Die feine Handschrift des Urlaubsglücks - Aida Larsingen - E-Book

Die feine Handschrift des Urlaubsglücks E-Book

Aida Larsingen

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Beschreibung

Marta lebt mit ihrer Tochter Lisa in einer kleinen Küstenstadt. Ihr Leben verläuft ruhig, beinahe vorhersehbar – bis Albert auftaucht. Er bringt Bewegung in ihre Welt, fordert sie heraus und stellt ihr eine einzige Frage: "Willst du Wirklichkeit – oder ein Märchen?" Zwischen Gesprächen, Schweigen und Entscheidungen entfaltet sich eine leise Geschichte über Nähe, Angst und Mut. Über das Erwachsenwerden – nicht nur für Lisa, sondern auch für Marta. Ein stiller, psychologisch dichter Roman über Zärtlichkeit, Zweifel und die Kunst, Ja zu sagen.

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Seitenzahl: 94

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Die feine Handschrift des Urlaubsglücks

Aida Larsingen

Buchbeschreibung

Marta lebt mit ihrer Tochter Lisa in einer kleinen Küstenstadt. Ihr Leben verläuft ruhig, beinahe vorhersehbar – bis Albert auftaucht. Er bringt Bewegung in ihre Welt, fordert sie heraus und stellt ihr eine einzige Frage: „Willst du Wirklichkeit – oder ein Märchen?“ Zwischen Gesprächen, Schweigen und Entscheidungen entfaltet sich eine leise Geschichte über Nähe, Angst und Mut. Über das Erwachsenwerden – nicht nur für Lisa, sondern auch für Marta.

„Der feine Schriftzug des Urlaubsglücks“ erzählt von Frauen, die lernen, sich selbst zu verstehen. Von Männern, die mehr verbergen, als sie zeigen. Und von Momenten, in denen das Leben für einen Augenblick stillsteht – um danach nie wieder dasselbe zu sein.

Ein stiller, psychologisch dichter Roman über Zärtlichkeit, Zweifel und die Kunst, Ja zu sagen.

Über den Autor

Aida Larsingen ist eine Autorin zeitgenössischer Prosa.

Sie schreibt über komplexe Gefühle in einfachen Worten.

Ihre Geschichten berühren nicht durch Lautstärke, sondern durch Echtheit.

Im Mittelpunkt stehen Menschen – mit ihren Zweifeln, ihrem Schweigen, ihrer Verletzlichkeit. Es geht um Familie, das leise Gefühl von Einsamkeit und den Mut, innerlich nicht aufzugeben.

Die feine Handschrift des Urlaubsglücks

Aida Larsingen

1. Auflage, veröffentlicht 2025.

© 20.10.2025 Aida Larsingen – alle Rechte vorbehalten.

Impressum:

Aida Larsingen

c/o Impressumservice K. Mothes

Geschwister-Scholl-Str. 31

06869 Coswig (Anhalt).

ISBN: 978-3-565061-16-7

Diese Geschichte ist frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Ereignissen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Herstellung: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Köpenicker Straße 154a, 10997 Berlin

Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung:

[email protected]

Kapitel 1

Der Sommeranfang war in diesem Jahr grau und trüb. Eine kühle Brise kam vom Meer, brachte morgendliche Frische. Fast täglich regnete es, doch die Wettervorhersage versprach: bald würde es heiß werden. Für Marta war das eine besondere Zeit. Sie liebte das Meer und ging abends oft am Strand spazieren. Der warme Sommerwind fühlte sich an wie eine Umarmung, und das sanfte Rauschen der Wellen an den Wellenbrechern flüsterte ihr zu, dass alles gut werden würde. Dass sie vielleicht doch noch erfahren würde, was es heißt, wirklich glücklich zu sein.

Am Abend zuvor, während eines solchen Spaziergangs, hatte sie beschlossen, die kleine Wohnung in ihrem Haus, die einen separaten Eingang hatte, für den Sommer zu vermieten. Früher hatten ihre Eltern dort gewohnt. Seit ihrem Tod – vor ein paar Jahren – stand die Wohnung leer. Marta hatte sich lange dagegen gesträubt, sie zu vermieten. Sie hatte das Gefühl, sie würde damit die Erinnerung an ihre Eltern entweihen. Doch vor Kurzem hatte sie ihre Mutter im Traum sprechen gehört: „Warum steht die Wohnung leer?“ Für Marta war das ein Zeichen. Jetzt stand ihre Entscheidung fest: Sie würde sie für den Sommer vermieten. Bevor sie handelte, hatte Marta Dutzende von Ratgebern durchgesehen, Artikel und Blogs gelesen. Dann öffnete sie die Tür zur elterlichen Wohnung und blieb auf der Schwelle stehen. Der Blick ins Innere rief Erinnerungen wach — aber der Gedanke an eine Renovierung war schnell verworfen. Zu aufwendig, zu mühsam, womöglich würde es den ganzen Sommer dauern. Ordnung schaffen, Dinge sortieren, eventuell ein paar Möbel austauschen – das war machbarer.

Jetzt musste sie nur noch ihrer elfjährigen Tochter davon erzählen. Und sie ahnte: Begeisterung war bei Lisa wohl nicht zu erwarten. Aber Marta war überzeugt, dass das Mädchen wohl damit würde leben müssen. Es war praktisch – und ein bisschen zusätzliches Geld konnte auch nicht schaden.

Ohne Zeit zu verlieren, verließ Marta die Wohnung und ging direkt zum Zimmer ihrer Tochter. Sie klopfte an.

„Lisa?“, rief sie. Keine Antwort. „Lisa!“, wiederholte sie, diesmal etwas lauter. Wieder nichts. Also öffnete Marta die Tür einen Spalt und schaute hinein.

Lisa lag auf dem Sofa, mit Kopfhörern auf den Ohren – kein Wunder, dass sie das Klopfen nicht gehört hatte. Marta trat näher und tippte ihr auf die Schulter. „Lisa, hörst du mich?“ Das Mädchen zuckte zusammen, nahm die Kopfhörer ab und rief: „Mama! Du hast mich voll erschreckt! Und warum kommst du einfach so rein? Das ist total unhöflich, nur mal so nebenbei!“

„Beruhig dich bitte“, sagte Marta. „Du sprichst mit deiner Mutter, nicht mit einer Freundin. Ich habe zwei Mal geklopft und dich gerufen – du hast nicht reagiert, vermutlich, weil du es nicht gehört hast.“

„Wenn ich nicht antworte, bin ich eben beschäftigt! Du musst hier nicht einfach reinplatzen. Das ist mein Zimmer!“, schrie Lisa.

„Schrei bitte nicht. Ich möchte etwas mit dir besprechen – es ist wichtig“, sagte Marta ruhig.

„Mama, ich kann jetzt nicht mit dir reden. Ich bin beschäftigt.“

„Womit denn, Lisa? Du liegst doch nur auf dem Sofa?“

„Mama! Ich …“

„Ich hab’s verstanden, Lisa. Ich gehe jetzt und lasse dich in Ruhe. Aber sag später nicht, ich hätte dich außen vor gelassen.“ Marta ließ ihren Blick durch das Zimmer schweifen, ging zur Tür, drehte sich noch einmal zu ihrer Tochter um, schüttelte den Kopf – und schloss die Tür leise hinter sich.

Lisa war erst elf, aber manchmal wirkte sie, als wäre sie älter, als sie tatsächlich war. In letzter Zeit ertappte sich Marta immer öfter bei dem Gedanken, dass ihre Tochter zu schnell erwachsen wurde – als würde sie eine Abkürzung nehmen. Manchmal war da eine Reife in Lisas Stimme, die Marta bei einem elfjährigen Kind nicht erwartet hätte. Aber vielleicht war das der Preis für so viel Selbstständigkeit.

Nachdem sie das Zimmer ihrer Tochter verlassen hatte, blieb Marta einen Moment lang stehen und dachte nach. Sie musste herausfinden, womit sie anfangen sollte. Sie seufzte leise und murmelte: „Zuerst muss ich die Wohnung in Ordnung bringen. Dann Fotos machen. Und dann die Anzeige aufgeben.“ Um nicht wieder ins Grübeln zu geraten, nickte sie – fast so, als würde sie sich selbst zustimmen –, ging zur Wohnung ihrer Eltern und drehte den Schlüssel im Schloss. Bevor sie eintrat, holte Marta tief Luft – und atmete langsam wieder aus. Jedes Mal war es eine Prüfung für sie, diese Wohnung zu betreten. Alles war noch so, wie zu Lebzeiten ihrer Eltern: die Möbel, die Vorhänge, sogar der Geruch.

Natürlich hatte sie geputzt, aber sie hatte nie etwas an der Einrichtung verändert. Sie konnte nie lange hierbleiben – die Erinnerungen holten sie ein, und wenn es zu viel wurde, ging sie einfach wieder. Still. Ohne ein Wort. Fast so, als würde sie fliehen.

Aber heute war anders. Heute kam sie, um einen Schritt nach vorn zu machen. Um diese Schwelle endlich zu überschreiten. Und weiterzugehen. Marta trat über die Schwelle, blieb stehen und schloss die Augen.

Einen Moment lang verharrte sie so – dann öffnete sie die Augen wieder, zuckte mit den Schultern, als wollte sie einen Bann abschütteln, und sah sich um. Sie musste sich orientieren, herausfinden, womit sie anfangen sollte – am besten gleich alles notieren, damit nichts verloren ging. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie weder Papier noch Bleistift mitgenommen hatte. Kurz spielte sie mit dem Gedanken, umzukehren, doch ihr wurde klar: Wenn sie jetzt rausging, würde sie es kein zweites Mal schaffen, wieder reinzugehen. Also sagte sie laut: „Hör auf, Marta. Du hast dich entschieden – jetzt zieh’s durch.“ Entschlossen ging sie ins Wohnzimmer, obwohl ihr innerer Reflex fast nach der Flucht schrie. Sie fuhr mit der Hand über das Sideboard, blieb erneut stehen. Wieder ein Atemzug. Tief ein. Langsam aus. Und wieder ein stiller Dialog mit sich selbst: „Marta, jetzt reicht’s. Reiß dich zusammen und leg endlich los“, sagte sie sich streng. „Na los!“, rief sie sich selbst laut zu. Es wirkte. Sie machte sich an die Arbeit. Sortierte, putzte, überlegte, was sie kaufen, was sie wegwerfen und was sie behalten sollte.

Plötzlich hörte sie ein Geräusch, zuckte zusammen, hob den Blick – und sah ihre Tochter. Lisa stand im Türrahmen und sah sich erstaunt um.

„Mama? Was machst du da?“, fragte sie leise.

„Ich räume auf, das siehst du doch.“

„Aber warum?“

„Warum räumt man wohl auf, Lisa?“

„Damit es sauber ist?“

„Bingo! Genau deswegen.“

„Aber hier ist es doch sauber, Mama. Hier wohnt doch niemand!“

„Du hast recht. Aber das wird sich ändern.“

„Was wird sich ändern?“

„Hier wird jemand wohnen. Ich habe beschlossen, die Wohnung über den Sommer zu vermieten.“

„Was heißt vermieten? Warum denn, Mama?“

„Na ja, wie man eben Wohnraum vermietet. Man gibt eine Anzeige auf. Eigentlich eine gute Frage“, Marta lächelte leicht. „Warum … nun ja, ich habe mir gedacht: Die Wohnung steht jetzt schon seit ein paar Jahren leer. Aber sie muss ja nicht leer stehen.“

„Aber das ist doch Omas und Opas Wohnung, Mama!“

„Ich weiß, Lisa. Und falls du meinst, ob ich sie um Erlaubnis gefragt habe – Ich habe von Mama geträumt. Im Traum hat sie es mir erlaubt.“

„Mama, ich will nicht, dass hier fremde Leute wohnen.“

„Lisa, diese ‚fremden Leute‘, wie du sie nennst, werden nur im Sommer hier wohnen. Eine Woche, einen Monat vielleicht … Und übrigens – ich vermiete die Wohnung ja nicht umsonst“, sie zuckte mit den Schultern. „Was genau stört dich eigentlich? Ich bin zu dir gekommen, wollte mit dir reden, dir alles erklären. Du hältst dich doch für erwachsen, oder? Aber du warst beschäftigt – falls du dich erinnerst – mit einer wichtigen Angelegenheit: Du lagst auf dem Sofa. Und du wolltest nicht mit mir reden. Ich habe dich gewarnt, dass ich die Entscheidung allein treffen werde. Du hast nicht widersprochen, soweit ich mich erinnere. Also – jetzt ist die Entscheidung gefallen. Was ist also das Problem?“

Lisa sah ihre Mutter schweigend an. Sie war mit der Entscheidung nicht einverstanden, aber sie erkannte an, dass Marta recht hatte. Sie war tatsächlich gekommen, hatte reden wollen – und Lisa hatte sich verweigert. Sie hatte gerade ihr Lieblingslied gehört und war nicht in der Stimmung gewesen. Trotzdem kochte der Widerspruch in ihr. Aber sie wusste nicht, wie man seinen Protest erwachsen ausdrückt. Also tat sie das, was ihr in diesem Moment wie ein Zeichen von Reife erschien: Sie fegte wortlos den ordentlich gestapelten Papierstapel vom Tisch – die Blätter flogen zu Boden. Dann drehte sie sich um und ging zur Tür. Hinter ihr erklang eine Stimme, die sie zum Stehen brachte. Es war ihre Mutter – und der Satz, den sie sagte, ließ Lisa innehalten und sich langsam umdrehen:

„Wenn du denkst, dass das hier“ – Marta zeigte auf die über den Boden verteilten Blätter – „das Verhalten eines erwachsenen Menschen ist, dann irrst du dich, Lisa. Das ist das Verhalten eines trotzigen Kindes, das nicht elf ist, sondern fünf.“

Das Mädchen sah ihre Mutter an und wusste nicht, was sie tun sollte. Weinen? Nein, daswäre eindeutig kindisch. Aber wie konnte sie zeigen, dass sie nicht einverstanden war?

„Was starrst du mich so an, Lisa! Ich habe die Blätter gerade erst sortiert – jetzt kann ich von vorn anfangen. Ich muss außerdem noch die Vorhänge abnehmen und waschen und das Schlafzimmer aufräumen. Ich schlage vor, du verhältst dich wie ein erwachsener Mensch“ – Marta betonte das Wort „erwachsen“, weil sie wusste, wie wichtig das für ihre Tochter war – „und stapelst die Blätter wieder ordentlich zusammen, so wie sie waren. Damit würdest du mir wirklich helfen.“

Lisa rührte sich nicht vom Fleck und sah ihre Mutter weiterhin schweigend an. Marta seufzte, trat auf sie zu, nahm sie in den Arm und sagte: