Die eiskalten Abgründe des Bergbauernhofes - Thomas Wenig - E-Book

Die eiskalten Abgründe des Bergbauernhofes E-Book

Thomas Wenig

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Beschreibung

Der Loserhof, ein einsamer Bergbauernhof zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Tyrannei, Mord, Inzest, Intrigen und menschliche Abgründe sind der Alltag in dieser abgelegenen Gegend. Immer wieder zeigt sich das Böse in seiner hässlichsten Fratze. Erst die anfänglich weggesperrten Behinderten bringen einige Menschen zum Umdenken. Wie ein Antagonist erscheint die wunderschöne Natur zur Boshaftigkeit der Bewohner.

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Inhaltsverzeichnis:

Vorgeschichte

Hubert und Selma

Das Leben ohne Mutter

Hubert übernimmt den Hof

Selma entdeckt ihre böse Seite

Ein schreckliches Geheimnis

Die ersten Besucher auf der Almhütte

Hochzeit auf dem Loserhof

Selmas Schutzhütte

Der Loserhof wird ausgebaut

Intrigen und Skifahren

Xavers und Laras Verschwinden

Die Mühle am Bergbach

Nur ein schrecklicher Unfall?

Huberts Seilbahn wird Wirklichkeit

Die Campingtour der Behinderten

Der Loserhof trennt sich vom Bösen

Schlusswort

1. Vorgeschichte

Es ist Frühling im Jahr 1853. Ein abgelegener Bergbauernhof im Deutsch -Österreichischen Grenzgebiet.

In einem hochgelegenen Seitental liegt der Loserhof. Benannt nach der Familie Loser, die diesen seit Generationen betreibt. Vater Joseph, Mutter Johanna, die beiden fast erwachsenen Kinder: Hubert und Selma, sowie die Magd Bärbel, von allen nur Babsi genannt und der Knecht Edmund (Edi) fristen hier ihr mühsames Dasein.

Schon dicht an der Baumgrenze gelegen, mit recht karger Vegetation, führt die Familie Loser ihr Auskommen mit der Ziegenzucht, sowie der Verarbeitung von Milch zu Käse und natürlich dem Verkauf von Holz. Die Almen sind weit verteilt und nur schwerlich zu erreichen. Harte Winter mit viel Schnee und starken Stürmen, tun das ihrige zum schweren Auskommen. Aber trotz all dieser Unwegsamkeiten, hat es die Familie immer geschafft, den Hof an die Nachfolger zu übergeben oder sogar auszubauen. Harte Arbeit, Herzblut und der große Wunsch nach Unabhängigkeit haben das Leben der Generationen bestimmt. So war es und so sollte es auch immer sein.

2. Hubert und Selma:

Hubert, mittlerweile 19 Jahre alt und Selma mit ihren 16 Jahren, kannten außerhalb des Hofes nicht viel. Nur die Almen mit ihren Heuschobern, die noch höher gelegene Almhütte und alles Land das zum Hof gehörte, bestimmten ihren Tag. Abwechslung boten nur die Jahreszeiten oder der Verkauf des Käses im weit tiefer gelegenen kleinen Dorf.

Untereinander war ihr Verhältnis für Geschwister außergewöhnlich gut. Aber nur so war auch ein gutes Miteinander innerhalb der Familie überhaupt möglich. Hubert würde bestimmt irgendwann den Hof übernehmen und für Selma würde dann ein Mann gesucht. Vielleicht auf einem der Nachbarhöfe. So gab es die Familie seit vielen Generationen vor. Auch die Aufgabenverteilung im Alltag war schon immer die gleiche. Selma half der Mutter im Haus, Hubert unterstütze den Vater. Natürlich standen noch der Knecht und die Magd zur Verfügung. Hier war die Aufteilung ähnlich. Edi war schon ewig Vaters Knecht und ungefähr so alt wie Vater. Babsi war erst 5 Jahre auf dem Hof und Anfang 20. Das Verhältnis der Geschwister zu den beiden war zwar höflich, aber von vornherein bestimmend; denn sie wären ja irgendwann die Bauern auf dem Hof.

Der Frühling hatte gerade begonnen und das hieß für Hubert, mit den Ziegen täglich die nahegelegenen Almen zu besuchen. Er hatte sich schon den ganzen Winter darauf gefreut; denn dies bedeutete etwas Freiheit vom strengen Vater und Zeit für sich und seine Träume.

Früh morgens ging er mit der Herde los. Es war der erste Marsch in diesem Jahr und damit immer etwas Besonderes. Auch für die Ziegen, diese spielten ziemlich verrückt und konnten es ebenfalls kaum erwarten, sich wieder frei zu bewegen. Mutter gab ihm noch seinen Proviant mit und dann setzte sich der Tross in Bewegung. Wie jedes Jahr hatte Vater ihm noch tausend wichtige Dinge gesagt. Zwar wusste Hubert das ohnehin alles, aber er tat immer so, als würde er zuhören und nickte bei jedem Hinweis.

Kurz hinter dem Hof begann der Aufstieg für Hubert. Ein schmaler, immer steiler werdender Pfad schlängelte sich zur Alm. Hubert betrachtete die erwachende Natur. Die ersten Blumen wagten sich hervor, das Gras spross schon kräftig. Er liebte dieses satte Grün, die bunte Vielfalt der Blumen und die versteckten Kräuter, die der Milch der Ziegen den besonderen Geschmack gaben. Immer wieder musste Hubert aufpassen, die Ziegen in ihrer Ungeduld versuchten dauernd den Pfad zu verlassen. Sie konnten es einfach nicht mehr abwarten bis sie auf der Alm waren. Aber Hubert kannte dieses Spiel aus den vergangenen Jahren und war stets auf der Hut.

Die erste Alm, die sie heute und in den kommenden Tagen aufsuchen würden, lag noch recht nahe am Hof. Jedes Jahr begann das große Fressen, so wie Hubert es nannte, an der am tiefsten gelegenen Alm, da die höher gelegenen noch eine Weile benötigten, bis das Gras gewachsen war. Die am höchsten gelegenen waren sogar noch vom Schnee bedeckt. Später dann, wenn diese abgefressen wäre, würden sie die nächste aufsuchen. Bei den nieder gelegenen reichte es aus, wenn er am Abend wieder mit der Herde zum Hof kam, damit die Ziegen gemolken werden konnten. Später im Jahr dann, bei den höheren, blieb er einige Wochen auf der Almhütte und sammelte die Milch dort.

Für heute war der Aufstieg geschafft und Hubert konnte sich seinen Tagträumen widmen. So vieles ging ihm bei diesen Träumen durch den Kopf. Meist waren es allerdings die Gedanken an die Magd Babsi. Zwar war diese etwas älter als er, aber ihre prallen Formen hatten ihn schon immer begeistert. Klar wusste er, dass es sich nicht schickte, sich mit einer Magd einzulassen, aber träumen durfte man ja noch. Wenn er dann hier so im Gras lag, dann wünschte er sich schon Babsi wäre bei ihm. Aber Hubert dachte auch an seine Schwester, wie würde es ihr einmal ergehen, würde sie einen passenden Mann finden? Irgendwie machte ihn der Gedanke an einen anderen Mann, der Selma anfassen würde, eifersüchtig. Noch waren das alles Gedanken, die in weiter Ferne lagen, aber hier hatte Hubert nun mal Zeit über so etwas nachzudenken.

Als die Sonne am höchsten stand, verzehrte er seinen Proviant. Mutter hatte es mal wieder besonders gut mit ihm gemeint und Hubert tat sich schwer alles aufzuessen. Die Ziegen freuten sich unheimlich, nach der langen Zeit im Stall, endlich wieder herum zu rennen. Überall zupften sie am Gras, suchten sich Kräuter und waren ausgelassen. Das Essen hatte Hubert müde gemacht, dennoch musste er aber aufmerksam bleiben, noch hatte sich die Herde nicht daran gewöhnt wieder draußen zu sein.

Am späten Nachmittag machte sich Hubert wieder auf den Rückweg; denn der Knecht und Babsi müssten ja dann noch die Ziegen melken. Das kurze Stück zurück, es ging ja immerhin bergab, hatte Hubert schnell zurück gelegt. Edi und Babsi warteten schon auf ihn, um ihrer letzten Aufgabe für den Tag nach zu kommen. Wenn die beiden dann damit fertig waren, gab es das gemeinsame Abendessen. Die Mahlzeiten wurden nach Möglichkeit immer gemeinsam eingenommen und dazu gehörten dann auch der Knecht und die Magd. Bei der Vorbereitung der Mahlzeiten übernahm immer mehr Selma die Arbeit. Mutter war schon den ganzen Winter über kränklich und geschwächt. Die ständige Kälte hatte sehr an ihr gezehrt. Alle hatten darauf gehofft, der Frühling würde ihr gut tun, aber bisher zeigte sich noch keinerlei Besserung. Vater schien sehr besorgt darüber und es machte ihn traurig.

Nach dem obligatorischen Gebet vor dem Essen, verteilte der Vater das Brot. Als Herr im Hause hätte er niemals geduldet, dass ein jeder sich selbst etwas nahm. Vater war nicht nur sehr streng, sondern oft sogar herrschsüchtig. Eine Eigenschaft, die in letzter Zeit immer extremer wurde. Sowohl Edi als auch Babsi hatten schon fast Angst vor ihm. Seine Wutausbrüche waren berüchtigt und nicht immer gerecht. Edi, der ihn nun schon ewig kannte, hatte sogar schon mehrmals damit gedroht zu kündigen. Aber er war schon so verwachsen mit dem Hof, dass Vater es nur für Gerede hielt. Wer würde noch einen Knecht in diesem Alter nehmen. Junge kräftige Männer wurden da gesucht, nicht alte, verbrauchte. Edi sah das wahrscheinlich genauso und es war wohl einfach nur ein kleiner Hilfeschrei.

Nach dem Essen zogen sich Babsi und Edi deshalb schnell auf ihre Kammern zurück. Mutter ging ebenfalls bald zu Bett, um sich zu erholen. Als Hubert und Selma mit dem Vater allein waren, sprach dieser: „Selma, Mutter wird immer schwächer, ihr Husten immer schlimmer, bald wird die Zeit kommen, wo Du ihre Aufgaben übernehmen musst. Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass wir bald ohne sie sind.“ Hubert erschrak, wie kalt Vater das gesagt hatte. So als wäre Mutter eine der Ziegen, die bald wegen Altersschwäche sterben würde. Was war nur passiert mit ihm in den letzten Jahren, warum wurde er so hart und gefühlskalt? Auch Selma schaute ihn verwundert an und antwortete kurz: „Ja Vater, ich weiß. Aber sollten wir nicht lieber den Doktor aus dem Dorf holen?“ „Dafür haben wir kein Geld und die Natur geht nun mal ihren Weg“, antwortete Vater. Hubert und Selma gingen daraufhin traurig zu Bett.

Am nächsten Morgen, als Hubert wieder mit den Ziegen zur Alm zog, war er immer noch traurig über Vaters Aussage. Immer wieder wanderten seine Gedanken zur Mutter. All die schönen Jahre war sie immer für alle dagewesen und nun war noch nicht einmal genug Geld für einen Doktor da. Wenn er doch nur schon der Herr auf dem Hofe wäre, dann würde er schon dafür sorgen, dass Mutter geholfen wurde. Sicher waren die letzten 3 Jahre wirtschaftlich schwer gewesen, aber kein Geld für den wichtigsten Menschen zu haben, war schon ein schrecklicher Gedanke. Wofür all die Mühen und Arbeit, wenn es noch nicht einmal für das Nötigste reichte. Oder wollte Vater etwa gar nicht, dass Mutter wieder gesund wurde? Hubert hatte auch schon bemerkt, wie Vater der Babsi öfter nachstellte, aber diese hatte ihm schnell klar gemacht, dass sie nichts von ihm wollte. Sie würde sofort den Hof verlassen, wenn er das nicht unterlassen würde, hatte sie ihm gedroht. Da Babsi aber eine fleißige Kraft war, hatte Vater die Versuche daraufhin schnell eingestellt.

Heute kam Hubert gar nicht in seine Träume, seine Gedanken blieben dauernd bei seinen Eltern hängen. Es blieb nur die Hoffnung, dass Mutter sich wirklich wieder erholen würde, aber wenn er ehrlich zu sich war, wusste Hubert, dass es nicht danach aussah. Was würde dann mit Vater passieren? Würde er noch hartherziger? Wie würde er sich ihm und Selma gegenüber verhalten? Nur die verrückten Ziegen rissen ihn aus seinen trüben Gedanken. Diese tollten über die Alm wie immer und schienen von all diesen Problemen nichts zu ahnen. So unbedarft und frei wäre Hubert auch gern gewesen.

2 Wochen waren vergangen und heute war Huberts letzter Tag auf dieser Alm. Ab morgen musste er mit der Herde zur nächsten wandern und einen etwas längeren Weg auf sich nehmen. Mittlerweile hatte sich die Herde aber schon an den täglichen Marsch gewöhnt, so dass der längere Marsch recht einfach zu bewältigen wäre. Wie immer machte sich Hubert am späten Nachmittag auf den Rückweg. Aber irgendetwas war heute anders. Als er zurück kam, warteten weder Babsi noch Edi auf ihn. Sie waren überhaupt nicht zu sehen. Hubert brachte die Herde schnell in den Stall und ging dann zum Haus. Kaum hatte er die Tür geöffnet, da sah er schon in den Gesichtern von Selma und Vater, dass etwas passiert war. „Mutter ist tot“, rief Selma, mit Tränen in den Augen.

3. Das Leben ohne Mutter

Hubert brach in Tränen aus. So schnell war es nun gegangen. Dabei hatte es doch den Anschein gehabt, als hätte sie sich etwas erholt. Hatte sie es gewusst und ihnen das nur vorgespielt? So war Mutter gewesen, immer um das Wohl der anderen bedacht, ohne jegliche Rücksicht auf sich selbst. Vater saß am Tisch und betrank sich mit Obstler. Hubert war entsetzt über diese Würdelosigkeit. Wie konnte er sich jetzt nur betrinken? War die Verzweiflung so groß? Wie sollte es weiter gehen?

Edi und Babsi standen in einer Ecke und schienen beide ebenfalls sehr traurig. Sie wussten, ohne Mutter, die gute Seele des Hauses, würde nun alles noch viel schlimmer werden. Sie war immer noch die einzige gewesen, die Vater in seiner Bosheit hatte zurückhalten können.

3 Tage später fand die Beerdigung im nahen Dorf statt. Vater hatte die ganzen Tage getrunken und sah furchtbar aus. Selma und Hubert hatten sich um alles kümmern müssen. Bei der Beerdigung waren außer der Familie und dem Pfarrer keine Personen anwesend. Vater hatte in den letzten Jahren alle mit seiner harten Art verprellt. So war die Beerdigung recht armselig und entsprach so gar nicht Mutters Wirken. Selbst den Pfarrer beleidigte Vater noch in seinem Suff, als geldgierigen Pfaffen. Hubert und Selma schämten sich für ihn.

Auf dem Hof ging die Arbeit ihren Gang. Eine eisige Kälte herrschte aber zwischen Vater und allen anderen. Zwar hatte er aufgehört zu trinken, doch war er völlig wortkarg und seine Miene schien nur noch Bitternis zu kennen. Edi und Babsi wurden den ganzen Tag von ihm drangsaliert.

Hubert war nur froh, dass seine Aufgabe es erlaubte, immer für einige Stunden dem Hof fern zu sein. Aber Selma tat ihm leid, sie musste das Desaster ja den ganzen Tag ertragen. Wobei Vater mit ihr immer noch am freundlichsten umging. Zumindest ein kleiner Trost. Er wusste, er brauchte sie im Haushalt; denn wer hätte Mutters Aufgaben sonst übernehmen sollen. Babsi hatte ja genug mit der Herstellung vom Käse zu tun. Mutters guter Geist fehlte allen auf dem Hof.

Abends nach dem Essen gingen alle immer schnell ihres Weges und Vater saß dann allein in der Stube. Hubert und Selma trafen sich meist noch auf einem ihrer Zimmer und sprachen lange miteinander. So war es auch an diesem Abend. Selma hatte den Tisch abgedeckt und Vater saß schon wieder mit der Schnapsflasche dort. Hubert ging schon auf sein Zimmer und wartete auf Selma. Als diese kam unterhielten sie sich noch lange. Vater hatten sie noch nicht gehört, er musste immer noch unten sein und seinen Kummer ertränken. Es war schon spät, als Hubert und Selma zu Bett gingen.

Am nächsten Morgen war Selma seltsam ruhig. Sie schien sich förmlich in Arbeit zu vergraben. Sie sprach nur das Nötigste. Hubert wusste, so konnte es nicht weiter gehen. Aber was sollte er tun? Sollte er versuchen, einmal mit Vater zu sprechen? So recht fehlte ihm der Mut dazu. Irgendetwas musste aber geschehen; denn durch Vaters Trinkerei blieb viel Arbeit liegen. Edi allein konnte nicht alles schaffen. Obwohl der sich mühte, aber viele Arbeiten, gerade mit dem Holz, konnte einer allein nicht ausführen. Edi hatte Hubert schon darauf angesprochen, aber er konnte sich ja nicht teilen. So ein Hof funktionierte eben nur, wenn alle mit anfassten.

Abends kam dann Selma wieder zu Hubert. Sie war immer noch so still und wollte auch zu später Stunde nicht auf ihr Zimmer. Hubert musste sie fast hinaus werfen. Er brauchte seinen Schlaf, er stand schon mit Beginn der Helligkeit auf und war dementsprechend müde.

Trotz allem schlief Hubert in dieser Nacht schlecht. Er hatte einen schlimmen Traum und wurde auch mehrmals wach. Als er erneut aufwachte, dachte er zuerst, er hätte erneut geträumt, doch nun hörte er es wieder, ein Jammern kam aus Selmas Zimmer. Sollte er hingehen und sie trösten? Da Hubert nicht schlafen konnte, zog er schnell etwas über und wollte gerade zu Selma gehen, als er sah, dass Vater schon aus ihrem Zimmer kam. So böse ist er wohl doch nicht, dachte Hubert, er hat sich schon um sie gekümmert. Hubert schlich sich wieder in sein Zimmer zurück. Am kommenden Morgen war Selma wieder so still. Hatte auch sie schlimme Träume? Ein Wunder wäre es ja nicht, immerhin war Mutter gestorben und Vater ertränkte seinen Kummer im Suff und war unleidig.

Hubert ließ ihr ihre Ruhe und trat seinen Weg zur Alm an. Er war erst wenige Schritte gegangen, da kam Babsi angerannt. Sie schien sehr aufgeregt. „Hubert, ich muss mal mit Dir sprechen“, sagte sie. „Du solltest gut aufpassen, was Dein Vater mit Selma in der Nacht macht“, waren ihre folgenden Worte. Hubert war verdutzt, hatte Vater sie doch wohl erst in der letzten Nacht getröstet. Er versuchte Babsi zu beruhigen und sprach: „Da ist schon alles in Ordnung, erst letzte Nacht hat er sie getröstet.“ Babsi schüttelte ungläubig den Kopf und ging etwas traurig davon. Was hatte sie nur gemeint, fragte sich Hubert.

Ein seltsames Gefühl überkam ihn. Selma war so still in der letzten Zeit. Abends wollte sie immer gar nicht auf ihr Zimmer gehen. Hubert nahm sich vor, in den kommenden Nächten aufmerksam zu sein, was da vor sich ging.

Auf der Alm dachte er immer wieder über Babsis Worte nach. Wenn er sie am Abend sehen sollte, dann würde er sie noch mal fragen, was genau sie meinte.

Diesen Abend hatte er nicht die Gelegenheit, da Babsi und Edi sich sofort nach dem Essen, wieder auf ihre Kammern zurück gezogen hatten. In Babsis Kammer zu gehen, verbot sich natürlich von selbst.

Als Selma dann endlich zu Bett gegangen war, bemühte sich Hubert wach zu bleiben. Irgendwann hörte er Vater die Treppe rauf poltern. Bestimmt war er wieder betrunken, wie fast jeden Abend. Jetzt herrschte Stille. Nach einiger Zeit kam dann wieder das Jammern aus Selmas Zimmer. Schnell zog Hubert sich an und ging hin. Er öffnete die Tür und sah das Grauen.

Selma lag heulend im Bett, Vater zog sich gerade die Hose an. „Was hast Du getan, Du Schwein“, schrie Hubert. Vater lachte nur besoffen und lallte: „Sie muss Mutters Pflichten übernehmen und das gehört nun mal auch dazu.“ Hubert wurde wahnsinnig, er war völlig ungehalten. Er nahm Selmas leeren Nachtkrug und schlug diesen Vater über den Schädel. Mit einem schrecklichen Schmerzensschrei ging er zu Boden. Am Kopf war eine riesige Wunde, die furchtbar blutete. Das Blut spritzte förmlich heraus. Es dauerte nur einen kleinen Moment, da verdrehte Vater die Augen und hatte sein Leben ausgehaucht. „Was habe ich getan“, schrie Hubert.

Der Krach hatte auch Edi und Babsi herbei gerufen. Alle standen nun in Selmas Zimmer. Hubert hielt noch den Griff vom zerbrochenen Krug in der Hand und starrte auf den toten Vater. Selma hatte einen Heulkrampf. Babsi war die Erste die Worte fand, sie schrie förmlich: „Du hast das einzig Richtige getan, Du hast das Schwein erschlagen.“

Edi nahm Hubert in den Arm und nickte nur kurz und fast ganz gegen seine Gewohnheit meldete auch er sich zu Wort: „Hubert das wurde Zeit.“ Was wussten alle, was er nicht wusste? Jetzt war es wieder Babsi die sprach: „Schon eine ganze Zeit lang ging er in Selmas Zimmer, immer wieder habe ich die Tür und ihr Jammern gehört.“ Hubert war außer sich. Was aber nun? Er hatte seinen Vater getötet.

Edi nahm den Leichnam, zog ihn aus dem Zimmer heraus und warf ihn die Treppe herunter. „So ist er umgekommen“, sagte Edi. „Ich werde jetzt ins Dorf gehen und dem Gendarmen Bescheid sagen, dass ich ihn so gefunden habe. Wischt das Blut hier noch weg und wenn der Gendarm dann morgen früh kommt, sagt einfach, ihr habt geschlafen. Es war richtig so und von uns wird nie jemand etwas erfahren.“

Edi verließ das Haus. Babsi wischte das Blut weg, Hubert setzte sich zu Selma an den Bettrand und tröstete sie. „Warum hast Du mir nichts erzählt“, fragte Hubert sie. Selma erklärte ihm, es wäre ihr so peinlich gewesen und sie hätte so eine Angst vor Vater gehabt. Er hatte ihr immer wieder gesagt, dies sei nun eine ihrer Pflichten. Sie wäre der Ersatz für Mutter. Ein schreckliches Geheimnis lag über dem Loserhof.

4. Hubert übernimmt den Hof

Am nächsten Morgen kam Edi zusammen mit dem Gendarm und dem Doktor wieder zurück. Diese sahen den Vater am Ende der Treppe liegen und der Gendarm sagte: „So ist das mit dem Suff, irgendwann ist man nicht mehr Herr seiner Sinne und dann passiert der Unfall.“ Damit war alles gesagt und einer Beerdigung stand nichts mehr im Wege. Auch bei Vaters Beerdigung war niemand außer dem Pfarrer anwesend. Wirklich traurig war auch keiner über seinen Tod.

Hubert war nun der Herr auf dem Hof. Zuerst stellte er noch einen Hütejungen und eine zweite Magd ein. Nur so konnten sie die Arbeit bewältigen. Er übernahm Vaters Aufgaben, half Edi mit dem Holz und alles andere was Vater, vor Mutters Tod, erledigt hatte.

Eigentlich waren alle ganz zufrieden, nur Selma ging es nicht gut. Sie musste sich oft übergeben und ihr war ständig übel. „Sie trägt das Kind der Schande unter ihrem Herzen“, sagte Babsi zu Hubert. Hubert erschrak, war Selma etwa schwanger vom eigenen Vater? Ein schrecklicher Gedanke. So hatte er über seinen Tod hinaus noch Elend über den Hof gebracht. Für Selma war es schrecklich. Nie würde sie einen angemessenen Mann finden mit so einem Balg. Hubert sagte ihr zu, dass sie immer auf dem Hof bleiben könnte, wenn sie das wollte.

Das alles war kein wirklicher Trost für Selma. Ihr Leben war zerstört und das durch den eigenen Vater. Sie wurde immer stiller und zog sich ständig zurück. Alle Versuche sie irgendwie aufzuheitern scheiterten. Hubert konnte es verstehen, ihre Zukunft war zerstört.

Er hatte den Hirtenjungen eingewiesen und Selma und Babsi lernten Nina, die neue Magd an. Nina, etwa auch in Babsis Alter, verstand sich von Anfang an gut mit den beiden Frauen auf dem Hof. Sie war ein Mädchen aus dem Dorf und harte Arbeit gewohnt. Auch der Hirtenjunge kam von dort und hatte als vierter Sohn des Schusters keine andere Möglichkeit als diese Arbeit zu finden. Im eigenen Geschäft konnte der Vater ihn nicht mehr versorgen.

Im Wald bei den Holzarbeiten war Edi jetzt für Hubert der Lehrmeister. Edi kannte alles was mit der Arbeit im Wald zu tun hatte. Seine lange Erfahrung machte ihn jetzt sehr wertvoll. Über den Tod des Vaters hatte übrigens nie wieder einer ein Wort verloren. Das Geheimnis war mit ihm im Grab verschwunden. Wäre da nicht Selmas Schwangerschaft gewesen, hätte die schlimme Zeit einfach in Vergessenheit geraten können. Aber so wuchs Selmas Bauch immer mehr und es war nicht mehr zu verbergen das sie schwanger war. Zwar hatte Nina Babsi schon mal gefragt, wer der Vater des Kindes wäre, aber Babsi hatte einfach nur gesagt, sie wüsste es nicht und es ginge sie auch nichts an.

Die Jahresarbeit war getan, der Winter und somit auch die Geburt von Selmas Kind standen vor der Tür. Sie waren überein gekommen, dass Babsi und Nina ihr bei der Geburt helfen würden. So könnten sie es doch immerhin auf dem Hof etwas geheim halten.

Der Winter kam wie jedes Jahr auf dieser Höhe sehr früh. Sogleich fiel reichlich Schnee. Hubert und Edi waren damit beschäftigt, die Pfade zu den Stallungen und zur Käserei frei zu halten. Der Hirtenjunge war über den Winter frei gestellt und war schon wieder ins Dorf zurück gekehrt.

Es war ein Donnerstag, als Selmas Wehen unerträglich wurden. Babsi hatte sofort begonnen, jede Menge Wasser auf dem großen Ofen zu erhitzen und war dann mit Nina zusammen in Selmas Kammer verschwunden. Hubert hatte die Aufgabe sich um den Ofen zu kümmern, ansonsten sollte er sich heraus halten. Er war froh darüber, bei der Geburt nicht dabei sein zu müssen. Viele Stunden waren sie jetzt schon in Selmas Kammer, immer wieder hörte er ihr Schreien. Eine Geburt musste etwas sehr schmerzhaftes sein, dachte Hubert. Er kannte es ja nur von den Ziegen, aber da war das wohl doch etwas leichter und etwas anderes.

Gegen Abend dann vernahm Hubert ein leises Wimmern. Zuerst kam Babsi aus Selmas Zimmer und sah etwas verstört aus. „Es ist ein komisches, hässliches und wohl nicht ganz gesundes Kind“, sagte sie mit einem traurigen Blick. „Es sieht aus, als ob es das Ganze Böse wieder mit auf diese Welt gebracht hätte.“ Hubert war erschrocken von diesen Worten.

Sofort rannte er rauf in Selmas Zimmer. Diese lag erschöpft in ihrem Bett und war noch von den Anstrengungen der Geburt gezeichnet. Nina war dabei das Kind oder was man so nennen wollte, zu reinigen. Hubert schaute sich das Kind an. Es hatte einen riesigen Kopf mit einem verschobenen Gesicht. Nina sagte: „Es ist wohl ein Junge, aber er ist sehr klein und recht dicklich.“ Diesen Blick in das Gesicht des Kindes würde Hubert nie vergessen. Es war gar schrecklich anzusehen. Nichts im Gesicht war da, wo es hätte sein sollen. Der Mund war weit aufgerissen und glich eher dem eines Tieres. Die Augen in unterschiedlicher Höhe und die Nase übermäßig groß. Hubert war der Schrecken förmlich anzusehen. Zwar kannte Hubert auch von den Ziegen, dass es Nachwuchs gab, der anders aussah, aber dieser wurde dann immer gleich getötet. Aber das konnte man ja mit einem Menschen nicht machen. Vaters schreckliche Tat hatte wieder zurück auf die Erde gefunden. Immer würde dieses Kind sie alle an das Geschehene erinnern.

Selma war nicht nur erschöpft, sie war auch traurig, so ein Wesen auf die Welt gebracht zu haben. Ihr Leben war schon wieder vom Bösen gezeichnet. Sollte das denn nie enden? Sie wäre froh gewesen, wenn das Baby gestorben wäre. Jeder der dieses Kind sehen würde, wäre erschrocken und könnte sich vorstellen, dass es sich um Inzucht handeln müsste. Das war gerade hier in der ländlichen Region nicht ganz ungewöhnlich, doch waren die Kinder meistens nicht so schrecklich anzusehen. Sie würde es für alle Zeiten verstecken müssen. Auch Nina schaute Hubert traurig an, sie hatte so etwas ebenfalls noch nicht gesehen. Aber sie machte ihre Arbeit, als wäre alles in Ordnung. Hubert drückte fest Selmas Hand und sagte: „Ich werde Dir helfen und immer für Dich da sein, egal was kommt. Das sollst Du wissen.“ Selma schloss die Augen und hielt seine Hand lange fest. Dann verließ Hubert Selmas Zimmer und ging wieder nach unten.

Dort saß Babsi noch am Tisch, sie war ebenfalls erschöpft von den vielen Stunden und schien Tränen in den Augen zu haben. „Die arme Selma, warum trifft es sie nur so hart“, sagte Babsi und ließ ihren Tränen freien Lauf. Auch sie versuchte Hubert zu trösten.

Das im Winter ruhige Leben ging auf dem Hof weiter. In dieser Zeit war es zumindest sicher, dass niemand das Kind sehen würde. Selma jedenfalls würde dieses Kind nie lieben können und das konnte ein jeder verstehen. Dennoch würde sie es aufziehen; denn alles andere wäre eine weitere Sünde vor dem Herrn gewesen.

Selma aber war nur noch traurig. Sie würde Hubert bitten, im Frühling auf die Almhütte ziehen zu dürfen um ihr weiteres Leben dort zu fristen. Sie wollte einfach nicht mit diesem Kind hier gesehen werden. Die Schande war zu groß. Irgendwann im Winter würde sie mit Hubert sprechen und ihn darum bitten. Die Almhütte wurde zwar genutzt wenn die oberen Almen von der Herde abgegrast wurden, aber auch im vergangenen Jahr war der Hirtenjunge trotz des weiten Weges immer am Abend zum Hof zurück gekehrt. Vielleicht könnte sie dort einige Ziegen halten und dann nur mit Beginn des Winters wieder zum Hof zurück kehren.

Das Weihnachtsfest fiel nach all dem Geschehenen im vergangenen Jahr, sehr traurig aus. Es kam keine feierliche Stimmung auf. Zwar waren alle gesund, selbst das Kind wuchs und saugte kräftig, aber sein Äußeres war nicht schöner geworden. Hatten sie Anfangs noch gehofft, es wären Auswirkungen der Geburt gewesen, so hatten sie jetzt doch Gewissheit, dass sich diese Verunstaltungen nicht verwachsen würden.

Es war dann auch der Weihnachtsfeiertag, als Selma Hubert ihren Wunsch vortrug. Dieser war überrascht über ihre Bitte; denn hatte er Selma doch all seine Hilfe zugesagt. Aber er spürte ihre Angst, dass Fremde das Kind sahen und mit dem Finger auf sie zeigen würden. Hubert versprach ihr, dass sie die Hütte bekommen würde. Dazu einige Ziegen um sich zu versorgen. Auch würde er immer wieder nach ihr sehen und sie unterstützen. Den Hirtenjungen würde er anweisen, abends immer zum Hof zurück zu kommen. Sollte das nicht möglich sein, würde er mit Edi zusammen eine zweite Hütte für den Hirtenjungen bauen.

Selma schien förmlich erleichtert und seit langem sah Hubert sie mal wieder lächeln. Hubert fühlte sich immer noch mitschuldig. Hätte er damals gleich auf den Hinweis von Babsi gehört, vielleicht wäre Selma dieses Unglück erspart geblieben. Jedenfalls würde er alles dafür tun, was Selma helfen konnte.

In einem waren sich aber alle einig. Eine Taufe käme für das Kind nicht in Frage. Zum einen würden es dann alle sehen, zum anderen war es ihrer Meinung nach, nicht von Gott gewünscht. Zwar würde das Kind natürlich größer, aber das war noch lange hin und vielleicht würde es sich ja auch normaler entwickeln, als es aussah. So bald der Winter sich dem Ende neigen würde, wollte Hubert mit Edi die Almhütte aufsuchen, nach dem Rechten schauen und eventuelle Veränderungen oder Reparaturen vornehmen.

Edi würde noch ein zweites Bett für das Kind zimmern was sie schon mitnehmen würden. Im Haushalt käme Hubert mit den beiden Mägden schon aus, da musste er sich keine Sorgen machen. Babsi und Nina teilten sich die Aufgaben nach ihren eigenen Vorstellungen und Hubert musste sie in keiner Weise anleiten. So würde seine ganze Arbeitskraft für die Wald- und Holzarbeiten zur Verfügung stehen. So lange Edis Kräfte noch ausreichten, würden sie die Arbeit schaffen.

So wie der Winter, so kam auch der Frühling sehr zeitig im neuen Jahr. Hubert machte sich mit Edi, dem zerlegten Bett und einer Menge Werkzeug auf den Weg zur Almhütte. So bepackt, würden sie fast einen ganzen Tag für den Aufstieg benötigen. Sie hatten vor, alle Arbeiten soweit möglich, gleich zu erledigen und kämen erst dann zurück. Hubert und Edi genossen den Weg, beide waren sie froh, dem Übel welches den Hof ereilt hatte, für ein paar Tage zu entkommen. Endlich fühlte es sich mal wieder frei an. Während des Aufstieges scherzten sie und es war wie in früheren Zeiten, wenn Hubert mit Edi mal alleine gewesen war. Sie nahmen sich reichlich Zeit für den Weg und genossen die erwachende Natur. Nun würde es nicht mehr lange dauern, dann dürften auch die Ziegen wieder auf die Almen.

Am späten Nachmittag kamen sie auf der Almhütte an. Sie öffneten die Tür, nahmen die Schutzbretter von den Fenstern und lüfteten erstmal durch. Da die Hütte ja im vergangenen Jahr nicht benutzt worden war, lag überall eine dicke Staubschicht. Bis zum Abend waren sie damit beschäftigt sich erst einmal einzurichten, bevor sie am nächsten Tag mit den Arbeiten beginnen konnten. Früh und müde vom langen Aufstieg, schliefen sie schon kurz nach der Dämmerung ein.

Am nächsten Morgen trat Hubert vor die Hütte, atmete ein paar Mal kräftig durch und dann begannen sie mit der Arbeit. Es gab einige Stellen am Dach und am kleinen Anbau der den Stall darstellte, zu flicken. Ebenfalls mussten ein paar Bretter erneuert werden. Ansonsten war die Hütte noch in einem guten Zustand. Sicherlich würden sie nur zwei Tage benötigen um diese Arbeiten auszuführen. Wenn Selma dann eingezogen wäre, würde Hubert bei jedem Besuch noch Brennholz mitbringen und ihr dabei helfen, welches in der Nähe der Hütte zu machen, so dass sie zumindest kochen und heizen konnte. Selma konnte dann auch hier etwas an Käse produzieren, den er dann immer auf dem Rückweg mitnehmen und zusammen mit dem eigenen im Dorf verkaufen konnte.

Wenn das Wetter so bliebe, wollte er in der kommenden Woche mit Selma und dem Kind, sie hatten es Xaver genannt, schon den Aufstieg wagen. Es sollte jedenfalls geschehen, bevor der Hirtenjunge wieder seinen Dienst antrat und eventuell davon im Dorf erzählen würde.

Dank Edis Hilfe kamen sie schnell mit den Arbeiten voran und wie gedacht, waren sie nach 2 Tagen fertig und machten sich wieder auf den Weg zum Hof. Dort gegen Abend angekommen, freuten sie sich auf eine ausgiebige Mahlzeit; denn das hatten sie nun doch vermisst. Selma freute sich zu hören, dass die Hütte noch in so einem guten Zustand war. Es war ihr nur Recht, schon in der kommenden Woche mit Hubert den Weg anzutreten. Sie würde die Einsamkeit brauchen und genießen. Es würde sicher einiges an Zeit brauchen, all diese schrecklichen Vorfälle zu verarbeiten.

Als Herr des Hauses, saß Hubert zwar nun am Kopf des großen Tisches, aber die Gewohnheit, dass der Herr das Brot verteilt, hatte Hubert als Erstes eingestellt. Er wollte nicht der Tyrann wie sein Vater sein, sondern den Hof in einer Art Gemeinschaft führen. Er wusste, nur so wären auch alle motiviert, um die ihnen gestellten Aufgaben zu schaffen.

Selma hatte begonnen, einiges an Gepäck zusammen zu stellen und Hubert spürte, dass es auch ihr Begehren war, zügig auf die Hütte zu kommen. Aber vermissen würden sie sich schon, das war Hubert und Selma bewusst.

Xaver hatte in der Zwischenzeit begonnen zu krabbeln und gab immer komische Grunzlaute von sich. Das Krabbeln ermutigte alle etwas, dass aus Xaver doch noch etwas werden konnte. Andere Regungen, wie Lachen, Weinen oder überhaupt eine Form der Mimik, zeigte er aber nicht. Wenn er sich beim Krabbeln mal an den Kopf stieß, schüttelte er sich nur etwas, gab ein paar seiner Grunzlaute von sich, weinte aber nie. Er schien recht schmerzunempfindlich zu sein.

Der Tag des Abschieds war gekommen. Selma verabschiedete sich von Babsi, Nina und Edi. Dann begann sie mit Hubert den Aufstieg. Hubert hatte ein Tragegestell für Xaver gebaut, so dass Selma ihn auf dem Rücken tragen konnte. Er selbst hatte sich mit reichlich Gepäck beladen, vor allem Vorräte und fehlende Kochutensilien. Auch einige Ziegen hatten sie schon mit auf den Weg genommen. So schwer beladen, war es schon fast Abend, als sie an der Almhütte ankamen. Xaver hatte die meiste Zeit auf dem Weg geschlafen und war nun hellwach und krabbelte durch die Hütte. Selma und Hubert verstauten alles, was sie mitgenommen hatten und waren froh, als Xaver endlich Ruhe gab und auch sie sich vom Aufstieg erholen konnten.

Gleich am nächsten Morgen verabschiedete sich Hubert von Selma. Er versprach ihr, sie so oft wie möglich zu besuchen und immer das mitzubringen, was sie brauchen würde. Sollte sie die Einsamkeit überkommen oder sie das Gefühl haben, hier nicht bleiben zu wollen, so könnte sie jederzeit zum Hof zurück kehren. Selma dankte Hubert dafür, doch sie wusste, wenn überhaupt, dann würde sie nur im Winter auf den Hof zurück kehren. Noch lange schaute sie Hubert hinterher; denn das war bis zum nächsten Besuch der letzte menschliche Kontakt.

Selma war froh, dass der Schnee in diesem Jahr schon so früh getaut war. Mit den Vorräten, die sie hatte und der Milch von den Ziegen konnte sie schon eine Weile klar kommen. Sicher würde Hubert sie bestimmt bald wieder besuchen. Aber was war aus ihrem Leben geworden, aus allen ihren Träumen. Nun saß sie hier in der einsamen Almhütte und hatte nicht viel anderes zu tun, als sich um Xaver zu kümmern und auf die paar Ziegen aufzupassen. Welch ein trauriges Dasein. Zwar hatte sie schon das eine oder andere Mal darüber nachgedacht, Xaver sich seinem eigenen Schicksal zu überlassen, aber das brachte sie dann doch nicht übers Herz. Aber wie sie so ihr ganzes Leben verbringen sollte, das konnte sie sich auch nicht vorstellen.

Hubert war schon am frühen Nachmittag wieder auf dem Hof angekommen. Gleich am nächsten Tag wollte er den Hirtenjungen aus dem Dorf holen, damit endlich die Ziegen wieder auf die Alm kämen und die Normalität wieder Einzug halten würde. Es war ungewohnt ohne Selma und Xaver. Ja komisch, dass er sogar dieses komische Wesen fast vermisste. Es war zwar immer ein trauriger Anblick ihn zu sehen, aber dennoch hatten sie auch manchmal ihre Freude an ihm gehabt. Xaver konnte ja am wenigsten für sein Dasein.

Aber zumindest hatte er mit Edi, Babsi und Nina immerhin noch ein paar Menschen um sich. Wie musste sich da erst Selma fühlen, dachte er. Schon in der nächsten Woche würde er sie wieder besuchen. Er musste nur die Arbeiten so regeln, dass er immer zwei Tage weg bleiben konnte. Während der Heuernte, später im Jahr, war das dann sicher nicht möglich, da waren alle über mehrere Wochen von morgens bis abends im Einsatz.

Am Abend, nach dem Essen, saß er noch lange mit Edi und den Mägden zusammen. Sie sprachen über Selma, die Almhütte und die Zukunft, die vor ihnen lag. Das Thema Zukunft war das, was Hubert am meisten Sorgen machte. Wie sollte alles weitergehen. Sicher wusste er, er konnte sich auf Edi und die Mägde verlassen, aber was war mit seiner persönlichen Zukunft. Auch ihn überkamen ja immer mal wieder die Gefühle für Babsi und wenn er ehrlich war auch für Nina. Obwohl so unterschiedlich, so mochte er doch beide auf ihre Art. Er hätte noch nicht einmal sagen können, welche von beiden er bevorzugen würde. Zusätzlich stellte sich natürlich auch die Frage, was die beiden überhaupt von ihm halten würden. Immer mal wieder war ein gegenseitiges Lächeln im Laufe der Zeit vorgekommen, aber war das nur Freundlichkeit oder hatte es eine andere Bedeutung. Auch war es unklar, wie dann die andere reagieren würde, sollte er sich für eine von beiden entscheiden. Zwar glaubte Hubert nicht daran, dass eine von ihnen etwas über den wirklichen Tod von Vater erzählen würde, aber immerhin wäre bei Babsi die Gefahr vorhanden gewesen.

Wieder einmal, wie schon so oft, ging Hubert mit diesen vielen Fragen zu Bett. Hier dachte er noch darüber nach, vielleicht mit Selma darüber zu sprechen, aber wie sollte die ihm diese Entscheidung abnehmen? Wahrscheinlich würde es ihr sogar noch zusätzlich weh tun wenn sie hörte, dass er eine Beziehung eingehen wollte, während sie ihr einsames Leben auf der Almhütte führen musste. So verwarf er diesen Gedanken wieder ganz schnell.

Der nächste Tag stand wieder ganz im Sinne der Arbeit. Hubert musste mit Edi in ein Waldstück, um zu sehen ob hier Schäden durch den Schnee entstanden waren. Eventuell mussten sie dann umgefallene Stämme heraus ziehen, Äste beschneiden und trockene Stämme abholzen. Hubert mochte diese Art der Arbeit. Da konnte er seine ganze Kraft mit einbringen und alle schlechten Gedanken waren während dessen nicht in seinem Kopf.

Edi hatte schon das Kaltblut vor den Wagen gespannt und zusammen fuhren sie los. Dieses riesige Pferd hatte enorme Kräfte und war ein guter Helfer im Wald. Die grossen Stämme hätten sie allein niemals herausziehen können. Edi war mit dem Pferd schon viele Jahre vertraut und kannte alle seine Gewohnheiten. Hubert lästerte manchmal: „Ihr seid wie ein altes Ehepaar.“ Dann lachte Edi nur und gab ihm irgendwo Recht. So viele Jahre waren die beiden schon zusammen bei der Waldarbeit, dass Hubert sich gar nicht daran erinnern konnte, wie es ohne das Pferd war.

Kaum angekommen sahen sie schon das Malheur. Eine ganze Menge Bäume waren vom Schnee umgekippt. Zwar war der Schnee ja früh wieder weg getaut, aber dafür schon im Spätherbst gefallen, als teilweise noch Blätter an den Bäumen waren. Die große Schneemenge, gepaart mit den Blättern, war zu schwer für die Bäume gewesen und hatte sie umgeworfen. Hier würden sie einige Tage benötigen, bis alles wieder aufgeräumt wäre.

Zwar hatten sie dann eine Menge Brennholz, aber der Wald musste auch wieder aufgeforstet werden, damit zukünftige Generationen ebenfalls noch davon profitieren konnten. Bis fast zur beginnenden Dunkelheit arbeiteten sie. Nur kurze Pausen hatten sie sich gegönnt und kamen ziemlich müde wieder auf dem Hof an. Babsi und Nina hatten schon die Ziegen gemolken, so dass Edi nur noch das Pferd ausspannen musste und sich dann auch erholen konnte. Hubert hatte angekündigt, die Arbeit im Wald so schnell wie möglich zu verrichten, danach würde er dann erstmal wieder zu Selma gehen.

Für den Abend hatte Hubert Babsi noch gebeten ihm den Badezuber zu richten, damit sich seine geschundene Muskulatur erholen konnte. Babsi wollte das gleich nach dem Essen erledigen hatte sie ihm mit einem verschmitzten Lächeln versprochen. Irgendwann dann klopfte es an Huberts Tür und Babsi rief ihn zum baden in die Küche.

Hubert entkleidete sich und nahm im Zuber Platz, während Babsi wechselweise heißes und kaltes Wasser hineinschüttete. Es war eine Wohltat nach so einem langen Arbeitstag. Hubert schloss die Augen und fühlte sich nur noch wohl. Plötzlich schreckte er hoch, war er eingeschlafen? Er spürte eine Bürste auf dem Rücken, die begann diesen mit warmem Wasser abzureiben. Etwas schüchtern drehte Hubert den Kopf und sah Babsi, die ihm den Rücken schrubbte. Sie erkannte sofort seine Verblüffung und sagte: „Schon vor 6 Jahren als ich hier angefangen habe, hast Du Dich geziert, immer durfte das nur Deine Mutter machen. Hat sich das immer noch nicht geändert, traust Du mir nicht, glaubst Du ich tue Dir weh?“ „Nein“ stotterte Hubert etwas. „Mach ruhig weiter, es tut mir sehr gut.“ Das ließ Babsi sich nicht zweimal sagen. Mit aller Sorgfalt und Mühe machte sie weiter, ihm Gutes zu tun.

Es begann Hubert gerade Spaß zu machen und in seinen Träumen dachte er schon wieder mehr, als an nur den Rücken waschen. Da öffnete sich die Tür und Nina stand im Raum. „Oh, da komme ich wohl zu spät“, sagte sie und zog einen Schmollmund. Aber Babsi sprach nur: „Ach Nina, an so einem kräftigen Kerl ist doch genug Platz für 2 Bürsten.“ Dabei kicherte sie etwas unanständig. Nina lachte ebenfalls und sagte: „Na dann wollen wir unserem Herren mal mit 2 Bürsten verwöhnen.“

Gesagt getan, schnappte sie sich ebenfalls eine Bürste und rieb ihm die Beine damit. Jetzt wurde Hubert doch mehr als nur warm ums Herz. Er spürte seine Erregung und war froh über den vielen Schaum, der verbarg, was sich bei ihm regte. Da fiel Nina die Bürste aus der Hand, als sie begann mit ihrer Hand danach im Zuber zu suchen, fand sie das, was Hubert verbergen wollte. Sie grinste frech und sagte: „Oh das war wohl nicht die Bürste, es sei denn sie hätte einen dickeren Stiel im Wasser bekommen.“

Im Hintergrund lachte Babsi. Nun aber brachten sie ihre Aufgabe ordnungsgemäß zu Ende und verließen kichernd den Raum. Hubert stieg aus dem Zuber, kleidete sich an und ging mit einem komischen Gefühl aus der Küche.

Auf seinem Zimmer dachte Hubert noch lange über das Geschehene nach. Es war ein seltsames Gefühl, Ninas Hand dort zu spüren. Seltsam aber verdammt gut. Hatten die beiden das absichtlich so arrangiert? Warum hatten beide gekichert? Keine von ihnen schien auf die andere eifersüchtig gewesen zu sein. Sollte er die nächsten beiden Tage nach der harten Arbeit wieder baden oder würde das komisch aussehen? Er würde den morgigen Tag abwarten und es dann kurzfristig entscheiden. Mit diesem Gedanken schlief Hubert ein.

Nach einem frühen und kurzen Frühstück machten Edi und Hubert sich wieder auf den Weg. Hubert schien heute besonders vergnügt fand Edi. So lustig war die Arbeit doch nun auch wieder nicht. Zwar war es eine Abwechslung im Alltag, aber dafür auch besonders anstrengend. Heute und morgen würden sie noch brauchen, um das Waldstück wieder auf Vordermann zu bringen. Vom Nachpflanzen mal noch gar nicht gesprochen. Aber das war dann nicht mehr so anstrengend und die Mägde konnten dabei auch helfen.

Hubert befreite die umgefallenen Bäume von ihren Ästen, Edi zog zusammen mit dem Kaltblut die Stämme aus dem Wald und lagerte sie an einem Seitenweg. Obwohl sie alles nach Kräften gaben, würden sie morgen noch mal herkommen müssen. Erst wieder spät am Abend kamen sie zurück. Hubert spürte jeden Muskel in seinem Körper. Ohne über die Folgen nachzudenken, wies er Babsi erneut an den Badezuber zu füllen. Diese lächelte etwas unverschämt, nickte nur und würde ihn dann wieder rufen, wenn dieser bereit war. Schon vor dem Essen setzte sie große Mengen an Wasser auf, so dass Hubert später nicht so lange warten musste.

Das gemeinsame Abendessen war immer der Höhepunkt des Tages. Ein jeder erzählte kurz das erlebte und für den nächsten Tag wurden noch Abstimmungen der Arbeit vorgenommen. Es war wie in einer großen Gemeinschaft. Es gab nicht die herrischen Worte wie zu Vaters Zeiten und dennoch klappte es viel besser. Auch die Stimmung untereinander war viel gelöster. Bevor sie sich nach dem Mahl wieder auflösten, sagte Babsi noch zu Nina: „Ich brauche wieder Deine Hilfe nachher und pass gut auf, dass Dir die Bürste nicht wieder aus der Hand rutscht.“ Nina grinste nur und sagte ihre Hilfe zu.

Hubert war noch nicht lange in seiner Kammer, da rief ihn diesmal Nina zum Bad. Er zog sich ganz ungeniert aus, nahm im Zuber Platz und wartete auf das Wasser. Babsi und Nina füllten es im Wechsel auf und Hubert konnte die Wärme genießen, die seinen Körper umgab. Er spürte förmlich wie sich die Muskulatur lockerte. Heute hatten die beiden Mägde die Rolle getauscht. Nina schrubbte ihm den Rücken und Babsi die Beine. Babsi fiel mehr als einmal die Bürste ins Wasser und auch sie fand was sie suchte. Alles nur nicht die Bürste. Jedes Mal wenn sie mit der Hand ins Wasser langte berührte sie wie zufällig sein Glied. Dieses war mittlerweile ganz steif und Hubert schloss bei jeder Berührung die Augen. Dass Nina inzwischen gar nicht mehr seinen Rücken schrubbte hatte er überhaupt nicht bemerkt. Sie half Babsi beim suchen. Als er wieder mal seine Augen aufschlug, wäre er vor Schreck fast aus dem Zuber gesprungen. Babsi und Nina hatten ihren Oberkörper entblößt und begannen sich ebenfalls mit einem Tuch zu waschen. Er sah ihre üppigen Brüste und konnte nicht widerstehen sie zu berühren. Zuerst die von Babsi, dann Ninas. Beide Mägde waren kräftig gebaut, wie es für die Frauen vom Lande üblich war. Zwar konnte Hubert Unterschiede erkennen, aber nicht sagen welche ihm besser gefiel. Die Mägde kicherten und bespritzten sich gegenseitig mit Wasser. Dann wieder streichelten sie ihn. Es gefiel Hubert sehr was er da sah. So plötzlich wie alles begonnen hatte, endete es auch wieder.

Die beiden trockneten sich ab und verließen wieder den Raum. Im Herausgehen hörte er nur noch wie Babsi zu Nina sagte: „Du, morgen nehmen wir den großen Zuber, dann können wir mit rein klettern.“ Beide lachten recht unanständig dabei. Hatte er das vielleicht gar nicht hören sollen oder hatten sie es extra so gesagt? Hatten sie das wirklich vor? Morgen Abend würde er es erfahren. Verwirrt, aber irgendwie glücklich, verließ auch Hubert die Küche und schlief trotz wilder Phantasien schnell ein. Der Tag war eben doch sehr anstrengend gewesen.

Der letzte Tag der Waldarbeit begann wieder früh am Tage. Edi hatte schon eingespannt und gleich nach dem Frühstück ging es los. Das Kaltblut ging auf dem Hinweg immer langsam und auf dem Rückweg viel schneller, war Hubert aufgefallen. Als er Edi drauf ansprach sagte der nur: „Na ja, Feierabend ist halt schöner als Arbeitsbeginn, das wissen Tiere eben auch.“ Dabei lachte er auf seine ihm so eigene Art und Hubert fand, dass Edi irgendwie stolz auf das Pferd war. Dies war er auch mit Recht. Die beiden leisteten zusammen eine so gute Arbeit. Die fehlende Kraft macht Edi durch seine Erfahrung wieder wett und das Kaltblut hatte beides, Kraft und Erfahrung. Edi musste ihm kaum Kommandos geben. Das Pferd wusste immer von selbst, dass es rückwärts an die Stämme heran gehen musste und konnte auch den Abstand einschätzen, der für die Kette benötigt wurde. „Ihr seid schon ein tolles Team“, sagte Hubert.

An diesem Tag schafften sie es schon bis zum Nachmittag fertig zu werden. Morgen würde Hubert sich aufmachen, Selma zu besuchen. Noch am Abend wollte er alles bereit legen, was er mitnehmen wollte, damit er am nächsten Tag gleich frühzeitig aufbrechen konnte. Dementsprechend benannte er noch vor dem Abendessen die Dinge, so dass Nina und Babsi diese herauslegen konnten.

Als er in die Küche kam um den beiden das zu sagen, sah er zu seiner Verwunderung den großen Zuber mitten in der Küche stehen. Auch waren schon Töpfe mit Wasser auf dem großen Herd und die Küche sehr warm. Hubert sagte nichts dazu, dachte sich aber mit einem Lächeln seinen Teil. Beim Herausgehen teilte er den Mägden noch mit, dass er am Abend wieder Baden wollte. Er musste sich zusammen reißen dabei nicht ebenfalls zu kichern. Nur gut, dass er den Raum verließ und sie sein Gesicht nicht sehen konnten, sonst hätte er bestimmt loslachen müssen.

Nach dem Essen sagte Nina, dass die Sachen für den nächsten Tag bereit lägen und sie ihn holen würde, wenn der Badezuber bereit sei. Hubert konnte es kaum erwarten. Aber heute dauerte es recht lange bis Nina kam. Es schien etwas, als habe sie sich besonders viel Mühe mit ihrem Aussehen gegeben. Hubert nahm das freudig zur Kenntnis und ging zur Küche. Die Mägde hatten den Zuber schon gefüllt, so dass sie kein Wasser mehr nachschütten mussten. „Da hätte aber noch mehr Wasser reingepasst“, sagte Hubert. Babsi und Nina antworteten fast zeitgleich: „Das tut nicht Not Herr, der Rest wird heute anders aufgefüllt.“

Kaum hatte er sich entkleidet und war in den Zuber gestiegen, da taten Babsi und Nina es ihm gleich. Zuerst bespritzten sich alle drei gegenseitig mit Wasser. Dann begann sich zuerst ein jeder mit einem Tuch zu waschen. Irgendwann wuschen Babsi und Nina sich dann gegenseitig und plötzlich auch Hubert. Erst wieder nur den Rücken und die Beine, dann schließlich überall. Aber auch Hubert ließ es sich nicht nehmen die beiden zu berühren. Erst ihre Brüste, dann auch an ihrer Weiblichkeit. Alle drei konnten ihre Erwartungen erfüllen und es wurde ein unvergessliches Badeerlebnis für alle. Heute verließen die beiden Mägde zusammen mit Hubert den Zuber und die Küche. Sie gingen mit auf seine Kammer und verbrachten dort mit ihm die Nacht.

Diese Nacht hatte alles verändert im Leben von Hubert. Er fragte sich nur, warum die beiden nicht eifersüchtig aufeinander waren. Wie überhaupt hatten sie die Idee gefasst, beide zu ihm in den Zuber zu steigen. Es war ihm nicht klar, aber er wusste, es hatte ihm sehr gefallen. Würde das nun etwas in ihrer Beziehung verändern fragte er sich. Wie sollte er ihnen ab jetzt gegenüber treten und was würde Edi sagen, wenn dieser das mitbekam. Sie könnten es nur schwerlich ihm gegenüber verbergen. Mit all diesen Fragen wollte er sich auf dem Weg zu Selma befassen. Hubert freute sich darauf Selma zu sehen. Ihr würde er jedenfalls noch nichts von seinen Erlebnissen mit Babsi und Nina erzählen. Auch wusste er, dass es vor Gott nicht richtig war. Aber was war überhaupt vor Gott richtig und warum hatte dieser in seiner Allmacht nicht verhindert, was Selma geschehen war.

Da Edi schon früh am Morgen draußen war, konnte Hubert die Sache mit Babsi und Nina beim Frühstück locker angehen. Sie lachten, freuten sich übereinander und küssten sich zum Abschied. Da fiel Hubert erst auf, dass die beiden sich auch gegenseitig küssten. Es erschreckte ihn, er musste in Ruhe über alles nachdenken. Nur gut, dass er auf dem langen Weg zur Almhütte viel Zeit dafür hatte. Wieder reichlich bepackt machte Hubert sich auf den Weg. Unterwegs fragte er sich immer wieder was die beiden Mägde wohl miteinander verband. Warum ihr Verhalten so ungewöhnlich war und vor allem wie es weitergehen sollte. Er konnte doch nicht mit beiden gleichzeitig eine Beziehung haben? Oder etwa doch? So viele Fragen und keine Antworten. Er beschloss einfach die Zeit zu genießen und es erstmal so hin zu nehmen.