Rhetorik ist nicht schwer - Sonja Tolevski - E-Book

Rhetorik ist nicht schwer E-Book

Sonja Tolevski

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2017
Beschreibung

Rhetorik ist nicht schwer Menschen, die vor einer Gruppe angstfrei reden können, werden oftmals bewundert. Doch was machen diese Menschen anders? Sich selbst gut darstellen, die eigene Meinung standhaft vertreten, sich in Diskussionen trauen einen Beitrag zu leisten und einfach gelöst schlagfertig sein - diese Module stehen in diesem Buch im Vordergrund. Der Verlauf des Seminarbuches fokussiert sich zunächst auf das Auflösen von Redeängsten und das Einüben von rhetorischen Techniken. Im weiteren Verlauf ist es das Ziel in der freien Rede sich sicher zu fühlen und zu überzeugen. Das Buch ist leicht verständlich und schnell umsetzbar. Mit diesen Techniken kann aus einer Redeangst eine Redefreude werden!

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Sonja Tolevski

Rhetorik ist nicht schwer

endlich angstfrei reden

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Persönliche Einleitung

„Das echte Gespräch bedeutet: aus dem Ich heraustreten und an die Tür des Du klopfen.“

Albert Camus

 

„Rhetorik“ – ein magisches Wort.

Die meisten Menschen haben aus irgendeinem Grund Respekt vor dem Begriff „Rhetorik“.

Wie das schon klingt! Eigentlich könnte man den Effekt des Wortes gleichsetzen mit „Erfolg“ oder gar mit „Zauberkunst“.

Dabei sagt das Lexikon eher entzaubernd und schlicht: „Rhetorik[griechisch »Redekunst«] die, die Kunst der Rede als Praxis, zugleich Theorie der Rede.“

 Meine persönliche Erfahrung vor 15 Jahren war recht ähnlich. Es rief mich die Leitung einer Bildungseinrichtung an und fragte nach, ob ich wohl einen Rhetorik-Kurs leiten könne. Ich war überrascht und blitzschnell gingen mir folgende Gedanken durch den Kopf: Im Gesamten konnte ich schon reden. Klar war ich in Argumentationen stärker als in der freien Rede vor vielen Menschen. Aber würde das für eine Kursleitung genügen? Jemand, der sich für einen Rhetorik-Kurs anmeldet, der hat doch riesige Erwartungen.

Mit dem Gedanken, es würde sich schon eine Lösung finden, sagte ich zu. Zudem hatte ich noch einige Wochen Zeit zur Vorbereitung. Also begann ich, in der Universitätsbibliothek nach Literatur zu suchen und mich mit den inhaltlich passenden Büchern auseinanderzusetzen. Bücher durchforsten, Skripte schreiben und das Wesentliche eines Buches darstellen war ja über lange Jahre mein Studentenalltag gewesen. Genauso würde ich auch dieses Mal vorgehen. So weit der Plan.

Tatsächlich sah es aber dann doch ein wenig anders aus. Es fanden sich so viele interessante Ansätze und Schwerpunkte, dass mir recht schnell klar wurde, dass es unmöglich war, das alles in einem Tagesseminar unterzubekommen. Meine Favoriten waren die typisch männliche und weibliche Ausdrucksform, gleiche Aussagen mit verschiedener Betonung, Argumentationstechniken mit den entsprechenden Erwiderungen, Aussagen, die das Gespräch ins Rollen bringen sollten und natürlich Atemtechniken. Ebenso faszinierten mich die Erkenntnisse und Anwendungsbereiche des Neurolinguistischen Programmierens, kurz NLP.

Der Tag meines ersten Rhetorik-Kurses kam und ich rettete mich von einer festgelegten Übung zur nächsten. Die Teilnehmerinnen fanden den Tag mit mir ganz gut, doch ich war nicht zufrieden mit meinem Konzept. Dennoch schien der Kurs soweit in Ordnung gewesen zu sein, da mich der Bildungsträger wieder anrief und neue Termine für das kommende Halbjahr festlegen wollte. So schwamm ich nun in diesem Boot, welches als Titel „Rhetorik für Frauen“ hatte. Ein weiterer Bildungsträger aus einer benachbarten kleinen Gemeinde rief mich an. Sie seien auf den Titel „Rhetorik für Frauen“ aufmerksam geworden und wollten es unbedingt bei ihnen im Ort anbieten. Wenn das Schiff erst schwimmt, dann schwimmt es! Oder war es der Stein, der rollt?

Natürlich sagte ich zu. Ich hatte mittlerweile eine gewisse Gelassenheit und Routine entwickelt und freute mich über die zusätzlichen Aufträge. Wieder überarbeitete ich mein Konzept, sowohl vor dem Kurs als auch nach dem nächsten Kurs. Alle Teile des Seminars, die nur schleppend liefen, wurden gestrichen. Ebenso die Anteile, die den Aha-Effekt nicht wirklich durchbringen konnten. Mittlerweile war ich ins Rhetorik-Fieber gefallen. Ich wollte den Teilnehmerinnen beibringen, dass es nichts mit Zauberei zu tun hatte. Dass der Berg, den sie vor sich sahen, mit Hilfe von verschiedenen Strategien locker zu besteigen sei. Sie müssen sich nur trauen und sich auf die eigenen Seile verlassen. Also stellte ich ein weiteres Mal die Inhalte des Tages um und heraus kam eine Seminarstruktur, die ich bis heute einhalte. Mittlerweile sind hunderte von Damen durch diesen Seminartag gegangen und es war und ist für mich immer wieder wundervoll die persönlichen Aha-Effekte der Teilnehmerinnen und Fortschritte zu beobachten. Selbst die Herren der Schöpfung, die sich schon zu mir in ein Rhetorik-Seminar getraut haben oder eben geschickt wurden, teilten mir mit, dass sie es sich schlimmer vorgestellt hatten und nun doch ganz froh über ihre eigenen Fähigkeiten und Erkenntnisse seien. Ich denke nicht, dass meine Seminare außergewöhnlich brillant sind oder dass ich das rhetorische Vorbild bin. Aber ich habe den Anspruch, dass meine Seminare Spaß machen und die Fähigkeiten, die die meisten von den Teilnehmern mitbringen, hervorheben. Ferner lege ich großen Wert darauf, viele Situationen aufzugreifen, in denen sich die Teilnehmer wiedererkennen und sich dort auch abgeholt fühlen, wo sie augenblicklich stehen. Nur dann können wir gemeinsam die nächsten Schritte gehen. Sicherlich sind es in dem einen oder anderen Fall kleine Schritte, aber ebenso ist es in dem einen oder anderen Fall ein Knoten, der platzt und neue Perspektiven freigibt.

Arbeitsvoraussetzungen

Nun zu Ihnen! Sie haben sich entschlossen dieses Buch zu lesen und das bedeutet, dass es natürlich immer wieder Aufgaben, Fragestellungen und Übungen gibt, die Sie machen müssen, um den nächsten Schritt zu bewältigen. So wollen wir verschiedene Abzeichen sammeln. Wen das zu sehr an das Militär erinnert, der rufe sich die Schwimmabzeichen unserer Jungend ins Gedächtnis. Schon wird die ganze Sache etwas sportlicher und sicherlich für viele leistungsorientierte Menschen um ein Vielfaches interessanter.

Bei fast allen Aufgabenstellungen stellen Sie sich zunächst eine Situation vor. Oftmals ist es von Vorteil beim Vorstellen von Situationen die Augen zu schließen, sich genau die Umstände und Vorgaben vorzustellen, genau zu fühlen, wie sich die körperlichen Befindlichkeiten verändern, welche Änderungen es konkret sind und wie sie sich auswirken. Bemerken Sie, welche Gedanken Ihnen durch den Kopf gehen und registrieren Sie bei sich entstehende Veränderungen, die durch die Gedanken hervorgerufen werden.

Ich will Ihnen die Grundvoraussetzung dieser Aufgabenstellung etwas verdeutlichen. Bei sehr vielen Menschen verursacht allein das Denken an den Tod, der uns ganz sicher alle erwartet, schon körperliche Reaktionen. Wenn Sie lange genug über diese Tatsache nachdenken, dann macht sich eventuell im Magen ein flaues Gefühl breit, es gesellen sich Gedanken über die Endlichkeit des Seins dazu, die wiederum unweigerlich zu einem beklemmenden Gefühl im Brustbereich führen. Wenn dann noch Details über das Verfallen und Nie-wieder-Leben-Dürfens hinzukommen, dann können sich richtige Panikreaktionen entwickeln.

Dieses Beispiel soll plakativ darstellen, wie wichtig es ist, sich ganz konkret in Situationen hineinzudenken und die entstehenden Gefühle zu registrieren. Hieraus können wir viel lernen. Zum einen müssen Sie aufpassen, welche Gedanken Sie für sich zulassen. Denn, wenn Sie die Kraft der Gedanken erkennen und auch die dazugehörigen körperlichen Reaktionen bemerken, dann werden Sie zukünftig darauf achten, WAS Sie denken!

Zum anderen müssen Sie nicht jede Situation in Ihrem Leben durchleben, um tatsächlich etwas zu lernen. Sprich, nicht jeder von uns hat schon mit der flachen Hand auf die heiße Herdplatte gefasst und dann anhand der entstandenen Brandblase gelernt, dass heiße Herdplatten gefährlich und zu meiden sind. Nein, der eine oder andere konnte es tatsächlich auch so glauben und die Lerneinheit ohne Verletzung für sich abspeichern.

Was ferner für das Vorstellen von Lernsituationen spricht, sind die Erfolge des Mental-Trainings im Sport. Nachgewiesen wurde es bereits, dass die Sportler, die regelmäßig mit Mentaltraining arbeiten, wesentlich bessere sportliche Leistungen erbringen können als die, die sich dieser Technik nicht bedienen. Der Sportler stellt sich vor seinem geistigen Auge den Ablauf seiner Sporteinheit vor. Er sieht sich selbst, wie er startet, sich entsprechend auf das Hindernis zubewegt und springt. Natürlich sieht er sich jedes kleine Detail ausüben. Immer und immer wieder. Wichtig ist auch, dass im Mental-Training natürlich jedes Hindernis bewältigt wird. Er sieht sich also nicht stolpern oder fallen. Genau dieses kleine Detail fällt den meisten Menschen im Alltag sehr schwer. Wenn sie vor einem Bewerbungsgespräch stehen und sich darauf vorbereiten, dann stolpern sie solange im Geiste bis sie genau genommen gar nicht mehr hinzugehen brauchen, weil der Untergang schon vorprogrammiert ist. Zu diesem Bestandteil des Seminars werden wir im Laufe der Kapitel immer wieder kommen. Als Erstes möchte ich mit Ihnen eine kleine Übung zum Mental-Training durchführen, damit Sie den positiven Effekt dieser Technik sofort an sich selbst spüren.

 

Aufgabe Mental-Training:

Stellen Sie sich bitte aufrecht hin und lassen Sie die Arme einfach herunter baumeln. Am besten lockern Sie die Arme noch etwas, damit es auf keinen Fall zu einer Verkrampfung kommt. Nun heben Sie den rechten Arm gestreckt auf etwa Brusthöhe, Ihr Zeigefinger zeigt auf einen Punkt ziemlich genau vor Ihnen. Dann drehen Sie den Arm so weit es geht nach hinten. Selbstverständlich geht Ihr Oberkörper mit, jedoch bleiben Ihr Becken und Ihre Beine stabil stehen. Zeigen Sie nun auf einen Punkt irgendwo hinter Ihnen. Merken Sie sich genau, auf welchen Punkt Sie mit dem Finger gezeigt haben. Nun kommt die mentale Übung: Schließen Sie die Augen und lassen Sie die gesamte Übung noch einmal vor Ihrem inneren Auge ablaufen. Versuchen Sie jedoch, in Ihrer Vorstellung den Arm noch weiter nach hinten zu drehen. Wenn Sie sich an einen realen Punkt erinnern können, der noch weiter hinter Ihnen liegt, dann stellen Sie sich vor, dass Sie tatsächlich mit Ihrem Finger auf diesen Punkt oder Gegenstand zeigen können. Spüren Sie im Geiste, wie einfach es ist, den Arm so weit nach hinten zu drehen, dass er fast genau hinter Ihnen auf sein Ziel zeigt. Wenn Sie diesen geistigen Film erfolgreich beendet haben, dann wenden Sie sich erneut der realen Übung zu. Erneut die Arme ausschütteln, sich sammeln und den Arm mit gestrecktem Zeigefinger so weit nach hinten drehen bis es nicht mehr geht. Auf welchen Punkt konnten Sie zeigen? War er beim zweiten Durchlauf weiter hinter Ihnen als beim ersten Mal?

Ich gratuliere Ihnen! Über 90% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer schaffen beim zweiten Durchgang dieser Übung eine signifikant weiter ausgedehnte Drehung des Oberkörpers als bei der ersten Durchführung. Es ist also spürbar, dass die Vorstellung des Übungsinhaltes tatsächlich eine Veränderung in der Realisierung hervorgebracht hat.

Sollten Sie Schwierigkeiten haben, sich etwas vorzustellen oder etwas vor Ihrem inneren Auge entstehen zu lassen, dann rate ich Ihnen: Schließen Sie die Augen und schauen Sie mit geschlossenen Augen leicht nach oben. Die Augäpfel drehen sich also leicht um circa 20 Grad nach oben. Bitte nicht den Kopf nach oben drehen. Das bringt nicht den gewünschten Effekt und zusätzlich könnte Ihnen je nach Dauer der Übung schwindelig werden.

Wenn Sie diesen Rat befolgen, dann werden Sie merken, dass es Ihnen immer leichter fällt sich Dinge, Situationen und Aktionen vorzustellen. Sie werden in Übung kommen und auch noch andere positive Effekte dabei bemerken, die wir im Laufe des Buches noch thematisieren werden.

Beginnen wir mit dem Abzeichen R für Redeangst

„Die Angst vor einem Publikum zu sprechen ist die größte Angst, die die Menschen haben. Sie rangiert sogar noch vor Höhenangst, Angst vor Insekten und Kriechtieren, Angst vor finanziellen Schwierigkeiten, Angst vor tiefem Wasser und Angst vor Krankheit und Tod.“

Roger E. Axtell

 

Ich verwende in meinen Seminaren einen Großteil der Zeit für die Redeangst. Sie ist hinsichtlich der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den meisten Fällen eine Art Schlüssel, um an die verborgenen Talente und Möglichkeiten zu kommen. Über 70% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen ins Rhetorik-Seminar, weil sie vor der freien Rede Angst haben. Sie können es sich oftmals gar nicht vorstellen, vor einem Publikum zu stehen und zu reden. Häufig bringen sie bereits schlechte Erfahrungen mit oder ein zukünftiges Ereignis, wie ein Bewerbungsgespräch oder eine Präsentation, hat sie dazu motiviert sich zu einem Rhetorik-Seminar anzumelden. Etwa 30% der Seminarteilnehmerinnen stehen bereits in der Öffentlichkeit. Sie sind oft Führungskräfte, Firmenbesitzerinnen oder Geschäftsführerinnen, Abteilungsleiterinnen, manchmal auch in der Politik aktiv. Diese Teilnehmerinnen haben früher schon ein oder mehrere Rhetorik-Seminare besucht und nun wollen sie ihre Kenntnisse auffrischen, sich neue Tipps holen oder einfach professionelles Feedback zu ihrem Auftreten und ihrer Wortwahl bekommen. Immer wieder habe ich Teilnehmerinnen, die ungewöhnlicher Weise schon regelmäßig an Karneval in der Bütt stehen und mir berichten, dass es etwas völlig anderes sei, in der Bütt zu stehen oder eine ernste Rede vor einem Publikum zu halten. Diese Teilnehmer haben mir alle durchgängig dieselben Ängste beschrieben. Für mich war es eine ungewöhnliche Erfahrung, weil auch ich bei Büttenrednern nie eine Redeangst erwartet hätte.

Um den Einstieg in das Thema Redeangst zu finden, möchte ich Ihnen die erste Mental-Übung präsentieren:

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie kommen in eine Gruppe von etwa zwölf Menschen. Diese Menschen haben Sie noch nie vorher gesehen und für diejenigen, die es beruhigt: Sie werden sie nach diesem Tag auch nicht mehr treffen.

Die Aufgabe besteht darin, sich vor die Gruppe zu stellen und sich der Runde vorzustellen. Sie sollen also Ihren Namen sagen, warum Sie hier sind und womit Sie sich in Ihrem Alltag beschäftigen. Als Letztes sollen Sie bitte den Anderen erklären, warum Sie sich mit Rhetorik beschäftigen wollen und was Sie dazu antreibt, beziehungsweise, welche Probleme Sie bei sich erkennen und nun angehen wollen.

Natürlich sollen Sie klar und deutlich sprechen. Jeder im Raum sollte Ihre Stimme hören können und Sie sprechen natürlich ohne Stocken. Ihre Körperhaltung ist aufrecht und Sie haben mit den Teilnehmern Blickkontakt.

Denken Sie sich bitte tief in diese Situation ein und stellen Sie sich alle beschriebenen Details genauestens vor. Sie sollten für mindestens fünf Minuten vollkommen in diese Situation abtauchen und Ihre eigenen Gefühle, Körperreaktionen und Gedanken beobachten. Natürlich nur, wenn es Ihnen möglich ist und Sie nicht zu sehr von Ihrer Umwelt abgelenkt sind. Sollte dies der Fall sein, dann schließen Sie erst die Aufgabe ab und versuchen Sie im zweiten Schritt, Ihre eigenen Reaktionen zu identifizieren und zu benennen.

Wie hat sich diese Situation für Sie angefühlt? Wäre es eine Herausforderung in der realen Welt für Sie gewesen oder hätten Sie es ohne viel Aufregung erledigt?

Hätten Sie anfangs gezögert und wären Sie dann immer schneller geworden, um aus der Situation schnell wieder herauszukommen? Oder wäre es genau umgekehrt, dass Sie hoch motiviert am Start gewesen wären, aber im Laufe der gesprochenen Sätze nach einer Abkürzung gesucht hätten, um den Auftritt möglichst schnell zu beenden?

Im Folgenden möchte ich Sie mit einigen Orientierungsaussagen konfrontieren, die Sie zum Nachdenken anregen sollen. Lesen Sie sich die einzelnen Aussagen durch und entscheiden Sie sich möglichst schnell in Ihrer persönlichen Einstufung. Machen Sie ein Kreuz in das Kästchen, welches auf Sie und Ihre Angst am ehesten zutrifft. Sie können die einzelnen Aussageblöcke in derselben Reihenfolge den unten beschriebenen Ängsten zuordnen.

 

Ich habe Angst davor:

 

 

Diese Angst …

 

habe ich

 

habe ich nicht

vor der freien Rede überhaupt

 

 

mit einer Zuhörergruppe in Kontakt zu treten

 

 

vor Menschen zu sprechen, die ich kenne

 

 

vor Menschen zu sprechen, die ich nicht kenne

 

 

die Redezeit nicht einzuschätzen oder einzuhalten

 

 

 

 

 

vor dem Thema überhaupt

 

 

das Thema zu verfehlen

 

 

dass die Zuhörer meinen Dialekt nicht mögen

 

 

das Thema nur unvollständig darzustellen

 

 

den „roten Faden“ zu verlieren

 

 

 

 

 

dass das Publikum mir nicht zuhört

 

 

die Erwartungen der Zuhörer nicht zu erfüllen

 

 

die Zuhörer zu langweilen

 

 

dass mich so viele Menschen anschauen

 

 

zu Hörern zu sprechen, von denen mich einige nicht mögen

 

 

vor Zwischenrufen oder Zwischenfragen

 

 

 

 

 

dass die Zuhörer meine Unsicherheit bemerken

 

 

mein Ansehen oder Image zu verlieren

 

 

mich zu blamieren

 

 

meine Gefühle zu äußern oder zu zeigen

 

 

mich selbst preiszugeben und verletzbar zu sein

 

 

den Zuhörern nicht zu gefallen

 

 

 

 

 

ausgelacht zu werden

 

 

vor Konsequenzen (z.B. keine Beförderung, etc.)

 

 

nicht zu überzeugen

 

 

mich selbst schlecht zu verkaufen

 

 

 

 

 

 

Im Wesentlichen geht es bei diesen Aussagen darum, dass Sie sich mit Ihren Ängsten vertraut machen. Nur dann können Sie sie bearbeiten. Wir können die verschiedenen Ängste in folgende Gruppen einteilen, wobei es natürlich fließende Grenzen gibt und oftmals die eine Angst in die andere greift oder sie sich gegenseitig bedingen.

 

Angst vor dem Reden

Angst vor dem Thema

Angst vor den Zuhörern

Angst vor der Außenwirkung

Angst vor der Konsequenz

 

Die am häufigsten zu beobachtende Form der Angst ist die Angst vor der Außenwirkung. Unglaublich viel Energie wird darauf verwendet, und oftmals verschwendet, um sich selbst nach außen darzustellen. Durch genaues Beobachten der Zuhörerreaktion versuchen sich einige auf einer Leiste einzuskalieren, die nicht unbedingt der Skala der Zuhörer entspricht, sondern nur bei Ihnen im Kopf besteht. Durch diese Tendenz kommen viele Redner zu vollkommen unrealistischen, negativen Selbsteinschätzungen. Aber lassen Sie uns nach der oben angeführten Reihe vorgehen und eine Form der Angst nach der anderen abarbeiten.

 

1. Angst vor dem Reden

Viele von uns haben im Laufe der Jahre, manche auch schon im Verlauf Ihrer Kindheit, festgestellt, dass lautes Reden dazu führt, plötzlich im Vordergrund zu stehen und Position beziehen zu müssen.

Haben Ihre Eltern oder Großeltern Sie auch gerne mit den Worten „Denk erst mal nach, bevor Du redest.“ oder auch „Was redest Du da?“ oder „Du sollst nicht immer mitreden.“ ermahnt?

Wenn Ihnen das bekannt vorkommt, dann ist es nicht weiter verwunderlich, dass Sie etwas länger überlegen, ob es sich lohnt den Mund aufzumachen. Auswirken kann sich das sowohl in der zu haltenden freien Rede als auch in Argumentationen im Team, bei denen Sie sich nicht melden, obwohl Sie gute Gedanken und Ideen zum Thema haben. Meist sagt es dann im Verlauf ein anderer am Tisch und erntet dafür die Lorbeeren, die Ihnen schon vor 15 Minuten sicher gewesen wären.

Immer wieder kommen Sie aber in Situationen, denen Sie auch mit der größten Mühe, nicht ausweichen können. Sie werden oder sind gezwungen zu reden. Plötzlich müssen Sie sich äußern, Sie sind gezwungen die richtigen Worte zu finden und laut ganze Sätze zu formulieren.

Bezeichnend ist, dass es eine Steigerung gibt von sitzend Reden zu stehend Reden. Viele Menschen haben kein Problem damit, sich zu einem Thema zu äußern, solange sie den Tisch als Schutz vor sich haben und dabei auf ihrem Stuhl sitzen können. Allein das Stehen verursacht ein unsicheres Gefühl, welches sich auch auf den Inhalt des Gesagten oder auf die Überzeugungskraft niederschlagen kann.

Die nächste Differenzierung lässt sich dann bei der freien Rede vor Publikum mit oder ohne Redepult beobachten. Oftmals genügt auch schon ein gewöhnlicher Tisch, der nur halbhoch im Vergleich zum Redepult ist, um genügend Schutz und Sicherheit zu bieten. Anscheinend fühlen wir uns unserem Schicksal als Sprecher oder Redner schutzlos ausgeliefert und das wollen wir vermeiden. Die Blicke der Zuhörer können uns treffen wie Pfeilspitzen und je mehr wir verdeckt sind, umso sicherer ist der gesamte Auftritt.