Die Cops des Horrors - Sandro Hübner - E-Book

Die Cops des Horrors E-Book

Sandro Hübner

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Beschreibung

Die Cops des Horrors New York - Schmelztiegel der Nationen, aber auch Brutstätte des Verbrechens. Am schlimmsten - die South Bronx. Eine Alptraum-Landschaft aus verrotteten leerstehenden Häuserblocks, ver-schmutzten Straßen und vergessenen Autowracks. Sinistro, der große Magier, wusste, warum er sich gerade diese Gegend ausgesucht hatte, um seine teuflischen Pläne zu verwirklichen. Hier störte ihn niemand. Hier kümmerte sich keiner um den anderen. Besser konnte er sie gar nicht vorfinden die Geburtsstätte für die Horror-Cops... Seine Bücher gehen wahrlich unter die Haut und führen zu schlaflosen Nächten, verbunden mit schlimmen Alpträumen. Frank Knoll - Knoll Management

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Über den Autor:

Sandro Hübner, wurde 1991 in Görlitz geboren. Besuchte erfolgreich die Schule und widmete sich mit 10 Jahren Kurzgeschichten, Gedichten und Vorträgen, die sehr umfangreich verfasst waren. Als er 17 Jahre alt war und sich als Schriftsteller die Zeit, für seinen Ersten Roman: SAD SONG - Trauriges Lied - nahm, machte ihm das Schreiben sehr großen Spaß. Sandro Hübner lebt in Berlin und arbeitet bereits an seinem nächsten Roman. Er hat mittlerweile Bestseller geschrieben.

Vom Autor bereits erschienen: www.sandrohuebner.de

Für dich Mama, Papa Oma, Opa und Ur-Oma

Alle Geschichten, wenn man sie bis zum Ende erzählt, hören mit dem Tode auf. Wer Ihnen das vorenthält, ist kein guter Erzähler.

E. Hemingway

»Gehen Sie weg, bitte! Verschwinden Sie!« keuchte der Mann. »Sie können hier nicht bleiben. Machen Sie endlich!«

Laurie Ball lächelte.

»Aber was ist denn mit Ihnen los, Mr. Stone? Sie sind doch Hank Stone - oder?«

»Ja, ich bin es und bin es doch nicht.« »Wieso?«

»Ich bin fertig. Sie haben es geschafft.«

»Wer ist sie?« fragte Laurie.

Da hob Hank Stone den Blick. Laurie Ball erschrak. Was war nur aus ihrem Kollegen geworden! Hank Stone, ein Kerl, der sich vor nichts fürchtete, der die New Yorker Unterwelt kannte wie seine eigene Westentasche, saß nun als menschliches Wrack vor ihr. Gebrochen und innerlich zerrüttet. Tief lagen die Augen in den Höhlen, die Haare - einst schwarz - waren jetzt grau und hingen ihm strähnig in die Stirn. Die Haut erinnerte an welkes Herbstlaub, und der Körper des Reporters war ausgemergelt. Es glich einem Wunder, dass. Laurie Ball den Mann gefunden hatte.

In der South Bronx, diesem Abbruchviertel und Verbrecherbrutnest hatte sie ihn aufgegabelt.

Hank Stone legte beide Hände gegeneinander und flehte seine Kollegin an. »So gehen Sie doch - bitte! Es hat keinen Zweck. Sie sollen nicht auch noch mit hineingezogen werden und ihnen in die Hände fallen.«

»Wer, zum Teufel, sind sie?«

Hank Stone kicherte hohl. »Teufel, ja, da haben Sie recht. Es sind Teufel. Sie kommen direkt aus der Hölle. Aber aus der tiefsten. Und sie kennen keine Gnade. Sie sind gefährlich, grausam und unerbittlich. Es sind die...«

Er stockte.

»Nun sagen Sie es schon!« drängte die Reporterin.

»Nein!« Verzweifelt schüttelte Hank Stone den Kopf.

Und Laurie Ball wusste auch nicht mehr, was sie machen sollte. Sie hatte Hank Stone durch einen Zufall gefunden, als sie ein rauschgiftsüchtiges Mädchen aus der Hölle der South Bronx holen wollte. Laurie fühlte sich für diese Randexistenzen der Gesellschaft verantwortlich. Und bei ihrer Suche war sie auf Hank Stone gestoßen, einem längst verschollenen Kollegen.

Sie hatte ihn in diesem Verschlag gefunden. Auf einem Hinterhof. Und er hatte sich regelrecht verkrochen.

Draußen war es dunkel.

Es brannten kaum Lichter. Die meisten Laternen waren von zerstörungswütigen Banden zerstört worden. Die wenigen, die noch brannten, standen ebenfalls schon auf der Liste.

»Bitte gehen Sie!« flehte der Reporter. »Bitte!«

Laurie schüttelte den Kopf. »Nein, Hank, ich nehme Sie jetzt einfach mit.« Sie streckte die Hand aus, doch Hank schlug sie kurzerhand zur Seite.

Das Girl verstand ihn nicht. Laurie konnte nichts verstehen, denn sie wusste nicht, was Hank Stone hinter sich hatte. Aber es musste schlimm gewesen sein. War er Verbrechern in die Hände gefallen? Hatten ihn Banden durch die Mangel gedreht?

Eigentlich nicht, denn Laurie konnte keine Verletzungen bei ihm feststellen. Diesen Mann mussten sie auf eine andere Art und Weise fertiggemacht haben.

Aber wer?

Laurie war trotz ihrer zweiundzwanzig Jahre kein grünes Mädchen mehr. Sie wusste genau, was sie wollte.

Und sie hatte schon einige haarsträubende Abenteuer hinter sich gebracht.

Die Tasche hing an einem langen Riemen über ihrer rechten Schulter. Sie öffnete sie und holte eine Zigarettenschachtel hervor. »Jetzt rauchen wir erst mal eine«, sagte sie lächelnd und hielt Hank die Schachtel hin. Der schüttelte den Kopf.

»Nein, nicht. Auch ein Todgeweihter braucht keine Zigarette mehr.«

»Todgeweihter? «

»Ja, ich bin dem Tod geweiht«, flüsterte Hank.

»Wer will dich töten?« fragte Laurie. Sie war kurzerhand zum Du übergegangen.

»Die - die Cops!«

»Die wer?«

»Polizisten!«

Laurie schüttelte den Kopf, dann lachte sie, aber das Lachen klang unecht. »Du bist verrückt, Hank. Wie sollen die Cops...« Sie verstummte und holte tief Luft. »Welchen Grund sollen die Cops haben, dich töten zu wollen?«

»Weil sie aus der Hölle kommen!«

Jetzt verstand die gute Laurie gar nichts mehr. Aber sie lachte auch nicht über die Worte ihres Kollegen, denn Laurie wusste, dass es nicht nur die normale Welt gab. Sie hatte selbst erlebt, wie Manhattan von einer Vampirwelle überschwemmt werden sollte und wusste auch von dem Horror-Taxi, das durch die Straßen der Millionenstadt am Hudson gefahren war.

Sollte ihr Kollege auf ein grauenhaftes Ereignis gestoßen sein?

»Hast du sie gesehen?« fragte sie.

»Ja.«

»Und?«

Sie bekam keine Antwort mehr, denn Hank Stone setzte sich plötzlich steif hin.

»Was ist?« flüsterte Laurie.

Stone streckte seinen Arm aus. Seine Finger fanden Lauries Hand.

»Sie kommen, ich höre sie...«

»Unsinn!«

»Nein!« Das letzte Wort schrie er, und in seinen Augen flackerte die Angst. »Hast du dich nicht darüber gewundert, dass es auf den Straßen so ruhig gewesen ist?« fragte er. »Sonst ist in der South Bronx der Teufel los, aber jetzt nicht mehr. Jetzt haben alle Angst. Selbst die härtesten Bandenführer ziehen den Schwanz ein und verkriechen sich in ihre Löcher, wenn die Horror-Cops unterwegs sind.«

Hank hatte recht. In der Tat war in den Straßen längst nicht so viel Betrieb wie sonst.

Laurie hatte sich zwar darüber gewundert, sich aber sonst keinerlei Gedanken darüber gemacht.

Sie hörte das Brummen eines Automotors. Dann verstummte das Geräusch. Wagentüren schwappten zu.

»Nun sind sie da!« raunte der Reporter und begann zu schluchzen. Laurie Ball holte tief Luft. Sie war eine moderne junge Frau, trug ihr blondes Haar kurzgeschnitten, hatte zahlreiche Sommersprossen im Gesicht und war vom Typ her ein Girl, mit dem man Pferde stehlen konnte.

»Dann lasse uns fliehen«, sagte sie. Hank Stone schüttelte den Kopf.

Laurie war es leid. Wenn er nicht freiwillig mitkam, müsste man ihn eben zu seinem Glück zwingen.

Sie lief auf Hank zu, fasste ihn an den Schultern und wollte ihn hochziehen, doch er machte sich absichtlich schwer, so dass Laurie keine Chance hatte.

»Nein!« keuchte er, »nicht. Ich kann ihnen nicht entkommen. Sie würden mich finden - überall.«

»Stell dich nicht so an!« schrie Laurie. Schritte!

Auf dem Hinterhof. Mit Eisen beschlagene Sohlen hämmerten auf rissigem Asphalt. Im Stechschritt, von einer monotonen Gleichmäßigkeit, aber auch von einer Zielstrebigkeit, die darauf schließen ließ, dass sich die Ankömmlinge durch nichts von ihrem Tun abhalten lassen würden.

Laurie sah sich um.

Es gab zwei Räume in diesem Anbau.

In einem lag Hank Stone. Ein Durchgang führte in den anderen. Er war eine ebensolche Rumpelkammer wie der erste.

»Flieh!« keuchte Hank, »bitte...«

»Nein!«

»Doch, damit tust du uns einen Gefallen. Mich kann keiner mehr retten, aber wenn sie dich auch packen, ist es vorbei. Dann gibt es keinen Zeugen. Verstehst du nicht, Laurie? Du bist wertvoller, wenn du verschwindest! «

Laurie überlegte.

Ihr Kollege hatte recht. Vielleicht war es besser, wenn sie ging.

Aber konnte sie ihn einfach zurücklassen? Nein, nicht in dem Zustand. Sie brachte es nicht über sich, den Kollegen in den Tod gehen zu sehen.

»Dann komm mit«, sagte sie, doch Hank Stone wehrte sie brüsk ab.

»Nein, mich kann niemand mehr retten. Wie oft soll ich dir dies noch sagen! Ich war im Vorhof der Hölle, ich habe gesehen, wie sie es mit...«

Er verstummte.

Schritte!

Schon im Haus.

Sie kamen über die Treppe hoch. Gleichmäßig, mit einer schon brutal zu nennenden Präzision.

Sie wollten ihr Opfer. Die Horror-Cops...

»Weg mit dir!« zischte Hank Stone. »Geh weg! Beobachte und räche mich, wenn du kannst. Denn was ich gesehen habe, darf es nicht geben. Die Cops und die Henker. Sie arbeiten Hand in Hand. Sie richten die Menschen. Sie...«

Jetzt waren die Schritte an der Tür.

Und da erst reagierte Laurie Ball. Sie huschte auf leisen Sohlen in den anderen Raum hinein und drückte sich rechts neben dem offenen Türrechteck in den toten Winkel. Ihr Rücken berührte die schimmelige Tapete, die zum Teil von den Wänden gefallen war. Die Mauern zeigten dunkle Feuchtigkeitsflecken, aber das alles war der Reporterin egal. Sie wollte nur die Cops sehen.

Und die kamen.

Mit einem Ruck flog die Zimmertür auf.

Hank Stone lachte wie irr.

»Ja!« kreischte er, »kommt nur, ich habe euch erwartet, ihr Bestien!«

Die Schritte stampften quer durch den Raum, wobei die Eindringlinge kein einzige Wort sprachen.

Dann blieben sie stehen.

Lauries Herz klopfte oben im Hals. Plötzlich hatte sie Angst. Aber sie überwand das allzu menschliche Gefühl, schob sich ein paar Zoll vor und peilte um die Türecke.

Die Cops standen in gebückter Haltung vor dem Reporter. Laurie sah die blauen Uniformen und die glänzenden Koppel. Auch die Revolvergriffe die aus den Holstern ragten und die schwarzen Stiefel.

Schweigend zogen sie Hank Stone hoch.

Und er sagte kein Wort, hing wie ein willenloses Bündel zwischen ihnen. Zwei Cops hielten ihn fest.

Der dritte gab das Zeichen. Die Polizisten drehten sich um.

Und jetzt schaute Laurie zum ersten Mal in ihre Gesichter. Im nächsten Moment glaubte sie, einen Elektroschock bekommen zu haben.

Die Cops hatten keine menschlichen Gesichter, sondern Skelettfratzen!

Fahl glänzten die Totenköpfe unter den Mützenschirmen. Die Augenhöhlen waren dunkle Löcher, ebenso wie Mund und Nase. Auch ihre Hände bestanden aus blanken Knochen, doch unter den Uniformjacken trugen sie Hemden mit korrekt gebundenen Krawatten.

Ein Bild zum Fürchten.

Laurie glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Sie hätte am liebsten losgeschrien, doch sie beherrschte sich, denn wenn sie sich bemerkbar gemacht hätte, wäre auch sie verloren gewesen. Dann hätte sie das gleiche Schicksal ereilt wie Hank Stone.

Welch ein Schrecken!

Die Cops schauten stur geradeaus. Der erste ging vor und zog die Tür auf, die wieder ins Schloss gefallen war, während die anderen beiden den Reporter Hank Stone nach draußen schleiften.

Sekunden später war der Spuk verschwunden.

Laurie glaubte zu träumen, doch als sie die polternden Geräusche aus dem wurmstichigen Treppenhaus vernahm, da wusste sie, dass es kein Traum war.

Und sie vernahm das Stöhnen des Reporters.

Dieses Geräusch riss sie zurück in die Wirklichkeit. Plötzlich war ihr klar, dass sie nicht einfach zuschauen konnte, wie die Skelette ihren Kollegen abtransportierten.

Nein, sie musste etwas tun!

Sonst hätte sie nie mehr reinen Gewissens in den Spiegel schauen können. Sie hätte sich mitschuldig am Tod ihres Kollegen gefühlt.

Am Tod...?

War es schon so weit, dass sie an den Tod dachte.

»Oh Gott!« flüsterte sie und presste eine Hand auf den Mund. »So etwas darf ich nicht sagen.«

Laurie Ball verließ ihr Versteck. Von den drei Cops und ihrem Opfer war nichts mehr zu sehen. Dafür hörte sie Geräusche im Treppenhaus, falls man dieses baufällige Etwas als Treppenhaus bezeichnen konnte.

Vorsichtig verließ Laurie den Raum.

Die Treppe ahnte sie im Dunkeln mehr, als dass sie sie sah. Behutsam setzte sie einen Fuß vor, erreichte die erste Stufe und schritt dann weiter.

Unten fiel eine Tür ins Schloss, und es klang wie ein Schuss.

Laurie bewegte sich dicht an der Mauer entlang. Es war wieder ruhig geworden, und der Reporterin fiel das Pfeifen der Ratten auf.

Scharf saugte sie die Luft durch die Nase. Obwohl sie kaum etwas sehen konnte, ging sie schneller.

Der Hinterhof war stockfinster - und menschenleer.

Laurie blieb für zwei Sekunden stehen und wandte sich dann nach links, der schmalen Einfahrt zu, die auf die Straße führte. Dort mussten die Horror-Cops auch ihr Fahrzeug geparkt haben.

Leichtfüßig lief Laurie durch die Einfahrt. Dicht vor deren Mündung blieb sie stehen.

Sie sah den Wagen.

Es war ein Patrol Car. Sogar mit Sirenen auf dem Dach. Die beiden Lampen wurden von einem querlaufenden Bügel gehalten.

Niemand war auf der Straße zu sehen. Es schien, als hätten die Bewohner gewusst, was auf sie zukommen würde. Allerdings lebte hier kaum noch ein Mensch. Und wenn, dann war es der Abschaum der Straße. Die hohen Hauserkästen sahen aus wie geometrische Ungeheuer. Nicht eine Scheibe war mehr heil, und die Fenstervierecke erinnerten die Reporterin an die leeren Augenhöhlen der Skelette in Uniform.

Die untoten Cops hatten die Türen des Autos schon aufgezogen. Einer setzte sich hinter das Lenkrad, während die beiden anderen im Begriff waren, Hank Stone in den Fond zu zerren.

Noch hatten sie die Reporterin nicht gesehen. Da griff Laurie ein.

Sie schnellte aus ihrer Deckung, lief auf die >Polizisten< zu, überwand ihren Ekel und riss den Kerl, der die Beine des Gefangenen hielt, an der Schulter zurück.

Es war ein erstaunlich harter Griff, und das Skelett flog herum. Laurie sah in das grinsende Totengesicht und bekam Angst.

Ihre Hand rutschte ab, sie fühlte nicht mehr die Eiseskälte der Knochen, dafür erhielt sie einen Stoß, der sie zurück bis gegen eine überquellende Mülltonne trieb.

Scheppernd fiel der Deckel zu Boden.

Der Horror-Cop blickte Laurie nach. Seine fleischlosen Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen, dann bückte er sich, hob die Beine wieder an und half seinem Kumpan dabei, Hank Stone in den Wagen zu hieven. Laurie konnte sich nicht rühren. Der Schlag hatte sie hart getroffen, und der Schmerz wühlte in ihrem Innern. Tränen schössen in ihre Augen, in den Knien glaubte sie Pudding zu haben, und langsam sackte sie nach vorn.

Auf dem Boden gestützt blieb sie hocken. Am Wagen aber knallten die Türen zu.

Laurie hob den Blick. Das Fahrzeug startete.

Reifen drehten durch, sangen quietschend über den Asphalt, und das letzte, was Laurie sah, waren die Skelettfratzen der Horror-Cops hinter den Scheiben.

Sie kamen ihr vor wie ein schauriger Gruß aus der Hölle...

Wie betäubt blieb die junge Reporterin an die Mülltonne gelehnt sitzen. Sie hatte sich nach hinten fallen lassen, atmete tief durch und hoffte, dass das Übelkeitsgefühl verschwand.

Schwer pumpte ihr Herz. Der Schlag hatte ihr schwer zu schaffen gemacht.

Aber die Zeit vertrieb den Schmerz, und auch das würgende Übelkeitsgefühl ging vorüber.

Laurie Ball stand auf.

Sie musste sich breitbeinig hinstellen, weil der Schwindel sie erfasste und es eine Weile dauerte, bis sie wieder einen klaren Gedanken fassen konnte.

Hilfe!

Sie brauchte Hilfe.

Aber wer würde ihr glauben? Wer nahm ihr ab, dass es in New York Polizisten gab, die mit Skelettschädeln herumliefen?

Unmöglich. Man würde sie auslachen, verhöhnen, verspotten. Selbst ihre eigenen Kollegen würden ihr nicht glauben.

Und doch blieb als einziger Ausweg nur der Gang zur Polizei. Laurie befand sich nicht weit vom Crotona Park entfernt, etwas südlich davon, im Stadtteil Morrisania. Dieses Gebiet verkam ebenso wie die anderen kleinen Stadtteile auch.

Abfall auf den Straßen und Gehwegen. Herausgerissenes Pflaster, mal ein rostiges Autowrack. Sonst herrschte eine beängstigende Stille. Keine flüsternden Stimmen, keine Mugger, die auf einen schnellen Raub aus waren - nichts.

Morrisania war tot.

Wussten die Menschen etwas – ahnten sie, dass hier das Grauen durch die leeren Straßen fuhr?

Laurie schaute sich um. Es ließ sich auch keine normale Polizeistreife blicken.

Alles war tot...

Gespenstisch anzusehen, ein Ruinenfeld, wie aus einem S.F.-Film. Beängstigend in der Atmosphäre und grausam im Detail.

Sie schritt durch die Straße, die nicht einmal einen Namen besaß. Sie passierte die abbruchreifen Häuser. Irgendwo nördlich schimmerten die Lichterketten zahlreicher Peitschenleuchten. Dort lief der Cross Bronx Expressway auf Stelzen entlang.

Eine andere Welt schon...

In den Abfallhaufen raschelte es. Ratten, die nach Nahrung suchten. Laurie musste wieder an ihren Kollegen denken. Was er wohl machte?

Vielleicht konnte man ihn noch retten, wenn sie früh genug bei der Polizei eintraf.

Ja, dort musste man ihr helfen. Die Cops würden eine Fahndung einleiten. Eine Beschreibung des Patrol Cars konnte sie ja durchgeben. Dann gab es vielleicht noch einen Hoffnungsschimmer.

Sie lief schneller, passierte eine Telefonzelle.

Dort fehlten nicht nur die Scheiben, sondern auch der Hörer. Und das Gehäuse war zerstört worden.

Vor Wut und Ohnmacht stapfte sie mit dem Fuß auf. Aber so sah es überall in der South Bronx aus.

Eine Querstraße.

Laurie schaute nach links.

Weiter entfernt brannte ein einsames Licht. Eine Laterne. Ein Anachronismus in diesem Stadtteil.