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Begleiten Sie zwei junge Männer auf ihrer furchtbaren Reise durch den Zweiten Weltkrieg. Karl Heinz Steinbach, ein 19-jähriger Soldat aus Bayern, erlebt als Erster die Schrecken des „Blitzkriegs“ im Polenfeldzug 1939. Er muss feststellen, dass der Krieg nicht nur aus Befehlen besteht, sondern aus Angst, Schuld und Leid. Inmitten von Zerstörung, Hunger und einem endlosen Vormarsch lernt er die schmerzhafte Lektion, dass der Krieg nicht nur Blut, sondern auch die Seele fordert. Jahre später kämpft Karl Heinz Maier in der bitterkalten Ardennenoffensive ums nackte Überleben. In den schneebedeckten Wäldern begegnet er nicht nur dem Feind und dem Hunger, sondern auch den Dämonen seiner eigenen Vergangenheit. Er muss sich den schmerzhaften Verlusten stellen, die ihn für immer verändern, und erkennen, dass die Schrecken der Ardennen seine Seele für immer gezeichnet haben. Dieses Buch ist eine zutiefst persönliche Geschichte, die auf den wahren Erinnerungen von zwei Überlebenden beruht. Es ist eine Erzählung von der Sinnlosigkeit des Krieges, von der unerschütterlichen Kraft der Kameradschaft und der schmerzhaften Erkenntnis, dass die Suche nach dem Frieden erst nach dem Ende des Kampfes wirklich beginnt. Es ist kein Buch über Helden, sondern über Männer, die kämpfen, überleben und lernen, den Frieden umso mehr zu schätzen.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Die Erlebnisse im 2. Weltkrieg
IMPRESSUM
Autorin: Claudia Kellner
Herausgeber: Rainer Smolcic
Blumenstraße 13
93142 Maxhütte
Dieses Buch wurde mithilfe von CAT GPH erstellt, die Geschichten wurden, mir von meinem Großvater erzählt. Die Namen der Personen sind erfunden.
Coverbild Gemini.
Am frühen Morgen des 1. September 1939 überschritt Karl Heinz Steinbach mit seiner Einheit die Grenze nach Polen. Ein dünner Nebel lag über den Feldern, und die aufgehende Sonne färbte den Himmel in blasse Rottöne. Der junge Soldat aus Bayern spürte den kalten Schweiß auf seiner Stirn, während er sein Gewehr fester umklammerte. Er war 19 Jahre alt, zum ersten Mal im Kriegseinsatz – und er wusste nicht, ob er das Ende dieses Tages erleben würde. Die Kolonne marschierte schweigend. Stiefel knirschten im Schotter, Kettenfahrzeuge ratterten auf der Straße, und über ihren Köpfen brummten Motoren deutscher Sturzkampfflugzeuge, die bereits Kurs auf polnische Stellungen nahmen. Karl Heinz sah die schwarzen Schatten der Maschinen im Morgenlicht und fragte sich, wie viele Menschen sie gleich töten würden. Der Gedanke ließ ihn schaudern, doch er schob ihn beiseite. Er hatte gelernt, nicht zu viel zu fragen. Befehl war Befehl.
„Nervös, was?“ Ralf, sein Kamerad und Freund aus der Ausbildung, ging neben ihm. Er war älter, zweiundzwanzig, mit einem schelmischen Lächeln, das auch im Ernstfall nicht ganz verschwand.
„Wer nicht nervös ist, lügt“, murmelte Karl Heinz und versuchte, locker zu klingen. Doch seine Stimme klang brüchig.
Ralf nickte. „Warte nur ab. Nach ein paar Tagen gewöhnst du dich an alles auch an den Krieg.“
Die Grenze war kaum sichtbar, nur ein Schlagbaum, der von den Pionieren beiseitegeschoben wurde. Dahinter begann polnisches Territorium: Felder, Wälder, kleine Dörfer mit Strohdächern. Es sah nicht anders aus als daheim in Bayern. Karl Heinz dachte an seine Mutter, die ihn am Bahnhof verabschiedet hatte. Sie hatte tapfer gelächelt, doch er hatte die Tränen in ihren Augen gesehen. Sein Vater hatte nur genickt, ein harter Mann, der nie viele Worte machte. „Komm zurück“, hatte er gesagt. Mehr nicht.
Kurz hinter der Grenze krachte die erste Artilleriesalve. Deutsche Geschütze feuerten auf polnische Stellungen, der Boden bebte, Rauchwolken stiegen in den Himmel. Karl Heinz duckte sich instinktiv, obwohl die Granaten weit entfernt einschlugen. Für ihn war es das erste Mal, dass er den Krieg nicht nur hörte, sondern spürte. Sein Herz raste, sein Mund war trocken.
„Alles in Ordnung, Gefreiter?“ Leutnant Müller ritt auf seinem Pferd vorbei, die Uniform tadellos, die Stimme schneidend.
Karl Heinz salutierte hastig. „Jawohl, Herr Leutnant.“
Müller nickte nur und ritt weiter. Für ihn war es Routine. Für Karl Heinz war es der Beginn einer neuen, furchtbaren Realität.
Am Nachmittag erreichten sie ein kleines Dorf. Die Bewohner hatten es in Eile verlassen, die Türen standen offen, Wäsche flatterte auf den Leinen, als sei das Leben nur kurz unterbrochen. Karl Heinz blickte in die leeren Fenster, als könnten ihn Augen aus der Dunkelheit beobachten. In einer Stube fand er eine umgestürzte Wiege, darin eine Puppe mit Glasaugen. Er stellte sie auf, ohne zu wissen warum.
„Sie sind weg“, sagte Ralf leise hinter ihm. „Und wir nehmen ihren Platz ein.“
Karl Heinz schwieg. Das Dorf wirkte friedlich, doch die Stille war bedrückend. Die Männer plünderten, was sie finden konnten: Brot, Milch, manchmal Schnaps. Karl Heinz nahm nur ein Stück Käse, das er vorsichtig in seine Tasche steckte. Er fühlte sich wie ein Eindringling, nicht wie ein Soldat.
Am Abend zogen sie weiter. Überall sah Karl Heinz Rauchschwaden am Horizont, hörte das Donnern ferner Geschütze. Die Wehrmacht rückte schnell vor, ganze polnische Verbände wurden überrannt. Die Propaganda sprach von einem „Blitzkrieg“, einem schnellen Sieg. Aber Karl Heinz fragte sich, was ein Sieg bedeutete, wenn er mit so viel Leid erkauft wurde.
Die Nacht verbrachten sie in einer verlassenen Scheune. Karl Heinz lag auf dem harten Boden, das Gewehr neben sich, und starrte in die Dunkelheit. Er konnte nicht schlafen. Immer wieder hörte er das Heulen der Motoren, das Krachen der Geschütze, und sah in Gedanken die Puppe in der leeren Wiege.
„Alles gut, Karl Heinz?“ Ralf lag neben ihm, die Hände hinter dem Kopf verschränkt.
„Ich weiß nicht“, gab Karl Heinz zu. „Es fühlt sich nicht richtig an.“
Ralf schwieg einen Moment. „Krieg fühlt sich nie richtig an. Aber wir sind hier. Und wir müssen durchhalten.“
Karl Heinz nickte, doch in seinem Inneren wuchs ein Knoten aus Angst, Zweifel und Schuld. Der Krieg hatte gerade erst begonnen, aber er wusste: Er würde ihn für immer verändern.
Der Morgen begann mit einem dumpfen Grollen, das wie ferner Donner klang. Karl Heinz erwachte auf dem Scheunenboden, die Glieder steif, der Mund trocken. Als er nach draußen trat, sah er, dass der Himmel von Rauchschwaden durchzogen war. Am Horizont blitzten Explosionen auf, und er wusste: Heute würden sie das erste Mal kämpfen.
Die Kompanie sammelte sich am Waldrand. Leutnant Müller sprach kurz, knapp: „Wir rücken vor. Polnische Stellungen sind gemeldet. Widerstand ist zu erwarten.“ Mehr sagte er nicht. Die Männer überprüften ihre Gewehre, schnürten die Gurte enger. Karl Heinz spürte, wie sein Herz raste, sein Magen sich verkrampfte. Ralf klopfte ihm auf die Schulter. „Denk an zu Hause. An was Schönes. Das hilft.“
Sie marschierten durch den Wald, das Gewehr im Anschlag. Vögel verstummten, nur das Knacken der Äste und das Scharren der Stiefel war zu hören. Plötzlich krachte es. Schüsse peitschten durch die Luft, Kugeln zischten knapp an ihnen vorbei. Karl Heinz warf sich in den Dreck, das Gesicht in den feuchten Boden gedrückt. Neben ihm schrie jemand auf, ein Kamerad war getroffen, das Blut färbte den Waldboden dunkel.
„Feuer frei!“, brüllte Müller. Karl Heinz hob sein Gewehr, sah nur Schatten zwischen den Bäumen. Er drückte ab. Der Rückstoß fuhr ihm durch die Schulter. Ob er getroffen hatte, wusste er nicht. Er schoss wieder, immer wieder, bis sein Magazin leer war.
Die polnischen Soldaten kämpften verbissen. Ihre Uniformen waren anders, fremd, aber ihre Gesichter waren die gleichen: jung, entschlossen, voller Angst. Karl Heinz erkannte einen Gegner kaum zwanzig Meter entfernt, ein Junge, vielleicht so alt wie er selbst. Für einen Moment zögerten beide. Dann blitzte ein Schuss, der Pole fiel. Karl Heinz spürte, wie ihm die Kehle eng wurde. Er hatte gerade einen Menschen getötet.
Das Gefecht dauerte Stunden. Granaten explodierten, Bäume splitterten, Schreie hallten. Die Männer kämpften sich Meter um Meter vor. Karl Heinz sah Ralf neben sich, wie er mit verzerrtem Gesicht schoss und nachlud, die Lippen zu einem stummen Fluch verzogen. Ein anderer Kamerad, Weber, wurde von einer Kugel in den Hals getroffen und brach zusammen. Karl Heinz wollte ihm helfen, doch Ralf zog ihn weiter. „Lass ihn! Wir müssen weiter!“
Am Nachmittag verstummte das Feuer allmählich. Die polnischen Soldaten hatten sich zurückgezogen oder waren gefallen. Der Wald war still, doch die Stille war unheimlich. Überall lagen Körper, manche reglos, manche stöhnend. Karl Heinz kniete neben einem Verwundeten, einem Polen mit blutgetränkter Uniform. Der Mann sah ihn an, die Augen voller Schmerz. Karl Heinz griff nach seiner Feldflasche und reichte ihm Wasser. Der Pole trank gierig, dann sank er zurück, die Augen schlossen sich. Ob er überlebte, wusste Karl Heinz nicht.
