Die Bibel umarmen - Keith Ferrin - E-Book

Die Bibel umarmen E-Book

Keith Ferrin

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Beschreibung

Sie finden Bibellesen oft langweilig, frustrierend oder unverständlich? Das muss nicht sein! Bibellesen kann Spaß machen und gleichzeitig tiefgründig sein. Das ist die Botschaft dieses leicht geschriebenen Buches. Mit Leidenschaft zeigt Ferrin: Gott sucht den freundschaftlichen Kontakt zu uns. Wer die Bibel aufschlägt, tritt in das erfrischende Zwiegespräch mit Gott ein. Zehn praxiserprobte Schritte führen ins genussvolle Lesen hinein. Die Vorschläge sind herausfordernd und doch leicht umzusetzen. Der Autor hat selbst erlebt, wie sich sein Umgang mit der Bibel grundlegend positiv veränderte. Gesprächshinweise am Ende jedes Kapitels machen das Buch auch für Gruppen und Hauskreise tauglich.

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Der SCM Verlag ist eine Gesellschaft der Stiftung Christliche Medien, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

Die erscheint in Zusammenarbeit zwischen SCM R.Brockhaus, Witten und dem SCM Bundes-Verlag, Witten. Herausgeber: Dr. Ulrich Wendel

ISBN 978-3-417-22868-7 (E-Book)ISBN 978-3-417-26675-7 (Lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book: Beate Simson, Pfaffenhofen a. d. Roth

© der deutschen Ausgabe 2016 SCM-Verlag GmbH & Co. KG, 58452 Witten Internet: www.scm-brockhaus.de; E-Mail: [email protected]

Original published under the title How to Enjoy Reading Your BibleCopyright © 2015 by Keith Ferrin Published by arrangement with Bethany House, a division of Baker Publishing Group, Grand Rapids, Michigan, 49516, U.S.A. All rights reserved. This Licensed Work published under license.

Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen: Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006 SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.

Weiter wurden verwendet: Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. (LUT) Gute Nachricht Bibel, revidierte Fassung, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 2000 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. (GNB) NeÜ bibel.heute © 2001–2012 Karl-Heinz Vanheiden, www.kh-vanheiden.de. Alle Rechte vorbehalten. (NEÜ)

Umschlaggestaltung: JoussenKarliczek, Schorndorf Satz: Katrin Schäder, Velbert

Für Sarah, Caleb und Hannah  Möge euch Gottes wunderbare, geheimnisvolle und großartige Geschichte, auch wenn ihr älter werdet, so tief berühren wie heute. Ich wünsche euch, dass ihr sie lest, glaubt, verinnerlicht, lebt … und begeistert von ihr seid!  In Liebe Dad

INHALT

Einleitung

Tipp 1:Behalten Sie das Ziel im Auge

Tipp 2:Schrauben Sie Ihre Erwartungen hoch

Tipp 3:Gehen Sie strategisch vor

Tipp 4:Schauen Sie den ganzen Film

Tipp 5:Lernen Sie von Ihrer Shampooflasche

Tipp 6:Lesen Sie laut

Tipp 7:Lesen Sie allein die Bibel

Tipp 8:Lesen Sie die Bibel nicht allein

Tipp 9:Starten Sie ein 60-tägiges Abenteuer

Tipp 10:Stellen Sie sich zwei viermonatigen Herausforderungen

Wie diese zehn Tipps alles veränderten

Anhang A:Den Epheserbrief als Kleingruppe lesen

Anhang B:Ein chronologischer Bibelleseplan

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

EINLEITUNG

Ich habe die Bibel nicht immer mit Genuss gelesen. Nicht, dass ich sie nicht gut gefunden hätte. Aber Genuss beim Lesen zu empfinden, wäre mir gar nicht in den Sinn gekommen.

In meinen ersten 20 Jahren als Christ hielt ich die Bibel für wahr. Das ist auch heute noch so. Ich hielt sie auch für zuverlässig, was ebenfalls noch stimmt. Ich fand, ich sollte häufiger darin lesen, sie gründlicher studieren und mehr Bibelverse auswendig lernen.

Aber auf den Gedanken, sie mit Genuss zu lesen, wäre ich nie gekommen. Um ehrlich zu sein, höre ich auch heute nur selten jemanden davon schwärmen, was für einen Genuss ihm die Bibel bereitet. Offenbar glauben wir manchmal, wir müssten Leute nur davon überzeugen, dass die Bibel wahr, glaubwürdig und hilfreich ist, dann werden sie schon jeden Tag darin lesen, an allen Bibelkreisen teilnehmen und jedes Wort auswendig lernen. (Na gut, möglicherweise habe ich da ein wenig übertrieben.)

Es war ein bestimmter Abend im Frühjahr 1993, an dem ich begann, die Bibel zu genießen. Ja genau, ich kann das an einem bestimmten Zeitpunkt festmachen.

Ein Freund erzählte mir von dem Schauspieler Bruce Kuhn, der in seine Gemeinde kommen und das Lukasevangelium „aufführen“ würde. Bruce hatte Lukas auswendig gelernt. Das ganze Evangelium. Er ging damit auf die Bühne, rezitierte es und stellte es gleichzeitig dar. Ohne Bühnenbild. Ohne Requisiten. Ohne weitere Schauspieler oder Schauspielerinnen.

Ehrlich gesagt ging ich aus bloßer Neugierde hin. Ich hoffte schon, dass es irgendwie ein interessanter Abend werden würde, aber dass ich mich extrem gut unterhalten fühlen würde, erwartete ich nicht. Jedenfalls nicht fast zwei Stunden lang! Doch an diesem Abend wurde die Formulierung „Gottes lebendiges Wort“ Wirklichkeit. Es wurde so lebendig wie nie zuvor. Ich genoss es. Sehr sogar.

Bruce nahm meine Einladung zum Lunch am nächsten Tag an. Am Ende verbrachten wir neun Stunden zusammen. Er forderte mich heraus, mich auf ein Buch der Bibel einzulassen. Und das tat ich.

In jenem Sommer las ich den Philipperbrief. Jeden Tag. Den ganzen Sommer lang. Es war das erste Mal, an das ich mich erinnern kann, dass ich über eine so lange Zeitspanne Freude an der Bibel verspürte. Danke, Bruce! Ich werde dir ewig dankbar sein.

Das war im Sommer 1993. Knapp drei Jahre später – im März 1996 – brachte ich zum ersten Mal das Johannesevangelium auf die Bühne. In den letzten beiden Jahrzehnten habe ich einen Großteil meiner Zeit dafür genutzt, so zu predigen und zu schreiben und alles, was in meiner Macht steht, zu tun, dass in Menschen die Liebe zu Gottes Wort entzündet wird.

In diesem Buch habe ich probiert, alle Lektionen, Vergleiche, Ideen und Gedanken zusammenzufassen, von denen Menschen mir gesagt haben, dass sie ihnen geholfen haben.

Zehn Tipps. Zehn Tipps, die Sie gleich heute umsetzen können. Zehn ganz leicht verständliche Tipps. Zehn Tipps, die der langjährige Bibelleser genauso umsetzen kann wie alle, die erst noch herausfinden wollen, was das Besondere an diesem alten Buch ist.

Denn die Bibel ist in der Tat etwas Besonderes. (Werfen Sie nur einen Blick auf die Liste der größten Bestseller aller Zeiten. Da steht die Bibel ganz oben.)

Ja, die Bibel ist wahr. Ja, sie ist praxistauglich. Und ja, sie macht Spaß!

Mein Ziel ist ganz einfach: Ich will Ihnen helfen, die Bibel mit Genuss zu lesen. Das ist auch schon alles. Denn wenn Sie die Bibel mit Genuss lesen, werden Sie es häufiger tun. Sie werden sich darüber mit anderen austauschen. Sie werden regelmäßiger Zeit mit Gott verbringen. Und Sie werden umsetzen, was Sie da lesen.

Gott wollte nie, dass Sie sich schon damit zufriedengeben, die Bibel nur für wahr zu halten. Er will, dass Sie Genuss am Bibellesen haben. Und ich auch.

Also legen wir los.

In Verbundenheit Keith

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

TIPP 1BEHALTEN SIE DAS ZIEL IM AUGE

Warum lesen Sie in der Bibel? Bevor Sie weiterlesen, nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, um diese Frage zu beantworten. (Kleiner Hinweis: Ihre Antwort ist wirklich wichtig.)

Wenn ich diese Frage stelle – vor allem, wenn ich sie einer Gruppe von Menschen stelle, die gerade in einer Kirche oder Gemeinde sitzt –, höre ich meist Antworten wie diese:

„Das ist eine Möglichkeit, um Gottes Willen zu erkennen.“ „Ich werde ermutigt.“ „Als guter Christ gehört das dazu.“ „Ich werde daran erinnert, was wahr ist.“ „Ich erfahre dabei, was Gott von mir möchte.“ „Die Bibel ist Gottes heiliges Wort.“

Das sind alles richtige Aussagen. Ohne Zweifel. Aber ich würde gern einmal – nur ein einziges Mal – hören, dass jemand sagt: „Ich lese die Bibel, weil ich Zeit mit Gott verbringen will.“

Denn ist nicht genau das der Punkt? Geht es nicht beim Bibellesen zuallererst darum, Zeit mit ihm zu verbringen? Mit ihm zusammen zu sein? Ihn kennenzulernen, neben ihm zu sitzen, von ihm zu lernen, mit ihm zu lachen, mit ihm unterwegs zu sein?

Was mich persönlich ärgert

Es fuchst mich jetzt seit fast zwanzig Jahren. Und ich wünschte, es hätte mich schon viel eher gefuchst. Wir reden viel darüber, dass es wichtig ist, eine Beziehung zu Jesus zu haben. (Das ist noch nicht der Punkt, der mich ärgert.) Der Punkt, der mich aufregt, ist, wann wir über eine Beziehung mit Jesus reden. Oder genauer gesagt: wann wir nicht darüber reden.

Wir reden nämlich exakt bis zu dem Zeitpunkt darüber, bis jemand tatsächlich sagt: „Ich bin dabei.“ Wenn er dann eine Beziehung zu Jesus hat, reden wir nicht mehr davon. Schräg, finden Sie nicht?

Anschließend reden wir dann über die Teilnahme am Gottesdienst, über Mitarbeit, darüber, sich einen Hauskreis zu suchen oder dass es nötig ist, in der Bibel zu lesen, um mehr über Gott zu erfahren.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Das ist alles gut und gehört dazu. Aber achten Sie auf die letzten fünf Wörter im vorigen Absatz: „mehr über Gott zu erfahren“. Ist es in einer Beziehung nicht das Ziel, jemanden kennenzulernen – statt mehr über ihn zu erfahren?

In Johannes 14–16 erhalten wir Einblick in eine sehr private Szene. Jesus hat gerade mit den zwölf Jungs, mit denen er in den letzten drei Jahren unterwegs gewesen war, zusammen gegessen. Einer von ihnen hat den Esstisch verlassen … um Jesus zu verraten. Die anderen gehen nun spazieren. Dies ist Jesus’ letztes Gespräch mit ihnen vor der schlimmsten Nacht und dem schlimmsten Tag seines Lebens.

Erwartungsgemäß bespricht er mit ihnen die wirklich entscheidenden Themen: Frucht bringen. Verbunden bleiben. Leiden erdulden. Den Heiligen Geist empfangen. Frieden erleben. Die Welt überwinden. (Die ganz großen Fragen eben.)

Und zack, mitten im Gespräch sagt Jesus diese Worte:

Ich nenne euch nicht mehr Diener, weil ein Herr seine Diener nicht ins Vertrauen zieht. Ihr seid jetzt meine Freunde, denn ich habe euch alles gesagt, was ich von meinem Vater gehört habe.

(Johannes 15,15)

Freunde. So nennt er sie. Nicht Diener. Nicht Geschäftspartner. Nicht Arbeiter oder Teammitglieder oder Unterstützer. Freunde.

Ach, wie anders sähe unser Bibellesen aus, wenn für uns die Freundschaft ganz oben und im Mittelpunkt stünde. Denn wenn unsere Beschäftigung mit Gottes Wort vor allem eine Sache der Beziehung statt der Information wäre, dann würde sie uns mit einer weitaus höheren Wahrscheinlichkeit auch verändern!

Enthält die Bibel Informationen? Ja. Lernen wir durch sein Wort etwas über Gott? Ja. Verstehen wir Gott, seinen Willen und seine Prinzipien besser, wenn wir in der Bibel lesen? Ja, ja und nochmals ja.

Aber der Kontext dieser Fakten ist die Beziehung. Der Schirm, der sich über all diese Informationen spannt, heißt Beziehung.

Wie können wir dafür sorgen, dass die Beziehung im Vordergrund steht? Schön, dass Sie fragen. Ich hoffe, die beiden folgenden Vergleiche sind hilfreich für Sie.

Erster Vergleich: Sie, Gott und eine Tasse Kaffee

Stellen Sie sich vor, Sie wären gerade in meinen Wohnort in der Nähe von Seattle gezogen. Freunde hätten uns einander vorgestellt. Wir stellen fest, dass wir viel gemeinsam haben. Weil wir uns gern besser kennenlernen wollen, verabreden wir uns einmal in der Woche vor der Arbeit in einem Café hier im Ort.

Würden Sie und ich im Laufe der nächsten paar Wochen einige Fakten übereinander austauschen? Auf jeden Fall. Wir würden sehr wahrscheinlich gern mehr über unsere Familien erfahren. Ich würde gern hören, was Sie nach Seattle verschlagen hat, wir würden uns erzählen, wie wir aufgewachsen sind, was wir beruflich machen, wofür unser Herz schlägt und wofür nicht, und würden uns noch etliche weitere Informationen mitteilen.

Und jetzt spulen Sie kurz zurück, und stellen Sie sich vor, ich erschiene zum ersten Treffen mit einem Notizblock in der Hand. Ich setzte mich hin, tränke einen Schluck Kaffee, nähme meinen Stift zur Hand und Sie könnten erkennen, was ich oben auf die erste Seite geschrieben habe:

82 Dinge, die ich über ihn (oder sie) wissen muss, damit er mein Freund werden kann

Dann finge ich an, Sie nach Ihrer Familie, Ihrem Beruf etc. auszufragen. Ich würde dabei vermutlich dieselben Informationen sammeln wie beim gemütlichen Beisammensitzen und Unterhalten. Aber wie anders würde sich das für Sie anfühlen? Und noch wichtiger: Wie hoch wäre die Wahrscheinlichkeit, dass Sie in der nächsten Woche wiederkommen? Sie würde gegen null tendieren.

Aber gehen wir mit Gott nicht dauernd genau so um?

Wir setzen uns hin, öffnen unsere Bibel, schnappen uns das Andachtsbuch, das wir gerade lesen, und fangen an, die heutigen Fragen zu beantworten. Wenn wir den Abschnitt gelesen und die Fragen beantwortet haben, sind wir fertig. Stimmt’s?

Klingt für mich nicht sonderlich nach Beziehung. Manchmal habe ich den Eindruck, wir beenden unsere Zeit mit Gott, ohne überhaupt mit Gott zusammen gewesen zu sein! Ich frage mich, wie oft ich den Punkt „Stille Zeit“ von meiner To-do-Liste abhake, Gott aber denkt: Hey, Keith, ich wäre gern noch ein bisschen mit dir zusammen. Ich bin noch nicht fertig.

Autsch.

Zweiter Vergleich: Zweckfreie Zeit mit Gott verbringen

An manchen Tagen möchte Gott, dass Sie in der Bibel lesen, aber gar nichts dabei lernen.

Das mag seltsam klingen von jemandem wie mir, der darüber lehrt und schreibt, wie man in der Bibel liest. Bleiben Sie noch ein paar Absätze bei der Stange, dann wissen Sie, was ich meine.

Meine Frau Kari und ich, wir haben drei Kinder. Es gibt Tage – oder Stunden –, in denen ich meinen Kindern irgendetwas beibringen muss. An anderen Tagen muss ich für Disziplin sorgen. An wieder anderen Tagen muss ich etwas klarstellen, sie ermutigen, trösten oder inspirieren, besser zu werden, als sie es alleine wären.

Es gibt auch Tage, an denen spielen wir nur Fangen. Oder fahren Fahrrad. Oder backen Plätzchen. (Okay … Kari backt mit ihnen. Ich bin für die Tests zur Qualitätssicherung verantwortlich.)

Klar ist: Die Tage, an denen wir einfach nur etwas zusammen unternehmen, sind nicht weniger wichtig! In gewisser Hinsicht sind sie sogar wertvoller als die Tage, an denen ich ihnen etwas beibringe oder sie korrigiere.

Können Sie sich die Gesichter von Sarah, Caleb und Hannah vorstellen, wenn Kari und ich uns mit ihnen hinsetzen würden und ich ihnen in die Augen sehen und mitteilen würde:

„Eure Mutter und ich haben gemerkt, dass ihr einfach noch zu viel lernen müsst. Wir müssen euch noch zu viel erklären und beibringen und, tja, hin und wieder müssen wir euch auch trösten. Deshalb haben wir beschlossen, dass wir nichts mehr gemeinsam unternehmen werden. Ihr drei könnt miteinander und mit euren Freunden spielen. Aber wir sind dafür da, euch etwas beizubringen, euch zu ermahnen und zu trösten. Also ab mit euch!“

Ich kann gerade Ihre Gedanken lesen. Unfassbar, das geht ja überhaupt nicht. Wie kann man aufhören, mit seinen Kindern zu spielen? Das wäre ja überhaupt keine Beziehung mehr.

Ach so. Überhaupt keine Beziehung mehr.

Und trotzdem neigen wir in unserem Umgang mit Gott genau dazu. Wenn ich die Bibel aufschlage, dann muss ich doch etwas lernen, muss Korrektur erfahren, inspiriert werden oder tröstliche Worte finden. Und natürlich passiert all das an manchen Tagen auch. Aber ich will es ganz deutlich sagen: Manchmal möchte Gott, dass Sie sein Wort aufschlagen und einfach die Texte genießen.

Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem befreundeten Schauspieler und Regisseur. Er erzählte mir, wie er sich vor Jahren mit einem älteren britischen Regisseur unterhalten hatte. Es ging um die Frage, ob die Bibel auf der Bühne mit den besten Theaterproduktionen mithalten kann. Es ging nicht darum, ob sie wahr ist, sondern ob sie gutes Theater wäre. Nach ein paar Minuten sagte dieser ältere Herr (fügen Sie den britischen Akzent bitte hinzu): „Nun, wissen Sie … die Bibel ist das Buch des allmächtigen Gottes. Aber sie ist auch eine sehr unterhaltsame Lektüre!“

Amen.

Gott will uns viel beibringen. Wir müssen noch sehr viel lernen. Aber verpassen wir die Geschichte dabei nicht.

Denn die ist fantastisch! Es geht um Helden, um Kampf und um Bösewichte. Um schräge Typen und, zugegeben, auch um ein paar langweilige. In ihr finden sich überraschende Wendungen, Rätsel und Intrigen. Humor. Jede Menge sogar. Ohne Witz! (Dieses Wortspiel war Absicht. Verzeihung.)

Wenn ich das Johannesevangelium auf der Bühne darstelle, beobachte ich zu gern, wie häufig die Zuschauer lachen müssen. Sie hätten es vorher kaum erwartet, aber sie lachen. Jedes Mal.

Denn was für eine Geschichte erzählen die Evangelien schließlich? Sind das nicht vier Berichte von 13 Männern unterwegs auf Reisen? Sind Sie jemals gereist? Da passiert immer was Lustiges.

Und es kommt noch besser: Die meisten ernsthaften Theologen würden übereinstimmend sagen, dass zumindest einige der Jünger noch Teenager waren. Waren Sie jemals mit Teenagern unterwegs?! Ich war sechs Jahre lang Jugendpastor und kann Ihnen versichern, dass Lachen zum Geschäft gehört.

Selbst nach zwei Jahrzehnten, in denen ich diese Geschichten jetzt schon erzähle, passiert es mir immer noch, dass ich die Bibel zu reinen Informationszwecken lesen will – statt in die Geschichte einzutauchen. Ich muss mich ständig selbst daran erinnern: Es geht um Beziehung!

Beziehung. Beziehung. Beziehung.

Sie werden auf jeden Fall versucht sein, auch weiterhin in der Bibel nach Fakten zu fragen. Lassen Sie es bleiben.

Erinnern Sie sich stattdessen jedes Mal, wenn Sie in der Bibel Zeit mit Gott verbringen wollen, an einen der Vergleiche – oder an beide: dass Sie und Gott zusammen Kaffee trinken oder dass Gott als Papa zweckfrei mit Ihnen zusammen sein will. Wenn sich Ihr Denken verändert und Sie nicht mehr nur nach Fakten fragen, sondern Ihre Beziehung zu Gott leben wollen, werden Sie feststellen, dass Sie viel offener dafür sind, wenn Gott Sie dann tatsächlich einmal unterrichten, inspirieren, korrigieren oder trösten will.

Und Sie werden feststellen, dass Sie mit viel größerem Genuss als je zuvor an die Bibel und ihren Autor herantreten.

EIN HINWEIS ZU DEN WEITERFÜHRENDEN GESPRÄCHSIMPULSEN

In diesem Buch finden Sie auch Kleingruppenmaterial. Ich bete, dass diese Gesprächsfragen am Ende jedes Kapitels und die zusätzlichen Gedanken und Ideen Ihnen (und hoffentlich einer Kleingruppe, mit der Sie sich treffen) helfen, die Tipps aus diesem Buch gleich umzusetzen.

So profitieren Sie am meisten von diesem Buch:

1. Legen Sie ich ein Tagebuch oder einen Notizblock bereit. Es bereichert das Gruppengespräch, wenn Sie Antworten, Gedanken, Fragen und Ideen für die Umsetzung gleich aufschreiben.

2. Nach dem Download können Sie alles in ein Notizprogramm wie OneNote oder Evernote übertragen. Beide Programme leisten gute Dienste, sind supereinfach zu bedienen und enthalten kostenlose Apps für Ihr Tablet oder Smartphone. Sie helfen, alles zu synchronisieren, damit Sie Ihre Notizen immer parat haben. Sehr hilfreich!

Vermutlich wird es Ihnen irgendwann aus den Ohren heraushängen, weil ich es ständig wiederhole, aber Sie müssen sich mit jemandem treffen und über das reden, was Sie lesen und erleben. Am besten sind sechs Leute oder drei bis fünf Paare, die sich wöchentlich, mindestens aber zweiwöchentlich treffen. Verabreden Sie sich per Skype. Beginnen Sie eine Gruppe bei Facebook oder Google+. Tun Sie, was Sie wollen. Nur bleiben Sie nicht allein.

Und jetzt weiter zum Kleingruppenmaterial für den ersten Tipp …

Gesprächsimpulse zu Tipp 1

BEHALTEN SIE DAS ZIEL IM AUGE

Haben Sie in Ihrer Beziehung zu Jesus den Beziehungsaspekt aus dem Blick verloren? Viele lernen Jesus kennen und sind völlig begeistert und enthusiastisch und euphorisch! Aber ganz schnell wird aus Wollen ein Sollen und wir stecken fest.