Die fliegenden Städte - James Blish - E-Book

Die fliegenden Städte E-Book

James Blish

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Beschreibung

Aufbruch in die Unendlichkeit

Die Welt im Jahr 2013: Nach wie vor tobt der Kalte Krieg. Er hat dafür gesorgt, dass auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs die Freiheiten der Bürger stark eingeschränkt wurden. Die Forschung liegt brach, weil viel zu viel Wissen der Geheimhaltung unterliegt. Senator Bliss Wagoner und Wissenschaftler Dr. Corsi sind fest entschlossen, dagegen etwas zu unternehmen. Ihre Experimente sind von Erfolg gekrönt: ein Überlichtantrieb und eine Droge gegen das Altern ermöglicht es den Menschen, ins All aufzubrechen. Ganze Städte verlassen die Erde, um in den Tiefen des Weltraums ihr Glück zu machen. Dies ist ihre Geschichte …

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JAMES BLISH

DIE FLIEGENDEN STÄDTE

Roman

Das Buch

Die Welt im Jahr 2013: Nach wie vor tobt der Kalte Krieg. Er hat dafür gesorgt, dass auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs die Freiheiten der Bürger stark eingeschränkt wurden. Die Forschung liegt brach, weil viel zu viel Wissen der Geheimhaltung unterliegt. Senator Bliss Wagoner und Wissenschaftler Dr. Corsi sind fest entschlossen, dagegen etwas zu unternehmen. Ihre Experimente sind von Erfolg gekrönt: ein Überlichtantrieb und eine Droge gegen das Altern ermöglicht es den Menschen, ins All aufzubrechen. Ganze Städte verlassen die Erde, um in den Tiefen des Weltraums ihr Glück zu machen. Dies ist ihre Geschichte …

Der Autor

Titel der Originalausgabe

THEY SHALL HAVE STARS / A LIFE FOR THE STARS / EARTHMAN, COME HOME / A CLASH OF CYMBALS

Aus dem Amerikanischen von Ralph Tegtmeier

Überarbeitete Neuausgabe

© Copyright 1956, 1962, 1955, 1958, 1970 by James Blish

Copyright © 2015 der deutschsprachigen Ausgabe by

Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Covergestaltung: Das Illustrat

Satz: Winfried Brand

Inhalt

Griff nach den Sternen

Ein Leben für die Sterne

Erdmensch komm heim

GRIFF NACH DEN STERNEN

»… während die weganische Zivilisation – noch auf der Höhe ihrer militärischen und politischen Macht – jenen eigentümlichen Niedergang ihres Einflusses erlebte, begann sich die Kultur zu entfalten, die sie schließlich ersetzen sollte. Der Leser sollte dabei berücksichtigen, dass zu dieser Zeit nie jemand von der Erde gehört hatte, und dass die Sonne des Planeten nur als unbedeutender Stern vom Go-Typ im Draco-Sektor bekannt war. Es ist möglich – wenngleich höchst unwahrscheinlich –, dass Wega wusste, dass die Erde vor den geschilderten Ereignissen eine Raumfahrt entwickelt hatte. Es war indessen nur lokaler, interplanetarer Verkehr; bis zu dieser Zeit hatte die Erde in der galaktischen Geschichte keine Rolle gespielt. Es war jedoch unausweichlich, dass die Erde jene zwei entscheidenden Entdeckungen machte, die sie auf die Bühne der Sterne bringen würde. Wir können völlig sicher sein, dass Wega, hätte sie gewusst, dass die Erde ihr Nachfolger werden würde, all ihre enorme Macht eingesetzt hätte, dies zu verhindern. Dass Wega dies nicht gelang, ist Beweis genug dafür, dass sie keinerlei Vorstellung davon hatte, was zu jener Zeit auf der Erde geschah …«

– Acreff-Monales, »Die Milchstraße: Fünf Kulturporträts«

Buch Eins

Vorspiel: Washington

Wir halten keine Gruppe von Menschen für vertrauenswürdig oder weise genug, ohne Überprüfung oder Kritik zu arbeiten. Wir wissen, dass die einzige Methode, Fehler zu vermeiden, darin besteht, sie zu suchen; dass weiterhin die einzige Methode des Suchens in der Freiheit der Untersuchung besteht. Wir wissen, dass im verborgenen unentdeckte Fehler blühen und zerstörerisch wirken.

- J. ROBERT OPPENHEIMER

Die Schatten tanzten auf den Wänden zu seiner Linken und Rechten, gerade innerhalb seines Gesichtsfeldes, wie Gestalten, die rasch in unsichtbare Türen zurücktraten. Trotz seiner bleiernen Müdigkeit machten sie ihn nervös, ließen ihn fast wünschen, dass Dr. Corsi das Feuer löschen würde. Nichtsdestotrotz starrte er weiter in das leckende orangefarbene Licht, fühlte, wie die Hitze seine Wangen straffte, die Haut um seine Augen spannte und tief in seine Brust eindrang.

Neben ihm regte sich Corsi ein wenig; Senator Wagoners Gewicht aber schien beständig zugenommen zu haben, seit er auf dem Sofa Platz genommen hatte.

Er fühlte sich ausgezehrt, lethargisch, alt und schwer wie ein Stein trotz seiner achtundvierzig Jahre – es war ein schlechter Tag in einer langen Reihe schlechter Tage gewesen. Gute Tage in Washington waren jene, die man durchschlief.

Corsi neben ihm fühlte sich dafür, dass er zwanzig Jahre älter war, ehemaliger Direktor des Normenausschusses, ehemaliger Direktor der Weltgesundheitsorganisation und gegenwärtiger Vorsitzender der Amerikanischen Assoziation zum Ausbau der Wissenschaften (in Washington »die linke Drei-A-W« genannt), leicht, ruhelos und flink wie ein Wiesel.

»Ich nehme an, Sie wissen, welches Risiko Sie damit eingingen, mich zu besuchen«, sagte Corsi mit seiner trocken flüsternden Stimme. »Ich wäre gar nicht in Washington, wenn ich nicht glauben würde, dass die Interessen der AAAW es erfordern. Selbst außerhalb der Regierungsmannschaft fühle ich mich wie in einem Aquarium – in einem Tank mit dem Etikett ›Piranha‹. Aber das wissen Sie ja alles.«

»Ich weiß«, stimmte der Senator zu. Die Schatten sprangen vor und zogen sich zurück. »Ich wurde auf dem Weg hierher beschattet. MacHinerys Schnüffler haben lange versucht, mir etwas anzuhängen. Aber ich musste Sie sprechen, Seppi. Ich habe mein Bestes getan, alles zu begreifen, was ich in den Akten des Ausschusses gefunden habe, seit ich dessen Vorsitz habe – aber ein Laie hat seine Grenzen. Und ich wollte mir durch Fragen an die Leute meines Stabes keine Blöße geben. Das würde eine undichte Stelle geradezu provozieren – wahrscheinlich direkt zu MacHinery.«

»Das ist die Definition eines Regierungsexperten von heute«, sagte Corsi noch eine Spur trockener. »Ein Mann, dem man keine wichtige Frage zu stellen wagt.«

»Oder der Ihnen nur die Antwort gibt, die Sie seiner Meinung nach erwarten«, meinte Wagoner bedrückt. »Das ist mir auch begegnet. Für die Regierung zu arbeiten, ist auch für einen Senator kein Honigschlecken. Glauben Sie nur nicht, ich hätte mich nicht schon mehr als einmal nach Alaska zurückgesehnt; ich habe auf Kodiak eine Hütte, in der ich mich an einem Kaminfeuer erfreuen kann, ohne mich zu fragen, ob die Schatten, die es wirft, mit Notizbüchern bewaffnet sind. Doch genug des Selbstmitleids. Ich habe mich um ein Amt beworben, und ich habe vor, meine Sache so gut wie möglich zu machen.«

»Was mehr als genug ist«, sagte Corsi unvermittelt. Er nahm Wagoners Glas aus dessen Hand und füllte den kleinen bernsteinfarbenen See darin auf. Das Aroma stieg durch die Wärme seiner Hand auf, schwer und kräftig. »Bliss, als ich zum ersten Mal hörte, dass der Kongressausschuss für Raumflug einem frischgebackenen Senator in die Hände fallen sollte, einem, der vor seiner Wahl simpler Pressesprecher war …«

»Bitte«, wand sich Wagoner in gespielter Empfindlichkeit. »Ein Public-Relations-Berater!«

»Wie Sie wollen. Auf jeden Fall: ich sah rot. Ich wusste, das wäre nicht passiert, wenn irgendein ernstzunehmender Senator sich um den Ausschussvorsitz beworben hätte, und die Tatsache, dass sich keiner fand, schien mir das schlimmste Indiz für den gegenwärtigen Zustand des Kongresses zu sein, das man sich vorstellen kann. Natürlich wurde jedes meiner Worte festgehalten und wird früher oder später gegen Sie verwendet werden. Man hat es bereits gegen mich verwendet, und Gott sei Dank ist das vorbei. Aber ich habe mich in Ihnen getäuscht. Sie haben einen Riesenberg hervorragender Arbeit geleistet. Sie haben gelernt wie durch Zauberei. Wenn Sie also Ihren politischen Ruf ruinieren wollen, indem Sie mich um Rat fragen, dann bei Gott, werde ich ihn Ihnen geben.«

Corsi drückte Wagoner den Kognakschwenker mit mehr als nur gespielter Heftigkeit wieder in die Hand. »Das gilt für Sie, und zwar nur für Sie«, fügte er hinzu. »Einem Regierungsmann würde ich sonst nicht mal die Uhrzeit sagen, solange die AAAW mich nicht dazu auffordert.«

»Ich weiß das, Seppi. Das ist ein Teil unserer Sorgen. Trotzdem, danke.« Nachdenklich ließ er den Brandy kreisen. »Nun gut, also sagen Sie mir: Was stimmt nicht bei der Raumfahrt?«

»Die Armee«, erklärte Corsi prompt.

»Ja, aber das ist nicht alles. Längst nicht alles. Sicher, der Raumdienst der Armee ist korrupt, durch und durch misstrauisch und stur und unbeweglich. Aber als noch ein halbes Dutzend Regierungsbehörden zugleich an der Raumfahrt arbeitete, war es doch viel schlimmer – das Wetteramt, die Marine, Ihr Ausschuss, die Luftwaffe und so weiter! Ich habe einige Dokumente aus der Zeit gesehen. Das Satellitenprogramm wurde 1944 von Stuart Symington angekündigt; tatsächlich haben wir, nachdem die Armee die alleinige Kontrolle erhalten hatte, bis 1962 kein bemanntes Fahrzeug gestartet. Die konnten das verdammte Ding nicht mal vom Reißbrett bewegen, weil jeder Etappenadmiral auf einen Parkplatz für seine Lieblingsbarkasse bestand. Immerhin haben wir heute Raumflug.

Aber heute läuft irgendetwas weit Grundsätzlicheres falsch. Wenn die Raumfahrt heute immer noch ernsthaft betrieben würde, wäre der Armee inzwischen wieder einiges aus den Händen genommen. Es gäbe ein wenig Handelsverkehr vielleicht, oder sogar kleinere Passagierlinien als Luxusgeschäft, für die Leute, die auf unbequeme Art zu unmöglichen Orten reisen, nur weil es schrecklich teuer ist.«

Er lachte trocken. »Wie vor hundert Jahren die Fuchsjagd in England. War es nicht Oscar Wilde, der sie ›die Verfolgung der Ungehörten durch die Unaussprechlichen‹ nannte?«

»Ist es nicht etwas zu früh dafür?«, fragte Corsi.

»2013? Ich denke nicht. Aber falls ich auf diesem Punkt zu sehr herumreite – ich kann andere nennen. Warum gibt es seit fünfzehn Jahren keine größeren Forschungsexpeditionen? Ich hätte gedacht, sobald der zehnte Planet, Proserpina, entdeckt war, würde es auch irgendeine Universität oder Stiftung geben, die ihn besuchen will. Er hat einen großen fetten Mond, ideal für eine Basis – kein Wetter bei diesen Temperaturen, keine Sonne, die die Photoplatten versaut, nur ein kleiner Stern unter vielen – und so weiter. Nach solchen Bedingungen haben sich private Forscher früher die Finger geleckt. Ein Millionär mit einem Hang zur Wissenschaft, wie der alte Hale, ein entschlossener Organisator mit einem Gespür für Effekte – ein Typ wie Byrd –, und wir hätten längst eine Station Proserpina Zwei. Stattdessen ist der Weltraum seit dem Bau der Titan-Station tot. Warum?«

Er sah einen Moment in die Flammen.

»Dann die Frage der Innovationen auf diesem Gebiet«, fuhr er fort. »Es hat aufgehört, Seppi. Völlig aufgehört.«

Corsi erwiderte: »Ich glaube, ich kann mich an ein Papier der Boys von Titan erinnern, das vor nicht allzulanger Zeit …«

»Über Xenobakteriologie. Klar. Das ist nicht Raumflug, Seppi; Raumflug ist nur die Voraussetzung dafür. Ihre Ergebnisse bringen die Raumfahrt selber nicht weiter, verbessern sie nicht, machen sie nicht attraktiver. Diese Burschen interessieren sich nicht einmal dafür. Niemand tut das noch.

Deswegen verändert sich auch nichts mehr.

Ein Beispiel: Wir benutzen noch immer von Atomreaktoren gespeiste Ionenraketen. Es funktioniert, und es gab tausend kleine Variationen des Prinzips, aber das Prinzip wurde bereits 1954 von Coupling beschrieben! Denken Sie nur, Seppi – kein einziger grundsätzlich neuer Antrieb seit fünfzig Jahren! Und wie sieht es mit den Rumpfkonstruktionen aus? Die basieren immer noch auf von Brauns Arbeiten – älter als die Couplings. Sollte es wirklich so sein, dass es nichts Besseres gibt als diese Gerüste aus zusammengeschweißten Zwiebeln? Oder diese motorisierten Gleiter, die als Raumfähren dienen? Und doch kann ich in den Akten des Ausschusses nichts Besseres finden.«

»Sind Sie sicher, eine grundsätzliche von einer kleinen Veränderung unterscheiden zu können?«

»Urteilen Sie selbst«, entgegnete Wagoner grimmig. »Das heißeste Ding im heutigen Raumschiffbau ist eine neue elliptisch gewundene Sprungfeder für Beschleunigungsliegen. Mit der Schwerkraft verhält sie sich wie eine Blattfeder, gegen sie wie eine Sprungfeder. Laut Entwurf verzehrt sie Energie in einer Richtung und speichert sie in der anderen. Nach den neuesten Berichten fühlen sich die damit ausgerüsteten Liegen wie Tomatensäcke an, aber den Wurm kriegen wir auch noch raus. Wahrscheinlich ein Tomatenwurm. Alles ›Streng Geheim‹.«

»Wieder ein Staatsgeheimnis, von dem ich nichts wissen soll«, meinte Corsi. »Zum Glück werde ich es leicht vergessen können.«

»Na gut, versuchen Sie es mit diesem: Wir haben einen neuen Wasserbehälter für den Schiffsproviant. Er besteht aus Aluminiumfolie und kann wie eine Zahnpastatube aufgerollt werden, um das Wasser in den Mund zu befördern.«

»Aber eine Kunststoffmembran, durch Luftdruck zusammengepresst, ist handlicher, leichter …«

»Ja, natürlich. Und diese Folientube ist ohnehin das Standardbehältnis für Pastennahrung. Das einzig Neue daran ist der Vorschlag, sie auch für Wasser zu verwenden. Der Vorschlag kam von einem Lobbyisten der CanAm-Metallwerke, unterstützt von einigen Senatoren aus dem Nordwesten. Sie können sich denken, was wir damit gemacht haben.«

»Ich beginne zu verstehen, worauf Sie hinauswollen.«

»Dann will ich mich so kurz wie möglich fassen«, sagte Wagoner. »Es läuft darauf hinaus, dass die gesamte Struktur der Raumfahrt, wie sie sich heute darstellt, lendenlahm, überkompliziert organisiert und überholt ist und langsam dahinsiecht. Der ganze Bereich steht still, nein, schlimmer: er verliert an Boden. Unsere Schiffe sollten heutzutage schneller und schnittiger sein und größere Frachten transportieren können. Wir sollten die Trennung zwischen Schiffen, die zwischen Planeten verkehren, und Schiffen, die auf Planeten landen können, längst überwunden haben.

Die gesamte Frage der Nutzung der Planeten – also etwas anderes als nur Erforschung – sollte für Entscheidungen wenigstens in Sicht sein. Stattdessen wird es nicht einmal mehr diskutiert. Und unsere Chancen für eine Entscheidung werden von Jahr zu Jahr schlechter. Unsere Zuschüsse schwinden dahin, weil es immer schwerer wird, den Kongress davon zu überzeugen, dass die Raumfahrt wirklich zu irgendetwas taugt. Mit dem langfristigen Nutzen der Grundlagenforschung kann man den Kongress sowieso nicht beeindrucken; die Abgeordneten des Repräsentantenhauses stehen alle zwei Jahre zur Wahl, Senatoren alle sechs Jahre; genausoweit sind sie bereit zu planen. Und angenommen, wir versuchten ihnen zu erklären, welche Grundlage wir erforschen? Das können wir nicht; es ist alles geheim!

Und vor allen Dingen, Seppi – es mag die Stimme meiner persönlichen Unwissenheit sein, die da spricht, aber wenn es so ist, kann ich es nicht ändern –, vor allen Dingen glaube ich, dass wir bis jetzt wenigstens eine Ahnung von einem interstellaren Antrieb haben müssten. Wir sollten sogar ein Modell haben, wie grob auch immer – so grob wie eine Feuerwerksrakete im Vergleich zum Coupling-Antrieb, aber das Prinzip müsste sichtbar sein. Aber wir haben nichts. Tatsächlich haben wir die Sterne abgeschrieben. Niemand, mit dem ich gesprochen habe, glaubt daran, dass wir sie je erreichen werden.«

Corsi stand auf und schlenderte zum Fenster, wo er mit dem Rücken zum Raum stehenblieb, als versuche er, durch die dicht geschlossene Jalousie auf die verlassene Straße zu blicken. Für Wagoners vom Feuer geblendete Augen war er kaum mehr als ein Schatten. Der Senator überlegte, wie vielleicht schon zum zwanzigsten Mal in den letzten sechs Monaten, ob Corsi nicht sogar froh sein konnte, das alles hinter sich zu haben, selbst wenn er als unzuverlässig abgestempelt worden war. Andererseits erinnerte sich Wagoner nur zu gut an die wiederholten Anhörungen, an die endlosen Reihen dubioser Beschuldigungen und Gerüchte von namen- und gesichtslosen Zeugen, an den Aufruhr in der Presse, als entdeckt worden war, dass Corsis Zimmernachbar auf dem College Exmitglied der Kommunistischen Jugendorganisation gewesen sein sollte; an die Denunziation im Senat durch einen von MacHinerys Stiefelleckern, an noch mehr Anhörungen, an den Hagel von Schmähungen und Gehässigkeiten, und an die Briefe, die mit »Lieber Doktor Corsi, Sie Mistkerl« anfingen und mit »Ein aufrechter Amerikaner« unterzeichnet waren. Auf diese Art rausgeworfen zu werden, war schlimmer, als es durchzustehen, wie mannhaft die früheren Kommilitonen danach auch immer zu einem standen.

»Ich werde nicht der Erste sein, der Ihnen dies sagt«, begann der Physiker, als er sich schließlich umdrehte. »Auch ich glaube nicht, dass wir je die Sterne erreichen werden, Bliss. Und ich bin nicht so konservativ wie die meisten Physiker. Wir leben einfach nicht lange genug, um eine raumreisende Gattung zu werden. Sterbliche Menschen, die die Lichtgeschwindigkeit nicht überschreiten können, sind für Reisen zu den Sternen genauso schlecht gerüstet wie eine Motte für eine Atlantiküberquerung. Ich bedauere natürlich, dass ich das glaube, aber ich glaube es wirklich.«

Wagoner nickte und legte Corsis Worte zu den Akten. In dieser Sache hatte er sogar mit weniger gerechnet.

»Jedoch«, fuhr Corsi fort, indem er seinen Schwenker vom Tisch aufnahm, »ist es nicht unmöglich, dass der interplanetare Verkehr verbessert werden könnte. Ich stimme Ihnen zu: Derzeit siecht er dahin. Ich habe vermutet, dass es so ist, und Ihr Besuch ist ein Beleg dafür.«

»Also: Warum ist es so?«, fragte Wagoner.

»Weil die wissenschaftliche Methode nicht mehr funktioniert.«

»Was! Verzeihen Sie, Seppi, aber das von Ihnen zu hören, ist so, als ob ein Erzbischof sagte, das Christentum funktioniere nicht mehr. Wie meinen Sie das?«

Corsi lächelte säuerlich. »Vielleicht war ich zu dramatisch. Aber wahr ist, dass die wissenschaftliche Methode unter den gegebenen Umständen eine Sackgasse ist. Sie beruht auf dem freien Fluss der Information, und den haben wir gründlich abgeschafft. In meinem Amt – als es noch mein Amt war – haben wir selten gewusst, wer zur Zeit an welchem Projekt arbeitete; wir haben selten gewusst, ob jemand das gleiche Projekt bearbeitete; wir haben nie gewusst, ob in einem anderen Ministerium dasselbe gemacht wurde. Alles, was wir wussten, war, dass ein Haufen Leute an ähnlichen Problemen arbeitete und alle ihre Ergebnisse ›Geheim‹ stempelten, weil es das einfachste war – nicht nur, um sie vor Russenhänden zu schützen, sondern auch, um die eigenen Leute aus der Schusslinie zu halten, falls die Regierung Nachforschungen anstellen sollte.

Wie kann man die wissenschaftliche Methode anwenden, wenn man die Fakten nicht erfahren darf?

Dann liegt es am Format der Wissenschaftler, die heutzutage für die Regierung arbeiten. Die wenigen erstklassigen Leute, die wir haben, werden durch die Sicherheitsvorkehrungen derart aufgerieben – und durch das ständige Misstrauen gegen sie, denn sie sind auf ihrem Gebiet Spitzenleute, so dass es böse Folgen hätte, würde von ihrer Arbeit etwas in die falschen Hände geraten –, dass sie Jahre zur Lösung von im Grunde simplen Aufgaben benötigen.

Der Rest – nun, im Normenausschuss hatten wir fast nur drittklassige Leute. Einige waren wirklich bemüht und gründlich, aber mit wenig Courage und noch weniger Phantasie. Sie verbrachten ihre Zeit damit, nach dem Rezeptbuch vorzugehen – wissenschaftliche Routinearbeit –, und brachten jedes Jahr weniger Ergebnisse.«

»Alles, was Sie da sagen, gilt auch wortwörtlich für die Raumflugforschung«, meinte Wagoner. »Aber, Seppi, wenn die wissenschaftliche Methode einmal sinnvoll war, müsste sie immer noch sinnvoll sein. Jeder sollte sich ihrer bedienen können, auch Drittklassige. Wieso ist sie plötzlich wertlos – nach Jahrhunderten ungebrochener Erfolge?«

»Das erste wichtige Moment«, sagte Corsi finster, »ist die verstrichene Zeit. Sie dürfen nicht vergessen, Bliss, dass die wissenschaftliche Methode kein Naturgesetz ist. Sie kommt in der Natur nicht vor, nur in unseren Köpfen; kurz gesagt, ist sie eine Methode, über die Dinge zu denken – ein Verfahren, Beweise zu sichten. Sie musste früher oder später veralten, genau wie Paradigmen, Syllogismen oder Kettenanschlüsse veraltet sind. Die wissenschaftliche Methode funktioniert hervorragend, solange Tausende offenkundiger Fakten nur so herumliegen – Fakten, die so eindeutig und messbar sind wie die Fallgeschwindigkeit eines Steins oder die Reihenfolge der Farben in einem Regenbogen. Doch je subtiler die Dinge werden, die wir erforschen – je mehr sie sich in die Bereiche des Unsichtbaren, Unberührbaren, Unwägbaren, Submikroskopischen und Abstrakten zurückziehen –, desto teurer und zeitraubender wird es, sie mit wissenschaftlichen Methoden zu untersuchen. Und wenn man ein Stadium erreicht hat, wo die einzige Forschung, die sich lohnt, Millionen pro Experiment kostet, dann können diese Experimente nur von der Regierung bezahlt werden. Regierungen aber können am besten drittklassige Leute verwenden, Leute, die die Anweisungen im Rezeptbuch nicht mit jenen Geistesblitzen durchdringen können, die man für grundlegende Entdeckungen braucht. Das Ergebnis sehen Sie: Sterilität, Stillstand, trockener Mist.«

»Was bleibt also?«, fragte Wagoner. »Was werden wir jetzt tun? Ich kenne Sie gut genug, um zu vermuten, dass Sie nicht alle Hoffnung aufgeben.«

»Nein«, sagte Corsi, »ich habe nicht aufgegeben, aber an der Situation, die Sie beklagen, kann ich praktisch nichts ändern. Schließlich bin ich draußen. Was wahrscheinlich gut für mich ist.« Er machte eine Pause und sagte dann plötzlich: »Es gibt keine Hoffnung, die Regierung dazu zu bringen, das Sicherheitssystem vollständig abzuschaffen?«

»Vollständig?«

»Weniger würde nicht reichen.«

»Nein«, sagte Wagoner. »Nicht einmal teilweise, fürchte ich. Nicht mehr.«

Corsi setzte sich und beugte sich vor, die Ellenbogen auf die knorrigen Knie gestützt, und starrte in das ersterbende Kohlenfeuer. »Dann habe ich zwei Ratschläge für Sie, Bliss. Tatsächlich sind es zwei Seiten der gleichen Medaille. Zuallererst, fangen Sie damit an, dass Sie die Multi-Millionen-Mammut-Projekte abbauen. Wir brauchen eine noch neuere, noch genauere Messung der Elektronen-Resonanz nicht ein Zehntel so dringend, wie wir neue Wege, neue Kategorien des Wissens brauchen. Das kolossale Forschungsprojekt ist überholt; was wir heute brauchen, ist pure Kopfarbeit.«

»Von meinem Stab?«

»Von wo immer Sie sie bekommen können. Das ist die zweite Hälfte meiner Empfehlung. Wenn ich Sie wäre, würde ich zu den Spinnern gehen.«

Wagoner wartete. Corsi sagte diese Sache wegen des Effektes; er mochte Dramatik in kleinen Dosen. Er würde es gleich erklären.

»Natürlich meine ich nicht die wirklichen Spinner«, sagte Corsi. »Aber Sie müssen selber den Trennungsstrich ziehen. Sie brauchen Randerscheinungen, Wissenschaftler mit allgemein gutem Ruf, deren Marotten aber bei ihren Kollegen nicht ankommen. Wie das Crehore-Atom, oder die Theorie des alten Ehrenhaft über Magnetströme, oder die Milne-Kosmologie – Sie müssen die fruchtbaren Ideen selber finden. Suchen Sie die verworfenen Ideen, und finden Sie dann heraus, ob Sie wirklich vollständig verworfen werden sollten. Und – akzeptieren Sie nicht die erste ›Experten‹-Meinung, die Sie hören.«

»Spreu aussieben, mit anderen Worten.«

»Was gibt es sonst zu sieben?«, sagte Corsi. »Natürlich ist es ein langfristiges Wagnis, aber Sie können sich jetzt nicht an Wissenschaftler von wirklichem Format wenden; es ist zu spät dazu. Nun müssen Sie Witzfiguren verwenden, Tüftler, Beinahe-Versager.«

»Womit beginnen?«

»Oh«, sagte Corsi, »wie wär’s mit Schwerkraft? Ich kenne keinen anderen Gegenstand, der ein größeres Quantum idiotischer Spekulanten angezogen hat. Andererseits sind die akzeptablen Theorien darüber, was Schwerkraft ist, ohne praktischen Nutzen für uns. Man kann sie nicht einsetzen, um ein Raumschiff zu heben. Wir können Schwerkraft nicht wie ein Feld manipulieren; wir haben nicht mal Gleichungen, auf die wir uns einigen können. Wir werden sie auch nicht finden, indem wir Reichtümer und Jahrzehnte für solch ein Projekt aufbringen. Das Gesetz der sinkenden Erträge hat diesen Ansatz aufgerieben.«

Wagoner erhob sich. »Sie lassen mir nicht viel«, sagte er düster.

»Nein«, stimmte Corsi zu. »Ich lassen Ihnen nur das, womit Sie angefangen haben. Das ist mehr, als den meisten von uns geblieben ist, Bliss.«

Wagoner grinste gezwungen, und die beiden Männer reichten sich die Hände. Als Wagoner ging, sah er Corsis Silhouette gegen das Feuer, den Rücken zur Tür, die Schultern eingefallen. Während er dastand, knallte nicht weit entfernt ein Schuss, und das Echo hallte von der Fassade der Botschaft gegenüber zurück.

Es war kein normales Geräusch in Washington, aber es war auch nicht so unüblich: Es war fast gewiss, dass es einer von Tausenden anonymer Schnüffler der Stadt war, der auf einen Gegen-Agenten, einen Polizisten oder einen Schatten schoss.

Corsi ließ keine Reaktion erkennen. Der Senator schloss leise die Tür.

Kapitel Eins: New York

In den neuen Kommunikationsmedien … wird die Popularisierung der Wissenschaft mit den Ritualen der Massenunterhaltung vermengt. Eine Standardroutine ist die Dramatisierung der Wissenschaft durch die Biographie eines heldenhaften Wissenschaftlers: In der Schlüsselszene des Dramas sieht man ihn in einem einsamen Laboratorium, wo er »Heureka« schreiend ein trübes Reagenzglas in das Licht einer nackten Glühbirne hält.

- GERARD PIEL

Die Parade der Berühmtheiten, Würdenträger und bloßen Geldadels, die durch die Empfangshalle von Jno. Pfitzner & Sons, Inc.zog, war ein phantastisch bemerkenswerter Anblick. Während der anderthalb Stunden, in denen Col. Paige Russell sich die Beine in den Bauch stand, hatte er die folgenden öffentlichen Größen identifiziert:

Senator Bliss Wagoner (Dem., Alaska), Vorsitzender des Vereinigten Kongressausschusses für Raumflug;

Dr. Giuseppe Corsi, Präsident des Amerikanischen Ausschusses für den Ausbau der Wissenschaften und vormaliger Direktor der Weltgesundheitsorganisation; und

Francis Xavier MacHinery, gegenwärtiger Kopf des FBI.

Er hatte außerdem eine Zahl anderer Größen geringeren Kalibers gesehen, deren Beziehungen zu einer Firma der Biologiebranche ein gleichfalls völlig ungeeignetes Thema für Ratespiele war. Er wurde unruhig und regte sich.

Im Augenblick sprach das Mädchen am Empfangstisch leise mit einem Sieben-Sterne-General, was ein Rang war, über den hinaus man in der Armee nicht viel weiter steigen konnte. Der General war so gedankenverloren, dass er Paiges Gruß völlig übersehen hatte. Er wurde rasch durchgeschleust. Eine der beiden Schwingtüren mit den eingelassenen Glasscheiben öffnete sich hinter dem Tisch nach außen, und Paige konnte einen kurzen Blick auf einen untersetzten, dunkelhaarigen Mann mit angenehmem Gesicht werfen, der einen konservativen Anzug mit großem Punktmuster trug.

»General Horsefield, erfreut, Sie zu sehen. Kommen Sie herein.«

Die Tür schloss sich, und Paige sah wiederum nur mehr das Motto, dass in deutscher Fraktur über dem Eingang prangte.

Da er die Sprache nicht kannte, hatte er es bereits für sich nach dem falls-es-Englisch-wäre-System übersetzt, was »Die fettere Kröte wird durch den Kohlsalat der Kühe dick« ergab. Das schien nicht zu den Ernährungsgewohnheiten dieser Tiere zu passen, und es war mit Sicherheit kein passender Leitspruch für die Beschäftigten der Hauptanlage des größten Bio-Arzneimittel-Herstellers der Welt.

Natürlich, Paige konnte immer noch die Empfangsdame betrachten – aber nach anderthalb Stunden hatte er die tiefsten Tiefen dieser Ekstase ausgelotet. Das Mädchen war in gewisser Weise hübsch, aber kaum umwerfend, nicht einmal für einen erst kürzlich heimgekehrten Raumfahrer. Wenn ihr jemand das schwere Horngestell der Herrenbrille von der Nase nahm und den Haarknoten in ihrem Nacken öffnete, mochte sie vielleicht durchgehen, zumindest im Licht einer Walöllampe in einem Iglu während eines Rekord-Blizzards.

Das war sonderbar, jetzt, da er darüber nachdachte. Eine so große Firma wie Pfitzner konnte unter den strahlendsten Büromädchen wählen, besonders heutzutage.

Alles in allem war er weit über eine milde Verärgerung darüber hinaus, warten gelassen zu werden. Er war schließlich auf besonderen Wunsch dieser Leute hier, tat ihnen einen kleinen Gefallen, um den sie ihn gebeten hatten – und verschwendete eine Menge Freizeit bei der Geschichte. Abrupt stand er auf und ging zum Empfangstisch.

»Entschuldigen Sie, Miss«, sagte er, »aber ich glaube, ihr seid verdammt unhöflich. Ja, ich fange an zu glauben, dass ihr mich zum Narren haltet. Wollt ihr die hier nun, oder nicht?«

Er knöpfte seine rechte Brusttasche auf, holte drei kleine Pliofilm-Päckchen hervor, an die Versandetiketten aus Kunststoff geschweißt waren. Jedes Päckchen enthielt einen kleinen Teelöffel Dreck. Die Etiketten waren adressiert an: Jno. Pfitzner & Sons, Inc. The Bronx 153 W80 249920, Erde, und jedes trug eine noch nicht entwertete 25-Dollar-Marke der Raketenpost, für die Pfitzner bezahlt hatte.

»Ich bin ganz Ihrer Meinung, Colonel Russell«, erklärte das Mädchen und blickte ernsthaft zu ihm auf. So sah sie noch weniger aufregend aus als aus der Entfernung, aber sie hatte eine kecke und interessante Nase, und der gegenwärtig moderne Königspurpur-Lippenglanz stand ihr besser als den meisten 3-V-Sternchen, die man heutzutage zu sehen bekam. »Es ist nur so, dass Sie uns an einem ausgesprochen ungünstigen Tag erwischt haben. Natürlich wollen wir die Muster. Sie sind sehr wichtig für uns, sonst hätten wir Sie nicht der Mühe unterzogen, sie für uns zu sammeln.«

»Warum kann ich sie dann nicht irgendjemand übergeben?«

»Sie könnten sie mir geben«, schlug das Mädchen entgegenkommend vor. »Ich verspreche Ihnen, dass ich sie getreu weiterreichen werde.«

Paige schüttelte den Kopf. »Nicht nach dieser Warterei. Ich habe genau das getan, worum Ihre Firma mich gebeten hat, und ich bin hier, um die Ergebnisse zu sehen. Ich habe an jedem meiner Anflughäfen Bodenproben gesammelt, selbst wenn es eine Plackerei war. Ich habe eine Menge mit der Post verschickt, die hier sind nur die Letzten einer ganzen Reihe. Wissen Sie, woher diese Stückchen Dreck kommen?«

»Tut mir leid, das ist mir entfallen. Es war ein sehr geschäftiger Tag.«

»Zwei davon stammen von Ganymed, und die andere ist von Jupiter V direkt aus dem Schatten der Brückenmannschaftsunterkunft. Die Normaltemperatur auf beiden Monden liegt bei etwa minus 130° Celsius. Haben Sie jemals versucht, eine Hacke in einen derart hart gefrorenen Boden zu schlagen, während Sie einen Raumanzug tragen? Aber ich habe den Dreck für euch geholt. Und jetzt will ich wissen, wofür Pfitzner den Dreck braucht.«

Das Mädchen zuckte die Achseln. »Das hat man Ihnen doch bestimmt gesagt, noch bevor Sie die Erde verlassen haben.«

»Und wenn? Ich weiß, dass ihr hier ein Medikament aus dem Dreck macht. Aber haben die Burschen, die den Dreck bringen, nicht auch das Recht zu sehen, wie der Vorgang abläuft? Was, wenn Pfitzner irgendeine Wunderdroge aus einer meiner Proben gewinnt – bin ich nicht einen oder zwei erklärende Sätze wert, die ich an meine Kinder weitergeben kann?«

Die Schwingtür flog auf, und das joviale Gesicht des untersetzten Mannes blickte heraus.

»Dr. Abbot noch nicht hier, Anne?«, fragte er.

»Noch nicht, Mr. Gunn. Ich informiere Sie sofort, wenn er eintrifft.«

»Aber mich lassen Sie noch weitere neunzig Minuten warten«, bemerkte Paige.

Gunn musterte ihn, er begann beim Adler auf dem Kragenspiegel des Colonels und endete an dem geflügelten Halbmond über seiner Brusttasche.

»Vergebung, Colonel, aber wir hatten hier heute eine kleine Krise«, sagte er mit einem angedeuteten Lächeln. »Ich nehme an, Sie haben uns einige Proben aus dem Raum mitgebracht. Wenn Sie vielleicht morgen wiederkommen könnten, wäre ich glücklich, Ihnen alle Zeit der Welt zu widmen. Aber im Augenblick …«

Gunn senkte entschuldigend den Kopf und zog ihn zurück, als habe er gerade wie ein Kuckuck die vierundzwanzigste Stunde ausgerufen, um sich dann zum Ausruhen bis ein Uhr irgendwohin zurückzuziehen. Gerade bevor die Tür hinter ihm zur Ruhe kam, drang ein schwacher, aber unverkennbarer Laut heraus. Irgendwo in den Laboratorien von Jno. Pfitzner & Sons weinte ein Baby.

Paige lauschte blinzelnd, bis das Geräusch abgedämpft wurde. Als er wieder zum Empfang zurückblickte, wirkte das Gesicht des Mädchens deutlich argwöhnischer.

»Hören Sie«, sagte er. »Ich bitte doch um keinen großen Gefallen. Ich will nichts erfahren, das mich nichts angeht. Alles, was ich wissen will, ist, wie Sie mit meinen Bodenproben weiter zu verfahren gedenken. Es ist schlichte Neugier – untermauert durch eine Reise, die mehr als hundert Millionen Kilometer umfasste. Geben mir meine Mühen das Recht, das zu wissen, oder nicht?«

»Ja und nein«, erklärte das Mädchen gelassen. »Wir wollen Ihre Proben, und wir geben gerne zu, dass sie von ungewöhnlichem Interesse für uns sind, da sie aus dem Jupiter-System stammen – die Ersten, die wir je von dort erhalten haben. Aber das ist keine Garantie, dass wir irgendetwas Verwertbares in ihnen finden.«

»Nein?«

»Nein. Colonel Russell, Sie sind nicht der Erste, der hier mit Bodenproben auftaucht, glauben Sie mir. Zugegeben, Sie sind der Erste, der etwas von außerhalb der Marsbahn bringt; tatsächlich sind Sie erst der Sechste, der Proben liefert, die aus Gegenden stammen, die weiter entfernt sind als der Mond. Aber offensichtlich haben Sie keine Vorstellung von der Menge der Proben, die wir hier routinemäßig erhalten. Wir haben praktisch jeden Raumpiloten, jeden Missionar, jeden Geschäftsreisenden, jeden Forscher, jeden reisenden Journalisten gebeten, für uns Bodenproben zu sammeln, wohin immer er auch geht. Bevor wir das Ascomycin entdeckten, haben wir einhunderttausend dieser Proben durchgemustert, darunter einige Hundert vom Mars und nahezu fünftausend vom Mond. Und wissen Sie, wo wir den Organismus gefunden haben, der Ascomycin produziert? Auf einem überreifen Pfirsich, den einer unserer Beauftragten vom Stand eines Straßenhändlers aus Baltimore mitbrachte!«

»Ich verstehe, was Sie meinen«, meinte Paige widerwillig. »Was übrigens ist Ascomycin?«

Das Mädchen blickte nach unten und schob auf der Tischplatte ein Stück Papier von hier nach dort. »Ein neues Antibiotikum«, erklärte sie. »Wir werden es bald auf den Markt bringen. Aber ich könnte Ihnen etwa die gleiche Geschichte über andere solche Medikamente erzählen.«

»Ich verstehe.« Paige war allerdings sicher, dass er tatsächlich verstand. Er hatte während seiner vielen Monate im Raum den Namen Pfitzner von einigen dafür höchst ungewöhnlichen Leuten gehört. Soweit er es hatte herausfinden können, nachdem er für den Klang sensibel geworden war, beschäftigte sich etwa jeder dritte auf den Planeten damit, Proben für die Firma zu sammeln oder kannte jemanden, der das tat. Die Gerüchte, die unter den Raumleuten das einzige verlässliche Informationsmedium waren, besagten, dass das Unternehmen wichtige Regierungsaufträge bearbeitete. Das war im »Zeitalter der Verteidigung« nichts Ungewöhnliches, aber Paige hatte genug gehört, um zu argwöhnen, dass Pfitzner etwas Besonderes war – etwas größer vielleicht als das historische Manhattan-Projekt, und mindestens doppelt so geheim.

Die Tür öffnete sich und stieß zum zweiten Mal Gunn aus. »Immer noch nicht?«, fragte er das Mädchen. »Offensichtlich wird er es nicht mehr schaffen, Pech. Aber ich habe jetzt ein wenig freie Zeit, Colonel …«

»Russell, Paige Russell, Raum-Korps der Armee.«

»Danke. Wenn Sie meine Entschuldigung für unsere Unhöflichkeit akzeptieren, Colonel Russell, würde ich mich freuen, Sie in unserer kleinen Einrichtung herumzuführen. Übrigens, mein Name ist Harold Gunn, Vizepräsident, Leiter der Exportabteilung von Pfitzner.«

»Ich importiere gegenwärtig«, sagte Paige und hielt ihm die Bodenproben hin. Gunn nahm sie bedächtig entgegen und ließ sie in eine Tasche seines Jacketts gleiten. »Aber es würde mir Freude machen, die Labors zu sehen.«

Er nickte dem Mädchen zu, und die Türflügel schlossen sich hinter ihnen. Er war drinnen.

Die Örtlichkeit war mindestens so faszinierend, wie er es erwartet hatte. Gunn zeigte ihm zuerst die Räume, in denen die eingehenden Muster klassifiziert und dann auf die entsprechenden Labors verteilt wurden. Im ersten davon wurde eine abgemessene Teilmenge der Probe in einem Behälter mit destilliertem Wasser bis zur gleichmäßigen Verteilung verwirbelt und durchlief dann eine Reihe von Verdünnungsprozessen. Die Schluss-Suspensionen wurden dann verwandt, um eingefärbte Reagenzglassätze und Petrischalen mit den verschiedensten Nährmedien zu impfen, die dann in den Brutschrank wanderten.

»Im nächsten Labor – Dr. Aquino ist nicht da, wir dürfen also nichts berühren, aber Sie können es auch durch die Scheibe deutlich sehen – transferieren wir von den Petrischalen und Reagenzgläsern in neue Medien«, erläuterte Gunn. »Aber jetzt hat jeder in dem Muster gefundene Organismus seine eigenen Kulturen, damit, für den Fall, dass er irgendetwas absondert, dieses Etwas nicht kontaminiert wird.«

»Falls er etwas absondert, muss die Menge ausgesprochen winzig sein«, meinte Paige. »Wie spüren Sie sie auf?«

»Direkt durch ihre Wirkung. Sehen Sie die Schalenreihe mit den weißen Papierscheiben in der Mitte und den vier davon ausgehenden Bahnen in der Agar-Agar-Masse? Nun, jede dieser Bahnen ist mit einer Lösung aus den reinen Kulturen imprägniert. Falls in allen vier Streifen blühende Bakterienkulturen wachsen, enthält die Lösung in der Papierscheibe kein Antibiotikum gegen diese vier Keimarten. Falls aber in einem der vier Streifen kein Wachstum stattfindet oder es verglichen mit den anderen schwächer wird, dann haben wir Hoffnung.«

In dem darauffolgenden Laboratorium wurden Antibiotika, die man durch die Scheibenmethode gefunden hatte, gegen ein breites Spektrum gefährlicher Organismen eingesetzt. Etwa neunzig Prozent der Entdeckungen wurden hier wieder ausgeschieden, erklärte Gunn, weil sie die antibiotischen Bandbreiten bereits bekannter Medikamente wiederholten. »Was wir ›nicht ausreichend aktiv‹ nennen, schwankt allerdings mit den Umständen«, fügte er hinzu. »Ein Antibiotikum, das irgendeine Aktivität gegen Tuberkulose oder Lepra zeigt, ist immer von Interesse für uns, selbst wenn es sonst überhaupt keine anderen Keime angreift.«

Einige wenige Antibiotika, die ihre Bandbreiten-Tests bestanden hatten, wanderten weiter in eine kleine Pilotanlage, wo die Organismen, die sie produzierten, sich in einem stark belüfteten Fermentationstank vermehrten. Aus dieser blubbernden Flüssigkeit wurden vergleichsweise große Mengen der Rohdroge extrahiert, gereinigt und zu Tierversuchen in ein pharmazeutisches Labor geschickt.

»Auch hier verlieren wir eine Reihe ansonsten vielversprechender Antibiotika«, sagte Gunn. »Die meisten stellen sich als zu giftig für die Verwendung im – oder sogar am – menschlichen Körper heraus. Den Hansen-Erreger haben wir tausendmal im Reagenzglas unschädlich gemacht, nur um herauszufinden, dass das Antibiotikum in vivo schneller zum Tode führt als Lepra selbst. Aber sobald wir sicher sind, dass das Mittel nicht toxisch ist oder dass seine Toxizität durch seinen therapeutischen Effekt überwogen wird, geben wir es völlig aus der Hand und zu klinischen Versuchen weiter an Krankenhäuser und einzelne Ärzte. Wir verfügen außerdem über ein virologisches Labor in Vermont, wo wir unsere neuen Mittel gegen Viruserkrankungen wie die Grippe und die gewöhnliche Erkältung testen – es wäre zu gefährlich, so ein Labor in einer so stark bevölkerten Gegend wie der Bronx zu betreiben.«

»Das ist weit komplizierter, als ich es mir vorstellen konnte«, erklärte Paige. »Aber ich erkenne, dass es die Mühe sehr wohl wert ist. Ist diese Ausmusterungstechnik hier entwickelt worden?«

»Ach je, nein«, meinte Gunn mit einem nachsichtigen Lächeln. »Waksman, der Entdecker des Streptomyzins, legte die Grundverfahren schon vor Jahrzehnten fest. Wir sind nicht einmal die erste Firma, die es in großem Maßstab einsetzt; das war einer unserer Konkurrenten, der damit nach knapp einem Jahr ein Breitbandantibiotikum namens Chloramphenikol fand. Das überzeugte den Rest von uns, die Technik tunlichst zu adaptieren, bevor wir völlig aus dem Markt geworfen wurden. Und das war gut so, sonst hätte vielleicht niemand von uns das Tetrazyklin entdeckt, das sich als das vielseitigste Antibiotikum erwies, das je getestet wurde.«

Weiter unten im Gang öffnete sich eine Tür. Das Quäken eines Säuglings drang heraus, viel lauter als zuvor. Es war nicht das kraftvolle Schreien eines Kindes, das ein Jahr oder mehr Übung hatte, sondern das Kurzatmige »Ah-la, ah-la, ah-la« eines Neugeborenen.

Paige hob die Augenbrauen. »Ist das eines von Ihren Versuchstieren?«

»Ha, ha«, machte Gunn. »Wir sind zwar Enthusiasten, was unsere Arbeit angeht, Colonel, aber irgendwo müssen wir doch eine Grenze ziehen. Nein, eine unserer Technikerinnen hatte ein Baby-Sitting-Problem, also haben wir ihr erlaubt, das Kind mit zur Arbeit zu bringen, bis sie eine bessere Lösung gefunden hat.«

Paige musste zugeben, dass Gunn ein schneller Denker war. Die Geschichte war wie vom Band gespult gekommen, ohne jedes Zeichen vorherigen Nachdenkens. Es war nicht Gunns Schuld, dass Paige, der eine fünfjährige Ehe hinter sich gebracht hatte, bevor er in den Raum ging, den Schrei eines Babys, das alt genug war, die Säuglingsstation einer Klinik zu verlassen, von dem eines Neugeborenen unterscheiden konnte.

»Ist das hier nicht ziemlich gefährlich für ein Kleinkind bei all den Krankheitskeimen und schädlichen Desinfektionsmitteln, die hier herumschwirren?«, fragte er.

»Oh, wir treffen alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen. Ich wage zu behaupten, dass unsere Mitarbeiter eine durchschnittlich geringere Krankheitsrate haben, als sie in anderen Industrieanlagen vergleichbarer Größe üblich ist, einfach deshalb, weil wir uns des Problems mehr bewusst sind. Durch diese Tür hier, Colonel Russell, kommen wir jetzt zum letzten Schritt, zur Hauptanlage, wo wir die Massenherstellung der Medikamente betreiben, die die Tests bestanden haben.«

»Ja, das würde ich gerne sehen. Produzieren Sie gerade Ascomycin?«

Diesmal musterte Gunn ihn scharf, ohne sich die Mühe zu machen, sein Interesse zu verbergen. »Nein«, sagte er. »Es durchläuft noch die klinische Prüfung. Darf ich fragen, Colonel Russell, wie es kommt, dass Sie …«

Die Frage, die, wie Paige verspätet klar wurde, heikel zu beantworten gewesen wäre, wurde nie zu Ende gestellt. Über Harold Gunns Kopf erwachte ein Lautsprecher zum Leben: »Mr. Gunn, Dr. Abbott ist eingetroffen.«

Gunn wandte sich von der Tür, die, wie er gesagt hatte, zur Hauptanlage führte, mit einem genau bemessenen Ausdruck höflichen Bedauerns ab. »Das ist mein Mann«, erklärte er. »Ich fürchte, ich muss die Führung abbrechen, Colonel Russell. Sie haben vielleicht bemerkt, was für eine Ansammlung wichtiger Leute wir heute hier haben – wir haben nur auf Dr. Abbott gewartet, um mit einer sehr wichtigen Besprechung zu beginnen. Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen …«

Paige blieb nur, »Natürlich« zu sagen. Nach anscheinend nur ein paar Sekunden lieferte Gunn ihn sanft, aber bestimmt wieder in der Empfangshalle ab.

»Haben Sie gesehen, was Sie wollten?«, fragte das Mädchen.

»Ich glaube schon«, sagte Paige gedankenverloren. »Nur, dass das, was ich sehen wollte, sich während der Führung plötzlich änderte. Miss Anne, ich habe eine Bitte zu äußern. Würden Sie so freundlich sein und heute Abend mit mir zum Essen ausgehen?«

»Nein«, antwortete das Mädchen. »Ich habe schon einige Raumfahrer gesehen, Colonel Russell, und bin nicht mehr beeindruckt. Außerdem werde ich Ihnen nicht mehr sagen, als Sie von Mr. Gunn gehört haben, es besteht also keine Notwendigkeit, Ihr Geld oder Ihre Freizeit auf mich zu verwenden. Leben Sie wohl.«

»Nicht so hastig«, meinte Paige. »Ich meine es ernst – oder, falls Ihnen das lieber ist, ich werde Ärger machen. Wenn Sie schon Raumfahrer kennengelernt haben, wissen Sie, dass wir gerne selbständig und unabhängig sind – nicht so wie die Spießbürger, die nie vom Planeten loskommen. Es geht mir auch nicht um Ihren jungfräulichen Charme, sondern um Information.«

»Kein Interesse«, sagte das Mädchen. »Sparen Sie sich Ihren Atem.«

»MacHinery ist hier«, bemerkte Paige ruhig. »Ebenso Senator Wagoner und ein paar andere Leute mit Einfluss. Angenommen, ich könnte mir einen von denen schnappen und beschuldigte Pfitzner der Vivisektion von Menschen?«

Das saß. Paige sah, wie die Knöchel der verkrampften Mädchenhände weiß wurden. »Sie wissen nicht, wovon Sie reden«, sagte sie.

»Das ist es, was mich stört. Und das meine ich sehr ernst. Es gab da einiges, das Mr. Gunn nicht vor mir verbergen konnte, obwohl er sich große Mühe gab … Also werde ich jetzt meinen Verdacht in die entsprechenden Kanäle leiten – und dafür sorgen, dass Pfitzner überprüft wird … oder wollen Sie lieber gesellig sein und mit mir eine gute Scholle in Paprikabutter genießen?«

Aus dem Blick, mit dem sie ihn bedachte, sprach fast reiner Hass. Sie schien zu keiner anderen Antwort imstande. Der Ausdruck stand ihr gar nicht; tatsächlich sah sie weniger wie jemand aus, mit dem man sich verabreden wollte, als jedes andere Mädchen, an das er sich erinnern konnte. Warum sollte er eigentlich sein Geld und seine Freizeit auf sie verwenden? Schließlich gab es nach der Volkszählung von 2010 einen Überschuss von fünf Millionen Frauen in den USA, und mindestens 4.999.950 davon mussten hübscher und weniger kratzbürstig sein als diese hier.

»Also gut«, erklärte sie unvermittelt. »Ihr natürlicher Charme hat mich umgeworfen, Colonel. Und um das klarzustellen, es gibt keinen anderen Grund für meine Zusage. Es wäre sogar lustiger, Ihren Bluff auf die Probe zu stellen und zu sehen, wie weit Sie mit dieser Vivisektionsgeschichte gehen, aber es liegt mir nicht, meine Arbeitgeber in einen persönlichen Scherz zu verwickeln.«

»Damit bin ich zufrieden«, erwiderte Paige, sich unangenehm bewusst, dass sein Bluff tatsächlich auf die Probe gestellt worden war. »Ich könnte Sie abholen, sagen wir …«

Er brach ab, als er plötzlich bemerkte, dass hinter der Schwingtür Stimmen laut wurden. Einen Augenblick später polterte General Horsefield in die Empfangshalle, dicht gefolgt von Gunn.

»Ich möchte ein für allemal klarstellen«, dröhnte Horsefield, »dass das gesamte Projekt unter die Kontrolle des Militärs geraten wird, wenn wir nicht vor der neuen Forschungsmittelvergabe Resultate vorweisen können. Hier läuft noch immer eine Menge, was das Pentagon als nutzlose Verschwendung und hochgestochene Theoretisiererei ansehen wird. Und wenn das Pentagon in dieser Weise berichtet, wissen Sie, was das Schatzamt oder gegebenenfalls der Kongress tun wird. Wir werden uns extrem einschränken müssen, Gunn. Verstanden? Einschränken auf das Allernotwendigste!«

»General, wir sind bereits auf das Allernotwendigste beschränkt«, erklärte Harold Gunn versöhnlich und beschwichtigend, aber auch mit bemerkenswerter Festigkeit. »Wir werden kein Gramm des Mittels in Produktion geben, solange wir nicht in allen Aspekten damit zufrieden sind. Jedes andere Vorgehen wäre Selbstmord.«

»Sie wissen, dass ich auf Ihrer Seite bin«, sagte Horsefield, und seine Stimme klang nicht mehr ganz so bedrohlich. »Und General Alsos ist es auch, was das angeht. Aber wir führen einen Krieg, ob die Öffentlichkeit das nun begreift oder nicht. Und bei einer so heiklen Angelegenheit wie diesen Todesdrogen können wir uns nicht leisten …«

Gunn hatte Paige nach Beendigung seiner Worte verspätet bemerkt und Horsefield seitdem mit den Augenbrauen Signale gegeben, bis dieser plötzlich begriff. Der General fuhr herum und starrte Paige an, der, da er jetzt entdeckt war, nicht mehr weiter salutieren musste. Trotz des plötzlichen eisigen Schweigens war es offensichtlich, dass Gunn bemüht war, in seiner Haltung zu Paige eine Spur professioneller Freundlichkeit aufrechtzuerhalten – eine Artigkeit, von der Paige nicht sicher war, dass er sie verdiente, eingedenk der Richtung, die seine Unterhaltung mit dem Mädchen genommen hatte.

Was Horsefield anging, so verbannte er Paige mit einem einzigen Blick in das Ghetto der »Unbefugten«. Paige hatte nicht die Absicht, eine Sekunde länger in dieser Klassifikation zu verbleiben, als nötig war, um sich aus ihr zu entfernen, vorzugsweise ohne nach seinem Namen gefragt zu werden. Mit einem dem Mädchen zugemurmelten »… also um acht dann«, schlich Paige sich unrühmlich aus der Pfitzner-Empfangshalle und machte sich aus dem Staub.

Er unterzog sich, überlegte er später am Nachmittag vor seinem Rasierspiegel, einer außergewöhnlichen Reihe kleiner Demütigungen, um an eine Sache heranzukommen, die ihn nichts anging. Schlimmer noch: sie war offensichtlich streng geheim, was sie selbst für Autorisierte zu einer tödlichen Gefahr machte, ganz zu schweigen von untergeordneten Herumschnüfflern. Im Zeitalter der Verteidigung war es verdächtig, über Wissen zu verfügen, sowohl im Westen als auch im Osten – die beiden großen Nationenkomplexe waren einander in der Behandlung der »Sicherheit« in den letzten fünfzig Jahren immer ähnlicher geworden. Selbst die Erwähnung der Jupiter-Brücke dem Mädchen gegenüber war ein Fehler gewesen – denn trotz der Tatsache, dass alle von der Brücke wussten, konnte jeder, der mit einer gewissen Vertrautheit davon sprach, schnell das Etikett angehängt bekommen, gefährlich, geschwätzig zu sein. Besonders, wenn der Betreffende, wie Paige, tatsächlich eine Zeitlang im Jupitersystem stationiert gewesen war, mochte er nun Zugang zu Informationen über die Brücke gehabt haben oder nicht.

Und ganz besonders, wenn der Betreffende, wie Paige, tatsächlich mit der Brückenmannschaft gesprochen, mit ihr bei kleineren Vorhaben zusammengearbeitet und sich mit Charity Dillon unterhalten hatte, dem Vormann des Brücken-Projekts; und zu allem Überfluss noch über einen militärischen Rang verfügte, der es ihm ermöglichte, Geheimakten an Kongressabgeordnete zu verkaufen – der traditionelle Weg, um außerhalb der üblichen Beförderungen schnelle militärische Karriere zu machen.

Und höchst besonders, wenn der Betreffende dabei entdeckt wurde, dass er seine Nase in ein neues, anderes Geheimprojekt steckte, dem er gar nicht zugeteilt war.

Warum nahm er das Risiko überhaupt auf sich? Er wusste nicht einmal, worum es im Kern eigentlich ging – er war kein Biologe. Für alle Nichteingeweihten war das Pfitzner-Projekt einfach nur eine weitere Forschungsarbeit im Bereich der Antibiotika und zudem eine ziemlich alltägliche. Warum sollte ein Raumfahrer wir Paige sich schon so dicht an die Kerzenflamme herangewagt haben?

Er wischte sich die Enthaarungscreme mit einem Papiertuch aus dem Gesicht und sah, wie ihm seine Augen aus dem konkaven Spiegel übertrieben vergrößert wie die einer Eule entgegenblickten. Das Bild war trotz der Verzerrung eben doch nur sein eigenes. Es bot ihm keine Antworten.

Kapitel Zwei: Jupiter V

… ist es das Durchmessen der verbotenen Zonen, welches das Herz durch seine schiere Verwegenheit ergreift und erhebt. In der Geschichte des Lebens hat es nur wenige derartige Episoden gegeben. Das ist es, was uns so einsam macht. Wir haben einen neuen Korridor betreten, den kulturellen Korridor. Hier hat es vor uns nichts gegeben. In ihm sind wir völlig allein. In ihm sind wir von erschreckender Einzigartigkeit. Wir sehen einander an und sagen: »Es kann nie wieder vollbracht werden.«

- LOREN C. EISELEY

Ein kreischender Tornado schüttelte die Brücke, als der Alarm aufklang – die gesamte Konstruktion bebte und schwankte. Das war normal, und Robert Helmuth nahm es auf Jupiter V kaum wahr. Es gab immer einen Tornado, der die Brücke schüttelte. Der gesamte Planet war eingehüllt in Tornados und Schlimmeres.

Der Bildschirm auf dem Pult des Vormanns zeigte 114 als den Problemsektor an. Das war am Nordwestende der Brücke, da, wo sie abbrach, und nichts weiter existierte außer wirbelnden Wolken aus Methan und Ammoniakkristallen und gähnender Tiefe bis zur fünfzig Kilometer entfernten unsichtbaren Oberfläche. Es gab keine Ultraphon-»Augen« an diesem Ende, die ein generelles Bild des Bereichs ermöglichten – insoweit irgendein Bild überhaupt möglich war –, weil beide Enden der Brücke unvollständig waren.

Mit einem Seufzer setzte Helmuth den Käfer in Bewegung. Das kleine Gefährt, so abgeplattet und dünn wie eine Bettwanze, machte sich langsam auf seinen Laufringen auf den Weg, geführt von zehn aneinanderliegenden Flanschschienen, die es dicht an der Oberfläche der Brücke hielten. Trotzdem erzeugten Wasserstoffstürme zwischen der Kante des Fahrzeugs und dem Deck ein schreckliches sirenenhaftes Kreischen, und die auf das gewölbte Dach fallenden Ammoniaktropfen glichen in ihrer betäubenden Wucht einem Regen von Kanonenkugeln. Tatsächlich wogen die Tropfen unter der zweieinhalbfachen Schwerkraft Jupiters fast so viel wie Kanonenkugeln, obwohl sie nicht viel größer waren als gewöhnliche Regentropfen. Hin und wieder gab es außerdem auch eine Detonation, begleitet von einem dumpf-orangefarbenen Gleißen, das den Wagen, das Deck und die Brücke selbst wild schwanken ließ – durch die unglaublich dichte Atmosphäre der Planeten lief sogar eine kleine Schockwelle wie durch die Panzerplatten eines berstenden Schlachtschiffs.

Diese Detonationen fanden allerdings unten auf der Oberfläche statt. Während sie die Struktur der Brücke heftig erschütterten, beeinträchtigten sie deren Funktion fast nie, und sie konnten Helmuth nicht, das lag in der Natur der Dinge selbst, irgendwelchen Schaden zufügen.

Helmuth befand sich nämlich nicht auf Jupiter – obwohl es ihm immer schwerer wurde, sich dessen bewusst zu bleiben. Niemand befand sich auf Jupiter; sollte die Brücke jemals ernsthaft zu Schaden kommen, würde sie vielleicht nie repariert werden. Es gab niemanden auf Jupiter, der sie reparierte, nur die Maschinen, die selbst Teil der Brücke waren.

Die Brücke baute sich selbst. Massig, einsam und leblos wuchs sie in den schwarzen Tiefen Jupiters. Sie war sorgfältig geplant worden. Von Helmuths Blickwinkel aus – dem der Optiken des Käfers – war fast nichts davon zu sehen, denn die Schienen des Käfers verliefen in der Mitte des Decks, und in der Dunkelheit und dem immerwährenden Sturm reichte selbst eine radarunterstützte Sicht nicht weiter als höchstens ein paar hundert Meter. Die Breite der Brücke, die nie irgendjemand vollständig sehen würde, betrug an die achtzehn Kilometer; ihre Höhe – der Brückenmannschaft ebenso unbegreiflich, wie ein Wolkenkratzer einer Ameise – belief sich auf fünfzig Kilometer, ihre in den Plänen absichtlich nicht festgelegte Länge lag im Augenblick bei zweiundsiebzig Kilometern und wuchs weiter – ein gedrungenes, kolossales Gebilde, bei dessen Konstruktion nie zuvor angewandte Prinzipien, Methoden, Materialien und Werkzeuge eingesetzt worden waren …

Ganz einfach aus dem Grund, dass sie nirgendwo anders möglich gewesen wären. Zum Beispiel bestand die Brücke zum größten Teil aus Eis – ein wundervoller Baustoff bei einem Druck von einer Million Atmosphären und einer Temperatur von minus siebzig Grad. Unter solchen Bedingungen ist der beste Baustahl bröckelig wie Talkumpulver, und Aluminium wird zu einer sonderbaren transparenten Substanz, die bei der kleinsten Berührung zersplittert; Wasser andererseits wird zu Eis-IV, einem dichten, milchigweißen Medium, das sich unter starker Belastung verzieht, aber nur Kräften nachgibt, die gewaltig genug sind, um komplette Erdstädte in Trümmer zu legen. Die Millionen Megawatt an Energie, die benötigt wurden, waren unbedeutend – die Jupiterwinde blasen mit Geschwindigkeiten bis zu 40.000 Kilometern in der Stunde und werden es weiter tun, wie sie es wahrscheinlich seit mehr als vier Milliarden Jahren getan haben: Energie gab es genug.

Helmuth erinnerte sich, dass zu Hause darüber geredet worden war, auch auf Saturn und später vielleicht auf Uranus solle mit dem Bau einer Brücke begonnen werden. Aber das war Politikergeschwätz gewesen. Die Brücke lag fast achttausend Kilometer unter der sichtbaren Oberfläche von Jupiters Atmosphäre – in gewisser Weise ein glücklicher Umstand, denn in der oberen Atmosphärenschicht war es noch um 45° kälter als unten an der Brücke, aber selbst mit diesem Unterschied waren die Mechanismen der Brücke kaum handhabbar. Wenn man den Radiosendern trauen durfte, reichte die Saturnatmosphäre von den in Teleskopen sichtbaren Wolkenfeldern 27157 Kilometer hinab, und die Temperatur dort unten lag unter minus hundertfünfzig Grad. Unter diesen Bedingungen würde selbst Druckeis unplastisch und konnte mit nichts bearbeitet werden, das weicher war als es selbst.

Und was die Brücke auf Uranus anging …

Soweit es Helmuth betraf, war Jupiter schlimm genug.

Der Käfer kroch in Sichtweite des Brückenendes und stoppte automatisch. Helmuth stellte die »Augen« auf höchste Durchdringung und untersuchte die nächstgelegenen Doppel-T-Träger.

Die mächtigen Stützen standen dicht aneinander wie Gitter. Das musste so sein, schon allein um ihr eigenes Gewicht zu tragen, ganz zu schweigen vom Gewicht der Brückenbestandteile. Die Gravitation hier unten betrug das Zweieinhalbfache der irdischen.

Selbst mit dieser Last verzog und bewegte sich das gesamte Netzwerk aus Holmen unter den Harfnerfingern des Orkans. Es war konstruiert, sich so zu verhalten, aber Helmuth konnte sich nicht dagegen wehren, bei der Bewegung beunruhigt zu sein.

Er deaktivierte den automatischen Halt der Schaltung und ließ den Käfer unter Handsteuerung vorwärtskriechen. Hier war erst Sektor 113, und das Wheatstonesche Überwachungssystem der Brücke zeigte an, dass das Problem in Sektor 114 lag. Die Grenzlinie dieses Sektors lag immer noch volle fünfzehn Meter entfernt.

Das war ein schlechtes Zeichen. Helmuth kratzte sich nervös den roten Bart. Offensichtlich gab es einen Grund zur Beunruhigung, wirklicher Beunruhigung, nicht nur der tiefliegenden Niedergeschlagenheit, die ihn immer befiel, wenn er an der Brücke arbeitete. Jede Beschädigung, die den Käfer einen vollen Sektor vor dem Problemgebiet halten ließ, musste schwerwiegend sein.

Sie mochte sich vielleicht sogar als die Katastrophe herausstellen, die er beständig vor sich hatte lauern fühlen, seit er Vormann geworden war – jene Katastrophe, die die Brücke nicht mehr selbst reparieren konnte und einen Mann besiegt von Jupiter zurück nach Hause taumeln ließ.

Die Sekundärkreise schalteten sich ein, und der Käfer presste sich wieder dicht an das Deck, die Laufringe, auf denen er fuhr, magnetisch an die Schienen geschweißt. Grimmig unterbrach Helmuth die Energiezufuhr der Magnetwindungen und brachte das flache Gefährt Zentimeter um Zentimeter über die Gefahrenlinie.

Fast abrupt kippte das Vehikel kaum merklich nach links, das Kreischen des Windes zwischen seinen Kanten und dem Deck steigerte sich plötzlich und wanderte mit einer durch Mark und Bein gehenden Schauderhaftigkeit immer wieder in den unhörbaren Schallbereich aus. Der Käfer schnarrte und vibrierte zwischen der Deckoberfläche und den Flanschen der Schienen hin und her wie der Hammer eines Wecker-Läutwerks.

Vorne war immer noch nichts zu sehen, außer den horizontal an der Brücke dahinfliegenden Wolken und Hagelkörnern, die aus der Schwärze in die Scheinwerferkegel des Käfers eintraten und wieder weiter in die Dunkelheit peitschten, dem Horizont entgegen, den kein Auge je wirklich sehen würde.

Fünfzig Kilometer weiter unten gingen die unaufhörlichen Wasserstoffexplosionen weiter. Offensichtlich kam es auf der Oberfläche zu Ereignissen von ungezähmter, wütender Wildheit. Helmuth konnte sich erinnern, seit Jahren keinen derart heftigen Vulkanismus mehr wahrgenommen zu haben.

Ein trockenes und besonders schweres Krachen, und eine lange rauchende Linie gelb-roten Feuers rann in die brodelnde Luft der Tiefen, zerfächerte sich direkt vor Helmuth horizontal wie die Mähne eines Lipizzanerhengstes. Instinktiv duckte er sich und wich von dem Kontrollpunkt zurück, obwohl dieser Feuerstrom tatsächlich nur etwas weniger kalt war als der Rest des Stürmens strömender Gase und viel zu kalt, um die Brücke zu beschädigen.

In dem kurzzeitigen Gleißen sah er jedoch etwas: aufragende, verdrehte Schatten, künstlich, aber offensichtlich unfertig, hoben sich als schwankende Silhouetten vor dem grellgelben Licht des Wasserstoffkatarakts ab.

Das Endstück der Brücke.

Zertrümmert.

Helmuth grunzte unwillkürlich und ließ den Käfer abrupt zurückrollen. Das Flackern verlosch; das Licht floss aus dem Himmel und fiel fünfzig Kilometer tief in die rasende See flüssigen Wasserstoffs. Die Schaltungen klickten zufrieden, als der Käfer über die Gefahrenlinie in den Sektor 113 zurückkehrte.

Helmuth drehte den Käfer auf seinem Chassis um hundertachtzig Grad, so dass er dem ersterbenden rotgelben Lichtstrom das Hinterteil zuwandte. Im Augenblick gab es nichts, was er noch für die Brücke tun konnte. Er suchte auf seiner Kontrolltafel – deren geisterhaftes Spiegelbild über der Brückenszenerie auf dem Schirm lag – nach dem blauen Knopf mit der Aufschrift Garage, drückte ihn heftig herunter und riss sich den Helm vom Kopf.

Gehorsam verschwand die Brücke.

Kapitel Drei: New York

Ist es nicht so, dass jemand, der ständig und gewohnheitsmäßig auf der einen Seite der Schmerzwelle lebt, einer anderen Art von Religion bedarf als jemand, der ständig und gewohnheitsmäßig auf der anderen lebt?

- WILLIAM JAMES

Das Mädchen deren voller Name, wie Paige erfuhr, Anne Abbott lautete sah in ihrem Sommerkostüm verhältnismäßig akzeptabel aus; auf ihrem linken Revers trug sie ein Modell des Tetrazyklinmoleküls, bei dem die Atome durch winzige synthetische Edelsteine hervorgehoben waren. Aber sie war, als er sie abholte, sogar noch weniger zum Reden aufgelegt als in Pfitzners Empfangsraum. Paige war nie Experte für Smalltalk gewesen, und angesichts ihrer offensichtlich andauernden Abneigung, verließ ihn seine ohnehin unterentwickelte Fähigkeit, Gespräche anzuknöpfen, völlig.

Fünf Minuten später wurde ohnehin jede Unterhaltung unmöglich. Der Weg zum Restaurant, den Paige gewählt hatte, führte über den Foley Square, wo, wie sich herausstellte, die »Gläubigen« gerade eine Mission durchführten. Das von Paige gemietete Taxi es verschlang fast ein Viertel seines Urlaubsgeldes, denn kerosinbetriebene Taxis gehörten eindeutig zum seltenen Luxus reicher Leute war augenblicklich in der brüllenden, schiebenden Menschenmenge eingekeilt.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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