Die Bullet-Journal-Methode - Ryder Carroll - E-Book
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Die Bullet-Journal-Methode E-Book

Ryder Carroll

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Beschreibung

Klarheit ins Gedankenchaos! Mit dem Bullet Journal konzentriert arbeiten und das eigene Leben planen. Der Erfinder der bahnbrechenden Bullet-Journal-Methode Ryder Carroll zeigt in diesem Buch, wie Sie endlich zum Pilot Ihres Lebens werden und nicht länger Passagier bleiben. Seine Methode hilft mit einer strukturierteren Lebensweise achtsamer und konzentrierter zu werden. Inzwischen lassen sich Millionen Menschen von ihm inspirieren. In diesem Buch erklärt er seine Philosophie und zeigt, wie Sie Klarheit ins Gedankenchaos bringen, wie Sie Ihre täglichen Routinen entwickeln und vage Vorhaben in erreichbare Ziele verwandeln. Mit nur einem Stift und einem Notizblock und Carrolls revolutionärer Technik werden Sie produktiver, fokussierter und lernen, was wirklich zählt - bei der Arbeit und im Privaten.

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Seitenzahl: 301

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Ryder Carroll

Die Bullet-Journal-Methode

Verstehe deine Vergangenheit, ordne deine Gegenwart, gestalte deine Zukunft

 

 

Aus dem Englischen von Viola Krauß

 

Über dieses Buch

Der Erfinder der bahnbrechenden Bullet-Journal-Methode Ryder Carroll zeigt in diesem Buch, wie Sie endlich zum Pilot Ihres Lebens werden und nicht länger Passagier bleiben. Seine Methode hilft mit einer strukturierteren Lebensweise achtsamer und konzentrierter zu werden. Inzwischen lassen sich Millionen Menschen von ihm inspirieren. In diesem Buch erklärt er seine Philosophie und zeigt, wie Sie Klarheit ins Gedankenchaos bringen, wie Sie Ihre täglichen Routinen entwickeln und vage Vorhaben in erreichbare Ziele verwandeln. Mit nur einem Stift und einem Notizblock und Carrolls revolutionärer Technik werden Sie produktiver, fokussierter und lernen, was wirklich zählt – bei der Arbeit und im Privaten.

Vita

Ryder Carroll ist Digital Product Designer und der Erfinder des Bullet Journals. Er wurde in Wien geboren (und spricht fließend Deutsch) und wuchs dort als Sohn des Schriftstellers Jonathan Carroll auf, bevor er zum Studium in die USA ging. Heute lebt er in New York.

Inhaltsübersicht

Widmung

Motto

Teil I Die Vorbereitung

Einleitung

Das Versprechen

Anleitung

Das Warum

Den Geist entrümpeln

Notizbücher

Das Schreiben per Hand

Teil II Das System

Das System

Rapid Logging

Themen und Seitennummerierung

Die Bullets

Die Aufgaben

Ereignisse

Notizen

Symbole und Maßgeschneiderte Bullets

Die Collections

Der Daily Log

Der Monthly Log

Der Future Log

Der Index

Das Übertragen

Der Brief

Teil III Die Praxis

Die Praxis

Anfangen

Reflexion

Sinnhaftigkeit

Ziele

Kleine Schritte

Zeit

Dankbarkeit

Kontrolle

Ausstrahlung

Durchhaltevermögen

Dekonstruktion

Starre

Unvollkommenheit

Teil IV Die Kunst

Die Kunst

Maßgeschneiderte Collections

Die Gestaltung

Planen

Listen

Zeitpläne

Tracker

Das Maßschneidern

Die Community

Teil V Das Ende

So schreiben Sie ihr Bullet Journal richtig

Abschiedsworte

Häufig gestellte Fragen

Danken möchte ich …

Anhang

Für meine Eltern, für so ziemlich alles

 

Für die Bullet-Journal-Community, für ihren Mut

 

Ich danke euch,

Ryder

«Wir sollten nichts aufschieben.

Täglich sollten wir mit dem Leben Abrechnung halten. … Wer täglich die letzte formende Hand an sein Leben legt, bedarf der Zeit nicht mehr.»

– SENECA, Briefe über Ethik an Lucilius

Teil IDie Vorbereitung

Einleitung

Das geheimnisvolle Päckchen kam aus dem Nichts. Und noch seltsamer war, dass die unverkennbare Druckbuchstaben-Schrift meiner Mutter den Adressaufkleber zierte. Ein Überraschungsgeschenk vielleicht, ohne besonderen Anlass? Unwahrscheinlich.

Ich öffnete das Paket und sah einen Haufen alter Notizbücher. Verblüfft fischte ich ein strahlend orangenes heraus, das mit Graffiti verziert war. Seine Seiten waren voller rudimentärer Zeichnungen von Robotern, Monstern, Kampfszenen und wüst falsch geschriebenen Wörtern. Unterschiedliche … Mir lief ein Schauer über den Rücken. Die stammten von mir!

Ich holte tief Luft und vergrub mich in die Bücher. Das war mehr als eine Reise in die Vergangenheit. Es war, als ob ich in die Hülle eines komplett in Vergessenheit geratenen Ichs steigen würde. Als ich durch ein weiteres Notizbuch blätterte, fiel ein zusammengefaltetes Papier heraus. Neugierig hob ich es auf und erblickte die groteske Darstellung eines sehr zornigen Mannes. Er brüllte derart heftig, dass seine Augen hervortraten und ihm die Zunge aus dem Mund hing. Auf der Seite standen außerdem zwei Worte. Das eine kleine Wort war schüchtern in der Ecke versteckt und gab die Identität des rasenden Mannes preis: ein ehemaliger Lehrer von mir. Das andere Wort war groß und zackig und enthüllte das Objekt seines Zorns: mein Name.

Meine Probleme gingen schon in der Grundschule los, mit furchtbaren Noten, den rotgesichtigen Lehrern, den resignierten Nachhilfelehrern. Meine Leistungen waren derart alarmierend, dass ich den Großteil meiner Sommerferien in Förderschulen und Therapieräumen verbrachte. Irgendwann wurde bei mir das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) festgestellt. Damals in den Achtzigern hatte man definitiv mehr mit Vokuhilas als mit meinem Leiden am Hut. Die paar Hilfsquellen, die es gab, waren entweder zu kompliziert, um irgendetwas zu bringen, oder sie passten nicht zu mir. Wenn überhaupt, dann streuten sie zusätzliches Salz in meine Wunde. Nichts davon kam mit meinen Hirnwindungen überein, also blieb ich mehr oder weniger meinem lustlosen Selbst überlassen.

Hauptschuldiger war meine Unfähigkeit, meine Konzentration im Zaum zu halten. Es war keineswegs so, dass ich mich nicht fokussieren konnte. Es fiel mir einfach schwer, mich zur richtigen Zeit auf das Richtige zu konzentrieren, dabei zu sein, anwesend zu sein. Meine Aufmerksamkeit brach ständig zu neuen, spannenderen Ufern auf. Während Ablenkung auf Ablenkung folgte, häuften sich meine Verpflichtungen so lange an, bis mich ihre Last erdrückte. Oft musste ich dabei zusehen, wie ich auf der Strecke blieb oder hinterherhinkte. Dass ich mit diesen Gefühlen tagein, tagaus konfrontiert war, hatte tiefe Selbstzweifel zur Folge. Kaum etwas lenkt mehr ab als die grausamen Geschichten, die wir uns selbst erzählen.

Ich bewunderte meine erfolgreichen Kameraden mit ihrer unbeirrten Aufmerksamkeit und ihren mit detaillierten Notizen vollgepackten Terminplanern. Ordnung und Disziplin faszinierten mich zunehmend, wirkten wunderschön und befremdlich zugleich. Um diese Rätsel zu entwirren, erfand ich organisatorische Tricks, die meiner Art zu denken entsprachen.

Durch Versuch und ganz viel Irrtum bastelte ich mir allmählich ein funktionierendes System zusammen, und zwar in meinem guten alten Notizbuch aus Papier. Es wurde ein Zwischending aus Terminplaner, Tagebuch, Notizbuch, To-do-Liste und Skizzenbuch. Für mich stellte es ein praktisches, aber dennoch nachsichtiges Werkzeug dar, mit dem ich meine Gedanken ordnen konnte. Das machte mich allmählich weniger zerfahren, weniger überfordert und viel produktiver. Mir wurde klar, dass es an mir war, meine persönlichen Herausforderungen zu bewältigen. Und was noch wichtiger war: Mir wurde klar, dass ich das konnte!

2007 arbeitete ich als Webdesigner für ein großes Modelabel mit Hauptsitz im neonbeleuchteten Herzen von New York, dem Times Square. Den Job hatte mir eine Bekannte vermittelt, die dort arbeitete und die sich gerade mit der Planung ihrer bevorstehenden Hochzeit abmühte. Ihr Schreibtisch war zentimeterhoch beladen mit Notizbüchern, Klebezetteln und Papierschnipseln. Er sah aus, als wäre er einem dieser irren «Verschwörungszimmer» in irgendwelchen Krimis entsprungen.

Da ich sowieso schon überlegt hatte, wie ich mich für ihre Hilfe bedanken konnte, bot ich ihr eines Tages unbeholfen an, ihr mal meinen Terminplaner zu zeigen, als ich sie erneut nach einem verlegten Zettel suchen sah. Sie drehte sich mit erhobenen Augenbrauen zu mir um, und zu meiner großen Überraschung – und meinem Entsetzen – nahm sie mein Angebot an. Schluck. Was hatte ich da nur angerichtet. Jemandem mein Notizbuch zu zeigen, das war, als ob ich jemanden in meine Seele blicken ließe, die nun einmal, na ja …

Ein paar Tage später gingen wir Kaffee trinken. Meine tollpatschigen Anleitungen dauerten ein Weilchen. Ich fühlte mich furchtbar nackt und verletzlich, während ich offenbarte, wie ich meine Gedanken sortierte – mit den Symbolen, den Systemen, den Vorlagen, den Zyklen, den Listen. Für mich waren das die vielen Krücken, die ich erfunden hatte, um meinem fehlerhaften Hirn unter die Arme zu greifen. Ich traute mich kaum, meiner Kollegin in die Augen zu schauen, bis ich fertig war. Starr vor Angst blickte ich dann zu ihr hoch. Ihr weit offenstehender Mund bestätigte meine Unsicherheit sofort. Nach einer qualvollen Pause sagte sie: «Das musst du unbedingt mit anderen teilen.»

Aber nachdem diese Einführung für mich so unangenehm gewesen war, brauchte es eine ganze Menge Stupser, bis ich mein Ordnungssystem wieder mit jemandem teilte. Im Laufe der Jahre aber ertappte ich mich dabei, wie ich die schüchternen Fragen von Designern, Entwicklern, Projektmanagern und Buchhaltern zu meinem allgegenwärtigen Notizbuch beantwortete. Manche von ihnen wollten wissen, wie sie ihren Alltag damit in den Griff bekamen. Also zeigte ich ihnen, wie sie mit meinem System schnell ihre Aufgaben, Termine und Notizen vermerken können. Andere fragten, wie sie damit Ziele festlegen. Also demonstrierte ich, wie sie mit Hilfe meines Systems Handlungspläne gestalten können, um ihre zukünftigen Ziele zu erreichen. Wieder andere wollten einfach etwas gegen ihre Zerstreutheit tun, also führte ich ihnen vor, wie sie ihre gesamten Notizen und Projekte ordentlich in ein Notizbuch schleusen können.

Nie war mir in den Sinn gekommen, dass die Ideen, die ich entwickelt hatte, ein derart breites Anwendungsspektrum haben würden. Irgendeine meiner Techniken ließ sich immer an einen spezifischen Bedarfsfall anpassen. Allmählich fragte ich mich, ob meine Lösungsansätze für organisatorische Aufgaben nicht anderen dabei helfen könnten, den Frust, den ich früher erdulden musste, zu vermeiden oder wenigstens zu lindern.

Alles schön und gut, aber eins war klar: Wenn ich den Mund noch einmal aufmachen sollte, dann ohne peinliches Improvisieren. Ich formalisierte und optimierte mein System und ließ nur noch die effektivsten Techniken, die ich im Lauf der Jahre entwickelt hatte, übrig. Jetzt war es kaum noch mit dem früheren System vergleichbar, also musste ich eine neue Sprache mit neuer Terminologie erfinden. Das System ließ sich dadurch viel leichter erklären – und, so hoffte ich, auch viel leichter erlernen. Nun brauchte es noch einen Namen, einen, der seiner Schnelligkeit, Effizienz, Geschichte sowie seinem Zweck gerecht würde. Ich nannte es Bullet Journal.

Als Nächstes lancierte ich eine Website mit interaktiven Anleitungen und Videos, welche die Nutzer durch das frischgebackene Bullet-Journal-System, aka BuJo, führten. Ich hatte ein Lächeln im Gesicht, als die Website hundert Besucher überstieg. Mission erfüllt, hieß das für mich. Und dann passierte das Unmögliche. Bulletjournal.com wurde bei Lifehack.org aufgeführt. Dann bei Lifehacker.com, dann im Magazin Fast Company, und von da ging es viral. Innerhalb von Tagen sprang die Website von hundert auf hunderttausend Besucher.

Überall im Netz schossen Bullet-Journal-Communities aus dem Boden. Zu meiner Überraschung teilten die Leute darin ihre Herangehensweise an sehr persönliche Probleme. Kriegsveteranen führten ihre BuJo-Taktiken zur Bewältigung ihrer posttraumatischen Belastungsstörung vor. Menschen mit Zwangsneurosen zeigten, wie sie sich von ihren übermächtigen Gedanken distanzierten. Es rührte mich, wenn ich dort Leute sah, die wie ich an ADS litten und durch das BuJo bessere Noten bekamen und weniger Ängste hatten. In der oft grausamen Welt der Online-Communities schafften die Bullet-Journal-Gruppen lebensbejahende und unterstützende Nischen. Jede von ihnen nahm ganz spezifische Herausforderungen in Angriff, alle aber verwendeten dieselbe Methode.

Über ein Video auf Facebook stieß die Mutter Sandy im Mai 2017 auf meine Methode. Durch Schlafmangel und die Fürsorge für ihr kleines Kind war sie extrem unorganisiert und vergesslich geworden, obwohl das gar nicht ihre Art war. Ihre Gedanken sprangen wie Eichhörnchen in ihrem Kopf umher: Hat er lange genug geschlafen? Hat er irgendeine Impfung versäumt? Wann war noch mal der Stichtag für die Kindergartenbewerbung? Sobald sie die eine Aufgabe innerlich beiseitegelegt hatte, tauchte schon die nächste auf. Sie war gestresst und zermürbt. Ging es anderen Müttern genauso? Als sie schließlich von einem Ordnungssystem hörte, für das man nichts als Stift und Notizbuch benötigt, fand sie, sie hatte nichts mehr zu verlieren.

Der erste Schritt war eine Übersicht von allem, was im damaligen Monat anstand. Jedes Familienmitglied bekam eine Spalte mit den persönlichen Terminen. Alle hatten sie unregelmäßige Arbeitszeiten. Für sie war das, als könne sie das Hamsterrad endlich einmal lange genug anhalten, um zu schauen, wer in den kommenden vier Wochen wo sein würde. Der Gedanke daran, dass sie das Baby im Kindergarten vergessen könnten, war furchtbar. Für sie war es nur eine Frage der Zeit, bis einmal etwas so Gravierendes passieren würde.

Wild entschlossen zeichnete Sandy eine weitere Spalte. Sie schrieb Termine und Geburtstage nieder, damit sie diese sofort im Blick hatte. In ihrer monatlichen Finanzübersicht notierte sie, welche Rechnungen wann bezahlt werden müssen und wie hoch sie waren. Außerdem protokollierte sie an jedem Tag in Kästen ihre Gewohnheiten und Ziele – oder einfach nur eine Erinnerung ans Innehalten und Durchatmen!

Das Schreiben per Hand war seltsam beruhigend. Doch Sandy wollte sich nicht allzu große Hoffnungen machen, schließlich hatte sie genügend andere Methoden ausprobiert, die alle ihre gut organisierte Seite wieder hervorzuholen versprachen und langfristig nichts brachten.

Sandy ging zum nächsten Teil über, der ihr helfen sollte, das große Ganze im Blick zu behalten. Was wollte sie im nächsten Jahr alles erreichen? Auf der Seite mit ihren Jahreszielen traute sie sich, ein Hobbyprojekt zu notieren, das sie schon seit Jahren im Visier hatte – mit dem sie aber noch nicht vorangekommen war. Wurde ihr Vorsatz, mehr Zeit mit kreativem Schreiben und Zeichnen zu verbringen, von ihrer Zwangsstörung sabotiert? Oder hatte sie einfach viel zu viel zu tun? Sicher war nur, dass da Potenzial in ihr schlummerte, das sie nicht wirklich ausschöpfte.

Im Lauf der darauffolgenden Wochen wurde das Hinsetzen mit ihrem Tagebuch eine so mühelose Tätigkeit wie Zähneputzen. So blöd es ihr vorkam, das Durchkreuzen von Kästchen motivierte sie, weil es sie daran erinnerte, dass es jeden Tag nur eine begrenzte Anzahl Aufgaben gab. Keine einzige Rechnung vergaß sie mehr zu bezahlen. Und lange, reuevolle verspätete Geburtstagsgrüße musste sie auch keine mehr schreiben. Eine weitere Überraschung war, dass sie durch ihr Bullet Journal daran erinnert wurde, wie die alltäglichen Aufgaben Teil eines großen Ganzen waren. Die Seiten mit ihren monatlichen und jährlichen Zielsetzungen zeigten ihr Tag für Tag, dass sie zwar noch einiges vor sich hatte, sich aber schon auf einem guten Weg befand. Und Sandy überlistete sich selbst: In jede Tagesübersicht trug sie ein kleines Hobbyprojekt ein – fünfzehn Minuten Kalligraphie etwa –, und zwar als allererste Aufgabe. Fünfzehn freie Minuten waren auf jeden Fall drin, bevor sie zum ersten Mal ihr Smartphone checkte. Es kam ihr vor, als hätte die Zeit sich ausgedehnt.

Bald merkte Sandy, dass diese Art des Tagebuchführens ihr noch mehr brachte als Ordnung und Ruhe im Kopf. Ihr ganzes Leben hatte sie an Dermatillomanie (oder auch Skin Picking Disorder, das wiederholte Berühren, Quetschen und Kratzen bestimmter Hautstellen) gelitten, für die sie sich ihr Leben lang geschämt hatte. Bei Sandy konzentrierte sich die Krankheit hauptsächlich auf ihre Finger. Haufenweise Gespräche und Sitzungen hatte sie abgesagt, weil sie ihre Finger schrecklich hässlich fand. Manchmal konnte sie wegen der Schmerzen kaum schlafen, ständig ließ sie etwas fallen und war zu den leichtesten Aufgaben nicht in der Lage. So hat sie beispielsweise immer ihren Mann oder ihre Mutter gebeten, ihr eine Zitrone für den Tee auszuquetschen, damit sie nicht den beißenden Schmerz durch die Säure ertragen musste.

Nachdem sie ein paar Monate lang ihr Bullet Journal geführt hatte, saß sie eines Tages mit Tränen in den Augen in der Küche. Sie betrachtete ihre Hände, quetschte endlich eine Zitrone aus und merkte dabei, dass ihre Finger nicht mehr mit wunden Stellen überzogen waren. Mit jeder Linie, jedem Buchstaben und jedem Eintrag hat sie ihre Hände beschäftigt und langsam, aber sicher heilen lassen. Um diesem Tag zu gedenken, entwarf sie eine besondere Seite in ihrem Journal.

Diese Art des Tagebuchführens hat ihr nicht nur beim Planen, Verfolgen und Festhalten ihrer Erinnerungen geholfen. Es hat ihr außerdem ermöglicht, kreativ zu sein, sich zu regenerieren und sich nicht länger verstecken zu müssen sowie Teil einer ermutigenden, unterstützenden Gemeinschaft zu sein. Und sie ist nicht die Einzige. Auch mich haben die erfinderischen, geistreichen und unverwüstlichen Bullet Journalists inspiriert, die meine Methodik übernommen und sie an ihre Lebensumstände angepasst haben. Sie sind einer der Gründe, warum ich beschlossen habe, dieses Buch zu schreiben.

Ob Sie nun erfahrener Bullet Journalist oder Neuling sind, die Bullet-Journal-Methode ist für all diejenigen, die sich im digitalen Zeitalter nur schwer zurechtfinden. Das Buch wird Ihnen dabei helfen, sich zu organisieren und zu strukturieren, indem es Ihnen einfache Werkzeuge und Techniken an die Hand gibt, die Ihren Tagen Klarheit, Orientierung und Fokus schenken können. Doch so gut es sich anfühlt, Ordnung ins eigene Leben zu bringen, es ist lediglich die Spitze des Eisbergs von etwas weit Tieferem und Kostbarerem.

Ich habe immer geglaubt, aufgrund meines ADS sei ich anders als die anderen. Eins aber habe ich durch die Community gelernt: Durch dieses Leiden war ich einfach nur sehr früh gezwungen, einem weitverbreiteten Übel des digitalen Zeitalters ins Auge zu sehen – der mangelnden Selbstwahrnehmung.

Nie waren wir vernetzter als heute, nie war es einfacher, sich von sich selbst zu entfremden. Wir werden überschwemmt von einem nie abreißenden Informationsstrom, der unsere Sinne überflutet und uns rastlos zurücklässt, überarbeitet und unbefriedigt, eingeloggt und ausgebrannt. Während die Technik mit ihren zahllosen Ablenkungen in jeden Winkel meines Lebens Einzug gehalten hat, ist meine Methodik ein analoger Zufluchtsort von unschätzbarem Wert gewesen, weil ich dadurch definieren und anvisieren konnte, was wirklich wichtig für mich ist. Heute haben noch unzählige andere mit Hilfe dieser Methodik ihr eigenes Leben zurückerobern können.

Anthony Gorrity, ein schüchterner Designer, kündigte 2015 seinen Job und machte sich selbständig. Seit Jahren hatte er vom Freiberufler-Dasein geträumt. Womit er nicht gerechnet hatte, waren der zusätzliche Leistungsdruck und die Notwendigkeit, sich die Zeit gut einzuteilen. Er probierte ein paar Apps aus, die ihm dabei helfen sollten, aber keine erwies sich als flexibel genug für ihn. Dann gewöhnte er sich an, seine To-do-Listen in Notizbücher einzutragen, doch das war ein einziges Chaos. Wenn ihn ein Kunde unangekündigt anrief, durchwühlte er sechs verschiedene Notizbücher, um das zu finden, wonach er suchte. Das hatte er doch garantiert aufgeschrieben … irgendwo … All die Hektik zehrte an seinem Selbstvertrauen. Da er sich nicht gut selbst vermarkten konnte, war es schwer genug, an Aufträge zu kommen – und waren sie endlich da, standen ihm auf einmal ganz neue belastende Herausforderungen bevor. Er fragte sich, ob die Selbständigkeit ein Fehler gewesen war. Dann erinnerte er sich dunkel an ein Video, in dem irgendein Typ ein superkomplexes Agenda-System vorführte, auf das er Stein und Bein schwor. Daraufhin googelte er alle möglichen schrägen Schlagwörter, bis er auf bulletjournal.com stieß. Dieses System war nicht annähernd so kompliziert, wie er es in Erinnerung behalten hatte. Er schnappte sich ein unbenutztes Notizbuch und fing an, sämtliche seiner Aufgaben zusammenzufassen.

Einiges änderte sich. Er reflektierte viel mehr über sich selbst. Ihm wurde klar, dass er das Erstellen von To-do-Listen liebte, und das Durchkreuzen der Kästchen noch viel mehr. Und das Beste von allem war: Sein Selbstbewusstsein konnte in den ordentlichen, klaren Räumen seines Notizbuchs Wurzeln schlagen. Dass alles schriftlich festgehalten war, gab ihm beim Kundengespräch am Telefon den nötigen Mumm. Dank des Gefühls, gut vorbereitet zu sein und zu wissen, wovon er redete, wandelte er sich innerlich vom Vertreter zum Macher. Das Bullet Journal hat Anthony ein Gerüst gegeben, mit dessen Hilfe er sein Potenzial ausloten konnte.

Genau das ist der entscheidende Aspekt dieser Methodik; mit ihrer Hilfe bekommen wir ein besseres Gefühl für uns selbst, sowohl auf der beruflichen Bühne als auch abseits davon. Der einfache Akt des Innehaltens, um wichtige Einzelheiten niederzuschreiben, geht weit über simple Organisation hinaus. Es hat Menschen geholfen, wieder mit sich selbst und den für sie wichtigen Dingen in Kontakt zu treten.

Mittlerweile verbringe ich einen Großteil meiner Zeit mit dem Austausch mit Bullet Journalists wie Sandy und Anthony und mit dem Beantworten von Fragen aus der Community. Viele möchten gern die Funktionalität ihres Bullet Journals steigern. Andere gehen tiefer und beschäftigen sich mit den universellen Herausforderungen, vor die uns unsere hektische Welt heute stellt. Im vorliegenden Buch versuche ich, diesen Fragen gerecht zu werden und zu zeigen, wie ein simples Notizbuch unverzichtbar dafür sein kann, die Antworten zu finden.

Die Bullet-Journal-Methode besteht aus zwei Teilen: dem System und der Praxis. Zunächst werde ich auf das System eingehen und Ihnen beibringen, wie Sie aus Ihrem Notizbuch ein wirksames organisatorisches Instrument machen. Anschließend wende ich mich der Praxis zu. Ich verschmelze dabei Philosophien unterschiedlicher Traditionen, die uns erklären, wie wir ein absichtsvolles Leben führen – ein sowohl produktives als auch zielgerichtetes Leben. Die Bullet-Journal-Methode stellt das Ergebnis meines Bestrebens, diese ewigen Weisheiten in fokussiertes Handeln zu übertragen, dar. Das analoge System für eine digitale Zeit. Es wird Ihnen helfen, die Vergangenheit zu lesen und die Gegenwart zu ordnen, damit Sie die Zukunft gestalten können. Eigentlich hatte ich es entwickelt, um damit meine Organisationsprobleme zu überwinden. Im Lauf der Jahre aber ist es zu einer Art persönlichem Betriebssystem ausgereift, das mein Leben sehr zum Besseren gewendet hat. Ich hege die Hoffnung, dass dies auch bei Ihnen der Fall sein wird.

Das Versprechen

Mein Leben war einfach zu hektisch geworden. Meine gesamte Existenz hatte sich scheinbar in eine einzige lange To-do-Liste verwandelt. Vergessen waren all die Träume, Ziele, Möglichkeiten und das «Ich könnte doch vielleicht mal».

– AMY HAINES

Die Bullet-Journal-Methode soll uns dabei helfen, achtsam mit unseren beiden kostbarsten Ressourcen umzugehen: mit unserer Zeit und unserer Energie. Wenn Sie beides in das Lesen dieses Buchs investieren, ist es nur gerecht, zunächst einmal aufzuzeigen, was dabei für Sie herausspringen kann. Zusammengefasst:

Mit Hilfe der Bullet-Journal-Methode werden Sie mit weniger Arbeit mehr erreichen. Sie werden das wirklich Wichtige identifizieren und beherzigen lernen, indem Sie sich von allem Unwichtigen frei machen.

Wie schafft sie das? Indem sie Produktivität, Achtsamkeit und Intentionalität zu einem anpassungsfähigen, nicht nachtragenden und vor allen Dingen praktischen System verflicht. Schauen wir uns diese Elemente einmal genauer an.

Produktivität

Wachsen Ihnen Ihre ganzen Aufgaben bisweilen über den Kopf? Haben Sie manchmal das Gefühl, Sie sind nur damit beschäftigt, die Feuer um sich herum zu löschen? Dass die Verpflichtungen, Sitzungen, E-Mails und Textnachrichten kein Ende nehmen? Im Rausch des Multitaskings schieben Sie kleine Workouts ein, wo immer es geht, laufen in der Wohnung umher, während Sie mit Ihrer Schwester videochatten – die Sie dann darum bittet, weniger zu keuchen. Keiner Tätigkeit widmen Sie sich mit Ihrer vollen Aufmerksamkeit, und das fühlt sich einfach nicht richtig an. Sie enttäuschen die anderen genauso ungern wie sich selbst. Um mehr erledigt zu bekommen, haben Sie sogar Ihren Schlaf auf das absolute Minimum heruntergeschraubt – und fühlen sich jetzt wie ein Zombie …

Gehen wir einen Schritt zurück. Zwischen 1950 und dem Jahr 2000 haben die US-Amerikaner ihre Produktivität jedes Jahr um etwa ein bis vier Prozent gesteigert.[1] Seit 2005 jedoch hat sich dieses Wachstum in den hochentwickelten Ökonomien verlangsamt und in den USA im Jahr 2016 sogar zu einer Abnahme der Produktivität geführt.[2] Machen uns die rasend schnellen Entwicklungen im technischen Bereich, der uns beinahe grenzenlose Möglichkeiten der Zerstreuung liefert, vielleicht doch nicht ganz so produktiv?

Eine mögliche Erklärung für das Nachlassen unserer Produktivität wäre, dass uns die Informationsflut lähmt. Die Überfrachtung mit Information wirkt sich stärker auf unsere Konzentrationsfähigkeit aus als Erschöpfung oder Marihuana, wie David Levitin in The Organised Mind schreibt.[3]

Es liegt also nahe, dass wir einen Weg finden müssen, der Informationsflut Einhalt zu gebieten, wenn wir produktiver sein möchten. Hereinspaziert ins Bullet Journal, dem analogen Lösungskonzept, das den benötigten Raum abseits des Internets gewährt, um die Informationen verarbeiten, denken, sich fokussieren zu können. Wenn Sie Ihr Notizbuch öffnen, schalten Sie automatisch ab. Der Informationsstrom hält einen Moment lang an, sodass Ihr Geist mit Ihrem Leben gleichziehen kann. Es verschwimmt nicht mehr alles um Sie herum, und Sie können Ihr Leben endlich wieder mit klarem Blick betrachten.

Das Bullet Journal wird Ihnen beim Entrümpeln Ihres vollgepackten Kopfes helfen, damit Sie Ihre Gedanken endlich mit einer gewissen objektiven Distanz betrachten können.

Häufig schustern wir uns auf die Schnelle irgendwelche Organisationsmethoden zusammen. Ein bisschen von dieser App hier, ein wenig von jenem Kalender da. Mit der Zeit wird daraus eine sperrige Frankenstein-Produktivität aus Klebezetteln, mehreren Apps und E-Mails. Funktioniert irgendwie, fühlt sich aber an, als könnte jederzeit alles in sich zusammenstürzen. Erst verschwenden Sie Zeit mit dem Überlegen, wo die Information hingehört, und später mit dem Suchen nach ebendieser Information: Haben Sie das in Ihre Notiz-App geschrieben oder auf einen Klebezettel? Und wo ist dieser Klebezettel überhaupt hin?

Schon so manche großartige Idee, «Unbedingt merken»- oder «Nicht vergessen»-Notiz ist irgendwelchen verlegten Papieren oder einer veralteten App zum Opfer gefallen. Diese Ineffizienz zehrt an Ihren geistigen Kapazitäten, und sie wird immer schlimmer. Doch sie lässt sich ganz einfach vermeiden. Das Bullet Journal soll Ihre «Quelle der Wahrheit» sein. Und nein, das ist keine zwielichtige Aufforderung, dieser Methodik zu huldigen. Es heißt einfach nur, dass Sie sich nicht länger fragen müssen, wo Ihre Gedanken wohnen.

Haben Sie erst einmal gelernt, Ihre Gedanken an einem Ort zu versammeln, werden wir schauen, wie Sie diese wirksam nach Prioritäten sortieren. Jeder, der bei Ihnen anruft, Ihnen eine SMS oder eine E-Mail schreibt, erwartet eine sofortige Antwort. Anstatt jedoch proaktiv Prioritäten zu setzen, überlassen viele von uns der Flut der externen Forderungen das Priorisieren. Abgelenkt und überfordert, gehen unsere Optionen unter. Dahin ist die Chance auf einen besseren Notendurchschnitt, auf eine Beförderung, auf die Teilnahme am Marathon, auf das Lesen eines Buches alle zwei Wochen.

Mit dem BuJo halten Sie wortwörtlich das Heft in der eigenen Hand. Es wird Ihnen beibringen, wie Sie nicht mehr nur reagieren, sondern Ihren Bedürfnissen entsprechend agieren.

Sie werden lernen, wie Sie mit schwierigen Herausforderungen umgehen und vage Neugier in sinnvolle Zielsetzungen verwandeln, wie Sie Ihre Zielsetzungen in kleinere, überschaubarere Sprints aufgliedern und schließlich, wie Sie alles effektiv in die Tat umsetzen. Was muss ich als Nächstes tun, um dieses Semester einen besseren Notendurchschnitt zu bekommen? In jedem Seminar ein Sehr Gut? Nein. Die Sache schrittweise angehen. In welchem Seminar liegen Sie zurück? Wie sieht die nächste Prüfung aus? Eine Semesterarbeit? Okay, welche Bücher müssen Sie lesen, bevor Sie diese Arbeit schreiben können? Diese Bücher aus der Bibliothek beschaffen – genau das müssen Sie in diesem Augenblick tun. Wie sieht es mit der Studienarbeit aus, für die es Extrapunkte gibt, in dem Seminar, in dem es sowieso schon sehr gut läuft? Reine Zeitverschwendung.

In diesem Buch lege ich Ihnen wissenschaftlich fundierte Techniken ans Herz, die jedes Notizbuch in ein wirkungsvolles Werkzeug verwandeln, das Ihnen Chancen eröffnet und alle Zerfahrenheit ausmerzt, damit Sie Ihre Zeit und Energie auf das wirklich Wichtige konzentrieren können.

Achtsamkeit

Oh, oh, das Modewort. Keine Sorge, wir kommen ganz ohne Sitargeklampfe aus. Beim Thema Achtsamkeit geht es uns hauptsächlich um eine größere Aufmerksamkeit für das Hier und Jetzt. Produktivität ist gut und schön, aber Ihr BuJo soll nicht dazu dienen, das Hamsterrad einfach noch schneller drehen zu lassen.

Wir leben in einer Zeit, in der uns die Technik beinahe grenzenlose Beschäftigungsmöglichkeiten bietet, und doch fühlen wir uns abgelenkter und abgehängter als je zuvor. Wir sehen die Welt wie im Flugzeug an uns vorbeirasen, ohne zu wissen, wo wir eigentlich stehen. Wenn wir Glück haben, sehen wir irgendwo da unten das Glitzern des Ozeans oder ein paar Blitze, welche die dunklen Wolken in der Ferne durchzucken. Größtenteils jedoch sind wir halb bewusstlose Passagiere und schlagen irgendwie die Zeit vor der nervtötenden Landung tot.

Wenn der Weg das Ziel ist, dann müssen wir besser reisen lernen. Und um besser reisen zu können, müssen wir an unserer Orientierung feilen. Wo stehen Sie jetzt? Möchten Sie hier stehen? Wenn nicht, warum möchten Sie sich weiterbewegen?

Um erfolgreich durch die Welt zu steuern, die uns umgibt, müssen wir nach innen schauen.

Achtsamkeit ist der Prozess des Wahrnehmens, was direkt vor uns liegt. Dadurch werden wir uns bewusster, wo wir stehen, wer wir sind und was wir wollen. Hier kommt das BuJo ins Spiel. Der Akt des Schreibens von Hand bringt unseren Geist auf neurologischer Ebene direkt in die Gegenwart, wie es sonst kein aufmerksamkeitsfesselndes Instrument zu leisten vermag.[1] Und nur im gegenwärtigen Augenblick beginnen wir, uns selbst zu erkennen. Die amerikanische Schriftstellerin und Journalistin Joan Didion, berühmte Verfechterin des Niederschreibens, fing damit im Alter von fünf Jahren an. Ihrer Meinung nach sind Notizbücher eines der besten Gegenmittel für unsere zerstreute Welt: «Allzu früh vergessen wir die Dinge, von denen wir dachten, wir würden sie niemals vergessen. Wir vergessen die Lieben und die Treuebrüche gleichermaßen, was wir flüsterten und was wir schrien, vergessen, wer wir waren. … Also ist es sinnvoll, den Kontakt zu halten, und ich glaube, genau das ist es, worum es bei Notizbüchern geht. Und wir sind ganz auf uns selbst zurückgeworfen, wenn es darum geht, die Zeilen offen zu halten für uns selbst: Ihr Notizbuch wird mir niemals helfen, und Ihnen meines genauso wenig.»[2]

An alle Digital Natives da draußen: Fürchtet euch nicht. Verbannt das Bild einer gekrümmten und schielenden Dickens’schen Figur aus eurem Kopf, die bei schwachem Kerzenschein in ihrer Dachkammer vor sich hin krakelt. Nein, hier lernt ihr, wie ihr eure Gedanken schnell und effektiv erfasst. Hier erlernt ihr das Journaling im modernen Lebenstempo.

Hier kommt also wieder das BuJo ins Spiel. Wir werden uns verschiedene Techniken anschauen, mit denen wir uns diese Art von Fragen angewöhnen, um uns nicht im Alltagstrott zu verlieren. Mit anderen Worten, die Bullet-Journal-Methode lässt uns darauf achten, warum wir tun, was wir tun, damit wir das meiste aus unserer kostbaren Zeit und Energie machen.

Intentionalität

Denken Sie zurück an ein Buch, einen Vortrag oder ein Zitat, das Sie tief bewegt oder Ihre Lebensanschauung ein Stück weit verändert hat. Es war Weisheit, die Sie inspiriert hat, die so verheißungsvoll gewesen ist. Sie hätten nur nach diesem neuentdeckten Wissen handeln müssen, schon wäre alles einfacher geworden, besser, klarer und man selbst gestärkter.

Nun, wie viel dieses Wissens ist in Ihrem Leben noch am Werk – nicht nur theoretisch, sondern auch ganz praktisch? Sind Sie zu einem besseren Menschen, Freund oder Partner geworden? Sind die Kilos noch immer unten? Sind Sie zufriedener? Wahrscheinlich ist das Gelernte bereits verblasst, wenn nicht gänzlich verschwunden. Es ist nicht so, dass es nicht hilfreich gewesen wäre. Es hat einfach nicht verfangen. Warum ist das so?

Das Meditieren zu «vergessen» oder eine gute Ausrede für das Auslassen des Yogakurses zu finden, ist einfach. Unsere tagtäglichen Verpflichtungen zu ignorieren, hat hingegen schwerwiegende und sofortige Folgen. Um erfolgreich eine neue Routine zu etablieren, muss sie in unseren vollgepackten Terminkalender passen. Was, wenn es einen Weg gäbe, der unsere Absichten hochhält und uns dabei hilft, organisierter zu sein?

Die Bullet-Journal-Methode schlägt eine Brücke zwischen Ihren Überzeugungen und Ihren Taten, indem sie Ihre Absichten ins alltägliche, ungeschönte Leben integriert.

Amy Haines zum Beispiel hat zusätzlich zum Organisieren ihrer Verpflichtungen mit ihrem Bullet Journal Ideen für ihr Unternehmen, inspirierende Menschen, interessante Apps und sogar spannende neue Teesorten festgehalten. Sie hat die Collections auf sich persönlich zugeschnitten – wovon ich später noch mehr berichte –, hat mit ihnen dem bangen Gefühl niemals enden wollender To-do-Listen den Garaus gemacht und ihre Herzensangelegenheiten an erste Stelle gesetzt. Sie konnte die wirklich wichtigen Dinge zurückerobern und ist noch mal davongekommen.

Mit dem Schreiben eines Bullet Journals gewöhnen wir uns automatisch eine regelmäßige Selbstreflexion an, bei der wir allmählich definieren, was wichtig ist, weshalb es wichtig ist und wie wir diesen Dingen nachgehen können. Tag für Tag werden Sie behutsam an diese Einsichten erinnert und können sie dadurch leichter in die Tat umsetzen, ganz egal, wo Sie gerade sind – im Sitzungszimmer, Klassenzimmer oder sogar in der Notaufnahme.

Anhänger des Bullet Journals haben ihren Traumberuf ergattert, ein Unternehmen gegründet, ungesunde Beziehungen beendet, sind umgezogen oder sind in manchen Fällen einfach nur zufriedener mit sich selbst geworden, weil sie BuJo zum Teil ihres Alltags gemacht haben. Seine Methodik gründet sich auf weise Überlieferungen aus der ganzen Welt. Es saugt diese Überlieferungen wie ein umgekehrtes Prisma in sich auf und bündelt sie zu einem hellen Strahl, der Sie klar erkennen lässt, wo Sie stehen, und der Ihren Weg beleuchtet. Er wird Ihnen die Macht verleihen, sich mittels der Kunst des absichtsvollen Lebens vom Passagier zum Piloten zu wandeln.

Anleitung

Ein Bullet Journal ist kein Schönwetterfreund. Es hat brav mit mir gelitten und gefeiert, sämtliche Phasen meines Lebens hindurch. Es hat den vielen Meistern meiner früheren Ichs gedient: dem Studenten, dem Praktikanten, dem Liebeskranken, dem Designer und mehr. Stets heißt es mich ohne irgendwelche Kritik oder Erwartungen willkommen. Als ich mich an das Schreiben dieses Buchs gemacht habe, wollte ich, dass es Ihnen genauso gute Dienste leisten wird. Es soll so etwas wie Ihr Bullet-Journal-Basislager sein. Es soll Sie auf Ihre Erstbesteigung vorbereiten und Sie willkommen heißen, wenn Sie zurückkommen, um sich auszuruhen, Ihren Tank neu aufzufüllen und sich neu zu justieren.

An alle Neulinge

Wenn das hier Ihre erste Erfahrung mit dem Bullet Journal ist, heiße ich Sie herzlich willkommen! Danke, dass Sie sich Zeit dafür nehmen. Um das meiste aus dem Buch herauszuholen, gehen Sie die Sache am besten linear, von Anfang bis Ende, an. Das Ganze soll partizipatorisch sein. Wir machen uns die Macht der Niederschrift zunutze (siehe Seite 63), damit sich Ihnen das System noch schneller einprägt. Alles, was Sie brauchen, ist ein leeres Blatt Papier, ein leeres Notizbuch und etwas zum Schreiben.

Die Bullet-Journal-Methode besteht aus zwei Hauptteilen: dem System und der Praxis. Teil II dieses Buchs konzentriert sich auf das System. Dort lernen Sie die Zutaten kennen und wie sie eingesetzt werden sollten. Mit Hilfe von Teil I und II werden Sie sozusagen zum sachkundigen Koch. In Teil III und IV tauchen wir dann in die Praxis ein, und dort werden Sie zum Chefkoch. Wir widmen uns den Ursprüngen und der Wissenschaft hinter den Zutaten, sodass Sie das Bullet Journal beliebig an Ihre Bedürfnisse anpassen lernen.

An alle alten Hasen – und diejenigen, die irgendwo dazwischen liegen

Die Kapitel sind so angelegt, dass sie eigenständige Collections darstellen und damit der Struktur des Bullet Journals an sich ähneln. Sofern Sie mit dem BuJo-Vokabular vertraut sind, können Sie das Buch an jeder beliebigen, für Sie spannenden Stelle aufschlagen. Wenn das nicht der Fall ist, stecken Sie Ihre Nase in Teil II!

Teil II befasst sich eingehend mit der BuJo-Technik, die Sie kennen und lieben, und ist auch dann für Sie interessant, wenn Sie Ihr Wissen einfach nur auffrischen möchten. Wir widmen uns jeder wichtigen Collection und Technik und zeigen sowohl die Gedankengänge als auch die Geschichte hinter ihrer Gestaltung. In Teil IV übertragen wir schlussendlich alle diese Konzepte auf ein Musterprojekt. Dort erfahren Sie, wie Sie das System ausweiten und auf sich zuschneiden können.

Wobei das System nur ein Teil dessen ist, was die Bullet-Journal-Methode ausmacht.

In den ersten beiden Buchteilen geht es darum, wie Sie ein Bullet Journal führen. Bei den letzten beiden Teilen geht es darum, warum Sie das Bullet Journal führen.

Vielleicht kennen Sie ja das Gefühl, dass es beim Schreiben eines Bullet Journals um mehr geht, als Ihre Listen im Griff zu haben. Dass Sie dadurch geerdeter, selbstbewusster, konzentrierter, ruhiger oder sogar beflügelter geworden sind. Das liegt daran, dass sich das Bullet Journal auf verschiedene Wissenschaften und Philosophien gründet und uns dabei helfen soll, ein zielgerichteteres Leben zu führen. Hier werde ich den Vorhang lüften und offenbaren, warum das Bullet Journal diese ganz spezielle Wirkung hat. Dieser tiefere Kontext wird Sie nicht nur in Ihrem Tun bestätigen, sondern Ihre BuJo-Praxis womöglich auf eine völlig neue Ebene heben. Egal, auf welcher Stufe Sie gerade stehen, ob BuJo-Neuling oder -Profi, wir schauen hierbei in das Herz des Bullet Journalings, wo Achtsamkeit auf Produktivität trifft, damit Sie Ihr Leben so gestalten können, wie Sie möchten.

Das Warum

Zielgerichtet zu leben ist die Kunst, eigene Entscheidungen zu treffen, bevor die Entscheidungen der anderen unser Leben bestimmen.

– RICHIE NORTON

Mein erstes eigenes Unternehmen, Paintapic, gründete ich in einer mit Tausenden von fingerhutgroßen Farbtöpfen vollgepackten Abstellkammer. Dort wandelte ich die gewünschten Fotos meiner Kunden in ein individuelles Malen-nach-Zahlen-Set um, einschließlich Leinwand, Farben und Pinseln. Zur damaligen Zeit hatte ich außerdem noch einen anspruchsvollen Vollzeit-Job, das heißt, Paintapic wurde gänzlich abends und an den Wochenenden aufgebaut.

Auf meiner Arbeit hatte sich die Führungsriege erneuert, und die drehte meinen Kreativprojekten, wegen denen ich erst Spaß an der Arbeit hatte, den Hahn zu. Mit der Zeit schränkte mich die Neuausrichtung der Firma derart ein, dass ich nicht mehr länger das Gefühl hatte, irgendeinen wertvollen Beitrag zu leisten. Wohingegen mein Einfluss bei Paintapic lediglich durch die Menge an Zeit, die ich bereit zu investieren war, beschränkt wurde. Also schoss ich mein Sozialleben in den Wind und haute bei Paintapic rein.

Mein Mitgründer hatte seinen Arbeitgeber überredet, eine ungenutzte Abstellkammer an uns zu vermieten … als Büro. Dieses dunkle Zimmer mit dem kleinen Milchglasfenster verschlang beinahe zwei Jahre lang unsere Nächte und Wochenenden. Tausende Entscheidungen sind in diesem beengten zyklopischen Schädel eines Zimmers getroffen worden. Wir diskutierten über jedes kleinste Detail – bis zur Zahl der Borsten unserer Pinsel

Dann kam endlich der langersehnte Tag: die Markteinführung. Aufträge wurden ausgeführt. Geld kam rein. Wir schrieben schwarze Zahlen. Vom Start weg und ohne jegliche Investitionen von außen schlugen wir uns ziemlich gut. Das passiert bei Start-ups selten. Allem Anschein nach war Paintapic ein (bescheidener) Erfolg.