Die Brüder und ihre Schwestern - Guntram B. Seidler - E-Book

Die Brüder und ihre Schwestern E-Book

Guntram B. Seidler

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Beschreibung

Die moderne Freimaurerei ist mehr als 300 Jahre alt. Seit es sie gibt, werden die Ehefrauen und Lebensgefährtinnen, die sogenannten »Schwestern«, ins Logenleben einbezogen, auch wenn Frauen in den »regulären« Logen bis heute nicht an den Ritualen teilnehmen dürfen. Guntram B. Seidler unternimmt in dem Buch einen Streifzug durch die wechselvolle Geschichte dieses Verhältnisses, zeigt die Wandlungen in den Einstellungen auf und untersetzt seine Analyse mit überlieferten Aussagen freimaurerischer Autoren.

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Seitenzahl: 242

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DIE BRÜDER UND IHRE SCHWESTERN

Frauen und Freimaurerei - ein historischer Streifzug

GUNTRAM B. SEIDLER

Print: ISBN 978-3-943539-76-9

eBook EBUP: ISBN 978-3-96285-178-1

1. Auflage 2017

Copyright © 2017 by Salier Verlag

Bosestr. 5, 04109 Leipzig

Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.

Umschlag: Christine Friedrich-Leye, Leipzig

Satz und Herstellung: Salier Verlag, Bosestr. 5, 04109 Leipzig

Printed in Germany

www.salierverlag.de

Erstellt mit Vellum

INHALT

Abkürzungsverzeichnis

1. Vorbemerkungen

2. Die Stellung der Schwestern im 18. Jahrhundert

3. Sind Frauen geborene Freimaurerinnen?

4. Der Umgang mit den Schwestern Anfang des 19. Jahrhunderts

5. Die »Maurerclubs«

6. Schwesternfeste und Schwesternlogen

7. Rituale für Schwesternfeste und Schwesternloge

8. Entwicklungen hinsichtlich der Einbeziehung der Schwestern

9. Das maurerische Wirken der Schwestern in Haus und Familie

10. Die Erziehungstätigkeit der Schwestern als maurerische Aufgabe

11. Schwestern helfen in der Wohltätigkeit

12. Ideen zur stärkeren Einbeziehung der Schwestern

13. Der Einsatz für mehr Frauenrechte

14. Zeitgemäße Nachbetrachtung

15. Nachwort des Verfassers

Über den Autor

Anmerkungen

Unter Brüdern, unter Schwestern

Unter Brüdern, unter Schwestern

Wird das Dasein erst zum Leben,

Bruderlieb’ und Schwesterntreue

Mögen immer uns umschweben!

Unter Brüdern, unter Schwestern

Freu’n wir uns des wahren Lebens,

Freu’n uns des errungnen Sieges,

Freuen uns des weitern Strebens.

Unter Brüdern, unter Schwestern

Wird das Weh mit Muth ertragen,

Und des Herzens Sympathieen

Mildern sanft der Seele Klagen.

Unter Brüdern, unter Schwestern

Fliesst der Freude Quell uns heiter,

Und wir wandeln froh geniessend,

Unsre Wege standhaft weiter.

Unter Brüdern, unter Schwestern

Ist es jedes Tages Beten:

»Auf zum Licht, zum Herrn der Wahrheit,

Bis vor Gottes Thron wir treten!«

Aus »Zeichnungen und fliegende Blätter« der Loge Archimedes zu den drei Reissbretern in Altenburg, 1867, Verfasser ungenannt, zitiert von M. v. St. (Dr.) Karl Back (1799–1869).

Freimaurer-Ball (Masonic ball), Aus dem Magazin Graphic, 1876 © De Agostini Picture Library / Biblioteca Ambrosiana / Bridgeman Images

1

VORBEMERKUNGEN

Als »Schwestern« werden in dieser Schrift ausschließlich die weiblichen Angehörigen – meist die Gattin, Witwe oder Braut – von Freimaurerbrüdern bezeichnet. Denn es geht hier um deren Einbeziehung in das Logenleben vor 1935, als es in Deutschland noch keine rein femininen und gemischten Logen, und damit noch keine »echten« Freimaurerschwestern gab. Heute ist es eigentlich nur noch üblich, bei feierlichen Logenveranstaltungen die Lebenspartnerinnen der Brüder mit dieser Bezeichnung anzusprechen, kaum noch im persönlichen Gespräch.

Gemäß den englischen »Alten Pflichten« von 1723 sind in der sog. »regulären Freimaurerei« bekanntlich Frauen ausgeschlossen. Denn im Abschnitt III. Von den Logen heißt es in deutscher Übersetzung:

»Die als Mitglieder einer Loge aufgenommenen Personen müssen gute und wahrhaftige Männer sein, von freier Geburt, in reifem und gesetzten Alter, keine Leibeigenen, keine Frauen, keine sittenlosen und übel beleumdeten Männer, sondern nur solche von gutem Ruf.«

Am 4. September 1929 zementierte die Vereinigte Großloge von England in ihren »Basic Principles« (Grundprinzipien) diese Festlegung zusammen mit einem Kontaktverbot zu geschlechtlich gemischten sowie rein weiblichen Logen. Diese Regeln wurden am 7. September 1949 nochmals durch das Papier »Aims and Relationships of the Craft« (Ziele und Beziehungen der Freimaurerei) unterstrichen. 1989 wurde die für eine Anerkennung heute gültige Formulierung noch verschärft: Freimaurer müssen Männer sein, und sie und ihre Logen dürfen keine maurerische Verbindung zu Logen haben, in denen Frauen Mitglieder sind. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg sind in Deutschland auch reine Frauen- sowie gemischte Logen entstanden, die damit auch den Frauen offen stehen. Diese Logen werden jedoch als den »Alten Pflichten« nicht entsprechend, als »irregulär« bezeichnet.

In den regulären Logen sind somit seit jeher die Schwestern von den rituellen Arbeiten und internen Beratungen ausgeschlossen. Sie konnten und können jedoch an bestimmten Logenversammlungen, meist als Schwesternfeste oder -logen bezeichnet, an geselligen Zusammenkünften, wie an Bällen, Konzerten und Vortragsveranstaltungen sowie an Ausflügen teilnehmen. Früher war es üblicher als heute, ihrer bei Brudermahlen sowie einer »weißen Tafel« mit Schwestern in maurerischen Liedern oder Gedichten zu gedenken. Jedoch wird auch heute noch ein Toast auf sie ausgebracht. Im Laufe der Zeit gab es immer wieder Bestrebungen, die Schwestern stärker einzubinden, um ihnen freimaurerisches Gedankengut und Erlebnis näher zu bringen. Den im Tempel stattfindenden »Schwesternlogen« wurde ein spezielles abgeändertes Ritual zugrunde gelegt, ohne maurerische Bekleidung, außer dem Tragen von Beamtenabzeichen. Es wurde immer wieder darüber debattiert, wie weit eine solche Einbeziehung gehen sollte bzw. durfte, um nicht die Prinzipien der freimaurerischen Verschwiegenheit zu verletzen. Liberale Logen legten bereits frühzeitig darauf Wert, den Schwestern durch Vorträge einen Einblick in Wesen und Ziele der Freimaurerei zu verschaffen, damit sie, ohne selbst Mitglied des Bundes zu sein, einerseits ein gewisses Verständnis für die maurerische Arbeit ihrer Männer vermittelt bekamen, andererseits in deren Sinne weitergebildet, Einfluss auf die sittliche Erziehung der Kinder nehmen konnten.

Bereits ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die Schwestern in das Logenleben einbezogen. Die vielen überlieferten Lieder, Gedichte und Reden zu Brudermahlen und Schwesternfesten zu Ehren der Schwestern muten heute vielfach als übertriebene »Lobhudelei« an – und sie verführen mitunter zum Schmunzeln – waren aber dem damaligen Zeitgeist geschuldet. Bei den Schwestern handelte es sich fast ausschließlich um Frauen der gehobenen Gesellschaft, die im Allgemeinen eine überdurchschnittliche Bildung besaßen und bestrebt waren, sich am Gesellschaftsleben zu beteiligen. Vor allem Logen mit eigenen Häusern – meist bewirtschaftet – boten hierfür vielfach gesellige Möglichkeiten, so auch für Damenkränzchen und Kinderfeste. Oftmals wurden hier Hochzeiten und Geburtstage sowie andere Jubiläen gefeiert. Offenbar genügte dies im Allgemeinen den Schwestern, doch ab Ende des 19. Jahrhunderts kamen mit dem Erstarken der Frauenbewegung vereinzelt Forderungen nach gleichberechtigter Aufnahme bzw. zumindest nach einer noch stärkeren Einbeziehung auf. So wurde dieses Bestreben häufig mit der allgemeinen Emanzipation der Frau, der »Frauenfrage«, verknüpft.

In der Neuzeit wurde dieses interessante Thema offenbar nur von Stefan-Ludwig Hoffmann –wenn auch nur am Rande – behandelt.1 Das Anliegen dieses Buches ist es daher, diese Lücke zu schließen und die geschichtliche Entwicklung der Einbindung der Schwestern in das Logenleben anhand vieler einschlägiger Quellen näher zu beleuchten. Meist handelt es sich dabei um bei Schwesterfesten bzw. -logen gehaltene Vorträge, hierfür verwendete Zeremonien und Rituale, aber auch um Meinungsäußerungen zu dieser Thematik. Es war nicht die Absicht des Autors, die einzelnen geäußerten Ansichten zu bewerten, die ja ein Abbild der Gesellschaft der damaligen Zeit darstellten. Die meisten der vertretenen Meinungen lassen sich grob einteilen in:

Die Schwestern sind geborene Maurerinnen; eine Erziehung in einem Freimaurerbund sei daher entbehrlich.Die Brüder sind in der Außenwelt tätig und besitzen somit für ihre freimaurerischen Bestrebungen einen größeren Gesichtskreis, während die Schwestern weitestgehend auf ihren relativ beengten Wirkungskreis in Haus und Familie beschränkt sind und damit nicht über den erforderlichen Einblick in das Weltgeschehen verfügen.Die Schwestern nehmen jedoch wichtige häusliche Aufgaben wahr, zur Entlastung der Brüder in der Familie sowie für die Erziehung der Kinder.Aufgrund ihrer weiblichen Eigenschaften sind die Schwestern für wohltätige Aufgaben der Logen besonders geeignet.

Orthografie (auch fehlerhafte) und Satzzeichen der verwendeten Zitate wurden aus den Originaltexten stets übernommen.

2

DIE STELLUNG DER SCHWESTERN IM 18. JAHRHUNDERT

»Der Ausschluss der Frauen durch die ›Alten Pflichten‹ rief bereits nach deren Veröffentlichung bei der englischen Bevölkerung Unverständnis und Ablehnung hervor. Die Freimaurer wurden als schlechte Ehemänner und sogar als Frauenhasser bezeichnet. Etwa ab 1723 wurden von England aus sogar solche absurden Gerüchte verbreitet, die Logen würden dazu dienen, Prostituierte zu empfangen und homosexuelle oder sodomitische Praktiken auszuüben.«1

Ein sich »Euclides« nennender Freimaurer schrieb daher wegen »unbefugter Lästerungen« gegen den Freimaurerbund 1738 in einem Brief an den Dissenter-Prediger James Anderson († 1739):

»Einige haben die Brüderschafft, als Feinde des schönen Geschlechts, boßhaffter Weise gelästert, und zwar mit solchen Ausdrücken, die nicht wehrt sind, daß man sie wiederhole, oder etwas darauf antworte. Allein ob gleich in den Logen-Stunden die Maurer des Umgangs mit Weibs-Personen (Wie solches von vielen anderen Gesellschafften geschiehet) nicht zulassen, so geben sie doch, so wohl als andere Männer, gute Ehemänner ab, wie es ihre ehelichen Pflicht mit sich bringen.«2

Mitunter gab es kuriose Begründungen für den Ausschluss der Frauen. So schrieb der Theologe Johann August Freiherr von Starck (1741–1816) im Jahre 1786:

»Nur Frauenzimmer können in den Orden nicht aufgenommen werden. Nicht als ob man gänzlich an ihrer Verschwiegenheit zweifelte, sondern die Ursache ihrer Ausschließung ist wahrscheinlich diese, daß aus der Verbindung beyder Geschlechter keine Unordnung entstehen, und man Fremde hindern möchte, schlecht zu denken, wenn sich die Brüder bey verschlossenen Thüren mit Frauenzimmern versammelten.«3

Gegner der Freimaurerei – aber auch so manche Freimaurer selbst – behaupteten, Frauen würden von Natur aus zum Klatschen neigen. Daher könne man ihnen keine Geheimnisse anvertrauen, schon gar nicht solche der Freimaurerei. Doch derart fadenscheinige Begründungen fanden selbst vor fast dreihundert Jahren schon keinen besonderen Anklang. Auch stellte man Vermutungen an, welche Geheimnisse die Freimaurer vor der Öffentlichkeit und den Frauen hüten könnten. Ein sog. »Sendschreiben« eines Freimaurers an einen (höchstwahrscheinlich fiktiven) Mylord einer »Plaudergesellschaft« in England verteidigt die Frauen.

»Ihr vermeynet, Mylord, wir naehmen Frauenzimmer darum nicht in unsere Gesellschafft auf, weil wir uns vor die Schwatzhafftigkeit fuerchten, so diesem schoenen Geschlechte angebohren seyn soll. […] Wir wissen aus Erfahrung, dass ein Frauenzimmer auch schweigen kann …«

Aber Frauenzimmer seien neugierig, und wenn sie nichts erfahren, »werden sie endlich boese, und verwandeln die Neugierigkeit in Hass«. Aber dann wird eingelenkt:

»Wenn die Frauenzimmer wuesten, wie viel Gewalt sie über uns Freymaeurer haben, sie wuerden gelinder mit uns umgehen, und ihre Schwestern bestraffen, die aus Einfalt die haertesten Schimpfworte wieder uns fahren lassen. Mich wundert, daß sie nicht vorlaengst eine vertraute Gesellschafft unter sich aufgerichtet, und davon die Maenner ausgeschlossen haben. Denn dies waere ein recht gesundes Mittel, ihre Rache an uns auszulassen, ohne daß wir boese werden koennten.«4

Der Ausschluss wurde bereits frühzeitig – vor allem von gebildeten Frauen – bedauert. So legte die Stiftsdame Anna Metta, Gräfin von Schlitz gen. von Goertz (1686–1762), am 21. Oktober 1744 ein Konzept für eine ideale Freimaurer-Gesellschaft vor, in der auch Frauen – zwar nicht in der von Männern geleiteten Großloge – jedoch in Frauenlogen mitwirken sollten. So schreibt sie:

»… nemlich, eine Schülerin in einer so nützlichen und löblichen Gesellschafft zu seyn, habe ich das grösseste Verlangen von der Welt. Was ist nun zu thun? Wie gelange ich zu meinem Wunsch?«5 Und schließlich: »Allsdann will ich mir ausbitten, daß ihr auch Frauenzimmer-Logen nach der obbeschriebenen Art ausrichten, und in einer derselben mich zu einer lehr-begierigen Schülerin aufnehmen möget.«6

Zumindest wurden die Gattinnen der Freimaurer zunächst als »Mäurerin« bzw. »Maurerin« und bald als »Schwester« gewürdigt und zu bestimmten Logenveranstaltungen eingeladen. Frühe Mitteilungen über deren Einbeziehung sind wegen fehlender Dokumente verständlicherweise selten. Der französische Abt Gabriel Louis Calabre Pérau (1700–1767) schreibt in seiner »Verräterschrift«, die 1745 in ihrer Übersetzung in Leipzig erschien:

»Ich will hier bey Gelegenheit der Mäurerin anmerken, daß obgleich das Frauenzimmer in den Versammlungen der Freymäurer keinen Zutritt hat, man ihrer doch allezeit mit grosser Ehrerbiethung erwähnet. An dem Tage der Aufnahme giebet man dem Aufgenommenen zugleich mit der Schürze zwey Paar Handschuh, ein Paar für ihn, und das andere für seine Mäurerin, das ist zu sagen, für seine Frau, wenn er verheyrathet ist; und wenn er das Glück hat, in unehelichen Stande zu seyn, so heißt es für dasjenige Frauenzimmer, gegen welche er die meiste Hochachtung hat.«7

Weiter heißt es:

»Unterdessen mögen die Verbindungen, in welchen die Freymäurer jeder für sich mit dem Frauenzimmer stehen, von welcher Gattung sie wollen seyn: So ist allezeit gewiß, daß sowol bey grossen, als bey absonderlichen Versammlungen der Damen allezeit nicht anders, als auf eine sittsame und ganz kurze Art Erwähnung geschiehet. Man trinkt ihre Gesundheit, und giebt ihnen Handschuh; das ist alles, was sie davon haben.«8

Eines der frühesten Dokumente über die Einstellung der Freimaurer zu den Frauen – wir wissen nicht genau, wann für sie die Bezeichnung »Schwester« aufkam – stammt vom Staatsmann und Schriftsteller Theodor Gottlieb von Hippel (1741–1796), der sich in mehreren Schriften sozialkritisch für die Gleichstellung der Frau einsetzte. Seine »Freimaurerreden« von 1768 enthalten den Beitrag »Von den Pflichten eines Freimaurers gegen das schöne Geschlecht«. Nach der Behandlung von mehr oder weniger angeblichen negativen weiblichen Eigenschaften schreibt er darin:

»Es ist die Wahrheit, die keiner Stütze bedarf, daß die Pflichten gegen das schöne Geschlecht unter gewisse verdächtige Dinge aufgenommen werden, wovon man sich nicht anders als mit einer Art geheimnißvoller Miene zu unterhalten gewohnt ist.«9

Aus Sicht des Freimaurers stellt er fest:

»Wenn gleich das schöne Geschlecht den Endzweck der Maurerei nicht befördern kann, so besitzet es dennoch Seelen zur Denkungsart, und Herzen zur Tugend, Wahrheiten, meine Brüder, die uns an die Pflicht erinnern, das schöne Geschlecht von dieser ihrer Anlage bei aller Gelegenheit zu überzeugen, und ihnen, so viel an uns ist, zu den Vorzügen zu verhelfen, deren sie fähig sind. Es ist wahrhaft keine Schmeichelei, daß wir dem schönen Geschlecht diese Thüren verschließen. Wir haben unsere Gründe, und das ist genug.«10

Später wären die Schwestern ohne Nennung von konkreteren Gründen mit einer solchen Aussage kaum zufrieden gewesen.

Bereits frühzeitig wurden die Schwestern durch Gesänge geehrt. Unter den Logenliedern der frühen Zeit findet man die zwei Lieder »An das Frauenzimmer« des deutsch-dänischen Komponisten Johann Adolf Scheibe (1708–1776), der 1746 in die Kopenhagener Loge Zorobabel aufgenommen worden war, die 1749 erstmals im Druck erschienen und später immer wieder, teils in abgewandelter Form, veröffentlicht und verwendet wurden. Die erste Strophe des einen Liedes lautet:

Euch, ihr Schönen! zu verehren,

Ist der Maurer schönste Pflicht.

Nichts darf unsre Treue stöhren;

Falschheit kennt ein Maurer nicht.

Stark und rein sind unsre Triebe,

Unauflöslich Schwur und Liebe,

Die euch Mund und Herz verspricht.11

Und in einer Strophe des zweiten Liedes heißt es:

Selbst nach unsres Ordens Pflichten

Weihen wir Euch Hand und Herz.

Opfer, die wir Euch entrichten,

Sind nicht leichter Winde Scherz.12

In einem Liederbuch von 1780 des Dichters Heinrich August Ottokar Reichard (1751–1828) – Mitglied der Gothaer Loge Ernst zum Compass – stehen im Lied »An besuchende Schwestern« am Schluss die Zeilen:

Willkommen schöne Maurerinnen!

Willkommen in dem Heiligthum!

Bis zu des Tempels höchsten Zinnen

Dring’ unser Lied zu Eurem Ruhm;

Wir laden Euch zu unserm Feste,

Wir feyern Eure Gegenwart

Und grüßen solche liebe Gäste

Nach alter, freyer Maurerart.13

Das kann nur bedeuten, dass in manchen Logen die Schwestern bereits zu bestimmten Gelegenheiten die Logenräume betreten durften.

1746 wurden die Schwestern von der 1737 gegründeten ältesten deutschen Loge, der Absalom in Hamburg, zu Bällen und Opernaufführungen eingeladen.

Florian Maurice erwähnt zur auf die 50er Jahre des 18. Jahrhunderts zurückgehenden Loge Royal York zur Freundschaft:

»In der Anfangszeit der Royal York war das Johannisfest eine prunkvolle Feier, die mit der Weltkugelloge gemeinsam begangen wurde. 1764 und 1765 wurde die Loge um zehn Uhr vormittags eröffnet, nach einer Aufnahmeloge erschienen die Schwestern und Gäste und ein Konzert fand statt.«14

Und Johann Karl Plümecke erwähnt Folgendes:

»Bei der Einweihung des neuen Lokals 1780 [28. Mai] fand nach der Tafelloge ein Ball statt, zu welchem die Brüder ihre Mutter, Frau, Töchter, Schwestern, Verwandte oder Bekannte, auch Profane zu ihrer Begleitung mitbringen durften.«15

Außerdem schreibt Maurice:

»Andere Feiern, nämlich die Tafelloge und das Schwesternfest, wie es am Neujahrstag 1801 begangen wurde, verwendeten wiederum Elemente des maurerischen Rituals.«16

Zu diesem »Fest der Humanität« erschienen mehr als 300 Personen, wobei die Brüder in Begleitung ihrer Frauen oder weiblichen Angehörigen teilnahmen.17

Der Reformer Ignaz Aurelius Fessler (1756–1839) schreibt 1804 in seinen Rückblicken über das neue Logenhaus der 1798 gegründeten Großen Loge Royale York zur Freundschaft:

»In eben diesem Tempel ward bey einer größeren Anzahl der Brüder Tafel-Loge gehalten, nach welcher an höhern Festtagen auch die Frauen, Töchter, Schwestern, etc. der Brüder hineingeführt werden.«18

Übrigens nahmen bei der Einweihung der Freemasons Hall in London im Jahre 1776 160 Damen teil, die vor Beginn der rituellen Arbeit aus dem Tempel geleitet wurden.19

Auch während des Bestehens der »Strikten Observanz« dürften die Schwestern eine gewisse Rolle gespielt haben. Denn Andreas Önnerfors fand in einer deren größten Dokumentensammlungen, dem dänischen Freimaurerordenarchiv, das Projekt zur Gründung der »Maçonnerie des Dames«, der Frauenfreimaurerei, mit fünf Graden. Dieses Dokument ist vom 20. September 1773 datiert, umfasst 17 Abschnitte und reicht von Ritualen und der vorgeschlagenen Kleidung der Freimaurerinnen bis hin zu den Ritualgegenständen, Bijoux, Zielen und Statuten. Dieses Projekt wurde jedoch nachweislich nicht umgesetzt.20 Auch der Illuminatenordenbeabsichtigte Frauen einzubeziehen. Nach dessen Verbot durch den Kurfürsten von Bayern im Jahre 1785 fand man laut dem Publizisten Leopold Katscher (1853–1939) unter den beschlagnahmten Papieren ein Schriftstück, dem zu entnehmen war, dass als ein Hauptmittel zur Förderung der Ordensinteressen empfohlen wurde, auch die Frauen zu gewinnen:

»Durch Weiber wirkt man oft in der Welt am meisten. Bei diesen sich einzuschmeicheln, sie zu gewinnen zu suchen, sei einer eurer feinsten Studien. Mehr oder weniger werden sie alle durch Eitelkeit, Neugierde, Sinnlichkeit und Hang zur Abwechslung geleitet. Wir sollten sie lehren, wie sie sich von der Tyrannei der öffentlichen Meinung befreien, wie sie sich unabhängig machen. Das wird sie anfeuern für uns zu arbeiten.«

Und in einem anderen Papier fand sich der Vorschlag für die Einrichtung einer »Minervalschule« für Mädchen und Frauen. Denn: »Die Weiber haben zuviel Einfluss auf die Männer, als dass man es hoffen könnte, die Welt zu verbessern, wenn sie nicht gebessert sind.«21Auch dieser Plan wurde nicht verwirklicht.

3

SIND FRAUEN GEBORENE FREIMAURERINNEN?

In der nach Roland Müller ersten deutschen Freimaurerzeitschrift »Der Freymäurer« aus dem Jahre 1738 steht in dem zwanzigsten Stück:

»Das weibliche Geschlecht hat unter den Menschen den größten Vorzug, und derjenige muß ein erschrecklicher Sauertopf seyn, der ihm selbigen abstreiten wollte.« Die allgemeinen Vorteile der Frauen würden jedoch erst durch den Erwerb von Bildung zur Geltung kommen.1

Später wurden die Schwestern mitunter sogar als »geborene Freimaurerinnen« bezeichnet. Man muss sich heute fragen, ob dies immer ernst gemeint war, oder ob man damit nur den Ausschluss der Frauen aus dem Freimaurerbund untersetzen wollte.

Der Dichter und Freimaurer Johann Gottfried Herder (1744–1803) ging 1802 in einem Gespräch zwischen Faust (gemeint ist Herder selbst), Horst und Linda (Herders Frau Karoline) – allesamt Profane – das an das Lessing’sche Gespräch »Ernst und Falk« angelehnt ist, auch auf die »Frauenfrage« in der Freimaurerei ein. Da sagt Faust:

»Du siehst, Linda, warum Dein Geschlecht von diesem berathenden und helfenden Bunde ausgeschlossen seyn darf und seyn muß. […] Männer gehören dem Staat; ihrem Beruf und Stande, ihrer bürgerlichen Pflicht und Lebensart sind sie mit so viel Banden und Rücksichten, in denen sich Blick und Herz verengt, umflochten,daß ihm eine kleine Losschüttelung dieser Bande, eine Erweiterung des Gesichtskreises über ihre enge Berufssphäre unentbehrlich, mithin Erholung und Wohlthat wird. ›Hier sind wir (mögen sie sich einander zusingen oder zusprechen) die täglichen Lebensfesseln abgelegt, Menschen‹. Sie suchen also ein Paradies, das Dein Geschlecht immer besitzt und nie verlieren darf, Linda, das jede Edle Deines Geschlechts als ihr Kleinod bewahret. In der bürgerlichen Gesellschaft seyd Ihr, glücklicherweise nichts, Ihr bedurft immer einen Vormund. In der menschlichen hat Euch die Natur ihre liebsten Keime, ihre schönsten Schätze anvertraut; Ihr seyd Kind, Jungfrau, dann werdet Ihr Ehegenossen, die dem außer dem Hause von Sorgen gedrückten, von Geschäften zerstreueten Mann im Hause ein Paradies, stille Einkehr in sich, Genuß seiner Selbst und der Seinigen erschaffen sollen. Im Hause seyd Ihr dem Mann, was in jenem Romane der Mönch war; dafür muß er für sich und Euch die Lasten des bürgerlichen Lebens tragen. Als Erzieherin der Menschheit lebt Ihr fortwährend im Paradiese, indeß der Mann außer demselben unter Dornen und Disteln den Acker bauet. Ihr erzieht Eure Kinder, Pflanzen, Blüthen, Sprossen für die Nachwelt, das Geschäft erfo[r]dert Mühe, geht lange fort, lohnet sich aber reichlich, mit ihm ist Euer Beruf schön umgränzet. Der Mann –«2

Darauf antwortet Linda:

»Der Mann bedarf eines Aufschwunges, und wir gönnen ihm solchen gern. Er muss sich zuweilen erweitern und erheben, dass er, Mann mit Männern lebe, sonst wird er bei aller Müh und Liebe selbst uns alltäglich. Verübelt mir aber nicht, Freunde: Euer Geschlecht begränzt oder, wie man sagt, bornirt sich zu bald und erschwert sich seine Fesseln. Oft sinkt ihr unter ihrem leisen, aber fortwährenden Druck nieder und veraltet. Veraltet vor der Zeit unter Gewohnheiten, die ihr nicht ändern wollt. Vorurtheile umschlingen uns vielleicht leichter als Euch, sind sie drückender und fester. Mit unserer mehreren Elasticität und Seelenfreiheit sind wir gebohrne Freimäurerinnen am reinen Bau und Fortbau der Menschheit.«3

Faust entgegnet:

»Halt, Linda! Und doch gehört Ihr bei Euren Großen Gedanken und Imaginationen doch nicht in das geschlossene Viereck des Berathens und Wirkens. Läuft nicht die Phantasie oft mit Euch fort? Ist nicht der gute Trieb bei Euch immer voran? Ihr seid zu thätig, zu barmherzig, der Augenblick übernimmt Euch. Auf einmal werdet Ihr der gesamten Menschheit helfen wollen und alles verderben. Schon deßhalb gehört Ihr nicht in jenes stillberathende, Leidenschaftslos wirkende Viereck della Crusea.«4

Der Politiker Julius Robert Fischer (1829–1905) aus der Geraer Loge Archimedes zum ewigen Bunde ging später auf die Aussage Lindas ein, die er insofern bestätigte, indem er schrieb:

»Gern aber zugegeben muss werden, dass in Folge der Stellung der Frau in der Erziehung sie die ›geborenen Freimaurerinnen sind am reinen Bau und Fortbau der Menschheit‹. Denn der erste Keim der Menschlichkeit wird vorzugsweise von der Mutter in das Kind gelegt, und wohl uns, wenn alle Frauen so bezeichnet werden könnten!«5Faust stimmt er aber auch zu, wenn er sagt: »Dieser Grund erscheint […] in der That als der stichhaltigste und treffendste. Es geht naturgemäß in Folge Anlage, Erziehung und Wirkungskreis dem Weibe die Besonnenheitder Ueberlegung vielfach ebenso ab, als die Entschiedenheit in der Ausführung, auch im Bereiche der Einschränkung. Die Frau bleibt immer weich.«6

Der russische General Karl Friedrich von Diebitsch (1785–1831) untersucht in seinem Werk von 1817 unter anderem die Gründe für den Ausschluss des weiblichen Geschlechtes. Von Natur sei die Frau dem Manne untergeordnet. Sie beherrsche ihn aber durch die Liebe.

»Überdies ist des Weibes Bestimmung an den Raum gebunden. – Als Mädchen lernt sie sich zurkünftigen Hausfrau herauf. Sie wird es, und ihrer Betriebsamkeit danket der Gatte, das höchste Lebensglück, das Einzige was auf dieser wechselnden Bahn, stets Glück verbleibt. – Sie wird Mutter – und wie süß verschwinden ihr nun die seeligen Stunden in der Gatten und Mutterliebe! Nein die Maurer konnten diese von der Gottheit geschenkte Seeligkeit ohnmöglich stöhren wollen, sie mußten der Gattin und Mutter heilige Stunden nicht zu kürzen trachten – auch wenn das Weib alle Anlagen gehabt hätte die maurerischen Arbeiten zu verrichten, so konnte eine moralische Gesellschaft ihm keinen Augenblick der kostbaren Zeit rauben, wo sie Mutter und Gattenpflichten beschäftigten.«7

Die oft genannten Vorurteile gegen die Frauen seien gegenstandslos.

»Nichts als die für den Zweck zu thätige und zu feine Natur der Frauen, nichts als ihre individuelle an sich schon erhabene Bestimmung schließt sie aus.«8

In einer 1845 erschienenen Schwesternfestrede, in der die Frage behandelt wird, »Warum bleibt den Frauen das Heiligthum der Maurerei verschlossen?«, heißt es:

»… so muss es auffallender erscheinen, dass von unserer königlichen Kunst gerade die Königinnen der Schöpfung ausgeschlossen sind und denverehrten Schwestern nur von Zeit die Pforten des Heiligthums sich öffnen als Ausnahme von der Regel. – Sollten wir wirklich in dem Wahne stehen, dass edle und gebildete Frauen an Geist und Gemüth mit Männern sich nicht vergleichen können? – Warum denn aber soll ihnen das Licht nicht werden, das uns so hoch beglückt?«9

»Alle die erhabenen Tugenden, die wir in und durch den Maurerbund uns anzueignen suchen, – alle die grossen und heiligen Zwecke, die wir in und durch unsern Bund zu befördern trachten, hat der alliebende Baumeister der Welten den Frauen gleichsam als eine reiche Mitgift und Morgengabe verliehen und zugetheilt; …«10

Damit wollte der Redner ebenfalls ausdrücken, dass die Schwestern »geborene Freimaurerinnen« seien. Der Verfasser – oder zumindest Herausgeber – ist der Rabbiner und Politiker Gotthold Salomon (1784–1862) aus der Frankfurter Loge Zur aufgehenden Morgenröthe, eine für die damalige Zeit besonders progressive Loge, die sich nicht nur für die Rechte deutscher Juden einsetzte.

Am 9. November 1845 hielt der M. v. St. Lingke in der Altenburger Loge Zu den drei Reissbretern den Vortrag »Die Frauen und ihre Weihe zu Masonenschwestern«. Nach lobenden Eingangsworten sagte er:

»Und so hat der höchste Baumeister die Frauen, die Schwestern, zu Maurerinnen bestimmt und berufen, sie brauchen die Weihe nicht durch Menschenhände. Was Männer sich im Maurerbunde erstreben – erarbeiten müssen: Sie geliebte Schwestern, Sie haben und besitzen es. Daher ist es die größeste Anerkennung Ihrer Verdienste, wenn es kaum für nöthig erachtet wird, Sie förmlich in unsere Kunst einzuweihen.«11

Um 1846 hielt »B. L.« (d. i. der Altenburger Pädagoge und Schriftsteller Bernhard Lützelberger) vor Brüdern und Schwestern einen Vortrag über den Einfluss der Freimaurerei auf die Frauen:

»Ist es denn nicht ein längst anerkannter und deshalb aus aller Erörterung längst beseitigter Satz: – daß das Frauenthum, wie das Papstthum, fertig, abgeschlossen, unabänderlich, also auch (im besten Sinne natürlich) unverbesserlich sei? – Und ich sollte einen Einfluss, sonderlich einen günstigen Einfluss des Maurerthums auf jenes unermessene, ja unaussprechlich Ganze des Weibseins nachweisen vermögen? […] Als unparteiischer Beobachter muss ich zuerst rühmen die Selbstüberwindung und ergebungsvolle Gelassenheit, mit welcher unsere lieben Schwestern uns die Loge, den Maurerklubb besuchen lassen und während unserer Entfernung sich zu trösten und die Einsamkeit zu ertragen wissen, – vorausgesetzt natürlich. daß unsere Versammlungen aus Männern bestehen!«12

Und dann wird er noch deutlicher:

»Ich kann es schwarz auf weiß nachweisen, daß in maurerischen Schriften zur Freimaurerei selbst ausgesprochen ist, die Frauen sind geborene Freimaurerinnen. Was brauchen wir weiter Zeugniss! Daraus folgt nothwendig, daß die Freimaurerei auf die Frauen schon von ihrer Geburt einwirkte, oder ihnen von einer holden Fee eingebunden wurde.«13 »Dies Alles und so manches Andere, was ich noch hätte aufführen können, ist es nicht genug, um die Inhaberinnen solcher Gaben und Eigenschaften als vollkommene Maurerinnen erscheinen zu lassen? – Nur einiges Wenige fehlt Ihnen dazu, hochgeehrte Schwestern. Der Menschenbund fordert einen erweiterten Gesichtskreis für die Anschauung der Menschheit und ihrer Angelegenheiten … […] Dieser der Menschheit zugewendete Sinn, dieser höhere und weitere Gesichtskreis nun scheint es mir hauptsächlich zu sein, welcher, wenn wir von einzelnen hervorstehenden Erscheinungen absehen, den Frauen weniger eigen zu sein pflegt. – Ihre Kreise sind enger gezogen, ihre Gedanken, Empfindungen, Handlungen sind, und wären sie noch so umfassend immer nur auf Einzelnes, auf einzelne Theile und Gruppen der Gesellschaft, nicht auf das große Ganze gerichtet; ihre thätige, sorgende Liebe gehört außer dem häuslichen, Familien-, Freundeskreise wohl auch jedem, noch so geringen, Nebenmenschen an …«14

Doch erwähnte der Redner in diesem Zusammenhang nicht, dass die Schwestern, meist nur auf Haushalt und Familie beschränkt, gar nicht die Möglichkeit hatten, wie die Brüder ihren Gesichtskreis zu erweitern. Schließlich appellierte er an die anwesenden Brüder,

»in ächt freimaurerischen Sinne und Geiste auf unsere lieben Schwestern einzuwirken und sie, wo möglich ohne daß sie unsere Absicht bemerken, in Freimaurerinnen, soweit sie es nicht schon sind, umzuwandeln!«15

Da nach den Statuten ohnehin eine Aufnahme von Frauen unzulässig war, wurde häufig erklärt, dass die Frauen eine freimaurerische Erziehung wie die Männer nicht mehr bedürfen. So meinte der Pädagoge und M. v. St. Eduard Knape aus der Ratiborer Loge Friedrich Wilhelm zur Gerechtigkeit, die Frauen könnten deshalb nicht aufgenommen werden, da sie bereits in »hohem Maasse« alle freimaurerischen Tugenden – verkörpert durch die drei Säulen Weisheit, Schönheit und Stärke – besäßen.16Rudolf Mäder der Freiberger Loge Zu den drei Bergen erklärte beim Schwesternfest im Jahre 1905 ohne Umschweife:

»Wir wissen nur zu gut, daß niemand mehr geeignet ist, an der Verwirklichung unserer hohen, frmrischen Ziele mitzuarbeiten, als das Weib; aber den Gesetzen des Ordens zufolge soll es dem Manne vorbehalten bleiben, die Verantwortung und damit auch die maßgebende Arbeit beim Baue der Menschheit zu übernehmen.«17

In der Neuzeit (März 2003) hat der Logenmeister Peter Stier der Bonner Loge Friedrich Wilhelm zum eisernen Kreuz in ähnlicher Weise festgestellt: »Aufgeklärte Frauen sind geborene Freimaurer.«18

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DER UMGANG MIT DEN SCHWESTERN ANFANG DES 19. JAHRHUNDERTS

Johann Friedrich Fuchs und Gottlob Schauerhammer erwähnen rückblickend in ihrer Festschrift von 1926:

»Unsere Loge Balduin zur Linde, …, hat schon frühzeitig die hohe Bedeutung der Schwestern für den Frmrbund und ihre Beteiligung an den Bestrebungen, sowie auch von Zeit zu Zeit bei den Zusammenkünften der Brr erkannt und gewürdigt; sie war sich auch von vornherein klar darüber, daß das letztere in der Form festlicher Veranstaltungen zu geschehen habe, und in dieser Weise, zumindest mit Anknüpfung an die Silvesterfeier, fand das erste Schwesternfest von 1800 bei uns statt, das sich so großen Anklang erfreute, daß es schon in den nächsten Jahren, diesmal in Verbindung mit einer Friedensfeier, wiederholt wurde.