arzt nach.

Sie zögerte. Selbst unter anderen Bedingungen wäre eine Antwort auf diese Frage nicht leicht gewesen.

„Das war er einmal. Früher“, sagte sie schließlich und bemühte sich, ihre Stimme ruhig und gleichmütig klingen zu lassen.

„Wollen Sie ausgewechselt werden?“, bot er an, obwohl es in der augenblicklichen Krisensituation nicht leicht werden würde, einen Ersatz für sie zu finden. Alle OP-Schwestern waren im Einsatz, und der Patient hatte keine Zeit für Verzögerungen. Seine Uhr tickte.

„Nein. Das ist nicht notwendig“, lehnte Birgit ab. „Ich komme klar damit!“

Keine Macht der Welt hätte sie in diesem Moment von Kais Seite gebracht. Sie musste bei ihm sein, musste tun, was in ihren Möglichkeiten lag, um ihn zu retten. Sechs Jahre hatte sie ihn weder gesehen noch gesprochen, aber sie hatte gewusst, dass er irgendwo dort draußen war. In einer Welt, in der es ihn nicht gab, wollte sie nicht sein.

Birgit war selbst erschüttert über die Intensität ihrer Gefühle. Es war immer Kai gewesen, nur Kai. Kein anderer Mann hatte ihr je etwas bedeutet, und auch wenn sie nie mit ihm zusammen sein konnte, brauchte sie es, dass es ihm gut ging. Er durfte nicht sterben.

***

Die Operation begann, und Birgit versuchte, sich voll und ganz auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Für Kai durfte sie nicht die Kontrolle über ihre Gefühle verlieren und musste durchhalten. Sie klammerte ihre Erinnerungen aus, dachte nur an das Jetzt und Hier. Kai brauchte die beste medizinische Behandlung, und sie gab ihr Bestes.

Seine Milz hatte einen Riss, konnte aber gerettet werden. Die Schädigung der Leber war nicht so schlimm, wie die Bilder hatten annehmen lassen. Das Organ war gequetscht, würde sich aber erholen. Die Leber regenerierte sich schnell und gut, wenn man ihr die Chance gab.

In der Notaufnahme war ein Pneumothorax behandelt worden, und Lunge und Herz arbeiteten trotz der enormen Belastung gut und hielten durch. Kais Körper war jung und gesund. Die Operation am Bauch verlief problemlos, und seine Vitalwerte stabilisierten sich so weit, dass der Neurochirurg übernehmen konnte, während der Bauch noch geschlossen wurde.

Birgit reichte die richtigen Instrumente, bevor der Chirurg danach fragen konnte. Sie war immer eine gute OP-Schwester, und die Chirurgen rissen sich darum, sie im Team zu haben, aber an diesem Nachmittag war sie eine perfekte Kraft. Tief in ihrem Innersten war sie im Gebet. Sie flehte Gott an, Kai zu behüten und auf ihn aufzupassen.

Die Gehirnblutung war ausgedehnter, als der Neurochirurg erwartet hatte, aber es gelang ihm, die Blutung zu stoppen und das Gerinnsel zu entfernen, damit es nicht auf das Gehirn drücken konnte. Es sah gut aus.

„Der Mann hat einen tapferen Schutzengel. Ich habe nicht erwartet, dass wir den Eingriff ohne Zwischenfälle abschließen können und …“

Birgit hörte die Worte und betete noch intensiver. Warum mussten Menschen immer so viel reden? Ihr Beruf hatte sie wie viele ihrer Kollegen abergläubisch gemacht. Man verhöhnte den Tod nicht, indem man ihn für besiegt erklärte. Er saß immer am längeren Hebel.

„Beschütze ihn, Gott! Bitte, lass ihn leben! Gott, bitte, passe auf ihn auf!“ Unaufhörlich fügte sie diese Worte aneinander, wie ein endloses Gebet, das Gott einfach hören musste, so beschäftigt er auch gerade sein mochte.

Da setzte Kais Herz aus. Es gab keinen Grund. Beide Eingriffe waren gut verlaufen, und die ganze Zeit über hatte sein Herz mitgemacht, und nun setzte es ganz einfach aus und schlug nicht mehr.

„GOTT!“, schrie es in Birgit. „BITTE!“

Dreimal musste sein Herz geschockt werden, und der Allgemeinchirurg dachte darüber nach, ihn noch einmal zu öffnen, als der Herzschlag wieder einsetzte. Alle am Tisch atmeten auf. Das war knapp gewesen.

„Das war, damit wir nicht zu selbstgefällig werden“, meinte der Neurochirurg ironisch. „Wenn er die nächsten Tage übersteht, hat er gute Chancen. Danke an das Team!“

„Wird er wieder ganz gesund werden?“, fragte Birgit.

Im Operationsaal hätte man eine Stecknadel zu Boden fallen hören können. Solche Fragen waren alles andere als üblich. Theoretisch hätte es sich um einen Fremden für Birgit handeln müssen, aber die Frage verriet das persönliche Interesse.

„Wir müssen abwarten, bis er zu sich kommt. Der Eingriff ist gut verlaufen, und wenn es zu keinen weiteren Blutungen kommt, sieht das so weit gut aus. Ob das Gehirn bereits Schaden genommen hat, kann ich Ihnen leider zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Sie kennen den Patienten?“, wollte der Neurochirurg wissen, der noch nicht im Saal gewesen war, als Birgit beteuert hatte, weiterarbeiten zu können.

„Er ist ein Freund“, gestand sie.

Der Neurochirurg nickte ernst und musterte Birgit beeindruckt und zugleich tadelnd.

„Gute Arbeit!“, lobte er. „Sie haben verdammt gute Nerven, Schwester Birgit. Aber sollten Sie so etwas in meinem OP noch einmal durchziehen, sorge ich dafür, dass Sie lange keinen OP mehr von innen sehen. Es hat einen guten Grund, warum wir nicht am Tisch stehen sollten, wenn es um Menschen geht, die uns lieb und teuer sind. Sie haben das Leben dieses Mannes riskiert.“

„Ich war informiert und habe die Lage als vertretbar eingeschätzt“, mischte sich da der Allgemeinchirurg ein und stellte sich schützend vor Birgit, obwohl sie ihn angelogen hatte.

„Wenn Sie das in der Allgemeinchirurgie so handhaben …“ Der Neurochirurg ging, und seine Arroganz blieb zurück wie ein störendes Parfüm.

„Danke!“, bedankte sich Birgit kleinlaut.

„Ich arbeite sehr gerne mit Ihnen, Schwester Birgit, und trotz der enormen Anspannung, unter der Sie gestanden haben müssen, waren Sie heute absolut perfekt. Sollten Sie mich allerdings noch einmal in meinem OP anlügen, dann können Sie sich einen anderen Beruf suchen“, kam es eisig zurück.

„Es tut mir leid!“

Der Chirurg verließ den OP, ohne noch etwas zu sagen, und auch keiner ihrer Kollegen verlor noch ein Wort über den Vorfall. Sie hatte eine Grundregel der Zunft verletzt, aber es war ein Sonderfall gewesen. Ein wenig fühlte sie sich wie auf Bewährung, und in gewisser Weise war sie das wohl auch.

Inzwischen war es nach zwanzig Uhr. Drei OPs liefen noch, aber ansonsten war wieder Ruhe eingekehrt. Der Nachtdienst hatte eigentlich übernommen, und Birgit hätte gehen können. Aber niemand im Team der OP-Schwestern wäre auf den Gedanken gekommen, in so einer Situation einfach zu gehen. Das konnte der minimal besetzte Nachtdienst nicht schaffen.

Gemeinsam kümmerten sich Spät- und Nachtdienst darum, die Instrumente in den Sterilisator zu bringen und alles wieder so zu richten, dass es bereit war für eine mögliche weitere Krise. Das Reinigungspersonal putzte und sterilisierte im Akkord nicht nur die Operationssäle, sondern auch die Flure und Umkleiden.

Der Moment nach solch einer Krise war in der Chirurgischen Abteilung immer auch der Moment vor einer möglichen Krise. Es konnte Leben retten, bereit zu sein.

„Was, du bist am Tisch geblieben, obwohl du mit dem Patienten befreundet warst?“, fragte Karin, als sie dazustieß. Ihre letzte OP hatte am längsten gedauert. Neugierde blitzte aus ihren Augen. Geschichten verbreiteten sich in der Berling-Klinik schnell.

„Keine große Sache, Karin!“, wehrte Birgit ab und ließ sich nicht erweichen, mehr zu erzählen. Ungeduldig wartete sie darauf, die Chirurgische Abteilung endlich verlassen zu können. Sie wollte zu Kai auf die Intensivstation und sehen, wie es ihm ging.

„Und das aus deinem Mund! Sonst bist du immer die Vorsichtige, die sich ganz genau an die Regeln hält. Dahinter verbirgt sich eine spannende Geschichte. Irgendwann musst du mir erzählen, wer das war!“, drängte Karin guter Laune. Zu Hause wartete ihr Mann, und sie freute sich, früher zu ihm zu kommen, als sie gehofft hatte.

„Das war nicht irgendjemand, sondern das ist ein lieber Freund, der jetzt auf der Intensivstation liegt und unter Umständen die Nacht nicht überlebt. Karin, lass mich in Ruhe!“ Birgit platzten die Nerven.

„Entschuldige! Mir war nicht klar, dass …“ Karin tat ihr Drängen leid. Sie hatte sich nichts dabei gedacht.

„Schon gut!“ Auch Birgit tat es leid, aggressiv geworden zu sein. Das war sonst nicht ihre Art. Sie merkte, dass ihre Nerven sie nun doch verließen.

„Verschwinde schon! Geh zu deinem Freund! Wir machen das hier im Handumdrehen ohne dich fertig. Geh!“ Resolut schob Karin Birgit vor die Tür. „Ich hoffe, er übersteht die Nacht und schafft es!“, rief sie ihr noch nach.

***

Birgit hatte für zwei Jahre auf der Intensivstation gearbeitet, und man kannte sie dort. Niemand hatte etwas dagegen, dass sie sich zu Kai ans Bett setzte. Im Gegenteil, ihre Kollegin wusste, dass der Patient nicht besser versorgt sein konnte, als wenn Birgit ihn im Auge behielt.

„Ich überwache ihn über den Monitor und komme, wenn etwas ist, aber du kannst reagieren, wenn es erforderlich ist“, erlaubte sie ausdrücklich. Bei Patienten wie Kai konnten Sekunden entscheidend sein.

„Danke!“

Dankbar nahm Birgit die stabilen Lebenszeichen auf den Monitoren zur Kenntnis. Das monotone Piepsen und Surren, das für viele Angehörige ein Albtraum war, sagte ihr, dass Kai tief schlief und dass in seinem Körper gerade alles funktionierte.

Die Nieren arbeiteten und lieferten Urin. Das Blut versorgte den ganzen Körper mit ausreichend Sauerstoff. Alles war gut. Die Eingriffe waren erfolgreich verlaufen, und nun konnte die Heilung einsetzen. Die ganze Nacht saß Birgit an Kais Bett und sah ihn einfach nur an.

Hatte er Evas Verrat verarbeitet und wieder ins Leben gefunden? Ihre Schwester hatte Kais Herz gebrochen, das war Birgit klar, und sie wusste, wie schwer es war, mit einem gebrochenen Herzen zu leben. Hatte er Eva vergessen können und sein Herz einer anderen Frau geschenkt?

Birgit wünschte es ihm, und doch tat der Gedanke ihr weh. Wie konnte es nur sein, dass sie diesen Mann nicht vergaß? Für ihn würde sie immer nur Evas kleine Schwester sein. Das war eine undankbare Rolle, und ihr Überlebensinstinkt hätte sie längst auf Abstand gehen lassen sollen.

Was sie in den vergangenen sechs Jahren nicht erreicht hatte, würde sie auch jetzt nicht plötzlich erreichen. Kai bedeutete ihr viel. Nun durfte sie die Erinnerungen zulassen, sich die Anspannung erlauben und weinen. Das tat sie, bis sie sich leichter fühlte.

Sie war zwölf, als Eva Kai in die Familie eingeführt hatte. Von Anfang an war Kai einer von ihnen gewesen. Es hatte einfach gepasst. Mit ihrem Vater hatte er leidenschaftlich über Fußball debattiert. Beide waren Bayern München Fans und besuchten bei Heimspielen zusammen das Stadion.

Mit ihrer Mutter hatte er gerne im Garten gewerkelt und es genossen, ein wenig im Grünen buddeln zu dürfen. So gerne er in München lebte, war er durch und durch ein Landmensch und liebte es, etwas wachsen zu sehen. Birgit hatte er wie eine kleine Schwester behandelt.

Wie viele Sonntagsfrühstücke hatten sie zusammen verbracht! Wie oft war sie zusammen mit Eva und ihm schwimmen gegangen oder ins Kino! Er hatte ihr nie das Gefühl gegeben, die kleine nervende Schwester im Schlepptau zu sein. Mit ihm hatte es immer etwas zum Lachen gegeben. Er hatte selbst einen älteren Bruder, den er sehr mochte, und war ein absoluter Familienmensch. Birgit verband die schönsten Momente ihrer Kindheit mit ihm.

Kai stammte aus Waldmünchen, einer Kleinstadt im Bayrischen Wald. Seine Familie hatte dort einen großen Bauernhof mit Tierhaltung. Als Ferien auf dem Bauernhof in Mode gekommen waren, hatte seine Mutter sofort die Gelegenheit erkannt und aus dem Hof ein Feriendomizil für Familien gemacht.

Birgit und Eva hatten mehrmals in den Ferien ein paar Wochen dort verbracht. Für Kai war es normal gewesen, in seinen Semesterferien auf dem Hof zu helfen. Er liebte die Landwirtschaft, wenn er den Hof auch gerne seinem Bruder überließ und selbst eine Karriere als Anwalt anstrebte.

Sie waren im Heu und Stroh herumgetollt, waren geritten, hatten die drei Esel versorgt, die Birgits Lieblinge gewesen waren. Der Hof war Birgits zweites Zuhause gewesen, und nicht nur Kai hatte sie in den verstrichenen Jahren bitterlich vermisst.

Ein paarmal war sie nahe daran gewesen, einfach einmal nach Waldmünchen zu fahren, aber aus Respekt vor Kai hatte sie es nicht getan. Wie sie seine Mutter kennengelernt hatte, hätte sie sich gefreut und herzlich die Arme ausgebreitet. Aber es war nun einmal seine Mutter, und Birgit wollte nicht, dass sie in einen Konflikt geriet.

Für Eva war Waldmünchen nie so anziehend gewesen wie für Birgit. Sie hatte von Urlauben an exotischen Orten geträumt und dem Landleben weniger abgewinnen können. Dennoch war sie mit hingefahren, ohne zu murren. Birgit hatte sich oft gefragt, was ihre Schwester für Kai empfunden haben mochte.

Gleichgültig war er ihr auf keinen Fall gewesen, ansonsten hätte sie nicht sechs Jahre mit ihm verbracht und seinen Heiratsantrag angenommen. Irgendwie war Eva selbst für sie immer ein wenig undurchsichtig geblieben. Da waren all die Träume vom großen Reichtum und ihr nörgelndes Gehabe als Diva, aber anderseits hatte auch sie ausgelassen im Heu herumtoben können.

Hatte Eva ihre Entscheidung je bereut? War sie glücklich in Los Angeles? Bei ihren seltenen Telefonaten protzte sie mit all dem Luxus und ließ nichts darüber heraus, wie es in ihr aussah. Für Birgit war das eher kein gutes Zeichen, aber sie hätte sich nie für eine Expertin für das Seelenleben ihrer Schwester gehalten.

Vielleicht hatte Eva tatsächlich gefunden, was sie sich am meisten gewünscht hatte, und war damit zufrieden. Birgit wünschte es ihr. Allerdings wünschte sie auch ihren Eltern, Kai und sich selbst endlich einen positiven Schlussstrich unter diese Geschichte ziehen zu können.

Evas Glück – falls sie denn überhaupt glücklich war – hatte allen anderen einen hohen Preis abverlangt. Die Familie war auseinandergerissen worden, und bei all den Wunden erinnerte der Alltag an einen Gang über ein Mienenfeld.

Es war kurz nach fünf Uhr am Morgen, als sich die Tür öffnete und Kais Mutter hereinkam. Wortlos nahm sie Birgit in den Arm und drückte sie fest an sich, ohne sich über ihr Hiersein sonderlich zu wundern. Sie wusste noch, dass Birgit ihre Ausbildung zur Krankenschwester in dieser Klinik gemacht hatte.

„Ich bin froh, dass du bei ihm warst, Birgit. Wie geht es ihm? Ich bin nach dem Anruf sofort losgefahren, konnte aber mit keinem Arzt reden.“

Birgit brachte sie auf den aktuellen Stand.

„Er hat die Eingriffe überstanden. Das war die erste große Hürde, und die hat er genommen. Jetzt muss er aufwachen, und dann zeigt sich, ob sein Gehirn Schaden genommen hat. Cora, wir müssen ganz fest daran glauben, dass es ihm gut geht und dass …“ Sie konnte nicht weitersprechen, Tränen schimmerten in ihren Augen.

„Er war auf dem Weg zu uns nach Hause und wollte für eine Woche helfen. Zwei- bis dreimal im Jahr nimmt er sich immer noch für ein paar Tage frei und taucht ins Landleben ein. Er sagt, er braucht das, um sich zu erden und bei sich zu bleiben“, erzählte Cora Rittinger mit belegter Stimme. „Wäre er nur in München geblieben!“, stieß sie dann schluchzend hervor.

Birgit nahm sie tröstend in den Arm.

„Erwin und Theo hätten mich gerne begleitet, aber du weißt, wie es ist. Jemand muss auf dem Hof bleiben. Es ist Erntezeit. Die Tiere müssen versorgt werden, und zu allem Übel haben wir das Gästehaus gerade voll. Drei Familien mit insgesamt acht Kindern – eigentlich hätte ich nicht kommen können, aber irgendwie bekommen die Männer das schon hin!“, hoffte sie. Im Augenblick war nur Kai wichtig.

Erwin Rittinger war Kais Vater und Theo sein älterer Bruder, der Landwirtschaft studiert hatte und den Hof inzwischen leitete.

„Hast du schon eine Unterkunft in München?“, wollte Birgit wissen. Es war seltsam, aber ihr war, als ob keine Zeit vergangen wäre. Mutter Rittinger – wie sie Cora immer genannt hatte – war ihr so vertraut wie eh und je.

„Nein, aber …“

„Gut! Du wohnst bei uns!“, bestimmte Birgit. „Du bist Mama und Papa von Herzen willkommen. Ich habe sie angerufen und Bescheid gegeben. Sie machen sich große Sorgen um Kai und sind in Gedanken bei ihm. Er gehört zur Familie …“

Cora blieb ein paar Minuten still, betrachtete ihren Sohn und hielt seine Hand.

„Du bist erwachsen geworden, Birgit. Ich wünschte …“ Sie verstummte. Beide dachten sie an Eva, die unausgesprochen zwischen ihnen stand.

„Ich wollte euch besuchen, aber dann dachte ich, dass es unfair wäre Kai gegenüber. Ihn hätte ich nur an Eva erinnert, und das wollte ich nicht“, gestand Birgit.

Der Name Eva war zwischen ihnen gefallen und das Tabu gebrochen.

„Wie geht es ihr?“, fragte Cora leise.

„Ich weiß es nicht. Wir haben so gut wie keinen Kontakt, und wenn sie einmal anruft, sind es oberflächliche Gespräche. Für Mama und Papa ist es schwer, aber ich akzeptiere, dass Eva ihren Weg weitergegangen und uns ausgeklammert hat. Sie ist wirklich weg, und irgendwie finde ich das sogar besser so.“

Cora nickte und streichelte die Hand ihres Sohnes.

„Kai hat es nie verwunden. Es hat ihn verändert. Er spricht nicht darüber und tut so, als ob alles in Ordnung sei, aber mir kann er nichts vormachen. Nach Eva hat er keine seiner sogenannten Freundinnen mehr mit zu uns nach Hause gebracht. Ein paar von ihnen bin ich begegnet, wenn ich bei ihm in München war.“ Sie sagte es in abfälligem Ton.

„Es tut mir so unendlich leid und …“, entschuldigte sich Birgit, als ob sie es gewesen wäre, die Kai verletzt hatte.

„Du bist nicht für deine Schwester verantwortlich, Birgit“, stellte Cora sofort richtig. „Kai sagt nichts Böses über Eva bis heute. Er erwähnt sie so gut wie nie, aber wenn er von ihr spricht, dann respektvoll. Für ihn hat sie so gehandelt, wie es ihr entsprach. Er macht ihr keine Vorwürfe“, erzählte sie.

Genauso hatte Birgit Kai auch eingeschätzt.

„Ich bin nicht ganz so großherzig und hätte sie in den letzen Jahren manchmal zu gerne ohrfeigen können für ihre Dummheit. Wenn man der Liebe begegnet, hält man sie fest und tritt sie nicht mit Füßen“, fügte Cora hinzu.

„Nein, das tut man nicht!“, stimmte Birgit ihr aus tiefstem Herzen zu, und die Frauen sahen sich lange stumm in die Augen. Keine von ihnen sprach es aus, aber sie lasen tief ineinander und verstanden sich.

***

Birgit hatte am Sonntag frei, und so blieb sie gemeinsam mit Cora bei Kai. Ungeduldig wartete sie darauf, dass er zumindest für einen kurzen Moment zu sich kam. Sein Schlaf war tief – zu tief, aber das sagte sie Cora nicht. Noch bestand die Möglichkeit, dass er am Morgen erwachte.

Kurz nach neun Uhr kam Dr. Stefan Holl, der Leiter der Berling-Klinik, zu ihnen. Da er eigentlich Gynäkologe war und mit Kais Fall nichts zu tun hatte, war Birgit etwas überrascht, bis sie sah, wie herzlich Cora und der Klinikleiter sich mit einer Umarmung begrüßten.

„Cora, Julia und ich hatten schon darüber gesprochen, dass es Zeit wird, einmal wieder mit den Kindern bei Erwin und dir in Waldmünchen vorbeizusehen, und dann das! Ich wünschte, unser Wiedersehen hätte einen schönen Urlaubsanlass! Julia lässt dich herzlich grüßen. Du kannst gerne bei uns wohnen, solange du bei Kai bleiben kannst“, bot Dr. Holl ihr an. „Und wenn du zurück auf den Hof musst, halten wir dich selbstverständlich auf dem Laufenden und sehen nach ihm“, versprach er ihr.

Cora zögerte kurz, aber dann schüttelte sie den Kopf. Es fiel ihr schwer, Stefanie und Paul Lischka wiederzusehen und die Vergangenheit aufleben zu lassen, aber sie spürte, dass es für alle wichtig war. Sie mussten etwas auf gute Weise zu Ende bringen, um es neu beginnen lassen zu können. Die Wunde, die Eva ihnen allen geschlagen hatte, blutete schon viel zu lange vor sich hin.

„Ich habe schon zugesagt, bei lieben Freunden zu wohnen, die ich sechs Jahre nicht gesehen habe, Stefan. Es ist lieb, dass du extra vorbeischaust. Ich weiß doch, wie wenig Freizeit du hast. Du hättest nicht am Sonntag in die Klinik kommen müssen. Kai ist in guten Händen hier.“

„Das ist er!“, stimmte Stefan Holl ihr ruhig zu.

Die Worte des Klinikchefs klangen wie ein Versprechen.

„Guten Morgen, Schwester Birgit!“, begrüßte er nun auch Birgit und reichte ihr die Hand.

Birgit hatte keine Ahnung gehabt, dass er ihren Namen kannte. Sie war bisher kaum mit ihm im OP gewesen und ihm seit ihrer Ausbildung selten persönlich begegnet. Der Klinikleiter war immer wieder für eine Überraschung gut. Für viele in der Klinik war er so etwas wie ein Übervater, der ihre beruflichen Geschicke mit großem Sachverstand, Verständnis, aber auch Strenge leitete.

Birgit schätzte ihn, hatte ihn aber noch nie derart persönlich und fast privat erlebt. Sie war überrascht, wie jung er noch war. Mit Ende vierzig war er deutlich jünger als ihr Vater. Sie wusste, dass er sich als Gynäkologe international einen Ruf erworben hatte. Es war eigentümlich, ihm nicht als Chef zu begegnen, sondern eher als Angehörige eines Patienten.

In verständlichen, aber ehrlichen Worten erklärte er Cora Kais gegenwärtigen Zustand. Er machte ihr keine falschen Hoffnungen und machte ihr doch Mut, die Hoffnung nicht aufzugeben.

„Ich habe mich eben mit Kais behandelndem Arzt unterhalten und bin mit ihm die Werte durchgegangen. Wir sind beide der Ansicht, dass es vermutlich noch dauern kann, bis Kai zu sich kommt. Cora, wenn ich jetzt das Wort Koma erwähne, darfst du nicht erschrecken!“, bereitete er die Mutter vorsichtig vor.

„Koma? Heißt das, mein Junge wacht nie wieder auf? Aber die Operation ist doch gut verlaufen …“ Cora reagierte mit Angst. Das taten die meisten Menschen, wenn sie hörten, dass ein Angehöriger im Koma lag. Hilfesuchend sah sie zu Birgit hin.

„Ein Koma muss nicht immer etwas Schlimmes bedeuten, Cora.“ Birgit legte ihr beruhigend den Arm um die Schulter und drückte sie an sich.

„Das stimmt!“, gab Dr. Holl ihr recht. „Unsere Körper sind weise und wissen, was ihnen guttut und was sie brauchen. Kais Gehirn hat einiges hinter sich und muss heilen. Unter Umständen wacht Kai vorerst nicht auf, damit sich sein Körper voll und ganz auf die Heilung konzentrieren kann. Seine Organe arbeiten gut. Der Körper wird mit allem versorgt“, erklärte der Arzt.

„Und warum wacht mein Junge dann nicht auf?“ Cora verstand es nicht.

„Der Kollege, der Kai gestern operiert hat, hatte überlegt, ob er ihn nicht am besten gleich in ein künstliches – quasi medikamentös ausgelöstes – Koma versetzen sollte. Er hat sich dagegen entschieden, weil er zuerst sehen wollte, inwieweit Kais Gehirn unter Umständen geschädigt ist“, fuhr Stefan Holl fort.

„Und jetzt hat Kai sich selbst ins Koma zurückgezogen, damit er gesund werden kann?“, fragte Cora unsicher.

„Das hoffen wir. Solange seine Organe arbeiten und seine Gehirnströme zeigen, dass alle wichtigen Gehirnareale arbeiten, ist nichts verloren“, bestätigte der Chefarzt.

„Was droht, falls er es nicht schafft?“, wollte Cora wissen und sah ihm fest in die Augen. Sie musste den schlimmsten Fall kennen, um an den besten zu glauben. So hatte sie es ihr ganzes Leben lang gehalten.

„Wenn er es nicht schafft, werden nach und nach seine Organe versagen, und seine Gehirnfunktion wird schwächer werden. Passiert das, können wir nichts mehr für ihn tun, aber bis dahin ist es noch weit!“

„Woran erkenne ich, falls es so kommen sollte?“, beharrte Cora.

„Cora, du musst dich darauf konzentrieren, dass es deinem Sohn besser geht und dass er zu sich kommt. Es ist …“

„Bitte, Stefan! Woran?“

Der Arzt zögerte, und Birgit wusste, dass sie ein zweites Mal ein ungeschriebenes Gesetz der Zunft verletzte, wenn sie sich in dieses Gespräch einmischte. Aber sie wusste genau, was in Cora vor sich ging, und konnte ihren Wunsch verstehen.

„Bitte!“, flehte Cora.

„Du kannst es an der Nierenfunktion erkennen“, traf Birgit für Dr. Holl die Entscheidung und kam ihm zuvor. Sie spürte den erstaunten Blick des Klinikleiters auf sich ruhen. Wenn das so weiterging, konnte sie sich eine neue Stelle suchen, bevor Kai dieses Krankenhaus als gesunder Mann verließ, stöhnte es in ihr. Die Hauptsache war, dass er es als gesunder Mann verließ!

„Siehst du hier den Urinbeutel des Katheters? Solange der Urin im Beutel hell ist und ausreichend Urin kommt, ist alles gut. Lässt der Urinfluss nach und wird der Urin braun und dunkel, dann stellen die Nieren ihre Arbeit ein. Bei einem kompletten Organversagen ist das der Anfang vom Ende“, informierte sie Cora.

„Danke!“ Die Mutter atmete ruhig durch. Nun kannte sie ihren Gegner und konnte ihm den Kampf ansagen.

Für einen Augenblick war Dr. Holl verstimmt über die unangemessene Einmischung der Krankenschwester. So nahe sie dem Patienten auch stehen mochte, so kannte sie doch die Regeln. Im Krankenhaus gab es eine strenge Hierarchie, und das hatte seinen Grund. Als er aber Coras Miene sah, begriff er, dass Birgit recht gehabt hatte.

Sein Unmut wandelte sich sofort in Anerkennung. Er nahm sie vor, Birgit etwas im Auge zu behalten. Sie hatte Menschenkenntnis, Mut und eindeutig Potenzial, um eine führende Position zu übernehmen.

„Ich werde über alle Veränderungen von Kais Zustand umgehend informiert und schaue auf jeden Fall morgen früh wieder vorbei“, versprach der Chefarzt, bevor er ging.

„Die Holls haben mit ihren vier Kindern über viele Jahre immer wieder Urlaub bei uns gemacht, und mit der Zeit haben wir uns angefreundet“, erklärte Cora, als er gegangen war und sie Birgits fragenden Blick bemerkte.

„In der Berling-Klinik wird jeder Patient gut versorgt, aber mit dem Klinikleiter im Rücken ist Kai noch einmal mehr auf der sicheren Seite“, meinte Birgit.

Sicher, es war ein gutes Gefühl, mit dem Chefarzt dieser Klinik befreundet zu sein, doch das wog die furchtbare Sorge um ihren Sohn natürlich nicht auf.

„Ich habe kommende Woche Frühdienst und bin morgens im OP. Am Nachmittag kann ich dich hier bei Kai ablösen. Cora, das wird unter Umständen ein Langstreckenlauf, und wir müssen unsere Kräfte einteilen“, sagte Birgit nun.

„Kind, du hast dein Leben und ich …“

„Kai bedeutet mir sehr viel, und ich möchte für ihn da sein. Wenn er wach ist, schickt er mich vermutlich weg und möchte nichts mit mir zu tun haben. Das verstehe ich gut, aber im Moment ist es unwichtig, dass ich Evas Schwester bin. Bitte, erlaube mir, gemeinsam mit dir über ihn zu wachen!“, bat Birgit.

Cora stiegen Tränen in die Augen. Sie war nicht allein, und das tat gut. Waldmünchen war ihr bei der Herfahrt entsetzlich weit weg erschienen. Wann immer es ging, wollten ihr Mann und ihr Sohn versuchen, nach München zu kommen, aber das war schwierig und würde wohl nur selten klappen.

„Ich bin froh und dankbar, dass du da bist!“, nahm sie Birgits Hilfe an.

***

Coras Aufnahme im Hause Lischka ging nicht ohne Tränen ab. Stefanie und sie umarmten sich lange. Es wurde darüber geredet, was sich auf dem Hof getan hatte, über die großen und kleinen Ereignisse des täglichen Lebens in beiden Familien. Der einzige Name, der zwischen den zwei Müttern kein einziges Mal fiel, war Eva. Und auch darüber, wie Kai die unschöne Trennung verkraftet hatte, sprachen sie nicht.

Für Birgit fing eine anstrengende Zeit an, denn wenn sie nicht arbeitete, war sie meist bei Kai. Sie brauchte nicht viel Schlaf, und in den kommenden Wochen lernte sie, mit einem Minimum von vier bis fünf Stunden auszukommen. Wann immer es ging, musste sie einfach bei Kai sein. Sie war nur ruhig, wenn sie an seinem Bett saß, ansonsten fühlte sie eine quälende Unruhe und hatte Angst, im entscheidenden Moment nicht da zu sein.

Genau wie Cora hatte sie den Urinbeutel immer im Blick. Auch nach einer Woche lag Kai noch im Koma, aber seine Organe arbeiteten gut und zeigten keine Schwäche. Vierzehn Tage vergingen, und Cora wurde allmählich unruhig. Auf dem Hof lief es ohne sie nicht rund. Die Gäste waren abgereist, und neue kamen an, die weniger Verständnis für die Ausnahmesituation hatten und wie gewohnt von der Bäuerin verwöhnt und umsorgt werden wollten.

Für die Männer war es kaum zu meistern, ihre Arbeit und die Betreuung der Gäste auf die Reihe zu bekommen. Eine Aushilfe war vorübergehend eingestellt worden, aber die brachte leider nur noch mehr Chaos, weil sie nicht eingearbeitet war. Es hakte an allen Ecken und Enden, und Erwins Stimme am Telefon klang immer gehetzter, während er beteuerte, alles im Griff zu haben.

„Cora, du kannst ruhig nach Hause fahren!“, sagte Birgit, als sie mitbekam, wie sehr Cora in Waldmünchen gebraucht wurde. „Das Koma kann noch Stunden, Tage, aber auch Wochen und sogar Monate andauern“, warnte sie Kais Mutter.

Genau dasselbe hatte Dr. Holl nur ein paar Stunden zuvor ebenfalls zu ihr gesagt.

„Ich bin bei Kai und kümmere mich darum, dass alles getan wird“, fuhr Birgit fort. „Momentan ist es wichtig, dass seine Muskulatur erhalten bleibt. Dr. Holl hat schon grünes Licht dafür gegeben, dass jeden Tag ein Krankengymnast bei ihm vorbeisieht und Übungen mit ihm macht. Cora, ich bin Krankenschwester und tue alles für ihn. Ich passe auf Kai auf!“, gelobte sie.

„Das weiß ich doch, Kind, aber ich kann doch nicht einfach in meinen Alltag zurückkehren, während er hier so liegt. Ich muss doch an seiner Seite sein. Er ist mein Junge!“