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Ein abenteuerlustiger Mann erzählt von seinen Erlebnissen aus dem Jahr 1979 auf einer Reise über den Indischen Ozean. Der Sommer der Liebe ist längst vorbei, auch wenn von letzten Spuren da und dort erzählt wird. So oder so kommt alles anders als geplant, und er findet sich an den Strand einer Insel gespült wieder.
Ganz einsam ist sie nicht, und die einzige Bewohnerin sieht sehr ansprechend aus und scheint aus der Gegend zu sein. Schüchtern ist sie nicht wirklich, und hat mehr als nur ein freundliches Lächeln für ihn über. Doch woher stammen ihre Vorräte? Lastet ein dunkles Geheimnis auf ihr?
Die geheime Lustinsel – von allen Zwängen befreit und dennoch romantisch.
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Veröffentlichungsjahr: 2017
„Wie war diese Geschichte jetzt wirklich genau, damals?“, fragte sie und ließ ihre Finger durch seine Haare streichen.
„Aber du kennst sie doch selbst sehr gut.“
„Ich möchte sie aber noch einmal von dir hören.“
„Na gut … wenn du möchtest …“
–
Als ich am Rand des Strandes und halb im Wasser erwachte, kitzelten wärmende Sonnenstrahlen meine nackte Haut. Die sanft über meine Beine laufenden Wellen fühlten sich ein wenig kühler an. Mein Puls war völlig ruhig, ganz anders als noch … welches Datum hatten wir überhaupt? 23. Juni 1979 – oder zwei Tage später? Mein Hals war noch verkrampft, als ich mich umsah, doch das brennende und trockene Gefühl ließ irgendwie nach. Außer Sand, Palmen und dichtem Gebüsch im Hintergrund konnte ich nicht viel erkennen. Das stetige Plätschern der Wellen war so ziemlich das einzige Geräusch. Wurden sie stärker?
Ich raffte mich auf, stellte mich zwei Minuten lang in die glühende Sonne, und legte meine durchnässten Sachen doch auf einem dieser schräg wachsenden Stämme ab. Die kurze Hose zog ich ebenfalls aus, weil es nicht danach aussah, dass ich so schnell jemand treffen würde. Schließlich war ich allein ins Wasser gefallen, und bemerkt hatte es niemand auf dem ganzen Schiff – oder? So schnell, wie ich bei der erwachten Erinnerung zu zittern begann, ungefähr wie das kalte Wasser am letzten Abend, beruhigte ich mich wieder.
War es eine Insel? Aus der Entfernung, im Halbdunkel, hatte die Landmasse durchaus groß ausgesehen. Soweit mir die Karte dieser Meeresregion bekannt war, gab es hier höchstens kleinere Inseln, und die Küste lag endlos weit entfernt. Der Schock trat für einen Augenblick in den Vordergrund, und verschwand nach einigen Malen tief durchatmen endgültig. Ich war nicht verletzt, und zumindest … gab es Kokosnüsse. Auf mehreren der gebogenen Stämme hingen sie reif und prall nicht weit über dem Boden. Das meiste Kokoswasser versickerte bei meinem ersten Versuch mit einem herumliegenden Stein im Sand, doch der Rest verdrängte die Trockenheit in meinem Mund umso schöner. Ob die Beeren dort drüben essbar waren?
–
Nach grob geschätzten drei oder vier Kilometern den Strand entlang kam mir die Gegend wieder bekannt vor. Ich wollte nur ein kurzes Stück gehen, doch es war immer mehr geworden. Wenn es eine annähernd runde Insel war, lag der Durchmesser also … bei einem Kilometer. Ob meine Hose bereits einigermaßen trocken war? In allen Richtungen nichts außer Wasser, auch bei genauem Hinsehen keine Schiffe, keine Flugzeuge, nichts. Der Berg oder größere Hügel im Landesinneren würde wohl eine bessere Aussicht bieten, musste jedoch erst einmal erklommen werden. Ich bemerkte die Palme von vorhin und wollte nach meiner Kleidung greifen – als ich jemand weiter vorne auf dem Strand herumstehen sah. Eine Frau? Sie war völlig nackt und schien zu überlegen, ob sie eine Runde schwimmen sollte. Es schien eine Asiatin zu sein, vielleicht eine Einheimische? Dann musste die Insel bewohnt sein, doch wo waren die anderen? Sie schien so alt wie ich zu sein, höchstens 30.
Die Frau drehte sich zu mir, und der Stamm bot kaum Gelegenheit, mich zu verstecken. Sie zuckte zusammen, um mich die folgenden Sekunden mit offenem Mund anzusehen. Langsam und zunehmend schneller wandelte sich ihr Gesichtsausdruck zu einem Lächeln. Begann sich bei ihrem Anblick etwas in meiner nicht vorhandenen Hose aufzurichten? Wahrscheinlich würde sie bei einer Meisterschaft im Schwimmen ziemlich gut abschneiden, zumindest passte ihr Körperbau dazu. Sie musste meine Nacktheit bemerkt haben, suchte nicht nach einer Möglichkeit, ihre zu verdecken – und kam über den heißen Sand auf mich zu.
„Guten Tag! Hello! Bonjour!“, probierte ich und streckte ihr meine Hand entgegen.
Die Frau überlegte, lächelte mir noch ein wenig intensiver entgegen, und drückte fest zu. Sie legte, nackt wie sie und nicht nur ich war, ihre Hand auf mich und zog mich enger zu sich. Lag meine Erregung besonders an ihrer ansehnlichen und doch festen und straffen Oberweite? Es war fast mehr sie, die sich an mich drückte als umgekehrt, und wer sollte uns beobachten? Was war dabei, sie noch ein bisschen meinen Rücken erkunden zu lassen, oder gleich meinen ganzen Körper?
Ob wir eine gemeinsame Sprache fanden? Dann konnte ich ihr die ganze Geschichte erzählen, von meinem Urlaub und dem Passagierschiff zwischen zwei Inseln. Vielleicht auch, dass ich zu lange an der Bar hängengeblieben und dann hinaufgeklettert war, wo ich nicht hätte sollen. Wer sich dann noch zu weit über den Rand lehnte und nur mit einer Hand festhielt, sollte eben aufpassen. War die laute Musik schuld gewesen, oder mein zu leises Schreien?
Sie ließ von mir ab und wandte sich dem Meer zu. Ob sie einfach nicht sehen wollte, was halb aufgerichtet von mir abstand? Die Wassertemperatur erschien mir einen Hauch kühler als zuvor, doch wenn sie wollte, konnte ich ihr ruhig folgen.
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Ich lag auf dem Rücken, mitten im beinahe schon unangenehm heißen Sand. Eine neuerliche Abkühlung wäre nicht so schlecht, dachte ich mir. Gab es nicht auch eine Stelle, wo etwas Süßwasser eine Felswand hinabfloss? Mir wurde immer klarer, dass ich mich mitten im Nirgendwo befand. Ob sie womöglich auch durch einen Unfall vor kurzer Zeit auf die Insel gelang war? Sie wirkte relativ gepflegt, auch ihre Haare oder Fingernägel waren nicht übermäßig lang. Fragen konnte ich sie nicht. Ob ich es noch einmal mit einer Zeichnung im Sand probieren sollte?
Offenbar wollte sie gerade am Übergang vom Strand zum Wald ihren Druck loswerden. Womöglich war es ihr unangenehm, so wie sie gerade an mir vorbeigegangen war. Doch sie hätte ja auch weiter in das dichte Gebüsch gehen können. Sogar meinen Blick musste sie bemerkt haben, den ich immer wieder nach hinten schweifen ließ. Nur eine Vergewisserung, ob sie noch da war. Womöglich lauerten weiter drinnen Gefahren, die ich noch nicht kannte.
Ihr Gesicht blieb neutral oder sogar finster – bis ich nach einer gefühlten Minute ein unterdrücktes Lachen bemerkte. Sie konnte alles ungestört erledigen und raffte sich ruckartig vom Boden auf. Sie kam auf mich, tat so, als ob sie nur in den Himmel schauen wollte – und ging weiter. Ich stand auf und spazierte ebenfalls ein Stück weiter, in die Nähe der Meeresbrandung.
Annisa, so war offenbar ihr Name, drehte sich in aller Ruhe herum und strecke sich. Sie stand abwechselnd auf einem Bein und bewegte sich auf den Wald zu, um doch wieder in Richtung des offenen Meeres umzudrehen.