Die Boote der Glen Carrig -  - E-Book

Die Boote der Glen Carrig E-Book

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Beschreibung

Nach dem Buch 'The Boats of the Glen Carrig' von William Hope Hodgson, erschienen im Jahre 1907. Er war ein Zeitgenosse von H.P. Lovecraft und Clark Adam Smith und einer der einflussreichsten Verfasser von Fantasy Romanen und unheimlichen Seegeschichten im 20. Jahrhundert. Männer in Booten eines versenkten Schiffs irren in einer Welt des Schreckens umher. Lebende Bäume, herumkriechende Monster, eine Seegraswelt voll von fürchterlichem Leben, Riesenkraken und unheimliche Dinge darum herum - und der Überlebenskampf mitten drin. Mit Glück, Ideen, Kampfeswillen und Tatkraft schaffen es einige wieder heraus.

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Seitenzahl: 286

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Freie Übersetzung* der Horrorgeschichte

The Boats of the Glen Carrigvon William Hope Hodgson

erschienen im Jahre 1907

* Beinhaltet Änderungen und Ergänzungen des Textes hinsichtlich einiger unklarer Passagen sowie eine veränderte Absatzgestaltung, ohne aber den Stil des Originalautors zu sehr zu verletzen. Weiterhin gibt es eigene Anmerkungen […] [* ] zur Erläuterung von Fachbegriffen, um das Lesen zu vereinfachen. Der Leser möge auch berücksichtigen, dass das Originalwerk bereits im Jahre 1907 erschienen ist und der Zeitpunkt der Handlung – in Form eines wiedergegebenen Berichts – in der Mitte des 18. Jahrhunderts liegt, noch einige Jahre bevor James Cook Australien entdeckte; die Fantasie bezüglich unbekannter Welten und die Angst davor waren da natürlich noch sehr ausgeprägt.

INHALT

Das Land der Einsamkeit

Das Schiff im Bach

Das Wesen das herumsuchte

Die zwei Gesichter

Der große Sturm

Das vom Seegras verstopfte Meer

Die Insel im Seegras

Die Geräusche im Tal

Was in der Abenddämmerung passierte

Das Licht im Seegras

Die Signale von dem Schiff

Die Herstellung des großen Bogens

Die Seegrasmenschen

In Verbindung

An Bord des Schiffs

Befreit

Wie wir wieder heimkamen

Madre Mia – Meine Mutter

Die Leute sagen, dass du nicht mehr jung bist,

aber für mich war deine Jugend wie gestern.

Und das Gestern, so scheint es,

vermischt sich immer noch mit meinen Träumen.

Oh! Wie haben doch die Jahre

ihre sanften grauen Schleier über dich geworfen.

Und selbst für sie bist du nicht zu alt,

wie könntest du es sein! Dein Haar

hat kaum sein tiefes, altes, herrliches Dunkel verloren,

dein Gesicht hat kaum Falten, keine Spur

zerstört dessen stille Heiterkeit. Wie das Gold

des Abendlichts, wenn die Winde sich kaum rühren,

ist das Licht der Seele in deinem Gesicht, rein wie ein Gebet.

DIE BOOTE DER GLEN CARRIG

Dies ist ein Bericht über ihre Abenteuer an seltsamen Orten der Erde nach dem Untergang des Schiffs Glen Carrig, das in unbekannten Meeren in südlicher Richtung auf einen versteckten Felsen aufgelaufen ist. Er so wurde im Jahre 1757 von John Winterstraw, Gent., an seinen Sohn James Winterstraw weitergegeben und von ihm sehr ordentlich und leserlich in ein Manuskript übertragen.

I. DAS LAND DER EINSAMKEIT

Wir waren nun schon fünf Tage in den Booten und die ganze Zeit über hatten wir kein Land entdeckt. Dann, am Morgen des sechsten Tages, kam ein Schrei vom Bootsmann, der das Kommando über das andere Rettungsboot hatte, dass es da etwas gab, das Land sein könnte, weit weg von unserer Backbordseite. Es lag aber sehr tief und niemand konnte sagen, ob es Land war oder nur eine morgendliche Wolke.

Dennoch, da dies der Beginn von Hoffnung in unseren Herzen war, ruderten wir ihm erschöpft entgegen, und so erkannten wir nach etwa einer Stunde, dass es tatsächlich die Küste eines flachen Landstrichs war.

Es war vielleicht ein wenig nach der Mittagsstunde, als wir so nahe herangekommen waren, dass wir mühelos erkennen konnten, welche Art von Land hinter dem Ufer lag. Wir empfanden es als schrecklich flach und so trostlos, wie man sich es kaum vorstellen konnte.

Hier und da schien es mit einer Ansammlung seltsamer Vegetation bedeckt zu sein. Ob es aber kleine Bäume waren oder große Büsche, konnte ich nicht sagen. Eines aber weiß ich, dass sie etwas waren, was ich niemals zuvor gesehen hatte.

Das alles konnte ich erfassen, als wir langsam an der Küste entlang ruderten und nach einer Öffnung suchten, durch die wir landeinwärts fahren konnten.

Es verging aber eine ermüdende Zeit, bis wir an so eine Stelle kamen, nach der wir suchten. Am Ende fanden wir sie aber doch noch – einen Bach mit leicht ansteigendem Ufer, der sich schließlich als Teil des Mündungsgebiets eines größeren Flusses erwies; dennoch sprachen wir von ihm immer nur als ein 'Bach'.

Wir kamen hinein und fuhren mit geringer Geschwindigkeit weiter nach oben, seinem sich windenden Verlauf entlang.

Als wir uns so vorwärts bewegten, schauten wir auf die Uferböschungen auf beiden Seiten. Möglicherweise könnte sich dort eine Stelle befinden, wo wir an Land gehen konnten; wir fanden aber keine – denn die Ufer bestanden aus einem abscheulichen Schlamm, der nicht dazu ermutigte, uns vorschnell hineinzuwagen.

Wir hatten das Boot über eine Meile den großen Bach hinaufgebracht und kamen an die erste Stelle der Vegetation, die ich zufällig von Meer aus bemerkt hatte. Hier, nur wenige Yards davon entfernt, konnten wir sie besser studieren. Ich fand heraus, dass sie in der Tat hauptsächlich aus einer Art von Bäumen bestand, sehr niedrig und verkümmert, und sie hatten etwas an sich, das man als einen unheilvollen Anblick beschreiben könnte.

Ich erkannte, dass die Äste der Grund dafür waren, dass ich die Bäume nicht von einem Busch unterscheiden konnte, bis ich nahe genug an sie herangekommen war. Sie waren über ihre ganze Länge hinweg dünn und geschmeidig und hingen stark in Richtung des Bodens herunter. Sie wurden von einem einzelnen großen, krautkopfartigen Gewächs dorthin gezogen, das am äußersten Ende eines jeden Astes zu sprießen schien.

Sofort, nachdem wir an dieser dichten Vegetation vorbeigekommen waren und sich die Ufer des Flusses immer noch flach erhoben, stellte ich mich auf meine Ruderbank und konnte so das uns umgebende Land überblicken.

So weit es meine Augen durchdringen konnten, sah ich, dass es in allen Richtungen von zahlreichen Bächen und Teichen übersät war, wobei einige dieser Teiche eine ziemlich große Ausdehnung hatten, und das Land, wie ich vorher schon erwähnt hatte, überall sehr flach und einer großen Schlammfläche sehr ähnlich war.

Es gab mir deshalb ein Gefühl der Trostlosigkeit, wenn ich es ansah. Es könnte sein, dass mein Geist ganz im Unterbewusstsein in Furcht versetzt worden ist, wegen der Stille des ganzen Landes um uns herum, denn in all dieser Einöde konnte ich kein Leben erkennen, weder Vogel noch Pflanze, ausgenommen die verkümmerten Bäume, die hier und da in Ansammlungen über ganze Land verteilt waren, so weit ich sehen konnte.

Die Stille, als ich sie voll wahrgenommen hatte, wurde immer unheimlicher, denn ich erinnerte mich nicht daran, dass ich jemals zuvor in ein Land gekommen war, in dem es so viel Schweigsamkeit gab.

Nichts kam mir in den Blick – nicht einmal ein einsamer Vogel, der sich gegen den trüben Himmel erhob. Und was mein Hören anbelangte, kam nicht einmal der Schrei eines Seevogels zu mir – nein! – nicht einmal das Quaken eines Frosches, noch das Platschen eines Fisches. Es war so, als wären wir in das Land der Stille gekommen, welches einige von uns das Land der Einsamkeit genannt haben.

Nun waren schon drei Stunden vergangen, während denen wir nicht nachgelassen hatten, an den Rudern zu arbeiten, und wir konnten mittlerweile das Meer nicht mehr sehen. Dennoch war kein Platz in Sicht, der für unsere Füße geeignet gewesen wäre. Überall umgab uns Schlamm, grau und schwarz – der uns wahrhaftig wie eine kleine Wildnis umschloss. So waren wir gezwungen, weiterzumachen, in der Hoffnung, dass wir am Ende auf festen Boden treffen würden.

Dann, kurz vor Sonnenuntergang, hielten wir mit dem Rudern inne und bereiteten uns von einem Teil unserer verbliebenen Rationen ein karges Mahl vor.

Als wir aßen, konnten wir die Sonne sehen, wie sie über der Einöde versank. Ich bekam etwas Ablenkung durch die Beobachtung der grotesken Schatten, die von den Bäumen in das Wasser an unserer Backbordseite geworfen wurden, denn wir hatten gegenüber einer Ansammlung dieser Vegetation angehalten.

Es war zu diesem Zeitpunkt, wie ich mich erinnere, dass es mir wieder bewusst wurde, wie still das Land war.

Es war auch nicht nur in meiner Einbildung, als ich feststellte, wie unwohl sich die Männer in den Booten deswegen fühlten. Keiner sprach, ausgenommen in leisen Tönen, als hätten sie Angst, die Stille zu durchbrechen.

Und es war auch zu diesem Zeitpunkt, an dem ich nach so viel Einsamkeit ins Staunen geraten war, als sich die ersten Anzeichen von Leben in dieser Wildnis zeigten.

Zuerst höre ich es in weiter Ferne, landeinwärts – einen merkwürdigen, leiseren Ton, wie ein Schluchzen, und sein Auf und Ab war wie das Seufzen eines einsamen Windes, der durch den großen Forst weht.

Doch es gab keinen Wind.

Dann, nach einem kurzen Moment, war nichts mehr zu hören, und die Stille des Lands erschien noch beängstigender wegen dieses Kontrasts.

Ich schaute mich nach den Männern um, sowohl in unserem Boot, wie auch in dem, das der Bootsmann kommandierte. Da gab es keinen, der nicht in einer lauschenden Haltung verharrte.

So verging eine Minute des Schweigens, und dann stieß einer der Männer einen Lacher aus, der aus der Nervosität heraus erwuchs, die er in sich trug.

Der Bootsmann rief ihm zu, dass er still sein solle, und im selben Moment kamen die Klagelaute dieses wilden Schluchzens wieder. Sie entfernten sich abrupt von unserer rechten Seite und kamen sofort wieder zurück – und erklangen, so wie es schien, von einem Ort vor uns, weit den Bach hinauf.

Daraufhin stellte ich mich auf meine Ruderbank, mit der Absicht, einen erneuten Blick über das Land um uns herum zu werfen, aber die Ufer des Baches waren jetzt höher geworden. Zusätzlich sorgte die Vegetation dieser Bäume dafür, dass sie ein Schutzschild bildete, nachdem mich noch vor Kurzem mein Aufrichten und die erhöhte Position in die Lage versetzt hatten, über das Ufer hinwegzusehen.

Nach einem kurzen Moment verschwand das Heulen wieder und es kehrte erneut Stille ein.

Dann, als wir so dasaßen und darauf horchten, was uns als Nächstes überkommen würde, packte mich George am Ärmel, der jüngste der auszubildenden Seeleute, der seinen Platz neben mir hatte. Er fragte mich mit sorgenvoller Stimme, ob ich irgendeine Ahnung hätte, auf was dieses Heulen hindeuten könnte. Ich schüttelte aber meinen Kopf und sagte ihm, dass ich auch nicht mehr wüsste als er selbst. Zu seiner Beruhigung erwähnte ich noch, dass es der Wind gewesen sein könnte.

Doch jetzt schüttelte er seinen Kopf. Es war in Tat deutlich zu erkennen, dass dies nicht sein konnte, denn es war völlig windstill gewesen.

Ich hatte gerade meine Bemerkungen beendet, als dieses Heulen wieder über uns war. Es schien von weit den Bach hinauf und auch von weit den Bach hinunter zu kommen, aber auch um uns herum und dem Land zwischen uns und dem Meer. Es erfüllte die abendliche Stimmung mit seinem klagenden Jammern, und ich bemerkte, dass es darin ein seltsames Schluchzen gab, fast menschlich in seinem verzweifelten Weinen.

Das war alles so überwältigend für uns, dass keiner der Männer etwas sagte, denn es schien so, als würden wir dem Weinen verlorener Seelen lauschen. Und dann, als wir angsterfüllt warteten, sank die Sonne unter den Rand des Horizonts und die Dunkelheit brach über uns herein.

Und nun geschah etwas noch Außergewöhnlicheres, denn als die Finsternis der Nacht rasch zu uns kam, wurde das seltsame Jammern und Heulen leiser und ein anderer Klang verbreitete sich über das Land – ein weit entferntes, düsteres Knurren. Zuerst kam es, wie auch das Heulen von weit aus dem Landesinneren, erschien dann aber schnell an allen Seiten von uns, und plötzlich war die gesamte Dunkelheit davon erfüllt.

Und es verstärkte sich in seiner Lautstärke und seltsame Posaunengeräusche flogen darüber hinweg. Dann, obgleich langsam, verklang es zu einem schwachen, fortwährenden Knurren, und darin gab es etwas, was ich nur als ein drängendes, hungriges Fauchen beschreiben kann. Ja! Kein anderes Wort, das ich kenne, kann es so gut beschreiben wie dieses – der Eindruck von Hunger, höchst furchteinflößend für die Ohren. Und das, mehr als der Rest dieser unglaublichen Stimmen, brachte großen Schrecken in mein Herz.

Als ich dann so dasaß und lauschte, packte mich George plötzlich wieder am Arm und sagte mir in einem schrillen Flüstern, dass etwas zwischen der Ansammlung der Bäume auf der linken Uferseite erschienen war.

Dass er die Wahrheit sagte, konnte ich sofort feststellen, denn ich erfasste den Klang eines fortwährenden Raschelns zwischen diesen Bäumen und dann einen aus der Nähe kommenden Knurrton, als stünde ein wildes Tier direkt neben mir.

Genau in diesem Moment hörte ich die Stimme des Bootsmanns. Er sprach so leise wie möglich mit Josh, dem ältesten der auszubildenden Seeleute, der die Verantwortung in unserem Boot hatte. Er sollte längsseits kommen, denn er wollte die Boote zusammen haben. Daraufhin nahmen wir die Ruder heraus und brachten die Boote mitten im Bach aneinander.

So verharrten wir die Nacht hindurch. Wir waren voller Furcht und flüsterten nur – so leise, wie es unsere Gedanken von einem zum anderen durch das Knurrgeräusch hindurch tragen sollte.

Die Stunden vergingen und nichts mehr als das, was ich erzählt habe, passierte, ausgenommen, dass sich einmal, ein wenig nach Mitternacht, die Bäume gegenüber von uns zu bewegen schienen, so als würden darin eine oder mehrere Kreaturen lauern.

Und dann kam kurz danach ein Geräusch, als wäre das Wasser durch etwas am Ufer aufgewühlt worden, aber es verschwand kurzfristig und die Stille kam wieder herunter.

Nach einer ermüdenden Zeitspanne kündigte der Himmel fern im Osten die Ankunft des neuen Tages an. Und so, wie das Licht stärker wurde, so verschwand das unersättliche Knurren zusammen mit der Dunkelheit und den Schatten.

Schließlich war der Tag gekommen, und wieder kam das traurige Jammern, das der Nacht vorausgegangen war. Für eine bestimmte Zeit hielt es an, erhob und senkte sich höchst weinerlich über die Weite der uns umgebenden Einöde, bis die Sonne einige Grad über den Horizont gekommen war.

Danach verschwand es und verstarb in nachklingenden, höchst feierlichen Echos.

Und so wie es verschwand, kam wieder die Stille, welche die ganzen Stunden des Tageslichts bei uns war.

Nun, als es Tag war, trug uns der Bootsmann auf, ein karges Frühstück zuzubereiten, so wie es unsere Trockenrationen erlaubten.

Dann, nachdem wir uns die Uferbereiche angesehen hatten, um festzustellen, ob irgendwelche beunruhigenden Dinge zu erkennen waren, packten wir wieder unsere Ruder und nahmen unsere aufwärts führende Reise wieder auf. Wir hofften, dass wir bald an einen Landstrich kommen würden, wo das Leben noch nicht ausgelöscht war und wir unseren Fuß auf vertrauenswürdigen Boden setzen konnten.

Wie ich vorher erwähnt habe, gedieh die Vegetation, dort wo sie wuchs, höchst verschwenderisch, sodass ich nicht ganz richtig liege, wenn ich davon spreche, dass das Leben in diesem Land ausgelöscht worden war. In der Tat, wenn ich jetzt daran denke, kann ich mich erinnern, dass der enorme Schlamm, aus dem es entsprang, wahrscheinlich sein eigenes, fettes und träges Leben zu haben schien, so reich und zähflüssig war er.

Bald war es Mittag, aber es gab nur wenig Veränderung in der Natur der uns umgebenden Einöde. Die Vegetation erschien vielleicht ein wenig dichter und regelmäßiger längs der Ufer, und diese bestanden immer noch aus dem gleichen dicken und klebrigen Schlamm, sodass wir nirgendwo an Land gehen konnten, aber selbst wenn wir das gemacht hätten, schien das Land dahinter kaum besser zu sein.

Die ganze Zeit über, während wir ruderten, schauten wir fortwährend von Ufer zu Ufer, und diejenigen, die nicht an den Rudern arbeiteten, behielten gerne eine Hand an ihren feststehenden Messern, denn die Vorgänge in der vergangenen Nacht waren immerwährend in unseren Gedanken, und wir hatten große Angst.

Wir dachten natürlich auch daran, zum Meer zurückzufahren, aber unsere Vorräte waren schon ziemlich zur Neige gegangen.

II. DAS SCHIFF IM BACH

Als es nahe daran war, Abend zu werden, kamen wir an einen anderen kleinen Fluss, der sich zum größeren hin durch das Ufer zu unserer Linken öffnete. Wir wollten erst daran vorbeifahren – genauso wie wir es bei vielen anderen während des Tages gemacht haben – aber der Bootsmann, dessen Boot vorausfuhr, rief aus, dass da irgendein Wasserfahrzeug lag, kurz nach der ersten Biegung.

Und das war anscheinend auch der Fall, denn einer der Masten – von dem überall Fetzen herunterhingen, wo das Tuch weggeweht wurde – war für uns deutlich zu sehen.

Nachdem wir mittlerweile schon krank von dieser Einsamkeit geworden waren und uns auch vor der herannahenden Nacht gefürchtet hatten, stießen wir etwas aus, was man fast als Freudenschrei bezeichnen würde. Der Bootsmann ließ ihn aber sofort unterdrücken, denn er hatte keine Ahnung, wer in diesem fremden Schiff hausen könnte.

Und so, in vollkommener Stille, drehte der Bootsmann sein Boot in Richtung dieses Flüsschens. Wir folgten ihm und achteten darauf, ruhig zu sein.

Nach kurzer Zeit kamen wir an die Schulter der Biegung und hatten einen klaren Blick auf das Schiff, das ein wenig vor uns lag.

Aus der Entfernung sah es nicht so aus, als würde sich jemand darauf befinden, sodass wir nach kurzem Zögern zu ihm hin ruderten, immer noch bemüht, uns still zu verhalten.

Das seltsame Schiff lag am Ufer des Flüsschens, das sich zu unserer Rechten befand. Über es hinweg wuchs eine dicke Ansammlung der verkrüppelten Bäume. Was den Rest anbelangt, schien es fest in dem schweren Schlamm eingebettet zu sein und es hatte das Aussehen eines gewissen Alters um sich herum, was mich zu der traurigen Erkenntnis führte, dass wir auf ihm wohl nichts finden würden, was für einen guten Magen geeignet wäre.

Wir waren auf eine Distanz von vielleicht zehn Klafter [auch Faden, regional unterschiedliches Längenmaß, Armspannweite eines erwachsenen Mannes, ca. 6 Fuß, 1,80 Meter] von seiner Steuerbordseite entfernt herangekommen – denn es lag mit der Spitze in Richtung der Mündung des Flüsschens – als der Bootsmann seine Männer aufforderte, zurückzurudern. Auch Josh folgte der Anweisung, was unser Boot anbelangte.

Dann, bereit abzuhauen, wenn wir in Gefahr geraten würden, rief er etwas in Richtung des fremden Schiffs, bekam aber keine Antwort, ausgenommen einige Echos, die zu uns zurückzukommen schienen.

Also rief er dem fremden Schiff noch einmal etwas zu, weil es vielleicht jemanden unter Deck geben könnte, der seinen ersten Ruf nicht gehört hatte. Zum zweiten Mal kam uns aber keine Antwort entgegen – nichts, ausgenommen das schwache Echo, welches die stillen Bäume wie ein kleines Zittern zurückgaben, als hätte sie seine Stimme durchgeschüttelt.

Nachdem wir uns in Sicherheit gewähnt hatten, gingen wir längsseits. Schnell waren wir an den aufgestellten Rudern hinaufgeklettert und erreichten das Deck.

Es gab dort kein außergewöhnliches Durcheinander, ausgenommen die gebrochene Scheibe des Oberlichts der Hauptkabine und ein paar zerschmetterte Aufbauten, sodass wir zunächst den Eindruck hatten, dass es doch noch nicht so lange her sein konnte, seit es verlassen wurde.

Kaum war der Bootsmann aus seinem Boot heraufgekommen, bewegte er sich zur Luke hin und der Rest von uns folgte ihm.

Wir sahen, dass die Abdeckung der Luke bis auf einen Zoll zugezogen war. Es bedurfte unsererseits ziemlicher Anstrengung, sie zurückzuziehen, sodass wir hier den sofortigen Beweis hatten, dass es wohl doch bereits einige Zeit her war, seit jemand auf diesem Weg nach unten gegangen war.

Dennoch dauerte es nicht lange, bis wir unter Deck waren. Wir fanden die Hauptkabine leer vor, bis auf einige kahle Möbelstücke. Vor da aus kam man in zwei Privaträume im vorderen Teil und zur Kapitänskabine im hinteren Teil. Überall dort fanden wir Kleidungsstücke und verschiedene Dinge, die belegten, dass das Schiff augenscheinlich in großer Hast verlassen wurde.

Als weiteren Beweis dafür fanden wir in einer Schublade der Kapitänskabine eine beachtliche Menge an herumliegendem Gold, was wohl, wie wir annehmen konnten, nicht freiwillig durch seinen Besitzer dort gelassen wurde.

In dem privaten Raum, der auf der Steuerbordseite lag, fanden sich Hinweise darauf, dass er von einer Frau belegt worden war – ohne Zweifel eine Passagierin.

Der andere, in dem sich zwei Schlafkojen befanden, wurde augenscheinlich von zwei jungen Männern bewohnt, soweit wir das mit Bestimmtheit sagen konnten. Wir vermuteten das aufgrund verschiedener Kleidungsstücke, die unordentlich verteilt waren.

Man muss jetzt nicht annehmen, dass wir viel Zeit in den Kabinen verbracht hatten, denn wir wurden durch die Nahrungssuche gedrängt und beeilten uns – unter Anweisung des Bootsmanns – herauszufinden, ob es im Schiffsrumpf Proviant geben würde, der uns am Leben halten würde.

Deshalb entfernten wir die Abdeckung der Luke, die hinunter in die Achterpiek führte. Wir zündeten zwei Laternen an, die wir mit uns im Boot hatten, und gingen nach unten, um uns auf die Suche zu machen.

Nach einer Weile kamen wir zu zwei Behältern, die der Bootsmann mit einem Handbeil öffnete. Sie waren fest und dicht verschlossen, und darin befand sich Schiffszwieback, der sehr gut erhalten und als Nahrung geeignet war.

In diesem Moment, wie man sich vorstellen kann, waren wir erleichtert, denn es gab nicht mehr die unmittelbare Gefahr zu verhungern.

Danach fanden wir ein Fass mit Sirup, ein Fässchen mit Rum, einige Kisten mit Trockenfrüchten – Letztere waren aber feucht geworden und kaum zum Essen geeignet.

Dann noch einen Behälter mit gesalzenem Fleisch, einen mit gepökeltem Schweinefleisch und ein kleines Fass mit Essig, eine Kiste mit Brandy, zwei Fässer mit Mehl – wobei sich eines als durchfeuchtet herausstellte – und ein Bündel Talglichter.

In kürzester Zeit hatten wir all diese Sachen hoch in die große Kabine gebracht, um dort besser auswählen zu können, was sich für unsere Mägen eignet und was nicht.

In der Zwischenzeit, während der Bootsmann diese Aktionen überwachte, rief Josh ein paar Männer, um die Sachen aus den Booten heraufzuholen, denn es wurde beschlossen, dass wir die Nacht im Schiffsrumpf verbringen würden.

Als das erledigt war, ging Josh zum Vorschiff, fand aber nichts außer zwei Seemannskisten, einem Seesack und eigenartigen Utensilien. Es gab in der Tat nur zehn Schlafkojen an diesem Platz, denn es war eine kleine Brigg [Briggschiff, Zweimaster] und nicht für viele Leute eingerichtet.

Dennoch hatte sich Josh mehr als gewundert, was mit diesen seltsamen Kisten passiert war, denn man konnte nicht annehmen, dass es da nicht mehr als zwei gab – und einen Seesack – für zehn Männer. Zu diesem Zeitpunkt hatte er aber keine Antwort darauf gehabt, und so, hungrig auf das Mittagessen, ging er zurück an Deck und von dort in die Hauptkabine.

Während seiner Abwesenheit hatte der Bootsmann die Männer dazu gebracht, die Hauptkabine zu säubern. Danach gab er jedem von ihnen zwei Kekse und einen Schluck Rum. Josh erhielt nach seiner Rückkehr das Gleiche und kurz danach, nachdem wir durch die Nahrung ausreichend gestärkt waren, um uns zu besprechen, beriefen wir eine Art Rat ein.

Noch bevor wir etwas sagten, steckten wir uns unsere Pfeifen an, denn der Bootsmann hatte eine Schachtel Tabak in der Kabine des Kapitäns entdeckt. Danach kamen wir dazu, unsere Situation zu betrachten.

Wir hatten Proviant, der uns ohne große Einschränkungen durch den größten Teil von zwei Monaten bringen würde, wie der Bootsmann ausgerechnet hatte. Wir mussten aber noch herausfinden, ob die Brigg Wasser in ihren Fässern hatte, denn das Flüsschen führte Brackwasser [Mischung aus Süß- und Salzwasser], trotzdem wir schon so weit vom Meer entfernt waren.

Darüber hinaus fehlte uns nichts.

Der Bootsmann beauftragte Josh und zwei Männer mit der Frischwassersuche. Einem anderen sagte er, sich in der Bordküche umzusehen, solange wir uns im Rumpf befanden. Aber für diese Nacht brauchten wir nichts zu tun, denn wir hatten noch genügend Wasser in den Booten mitgebracht, um uns bis zum morgigen Tag zu versorgen.

Und so füllte nach kurzer Zeit die Dämmerung die Kabine. Wir unterhielten uns aber noch, hochzufrieden über unsere augenblickliche Behaglichkeit und den Tabak, den wir genossen.

Nach einem kurzen Moment rief uns einer der Männer zu, still zu sein, und im selben Augenblick hörten wir es alle – ein weit entferntes, lang gestrecktes Jammern, das gleiche, das am Abend des ersten Tages zu uns gekommen war.

Wir schauten wir uns gegenseitig durch den Rauch und die sich verstärkende Dunkelheit hindurch an. Und als wir uns alle so ansahen, konnte man es deutlicher hören, bis es nach einer Weile überall und fortwährend um uns herum war. Es schien durch die zerbrochene Struktur des Oberlichts auf uns herunterzukommen, als würde irgendein erschöpftes, unsichtbares Wesen auf dem Deck über uns stehen.

Während all dieses Weinens bewegte sich keiner – keiner, mit Ausnahme von Josh und dem Bootsmann. Sie gingen hoch zu der Luke, um festzustellen, ob man irgendetwas sehen konnte; sie fanden aber nichts und kamen wieder zu uns herunter. Es wäre nicht klug gewesen, uns alleine zu lassen, unbewaffnet wie wir waren, abgesehen von unseren feststehenden Messern.

Und so kroch nach einer kurzen Weile die Nacht auf die Welt herunter, und wir saßen immer noch in der dunklen Kabine. Keiner sprach und man erkannte die anderen nur an dem Glühen ihrer Pfeifen.

Plötzlich kam ein leises, brummendes Knurren, das sich über das Land stahl, und sofort wurde das Heulen in einem düsteren Donner erstickt. Es verklang und es folgte eine volle Minute der Stille, und dann kam es wieder, und es war näher und deutlicher zu hören.

Ich nahm meine Pfeife aus dem Mund, denn da waren wieder die große Furcht und das Unwohlsein, was die Ereignisse der ersten Nacht in mir verursacht hatten. Der Geschmack des Tabaks brachte mir kein Vergnügen mehr.

Das brummende Knurren schwebte über unseren Köpfen hinweg, verschwand in der Entfernung, und dann gab es eine plötzliche Stille.

In diese Geräuschlosigkeit hinein kam die Stimme des Bootsmanns. Er forderte uns auf, eiligst in die Kabine des Kapitäns zu gehen. Als wir uns bewegten, um seiner Aufforderung nachzukommen, rannte er zur Abdeckung der Luke hin, um diese zuzuziehen, was ihm nur unter Schwierigkeiten gelang.

Als wir in der Kabine des Kapitäns angekommen waren, schlossen und verriegelten wir die Tür, indem wir zwei große Sitzkisten davor aufstellten. So fühlten wir uns ziemlich sicher, denn wir dachten, dass so niemand, weder Mensch noch Tier, zu uns kommen könnte. Dennoch, wie man annehmen kann, fühlten wir uns nicht völlig außer Gefahr, denn da gab es das Knurren, das nun die Dunkelheit erfüllte. Es schien dämonisch zu sein, und wir wussten, dass da draußen grausame Kräfte anwesend waren.

Das Knurren setzte sich so die ganze Nacht lang fort. Es schien sehr nahe an uns zu sein, fast über unseren Köpfen und in einer Lautstärke, die bei Weitem diejenige übertraf, die in der vergangenen Nacht zu uns gekommen war. Ich dankte deshalb dem Allmächtigen, dass wir inmitten einer solch fürchterlichen Lage einen Unterschlupf gefunden hatten.

III. DAS WESEN DAS HERUMSUCHTE

Von Zeit zu Zeit schlief ich ein, wie es auch bei den meisten der anderen Männer der Fall war, aber meistens lag ich da – halb dösend und halb wach – unfähig, einen richtigen Schlaf zu finden wegen des ununterbrochenen Knurrens über uns während der Nacht und der Angst, die ich in mir hatte.

So ergab es sich zufällig, dass ich kurz nach Mitternacht ein Geräusch in der Hauptkabine hinter der Tür wahrnahm, und sofort war ich hellwach.

Ich setzte mich auf und lauschte und bekam so mit, dass etwas auf dem Deck der Hauptkabine herumtastete. Sofort sprang ich auf die Füße und ging dorthin, wo der Bootsmann lag, um ihn aufzuwecken, falls er schlafen würde. Er fasste mich am Fußgelenk, als ich ihn schüttelte, und flüsterte mir zu, still zu sein. Auch er hatte das Geräusch von 'Etwas' vernommen, das dahinter in der großen Kabine herumtastete.

Kurz darauf krochen wir beide so dicht an die Tür, wie wir es wegen der davorgestellten Kisten nur vermochten, und kauerten uns dort hin und lauschten. Wir konnten aber nicht sagen, was für eine Art von Wesen es sein könnte, das ein solches Geräusch verursachte. Es war weder ein Scharren noch ein Schreiten irgendeiner Art, noch war es ein Schwirren von Fledermausflügeln, was mir als Erstes in den Sinn gekommen war, weil ich wusste, wie Vampire die Nächte an düsteren Plätzen bevölkern.

Es war auch nicht das Schleifgeräusch einer Schlange, es erschien uns eher so, als würde ein großer Lappen überall über den Boden und die Schottwände gerieben.

Wir waren bald besser in der Lage, uns der Wahrheit dieser Dinge gewiss zu werden, als es plötzlich an der anderen Seite der Tür, an der wir lauschten, vorbeiging. Daraufhin, so können Sie sicher sein, zogen wir uns beide in Furcht zurück, obwohl die Tür und die Kisten zwischen uns und dem, was dagegen rieb, standen.

Plötzlich verschwand das Geräusch, und so sehr wir auch hinhörten, konnten wir es nicht mehr wahrnehmen. Dennoch schliefen wir bis zum Morgen nicht mehr, da unsere Gedanken damit belastet waren, was es gewesen sein könnte, das in der großen Kabine herumsuchte.

Dann kam wie gewohnt der Tag und das Knurren verschwand. Für einen schwermütigen Moment erfüllte das traurige Heulen unsere Ohren, und dann fiel schließlich die unendliche Stille über uns, welche die Tagesstunden dieses trostlosen Lands erfüllte. Als wir uns dann wieder in der Lautlosigkeit befanden, schliefen wir fest ein, denn wir waren sehr müde gewesen.

Um sieben Uhr am Morgen weckte mich der Bootsmann. Ich stellte fest, dass man mittlerweile die Tür, die in die große Kabine führt, geöffnet hatte. Obwohl der Bootsmann und ich dort alles sorgfältig untersuchten, stießen wir auf nichts, das uns etwas über das Wesen sagen würde, das uns so in Angst versetzt hatte.

Dennoch weiß ich nicht, ob ich recht habe, wenn ich sage, dass wir auf nichts gestoßen sind, denn an mehreren Stellen schienen die Schottwände abgewetzt zu sein. Ob das aber schon vorher so war, konnten wir nicht sagen.

Der Bootsmann trug mir auf, nichts über das zu sagen, was wir gehört hatten, denn er wollte die Männer nicht mehr in Angst und Schrecken versetzen, als es notwendig war. Ich dachte, das wäre eine weise Einstellung und ich schwieg.

Dennoch war ich sehr beunruhigt, weil ich verstehen wollte, was für ein Wesen das war, vor dem wir uns fürchten mussten. Mehr noch – ich wünschte mir sehr zu wissen, ob wir während der Tagesstunden frei von ihm wären, denn in mir war ständig der Gedanke, dass ES – wie ich es für mich genannt hatte – zu uns komme, könnte, um uns zu vernichten.

Nach dem Frühstück, wo jeder eine Portion des gepökelten Schweinefleischs bekam, neben dem Rum und Keksen, wandten wir uns unter der Führung des Bootsmanns verschiedenen Dingen zu. Zwischenzeitlich wurde auch ein Feuer in der Kombüse angemacht.

Josh und zwei der Männer untersuchten die Wasserbehälter, und der Rest von uns hob die Haupt-Lukenabdeckungen zur Seite, um die Ladung des Schiffs zu untersuchen. Aber, leider!, wir selbst fanden nichts, ausgenommen drei Fuß von eingesickertem Wasser in seinem Laderaum.

Zu dieser Zeit hatte Josh einiges Trinkwasser aus den auf dem Schiff vorhandenen Fässern entnommen, aber es war zum Trinken höchst ungeeignet, da es abscheulich roch und schmeckte. Der Bootsmann trug ihnen auf, einiges davon in Eimer zu füllen, damit die frische Luft es vielleicht reinigen konnte. Obwohl dann das Wasser den ganzen Morgen über so stand, wurde es kaum besser.

In diesem Moment, wie man sich vorstellen kann, strengten wir unsere Köpfe an, wie wir an geeignetes Trinkwasser kommen könnten, denn mittlerweile begannen wir es dringend zu brauchen.

Der eine sagte dies, der andere sagte das, aber keiner von ihnen hatte genug Verstand, um eine Methode vorzuschlagen, wie wir unseren Bedarf decken könnten.

Dann, als wir unser Mahl beendet hatten, schickte der Bootsmann Josh und vier Männer stromauf, vielleicht eine Meile oder zwei, wo das Wasser im Bach sich als frisch genug erweisen könnte, um unseren Zwecken zu genügen. Sie kehrten vor Sonnenuntergang ohne Trinkwasser zurück, denn überall war es noch recht salzig gewesen.

Der Bootsmann hatte bereits vorhergesehen, dass es wohl nicht möglich sein würde, an Trinkwasser zu kommen. Kurz nachdem das Boot weggefahren war, hatte er deshalb dem Mann, den er zu unserem Koch ernannt hatte, aufgetragen, Wasser in drei großen Teekannen zu kochen. Über die Ausgussöffnung jeder dieser Kannen hängte er einen großen eisernen Topf auf, der mit kaltem Wasser aus dem Laderaum gefüllt worden waren. Dieses war kälter als das aus dem Fluss. Der Dampf aus jedem der Wasserkessel traf auf die kalte Oberfläche der eisernen Töpfe und kondensierte dort. Die herunterfallenden Tropfen wurden dann in den Eimern aufgefangen, die darunter auf den Boden gestellt worden waren.

Auf diese Weise wurde genügend Wasser gesammelt, um uns für den Abend zu versorgen, und auch für den folgenden Morgen. Es war dennoch eine sehr langsame Methode, und wir brauchten dringend etwas, das schneller ging, wenn wir den Schiffsrumpf so bald als möglich wieder verlassen wollten, wie ich mir das wie alle anderen auch wünschte.

Wir nahmen unser Abendessen vor Sonnenuntergang ein, damit wir frei waren von den Heulgeräuschen, denn wir hatten Grund zu glauben, dass sie wiederkommen würden. Danach schloss der Bootsmann die Lukenabdeckung, und wir alle gingen in die Kapitänskabine, um dann die Tür zu verrammeln, wie wir das an der vorausgegangenen Nacht gemacht hatten.

Es war gut für uns, dass wir solcherlei Vorsicht haben walten lassen.

Als wir in die Kapitänskabine hineingekommen waren und die Tür gesichert hatten, ging die Sonne unter. Und wie die Dunkelheit hereinkam, so kam auch die Schwermütigkeit wehklagend über das Land.

Da wir mittlerweile etwas abgestumpft waren gegen all diese seltsamen Dinge, steckten wir uns unsere Pfeifen an und rauchten. Ich konnte jedoch bemerken, dass niemand sprach, denn das Heulen um uns herum konnte man nicht verdrängen.

Wie ich schon sagte, verhielten wir uns still, aber das war nur für eine gewisse Zeit, und der Grund dafür, warum wir dies unterbrachen, war die Entdeckung, die George, der jüngste der Auszubildenden, gemacht hatte. Dieser Bursche, der nicht rauchte, war erpicht darauf gewesen, etwas zu tun, um sich die Zeit zu vertreiben. In dieser Absicht wühlte er den Inhalt einer kleinen Kiste heraus, den er auf dem Deck an der vorderen Schottwand ausbreitete.

Die Kiste schien mit sonderbaren kleinen Gegenständen gefüllt zu sein, von denen ein Dutzend oder so graue Papiertüten waren, die, wie ich glaube, dazu benutzt werden, um Mais darin aufzubewahren. Ich habe allerdings auch schon gesehen, dass sie für andere Zwecke Verwendung gefunden haben, wie es hier in der Tat der Fall war.

Zuerst hatte sie George zur Seite geworfen, aber als es dunkler geworden war, hatte der Bootsmann eine der Kerzen angezündet, die wir in der Kombüse gefunden hatten. Deshalb konnte George etwas entdecken, das ihn uns gegenüber einen Schrei des Erstaunens ausstoßen ließ, als er gerade dabei war, das wertlose Zeug ordentlich zurückzulegen, das über den Platz verstreut war.

Als er George schreien hörte, forderte ihn der Bootsmann auf, still zu sein, denn er dachte, es war nur eine jungenhafte Unruhe, aber George zog die Kerze zu sich hin und bat uns zuzuhören. Die Papiertüten waren nämlich mit zarter Handschrift versehen, so wie sie von einer Frau stammt.

In dem Moment, als George uns sagte, was er gefunden hatte, wurden wir uns bewusst, dass die Nacht über uns hereingekommen war. Denn plötzlich hörte das Heulen auf und an dessen Stelle kam aus der weiten Entfernung das leise Grollen des nächtlichen Knurrens, das uns schon die zwei vergangenen Nächte hindurch gequält hatte.