Die Drachen sollen hierbleiben - Sonja Tolevski - E-Book

Die Drachen sollen hierbleiben E-Book

Sonja Tolevski

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Beschreibung

Was wäre, wenn wir schon als Kinder lernen, fest auf uns und unser Gefühl zu vertrauen? Wie wäre es, wenn wir als Erwachsene das Leben leichter nehmen und mehr an uns glauben? Leo ist ein Drache, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, uns Menschen wieder die Augen zu öffnen für das, was nicht sichtbar ist, aber dennoch bemerkenswert und spürbar. Wenn wir das wieder erlernen, dann wird es uns verändern - hin zum sicheren Selbstvertrauen. ..."Wir sind Drachen. Und als Drache, da habe ich so meine Aufgaben. Natürlich sind unsere Aufgaben verschieden schwer. Mal sind sie leichter zu lösen, mal eben etwas schwerer. Oft hängt es davon ab, wo wir leben und vor allem mit wem." Er überlegte kurz und sprach schnell weiter, bevor ich etwas dazwischen sagen konnte. Er schien mich zu kennen. So gern hätte ich etwas gefragt, aber ich sollte keine Gelegenheit dazu haben. Er sprach sofort weiter: "Leider könnt ihr Menschen uns nicht sehen. Das heißt, das stimmt so nicht. Meist können die kleinen Menschen uns noch gut sehen...

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Sonja Tolevski

Die Drachen sollen hierbleiben

Für Sophie & LaurenBookRix GmbH & Co. KG81371 München

Die Drachen sollen hierbleiben

Leo war krank.

Er fühlte sich überhaupt nicht gut. Sein schönes Drachengrün war übersät mit roten Punkten. Die grünen Schuppen glänzten nicht mehr so wie sonst und die roten Punkte hatten wirklich viel Platz eingenommen. Mit großen dunklen Kulleraugen schaute er mich an und ich verstand sofort, dass er Hilfe brauchte. So einfach würde er wohl nicht gesund werden. Zu diesem. Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung, was ihm wirklich fehlte. Aber erst mal der Reihe nach. Als erstes hatte ich nur seine zwei Augen wahrgenommen. Es waren zwei Augen auf einem grünen Hintergrund, die mich anblinzelten. Die dunklen Augen hatten einen wundervollen Glanz und in ihnen war ein Lächeln zu sehen. Unter den Augen konnte ich eine runde Schnauze mit zwei großen Nasenlöchern erkennen. Meine Augen wanderten auf diesem freundlich dreinschauenden Gesicht umher. Es war einfach grün. An einigen Stellen erinnerte das Grün an Tulpenblätter, an anderen Stellen war es viel, viel dunkler und erinnerte an Tannen, wieder andere hatten die Farbe von Moos. Alles schillerte in verschiedenen Grüntönen. Ich hatte so etwas noch nie gesehen. Es war ein Schillern wie im Inneren einer Muschel, nur eben grün. Oberhalb seiner Augen konnte ich zwei Ohren erkennen, wobei eins rundlich und frech nach oben stand, während das andere sich nach vorn geneigt hatte. Beide Ohren erinnerten an Wassermelonenscheiben, die von Zeit zu Zeit wackelten. Sie waren natürlich außen grün und innen rötlich. Bei jedem Wackeln hatte die Ohreninnenseite eine andere Rotfärbung. Es war spannend das zu beobachten.

Dann erst erkannte ich, dass dies ein kleiner, junger Drache sein musste. Am Kopf hatte er noch keine roten Punkte, die waren nur an seinem Körper zu sehen. Nun muss ich sagen, dass ich nicht täglich einem Drachen begegne und deshalb wohl auch ein wenig lange gebraucht habe um ihn als Drachen zu erkennen. Einen langen Moment schaute ich ihm in die Augen und dann hörte ich mich selbst fragen: “Wer bist du?”

Er räusperte sich. Eine Pranke kratzte verlegen seinen Bauch. Mit leiser Stimme sagte er: “Ich bin Leonardus.”

In seinem Blick machte sich Ungeduld bemerkbar, doch er wartete ab. Nach ein paar Minuten fragte ich ihn: „Was ist mit dir?“

Er antwortete: „Ich bin krank. Siehst du diese Tupfen? Ich meine die roten Flecken überall an meinem Körper. Die gehören nicht zu mir. Ich meine, ich hatte sie nicht schon immer, sondern eben erst seit ich krank bin. Ich werde dir nun ein paar Dinge erzählen. Und die erzähle ich dir auch nur, damit du mir hilfst.”

Ich war überrascht. “Ich? Ich soll dir helfen? Wie kann ICH dir helfen?”

Leonardus schnappte kurz nach Luft und sprach weiter: “Du musst bitte über mich schreiben, nur dann kann ich gesund werden.“

Aha, so einfach war die Sache. Über ihn schreiben und er würde wieder gesund werden. Warum nicht? Auf den ersten Blick wirkte er sehr handzahm, klein und unbeholfen. Da er mich schon ansprach und um Hilfe bat, da konnte ich ihm seine Bitte doch nicht abschlagen. Ich betrachtete ihn noch genauer. Sein grüner Körper war übersät mit himbeerfarbenen Punkten und Flecken. Die Flecken hatten alle ein Muster und sahen wie aufgemalte Schneckenhäuser aus. Seltsam, seltsam.

Ich machte einen Schritt nach hinten um ihn im Ganzen zu betrachten. Sein Körper war groß und erinnerte an einen Berg. Dieser grüne Berg hatte einen etwas hervorstehenden Bauch, der heller als der Rest war. Links und rechts neben dem Berg konnte ich dicke Arme erkennen, die auf Bauchhöhe mit hornigen Pranken endeten. Diese Pranken sahen gefährlich aus, jedoch schienen sie im Augenblick den glänzenden Bauch zu stützen, was nicht besonders bedrohlich wirkte. Offenbar hatte mein Drache erst kürzlich sehr viel gegessen. Langsam senkte ich die Augen zum Boden. Auch hier riesige Pranken mit langen Krallen. Sie schienen den grünen Berg zwischen sich zu balancieren. Auf der rechten Seite war ein Schwanz mit einer zackigen Oberfläche zu sehen. Die Schwanzspitze zuckte in unregelmäßigem Rhythmus. Mein neuer Freund sah sehr entspannt aus, aber innerlich war er wohl unruhig.

„Ich heiße Leonardus,” begann er wieder. „Du kannst mich aber ruhig Leo nennen. Mein richtiger Name ist Leonardus Fidibus von Löwenzahn.“ Leo machte eine kurze Pause und beobachtete mich mit weit aufgerissenen Augen. Er wollte jede Reaktion in meinem Gesicht wahrnehmen. Während ich überlegte, wie ich mir diesen langen Namen merken könnte, unterbrach er meine Gedanken und fragte: „Gefällt dir mein Name?“

„Ja, er ist schön! Er ist aber auch lang! Ich hoffe, ich kann ihn mir merken.“

„Du wirst ihn dir sicher merken können. Ich werde ihn dir einfach noch ein paar Mal sagen und dann werde ich ihn an eine Stelle in deinem Kopf tun, wo du ihn morgen auf jeden Fall finden wirst.“ Leo schien sehr überzeugt zu sein, dass seine Vorgehensweise funktionieren würde. Ich hingegen dachte über all die Dinge nach, die ich schon an einer absolut sicheren Stelle in meinem Kopf gesichert hatte, die mir aber einfach nicht mehr einfallen wollten. Weder an die Dinge noch an die Stellen konnte ich mich erinnern. Und das kam oft vor.

Aber ich würde ihm zuliebe natürlich versuchen mir seinen Namen zu merken.

Ich wollte ihn auch noch am nächsten Tag wissen und möglichst noch länger, da bereits jetzt klar war, dass es wohl noch einige Tage dauern würde, bis ich die Zeit finden und über ihn schreiben könnte.

Tatsächlich verging die Zeit wie im Flug und aus einigen Tagen wurden einige Wochen. Zwischendurch schaute ich immer mal nach Leo. Mein Gewissen plagte mich und ich hatte große Befürchtungen, dass die roten Punkte ihn möglicherweise mittlerweile vollkommen verändert haben könnten. Meine Sorge war, dass ich beim nächsten Besuch gar keinen grünen Drachen vorfinden würde, sondern einen roten mit grünen Reststellen. Zum Glück änderte sich nichts an seinem Zustand und er schaute mich nur geduldig mit seinen großen Augen an. Sie blinzelten mich an und ich schmolz dahin. Wieder versprach ich ihm, dass ich über ihn schreiben würde, sobald es meine Zeit erlaube oder eben sobald die Zeit dafür gekommen war. Seinen Namen, den konnte ich mir tatsächlich sofort merken und ich wusste ihn auch noch nach Tagen. Ich weiß nicht genau, wie sein Trick funktioniert hat, aber es hatte geklappt.

Leonardus Fidibus von Löwenzahn. Nun sollte er seine Geschichte erzählen können und damit auch wieder gesund werden.

„Weißt du, ich bin ein Nachkomme von einer ganz, ganz alten Drachenfamilie. Die ist so alt, dass mein Urururgroßvater einige Freunde hatte, die zu den Dinosauriern gehörten. Ob ich jetzt genügend „Urur" gesagt habe, weiß ich leider nicht. Aber es war jedenfalls ein Opa von mir. Es gibt uns schon sehr lange und wir sind sehr stolz darauf.“

„Wo sind denn die anderen Familienmitglieder?“, fragte ich.

„Die sind alle da. Alle meine Geschwister sind Drachen von großer Bekanntheit. Auch sie haben ganz wundervolle Namen. Meine zwei großen Brüder heißen Artus und Nikolasius. Dann ist da noch Eugenianis, der etwas jünger ist als ich. Und natürlich auch meine große Schwester Mercedea, und dann noch meine kleine Schwester Kallioppa.”

Ich nickte beeindruckt. Er sprach weiter: “Wir sind Drachen. Und als Drache, da habe ich so meine Aufgaben. Natürlich sind unsere Aufgaben verschieden schwer. Mal sind sie leichter zu lösen, mal eben etwas schwerer. Oft hängt es davon ab, wo wir leben und vor allem mit wem.” Er überlegte kurz und sprach schnell weiter, bevor ich etwas dazwischen sagen konnte. Er schien mich zu kennen. So gern hätte ich etwas gefragt, aber ich sollte keine Gelegenheit dazu haben. Er sprach sofort weiter: „Leider könnt ihr Menschen uns nicht sehen. Das heißt, das stimmt so nicht. Meist können die kleinen Menschen uns noch gut sehen. Dann verplappern sie sich bei ihren Eltern oder Großeltern und erzählen, dass sie Drachen gesehen haben, oder noch besser, dass sie mit einem von uns gesprochen haben. Und dann geht der Ärger los. „Kind, rede doch keinen solchen Unsinn! Es gibt doch keine Drachen. Die gibt es im Märchen und nicht in der wirklichen Welt!“ Leo äffte eine empörte Stimme nach, die wohl einer besorgten Mutter oder Großmutter gehören sollte.

„Na, und was glaubst du, was die lieben Kinderlein mit der Zeit machen?“ Sein Gesicht verzog sich zu einem leidvollen Lächeln.

„Ich kann es mir schon vorstellen“, antwortete ich.

„Nee, kannst du nicht!“ Leo hatte sich warm geredet und wollte seinen Schwung nicht aufgeben. „Nicht, dass sie einfach nicht mehr von den Erlebnissen mit uns berichten und weiter mit uns reden oder spielen. Nein, sie fangen an zu zweifeln! Sie beginnen an ihren Augen und an ihrem Gefühl zu zweifeln, je nach Alter auch mal an ihrem Verstand. Wenn das lange genug stattfindet, dann kommt der Zeitpunkt, dann nehmen sie uns nicht mehr wahr. Wir können vor ihren Augen Samba tanzen. Sie sehen es nicht!!“

„Ich fürchte, du hast Recht!“ Ich war beeindruckt über die Klarheit seiner Worte. Er wirkte noch wie ein Drachenbaby, aber er hatte einen glasklaren Verstand und es schien, als wüsste er genau, wovon er sprach. Vermutlich ist das bei Menschenbabys nicht anders, nur wir können sie nicht so gut verstehen und halten sie deshalb für zu klein und unfertig.