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Der Heilige Geist begegnet Amaya immer wieder in alltäglichen Situationen: unter den Palmen, in der Matheprüfung oder auf dem Fenstersims in Marseille. So begleitet er sie auf ihrer Reise zum Herzen des Vaters. Ausschlaggebend ist ihre erste Begegnung, in der Amaya erkennt, dass Gott sie tatsächlich hört, sieht und er sogar antwortet. Amaya erlebt Heilung und Freisetzung und kommt der Sehnsucht Gottes immer mehr auf die Spur. Wo wird diese Reise wohl ihr Ziel finden? Mit zusätzlichen Erlebnisberichten: Über Begegnungen auf dem E-Bike, beim Shoppen oder in schwierigen Entscheidungen.
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Seitenzahl: 161
Veröffentlichungsjahr: 2021
Ich widme dieses Buch meinen wunderbaren
Töchtern Iljana, Eleonor und Mira. Ich freue
mich darauf, eines Tages von euren eigenen
Reisen mit dem Heiligen Geist hören zu können.
Ihr seid geliebt vom himmlischen Vater.
Die Perspektive gewechselt
Die Reise nach Hause
Was wünschst du dir?
Ich höre und erhöre
Kwagala
Das dreimalige Geschenk
Weitreichende Pläne
Taufe zum Zweiten
Natürliches und Geistliches – Hand in Hand
Ein Kuss des Vaters
Gemeinsam unterwegs
Persönliche Jüngerschaftsschule
Ausbildungszeit – im Natürlichen und Übernatürlichen
Dir wird nichts mangeln
Was der Vater für dich getan hat
Ein Juwel des Himmels
Vaterliebe
Die Matheprüfung
Ein Sahnehäubchen obendrauf
Der Fall aus dem Nest
Die Mauer stürzt zusammen
Kostbare Freiheit
Einladung in die grosse Geschichte des Vaters
Der erste Schritt ins Abenteuer
In vorbereiteten Wegen laufen
Dreh dich um zu mir
Endlich genug
Vaterschaft hat viele Gesichter
Vaterschaft per E-Mail
Warum lebst du, als wärst du ein Waisenkind?
Privatlektionen des Himmels
Das Geschenk der natürlichen Eltern
Die Antwort am Himmel
Zu Hause
Die Abenteuer seiner Kinder
Kostbare Begegnungen
Bea: Der Beweis
Debbie: Gott der Praktiker
Marlene: Jesus mein Halt
Corinne: Hinter Gott durch die Verkehrsberuhigung
Cecile: Der Cowboy
Nadin: Shoppingtour mit Gott
Rebekka: Die Wirkung meines Gottvertrauens
Mirjam und Peter: Für jeden Autotransporter ein Gebet
Daniela: Die Krone bleibt auf dem Kopf
Adi: Kannst du mehr lieben als ich?
Allen: Willst du reiten?
Noch nicht am Ziel
Als Tochter leben
Danke
Was wäre, wenn der Heilige Geist aus
seiner Sicht meine Lebensgeschichte erzählte?
Was würde er sagen, denken und fühlen? Wie
nähme er die Dinge, die Ereignisse meines
Lebens wahr? Wie würde er seine Worte
betonen, wie sähe sein Gesichtsausdruck aus,
wenn er von einer Episode aus meinem Leben
berichtete? Was wäre, wenn …
Ich bin davon überzeugt, dass Gott, Jesus und der Heilige Geist schon um mich gewusst haben, bevor ich geboren wurde. Sie verstehen mich wie niemand sonst auf dieser Welt – und das von Anfang an (siehe Psalm 139,1-5.13). Ich hingegen lernte sie erst im Laufe meines Lebens besser kennen …
Der erste Teil dieses Buches erzählt von genau dieser Reise, einer Lebensreise, auf der ich mich auch heute noch befinde. Die Begegnungen, die ich dort beschreibe, haben mich näher zu diesem wunderbaren Gott gebracht, und ich bin meinem himmlischen Vater unendlich dankbar für jedes einzelne dieser Ereignisse. Einige Momente dieser Reise waren schön, andere schmerzten. Doch sie alle haben meine Persönlichkeit geschliffen – wie man einen Diamanten schleift, damit dessen Schönheit auf diese Weise mehr und mehr erstrahlt. Und so wuchs eine kostbare Beziehung zwischen mir und meinem einmaligen Vater.
Als ich anfing, einen Teil meiner Lebensgeschichte aufzuschreiben, stellte ich mir eines Tages folgende Frage: Was wäre, wenn der Heilige Geist aus seiner Sicht meine Lebensgeschichte erzählte? Was würde er sagen, denken und fühlen? Wie nähme er die Dinge, die Ereignisse meines Lebens wahr? Wie würde er seine Worte betonen, wie sähe sein Gesichtsausdruck aus, wenn er von einer Episode aus meinem Leben berichtete? Was wäre, wenn …
Dieses Gedankenspiel brachte mich auf eine Idee: Ich beschloss, meine Erlebnisse mit Gott nicht aus meiner Sicht zu beschreiben, sondern aus einer anderen Perspektive: der des Heiligen Geistes. Ich stellte mir vor, wie er wohl all diese Momente meines Lebens erlebt haben mochte – er, der immer bei mir, bei uns ist (siehe Johannes 14,16). Natürlich kann ich nicht wissen, was seine Worte und Gedanken in diesen Momenten wirklich gewesen sind. Doch ich wage zu träumen, wie meine Geschichte aus diesem anderen Blickwinkel betrachtet aussehen könnte.
Ich möchte dich einladen, mich auf dieser Reise zu begleiten, einer Reise durch mein Leben. Ich hoffe, dass du in diesen Zeilen ebenso wie ich neue Seiten dieses wunderbaren Vaters entdecken wirst und dich diese Entdeckungen näher an sein Herz ziehen werden. Denn ich bin überzeugt, dass dies Gottes Wunsch für uns alle ist. Obwohl ich hier von meinen Abenteuern berichte, steht der Name Amaya, den ich mir im Buch gegeben habe, dafür, dass die Einladung für jede und jeden gilt. Amaya bedeutet «die geliebte Tochter» – wobei die Söhne dabei nicht ausgeschlossen sind. Er möchte sich mit allen seinen geliebten Söhnen und Töchtern auf eine Reise nach Hause begeben.
Ich will in meiner Erzählung dem Heiligen Geist keine Worte in den Mund legen, mit dem Anspruch, dass diese Worte und Gedanken genau so «ausgesprochen» wurden. Ich will lediglich eine Möglichkeit bieten, mein und dein Glaubensleben als die Beziehung zu unserem himmlischen Papa zu sehen, denn genau das ist es: eine Beziehung. Immer wieder bemerke ich, wie falsche Vorstellungen mir ein Bild von Gott vor mein inneres Auge malen. Ein Bild, das von Religiosität geprägt ist und mir Gott auf Distanz hält. Doch Gott ist ein persönlicher Gott, der liebt, fühlt und denkt. Ein Vater, der sich nach uns sehnt, in uns wohnen und mit uns eins sein will (siehe Johannes 14,23).
Ich hoffe, dass dich dieser etwas ungewöhnliche Perspektivwechsel nicht abschreckt, sondern einlädt, auf Gott, Jesus und den Heiligen Geist zuzugehen. Ich wünsche mir, dass durch diese Geschichte das Rufen des Vaterherzens an dein Herz gelangt. Doch nun ziehe ich mich zurück und überlasse das Wort dem Heiligen Geist …
Gott sagte: «Sprich aus, was
ich dir geben soll!»
1. Könige 3,5b
Erfreu dich an Jahwe! Er gibt
dir, was dein Herz begehrt.
Psalm 37,4
Ich bin drei – und doch eins. Man nennt mich Tröster, Fürsprecher, Ermahner, Lehrer – Heiliger Geist. Ich war da, als diese Erde erschaffen wurde, ich war da, als Jesus am Kreuz starb. Ich war da, als Jesus zum Vater zurückkehrte und wurde auf diese Erde als Beistand der Menschen geschickt. Seitdem bin ich mit denen unterwegs, die eine offene Tür für mich haben. Ich tröste sie, helfe ihnen in Notsituationen, erteile Ratschläge, lasse sie Wahrheiten erkennen und bin ständig an ihrer Seite. Kurz gesagt: Ich bin ihr «Tourguide» auf ihrer Lebensreise. Ich dränge mich aber nicht auf. Oft flüstere ich, vergleichbar mit einem Windhauch, und lade die Menschen ein, sich gemeinsam mit mir in ein Abenteuer zu begeben. So war es auch damals bei Amaya. Ich kam leise, flüsternd und habe sie auf eine Reise mit mir eingeladen. Lass mich dir ihre Geschichte erzählen …
Als ich Amaya das erste Mal begegnete, hatte sie keine Vorstellung davon, was dieses Zusammentreffen alles auslösen würde. Ich hatte sie auch früher schon getroffen, doch diese Begegnung war anders. Ich redete zu ihr persönlicher als je zuvor, und so wurde es der Anfang einer bedeutenden Geschichte – nicht bedeutend für die Welt, aber für unser Reich, das vom Vater, von Jesus und von mir.
Amaya war noch keine zwanzig Jahre alt, als ich sie unter den Palmen in einer Hängematte fand, an dem Ort, wo sie ihre Ferien verbrachte. Sie las in unserem Buch, dem Buch der Bücher, und bemerkte mich noch nicht einmal, als ich nahe an sie herantrat. Wie ein Lufthauch flüsterte ich: «Was wünschst du dir von mir?»
Ich wusste natürlich, was sie gerade eben erst gelesen hatte: Die Geschichte des jungen Königs Salomo, als dieser von Gott gefragt wurde, was er sich wünsche. Seine Antwort damals war: «Weisheit.» Nun stellte ich ihr die gleiche Frage: «Was wünschst du dir von mir?»
Einige Minuten verstrichen, bevor sie in ihren Gedanken zaghaft antwortete: «Ich wünsche mir Liebe. Liebe, wie du sie hast. Liebe für die Menschen.» Ich hörte am Klang ihrer inneren Stimme die Zweifel, die an ihr nagten: «War dies wirklich seine Stimme? Habe ich mir diese Frage vielleicht eingebildet?»
Ihre Antwort berührte mich zutiefst und ich freute mich von ganzem Herzen darüber – ein besonderer Moment, den ich verinnerlichte. Ich lächelte ihr zu, ohne dass sie es bemerkte. Es würde einige Zeit dauern, bis diese Geschichte, Amayas Geschichte, ihren weiteren Lauf nehmen würde.
Einige Monate waren seit dieser Begebenheit vergangen. Amaya war längst aus ihren Ferien zurückgekehrt und lebte ihren Alltag wie zuvor. Äusserlich hatte sich nichts verändert, doch diesen kostbaren Moment damals in der Hängematte, den hatte sie nicht vergessen. Er war in ihrem Herzen verborgen. Hin und wieder dachte sie daran zurück, aber die Zweifel in ihrem Herzen drohten die kostbare Erinnerung zu erdrücken. Ich erkannte, dass es jetzt an der Zeit war, diese Zweifel zu beseitigen. Allerdings würde ich dieses Mal nicht direkt zu ihr sprechen.
Es war Sonntag und wie jede zweite Woche besuchte Amaya ihre Kirche. Am Ende des Gottesdienstes setzten sich die Besucher für das gemeinsame Mittagessen an die Tische. Es waren afrikanische Missionare zu Besuch und das gemeinsame Essen war für alle eine gute Gelegenheit, sich noch weiter auszutauschen.
Amaya hatte die Missionare bereits in der Woche zuvor bei kleineren Ausflügen, die sie mit der Tochter des Pastors unternahm, kennengelernt. Sie setzte sich nun einer afrikanischen Frau namens Grace gegenüber. Und genau dieser Tochter Gottes näherte ich mich. Grace kannte meine Stimme sehr gut und spürte, dass ich neben sie trat. Ich wartete ab, beobachtete die beiden: Sie assen köstlich riechende Spaghetti und ihre Gespräche wechselten von einem Thema zum nächsten. Ich liebe diese ausgelassene Stimmung, wenn Menschen bei einem guten Essen zusammensitzen und die Gemeinschaft geniessen. Es erinnert mich an so manche Mahlzeit, die Jesus mit seinen Jüngern einnahm. Viele Menschen unterschätzen die Bedeutung solcher alltäglichen Momente: Ein gemeinschaftliches Essen, etwas zusammen trinken, ein Telefongespräch, gemeinsames Lachen; all dies ist kostbar und schafft Raum für unser Reich.
Nach einer Weile war der geeignete Moment gekommen und ich wendete mich Grace zu. Ich flüsterte ihr etwas ins Ohr und sie nahm meine Stimme wahr. Grace prüfte sie in ihrem Herzen und wenig später teilte sie meine Botschaft mit Amaya: «Dein Name ist Kwagala!»
Erstaunt und verwirrt blickte diese Grace an. In ihren Augen standen Fragezeichen. Grace bemerkte Amayas Verwirrung und erklärte: «In Afrika erhalten die Leute, die sich bekehren und taufen lassen, einen neuen Namen.» Grace schaute ihr fest in die Augen und wiederholte: «Dein neuer Name ist Kwagala.»
Grace gab nun die ganze Botschaft, die ich ihr zugeflüstert hatte, an Amaya weiter. Diese Botschaft berührte einen so verborgenen Ort in ihrem Herz, wie nur das Wort des Vaters es vermag. Es hat die Kraft, alles zu verändern, was gewesen ist. Es heilt, richtet auf und erschafft (1. Petrus 5,10).
«Kwagala bedeutet Liebe!» Liebe, dieses Wort traf wie ein Pfeil mitten in Amayas Herz. Im Bruchteil einer Sekunde erinnerte sie sich an die Frage, die ich ihr unter den Palmen gestellt hatte. Dies war es, was sie sich gewünscht und woran sie dennoch so oft gezweifelt hatte. Nun sass ihr Grace gegenüber, die von einem anderen Kontinent hierhergekommen war, die nichts wusste von jener Frage. Ja, niemand konnte davon wissen, da sie keiner Person von dieser Begegnung mit mir erzählt hatte. Nur ich und Amaya waren dabei gewesen. Auf einen Schlag verschwanden alle Zweifel in ihrem Herzen. Die Unsicherheit, ob dieses Flüstern nicht doch ihre eigene Stimme gewesen sein könnte, löste sich in Rauch auf. Sie wusste nun, dass ich zu ihr gesprochen hatte. Ich hatte sie gehört und ihren Wunsch erfüllt: Kwagala.
Aber jetzt sagt Jahwe, der dich
geschaffen hat, Jakob, der dich
bildete, Israel: «Fürchte dich nicht, denn
ich habe dich erlöst! Ich habe dich
bei deinem Namen gerufen, du
gehörst mir!»
Jesaja 43,1
… , und ich werde ihm einen weißen
Stein geben. Darauf steht ein
neuer Name, den nur der kennt,
der ihn erhält.
Offenbarung 2,17b; Hfa
Immer noch tief berührt sass Amaya am Tisch. Eine Träne glänzte in ihrem Auge. Eine Träne, die mir eine Lebensgeschichte erzählte. Ich wusste um ihr Herz. Ich kannte ihre Schutzmauern und die Einsamkeit. Zugleich sah ich, wie hinter diese Mauer ein Samenkorn des Glaubens gesät wurde. Nun konnte sie zum ersten Mal glauben, dass ich sie wahrhaftig sehe und höre, dass ich an ihr und ihren Wünschen interessiert bin. Sie realisierte allmählich, dass ich mir sogar die Zeit nahm, ihr zu antworten, auch wenn sie auf meine Antwort hatte warten müssen. Wochenlang hatte sie darum gebangt, ob ihre Zweifel jemals in die Flucht geschlagen werden würden. Und nun erfüllten sich ihre Hoffnungen. Ein Wort von mir war genug (Johannes 6,68): Kwagala.
Ich mag dieses Lied von uns, vom Vater, Jesus und mir, in dem es heisst: «Ein Wort von dir und meine Seele wird gesund»1 . Denn genau das geschah in diesem Moment: Amayas Seele wurde tatsächlich ein Stück heiler. Ich wusste, dass sie sich jahrelang einsam und ungesehen gefühlt hatte. Es war ja nicht nur ein Gefühl, sondern auch Realität: Sie wurde tatsächlich übersehen und oft überhört.
Doch für mich war Amaya nie unbedeutend. Ich hörte ihr Rufen sogar, wenn es nur ein Flüstern ihres Herzens war, wenn sie sich mit ihrer Einsamkeit und Traurigkeit alleine in ihr Zimmer zurückzog, wenn sie weinte oder ihre Wut verbarg. Wenn sie sich fragte, ob sie wirklich liebenswert war, ob sie genügte – dann war ich da. Sie war nie wirklich allein.
Jetzt endlich konnte ich Licht in die Angelegenheit bringen. Es war an der Zeit gewesen, diese Lügen der Einsamkeit, des Ungeliebtseins, des Nichtgesehenwerdens mit der Wahrheit zu konfrontieren. Ich wusste, dass mein Reden ihr nicht nur zeigte, dass ich sie unter den Palmen gehört hatte, sondern dieses eine Wort «Kwagala» durchbrach die Wolken der Lügen wie ein Lichtstrahl. Lügen, die sie davon abhielten, mir und meiner Liebe zu glauben.
Es würde noch einige Wochen, Monate, Jahre brauchen, bis diese Wahrheit sie völlig frei machte. Doch dies war der Moment des Aufbruchs: der Anfang einer Gemeinschaft. Ich hatte sie gehört und ihr geantwortet. Mir war zwar bewusst, dass die Wolken nur langsam zurückweichen würden, doch ich war da, um ihr zu begegnen und zu ihr mit Liebe zu reden, bis das Licht ganz durchgebrochen sein würde.
Amayas Herz nahm diesen Namen in sich auf und hielt sich daran fest. Der Name half ihr, mir ein wenig mehr zu vertrauen. Er machte sie resistenter gegen wiederkehrende Zweifel, dass ich nicht sprechen würde oder dass sie nicht würdig genug wäre, als dass ich mich mit ihr abgeben würde. Ja, dieser Name war eine Waffe in ihrer Hand, mit welcher sie Lügen in ihrem Kopf bekämpfen konnte. «Kwagala» sprach ihr Wert zu und festigte ihren Glauben an mich, an meine Existenz. Niemand konnte ihr das je wieder entreissen. «Kwagala» war ihr persönlicher Schatz, den sie in ihrem Herz aufbewahrte.
An diesem Sonntag kehrte Amaya gestärkt nach Hause zurück, mit einem strahlenden Gesicht und einer neu gewonnen Leichtigkeit. Ich liebte ihr Lächeln – und noch mehr ihr zartes Herz, das wagte, zu atmen und zu glauben.
Sie hatte sich auf die Reise begeben, und ich war an ihrer Seite. Voll Zuversicht blickte ich unseren kommenden Begegnungen entgegen. Begegnungen, in denen ich Amaya näher zum Vater führen würde. Ohne dass sie es wusste, hatte ich ihr durch diese Begegnung die Freiheit gegeben, die Reise zum Herzen des Vaters anzutreten. Auf diesem Weg sollte sie erfahren, was es bedeutet, eine Tochter Gottes zu sein. Amaya würde schlussendlich in so vieler Hinsicht geheilt werden, befreit dazu, die Tochter zu sein, zu der sie von Anfang an bestimmt war.
Es würde ein Abenteuer sein. Viele Herausforderungen, emotionale Berge und Täler standen ihr noch bevor. Doch ich wusste, dass es das wert war. Denn ich sah bereits das Ziel: Sie würde nach Hause kommen.
So ist es auch mit meinem Wort: Es
kehrt nicht leer zu mir zurück, sondern
bewirkt, was ich will, und führt aus,
was ich ihm aufgetragen habe.
Jesaja 55,11
Denn so hoch der Himmel über der Erde
ist, so weit reichen meine Gedanken
über alles hinaus, was ihr euch denkt,
und meine Möglichkeiten über alles,
was für euch machbar ist.
Jesaja 55,9
Manchmal wundere ich mich über die Menschen. Sie wünschen sich etwas und wenn sie es bekommen, dann können sie es nicht glauben. Dabei steht doch in unserem Wort, dass der Vater geben will, was das Herz begehrt (Psalm 37,4).
Genauso ging es Amaya, als ich sie mit einem neuen Wort beschenkte. Seit der Begegnung mit Grace, die ein Fenster in ihrem Herzen geöffnet hatte, war einige Zeit vergangen. Amaya hatte beschlossen, während der Sommerferien an einem zweiwöchigen Sommerlager als Mitarbeiterin teilzunehmen. Das Lager sollte als Startschuss für eine Strassen-Sonntagsschule in ihrer Stadt dienen und sie genoss das Zusammensein mit all den Jugendlichen. Eine Leiterin mochte sie besonders. Sie wurde ihr zu einer geistlichen Mutter – eine Frau, die sie im Glauben lehrte und begleitete. Es war herrlich, zu sehen, wie viel die zwei in dieser Woche zusammen lachten! Diese Frau weckte in Amaya etwas von ihrer Lebendigkeit und ihrem Humor, der ihr bereits in früher Jugend abhandengekommen war; erstickt vom «braven Kind», das sie glaubte, sein zu müssen, und das keinen Raum für diese Lebendigkeit zugelassen hatte. Lachen ist etwas wirklich Kostbares und ich finde es so schade, wenn der Humor und die Freude vor lauter «Regelbefolgen» und «Anständigsein» verloren gehen.
Diese geistliche Mutter wählte ich nun also aus, um wieder zu Amaya zu sprechen, und so schickte ich sie mit einem Vers aus unserem Wort zu ihr. Dieser Spruch, der von Befreiung der Gefangenen und Wiederherstellung der zerbrochenen Herzen spricht, war einer ihrer Herzenswünsche. Was ich ihr darin liebevoll mitteilte, glich der Sehnsucht in ihrem Herzen so sehr, dass sie dem Gesagten wieder nicht zu trauen wagte. Amaya befürchtete, dass sie sich das nur selbst eingeredet und ich es gar nicht so gemeint hatte. Auch wenn ich froh bin, dass Menschen meine Worte prüfen – etwas, was wirklich wichtig ist –, so wundere ich mich manchmal, dass sie zögern, es anzunehmen, wenn das Wort doch genau ihre Sehnsucht betrifft. Zum Glück verwarf Amaya diesen Vers nicht, sondern kam mit einer tollen Bitte zu mir: «Heiliger Geist, wenn dieser Vers wirklich für mich ist, dann gib ihn mir noch einmal.» Was für eine wunderbare Chance! Die liess ich mir natürlich nicht nehmen.
Gegen Ende der Woche schrieben einige der Teilnehmer einander ein paar ermutigende Zeilen. Wiederum erreichte Amaya dadurch derselbe Vers:
Der Geist von Jahwe ruht auf mir, denn Jahwe hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen und zerbrochene Herzen zu verbinden; den Gefangen zu verkünden: «Ihr seid frei!» und den Gefesselten: «Ihr seid los!» Jesaja 61,1
Nun konnte sie mein Geschenk annehmen, wenn auch zögernd. Sie versuchte, ihre Zweifel wegzuschieben und zu glauben, dass mein Wunsch für ihr Leben mit ihrem übereinstimmte, dass ich etwas – in ihren Augen Grossartiges – mit ihr vorhatte.
Doch damit noch nicht genug. Dieses Wort war für Amaya so überwältigend, dass sie es ein drittes Mal erhalten sollte. Wie so oft verging dabei einige Zeit. Der Vater hat es im Gegensatz zu den Menschen nicht so eilig. Er lässt Dinge reifen, heranwachsen und gedeihen. Eigentlich sollte dies nicht überraschen, wenn man sich in der Natur umblickt. Die Pflanzen, Blumen und Bäume, die Tiere und die Jahreszeiten: Alles braucht Zeit, um sich zu entwickeln.