Die Brain-to-Brain-Connection (Wissen & Leben) - Volker Mauck - E-Book

Die Brain-to-Brain-Connection (Wissen & Leben) E-Book

Volker Mauck

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Beschreibung

• Gesundheitsfördernd kommunizieren: Zwischenmenschliche Beziehungsgestaltung auf der Grundlage der Neurobiologie • Anregungen: Für therapeutische und pädagogische Prozesse hilfreich Der Autor, Experte für gesundheitsfördernde Kommunikation, zeigt in diesem Buch, welche Bedingungen wir für eine erfolgreiche, förderliche und angenehme Kommunikation brauchen – und was sie behindern kann: - Wie sieht dysfunktionale im Gegensatz zu geglückter Kommunikation aus? - Was ist Affektregulation und wie kann sie gelingen? - Wie können wir zwischenmenschliche Beziehungen so gestalten, dass wir nicht unter ihnen leiden, sondern so kommunizieren, dass wir uns gegenseitig unterstützen – für unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden, unsere Weiterentwicklung, unsere berufliche Tätigkeit und unser privates Leben? Beim Kommunizieren wird die Bedeutung einer gesprochenen Botschaft zu 38 Prozent durch die Stimme, zu 55 Prozent durch Mimik und Gestik und lediglich zu 7 Prozent durch die Bedeutung der Wörter bestimmt – so jedenfalls das Ergebnis einer einschlägigen wissenschaftlichen Studie, aus der die so genannte "Mehrabian- Regel" hervorging. Eine Mammutaufgabe für unser Gehirn, alle diese Signale zu registrieren, zu entschlüsseln, zu integrieren und uns dann zum adäquaten Handeln zu befähigen. Und natürlich kommunizieren dabei unsere Gehirne nicht direkt miteinander, sondern sie dirigieren ein ganzes Orchester motorischer und sensorischer Funktionen. Wie bei jedem menschlichen Organ gilt dabei auch für das Gehirn, dass es seine Aufgaben am besten bewältigt, wenn es sich im optimalen Funktionszustand befindet, körperlich und psychisch gesund ist. Der Autor regt an, einen solchen positiven Hirnfunktionszustand bei uns selbst und anderen wahrzunehmen und bewusst in zwischenmenschlichen Beziehungen zu berücksichtigen. Er macht deutlich, wie wir unsere Aufmerksamkeit fokussieren, die Wirkung unseres Verhaltens auf Mitmenschen wahrnehmen und dabei den psycho-emotionalen Zustand unseres Gegenübers positiv beeinflussen können. Dieses Buch richtet sich an - Alle, die auf gesunde Weise kommunizieren möchten - Führungskräfte, Manager, Coaches, Berater - Ärzte, Psychologen, Psychotherapeuten, Pädagogen und Sozialarbeiter

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Seitenzahl: 224

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Volker Mauck

Die Brain-to-Brain-Connection

Wie unsere Beziehungen neurobiologisch funktionieren

Mit einem Geleitwort von Martin Holtmann

herausgegeben von Wulf Bertram

Wulf Bertram, Dipl.-Psych. Dr. med, geb. in Soest/Westfalen, Studium der Psychologie, Medizin und Soziologie in Hamburg. Zunächst Klinischer Psychologe im Universitätskrankenhaus Hamburg Eppendorf, nach Staatsexamen und Promotion in Medizin Assistenzarzt in einem Sozialpsychiatrischen Dienst in der Provinz Arezzo/Toskana, danach psychiatrische Ausbildung in Kaufbeuren/Allgäu. 1995 wechselte er als Lektor für medizinische Lehrbücher ins Verlagswesen und wurde 1988 wissenschaftlicher Leiter des Schattauer Verlags in Stuttgart, 1992 dessen verlegerischer Geschäftsführer. Im gleichen Jahr gründete er zusammen mit Thure von Uexküll und medizinischen Fachkollegen die Akademie für Integrierte Medizin, deren Vorstand er seitdem angehört. Aus seiner Überzeugung heraus, dass Lernen ein Minimum an Spaß machen müsse und solides Wissen auch unterhaltsam vermittelt werden kann, konzipierte er 2009 die Taschenbuchreihe »Wissen & Leben«. Bertram hat eine Ausbildung in Gesprächs- und Verhaltenstherapie sowie in Psychodynamischer Psychotherapie und arbeitet neben seiner Verlagstätigkeit als Psychotherapeut in eigener Praxis.

 Für sein Lebenswerk, seine »wissenschaftlich fundierte Verlagstätigkeit im Sinne des Stiftungsgedankens«, wurde Bertram 2018 der renommierte Wissenschaftspreis der Margrit-Egnér-Stiftung verliehen, deren Ziel es ist, zu einer humaneren Welt beizutragen, in welcher der Mensch in seiner Ganzheitlichkeit im Mittelpunkt steht.

Impressum

Volker Mauck

[email protected]

Besonderer Hinweis

Die Medizin unterliegt einem fortwährenden Entwicklungsprozess, sodass alle Angaben, insbesondere zu diagnostischen und therapeutischen Verfahren, immer nur dem Wissensstand zum Zeitpunkt der Drucklegung des Buches entsprechen können. Hinsichtlich der angegebenen Empfehlungen zur Therapie und der Auswahl sowie Dosierung von Medikamenten wurde die größtmögliche Sorgfalt beachtet. Gleichwohl werden die Benutzer aufgefordert, die Beipackzettel und Fachinformationen der Hersteller zur Kontrolle heranzuziehen und im Zweifelsfall einen Spezialisten zu konsultieren. Fragliche Unstimmigkeiten sollten bitte im allgemeinen Interesse dem Verlag mitgeteilt werden. Der Benutzer selbst bleibt verantwortlich für jede diagnostische oder therapeutische Applikation, Medikation und Dosierung.

In diesem Buch sind eingetragene Warenzeichen (geschützte Warennamen) nicht besonders kenntlich gemacht. Es kann also aus dem Fehlen eines entsprechenden Hinweises nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Schattauer

www.schattauer.de

© 2019 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung

Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Cover: Bettina Herrmann, Stuttgart

unter Verwendung einer Abbildung von © Adobe Stock/Karl

Gesetzt von Kösel Media GmbH, Krugzell

Gedruckt und gebunden von Friedrich Pustet GmbH & Co. KG, Regensburg

Lektorat: Volker Drüke, Münster

Projektmanagement: Dr. Nadja Urbani, Stuttgart

Datenkonvertierung: Kösel Media GmbH, Krugzell

Printausgabe: ISBN 978-3-608-40001-4

E-Book: ISBN 978-3-608-11515-4

PDF-E-Book: ISBN 978-3-608-20419-3

Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten

sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhalt

Geleitwort

Einleitung

1 Zwischenmenschliche Beziehung – Was passiert denn hier?

Der erste Versuch

Der zweite Versuch

Der dritte Versuch

2 Gute und schlechte Kommunikation – Placebo und Nocebo

3 Das Ergebnis zählt – Problem und Lösung

4 Kommunikation auf neurobiologisch

4.1 Peripheres Nervensystem – Sensorik und Motorik

4.2 Zentrales Nervensystem – Integration als Aufgabe

4.3 Autonomes Nervensystem – Aufrechterhaltung der Homöostase

4.4 Präfrontaler Kortex und limbisches System – Was uns unterscheidet

5 Die optimale Hirnfunktion

5.1 Das Gehirn als Teil des Körpers – Top-down und Bottom-up

5.2 Hirnstamm und autonomes Nervensystem

5.3 Die Hierarchie des autonomen Nervensystems – Die Polyvagaltheorie

5.3.1 Sympathikus – Gefahr liegt in der Luft

5.3.2 Unkontrollierter Parasympathikus – Vom Tode bedroht

5.3.3 Kontrollierter Parasympathikus – Im Wohlfühlmodus

5.4 Das System Soziales Engagement (SSE) – Neurobiologie der Kommunikation

6 Psyche und Hirnfunktion

6.1 Denken, Fühlen, Handeln und die Umwelt

6.2 Psyche und autonomes Nervensystem

6.3 Stress und Hirnfunktion

6.4 Das Gegenteil von Stress

6.5 Exkurs: Störungen der Psyche

7 Kommunikation und Hirnfunktion

7.1 Bewusste und unbewusste Interaktion

7.2 Verbale und nonverbale Interaktion

7.3 Sensorische Kanäle – optisch, akustisch, taktil

Trigger

Sensorische Reize

Akustische Reize

7.4 Motorische Kanäle – Sprache, Stimme, Mimik und Verhalten

8 Wie die Hirnfunktion durch Kommunikation gestört wird

8.1 Wären wir allein – Wie Selbstregulation funktioniert

8.2 Wie wir uns stören – Dysfunktionale Kommunikation

8.3 Was uns guttut – Funktionale Kommunikation

8.4 Interaktionelle Affektregulation – Was zwischen uns passiert

8.5 Exkurs: Störungen der Affektregulation

9 Was hilft bei gestörter Kommunikation?

9.1 Placebo – Tu es!

9.2 Nocebo – Lass es!

9.3 Aufmerksamkeitslenkung – Denk an einen rosa Elefanten

9.4 Aufmerksamkeitsfokussierung – Schau genau hin

10 Die Kommunikation des Körpers

10.1 Berührende Kommunikation – Auch wichtig!

10.2 Diagnostische Berührung – Ich spüre was, was du nicht spürst

10.3 Heilende Berührung – Ich mach dich gesund

10.4 Liebende Berührung – Geben und nehmen

11 Wie lerne ich funktionale Kommunikation?

11.1 Neurobiologisch lernen – Lernen in der Beziehung

11.2 Trial and error – Ausprobieren!

11.3 Imitation – Erleben!

11.4 Kognitiv – Beobachten und reflektieren!

12 Abschluss

12.1 Was schon funktioniert – (M)eine Geschichte

Kommentierte Literaturempfehlungen

Sachverzeichnis

Dieses Buch ist für Mirka, Amelie und Linus, die für mich stets die Realität hinter der Theorie dargestellt haben.

Geleitwort

In der Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters haben, ebenso wie in der Behandlung Erwachsener, lange Zeit störungsspezifische Ansätze eine große Rolle gespielt. Sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie wurde – ganz in der Tradition medizinischen Denkens und Handelns – auf einzelne Stimmungsbilder fokussiert. Auch die gängigen Klassifikationssysteme folgen diesem Denken; viele diagnostische Instrumente dienen der Abgrenzung von Stimmungsbildern; störungsspezifische Manuale und Leitlinien bilden eine wichtige Grundlage der Behandlung. Unbestritten hat diese Tradition den medizinisch-therapeutischen Fortschritt enorm beflügelt und dazu geführt, dass für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit seelischen Erkrankungen hilfreiche und wirksame Behandlungsangebote entwickelt, erprobt und in die Versorgung eingeführt werden konnten. Eng verbunden mit diagnosespezifischen Ansätzen war und ist auch die Entwicklung der verschiedenen Therapieschulen, die lange Zeit eher an Abgrenzung interessiert waren als an einem fruchtbaren, bereichernden Austausch.

Die evidenzbasierten Interventionen für verschiedene Stimmungsbilder wurden aber oft an selektiven Stichproben untersucht und ließen sich allzu oft nicht gut ohne Einbußen in die Versorgungsrealität übertragen, in der uns Patienten mit komorbiden Störungen und weiteren psychosozialen Problemen begegnen, die ihrerseits eine Anpassung der diagnosespezifischen Vorgehensweisen notwendig machen. Auch die diagnostische Stabilität einzelner Störungsbilder ist z. T. gering, während dahinterliegende Prozesse stabiler zu sein scheinen. Viele psychische Störungen gehen z. B. mit negativen Denkprozessen, nicht hilfreichen Grundannahmen oder mit Schwierigkeiten in der Selbst- und Emotionsregulation einher. Auch Besonderheiten in den Bezugssystemen psychisch kranker Menschen, die bei der Entstehung und Aufrechterhaltung, aber auch bei der Genesung eine entscheidende Rolle spielen können, fanden in manchen diagnosespezifischen Interventionen noch zu wenig Beachtung. Und nicht zuletzt ist die Sektorierung der Therapie- und Versorgungsangebote, die eine gute Kommunikation und Abstimmung zwischen unterschiedlichen Systemen erfordert, ein möglicher Stolperstein auf dem Weg zu einer umfassenden patientengerechten Behandlung und Begleitung. Die Ergänzung der störungsspezifischen therapeutischen Methoden um transdiagnostische Therapieansätze war daher ein notwendiger und folgerichtiger Schritt.

Seit einigen Jahren lässt sich ein erfreulicher Trend hin zu störungsübergreifenden Psychotherapieansätzen feststellen, zunächst für Erwachsene, mittlerweile aber auch für Kinder und Jugendliche. Diese fokussieren oft auf psychologische Prozesse, die in der Entwicklung und Aufrechterhaltung verschiedener Störungsbilder eine Rolle spielen, und integrieren therapieschulenübergreifend beispielsweise Methoden der Verhaltenstherapie, der psychodynamischen Therapie, der Transaktionsanalyse sowie der Hypno- und Gestalttherapie, bedarfsweise ergänzt um pharmakotherapeutische Ansätze.

Vor diesem Hintergrund ist der vorliegende Band ein willkommener weiterer Baustein. Er vermittelt ein umfassendes Verständnis von Gesundheit und gesunden Beziehungen, das tradierte pathogenetische und störungsspezifische Ansätze sehr hilfreich ergänzen kann. Die Grundlage bilden eine Fülle von Informationen zur Funktionsweise unseres Nervensystems und zur Gestaltung von Interaktion und Kommunikation. Losgelöst von diagnosespezifischen Ansätzen bietet das Buch dann ganz praktisch konkrete Handreichungen zur heilsamen Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen und zur Selbst- und Emotionsregulation, die weit über klinische Situationen hinaus einsetzbar sind.

Die langjährige Erfahrung des Autors als Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie in einer großen Versorgungsklinik für Kinder, Jugendliche und ihre Familien ist dabei ebenso spürbar wie seine breite Expertise aus der Beratung und Fortbildung von Einrichtungen der Jugendhilfe sowie seine Auseinandersetzung mit gesundheitsorientierten und lösungsfokussierten Therapieansätzen. In all diesen Kontexten ist ihm immer wieder die überragende Bedeutung einer heilsamen Kommunikation im Therapie- und Beratungsprozess, aber auch in der Kooperation zwischen Einrichtungen und Versorgungssystemen deutlich geworden. Mit seinem praktischen, integrativen Ansatz kann das Buch allen, die an gelingender und gelungener Kommunikation auch über den therapeutischen Kontext hinaus interessiert sind, eine große Hilfe sein.

Hamm, im Januar 2019

Prof. Dr. Dr. Martin Holtmann

Einleitung

»Man kann nicht nicht kommunizieren.«

(Paul Watzlawick)

Zwei oder mehr Personen treffen aufeinander. Sie sprechen vielleicht, reden miteinander, hören sich gegenseitig zu. Sie verstehen sich – oder auch nicht. Sprechen sie nicht miteinander, so können sie sich doch durch Gestik und Mimik mitteilen.

Gestik und Mimik sind, neurobiologisch betrachtet, motorische Reaktionsmuster(1), die zum einen etwas über Befindlichkeiten – emotionale Zustände – aussagen, zum anderen aber auch genutzt werden können, Botschaften zu transportieren oder auch verbale Botschaften zu verstärken. Anders als bei der Sprache(1) wird hier nicht der akustische, sondern der optische Sinneskanal angesprochen. Weitere mögliche Kanäle, die der Informationsaufnahme des menschlichen Nervensystems dienen, sind der taktile (Berührung), der olfaktorische (Geruch) und der gustatorische (Geschmack) Kanal.

In der Alltagskommunikation beschränkt sich insbesondere die bewusste Informationsaufnahme auf die akustische(1), optische und taktile Wahrnehmung(1)(1)(1). Wir hören einander zu, wir schauen einander an, wir berühren einander.

Es wird deutlich, dass zwischenmenschliche Kommunikation aus weit mehr besteht als Reden. Kommunikation zwischen Menschen ist interpersonelle Interaktion, d. h. zwischenmenschliche Beziehung oder auch Verhalten zwischen Menschen. Vielmehr ist Kommunikation sogar Verhalten gegenüber Mitmenschen bzw. Verhalten mit Menschen. Anders ausgedrückt: Es sind jegliche Prozesse, die dem Austausch zwischen Menschen dienen.

In erweiterter Betrachtung erfolgt Kommunikation aber nicht nur zwischen Menschen, sondern auch zwischen Objekten und Menschen. Jegliches Objekt, das auf den Menschen einwirkt – d. h. vom neuronalen System des Menschen wahrgenommen wird –, kommuniziert mit dem Menschen selbst. Das Objekt kann sowohl aktiv auf den Menschen einwirken als auch vom Menschen als passives Objekt wahrgenommen werden. Aus neurobiologischer Sicht ist Kommunikation der Kreislauf aus sensorischer Wahrnehmung der Umwelt und motorischer Einwirkung auf die Umwelt.

Zwischen sensorischer Umweltwahrnehmung und motorischer Einwirkung auf die Umwelt ist ein komplexer neuronaler Verarbeitungsprozess geschaltet, den wir als Psyche bezeichnen und den die Psychologie auf Grundlage beobachtbaren Verhaltens zu erklären versucht. Diese Prozesse erfolgen größtenteils unbewusst und können als neuronale Reaktionsmuster bezeichnet werden.

Aus neurobiologischer Sicht ist dieser Prozess der zwischenmenschlichen Kommunikation aber auf funktioneller Ebene erst einmal wesentlich einfacher erklärbar. Der Verarbeitungsprozess zwischen sensorischem Reiz und motorischer Reaktion findet im zentralen Nervensystem statt, in dem auch die bewusste Informationswahrnehmung und -verarbeitung verortet ist. Das bedeutet, dass jegliche Kommunikation, die wir bewusst wahrnehmen und bewusst gestalten, ein Produkt bzw. eine Konstruktion des zentralen Nervensystems ist.

Eine der Hauptaufgaben unseres Gehirns ist also die bewusste Kommunikation mit unserer Umwelt und somit auch mit unseren Mitmenschen.

Wie bei jedem anderen menschlichen Organ kann auch für das Gehirn angenommen werden, dass seine Funktion dann am besten ist, wenn sich das Organ im optimalen Funktionszustand befindet (was möglicherweise dem Zustand der psychosomatischen Gesundheit entsprechen könnte). Dies ist der Fall, wenn das Organ nicht in seiner optimalen Funktion gestört wird. Auf das Gehirn bezogen, heißt das, dass das Gehirn dann optimal funktioniert bzw. optimal kommunizieren kann, wenn es durch die Umwelt bzw. die Mitmenschen nicht in seiner optimalen Funktion gestört wird. Es kann sogar angenommen werden, dass das Gehirn dann optimal funktioniert, wenn es darüber hinaus durch die Umwelt bzw. die Mitmenschen unterstützt wird.

Das menschliche Gehirn in seiner optimalen Funktion nicht zu stören, sondern darin sogar zu unterstützen, davon handelt dieses Buch. Das gilt für uns selbst und für die Menschen, mit denen wir kommunizieren.

Aus neurobiologischer Sicht wird in diesem Buch hergeleitet, wie das menschliche Gehirn in der zwischenmenschlichen Beziehung funktioniert und wie wir zwischenmenschliche Beziehungen so gestalten können, dass wir nicht unter ihnen leiden, sondern diese für uns nutzen können. Für unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden, unsere Weiterentwicklung, unsere berufliche Tätigkeit und für unser privates Leben.

1 Zwischenmenschliche Beziehung – Was passiert denn hier?

Der erste Versuch

Stellen Sie sich folgende Situation (1)vor: Ein Mensch betritt einen Raum, nennen wir ihn Peter. In dem Raum befindet sich ein zweiter Mensch namens Jörg. Nach einer Weile verlässt Peter den Raum wieder. Er ist immer noch derselbe Mensch wie zuvor, aber irgendwie hat er sich verändert. Was ist passiert?

Denken Sie nicht, dass ich Ihnen damit ein Rätsel aufgegeben habe (▶ Abb. 1-1). Obwohl es sich doch eigentlich weiterhin wirklich um eines unserer größten wissenschaftlichen Rätsel handelt. Man könnte die oben geschilderte Geschichte als psychologische Versuchsanordnung zur Erforschung der Kommunikation(1) bezeichnen – also als Untersuchung der Interaktion zwischen zwei Menschen, denn genau das ist in dem Raum geschehen. Zwei Menschen treffen in einem komplexitätsreduzierten Umfeld aufeinander, gehen miteinander in Kontakt, tauschen sich aus, wirken aufeinander ein und gehen verändert auseinander. Und dennoch bleiben sie biologisch dieselben Menschen, die sie zuvor gewesen sind. Oder nicht?

Abb. 1-1 Der erste, zweite und dritte Versuch – Kommunikation wirkt

Kommunikation(1) ist zwischenmenschliches Verhalten(1), das verändert. Durch Kommunikation entsteht eine Beziehung zwischen Menschen, die Veränderungen bewirkt. Beziehungen sind im wissenschaftlichen Sinn Wechselwirkungen. Beeinflussung nicht ausgeschlossen, vermutlich nicht mal zu verhindern. Diese Wechselwirkungen in der Beziehung zwischen Menschen erfolgen größtenteils unbewusst, können aber beobachtet, beschrieben und damit dem Bewusstsein zugänglich gemacht werden.

Nebenbei bemerkt findet durch das Lesen dieser Zeilen ebenfalls eine Beeinflussung von Ihnen als Leser durch mich als Urheber dieses Textes statt. Dies können Sie nur verhindern, indem Sie sich dafür entscheiden, dieses Buch nicht weiterzulesen. Allein die Tatsache, dass Sie jetzt darüber nachdenken, wie Sie sich in diesem Moment verhalten können, ist eine Aus- oder Einwirkung dieses Textes. Er verändert Ihr Denken. Aber keine Sorge, diese Veränderung Ihres Denkens ist reversibel. Es sei denn, diese Gedanken gehen aus Ihrem Kurzzeitgedächtnis(1) in Ihr Langzeitgedächtnis(1) über. Nur in diesem Fall hätte der Inhalt dieses Buches Sie wirklich verändert.

Veränderung bei Menschen bedeutet, psychologisch gesehen, Veränderung von Gedanken, Gefühlen und Verhalten – neurobiologisch gesehen, Veränderung von neuronalen Reaktionsmustern(1). Manchmal wollen wir unsere Gedanken, unsere Gefühle, unser Verhalten bewusst verändern, manchmal auch Gedanken, Gefühle und Verhalten anderer Menschen. Wie das funktionieren kann (oder auch eben auch nicht), davon handelt dieses Buch.

Der zweite Versuch

Noch einmal zurück zu unserer Versuchsanordnung ganz am Anfang. Wenn wir dieser Geschichte einen anderen Rahmen geben, dann erhält sie einen anderen Sinn. Nehmen wir an, dass es sich bei Peter um einen Schüler und bei Jörg um einen Lehrer handelt. Peter betritt den Klassenraum, kommuniziert mit Jörg und verlässt den Raum nach einer Weile wieder. Peter ist immer noch Peter, hat aber möglicherweise gelernt, dass es einen ersten Satz des Pythagoras gibt, und kann ihn künftig zur Flächenberechnung anwenden. Jörg und Peter haben alles richtig gemacht.

Ein anderer Rahmen für die Geschichte: Peter ist Arbeitnehmer, Jörg sein Vorgesetzter. Peter betritt das Büro seines Chefs. Er kommuniziert mit Jörg und verlässt das Büro wieder. Beide sind zufrieden. Peter bekommt mehr Gehalt, und Jörg weiß, dass Peter seine ihm übertragenen Aufgaben gut erledigen wird. Gut gelaufen.

Ein letzter neuer Rahmen: Peter fühlt sich nicht wohl, geht in den Raum, kommuniziert mit Jörg. Nach einer Weile verlässt er den Raum wieder. Nun geht es ihm besser. Welchen Beruf hat Jörg? Jörg könnte Arzt sein, auch Psychotherapeut, Seelsorger oder einfach nur ein netter Mensch. Wieder haben Peter und Jörg alles richtig gemacht, egal welchen Beruf Jörg hat.

Doch leider läuft es nicht immer so. Nicht immer hat der Schüler nach dem Unterricht etwas gelernt. Nicht immer funktioniert der Austausch zwischen Arbeitnehmer und Vorgesetztem. Und leider geht es nicht jedem besser, wenn er beim Arzt, Psychotherapeuten oder Seelsorger gewesen ist.

Manchmal liegt es daran, dass der Schüler kein guter Schüler oder der Lehrer kein guter Lehrer ist. Gleiches gilt für den Arbeitnehmer und den Vorgesetzten. Vielleicht sogar für den Patienten, den Arzt, den Psychotherapeuten, den Seelsorger. Aber der Effekt der zwischenmenschlichen Beziehung hängt immer auch von der Qualität der Beziehung ab. Und daran sind stets beide beteiligt.

Der dritte Versuch

Wieder bemühen wir unsere Versuchsanordnung vom Anfang. Betrachten wir nun dieselbe Situation aus neurobiologischer Sicht.(1) Ein menschlicher Körper (Peter), der durch sein neuronales Netz gesteuert wird, betritt den Raum und trifft auf einen ebenfalls durch sein neuronales Netz(1) gesteuerten menschlichen Körper (Jörg). Diese neuronalen Netzwerke treten in einen Informationsaustausch. Beim Verlassen des Raums hat sich im Gehirn von Peter etwas verändert. Vielleicht funktioniert das Gehirn jetzt anders oder es haben sich sogar neue neuronale Muster gebildet, sodass neue Denk- und Verhaltensmuster(1)(1) entstanden sind.

Die Frage stellt sich, was Peter und Jörg jeweils selbst dafür tun können, dass die Kommunikation optimal im Sinne des Ziels ihrer Begegnung erfolgen kann.

Dieser Frage möchte ich in diesem Buch auf den Grund gehen. Wenn Sie meinen Überlegungen aufmerksam folgen, werden Sie nachvollziehen können, dass es für die zielgerichtete Kommunikation zwischen Menschen unabhängig vom Kontext auf der neurobiologischen Ebene regelhafte Prozesse gibt, die beobachtbar und damit beeinflussbar sind.

Man kann auch sagen, dass es aus neurobiologischer Sicht einen optimalen Hirnfunktionszustand gibt, der Kommunikation zwischen Menschen ungestört ermöglicht. Man kann lernen, diesen Hirnfunktionszustand bei sich selbst und anderen wahrzunehmen und bewusst in der zwischenmenschlichen Beziehung zu(1) berücksichtigen. Im Sinne einer ungestörten und konfliktfreien Kommunikation(1). Im Sinne einer guten Kooperation.

2 Gute und schlechte Kommunikation – Placebo und Nocebo

Der eine redet viel, der andere wenig. Der eine benutzt eine ausgefeilte Grammatik und einen anspruchsvollen Wortschatz, der andere verwendet Alltagssprache – oder vielleicht Slang, was, genau genommen, schon wieder Wortschatz und Grammatik einer bestimmten sozialen Gruppe repräsentiert.

In der psychologischen Kommunikationstheorie(1)(1)(1) bestimmt stets der Empfänger die Qualität der übermittelten Botschaft. Wenn Missverständnisse(1), Streit oder sogar gewalttätige Auseinandersetzungen das Ergebnis von Kommunikation(1) sind, dann war die Kommunikation sicherlich schlecht – es sei denn, Missverständnis, Streit und gewalttätige Auseinandersetzungen waren beabsichtigte Ziele der Kommunikation. In der Arzt-Patienten-Beziehung(1) kann als Ergebnis schlechter Kommunikation das Ausbleiben einer Verbesserung von körperlichen und psychischen Beschwerden oder sogar die Zunahme körperlicher und psychischer Beschwerden nach Kommunikation gewertet werden.

Wenn wir die Qualität von Kommunikation(1) allgemeiner betrachten wollen, dann gilt zunächst, dass Kommunikation sowohl in unserem privaten als auch beruflichen Leben eine große Bedeutung hat. Kommunikation entsteht immer, wenn Menschen aufeinandertreffen. Das Ziel von Kommunikation in beruflichen Kontexten(1) leitet sich unmittelbar aus dem beruflichen Ziel ab.

So kommuniziert der Arzt mit dem Patienten und seinen Angehörigen beispielsweise zur ersten Hypothesenbildung bezüglich des Krankheitsbildes und seiner Entstehung. Der Arzt nennt dies »Von der Anamnese zur Diagnose«, und eine Diagnose sollte stets vor einer Behandlung stehen. Das Ziel von Anamnese, Diagnostik und Behandlung ist stets die Verminderung der Krankheit oder ihrer Symptome und die Verbesserung der Gesundheit.

Das Ziel der Kommunikation zwischen Lehrer und Schüler ist der Kompetenzgewinn(1) des Schülers, also der Wissenszuwachs und die Verbesserung handlungspraktischer Fähigkeiten. Der Tischler fertigt nach Wünschen des Kunden ein Möbelstück, das Ziel ist Kundenzufriedenheit. Auf dem Wochenmarkt bietet der Obsthändler seine Waren an. Das Ziel ist Verkauf und Umsatz.

Der Leidende, der Unzufriedene, der psychisch Kranke geht zum Psychotherapeuten, in der Hoffnung auf Besserung seines Zustandes. Das Ziel ist psychische Gesundheit(1), Wohlbefinden und Zufriedenheit.

Im privaten Leben möchte die Mutter das traurige Kind trösten, der Vater den Streit zwischen seinen Kindern schlichten, der Sohn seine Eltern zur Taschengelderhöhung überreden, und dann ist da auch noch mit dem Nachbarn über das falsch geparkte Auto vor der Garageneinfahrt zu reden. Als Ziele privater Kommunikation(1) sind beispielhaft Stimmungsverbesserung, Kompromissfindung, ökonomische Unabhängigkeit und ungestörte Nachbarschaft benannt. Diese Auflistung ist gerne nach eigener Erfahrung und eigenem Bedarf erweiterbar.

All dies sind Resultate zwischenmenschlicher Vorgänge, die wir als Kommunikation bezeichnen. Die Ergebnisse sind selbstverständlich nicht allein von kommunikativer Qualität abhängig, sondern auch von handlungspraktischen Fähigkeiten, aber schlechte Kommunikation kann das angestrebte Ergebnis deutlich negativ beeinflussen, im schlimmsten Fall sogar unmöglich, nicht erreichbar machen.

Doch wir wollen noch einmal auf die Unterscheidung zwischen guter und schlechter Kommunikation zurückkommen, unabhängig von dem angestrebten beruflichen oder privaten Ziel. Als Arzt hilft mir da der Begriff »Placebo« weiter.

Als Placebo(1) wird der Effekt bezeichnet, der die Gesundheit des Patienten unabhängig von der angewendeten ärztlichen Maßnahme verbessert. Von den Ärzten selbst häufig bagatellisiert, stellt der Placebo-Effekt eine der wirksamsten ärztlichen Maßnahmen in der Behandlung dar – und gänzlich ohne Nebenwirkungen.

Gleichwohl ist der Placebo-Effekt aber nicht allein vom Arzt, seinem Auftreten und seinem Handeln abhängig, sondern stets auch durch den Patienten bestimmt. Genauer gesagt, von den Erfahrungen und Erwartungen des Patienten. Dies lässt sich beispielhaft an der Wirkung des weißen Arztkittels darstellen, der auf einen Teil der Patienten vertrauensbildend und beruhigend wirken kann. Für einige Patienten löst der Anblick eines weißen Kittels aber genau das Gegenteil aus, nämlich Angst vor schlechten Nachrichten, Schmerzen oder vor dem Verlust der Selbstbestimmung. Vergleichbare Wirkung kann der Anblick von plastikbestuhlten Wartezimmern mit zerlesenen Zeitschriften und medizinischen Informationstafeln oder der Geruch von arzttypischen Desinfektionsmitteln haben. Können Sie sich an den Duft von Krankenhausfluren und Untersuchungszimmern erinnern?

Merke

Für die negative Auswirkung von Kommunikation(2) wurde der Begriff »Nocebo« geprägt.

Die neurobiologischen Auswirkungen von Placebo und Nocebo(1) wurden von dem italienischen Neurowissenschaftler Fabrizio Benedetti in der Arzt-Patienten-Beziehung untersucht und beschrieben, sind aber in ihrer Wirkung auf die Hirnfunktion auch übertragbar auf jegliche Form der zwischenmenschlichen(1)(1) Begegnung.

Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass es Placebo- und Nocebo-Effekte gibt und diese auch technisch (2)nachweisbar sind. Gleichzeitig können diese Ergebnisse auch losgelöst von der Interaktion zwischen Arzt und Patient auf jegliche zwischenmenschliche Interaktion übertragen werden.

Placebo ist demnach die Interaktion zwischen Menschen, die die Gesundheit oder auch die Hirnfunktion verbessert. Im Verlauf dieses Buches wird hierfür der Begriff der »funktionalen Kommunikation(1)« verwendet. Nocebo stellt das Gegenteil dar, also Interaktion zwischen Menschen, die die Gesundheit wie die Hirnfunktion stört. Hierfür wird der Begriff »dysfunktionale Kommunikation«(1) benutzt.

Wieder auf die Arzt-Patienten-Interaktion bezogen, gilt, dass der Arzt möglichst viel den Placebo-Effekt(3) nutzen und möglichst viel den Nocebo-Effekt(2) vermeiden sollte. Und da wir alle ein Interesse an unserer Gesundheit (und an der Gesundheit unserer Mitmenschen) haben müssten, gilt diese Aussage letztlich für jede zwischenmenschliche Interaktion. Das Dilemma ist nur, dass Placebo und Nocebo in der Regel unbewusst erfolgen und wirken. Dennoch können wir aus dem Placebo-Nocebo-Mode(1)ll und der Wirkung zwischenmenschlicher Interaktion auf die Hirnfunktion Möglichkeiten zur bewussten Wahrnehmung von bisher unbewussten (bzw. nicht beachteten) kommunikativen Prozessen ableiten und daraus ein bewussteres Kommunizieren entwickeln, einschließlich der Nutzung kommunikativer Techniken. Wir können lernen, Placebo und Nocebo in der Kommunikation wahrzunehmen und zu berücksichtigen.

Am Ende dieses Kapitels soll eine banale Erkenntnis stehen: Kommunikation erlernt man durch Kommunikation. Das gilt für gute und für schlechte Kommunikation.

Zwei Gedanken zur Ermutigung:

Das menschliche Gehirn behält seine Lernfähigkeit bis in das hohe Lebensalter.

Es ist nie zu spät, seine zwischenmenschlichen Kompetenzen zu verbessern.

3 Das Ergebnis zählt – Problem und Lösung

Zeit ist Geld, daher möchten wir oft schnell ans Ziel. Auch wenn es nicht ums Geld gehen sollte, wäre es doch häufig nicht so schlecht, wenn wir schnell ans Ziel gelangen würden. Oder überhaupt ans Ziel. Aber wenn wir ein Ziel vor Augen haben, dann haben wir einen Weg bis zum Ziel vor uns. Wir sollten aber nicht losgehen, bevor wir ein Ziel ins Auge gefasst haben. Sonst strengen wir uns vielleicht unnötig an. Warum einen schwierigen Weg wählen, wenn es auch einen einfachen geben könnte? Oder einen leichteren? Doch leichter gesagt als getan.

Das Problem des Problems liegt darin, dass das Problem uns vor eine Schwierigkeit stellt. Und die besteht darin, nach einer Lösung des Problems(1)(2) zu suchen. Die Suche nach einer Lösung für ein Problem stellt den Weg dar. Das Problem steht am Anfang, die Lösung am Ende des Weges. Die Suche nach dem Weg macht es anstrengend. Wenn wir Pech haben, wenden viel Mühe für die Suche nach einer Lösung auf, ohne dass sich eine Lösung finden lässt.

Ich muss zur Arbeit. Normalerweise fahre ich mit dem Auto. Ich finde den Autoschlüssel nicht. Dort, wo der Schlüssel üblicherweise liegt, finde ich ihn nicht. Die Zeit drängt. Ich ärgere mich. Überall suche ich. Irgendjemand hat den Schlüssel irgendwo hingelegt, wo er nicht hingehört. Ich ahne, dass ich es selbst gewesen sein könnte, mich aber nicht mehr daran erinnern kann.

Das Problem ist der fehlende Schlüssel, die Lösung ist der gefundene Schlüssel. Es könnte so einfach sein – ist es aber nicht.

Mein Problem ist, dass ich den Schlüssel nicht finde. Mein Problem ist, dass ich mich ärgere. Mein Problem ist, dass ich mich möglicherweise mehr mit dem Ärger beschäftige als mit der Suche nach dem Schlüssel. Das Problem ist, dass ich mich ärgere, statt den Schlüssel zu finden … Viel Erfolg beim Ärgern.

Wenn ich ein kaputtes Auto hätte, lohnte es sich auch nicht, mich zu ärgern. Wenn ich es nicht selbst reparieren kann, dann muss ich jemand anderen bitten, dies für mich zu tun. Die Lösung ist für mich nicht das reparierte Auto, sondern jemand anderen zu bitten, das Auto zu reparieren. Ich kann nur akzeptieren, dass das Auto kaputt ist. Das kaputte Auto ist nicht das Problem. Das kaputte Auto ist eine Einschränkung für mich, weil ich es selbst nicht reparieren kann.

Aus kommunikatorischer Sicht zeichnet sich ein Problem(1)(1) dadurch aus, dass ich es selbst lösen kann. Durch mein eigenes Handeln. Durch Denken kann ich nur zu einem Lösungsweg gelangen, jedoch nicht zur Lösung selbst. Wenn eine Lösung durch mein eigenes Handeln nicht vorstellbar ist, dann handelt es sich nicht um ein Problem, sondern eine Einschränkung für mich. Eine Einschränkung kann ich nur akzeptieren. Und dann vielleicht Hilfe durch jemand anderen holen. Wie bei dem kaputten Auto.

Aber das Auto ist nicht kaputt. Ich finde nur den Autoschlüssel nicht. Ich akzeptiere, dass ich den Autoschlüssel nicht selbst finde. Ich denke über andere Möglichkeiten nach, zur Arbeit zu gelangen. Vielleicht doch mit dem Fahrrad, vielleicht zu Fuß? Oder anrufen, dass ich später komme? Zwei, drei verschiedene Möglichkeiten. Ich wäge ab, mit welcher Lösung ich mich besser fühle.

Da taucht der Schlüssel plötzlich in der Jackentasche auf. Wie durch ein Wunder. Die Jacke einfach angezogen, während die Gedanken mit der Abwägung verschiedener Lösungswege beschäftigt waren. Bei der Entscheidungsfindung(1) nach einem Lösungsweg, mit dem ich mich einigermaßen wohlfühlen kann. Sofern ich zuvor akzeptieren konnte, dass es sich bei der zunächst von mir angestrebten Lösung für mich nicht um ein Problem, sondern um eine Einschränkung gehandelt hat.