Die Elhiloyin - Alke Martens - E-Book

Die Elhiloyin E-Book

Alke Martens

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Beschreibung

Die Täuschung fliegt auf. Akaya wurde schwer von Fylath misshandelt und nur dem geheimnisvollen Wächter Wirod ist es zu verdanken, dass sie überlebt hat. Sie flieht gemeinsam mit ihm in die Berge. Thynlar wird vom Rat gefangen genommen und der Zauberei verdächtigt. Ihm bleibt nicht anderes, als seine Abstammung aufzudecken. Er erklärt öffentlich vor dem Rat, dass er der König der Indellyin ist -- allerdings kurz bevor die Yandrogs und Drogays in Yellalyn einmarschieren. Der neu entdeckte König ist ebenfalls zur Flucht gezwungen und folgt Akaya und Wirod, die auf dem Weg zu den Elhiloyin sind. Rythall und Lillina fliehen ebenfalls, aber ihr Weg führt sie ins Reich der Zwerge. Dort finden sie unerwartet Hilfe. Sörelan ist derweil auf Insirion in der Gewalt der Bäume. Dort, gefangen im Traumland, erfährt er seine Abstammung und erkennt seine Bestimmung. Es bleibt die klassische Frage: Was plant Erena? Wird sie am Ende doch noch siegen?

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Seitenzahl: 373

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Für meine Familie! Für meine Eltern, die mir ganz früh schon viele magische Geschichten erzählt haben, für Noa und Jona, die zauberhafte Elfenkinder sind.

Für Erika, die wortgewandte, die alles hinterfragt und geprüft hat.

Ihr seid toll!!!

:-)

Inhaltsverzeichnis

VORWORT

RÜCKBLICK ERSTE TRILOGIE

PROLOG

TARNUNG UND TÄUSCHUNG

FORT UND FORT

FLUCHT UND FLUCH

BERG UND TAL

LÖSEN UND LASSEN

Karte von Anwel

Grenzziehung vor der Besetzung von Valnoch

VORWORT

ALLES begann an einem regnerischen Tag in einem Studentenwohnheim in Hildesheim. Wir langweilten uns sichtlich und lauschten dem leisen Klopfen des Regens an die Scheiben. „Mir ist langweilig“, sagte mein Freund Dieter. „Komm, erzähl mir eine Geschichte. Du hast es neulich im Wald versprochen!“ Ich dachte nach und erinnerte mich.

In der Nähe lag unser berüchtigter Badesee, die Tonkuhle, an dem wir einige Zeit vorher gerade einen wunderbaren Rollenspielnachmittag mit unserer damaligen ’Gang’ verbracht hatten. Seltsame Dinge trugen sich damals zu. Durch die Anwesenheit einer Person, die offenbar und für wenige auch augenscheinlich dem Geschlecht der Elfen angehörte, geschah es, dass sich die Gruppe nach dem versehentlichen Durchqueren eines Kastanienportals in einem Wald wiederfand, den sie noch nie vorher gesehen hatten. Und wäre nicht besagte Elfe gewesen, dann hätten sie sich vermutlich fürchterlich und unrettbar verlaufen. Eben jenes Kastanienportal in der Nähe der Tonkuhle wurde zum Eingangstor einer Geschichte, die zwar mit einem Weltenwechsel beginnt, aber nicht mit einem solchen endet. Vermutlich nicht. Aber wer weiß schon, was in den parallelen Welten so alles geschieht, während man eifrig andere Pläne macht? Diese Geschichte nahm ihren Anfang mit der ersten AnWel Trilogie.

Die vorliegenden drei Bücher sind die zweite AnWel Trilogie, denn die Geschichte war nach den ersten Büchern leider noch nicht vorbei. Oder zum Glück?

Nach den Ausflügen in die Welt jenseits des Kastanienportals wurde die oben erwähnte Elfe vom Schicksal in den Süden des Landes gespült und konnte dort ausgiebig das Land in und hinter den Bergen erkunden. Nach kurzen Zwischenfällen die etwas mit Höhenkrankheit zu tun hatten, adaptierte sie und lange Wanderungen führten in völlig neue Gegenden, Begebenheiten und auch zu der unerwarteten Begegnung mit alten Freunden.

Ach ja, die besagte Elfe war damals der Meinung, unbedingt Informatik studieren zu müssen. Was soll ich sagen, sie schaffte es sogar, ihre Herkunft so lange zu verdrängen, dass sie bis zur Professorin aufstieg. Dann allerdings verschafften sich ihre elfenhaften Eigenschaften mit Gewalt Raum und ließen ihr keinen Ausweg mehr. Sie musste diesen Roman schreiben – ebenso wie den den folgenden und den folgenden und so weiter. Und wenn sie nicht gestorben ist, dann schreibt sie noch immer um ihr Leben. Und wenn sie gestorben ist? Nun, dann schreibt sie vermutlich einfach im nächsten Leben weiter. In AnWel oder in Etharell? Als Elfe oder als Mensch? Wer weiß das schon so genau?

Obacht, das zweite Kastanienportal befindet sich übrigens in Itzum. Wer weiß, wohin es führt? :-)

Die Geschichte beginnt mit der ersten AnWel Trilogie, die ebenfalls bei BoDerschienen ist. Für das Lesen dieser zweiten Trilogie ist die Kenntnis der ersten Trilogie zwar nicht unbedingt nötig, aber es erleichtert das Verständnis schon ungemein.

RÜCKBLICK ERSTE TRILOGIE

Liebe Leserin, lieber Leser,

das Buch, das du gerade in den Händen hältst, ist der erste Band der An Wel Trilogie 2–was schon darauf hinweist, dass es eine AnWel Trilogie 1 geben muss. Falls du die ersten drei Bände nicht gelesen hast kannst du diese zweite Trilogie trotzdem gerne genießen. Allerdings kann es sein, dass dir ein paar Sachen seltsam vorkommen. Ich empfehle dir, die ersten drei Bücher auch zu lesen. Glaube mir, sie machen Spaß. Falls du die ersten drei Bände gelesen hast und jetzt die zweite Trilogie beginnst: herrlich, ich freue mich!

Alle, die eine kurze Zusammenfassung der ersten Trilogie haben möchten: bitte schön! Alle anderen können die nächsten zwei bis drei Seiten gerne überblättern und direkt mit dem Buch starten! Viel Vergnügen!

Band 1: Nach AnWel

Thynlar, ein Elf aus dem Geschlecht der Indellyin, und Sörelan, ein Weltenwechsler, wurden ausgeschickt, um Kay, eine junge Frau, aus Etharell zurück nach AnWel zu holen. Seltsamer Weise wechselt Kay alleine nach AnWel und das Chaos beginnt. Thynlar, der Kay begleiten sollte, verliert sie in einem Kampf mit Yandrogs und Drogays. Er selbst wird auf das Schloss einer sagenumwobenen Zauberin namens Erena entführt, die allerdings nur ein Ziel zu haben scheint: den jungen Elfenmann zu verführen. Kay, die leider bei dem Weltenwechsel ihr Gedächtnis verloren hat, landet derweil in einem Menschendorf. Dort wird sie mit unterschiedlichen Gefühlen empfangen – Rowal der alte Druide erweist sich als ihr Freund und als Thorill auftaucht, scheint endlich alles gut zu werden. Doch Rowal vermag weiter zu sehen und erkennt, dass das Ende der Zeit der Druiden naht. Im Land der Menschen herrscht Krieg, Magie ist verboten und die Häscher des Königs machen Jagd auf die letzten Lebenden des Druidenordens. An Elfen glaubt niemand mehr – denn es gibt sie ja nicht. Oder vielleicht doch? Kay, deren wahrer Name Akaya ist, muss erkennen, dass sie offenbar selbst einem Elfengeschlecht entstammt. Immer wieder, vor allem bei Vollmond, wird sie von seltsamen Träumen heimgesucht, deren Botschaft sie nicht zu entschlüsseln vermag. Die vermeintlich heile Welt bricht zusammen. Nach dem Tod von Rowal und Thorill flieht sie verwirrt in den Wald.

Band 2: Zu den Indellyin

Akaya landet nach einigen Wirren im Salyillin, dem heiligen magischen Wald, und wird dort warm empfangen. Sie schafft es, Thynlar zu befreien und beide fliehen zu Okawis, der alte Magier und Lehrer von Thynlar. Allerdings scheint Thynlar krank zu sein. Akaya trifft Okawis schließlich, findet aber sein Verhalten sehr merkwürdig. Trotzdem hat sie keine Wahl und begibt sich mit ihm und Thynlar in den Wald. Dort betäubt Okawis Akaya systematisch, so dass sie schließlich das Gefühl hat, dass sie das Haus nicht mehr verlassen kann–Angst macht ihr jede Handlung unmöglich. In diesem Zustand findet Sörelan sie und beide schaffen es, von Okawis zu fliehen. Von Thynlar fehlt jede Spurt. Sörelan und Akaya erreichen die Indellyin und treffen dort auf Gastfreundschaft und Ablehnung gleichermaßen. In der Bibliothek schafft Akaya es mit Hilfe der Chronistin und Bibliothekarin Lillina, altes Wissen auszugraben. Die Freunde lernen, dass Erena und Okawis die selbe Person sind. Ein fürchterlicher Verdacht keimt in Akaya und nach einer Weile bestätigt sich ihre Vermutung: Thynlar ist wieder in Gewalt von Erena und muss als Gefangener in ihren Verliesen ausharren. Er erhält unerwartet Hilfe von Taldor, einem sehr alten Zwergenmagier, der jedoch auch nichts gegen Erena unternehmen kann. Dass Sörelan bei den Indellyin Rythall, die Liebe seines Lebens trifft, macht alles nicht einfacher.

Band 3: Reise nach Nara

Trotz aller Warnungen machen sich Akaya, Sörelan und Rythall auf den Weg nach Nara, wo sie hoffen, endlich zu erfahren, wer Akaya ist und wie man Erena beseitigen kann. Ihr Weg endet in der Sumpfstadt, wo sie von Soldaten des Königs gefangen und nach Insirion gebracht werden. Derweil beschließt die böse Zauberin, dass es an der Zeit ist, Thynlar ebenfalls nach Nara zu bringen. Auf dem Weg dahin geraten sie in einem Hinterhalt von Piraten, Thynlar wird befreit, steht jedoch unter dem Bann des Drazraal, der ihm den Zugriff auf sein magisches Potenzial verwehrt. Seltsamerweise willigen die Piraten ein, auf Insirion zwei Passagiere an Bord zunehmen und Thynlar hat den Eindruck, dass Zauberei im Spiel ist. Sörelan und Rythall harren in der Zwischenzeit im Kerker des Menschenkönigs Zyprius auf Insirion aus und warten auf ihre Hinrichtung. Doch wo ist Akaya?

Kurz bevor das Piratenschiff Nara erreicht, erkennt Thynlar, dass einer der beiden Passagiere Akaya ist, die verzaubert wurde und in der Traumwelt ihre Vergangenheit erfährt. Der andere Passagier ist Erena, die alles geplant hatte, um Akaya und Thynlar gleichzeitig in der Nähe von Nara zu haben.

Am Ende gelingt es Akaya und Thynlar mit Hilfe von Tom, die böse Zauberin zu besiegen – sie wird direkt vor den Gestaden von Nara von Bord gespült und verschwindet. Gemeinsam mit Taldor und den Indellyin, die sich endlich in den Krieg der Menschen einmischen, schaffen sie es auch, Sörelan und Rythall im letzten Moment zu retten. Endlich sind die Freunde vereint.

Doch ist Erena wirklich besiegt? Und warum konnte sie so stark werden? Und was um aller Welt wollte sie überhaupt?

Hier endet die erste Trilogie und es ist ja klar, dass die Geschichte so noch nicht zuende sein kann.

PROLOG

Band 1: Der verlorene König

Nachdem Ilorn die Indellyin in den Krieg geführt hatte (siehe erste An-Wel Trilogie), musste er sein Amt als Oberster des Rates niederlegen. Gemeinsam mit Tom und Taldor, Rythall und Sörelan, sowie Akaya und Thynlar wandert er zurück zu dem Reich der Indellyin. Dort läd Ilorn die Freunde ein, ihn auf seinem Pferdegut zu besuchen. Allerdings entwickelten sich die Dinge nicht so friedlich wie erhofft – ein Sray stifte Verwirrung, ein altes Elfenvolk, die Elhiloyin, taucht wieder auf und die Beziehung von Thynlar und seinem Ziehvater gestalte sich anders als erwartet. Nach vergleichsweise kurzer Zeit machen sich alle wieder auf den Weg. Thynlar und Akaya gehen in Begleitung von Lillina zurück nach Yellalyn. Taldor entscheidet entgegen jede Vernunft, dass es an ihm sei nachzusehen, ob Erena doch überlebt hatte und wieder zurückgekehrt war. Er begibt sich ins Hügelland.

Sörelan wandert durch AnWel auf dem Weg nach Insirion, in der Hoffnung dort das zu finden, was er unter seiner Bestimmung versteht.

Rythall, der alles für Sörelan tun würde, außer nach Insirion zurückzukehren, folgt Thynlar und Akaya nach Yellalyn, um dort seine Ausbildung zum Heiler abzuschließen. In Yellalyn werden die Freunde allerdings nicht freundlich empfangen. Fylath, der erklärter Gegner von Akaya und ihren Freunden war (siehe erste AnWel Trilogie), hat inzwischen das Amt als Oberster des Rates der Indellyin erhalten – was Thynlar und Akaya dazu zwingt, sich mit magischer Hilfe zu tarnen. Thynlar, getarnt mittels eines magischen Trankes von Taldor und mit gefärbten Haaren, gibt sich als Reisender aus Belyn mit Namen Dagulareth aus. In seiner Begleitung ist Nyan, ein junger Indellyin – der Gestaltenwandel von Akaya. Wird ihre Tarnung funktionieren?

TARNUNG UND TÄUSCHUNG

DER Plan war, sich an der Brücke zu trennen und viel zu schnell kam die Zeit des Abschieds. Vyl übernahm die Aufgabe, die Pferde von Akaya und Thynlar zu Ilorn zurückzubringen, während der Rest der Gruppe den Weg nach Yellalyn fortsetzen würde. Von hier aus war es nur noch ein vergleichsweise kurzes Stück, das bequem zu Fuß bewältigt werden konnte. Um den Anschein von harmlosen Wanderern zu stützen, die nur zufällig in die Gesellschaft der reisenden Bibliothekarin gekommen waren, wollten Akaya und Thynlar eigene Rucksäcke tragen. Lillinas Kutsche, die jetzt, da sie reiten konnte, als Gepäckwagen und für den Transport des Rollstuhls genutzt worden war, transportierte die gepackten Rucksäcke. Akaya und Thynlar schulterten jeweils ein Gepäckstück. Sie verabschiedeten sich von Vyl, in der Überzeugung, ihn bald wieder auf Ilorns Hof zu treffen, und setzten ihren Weg nach Yellalyn fort. Lillina ritt in gemächlichem Tempo voran, Thynlar führte das Pferd der Kutsche am Zügel und Akaya ging schnellen Schrittes neben ihm her. Wirod folgte ihnen unerkannt gleich einem Schatten im Schutz der Bäume.

Nach kurzer Zeit konnten sie die ersten Behausungen der Indellyin sehen und es dauerte nicht mehr lange, bis sie auf die Straßen der Stadt Yellalyn kamen. Wie beim letzten Mal erschauderte Thynlar, als er endlich wieder hier war, und schickte einen Gedanken an Rythall. Und wie beim letzten Mal begleitete ihn ein ungutes Gefühl, gleich einer Vorahnung. Akaya berührte ihn sanft an der Schulter, als könne sie sein Unbehagen spüren, und nickte ihm verständnisvoll zu. Er unterdrückte den Impuls, ihre Hand zu ergreifen.

’Zu viele Augen und Ohren hier’, schickte er ihr in Gedanken und sie nickte.

Akaya und Thynlar begleiteten Lillina bis vor die Bibliothek. Dort nahm Celi sie in Empfang. Zwar zeigte ihr Gesicht freudige Überraschung, als sie Lillina im Sattel des Pferdes sah, doch hatte sie sich in Gegenwart der Fremden vollständig unter Kontrolle und verbarg ihre Begeisterung unter höflicher Anerkennung.

„Lillina, seid willkommen in euren Hallen“, sagte Celi mit dem rituelle Zeichen der Begrüßung und wiederholte die gleiche Geste, um die beiden fremden Männer zu begrüßen. „Seid gegrüßt, Fremde. Mögen die Sterne euren Weg erhellen.“

Thynlar und Akaya erwiderten die Geste. „Mögen ihr Glanz euch geleiten“, antwortete Thynlar, und Akaya, die sich keine Gedanken um rituelle Höflichkeiten gemacht hatte, lächelte freundlich und schwieg. Celi sah Akaya verwirrt an, doch Thynlar rettete die Situation, indem er Akaya fort zog, um Lillina vom Pferd zu helfen.

Diese erklärte: „Meine beiden Begleiter kommen aus Belyn. Ihre Namen sind Dagulareth und Nyan. Sie waren so freundlich, mich von Ilorn bis hierher zu begleiten – ich habe das Reiten bei meinem Bruder zwar fleißig geübt, aber so sicher bin ich im Sattel noch nicht“, erklärte Lillina, während Thynlar ihr sanft in den Rollstuhl half, den Akaya in der Zwischenzeit von der Kutsche abgeladen hatte. „Mal abgesehen davon, dass ich noch nicht in der Lage bin, auf- oder abzusteigen“, murmelte sie. Als sie bequem saß, vervollständigte sie die Vorstellung: „Dies ist Celi, meine Assistentin und designierte Nachfolgerin.“

Celi betrachtete die beiden jungen Männer neugierig. Ihr Blick blieb an Nyans grünen Augen einen Moment länger hängen, als höflich gewesen wäre. Nyan zog verwundert seine Augenbrauen in die Höhe und Celis Wangen wurden von einem zarten Rosaton überzogen.

Thynlar nahm den kurzen Austausch alarmiert zur Kenntnis, deutete vor Lillina eine Verbeugung an und verabschiedete sich mit den Worten: „Wir werden uns nun in das Haus des Rates begeben und um Unterbringung bitten. Wie verabredet werden wir uns morgen wieder in der Bibliothek einfinden, um in euren Hallen zu lernen und zu forschen, werte Lillina.“

Er zog Nyan mit sich, forderte das Kutschpferd auf ihnen zu folgen, und wandte sich ab in Richtung der Ställe, in die Pferd und Kutsche gebracht werden sollten. Lillina sah den beiden schmunzelnd hinterher. „Wer sind sie?“, fragte Celi interessiert.

„Wie ich bereits sagte, ich traf sie bei Ilorn“, sagte Lillina. „Lass uns kurz auf Branyan warten. Wir haben eine neue Mitbewohnerin, die ich ihm vorstellen möchte.“ Sie deutete lächelnd auf die Stute, die den Rollstuhl interessiert beschnupperte.

Es dauerte nur wenige Momente, bis Branyan erschien. Seit dem Unfall ging er Lillina zur Hand und versorgte ihr Haus. Er lächelte breit, als er erkannte, wer die angekündigte Mitbewohnerin war. Er begrüßte Lillina angemessen und wandte sich dann dem neuen Pferd zu. Lillina freute sich, als sie sah, wie das Pferd und der Indellyin Kontakt aufnahmen.

„Was für eine schöne Stute!“, sagte er anerkennend. Das Pferd schnaubte leise und nickte. „Ich habe aber keine Platz vorbereitete, um sie angemessen willkommen zu heißen.“ Ein leichter Vorwurf war aus der Stimme herauszuhören, doch die Bibliothekarin beschloss, das zu ignorieren.

„Sie ist ein Geschenk von meinem Bruder“, erklärte sie stattdessen stolz. „Bring sie zunächst zu Darila, sie müsste Platz in ihren Ställen haben. Richte ihr einen Gruß von mir aus. Dann hast du Zeit, den freien Platz im Stall herzurichten.“

Branyan nickte und streichelte die Stute sanft, die genießerisch den Kopf vorstreckte. „Wir sollten sie aber nicht alleine bei uns beherbergen“, gab er zu bedenken. „Pferde sind gar nicht gerne allein!“

Die Stute schnaubte und nickte.

Lillina konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Dann such dir eine Stallgefährtin aus, meine Hübsche“, sagte sie zu der Stute und lächelte Branyan an. „Wir haben genug Platz. Ich denke, ein zweites Pferd ist auch noch unterzubringen, oder?“

Das Lächeln auf seinem Gesicht war Antwort genug. Er verbeugte sich leicht und als er sich abwandte, folgte die Stute ihm wie selbstverständlich, damit er ihr den neuen Sattel abnehmen und in den Stallungen verstauen könnte. Lillina schaute einen kurzen Moment glücklich hinter den beiden her und wandte sich dann um in Richtung Bibliothekseingang.

„Woher kommen die beiden?“, fragte Celi weiter, griff eine Tasche und lief hinter Lillina her.

Lillina, die gedanklich noch bei den Pferden war, sah sie einen Moment irritiert an. Dann wurde ihr klar, dass Celi noch immer über Akaya und Thynlar oder neuerdings über Nyan und Dagulareth sprach. Sie seufzte leise. „Das sagte ich bereits.“

„Und was wollen sie hier?“

Lillina bremsten den Rollstuhl so abrupt, dass Celi fast in ihn hineingelaufen wäre. „Werte Celi, ich weiß nicht, was dich derartig in Aufruhr versetzt, doch zügele deine Neugier.“ Als sie das betretene Gesicht ihrer Assistentin sah, milderte sich ihre Miene und sie lenkte ein: „Es handelt sich lediglich um zwei Fremde, die um Erlaubnis ersucht haben, in der Bibliothek zu arbeiten. Es sind Indellyin, die bisher selten in der Hauptstadt gewesen sind, daher mag dir ihr Verhalten ein wenig fremd, vielleicht sogar ungehobelt erscheinen. Doch bleiben wir höflich.“ Celi nickte eifrig. „Und distanziert. In wenigen Wochen werden sie wieder abreisen.“ Celi nickte wieder. „Zu ihren Familien!“, fühlte sich Lillina genötigt zu ergänzen. Celi sah sie fragend an, doch Lillina wendete ihren Rollstuhl und fuhr davon.

„Als ich vorhin gesehen habe, wie Fylath Hof hält, wäre ich ihm am liebsten ins Gesicht gesprungen“, sagte Akaya leise, als sie Thynlar im Gemeinschaftsraum des Gästehauses traf.

Thynlar sah sich vorsichtig um und deutete ihr, leise zu reden. Er untersuchte den Raum gründlich und schaute aus dem Fenster. Dann trat er auf den Flur und klopfte an die Türen der angrenzenden Räume. Es schien außer ihnen niemand im Haus zu sein. Nach einer Weile kam er zurück in den Gemeinschaftsraum. Er lächelte Akaya an, die noch immer in der Gestalt von Nyan vor ihm stand.

„Wir müssen vorsichtig sein. Ich bin mir nicht sicher, wie Fylath Yellalyn verwaltet. Ich hatte nicht das Gefühl, dass wir herzlich willkommen sind und ich bin mir fast sicher, dass früher oder später hier jemand auftauchen wird, der abgestellt wurde, uns zu begleiten.“

„Wie Rythall damals, als ich mit Sörelan das erste Mal hier war?“, fragte Akaya verwundert.

Thynlar nickte. „Ich denke, ja. Allerdings war Ilorn bei der Wahl der Leute, die er seinen Gästen an die Seite stellte, stets umsichtig und nicht unbedingt in erster Linie darauf aus, die Gäste zu überwachen, sondern darauf, ihnen zu helfen, sich zurecht zu finden.“ Er trat an Akaya heran, zögerte einen kleinen Moment und nahm sie dann in die Arme. Er schmunzelte. „Ich finde es schon etwas seltsam, einen Mann auf diese Weise zu umarmen.“ Statt ihrem schlanken Frauenkörper spürte er den sehnigen Körper eines jungen Mannes unter seinen Händen. Vorsichtig tastete er ihren Rücken hinauf und über ihre Schultern, die viel breiter waren, als er es gewohnt war.

„Was glaubst du, wie ich das finde“, entgegnete Akaya lachend und griff nach seinen Händen. „Ich bin schließlich an jeder Stelle meines Körpers ein Mann“, sie schob ihn ein Stück von sich fort und griff sich vielsagend in den Schritt. „Und was soll ich dir sagen: ich finde Frau sein irgendwie entspannter.“

Thynlar stimmte in das Lachen mit ein, trat zurück und musterte mit einem vielsagenden Blick die Gegend unter Nyans Taille, „Immerhin scheinst du mich zu mögen!“, kommentierte er was er dort sah und zog sie wieder zu sich heran.

Akaya zog eine Grimasse, als sich die Tür öffnete.

„Oh, Neuankömmlinge!“, sagte eine junge Frau, und strengte sich sichtlich an, ein überraschtes Gesicht zu machen. Sie deutete nachlässig die rituelle Geste an. „Seid gegrüßt! Man nennt mich Synja.“ Sie musterte erst Nyan, dann Thynlar und zog ein verwundertes Gesicht, als ersterer sich hastig abwandte. „Ich hoffe, ich störe nicht“, sagte sie säuerlich und verzog den Mund.

Thynlar trat einen Schritt zurück. „Nein, freilich nicht.“ Er machte die rituelle Begrüßungsgeste. „Man nennt mich Dagulareth, mein Begleiter heißt Nyan. Wir sind hier, um in den Bibliotheken zu studieren.“

„Soso“, sagte Synja und ordnete ihr langes blondes Haar.

Nyan rieb sich das Auge. „Ich will ja nicht unhöflich sein, aber könntest du bitte noch mal nachsehen, ich glaube, ich habe wirklich etwas im Auge.“ Akaya trat wieder an Thynlar heran, der seine Hände an ihr Gesicht legte, und sich bemühte ernst zu bleiben, als er das Auge untersuchte.

’Gute Idee’, schickte er ihr in Gedanken.

’Ich hätte nicht gedacht, dass Fylath so schnell reagiert’, gab sie zurück.

„Kann ich euch helfen?“, erkundigte sich Synja, setzte sich auf einen der Stühle und lehnte sich gemütlich zurück.

„Schon erledigt“, erklärte Thynlar und tat so, als würde er etwas von seinem Finger fort pusten. „Eine Wimper.“

„Danke“, brummte Nyan und rieb sich das Auge, das inzwischen tatsächlich tränte.

„Ah“, sagte Synja gelangweilt.

Sie stand wieder auf und streckte sich, wobei sie ihren schlanken wohlgeformten Körper deutlich zur Schau stellte. Thynlar beobachtete sie interessiert und Nyan zog die Augenbrauen zusammen.

„Ich hatte schon gedacht, ihr haltet euch im Arm“, erklärte sie lachend und zwinkerte Thynlar zu. Dann wandte sie sich ab. „Ich muss noch etwas erledigen. Trinken wir heute Abend einen Wein zusammen?“ Die Frage schien nur an Thynlar gerichtet zu sein. „Ich wohne auch hier im Gästehaus“, fügte sie an, als sei dies Erklärung genug.

„Das können wir gerne machen“, sagte Thynlar bevor Akaya reagieren konnte, und lächelnd entschwand Synja.

„Meine Güte, was war das denn?“, stöhnte Akaya leise, als sich die Tür geschlossen hatte.

„Das war Fylaths Schlachtplan für die Überwachung echter Männer“, stellte Thynlar fest.

„Sag bloß, du findest sie interessant“, fragte Akaya mit ungewohnt tiefer Männerstimme.

Thynlar schmunzelte. „Du musst zugeben, dass sie sehr hübsch ist.“

„Sie ist in erster Linie sehr ...“, begann Akaya, doch Thynlar unterbrach sie.

„Ich fürchte, wir müssen das Spiel weiter spielen. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. Es hilft nichts, wenn wir durch Verkleidung geschützt sind, und dann in Schwierigkeiten geraten, weil Fylath und seine Leute denken, wir wären ein schwules Paar.“

„Verdammte Axt“, fluchte Akaya und zog die Augenbrauen zusammen – was auf Nyans Gesicht durchaus beeindruckend finster aussah. „Eins sage ich dir, wenn du sie anfasst, bringe ich dich um.“

Thynlar lachte. „Wenn es nicht zu gefährlich wäre, dann würde ich dich jetzt küssen! Egal, ob du wie ein Mann aussiehst oder nicht!“

„Warum sind wir nur hier her gekommen“, brummte Akaya und trat mit dem Fuß ins Leere.

„Könnten wir uns nicht wenigstens auf die Art der Berührungen verständigen, die erlaubt sind, bevor du mich tötest?“, fragte Thynlar schmunzelnd.

„Keine!“, betonte Akaya.

„Jetzt klingst du wie Erena“, gab Thynlar zurück. Er zog Akaya in eine Ecke, fort von Fenster und Tür, und gab ihr einen langen Kuss. „Das war das erste Mal, dass ich einen Mann geküsst habe.“

„Und?“, fragte sie, etwas besänftigt.

„War schön. Schmeckt nach mehr“, sagte Thynlar und küsste sie noch einmal.

Sie drückte sich kurz an ihn, löste sich dann aber wieder mit einem tiefen Seufzer. „Du hast ja recht. Wir müssen aufpassen. Du wirst also mit Synja flirten“, stellte sie resigniert fest.

Thynlar nickte. „Das wäre sicherlich das Beste.“

„Ich werde vor Eifersucht platzen“, sagte Akaya leise.

„Das wirst du nicht. Du wirst mit Celi flirten“, stellte Thynlar lächelnd fest.

Verwundert schaute sie ihn an. „Wie bitte? Aber warum das denn?“

„Sie hat dich vorhin mit diesem Blick angesehen – ich könnte schwören, dass du Chancen bei ihr hast.“

„Bei allen Bäumen“, sagte Akaya fassungslos und fuhr sich durch die Haare. Die Geste, die so typische für Akaya war, sah bei Nyan seltsam aus. „Warum ausgerechnet Celi?“

Thynlar zuckte mit den Achseln. „Du siehst halt gut aus!“, er lachte, fuhr dann aber ernst fort: “Es ist gar nicht so schwer, den Kopf aus der Schlinge zu halten. Schließlich kommen wir vom Land und sind ein bisschen naiv.“

„Was genau meinst du damit?“, fragte Akaya misstrauisch.

„Ich meine, dass wir ein wenig verklemmt sind und nicht gleich mit jedem weiblichen Wesen ...“ Thynlar wurde von Akaya unterbrochen.

„Schon gut, ich habe verstanden, was du meinst“,sie winkte ab. „Könnten wir nicht einer komischen Sekte angehören?“

„Wir sind Indellyin“, wandte er ein.

„Verdammte Axt“, fluchte Akaya und sah Thynlar schräg von unten an.

Er lächelte. Wenn er ihr tief in die Augen sah, dann sah er nicht Nyan, den Indellyin, sondern Akaya, die Elhiloyin.

„Es ist ein Spiel“, sagte er. „So lange können wir ohnehin nicht hier bleiben. Der Trank von Taldor reicht vielleicht für einen Mondwechsel.

Wir haben in dieser Zeit zu viel zu tun, um uns mit irgendwelchen anderen Dingen zu beschäftigen, als mit Büchern. Vielleicht finden die beiden Damen uns binnen kürzester Zeit uninteressant. Lass uns unsere

Rolle gut spielen und dann wieder verschwinden.“

Akaya lehnte sich auf das Fensterbrett und schaute in das grüne Laub, das an der Wand spross. „Schon wieder Rollenspiele“, murmelte sie.

„Wenn das nur gut geht. Würfel mal gegen ’Erkannt werden’.“

Ilorns Hof war nicht weit von der Grenze entfernt und Sörelan und Rythall erreichten den Rand des Waldes nach einem halben Tag. Den strauchigen Wald, der sich Ilorns Hof anschloss, hatten sie schweigend durchquert. Rythall schritt leichten Fußes voran und hatte kein Problem, auch dichtem Unterholz auszuweichen. Sörlan, der öfter in Gestrüpp hängen blieb, fühlte sich an den lautlosen Flug von Eulen im Wald erinnert, wenn er dem Indellyin zusah. Es war ihm absolut unverständlich, wie Indellyin und Eulen sich derartig ohne Geräusche und Kolateralschaden zwischen den Büschen und Ästen hindurch bewegen konnten. Auch wenn Rythall immer wieder auf den Freund wartete, so kam er doch ungleich schneller voran und zuweilen erschien es Sörelan, als wenn sein Geliebter eins geworden wäre mit dem Dickicht. Nach und nach wurde das Unterholz lichter und schließlich öffnete sich der Wald und gab den Blick auf ein paar Weiden und Äcker frei. Rythall blieb stehen und wartete, dass Sörelan zu ihm aufschloss.

„Die letzten Felder, die im Grenzland liegen.“ Er deutete mit einer weit ausladenden Geste auf die Landschaft, die sich vor ihnen öffnete. Ïlorn hat auch hier noch Grund und Boden. Die nächste menschliche Siedlung ist ein paar Tagesreisen zu Fuß entfernt.“ Rythall zeigte nach Süden: „Dort liegt das Inselreich. Eigentlich musst du nur bis zum Fluss gehen, dann folgst du seinem Lauf bis er in den Nochlass mündet. Von dort aus würde es reichen, wenn du am Ufer bis zur Sumpfstadt läufst. Noch besser wäre es natürlich, wenn du weitere Strecken auf dem Nochlass zurücklegen würdest – dann bist du schneller im Delta. Aber sei vorsichtig.“ Er zögerte und sah Sörelan lange an, ohne weiterzureden. Er hob die Hand und berührte den Geliebten kurz an der Schulter. Dann flüsterte er: „Sei bitte vorsichtig“, und wandte sich hastig ab. Er räusperte sich energisch und deutete wieder nach Westen. „Der Fluss, den du von hier aus in kurzer Zeit erreichen wirst, ist der Nok. Er kommt aus dem Zwergenreich. Soweit ich weiß ist er nicht überquerbar, daher denke ich, es wäre das Beste, wenn du seinem Lauf bis zum Nochlass folgst. Erinnerst du dich noch an den Fluss, den wir vor einiger Zeit auf dem Weg zu Ilorn überquert haben? Die Yela wird von einem Gebirgsfluss zu einem breiteren Strom, wenn der Nok in sie mündet. Ab da tragen die zwei Flüsse den Namen Nochlass und durchqueren das Menschenreich bis zum Nochlassdelta unweit der Sumpfstadt. Der Nok und die Yela haben unterschiedliche Temperaturen und unterschiedliche Farben. Der Nok ist von strahlendem Blau, fast ins grünliche gehend – er kommt direkt aus den Bergen. Die Yela ist bereits auf dem Weg durch das Land der Indellyin mit vielen Schwebeteilchen und Schlamm aus den Wäldern angereichert und ist bräunlich, wenn sie auf den Nok trifft. An der Stelle, wo sich die beiden Flüsse treffen, fließen sie erst eine Weile gemeinsam nebeneinander in einem Bett, bis sie sich schließlich zu einem gemeinsamen Fluss vereinigen. Es ist wirklich interessant ...“

Ein Kuss von Sörelan unterbrach den Redeschwall des Indellyin. Nach einer ganzen Weile löste sich Sörelan von Rythall. Schweigend musterte er das Gesicht des Geliebten und sah in dessen bersteinfarbenen Augen ein verräterisches Glitzern.

„Du bist so sehr ein Teil von mir, dass wir diese Reise gemeinsam machen“, sagte er leise und legte seine Stirn an die Stirn von Rythall.

Eine einzelne Träne lief über dessen Wange. Sörelan fing sie vorsichtig auf und schloss seine Hand darum.

„Ich ...“, begann Sörelan, doch schüttelte dann nur stumm den Kopf.

„Weg mit dir!“, sagte Rythall leise und bestimmt. „Bevor ich es mir noch anders überlege und dich bitte zu bleiben.“ Er lächelte traurig.

Die beiden schlossen sich noch einmal fest in die Arme, dann wandte sich Sörelan ab und trat aus dem Wald. Er verharrte kurz und sah sich nach dem Freund um. „Werde ich es merken, wenn ich die Grenze übertrete?“, fragte er.

„Aber sicher“, sagte Rythall, “du bist ein Elf!“ Er winkte mit der Hand und trat in den Schatten der Bäume zurück. Schon nach wenigen Schritten war er für den Geliebten unsichtbar.

Sörelan seufzte und setzte seinen Weg fort. Er war sich sicher, dass Rythall ihn von dem Waldrand aus beobachten würde, bis er hinter den ersten Hügeln hinter den Weiden verschwunden war, und so blieb er das eine oder andere Mal stehen, sah zurück zum Wald und hob kurz die Hand.

Nur kurze Zeit nach Akaya und Thynlar traf auch Rythall in Yellalyn ein. Er stattete Lillina einen Besuch ab und verkündete, er werde sich direkt zu seiner Schule begeben. Um die Tarnung von Akaya und Thynlar nicht zu gefährden, verabredeten sie, sich offiziell nicht zu kennen. Rythall versprach, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit die geheime Bibliothek aufzusuchen und sich dort mit den Freunden zu treffen. Es dauerte jedoch einige Zeit, bis sich diese Gelegenheit tatsächlich ergab. Der junge Indellyin hatte, nachdem er so lange seiner Ausbildung fern geblieben war, viele Dinge nachzuholen, und arbeitet oft bis spät in die Nacht. Er nutzte die intensiven Studien, um damit seine Sorgen zu betäuben. Sörelan hatte zwar den Austausch auf Gedankenebene trainiert, doch war er noch weit davon entfernt, den Kontakt wie selbstverständlich herstellen zu können. Er schaffte es meist nur kurze Zeit, die Konzentration zu halten, und so waren seine Treffen mit Rythall meist unbefriedigend kurz. Der Zugang zum Traumland, den Akaya und Thynlar gefunden hatten, war Rythall und Sörelan bislang verschlossen geblieben. Rythall war zwar traurig darüber, aber gab sich damit zufrieden, nicht ganz von Sörelan getrennt zu sein und wenigstens hin und wieder kurz mit dem Geliebten in Kontakt treten zu können.

Rythall musste erkennen, dass Sörelan, wenn er alkoholische Getränke zu sich genommen hatte, schwerer zu erreichen war als an anderen Abenden. Die Neuigkeiten, die Sörelan von unterwegs und von Insirion berichtete, waren wenig erfreulich. Nachdem er besiegt worden war, hatte der König alle Soldaten abgezogen. Die Sumpfstadt wurde von einer Gruppe Menschen verwaltet, die den Rebellen nahestanden. Auch hier waren keine Soldaten von Zyprius I. mehr anzutreffen. Das restliche Land stand dagegen vollständig unter der Kontrolle des Königs und der Priester. Insbesondere Atanama und der Kriegsgott Gorroth erfreuten sich wachsender Beliebtheit bei der Landbevölkerung. Brennende Scheiterhaufen waren inzwischen ein alltäglicher Anblick. Die Häscher des Königs hatten einen besonderen Rang als Zauberjäger bekommen. Sie hatten das Kommando über Soldaten, konnten sich überall im Land frei bewegen und im Namen des Königs Recht sprechen. Allein über Insirion wurde berichtet, dass es ein Ort des Friedens sei. Seit einiger Zeit lang galt die Lage dort als schlecht aber stabil. Mit diesen Erzählungen im Gepäck erreichte Sörelan schließlich Insirion und bezog Quartier bei den Rebellen, die ihn freudig begrüßten. Die Rebellen fürchteten derzeit keine neuen Angriffe. Die Schwierigkeiten, die nach und nach wuchsen, kamen jedoch aus einer ganz anderen Richtung, als die Rebellen erwartet hatten – nämlich vom Festland.Eingeschlossen zwischen den unüberwindbaren Grenzen der Indellyin im Norden, dem Meer im Süden und den Darklanden im Osten, die traditionellen Bauern keine Zuflucht boten, da dort kaum Ackerbau möglich war, blieb den meisten Menschen nur, sich an die neue Ordnung des Königs anzupassen oder nach Insirion zu fliehen. Auf die Idee, in das Hügelland zu fliehen, kam kaum jemand – und die wenigen, die dort ihr Heil suchten, wurden niemals wieder gesehen. Flüchtlinge, denen es gelungen war, den Zauberjägern zu entkommen, trafen auf Insirion ein und baten um Schutz und Unterkunft. Bauernfamilien, die an dem alten Glauben festgehalten hatten, wurden von den Soldaten und den Priestern enteignet und von ihrem Land vertrieben. Sie hatten die Wahl, sich in Armut den Vogelfreien in den Tiefen der Wäldern anzuschließen, oder ebenfalls nach Insirion zu fliehen. Junge Männer, die von den Soldaten zum Kriegsdienst gezwungen wurden, flohen in das Inselreich, in der Hoffnung, ihrem Schicksal dort zu entkommen. Die Versorgung der Insel wurde zunehmend schwierig – zu viele Menschen sammelten sich dort, mehr Menschen als die wenige Landwirtschaft des Inselreiches und der Fischfang versorgen konnte. Immer wieder trafen Boote mit erschöpften Familien ein. Sörelan fühlte mit den Menschen, konnte sich aber nicht überwinden, den Rebellen bei den alltäglichen Aufgaben der Nahrungsmittelversorgung und Krankenpflege zu helfen. Er machte sich bald auf den Weg zu den Indellyin, die auf der Insel geblieben waren.

Sörelan wurde auch von den Indellyin herzlich in Empfang genommen. Allerdings wurde ihm in ihrer Gegenwart bewusst, wie schmerzlich er Rythall vermisste. Einige der Indellyin, die über die Inseln wachten, hatten sich auf die Suche nach Relikten aus der Vergangenheit gemacht. Neugierig, ob sich auch Hinweise auf seine eigenen Vorfahren auf der Insel finden würden, schloss sich Sörelan ihnen an. Sie fanden verstreut kärgliche Überreste einiger alter Siedlungen. Aufgrund der besonderen Art, in der Indellyin mit der Natur bauten, gab es nur noch sehr wenige Spuren ehemaliger indellyinscher Bauten. Es gab wenige Gegenstände und kaum Aufzeichnungen, doch umso mehr Fragen. Am meisten Aufsehen erregten die Ruinen und Geschichten, die die Indellyin in der alten Seestadt fanden. Die Ruinen der ehemals prachtvollen weißen Seestadt lagen dem offenen Meer zugewandt. Bei einem Seebeben vor einigen hundert Jahren, bei dem angeblich auch Eldaran untergegangen war, war die Stadt nahezu vollständig zerstört worden. Übrig geblieben waren Trümmer einer Hafenanlage, die nur von den geschicktesten der Piraten genutzt wurde, und einige wenige Häuser. Die Reste der Stadt, von Wald überwuchert, war nun Unterschlupf von Vogelfreien und dunklem Volk. Die Indellyin, die davor gewarnt worden waren, sich in der Ruinen aufzuhalten, ließen Vorsicht walten, doch wurden sie nicht angegriffen sondern nur misstrauisch beobachtet. Jelos, der seit der Befreiung von Insirion hohes Ansehen unter den Piraten genoss, hatte Order ausgegeben, die Elfen nicht zu behelligen. Die Indellyin untersuchten die alten Straßen und Trümmer der Gebäude. Zu ihrer Überraschung fanden sie Reste einer Tempelanlage, über die einige der älteren Menschen zu berichten wussten, dass sie angeblich von Elfen gebaut worden sei. Bruchstückhafte Erzählungen lauteten, dort hätten die Elfen Menschenkinder geopfert, und noch heute könne man an windigen Tagen die Seelen der Gemeuchelten dort rufen hören. Allerdings stellte Sörelan fest, dass die Geräusche, die tatsächlich zu hören waren, durch eine architektonische Eigenart zustande kamen. Geschickt planvoll angebrachte Löcher in den zwei einzigen noch stehenden Wänden boten dem Wind das passende Instrument. Über den Zweck des Windinstrumentes ließ sich jedoch nichts herausfinden. Wie die Indellyin erkannte auch Sörelan, dass die Tempelanlage keinesfalls indellyinschen Ursprungs sein konnte. Gerüchte kamen auf, dass das alte Volk der Insel-Elfen, wie sie von den Menschen genannt wurden, nicht nur aus Indellyin bestand. Berichtet wurde, die Seestadt sei ehemals von Elfen als Verbindungshafen zur Insel Eldaran erbaut worden. Es wurde auch erzählt, dass die Elfen den Untergang der Seestadt und Eldaran herbeigeführt hätten. Durch Missachtung des Gebotes der Götter, die die Ausübung von Magie und Zauberei verbaten, hätten die Elfen den Zorn der Götter auf sich gelenkt. Warnungen seien missachtet worden, und so hätten die Götter die frevelhafte Insel untergehen lassen und die Stadt mit all ihren Bewohnern vernichtet. Wer diese Götter gewesen sein mochten, war nicht herauszufinden. Unter den Indellyin brach Streit darüber aus, ob ihre Vorfahren Götter gehabt hätten oder nicht – und ob die Siedler auf Insirion tatsächlich nur Indellyin gewesen seien. Sörelan schwieg und bewahrte sein Wissen über Elhiloyin im Geheimen. Er überließ die Indellyin ihrer Suche und ihren Aufgaben, bezog wieder sein Quartier bei den Rebellen und wanderte alleine über die Inseln auch der Suche nach Druiden und ehemaligen Schülern der Druidenschule. Er hatte die Hoffnung, eine Vereinigung aller Kräfte zu ermöglichen und damit das alte Druidentum wieder aufleben zu lassen.

Doch auch diese Suche gestaltete sich für Sörelan als außerordentlich frustrierend. Er suchte Lehrer und fand nur halb ausgebildete Schüler, die zutiefst verunsichert waren, ihr Wissen geheim hielten und vermutlich nur über wenig mehr Kenntnisse verfügten, als er selbst. Als Zyprius I. seine Soldaten auf der Insel stationiert hatte, waren die meisten Druiden und Druidenschüler getötet worden, als mit Erenas Hilfe ihre Verstecke verraten wurden. Von Sörelans ehemaligen Freunden lebte keiner mehr. Also hielt sich Sörelan die meiste Zeit bei den Rebellen auf, die ihn jedoch als Elfen bezeichneten und ihn stets mit Vorsicht behandelten. Alles in allem war seine Rückkehr in das Inselreich wesentlich schlechter, als er sich das vorgestellt hatte. Rythall, der in seiner Schule mit einem herzlichen Willkommen begrüßt worden war, traute sich kaum, Sörelan die eigenen Fortschritten zu berichten.

Im Gegensatz zu den Entwicklungen im Inselreich vergingen die Tage in Yellalyn recht geruhsam. Akaya verbrachte die meiste Zeit gemeinsam mit Thynlar in der Bibliothek. Sie hatten mit Lillina besprochen, wie sie von Celi unbemerkt in der geheimen Bibliothek der Könige ein und aus gehen konnten, denn Nyan und Dagulareth hatten dort natürlich keinen Zutritt. Nur in der Sicherheit der geheimen Bibliothek, in deren Existenz Lillina ihre Assistentin und Nachfolgerin noch nicht eingeweiht hatte, wagte Akaya, ihre eigene Gestalt wieder anzunehmen. Taldor hatte sie davor gewarnt, allzu lange Zeit als Nyan umher zu laufen. Da Akaya im Praktizieren des Gestaltenwandels noch nicht geübt war, sei die Gefahr einer Wesensveränderung zu groß. Akaya genoss die Zeit in ihrem eigenen Körper und tauschte Zärtlichkeiten mit Thynlar, wo es nur ging. Wenn Lillina nach den beiden schaute, ihnen etwas zu trinken oder zu essen brachte, sah sie ihren Neffen und die junge Frau oft Rücken an Rücken sitzen und lesen.

Als Thynlar die geheime Bibliothek das erste Mal betrat, war er ergriffen. Lange saß er, den Rücken an ein Regal gelehnt, die Papiere seines Vaters auf dem Schoss, mit versteinerter Miene, ohne etwas zu tun oder zu sagen. Akaya beobachtete ihn, doch er reagierte nicht. Es schien ihr, als sei er in stummer Zwiesprache mit dem Geist seines Vaters. Nach einiger Zeit blätterte er endlich in dem Stapel und begann zu lesen. Es waren die Papiere, die Akaya bereits gelesen hatte, als sie das letzte Mal in Yellalyn gewesen war. Hier beschrieb Syncjareth sein Verhältnis zu Erena und Akaya konnte sich gut vorstellen, was in Thynlar vorging. Sie wagte es nicht, ihn auf den Inhalt der Papiere anzusprechen und beobachtete nur, wie er stumm mit gerunzelter Stirn las. Nur hier und da verriet ein Zucken seiner Augenbraue seine Verwunderung. Später am Abend dieses Tages legte Thynlar den Stapel sorgfältig zur Seite, seufzte und murmelte: „Niemand ist unfehlbar.“ Auf Akayas fragenden Gesichtsausdruck reagierte er nicht.

Synja hielt zum wiederholten Male in Dagulareths Dunstkreis auf und versuchte, den Indellyin um den Finger zu wickeln. Sie machte ihm wiederholt Komplimente, unterhielt sich sichtlich angeregt, sorgte umsichtig für Wein und Essen, schüttelte immer wieder ihre blonden Haare oder nahm Posen ein, die Akaya schlicht und ergreifend als lächerliche Anmache empfand. Als Akaya merkte, wie heißer Zorn in ihr aufstieg, verließ sie das Gästehaus, um einen Spaziergang zu machen. Es dämmerte bereits. Den Tag über hatte sie in einigen Bänden alte Geschichten über die Elhiloyin gelesen, die jedoch nicht besonders aufschlussreich waren. Sie war tief in Gedanken und achtete nicht darauf, wer sich auf der Straße aufhielt. Daher war sie überrascht, als eine freundliche Stimme sie ansprach.

„Seid gegrüßt, Nyan!“

Akaya brauchte einen Augenblick um zu erkennen, dass sie gemeint war, und drehte sich überrascht um.

„Ich habe mich schon gewundert, wo ihr die letzten Tage gesteckt habt“, sagte Lillinas Assistentin ein wenig atemlos. Offenbar war sie hinter Nyan hergerannt.

„Wir haben uns ein wenig die Gegend angeschaut“, sagte Nyan ausweichend. Akaya legte keinen Wert auf Begleitung und versuchte, einen nicht besonders freundlichen Eindruck zu machen, ohne unhöflich zu wirken.

„Ich dachte, ihr wäret zum Forschen hier“, entgegnete Celi und lächelte.

Nyan runzelte die Stirn. „Ja“, gab er zurück.

„Was habt ihr gerade vor?“, erkundigte Celi sich, ohne von seiner einsilbigen Antwort abgeschreckt zu sein.

„Spazierengehen“, stellte Nyan fest.

„Wo ist Dagulareth?“, fragte Celi arglos.

„Beschäftigt“, brummte Nyan und merkte, dass er inzwischen tatsächlich sehr unfreundlich.

„Beschäftigt? Was tut er denn?“, erkundigte sie sich weiter.

„Er unterhält sich mit Synja“, erklärte Nyan knapp.

Celi lächelte breit. „Ach so, auf diese Weise beschäftigt“, scherzte sie und

zwinkerte Nyan zu. „Ihr tut gut daran, euch nicht dort aufzuhalten.“

Nyan gab sich alle Mühe, Celi überrascht anzusehen. „Warum?“

Celi kicherte und schaute mit einem mädchenhaften Augenaufschlag zu Nyan auf. Akaya stellte fest, dass ihr das Verhalten der Assistentin ziemlich auf die Nerven ging. Akaya hatte Celi gemocht, als sie von Frau zu Frau mit ihr reden konnte. Aber der Blick, mit dem Celi sie als Nyan betrachtete, gefiel ihr gar nicht. Die Assistentin von Lillina, die sie als freundliche, kompetente und angenehm zurückhaltende Frau kennengelernt hatte, wirkte auf einmal unangemessen aufgeregt und aufdringlich.

„Na ja“, begann Celi und zuckte affektiert mit den Schultern. Sie beugte sich vor und raunte vertrauensvoll: „Synja ist interessiert an eurem Freund, habe ich munkeln hören.“

„Soso“, brummte Nyan. „Wer munkelt denn so etwas?“

Celi errötete. „Man hört das eben“, wich sie aus.

„Wer ist Synja? Ist sie aus Yellalyn?“, erkundigte sich Nyan beiläufig.

„Aber ja“, erklärte Celi eifrig. „Sie arbeitet für den Rat.“

„Aha“, stellte Nyan fest. „Für den Rat.“ Er warf Celi einen langen Blick von der Seite zu. „Sie ist aus Yellalyn, arbeitet für den Rat und wohnt im Gästehaus“, fasste er zusammen und zog fragend eine Augenbraue in die Höhe.

Der zarte Rosaton auf Celis Gesicht veränderte sich zu einem flammenden Rot. „Nur zur Zeit“, stotterte sie. „Sie hat, ich meine, sie will, also, ihr Haus wird umgebaut.“

„Schon gut“, brummte Nyan. Es klang nicht freundlich.

Celi war kurzzeitig verstummt und beobachtete Nyan vorsichtig von der Seite. Nach einer Weile fragte sie: „Stört es euch, wenn ich euch begleite?“

Nyan seufzte. „Freilich stört es mich nicht.“ Er gab sich Mühe zu lächeln.

Celi lief stumm neben ihm her. Nyan gab sich einen Ruck. „Entschuldigt meine schlechte Laune.“

„Schon gut“, sagte Celi, lächelte ihn kurz an und schaute dann in die andere Richtung.

Das Schweigen wurde unangenehm. Akaya dachte daran, dass sie Thynlar versprochen hatte, ihre Rolle als Nyan gut zu spielen. Sie hatte immer gedacht, dass es einfach sein würde, als Mann mit einer Frau zu flirten. Allerdings fand sie Celi nicht so interessant, dass sie der Meinung war, es ausgerechnet mit ihr auszuprobieren. Akaya seufzte lautlos und betrachtete die junge Frau, die einen möglichst unbeteiligten Gesichtsausdruck zur Schau trug. Celi hatte ihre rotbraunen langen Haare aufgesteckt. Ihr Gesicht war hübsch, aber nicht außergewöhnlich. Für eine Indellyin war sie recht klein.

„Habt ihr viel zu tun als Bibliothekarin?“, fragte Nyan.

„Ihr betreibt Konversation“, erwiderte Celi und verzog das Gesicht.

Nyan zuckte mit den Schultern. „Ich bin noch nicht soweit, dass ich mit euch schweigen könnte“, sagte er lächelnd mit entwaffnenderOffenheit. Celi schenkte ihm einen seltsamen Blick. „Wir sind die Hüter und Bewahrer des Wissens. Wir sammeln und verwahren nicht nur die Bücher, sondern wir sind auch Chronisten.“

„Das ist sehr spannend“, erwiderte Nyan ehrlich.

„Das ist es“, bestätigte Celi eifrig. „Es passieren so viele interessante Dinge im Moment.“

Akaya hatte eine Idee. „Wir leben ja ein wenig abgelegen“, begann Nyan vorsichtig und beobachtete Celis Gesicht aufmerksam von der Seite. „Aber wir waren schon ein wenig überrascht, dass Fylath als Ratsmitglied berufen wurde und nun die Herrschaft über Yellalyn inne hat.“

Celis Gesicht wurde bei der Nennung von Fylaths Namen wieder von einer leichten Röte überzogen. Unwillig schüttelte sie den Kopf, als sie spürte, dass ihr warm wurde. „Überrascht?“, sagte sie ausweichend.

„Er ist so jung“, erklärte Nyan.

Celi runzelte fragend die Stirn. „Nun, es blieb nicht viel Wahl. Wie gut kennt ihr euch mit Adelsgeschlechtern aus?“

Nyan zuckte mit den Schultern und bereitete ratlos die Hände aus.

„Ward ihr schon mal in Belyn?“

„Nein“, erwiderte Celi.

„Es ist eine waldreiche, sumpfige Gegend, in die sich selten jemand verläuft. Wir haben dort wenig Kontakt zu der Politik von Yellalyn“, erklärte Nyan und zwinkerte Celi zu.