Die falsche Entscheidung - Helen Perkins - E-Book

Die falsche Entscheidung E-Book

Helen Perkins

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Beschreibung

Jenny Behnisch, die Leiterin der gleichnamigen Klinik, kann einfach nicht mehr. Sie weiß, dass nur einer berufen ist, die Klinik in Zukunft mit seinem umfassenden, exzellenten Wissen zu lenken: Dr. Daniel Norden! So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche! »Aua!« Dr. Erik Berger, der Leiter der Notfallambulanz in der Münchner Behnisch-Klinik, musterte seinen Patienten streng. »Das hat aber verdammt wehgetan, Herr Doktor!« »So, so. Na, kann ich mir denken. Aber eines steht ja wohl fest, mein lieber Freund und Wermutbruder: Wenn die Schotten dicht sind, sollte man sich nicht auf den leeren Flaschen ausruhen. Tiefe Schnitte müssen nun mal genäht werden.« Er nickte. »Alte Chirurgenweisheit.« »Sie sind ein kluger Mann, Herr Doktor, sehr klug.« Der schmächtige Alte im zerschlissenen Mantel blickte aus rotgeäderten Augen zu dem hoch gewachsenen Mediziner auf. »Sehr klug.« Er grinste und präsentierte die Reste seines Gebisses. »Das werde ich mir merken!« »Schön, dann können wir wohl weitermachen. Schwester Inga, die nächste Naht steht an.« Die Schwester lächelte nachsichtig. Der Chef war sonst eher von ruppiger Natur, Feinfühligkeit hatte man ihm nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Doch seit er mit der schönen Chirurgin Christina Rohde liiert war, hatte er sich durchaus zum Positiven gewandelt.

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Seitenzahl: 116

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Chefarzt Dr. Norden – 1214 –

Die falsche Entscheidung

Doreens langer Weg zum wahren Glück

Helen Perkins

»Aua!«

Dr. Erik Berger, der Leiter der Notfallambulanz in der Münchner Behnisch-Klinik, musterte seinen Patienten streng.

»Das hat aber verdammt wehgetan, Herr Doktor!«

»So, so. Na, kann ich mir denken. Aber eines steht ja wohl fest, mein lieber Freund und Wermutbruder: Wenn die Schotten dicht sind, sollte man sich nicht auf den leeren Flaschen ausruhen. Tiefe Schnitte müssen nun mal genäht werden.« Er nickte. »Alte Chirurgenweisheit.«

»Sie sind ein kluger Mann, Herr Doktor, sehr klug.« Der schmächtige Alte im zerschlissenen Mantel blickte aus rotgeäderten Augen zu dem hoch gewachsenen Mediziner auf. »Sehr klug.« Er grinste und präsentierte die Reste seines Gebisses. »Das werde ich mir merken!«

»Schön, dann können wir wohl weitermachen. Schwester Inga, die nächste Naht steht an.«

Die Schwester lächelte nachsichtig. Der Chef war sonst eher von ruppiger Natur, Feinfühligkeit hatte man ihm nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Doch seit er mit der schönen Chirurgin Christina Rohde liiert war, hatte er sich durchaus zum Positiven gewandelt. Der alte Bärbeiß war in den Hintergrund getreten und manchmal, so wie in dieser windigen Aprilnacht, blitzte sogar ein wenig seines trockenen Humors im Umgang mit Patienten und Personal auf.

Erik Berger hatte gerade den letzten Schnitt versorgt, als Schwester Anna in den Behandlungsraum trat und ihn wissen ließ: »Notfall! Dr. Steinbach bringt ein Verbrechensopfer, weiblich, übel zugerichtet. Hoher Blutverlust, instabiler Kreislauf.«

»Legen Sie sie in den Raum nebenan, ich komme«, wies er die Pflegerin an, wusch sich die Hände und eilte davon.

»Weg ist er«, brummelte der Patient. »Hier bei euch gehts wohl ständig um Leben und Tod, was? Da lob ich mir mein ruhiges Eckchen hinter den Schließfächern am Hauptbahnhof.«

Schwester Inga half ihm beim Aufstehen und mahnte: »Lassen Sie es langsam angehen, die lokale Betäubung verträgt sich nicht besonders mit Alkohol.«

Der Alte lachte glucksend. »Bei mir muss sich alles mit Alkohol vertragen, liebe Schwester, denn ohne geht gar nix.«

»Und nicht wieder auf die Flaschen legen …«

»Versprochen.« Auf krummen O-Beinen wankte er Richtung Ausgang, während Schwester Inga den Behandlungsraum aufräumte und desinfizierte und dann nach nebenan ging, um zu sehen, ob Dr. Berger sie brauchte.

In der Zwischenzeit war der Krankenwagen angekommen, der Rettungsarzt hatte sich kurz mit Erik Berger unterhalten und ihn auf den neuesten Stand gebracht. Als Schwester Inga den Behandlungsraum betrat, sagte der Mediziner zu ihr: »Sie ist übel zugerichtet worden. Der Kollege Steinbach hat ihr bereits eine Infusion gelegt, ihr Kreislauf stabilisiert sich langsam. Wir müssen uns um die Stichwunden kümmern, die machen mir Sorgen.«

Schwester Inga trat neben Dr. Berger und sah, dass die junge Frau viele kleine Schnittwunden an Händen und Armen hatte, von denen einige auch tiefer waren.

»Hat jemand versucht, sie umzubringen?«

»Sieht so aus. Der Vergewaltiger wollte wohl seine Spuren verwischen.« Er versorgte zunächst zwei Stichwunden an der rechten Schulter und widmete sich dann den restlichen Verletzungen. »Der Kerl hat ihr übel mitgespielt. Ich muss hier einiges nähen. Schließen Sie sie mal an den Geräteturm an, ich brauche Vitalwerte, während ich weitermache.« Dr. Berger arbeitete präzise und ohne erkennbare Emotionen. Doch der Zustand, in dem die junge Frau sich befand, machte ihn trotzdem betroffen. Es kam nicht selten vor, dass Verbrechensopfer auf seiner Station landeten. Die Behnisch-Klinik lag zentral, vor allem in den Nachtstunden gab es immer wieder solche Fälle.

Die Brutalität, mit der dieses Verbrechen begangen worden war, ließ auf einen zutiefst gestörten Täter schließen. Und die mentalen Folgen für das Opfer waren noch längst nicht absehbar.

Es dauerte gut eine Stunde, bis die Verletzte stabilisiert war. Erik Berger wies Schwester Inga an, sie auf die Innere zu verlegen. Während er sich die Hände wusch, fragte sie: »Wollen Sie den Chef gleich anrufen oder erst morgen?«

Er warf ihr einen verständnislosen Blick zu. »Den Chef? Wozu?«

»Haben Sie sie denn nicht erkannt? Das ist doch Doreen Schultheiß, die reiche Erbin.«

Dr. Berger stutzte. »Sagt mir nichts.«

»Sie ist ständig in der Lokalpresse präsent, ein echtes Partygirl, Schickimicki, wie man so schön sagt. Ihr Vater ist Manfred Schultheiß, der Fabrikant, ein persönlicher Freund von Dr. Norden.«

»Woher wissen Sie das?«

»Weil der Chef erst kürzlich mit ihm in der Zeitung war. Es ging um irgendeine Wohltätigkeitsveranstaltung. Und da stand, dass Manfred Schultheiß und Dr. Daniel Norden alter Freunde seien. Ich glaube, ich habe den Artikel ausgeschnitten, Moment.« Sie eilte zur Anmeldung, wo Schwester Anna Dienst hatte, und wühlte in einem Fach herum.

»Suchst du was Bestimmtes?«, wollte Anna wissen.

»Meine gesammelten Zeitungsausschnitte vom Chef.«

Die Kollegin griff in eine Schublade, reichte ihr die Mappe und stellte fest: »Ordnung ist das halbe Leben.«

»Danke dir.« Inga eilte zurück ins Behandlungszimmer und hielt Dr. Berger den entsprechenden Artikel unter die Nase.

Der überflog die Zeilen und betrachtete das Foto. Neben Dr. Daniel Norden, dem Chefarzt und Klinikchef, stand ein ebenso großer und schlanker Mann mit grauen Schläfen, einem schmalen Gesicht und sehr distinguiertem Auftreten.

»Hier steht nur, dass die beiden alte Freunde sind. Ich weiß nicht, ob ich den Chef deshalb um diese Zeit aus dem Bett holen soll«, sinnierte er. »Bringen Sie die Patientin erst mal auf seine Station. Ich rufe ihn später an.« Er warf einen Blick auf die runde Uhr über der Tür, die halb fünf zeigte. »Zu einer weniger unchristlichen Zeit.«

*

Wenige Stunden später saßen Fee und Daniel Norden zusammen beim Frühstück. Der attraktive, dunkelblonde Mediziner ließ nach einer Weile die Zeitung sinken und lauschte. Fee musterte ihren Mann mit einem Blick ihrer ungewöhnlich blauen Augen und wollte wissen: »Stimmt was nicht? Haben wir irgendwo ein Gasleck? Oder tropft ein Wasserhahn?«

Daniel lachte. »Das nicht. Ich wundere mich nur über die Stille im Haus. Wenn ich mich recht entsinne, sind wir doch nicht die einzigen Bewohner hier, oder?«

Fee musste schmunzeln. »Dési übernachtet bei einer Kommilitonin. Und Janni schläft vermutlich noch. Er hat gestern sehr lange an seinem Computer gesessen.«

»Die Kinder gehen ganz auf in ihren Studien. Das gefällt mir. Und es beschert uns ab und an mal ein ruhiges Frühstück zu zweit. Das gefällt mir besonders.« Er schenkte seiner Frau einen zärtlichen Kuss, den diese mit einem Lächeln kommentierte.

Trotz vieler gemeinsamer Ehejahre und fünf erwachsener Kinder waren die Nordens nicht nur ein Ehepaar, sondern noch immer auch ein Liebespaar.

»Du hast Recht«, stellte Fee fest. »Diese Zweisamkeit hat wirklich was für sich …«

In diesem Moment meldete sich allerdings das Telefon. Ihr Mann seufzte: »Das nennt man wohl beschreien …«

Dr. Erik Berger berichtete seinem Chef gleich darauf von der jungen Patientin, die in der vergangenen Nacht in die Behnisch-Klinik gebracht worden war. »Ich dachte mir, Sie wollen sich vielleicht selbst um sie kümmern, deshalb habe ich sie auf die Innere legen lassen.«

»Wie ist ihr Zustand?«, fragte Daniel Norden knapp.

»Stabil. Ich habe mich eben noch mal beim Kollegen Schön erkundigt. Die Polizei war auch hier, allerdings ist Doreen Schultheiß noch nicht vernehmungsfähig.«

»Gut, ich übernehme den Fall«, entschied die Klinikchef und beendete danach das Gespräch. Als er ins Esszimmer zurückkehrte, schaute Fee ihn fragend an.

»Was ist los? Schlechte Nachrichten?«

»Du kennst doch Manfred Schultheiß.«

»Deinen alten Schulfreund? Ja, sicher. Ist was mit ihm?«

»Nicht mit ihm, mit seiner Tochter. Doreen ist Opfer eines Verbrechens geworden.«

Fee erschrak. »Ist sie …«

»Sie lebt, aber der Täter hat sie übel zugerichtet. Der Kollege Berger hat mich gerade informiert. Sie wurde nicht nur vergewaltigt, der Täter hat offenbar auch versucht, sie umzubringen. Wie es aussieht, ein Psychopath. Ich werde mich um Doreen kümmern und wäre dir dankbar, wenn du mich dabei unterstützen könntest.«

»Natürlich, das versteht sich von selbst. Aber du musst zuerst mit Manfred reden. Sonst erfährt er von der Polizei, was passiert ist. Oder – noch schlimmer – aus der Zeitung.«

»Du hast Recht. Ich fahre gleich zu ihm. Wenn du dich in der Zwischenzeit um Doreen kümmern würdest. Sie liegt auf meiner Station.«

»Ist gut, ich sehe nach ihr.«

An diesem Morgen fuhren die Nordens nicht zusammen zur Behnisch-Klinik, wie das sonst der Fall war. Fee, die Leiterin der Pädiatrie, nahm ihren Wagen und fuhr zum Dienst. Sie erkundigte sich gleich beim Kollegen Schön nach dem Zustand der Patientin. Der zeigte sich zufrieden.

»Es geht ihr schon besser. Wenn Sie wollen, können Sie mit ihr reden, Frau Kollegin. Aber bitte nicht zu lang, sie braucht noch Ruhe. Und ich glaube kaum, dass sie sehr gesprächig ist.«

»Sie hat vermutlich einen Schock erlitten.«

Der Internist nickte. »Sie war die ganze Zeit nicht ansprechbar. Jetzt ist sie zwar bei Bewusstsein, hat aber noch kein Wort gesagt. Sie wird der Polizei keine große Hilfe sein.«

»War schon jemand da?«

Dr. Schön bejahte. »Zwei Beamte wollten mit ihr reden. Aber in ihrem Zustand halte ich das für nicht ratsam.«

»Eine weise Entscheidung. Lassen Sie bitte niemanden zu ihr, bis es ihr besser geht.«

»Das hatte ich auch nicht vor«, versicherte der Kollege.

Fee betrat das Krankenzimmer, in dem die junge Frau untergebracht worden war. Doreen Schultheiß lag im Bett, hatte die Augen geschlossen, schlief aber nicht. »Ich brauche nichts, bitte gehen Sie und lassen Sie mich allein«, murmelte sie matt.

»Ich wollte nur nach Ihnen sehen, Frau Schultheiß«, versicherte Fee und trat näher. »Wie fühlen Sie sich?«

Die junge Frau mit dem goldblonden Haar und den rehbraunen Augen musterte Fee abwägend. »Sie sind die Frau von Daniel Norden. Ich bin also in seiner Klinik gelandet.«

»Es sieht so aus. Mein Mann informiert gerade Ihren Vater. Gibt es sonst noch jemanden, der Bescheid wissen sollte?«

»Meinen Vater?«, dehnte die junge Frau wenig begeistert.

»Sie wissen doch, dass mein Mann ein enger Freund Ihres Vaters ist. Wir wollten verhindern, dass er aus der Zeitung erfährt, was geschehen ist.«

»Das ist nett von Ihnen, aber unnötig. Mein Vater und ich, wir haben uns nichts mehr zu sagen.«

»Das tut mir leid. Kann ich vielleicht etwas für Sie tun?«

»Ich möchte niemanden sehen und mit keinem sprechen, auch nicht mit der Polizei. Wenn sie dafür sorgen könnten, wäre ich Ihnen wirklich dankbar.«

»Natürlich, wir schirmen Sie ab. Wenn die Presse Wind von der Sache kriegt, werden wir mal wieder eine Belagerung erleben, nehme ich an.«

»Die Paris Hilton von Schwabing ist eben immer eine Schlagzeile wert«, spöttelte Doreen.

»Wenn Sie sonst noch etwas brauchen, lassen Sie es mich wissen. Mein Mann wird später nach Ihnen sehen.«

»Können Sie …« Doreen lächelte unsicher. »Haben Sie noch ein paar Minuten Zeit für mich?«

»Natürlich.« Fee griff sich einen Rollhocker und ließ sich neben dem Krankenbett der jungen Frau nieder.

»Ich glaube, ich habe alles falsch gemacht«, gestand diese ihr da kleinlaut ein. »Papa und ich, wir haben uns immer gut verstanden. Meine Mutter ist früh gestorben, es gab nur uns zwei. Deshalb hat er mich wohl auch so grenzenlos verwöhnt. Und ich habe das ausgenutzt. Alles konnte ich von ihm haben, alles. Ich wusste über Jahre nichts mit meinem Leben anzufangen, habe meine Zeit mit einer Clique reicher Nichtstuer verschwendet.«

»Aber Sie sind doch ein bekanntes Fotomodell.«

»Das war auch nicht mehr als eine Spielerei. Ich habe einfach nichts ernst genommen, wusste nicht, was wirklich zählt im Leben. Bis ich Peter kennengelernt habe.« Sie lächelte angedeutet. »Dr. Peter Hollrieder, Arzt für Allgemeinmedizin. Wir sind uns zufällig über den Weg gelaufen. Er gefiel mir, also startete ich den üblichen Flirt, auf den er allerdings nicht ansprang. Ich fing schon an, an mir selbst zu zweifeln, da gestand er mir, dass er mich reizend finde, aber auch sehr oberflächlich. Ich war zuerst beleidigt, wurde dann aber nachdenklich. Peter war so ganz anders als alle Männer, die bislang meinen Weg gekreuzt hatten. Ernst, klug, tiefsinnig. Ich verliebte mich rettungslos in ihn. Glücklicherweise verliebte er sich auch in mich. Also heirateten wir.«

»Das wusste ich nicht.«

»Wir haben unsere Ehe nicht publik gemacht. Die Vorstellung, ebenfalls im Licht der Öffentlichkeit zu stehen, war für Peter der reine Horror. Ein Jahr lang waren wir sehr glücklich. Und mein Vater erst! Er glaubte wohl, dass ich endlich erwachsen geworden bin. Leider erwies sich diese Annahme als falsch.«

Fee wirkte betroffen. »Was ist geschehen?«

»Peter konnte nicht immer bei mir sein, er hatte schließlich einen Job, der noch dazu anstrengend und zeitraubend ist. Er arbeitete, ich saß zu Hause und langweilte mich. Als ich mich bei meinem Vater beschwerte, machte der Peter den Vorschlag, in die Forschung zu gehen. Aber das wollte er nicht. Seine Arbeit in einer Gemeinschaftspraxis mit zwei Kollegen war genau das, was er sich vorgestellt hatte. Wir sahen uns immer seltener. Und wenn wir mal zusammen waren, stritten wir nur. Schließlich packte ich meine Sachen und verließ Peter. Ich zog zuerst zu einer Freundin und dann wieder in mein altes Appartement in Schwabing. Und ich fing wieder an zu modeln. Das ist jetzt zwei Jahre her.«

»Sind Sie denn noch miteinander verheiratet?«

Doreen nickte mit betrübter Miene. »Es ist meine Schuld, dass diese Ehe nicht funktioniert hat. Ich habe mir nicht die geringste Mühe gegeben. Für mich war es einfach selbstverständlich, dass Peter sich nach mir zu richten hat. Ich wünschte, es wäre anders gelaufen, dann würde ich jetzt vielleicht nicht hier in diesem Bett liegen.«

»Soll ich Ihren Mann informieren?«, bot Fee an, doch die junge Frau wehrte ab.

»Ich will nicht, dass er nur aus Mitleid herkommt.«

»Können Sie sich erinnern, was gestern passiert ist? Die Polizei wartet auf Ihre Aussage.«

»Kann ich mir denken. Aber ich weiß nichts mehr, Filmriss.«

Fee musterte sie betreten, da versicherte Doreen: »Ich war nicht betrunken oder stoned, wenn Sie das meinen. Ich weiß nur, dass ich nach einem Fototermin nach Hause fahren wollte …« Sie dachte kurz nach. »Ich bin durch die Tiefgarage zu meinem Auto gelaufen. Dann wurde mir plötzlich schwarz vor Augen.«

»Vielleicht ist Ihnen jemand gefolgt.«

»Könnte sein, ich habe aber niemanden bemerkt.«

»Oder jemand hat Ihnen was ins Glas getan, dort, wo Sie vorher gewesen sind.«