Die Drachenkämpferin: Nihals Vermächtnis  - - Licia Troisi - E-Book

Die Drachenkämpferin: Nihals Vermächtnis - E-Book

Licia Troisi

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Beschreibung

Die Drachenkämpferin ist zurück!

Die Halbelfe Nihal, die die Aufgetauchte Welt einst vom Tyrannen befreite, ist längst ins Reich der Legenden und Sagen übergegangen. Hinter vorgehaltener Hand erzählen die Eltern ihren Kindern die Geschichten der tapferen Kriegerin, die das Schicksal ihres Landes einst in ihren zarten Händen hielt. An eine leibhaftige Begegnung mit Nihal glaubt jedoch keiner mehr. Bis in einer stürmischen Winternacht ein geheimnisvoller Reisender auftaucht, der unglaubliche Geheimnisse aus Nihals Leben kennt – zum Beispiel, wie Nihals Eltern den Tod fanden. Oder wo Nihal sich nach dem Sieg gegen den Tyrannen versteckt hielt . . . Doch wer ist der Fremde – und wo ist Nihal?

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Seitenzahl: 442

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LICIA TROISI

Die

Drachenkämpferin

NIHALS VERMÄCHTNIS

Roman

Aus dem Italienischen

von Bruno Genzler

 

 

Das Buch

Nihal, die Halbelfe mit den violetten Augen und dem blauen Haar, Kämpferin des berühmten Drachenordens, ist bereits eine Legende: Unzählige Schlachten hat sie geschlagen, um das an ihrem Volk verübte Leid zu rächen und den grausamen Tyrannen für immer aus der Aufgetauchten Welt zu vertreiben.

Nach ihrem letzten großen Kampf verschwand sie spurlos und wurde Gegenstand zahlreicher Geschichten – bis in einer stürmischen Winternacht ein reisender Fremder in einer Herberge auftaucht und allen, die sich dort ums Feuer versammelt haben, drei Begebenheiten aus Nihals Leben erzählt, die noch nie zuvor jemand erfahren hat: Ein Geheimnis aus ihrer Kindheit wird gelüftet, die Reise, auf der Nihal ihren Mann Sennar aus höchster Gefahr rettet, erstmals erzählt und der Zauber, der Nihal schließlich zurück ins Leben rief, entdeckt. Wo aber ist die Halbelfe?

Die Autorin

Licia Troisi, 1980 in Rom/Ostia geboren, ist eine der bekanntesten Fantasyautorinnen weltweit. Ihr Zyklus um die DRACHENKÄMPFERIN wurde ein internationaler Bestseller. Seitdem kann die Autorin mit dem Schreiben nicht mehr aufhören. Ihrer ersten großen Saga folgten DIE SCHATTENKÄMPFERIN und DIE FEUERKÄMPFERIN sowie DRACHENSCHWESTER und NASHIRA. Licia Troisi ist verheiratet, hat eine Tochter und promoviert derzeit in Astrophysik.

 

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Die Originalausgabe erscheint unter dem Titel Cronache del Mondo Emerso. Le Storie Perdute bei Mondadori, Mailand

Copyright © 2014 by Licia Troisi und Arnoldo Mondadori Editore S.p.A.

Copyright © 2015 der deutschsprachigen Ausgabe

by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München,

unter Verwendung einer Illustration von © Melanie Miklitza

Copyright © 2004 der Karte by Licia Troisi

Redaktion: Ulrike Schimming

Satz: Christine Roithner Verlagsservice, Breitenaich

ISBN: 978-3-641-18462-9

www.heyne.de

 

Für Fiametta

mit Dank für diese zehn gemeinsamen Jahre

 

 

Vorspiel

 

 

Ohne Hast trat die Gestalt, deren Gesicht unter einer Kapuze kaum zu erkennen war, über die Schwelle. Sie trug einen langen Umhang aus grünem Samt, der bis zu den Füßen reichte, und zwischen ihren Schultern ragte ein längliches, mit zwei seidenen Kordeln verschnürtes Bündel hervor.

Melna eilte zur Wirtshaustür, um den Gast entsprechend zu empfangen: »Verzeiht, aber bewaffnet darf hier niemand herein.«

Der Fremde hob den Kopf, und als er sie anblickte, wich die Magd erschrocken zurück. Die Kapuze verfinsterte seine Züge, indem sie einen tiefen Schatten über Stirn und Augen warf, und das übrige Gesicht, von der Nase an abwärts, verbarg eine metallene Maske, die mit Löchern versehen und so kunstvoll mit feinen Intarsien verziert war, dass sie wie Spitze aussah. Hell und klar drang die Stimme darunter hervor, klang nur ein wenig verändert, so als wolle er sie verstellen.

»Das ist keine Waffe«, erklärte er, fast belustigt, zog mit einer geschmeidigen Bewegung das Bündel aus seinem Quersack und löste eine der beiden Schnüre. Als sich das samtene Tuch öffnete, kam der bauchige Hohlkörper einer Laute zum Vorschein.

Melna lächelte erleichtert. »Verzeiht, aber was Waffen angeht, kennt mein Herr keinen Spaß. Es ist noch gar nicht lange her, da kam es in einer Schenke hier in der Nähe zu einem Streit zwischen bewaffneten Gästen. Und dabei wurde nicht nur die gesamte Einrichtung zerstört, sondern es brach auch noch ein Feuer aus, das keine Holzbohle verschont hat.«

»Ich suche keinen Streit, sondern eine Bühne, um etwas zu Gehör zu bringen, wenn du und dein Herr nichts dagegen einzuwenden habt.«

Die Stimme klang ruhig und entschlossen. Melna hätte nicht sagen können, ob es die eines Mannes oder einer Frau war. Der geschmeidige Körper des Gastes wirkte weiblich, hätte aber ebenso gut der eines jungen Burschen oder eines schlanken älteren Mannes sein können. Die Kleider, die unter dem Umhang des Fremden hervorlugten, waren aus schwarzem Leder, und dazu trug er schwere Wildlederstiefel, die fast bis über die Knie reichten. Allerdings war der Abend auch ausgesprochen kalt, es schneite, und ein eisiger Wind wirbelte die Flocken durch die Gassen und Gänge der Turmstadt Salazar.

Ein wenig Schnee lag noch auf dem Mantel des geheimnisvollen Gastes und schmolz in der Wärme des Feuers, das in dem offenen Kamin bei der Küche prasselte und die Wirtsstube heizte.

Melna zögerte. Ein paar Wochen zuvor hatte der Wirt einen Spielmann davongejagt, aber jener Alte war betrunken gewesen und hatte sich mit einem Gast angelegt, der von seinen Darbietungen wenig begeistert gewesen war. Dieser Fremde aber schien vollkommen nüchtern, und seine Gestalt wirkte auf seltsame Weise vertrauenerweckend.

»Kommt, tretet näher«, sagte sie schließlich mit einem Lächeln, während sie zur Seite trat. Endlich konnte sie die Augen des Gastes erkennen, und sein Blick verriet ihr, dass er ihr Lächeln erwiderte.

»Könnte ich einen Teller Suppe haben, bevor ich beginne? Ich bezahle auch«, sagte er und brachte einen kleinen Lederbeutel zum Klimpern.

»Ja, gewiss. Folgt mir!«, antwortete Melna und führte ihn zu einem Tisch in einer Ecke. Der Spielmann machte es sich bequem, wobei er sein Instrument behutsam auf der Sitzbank ablegte und daneben Platz nahm, mit dem Rücken zur Wand, sodass er den gesamten Raum überblicken konnte.

Das Wirtshaus lag auf einer der unteren Ebenen von Sala­zar, der Hauptstadt des Landes des Windes, die sich als mächtiger, zweitausend Ellen hoher Turm in den Himmel erhob. Wie auch die anderen Turmstädte des Landes erlebte Salazar eine neue Blütezeit, nachdem durch den Krieg die Häuser und Gassen der Stadt jahrzehntelang fast verwaist waren und der einst rege Handel zum Erliegen gekommen war. Die besten Architekten der Aufgetauchten Welt hatten die alte Pracht wiederhergestellt und neue raffinierte technische Lösungen ersonnen sowie gewinnbringende Handelsbeziehungen mit den Elfen genutzt. Nun ragten die ­alten Stadtzentren wieder in majestätischem Glanz in die Höhe, verblassten antiken Juwelen ähnlich, die man wieder zum Strahlen gebracht hatte, während fast überall sogar neue Turmstädte erbaut wurden. So hatte sich das Land des Windes zu einem begehrten Domizil entwickelt, einem Schmelztiegel verschiedenster Völker und Rassen, gerade so wie man es aus früheren Zeiten kannte, bevor der Krieg die Aufgetauchte Welt verheert hatte. Heute waren die Turm­städte wieder Orte des Handels und der Begegnung, und alle nur denkbaren Geschäfte priesen ihre Waren an.

Das Wirtshaus, in dem der Fremde an diesem Abend auftreten wollte, besaß einen weiträumigen Gastraum, der durch eine Reihe von Rundbögen gegliedert wurde, die sich in regelmäßigen Abständen unter Deckenbalken aus kostbaren Hölzern aneinanderreihten. Jenseits der großflächigen Fenster sah man die Flocken, die in einem wahren Schneesturm immer dichter fielen, durch die Gasse wirbeln.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Saales stand eine lange Theke, und dahinter fiel der Blick in die Küche, in der einige Köche geschäftig am Werk waren, sowie auf eine Reihe schwerer Holzfässer, aus denen die Mägde in einem fort Krüge mit hellem oder dunklem Bier füllten. Daneben führte eine Wendeltreppe hinauf zum Obergeschoss, wo die Kammern für Übernachtungen lagen.

Der gesamte Raum war mit Bänken aus nur grob bearbeitetem Holz eingerichtet, die längs der langen Tischreihen angeordnet waren. Der Saal war voll, sodass es laut und ­chaotisch zuging. Die Gäste waren in der Mehrzahl Händler und Kaufleute, die aus den verschiedensten Ländern kamen und allen nur möglichen Rassen angehörten: Menschen, Gnomen, Elfen. Manche Gäste schienen aber auch aus purer Neugier oder Reiselust in der Stadt zu sein, ein in Friedenszeiten immer häufiger vorkommendes Phänomen, darunter eine Familie aus dem Unterwasserreich Zalenia, die der Spielmann an ihrer durchscheinenden Haut und ihren weißen Haaren erkannte. Auch er verband Erinnerungen mit dieser Untergetauchten Welt, aber das lag alles weit zurück und war weit von seiner jetzigen Existenz entfernt.

Melna brachte ihm die Suppe und dazu einen Krug dunklen Biers. Er bedankte sich, indem er ihr einige Münzen in die Hand drückte.

»Das ist zu viel«, sagte sie, wobei sie geschwind, wie sie es als Bedienung gelernt hatte, ausrechnete, dass diese ­Summe sogar für zwei üppige Mahlzeiten gereicht hätte.

»Nein, nein, ist schon gut«, erwiderte der Fremde, »das ist sogar noch zu wenig für deine Freundlichkeit.«

Während sie sich entfernte, wog Melna das Trinkgeld in der Hand und steckte es rasch ein, bevor sie die Theke erreicht hatte.

»Wer zum Teufel ist denn das?«, fragte der Wirt sie, ein älterer Mann mit kugelrundem Bauch und mürrischer Miene, der mit einem Tuch in der Hand einige Krüge abtrocknete.

»Ein Bänkelsänger«, antwortete Melna.

»Ein Bänkelsänger, der es nötig hat, sein Gesicht zu verbergen? Das gefällt mir nicht.«

Melna drehte sich zum Schankraum um und betrachtete einen Moment lang den Fremden, der durch eine Öffnung in der Maske sein Essen zum Munde führte.

»Vielleicht hatte er einen Unfall und sein Gesicht ist entstellt«, bemerkte sie, wobei sie sich wieder ihrem Herrn zuwandte.

Der Wirt blickte sie missbilligend an. »Behalte ihn im Auge. Ich will hier keinen Ärger«, knurrte er.

Melna nickte flüchtig. Vielleicht war es das großzügige Trinkgeld, vielleicht aber auch irgendetwas im Auftreten dieses mysteriösen Gastes, jedenfalls hatte sie das Gefühl, dass sie ihm vertrauen konnte.

Als er alles verzehrt hatte, schob der Spielmann Schüssel und Krug zur Seite, verschloss wieder seine Maske und streifte die Laute aus ihrer Hülle. Es war ein auffallend großes Instrument mit einem zweifarbigen Schallkörper und einer kunstvoll geschnitzten Rosette. In aller Ruhe stimmte er sie, und als er endlich mit ihrem Klang zufrieden war, stand er auf und bewegte sich zu der kleinen Bretterbühne, die in ­einer Ecke des Schankraums aufgebaut war. Dort nahm er auf einem Hocker Platz, beugte sich über sein Instrument und schlug die Saiten an. Es war laut im Saal, doch schon mit den ersten Klängen durchdrang er das Stimmengewirr. Die weiter vorn sitzenden Gäste wurden aufmerksam, einige verstummten, andere blickten überrascht zur Bühne auf, um sich dann jedoch, weiter schwatzend, gleich wieder den Tischgenossen zuzuwenden. Dieses Publikum schien nicht an einer musikalischen Darbietung inter­essiert.

Der Musiker ließ sich davon nicht stören, spielte weiter und begann nach einer Weile auch zu singen. Dieses erste Lied war elfischen Ursprungs und erzählte die Geschichte der unglücklichen Liebe zwischen der Süßwassergöttin ­Leera und ihrem Geliebten Mathrash. Die im Wirtssaal anwesenden Elfen schienen aufzuhorchen, doch die anderen kümmerten sich nur um ihre eigenen Angelegenheiten, redeten sogar noch lauter. Aber auch davon ließ sich der Spielmann nicht entmutigen und sang unverdrossen weiter.

»Jetzt reicht’s aber mit diesen Schnulzen«, rief jemand, als der Sänger zu einem romantischen Schäferlied überlei­tete. Hier und da murrten die Leute.

Der Wirt, einen Krug in der Hand, hielt im Abtrocknen inne und blickte auf. »Geh mal hin und sag ihm, er soll aufhören! Am besten schmeißt du ihn einfach raus«, befahl er Melna, die vor der Theke stand.

Aber die Magd rührte sich nicht.

»Was ist? Jetzt mach schon! Oder willst du dir auch, so wie der, ein Nachtlager im Schnee suchen? Na also. Dann beeil dich!«

Unwillig ging Melna zur Bühne und beugte sich zu dem Sänger vor. »Verzeiht …«, sagte sie, »… aber meinem Herrn gefällt das nicht. Könnt Ihr nicht wenigstens etwas anderes singen? Auch das Publikum scheint Eure Lieder wenig zu schätzen.« Sie lehnte sich noch näher zu ihm vor. »Ich bitte Euch«, flüsterte sie, »sonst setzt er Euch auf die Straße.«

Da traf ein Stück Brot sie, das jemand aus dem Publikum geworfen hatte. Melna fuhr herum. Der Spielmann hielt ­inne, löste aber die Finger nicht von den Saiten.

»Tut mir leid, Süße«, rief eine Stimme, »du warst nicht gemeint. Das sollte für den Herz-Schmerz-Barden hinter dir sein.« Lautes Gelächter aus dem Saal quittierte seine Bemerkung.

Der maskierte Spielmann ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Dann hast du also nichts für Liebesgeschichten übrig?«, rief er zurück.

»Nein, das ist mir zu viel Gejammer.« Zustimmendes Gemurmel erhob sich.

»Nun gut, was willst du lieber hören?«, fragte der Spielmann weiter. Seine Stimme klang gelassen, und doch meinte Melna eine innere Anspannung bei ihm zu spüren, so als könnte er, trotz seiner augenscheinlichen Ruhe, jeden Moment aufspringen und sich zu etwas hinreißen lassen.

Der Gast, der den Brotkanten geworfen hatte, ein Gnom von grobschlächtigem, vulgärem Äußeren, zuckte mit den Achseln. »Was weiß ich … irgendwas Munteres. Bei diesen Elfengeschichten schläft man ja ein. Oder glaubt Ihr vielleicht, hier versteht jeder Elfisch?«

»Na meinetwegen«, erwiderte der Spielmann, während er die Finger flinker über die Saiten bewegte und eine heitere Melodie ertönen ließ.

»Nein, warte, sing uns lieber was für echte Männer!«, brüllte jemand aus dem hinteren Teil des Saales. »Sing uns was vom Krieg!«

Der Spielmann blickte auf und sah ihm geradewegs ins Gesicht. »Was weißt du schon vom Krieg? Freu dich lieber, dass in diesem Land schon seit Jahren Frieden herrscht.«

»Vom Krieg weiß ich sicher mehr als so ein Sängerlein wie du!«, rief der andere, und wieder erhob sich lautes Gelächter.

Der Spielmann antwortete nicht, beugte sich nur über die Laute und ließ ein kurzes virtuoses Stück erklingen. Dann hielt er kurz inne, so als warte er auf eine Eingebung. Schließlich setzte er wieder ein, und seine Finger tanzten über die Saiten, während eine düstere Melodie erklang, ein Trauermarsch, der von Leid sprach und von Tod. In der Schenke kehrte andächtige Stille ein.

»Etwas vom Krieg also wollt ihr hören …«, sagte er nachdenklich. »Nun, da fallen vielen sicher die Sheireen und die zwei Marvashs ein, die sich im letzten Krieg bekämpften. Die Geschichte aber, von der ich singen will, liegt noch viel weiter zurück und spielt in den Tagen, als alles begann und sich das Leben vieler Bewohner dieser Welt für immer ver­ändert hat. In einer Zeit, die so weit zurückliegt, dass sich niemand von euch daran erinnern kann, und die vielleicht noch nie besungen wurde. Es ist die letzte glückliche Stunde, bevor das Drama seinen Lauf nahm.«

 

 

Erste Strophe

 

 

Ende und Anfang

Mein Gesang nun kehrt zurück

zu den Tagen und den Orten,

die verschollen mit den Zeiten,

ach, so fern von diesem Glück.

 

Singen will ich euch von Schlachten

rotem Blut und übel Krieg

und der einen, die als Tochter

eines Schwerts geboren ward.

 

Ihren Anfang nimmt hier nun

die Ballade allzu kühn,

die euch künden wird von dem,

wonach Tod und Liebe flehn.

 

I

Der Mann knetetean seinem Hut herum, den er sich vor den Bauch hielt. Er gehörte der Rasse der Menschen an und war mittleren Alters, ein Kaufmann mit den harten, markanten Gesichtszügen, wie sie für die Bewohner des Landes des Meeres typisch waren. Allerdings war er auch ein wenig heruntergekommen, wie man an seiner vielfach geflickten Kleidung erkennen konnte. Obwohl das Zelt des Kriegs­lagers, in dem er sich befand, nur durch eine kleine ­Glutschale beheizt wurde, schwitzte er.

»Die versauen mir die Geschäfte, versteht Ihr? So kann das nicht weitergehen. In ihrer misslichen Lage fällt diesen verdammten Halbelfen nichts Besseres ein, als ihr Zeug zum halben Preis zu verkaufen. Und ich bleibe auf meiner guten Ware sitzen.«

Lakka, auf seinem metallenen Klapphocker, hörte nur mit einem Ohr zu. Dieser war ein kräftig gebauter Mann um die dreißig und wirkte wie jemand, dem der Krieg zum täg­lichen Handwerk geworden war. Leute wie diesen Händler, der da vor ihm stand, hatte er schon zu viele erlebt, und alle stammelten sie ähnliche Entschuldigungen, suchten nach Rechtfertigungen für ihre Taten.

Dabei gab es für ihr Verhalten einen ganz einfachen Namen: Verrat.

»Es interessiert mich nicht, warum du das tust«, unterbrach er den Händler. »Wo sind die Halbelfen genau? Antworte!«

Drei Wochen zuvor war Lakka zu dieser Mission aufgebrochen, nachdem man seinen Vorgesetzten zugetragen hatte, dass die Halbelfen, die die jüngsten Angriffe im Land der Tage überlebt hatten, in den Nördlichen Wald geflohen waren. Daraufhin hatte Dola, der berühmte Feldherr und rechte Hand des Tyrannen, ihn mit der Aufgabe betraut, ihren genauen Aufenthaltsort herauszufinden und gege­benenfalls zuzuschlagen. So hatte Lakka seine Truppe, die hauptsächlich aus Fammin bestand, zusammengerufen und war losmarschiert.

Nun handelte es sich bei dieser Mission um keine Operation von größerer strategischer Bedeutung, sondern im Gegenteil um ein mittlerweile übliches Vorgehen. Ähnliche Unternehmungen wurden Tag für Tag überall in der Aufgetauchten Welt durchgeführt. Denn in dieser Hinsicht waren die Worte des Tyrannen unmissverständlich gewesen: Kein einziger Halbelf sollte mit dem Leben davonkommen. Die ganze Rasse sollte ausgerottet werden, einschließlich der Frauen und Kinder. Der Unterschied zu früheren Missionen bestand für Lakka nur darin, dass ihm dieses Mal völlig freie Hand gelassen wurde: Bei ihm lag die Entscheidung, ob und wie sie zuschlagen würden.

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