Einfach Lilly - Thomas Wenig - E-Book

Einfach Lilly E-Book

Thomas Wenig

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Beschreibung

Als kleine Katze kommt Lilly zu ihrem Menschen, so nennt sie mich. Dobermänner sind für sie Tölpel oder Türöffner und nur zu ihrem Wohlbefinden da. Pferde nur langweilige, Grasfressende Langbeiner, die verdammt große Haufen machen. Mit ihrer besonderen Art von Humor und Ignoranz wandelt sie durch die Welt. Ihr ist von vornherein klar, dass nur sie das Sagen hat. Die Liebe zu ihrer Mutter und die Fürsorge für die eigenen Kinder prägen genauso ihre Geschichten wie ihr unglaublicher Humor, ihr steter Optimismus und ihr Freiheitsdrang. Begleite Lilly bei ihren Abenteuern und der Aufzucht ihrer Rasselbande.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Wie alles begann

Das Geburtstagsgeschenk

Weihnachten

Frühlingsgefühle

Ich bin jetzt selbst Mama

Die Trennung

Neue Abenteuer stehen an

Endlich wieder Frühling

Mein Tagesablauf

Die Jahre vergehen

Der aktuelle Wurf

Die Rettung aus dem Efeu

Die ersten Einzelunterrichte

Vorwort

Eine Katze ist ein selbständiges, kleines Raubtier, das den Menschen nicht benötigt, ihn aber durchaus in seiner Nähe erträgt.

Das Buch beschreibt das etwas andere Leben einer Katze. Lilly ist keine von den Katzen, die den ganzen Tag in der Stube hockt, sich versorgen lässt und deren Freiheitsdrang eingeschränkt wird.

Sie selbst kümmert sich um ihr Dasein, ihre Nahrung und ihren Nachwuchs. Viele Abenteuer, aber auch lustige Gegebenheiten muss Lilly überstehen und meistert diese mit einem der meisten Menschen nicht bekannten Bravour.

Folgt ihr in die uns verschlossene Welt der Katzen, erlebt mit ihr ihre Geschichten. Lernt die anderen Seiten des Tier / Mensch Verhältnisses kennen und erfreut Euch an ihrer Sichtweise.

Wie alles begann

Acht Menschenjahre bin ich nun auf dieser Welt. Gerade mal 12 Menschenwochen war ich alt, als ich von meiner Mutter getrennt und in eine mir völlig fremde Umgebung verschleppt wurde. Mein erster Gedanke war, was wird mich hier erwarten, was werde ich ohne meine Mama machen, wie wird es mir ergehen?

Ich wurde aus dem Auto getragen und einfach in ein Haus gebracht. Auf dem Weg hierher habe ich schon viel Wasser, in Form von Teichen, viel Wald einige Wiesen und ein riesiges Revier für mich gesehen.

Aber oh mein Gott, was ist das, ein riesengroßer Hund wohnt ebenfalls hier, na das kann ja heiter werden. Ich fauche ihn zur Begrüßung erst einmal an, damit er gleich weiß, wer ab jetzt hier das Sagen hat. Sonderlich imponiert hat es ihm offensichtlich nicht, er nähert sich einfach, wedelt mit dem Schwanz und beschnuppert mich. Zur eigenen Sicherheit mache ich mich nun doch lieber klein und warte erstmal ab. Eine verpassen kann ich ihm immer noch.

Nun wedelt er schon wieder mit dem Schwanz. Von meiner Mama weiß ich, dass dies bei Hunden und Katzen eine andere Bedeutung hat. Er scheint sich also zu freuen über meine Gesellschaft. Na, er wird sich schon noch wundern, dieser treudoofe Menschenknecht. Apropos Menschen, denen habe ich meinen Namen Lilly zu verdanken. Typisch Mensch, was Blöderes konnte ihnen auch nicht einfallen. Mich, ein Raubtier, mit so einem Kosenamen zu versehen, was glauben die denn, was in mir steckt. Diesen treudoofen Köter nennen sie übrigens Rex. Das soll wohl so viel wie König bedeuten. Mag bis heute richtig gewesen sein, wird sich nun aber ändern.

Jetzt reicht es aber mit Begrüßung, es gibt wichtigeres zu tun. Ich muss mir einen vernünftigen Schlafplatz sichern, das Haus erkunden und dann anschließend noch das riesige Revier, das ich ab heute beherrsche und dem ich meine Aufmerksamkeit widmen muss. Um Futter brauche ich mich wohl erstmal nicht kümmern, dieses stellt mein Mensch zur Verfügung, er glaubt wahrscheinlich sich damit bei mir einschleimen zu können. Diese Menschen, sie verstehen einfach nicht, dass Katzen sich nicht ihrem Rudel unterordnen.

Ein Schlafplatz ist schnell gefunden. Mein Mensch hat mir ein Körbchen eingerichtet, aber das werde ich natürlich ignorieren, sonst denkt er noch, er könnte mit mir machen was er will. Der komische Köter hat ein eigenes Sofa, vielleicht werfe ich ihn später einfach runter und beanspruche es als meinen Schlafplatz.

Bei der Erkundung des Hauses gibt es nur 2 interessante Räume, mal vom Ruheplatz abgesehen. Der eine nennt sich Küche und scheint eine Art Schlaraffenland zu sein, der andere ist das Badezimmer. Letzteres hat ein kleines Fenster, welches offensichtlich meistens geöffnet ist, also eine Art Notausgang oder umgekehrt, je nachdem, wonach mir gerade ist. Die anderen Räume kann ich wohl getrost vernachlässigen, sie erscheinen mir bedeutungslos.

Das Haus ist gecheckt, nun kommt die Umgebung dran. Verdammt groß hier alles, viel Gras, Büsche und immer wieder Wasser. So ganz weit entferne ich mich lieber noch nicht, ich kenne mich schließlich hier noch nicht aus und wer weiß was dort für Gefahren lauern. Zur Demonstration meiner Macht besteige ich zunächst das Dach des Hauses, auch um mir einen guten Überblick zu verschaffen.

Schön hier oben, keiner kann mir folgen und die Aussicht ist grandios. Es ist Oktober und die Sonne bei so einem Ausblick zu genießen ist nicht schlecht. Ich kuschele mich an einen der Schornsteine, das wärmt von der einen Seite und von der anderen lasse ich mir die Sonne auf das Fell brennen. Sollte es später dann kühler werden, lasse ich mich dazu herab, auf dem Hundesofa Platz zu nehmen.

Selbst von hier oben kann ich sehen, wie in der Nähe immer wieder Mäuse hin und her flitzen. Na denen ihre schöne Zeit ist nun hier vorüber, meine Mama hat mir gezeigt, wie man denen den Garaus macht und sie zu dem verarbeitet, wozu sie da sind. Zu einer Mahlzeit. Zusätzlich bereitet es eine Menge Spaß diese kleinen Snacks zu jagen. Ein bisschen mit ihnen spielen, so als hätte man nichts Böses im Sinn und dann wenn sie müde werden, erbarmungslos zuschlagen, wie es sich für ein Raubtier gehört.

Gerade als ich wieder ins Haus zurückwill, kommt doch tatsächlich der Mensch mit dem Hund heraus. Er hat ihn an einer Leine, wahrscheinlich ist der Köter zu dämlich alleine den Weg zu finden. Aus Spaß gehe ich einfach mal mit und schaue mir das an. Puh ist das öde, so einfach irgendwo langzulaufen. Ich zeige denen mal, wieviel Spaß man hier draußen haben kann. Ich renne vor und wieder zurück, klettere mal schnell auf einen Baum und dann, ja und dann, nun sitze ich hier und ich habe das Gefühl, mein Übermut war nicht der klügste. Ich muss ja auch wieder runter und das ist nun doch ziemlich blöde. Beim Dach war es noch ganz einfach, aber hier ist die Höhe bis zum Boden nun doch eine andere. Gut das es den Menschen gibt, er macht sich die Mühe mir zu helfen. Das letzte Stück springe ich aber dann doch, damit er merkt, ich bin nicht auf ihn angewiesen.

Wieder zurück, nehme ich gleich auf dem Hundesofa Platz, während der ehemalige Herr dieser Schlafgelegenheit noch damit beschäftigt ist, sein Futter aufzufressen. Bin schon gespannt, wenn er damit fertig ist, wie er mit dem Gedanken klarkommt, auf dem Fußboden schlafen zu müssen.

Jetzt kommt der Moment der Wahrheit. Was soll das, dieses dickfällige, schwarze Ungeheuer legt sich einfach zu mir, kuschelt sich an mich und ignoriert völlig die Gegebenheiten. Frechheit, aber warm, das muss ich ja sagen. Na ja, wenn es bei dem bleibt und er nicht noch mehr Platz beansprucht, dann darf er mich gerne wärmen, zu irgendwas muss so ein Tier ja auch gut sein. Natürlich kann ich auch warten, bis er eingeschlafen ist und dann ihm immer noch ein Ding verpassen. Aber nun werde ich selbst müde und werde dem auch einfach nachgeben.

Die erste Nacht im neuen Heim ist vorüber. Geschlafen habe ich wunderbar, nur das Wecken, das müssen wir noch ändern. Erst kommt ohne Klopfen der Mensch einfach in diesen Raum, dann als fiele ihm nichts Besseres ein, springt der dusselige Hund einfach auf und freut sich auch noch darüber. Unglaublich. Jetzt wollen die beiden schon am frühen Morgen wieder Spazierengehen. Dazu habe ich überhaupt keine Lust, ich werde mich jetzt hier richtig ausbreiten und dann wohl noch ein kleines Anschlussnickerchen machen. Es ist viel zu früh und bestimmt viel zu kalt, um jetzt schon nach draußen zu gehen. Tschüss ihr Deppen.

Wusste ich doch das ich Recht habe. Kaum sind sie wieder da, will der Hund sich an mir wärmen. Selbst schuld, wenn ihm jetzt kalt ist. Dann schnuppert er auch schon wieder an mir. Hat er in den paar Minuten schon vergessen wie ich rieche? Hunde sind einfach komisch.

Irgendwann wird es mir dann zu bunt und ich stehe unter gemächlichen strecken des Körpers ebenfalls auf.

Ich werde mich nun aufmachen, die weitere Umgebung zu erkunden. Aber was ist das, die Tür ist zu, ich kann nicht raus. Also nutze ich die Zeit und ärgere den Hund etwas. Immer wieder spiele ich mit meinen kleinen, scharfen Krallen an seinem Ohr. Er schüttelt sich dann, bleibt aber einfach liegen und versucht doch tatsächlich mich zu ignorieren. Dann eben ein bisschen fester. Er dreht sich um und schiebt sein Hinterteil gegen mich. Soll das eine Art von Abneigung sein? Na warte. Ich schleiche um ihn herum und zack, wieder schlagen sich die Krallen gegen sein Ohr.

Nach ein paar weiteren Versuchen ist er wohl so genervt, dass er zur Tür geht. Ach guck an, dieses einfach strukturierte Hundetier kann tatsächlich die Tür öffnen. Schön zu wissen, jetzt weiß ich jedenfalls, was ich tun muss, wenn sie zu ist. Zusammenfassung: Wenn Tür zu, dann Hund ärgern, Hund öffnet Tür, Katze kann raus. So einfach ist das und schon ist der Erste erzogen. Kaum bin ich aber draußen, da geht die Tür auch schon wieder zu. Das ist jetzt nicht freundlich, wie soll ich später wieder reinkommen. Zugetraut hätte ich ihm das jetzt nicht, aber auch dafür wird sich eine Lösung finden.

Die Sonne scheint schon, die warmen Strahlen tun mir gut. Ein neuer Tag, die richtige Zeit um das Revier zu erkunden und die Gelegenheit sich Respekt in diesem zu verschaffen. Gleich der nächste Baum ist meiner, nein, nicht wieder raufklettern, Krallen schärfen ist angesagt. Es könnte ja sonst sein, der Hund gewöhnt sich sonst noch dran und spürt es nicht mehr, wenn ich ihn als Türöffner benötige.

Mit frisch gewetzten Krallen geht es nun auf die Pirsch. Gleich neben dem Haus ist ein großer Wall. Oben auf diesem fahren oft riesige, endlos lange, Ungetüme. Züge nennen das die Menschen. Von denen muss ich mich fernhalten, sie sehen gefährlich aus und ich habe etwas den Eindruck, als würden sie sich nicht von meinen Krallen beeindrucken lassen. Vielleicht später, wenn ich groß bin. So wie meine Mama. Ja, Mama, irgendwie vermisse ich sie doch. Zwar war sie in den letzten Tagen oft etwas komisch zu mir, aber bestimmt nur, um mir den Abschied nicht so schwer zu machen. Meine Geschwister waren ja schon ein paar Tage früher weg als ich. Ich war die kleinste und wenn ich mich nicht getäuscht habe, dann hörte ich hin und wieder solche Worte wie: „einfach wegmachen“, „die geht sowieso ein“. Was immer sie damit gemeint haben frage ich mich nur.

Während ich so an Mama und die letzten Wochen denke, am Bahndamm lang schlendere, sehe ich auch schon die erste Maus. Ach guck an Freundchen, na dir werde ich es jetzt erstmal zeigen. Genau wie Mama es mir beigebracht hat. Ich ducke mich im tiefen Gras und verharre einfach. Irgendwann wird dieses komische Tier schon wieder aus dem kleinen Loch kommen und dann geht es rund.

Warten ist ja gut und schön, aber was mache ich, wenn sie nicht wieder herauskommt? Geduld ist noch nicht so meine Stärke, das hat auch Mama schon immer gemerkt und mich gemaßregelt. Vielleicht sitzt die Maus jetzt da drinnen und lacht mich aus oder macht Mittagsschlaf. Ich werde nur noch einen kleinen Moment warten, dann gehe ich weiter und gucke auf dem Rückweg hier nochmal vorbei. Die Stelle merke ich mir jedenfalls schon einmal für schlechte Zeiten.

Weiter geht es jetzt erstmal. Was ist das? An den Teichen stehen fremde Menschen, halten einen langen Stock in der Hand und versuchen offensichtlich Fische zu fangen. Haben die keine Krallen. Was soll das werden? Einer von ihnen ruft mir sogar noch hinterher, „Miez Miez“, kennt der meinen, wenn auch komischen, Namen nicht. Na ja, auch er wird ihn sich noch irgendwann merken können, ich jedenfalls ignoriere ihn erstmal, eine meiner Stärken.

Wieder ein Stück weiter sehe ich wo mein Mensch tagsüber wohnt. In einer kleinen Behausung mit Rädern. Was für ein Unsinn. Anstatt sich auf dem Sofa auszuruhen, hin und wieder in das Schlaraffenland, sprich Küche zu gehen und sich den Bauch vollzuschlagen, sitzt er da in seiner Butze und unterhält sich auch noch mit diesen komischen Leuten, die mit ihren langen Stöcken hier rumhantieren. Ich werfe ihm einen Blick zu, schüttele innerlich mit dem Kopf und gehe einfach weiter.

Einer dieser Leute hat doch tatsächlich einige Fische neben sich liegen. Wie unvorsichtig. Ich nähere mich leise und vorsichtig, schnuppere kurz daran und versuche ihm einen wegzunehmen. Puh, viel zu schwer für eine kleine Katze, aber das wird sich ja irgendwann ändern. Ob er wohl solange bleibt? Wenn schon nicht wegziehen, dann aber zumindest mal reinbeißen. Lecker, da könnte ich mich dran gewöhnen. Plötzlich schreckt dieser komische Mensch auf und schreit einfach. Selbst schuld, warum lässt er sein Essen auch einfach auf dem Boden liegen, ich dachte es wäre für mich. Dann gehe ich halt weiter, wenn der so unfreundlich ist, mit dem will ich nichts zu tun haben.

Den nächsten Teich habe ich ganz für mich allein, keiner der mich stört. Fische fangen kann ich zwar hier nicht, aber ich höre ein leises tappen, das sind Mäuse, das weiß ich genau. Also schnell ins tiefe Gras ducken und warten, vielleicht habe ich diesmal mehr Erfolg. Da läuft eine lang, ein schneller Sprung und schon ist sie zwischen meinen scharfen Krallen gefangen. Sie wehrt sich, das ist gut. Spielen wir doch einfach etwas miteinander. Immer wieder lasse ich die Maus ein kleines Stück laufen, dann fange ich sie wieder ein. Das macht Spaß und hungrig. Ein letztes Mal lasse ich die Maus noch rennen, dann ist sie fällig. Aber diese scheint das Spiel nicht zu kennen oder fand es wohl irgendwie doof, sie rennt einfach in ein Loch und hat keine Lust mehr. So geht das aber nicht, bei der nächsten werde ich nicht so lange warten.

Um doch noch zum Erfolg zu kommen, mache ich auf dem Rückweg wieder am Mauseloch von vorhin halt. Direkt am Wegesrand gehe ich in Lauerstellung und warte. Die Zeit vergeht und immer ist noch keine Maus in Sicht. Plötzlich ein lautes Geräusch. Da kommt doch tatsächlich mein Mensch mit seinem Auto angefahren und will hier meine Jagd stören. Was bildet der sich ein, ich liege und warte hier eine Ewigkeit und er kommt einfach und macht alles kaputt. Na warte, das nehme ich dir wirklich übel. Ich muss sogar noch zur Seite gehen, damit mir nichts passiert. Als er vorbei ist, gehe ich wieder in Lauerstellung und warte. Aber nur wenige Minuten später kommt mein Mensch aus der anderen Richtung angefahren. Hat er nichts Besseres zu tun, als mich beim Mäusejagen zu stören? Warum schafft er sich eine Katze an und ärgert diese dann? Jetzt reicht es aber, ich gehe nach Hause.

Wie fast zu befürchten, ist die Tür zum Schlafplatz geschlossen. Selbst von hier aus kann ich den dusseligen Hund schnarchen hören. Bestimmt hat er sich auf meinem Sofa breitgemacht und lümmelt sich jetzt nach Herzenslust darauf herum. Lass mich nur reinkommen, dann klären wir das. Ich setze mich vor die Tür und miaue in den herzerweichendsten Tönen, aber diesen Ignorant von einem Köter scheint es in keiner Weise beeinflussen zu können. Dich werde ich nicht noch einmal wärmen mein lieber Freund. Ab jetzt herrscht Krieg.

Vor meinen Augen sehe ich schon, wie ich ihn mir vornehme, wie er jämmerlich um Vergebung bettelt. Da öffnet sich plötzlich die Tür. Na noch einmal Glück gehabt, es hätte ein böses Ende mit dir genommen. Nun aber rauf auf mein Sofa und erstmal ausruhen von der anstrengenden Jagd. Wäre mein Mensch nicht gewesen, hätte ich garantiert Erfolg gehabt. Mit diesem Gedanken schlafe ich ein.

Nach dem ausgedehnten Mittagsschlaf folgt dann wieder der gemeinsame Spaziergang, zu dem ich mich ebenfalls bereit erkläre. Diesmal aber klettere ich nicht so hoch auf die Bäume, um meine Unabhängigkeit zu bewahren. Auch der Hund darf heute alleine laufen, ohne Leine. Allerdings wird er jedes Mal, wenn er sich weiter entfernt, zurückgerufen. Das macht der Mensch bestimmt damit der dusselige Köter sich nicht verirrt. Ich hingegen genieße meine Freiheit, entferne mich aber trotzdem noch nicht zu weit, damit zur Not mein Türöffner bei drohender Gefahr mich beschützen kann.

Wieder zuhause, reizt es mich doch, eine Demonstration meiner Macht und Stärke zu zeigen. Als der Hund immer wieder den Flur entlangläuft, springe ich urplötzlich mit ausgestreckten Beinen, kerzengerade in die Höhe und das direkt vor seiner Nase. Das hat ihm jetzt imponiert. Wie gebannt bleibt er stehen und weiß überhaupt nichts damit anzufangen. Tja, Katze müsste man sein.

Gönnerisch aber wie ich bin, lasse ich ihn dann doch mit auf mein Sofa. Zuckerbrot und Peitsche, das ist die Art wie ich mit ihm verfahre. Etwas muss ich ihn ja an mich binden, ich weiß ja nicht, ob ich nicht irgendwann mal seine Hilfe benötige.

Er scheint sich inzwischen mit seiner Rolle abgefunden zu haben und als Fellwärmer und Türöffner ist er immer willkommen. Jetzt bin ich immerhin schon einen ganzen Tag hier und langsam habe ich alles und alle im Griff. Mama wäre bestimmt sehr stolz auf mich.

So vergehen die Tage. Mit jedem wachse ich etwas, werde kräftiger und mutiger. Immer größer werden meine eigenen Erkundungsrunden und immer länger mein Fernbleiben vom Schlafplatz. Dank der zusätzlichen Versorgung durch meinen Menschen, die zwar unnötig aber angenehm ist, lege ich leider auch an Gewicht gut zu. Nur gut, dass die Mäusejagd mir so viel Bewegung verschafft und ich nicht dick und unbeweglich werde.

Heute habe ich ganz etwas Besonderes entdeckt. In einer Art Käfigbecken hält mein Mensch Fische gefangen. Anstatt sie zu essen, schleppt er diese zu den Teichen und lässt sie dort einfach frei. Welch ein Unsinn, wohlmöglich bezahlt er sogar noch Geld für die Fische. Mir absolut unverständlich, aber ich mische mich da nicht ein. Vorhin, als der Käfig geöffnet war, bin ich einmal auf dem Rand lang spaziert und habe mit den Krallen versucht einen Fisch zu fangen. Es war keine gute Idee. Ich landete im Wasser und war patschnass. Hinzu kommt noch, dass die Beckenränder so glatt sind, dass ich es kaum noch geschafft habe, wieder herauszukommen. Das peinlichste an diesem Vorfall allerdings war, dass mein Mensch das auch noch gesehen hat. Gnade ihm Gott, wenn er das rumerzählt. Nach nun mehrfachen Ausschütteln des Fells, hat er sich aber immerhin ein Handtuch geschnappt und mich trocken gerubbelt. Ich kuschele mich erstmal wieder auf mein Sofa und habe für heute die Nase von Fischen gestrichen voll.

Dank meines nun schnellen Wachstums, ich habe wohl alle anfänglichen Schwächen durch, habe ich eine neue Möglichkeit gefunden, um an Fische zu kommen. Es sind die Menschen mit den komischen Stöcken, die es mir so leichtmachen. Es ist ganz einfach, ich suche mir die heraus, die schon ein paar Fische neben sich liegen haben und mache ein bisschen auf Schmusekatze. Das bedeutet, ich gehe zu ihnen, halte erst etwas Abstand und warte bis sie mich mit irgendwelchen komischen Lauten oder Namen versuchen zu rufen. Zuerst ignoriere ich sie etwas, dann bevor es peinlich wird gehe ich zu ihnen. Ich reibe mich etwas an ihren Beinen, manchmal lasse ich mich auch streicheln und lege mich einfach in ihre Nähe. Nach einer Weile lassen sie dann von mir ab, sehen das ich unbeteiligt und zufrieden in ihrer Nähe liegen bleibe und wenn sie dann sich stolz zurücklehnen und das Gefühl haben, gut mit Tieren umgehen zu können und sich wieder ihrem Hobby widmen, dann kommt mein Moment.

Ich beobachte sie die ganze Zeit ganz genau. Es ist wie beim Mäusejagen die Kunst des Wartens, die mich hier zum Ziel bringt. Erst wenn ich mir ganz sicher bin, dass sie das Interesse an mir verloren haben, schleiche ich mich zu den am Boden liegenden Fischen, nehme einen davon in mein Maul und ziehe ihn einfach weg. Zum Tragen sind sie mir zu schwer, aber ziehen klappt ja auch ganz wunderbar.

Manche merken es dann noch, aber irgendwie wollen sie ihren Fisch doch nicht wiederhaben, wenn ich den erstmal im Maul hatte. Auf diese Masche fallen die meisten herein. Natürlich gibt es einige die hartnäckiger sind, aber auch denen komme ich bei, in dem ich anders vorgehe. Es gibt immer genügend, die eine Tür oder den Kofferraum ihres Autos offenlassen. Dann begebe ich mich hinein und mache auf mich aufmerksam. Recht schnell kommen sie dann zu ihrem Auto und komplementieren mich, mehr oder weniger freundlich, hinaus. Dem leiste ich dann auch schnell Folge. In der Zeit, wo sie meine wertvollen Katzenhaare mit der Hand vom Sitz fegen, hole ich mir einfach einen ihrer Fische. So leicht geht das.

Diesmal obwohl ich schon satt war, habe ich es wieder geschafft, mir einen Fisch zu besorgen. Um ihn später zu fressen, habe ich ihn mir auf die Terrasse und das unter Einbringung all meiner Kraft, gebracht. Hier werde ich ihn lagern, bis er deftig riecht und ich wieder Hunger habe. Kaum bin ich mit dem verstecken fertig, da höre ich schon wie sich die Tür öffnet und mein Diensthund sich nähert. Ohne irgendwelche Anzeichen von Anstand oder Ehrfurcht kommt er und frisst einfach den Fisch auf. Selbst das furchterregendste Fauchen hindert ihn nicht daran. Sollte ich ihn etwa unterschätzt haben. Es wird mir eine Lehre sein und nächstes Mal wird der Fisch an einem Ort gelagert, wo er nicht hinkann. Heute bin ich aber erstmal bedient von ihm, werde ihn in dieser Nacht nicht wärmen, er kann mich mal.

Diese Nacht verbringe ich in dem Körbchen, was mein Mensch mir in die Nähe des warmen Ofens gestellt hat. Er dankt mir in seiner schleimigen Art mit den Worten: „Fein Lilly, jetzt weißt Du was für Dich ist“. Ich mache gute Miene zum bösen Spiel und denke mir einfach meinen Teil. Es ist schon seltsam, wie genügsam diese Menschen sind. Mit so einer kleinen Geste kann man Glücksgefühle in ihnen wecken. Ganz schön ärmlich, ich frage mich wirklich ernsthaft, wie sie in dieser Welt überhaupt mit so einer naiven Art überleben können.

Der verfressene, dicke Köter kommt im Laufe des Abends noch ein paar Mal zu mir und schnuppert. Wahrscheinlich seine Art um Verzeihung zu bitten. Aber so leicht kommt er mir nicht davon, zu viel Mühe und Kraft hat es gekostet, den Fisch bis hierher zu transportieren. In dieser Nacht lass ich ihn leiden und ignoriere ihn.

Das Geburtstagsgeschenk

Neun Menschenmonate bin ich nun schon hier. Alle fügen sich meinen Wünschen und ich habe die Sache voll im Griff. Wenn ich mich nicht irre, müsste ich nach dem Zeitbegriff der Menschen, heute Geburtstag haben. Bin ja so gespannt, ob ich da etwas Außergewöhnliches bekomme. Den ganzen Tag schon ist eine aufgeregte Stimmung. Bestimmt wird etwas ganz Tolles vorbereitet.