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Meister Daichi, geb. 1290, war Schüler von Meiho Sotetsu, einem Nachfolger von Meister Keizan. Der Name Daichi bedeutet große Weisheit. Daichi hat hunderte von Gedichten geschrieben,von denen Meister Deshimaru sagte, dass diese Gedichte die reinste Essenz des Zen enthalten. Mit Kommentaren von Meiho Missen Michel Bovay und der bildreichen Sprache von Meister Daichi über die Zen Praxis werden sie uns verständlich. Jede Zeile ist in sich ein Koan. Die Gedichte wurden von Meiho Missen Michel Bovay kommentiert und in dieser Form bei den Unterweisungen im Zazen als Kusen vorgetragen.
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Seitenzahl: 57
Veröffentlichungsjahr: 2019
DAICHI
Gedichte, Band 1
Kommentiert von Missen Michel Bovay
Mit Original-Kalligrafien von Meister Taisen Deshimaru
EAST-WEST PRODUCTION EWP AG ZÜRICH
Impressum
ISBN Hardcover: 978-3-7482-5879-7
ISBN ebook: 978-3-7482-5880-3
© 2019
Umschlagfoto:
„Darstellung der Figur des Zen-Meisters Daichi in Farben auf Textil“. Das Orginalwerk ist Teil des materiellen Schatzes der Präfektur Ishikawa, Japan, und wird im Tempel Kokurinji verwahrt.
Illustrationen: Meister Taisen Deshimaru
S. 31, 47, 83: aus „Poèmes du Maître Zen Daïchi“, Éditions Cesare
Rancilio, Frankreich 1982
S. 57, 67: Zen Dojo Zürich Muijōji
Lektorat und Korrektorat:
Eishuku Monika Leibundgut, Kaihō Richard Fürst, Hōjō Martin Steiger, Christian Schweizer
Autor: Missen Michel Bovay
Herausgeber: East-West Production EWP AG, Zürich
CHE-100.561.285
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages und des Herausgebers unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Printed in Germany
Dieses Buch ist Meister Taisen Deshimaru gewidmet.
Inhalt
Vorwort
Missen Michel Bovay
Tanjō Butsu — Die Geburt Buddhas
Butsu Jōdō – Die Erweckung Buddhas (1)
Butsu Jōdō – Die Erweckung Buddhas (2)
Butsu Jōdō – Die Erweckung Buddhas (3)
Butsu Nehan – Das Nirwana von Buddha
Vorwort
Meine Gedichte sind keine Gedichte.
Nur wer versteht, dass meine Gedichte keine Gedichte sind, versteht meine Gedichte. — Ryōkan
Wie die Gedichte von Meister Ryōkan, sind auch die Gedichte von Meister Daichi Sokei (1290 – 1366) nicht nur schöne Gedichte. Sie sind Ausdruck und Unterweisung der gelebten Erfahrung des Zen, die sich in der Praxis von Zazen offenbart, der Haltung der Erweckung Buddhas, und von da aus in allen Bereichen des Lebens fortwirkt.
Die hier versammelten Texte bilden den ersten Band einer umfassenden Ausgabe der Kommentare von Missen Michel Bovay (1944 – 2009). Grundlage dieser Zusammenstellung sind seine im Laufe vieler Jahre entstandenen kusen, die mündlichen Unterweisungen während Zazen, die er vor allem im Kontext der alltäglichen Praxis mit seinen Schülern im Zen Dojo Zürich Muijōji, aber auch während zahlreicher Sesshin gehalten hat.
Ein kusen hat seinen Ursprung nicht in den Worten, sondern es ist ein Sprechen aus der lebendigen Erfahrung von Zazen heraus, der Weitergabe von Buddha-Geist zu Buddha-Geist. Es richtet sich nicht an das Denken, sondern soll uns dazu verhelfen, über die Worte hinaus den reinen Geist der Praxis in der Einheit von Übung und Verwirklichung hervor kommen zu lassen.
Um den direkten und unmittelbaren Charakter der kusen möglichst zu wahren, wurden diese weitestgehend in ihrer ursprünglichen sprachlichen Form belassen und nur zum Zweck zusammenhängender Lesbarkeit neu geordnet und für die Veröffentlichung in Buchform adaptiert. Mein Dank gilt Kaihō Richard Fürst für die Zusammenstellung und Redaktion der Texte, ebenso Gyōmyō Andreas Bartneck für Layout, Druckvorbereitung und die Unterstützung in Verlagsfragen, sowie allen, die durch ihre gemeinsame Praxis den Geist dieser Unterweisungen fortführen und dieses Buch erst ermöglicht haben.
Eishuku Monika Leibundgut
Zen Dojo Zürich Muijōji
Im April 2019
Missen Michel Bovay
Missen Michel Bovay wurde 1944 in Monthey in der Schweiz geboren. Er begegnete Taisen Deshimaru 1972 und folgte ihm wenig später nach Paris. Als naher Schüler und vertrauter Assistent half er ihm während der folgenden zehn Jahre maßgeblich, Zen in Europa zu verbreiten. Seit Deshimarus Tod im Jahr 1982 war er einer der Hauptverantwortlichen für die Weitergabe der Unterweisung und wurde mit drei anderen nahen Schülern dazu bestimmt, die Bestätigung der Dharma-Übermittlung durch den Abt von Eiheiji in Japan zu erhalten. Er akzeptierte diese aber erst 1998 von Meister Yūkō Okamoto, der selbst als Schüler von Kōdō Sawaki praktiziert und Taisen Deshimaru stets unterstützt hatte. Von 1995 bis 2003 war Michel Bovay Präsident der von
Deshimaru gegründeten Association Zen Internationale.
Dem Wunsch seines Meisters entsprechend kehrte Missen Michel Bovay 1985 zurück in die Schweiz. Wie Deshimaru beharrte er sehr auf dem reinen Geist der Praxis von Zazen als der Grundlage aller Handlungen und konzentrierte seine Unterweisung vor allem in der alltäglichen Praxis mit seinen Schülern im Zen Dojo Zürich Muijōji. Darüber hinaus leitete er zahlreiche Sesshin in ganz Europa und auch in Südamerika. Im Geist des tiefen Wunsches von Taisen Deshimaru und Kōdō Sawaki, die Weisheit des Zen allen Menschen zugänglich zu machen, entwickelte er unter dem Titel Zen-Geschichten einen Theaterabend, den er regelmäßig und mit grossem Erfolg im deutsch- und französischsprachigen Raum zur Aufführung brachte. Missen Michel Bovay starb 2009.
Tanjō Butsu Die Geburt Buddhas
84’000 Schlösser in Enbu,
ohne die Waffen zu benützen,
wurde der Friede verwirklicht.
Den dummen Mittagsdieb Gudon fangend,
wurde ein tüchtiger Stockschlag von Unmon
nicht umsonst versetzt.
Meister Daichi wurde im Jahr 1290 geboren, 47 Jahre nach Dōgen, ganz in der Nähe von Saga, dem Geburtsort von Meister Deshimaru, und starb 1366. Er war Schüler von Meihō Sotetsu, einem der großen Nachfolger von Meister Keizan. Der Name Daichi bedeutet „große Weisheit“. Daichi hat hunderte von Gedichten geschrieben, von denen Meister Deshimaru so wie Meister Kōdō Sawaki viele benutzt haben, um zu unterweisen. Meister Deshimaru sagte, dass diese Gedichte die reinste Essenz des Zen enthalten. Ohne Kommentare sind sie jedoch schwer verständlich, denn sie beziehen sich meistens auf alte Geschichten aus dem Buddhismus oder dem Zen, oder auf die Zeit, in der Daichi lebte. Meister Daichi benutzt dabei immer Bilder, um unsere Praxis zum Ausdruck zu bringen, den reinen Geist des Zen. Jede Zeile ist in sich ein Koan. Dieses Gedicht heißt tanjō butsu: Die Geburt Buddhas.
Es ist wichtig, die Bedeutung der Geburt Buddhas in unserer Praxis zu verstehen. Shakyamuni kam in diese Welt, um den Menschen zu helfen, den Weg zum wahren Frieden zu finden, die Erweckung zu verwirklichen, die vollständige Befreiung von allen Fesseln und damit vom Leiden. Dieser Weg ist der achtfache Weg: rechte Sicht, rechtes Denken, rechte Rede, rechtes Verhalten, rechtes Leben, rechte Bemühung, rechte Aufmerksamkeit, rechte Konzentration – all das ist in Zazen enthalten. Buddha verwirklichte den Weg in Zazen und öffnete ihn den Menschen, indem er ihn selbst ging, ohne Hilfe. Durch ihn haben wir jetzt die Möglichkeit, diesen Weg ebenfalls zu gehen. Über das genaue Datum der Geburt Buddhas gehen die Meinungen auseinander. Hier, in diesem Gedicht, geht es jedoch nicht um die historische Geburt Buddhas, sondern darum, wie sich der Geist Buddhas in uns selbst verwirklichen kann, wie Buddha in uns geboren wird. Es handelt davon, wie wir die Quelle des Leidens, das Haften an Wünschen und Illusionen, entwurzeln können.
84’000 Schlösser in Enbu, ohne die Waffen zu benützen, wurde der Friede verwirklicht.