Die geheimen Zeichen der Natur lesen - Tristan Gooley - E-Book

Die geheimen Zeichen der Natur lesen E-Book

Tristan Gooley

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  • Herausgeber: Riva
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Wir nutzen beinahe täglich unsere Wetter-Apps oder das Navigationssystem im Auto. Auch beim Wandern verlassen sich viele Menschen mittlerweile weniger auf ihren Orientierungssinn als das GPS, um auf dem richtigen Weg zu bleiben. Dabei hält die Natur alles bereit, um uns auf die richtige Fährte zu bringen. Dieses Buch offenbart längt vergessenes Wissen unserer Vorfahren und hilft dem Leser dabei, allein durch das Deuten natürlicher Zeichen das Wetter vorherzusagen, Spuren zu lesen oder sich im Freien zu orientieren. So öffnen sich die Blüten einiger Blumen zuerst an der südlichen Seite, Zirruswolken gefolgt von Zirrostratus kündigen eine Warmfront mit Regen an und nachts zeigt die Sichel des Mondes die Himmelsrichtung an. Zusätzlich gibt dieses Buch verblüffende Einblicke in die Auswirkungen natürlicher Vorgänge auf die Kultivierung unserer Landschaft und den Bau beziehungsweise die Planung unserer Städte.

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Seitenzahl: 505

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen 
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über 
http://d-nb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen:
1. Auflage 2016
© 2016 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Nymphenburger Straße 86
D-80636 München
Tel.: 089 651285-0
Fax: 089 652096
Copyright der Originalausgabe © 2014 by Tristan Gooley. All rights reserved.
Die englische Originalausgabe erschien 2014 bei Sceptre, einem Imprint von  Hodder & Stoughton, unter dem Titel The Walker’s Guide to Outdoor Clues and Signs.  Their Meaning and the Art of Making Predictions and Deductions  
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Über­setzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Foto­kopie, Mikrofilm oder ein ­anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwen­dung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Übersetzung: Dr. Cornelia Panzacchi
Satz und Redaktion: bookwise medienproduktion GmbH
Umschlaggestaltung: Laura Osswald
Umschlagabbildung: Shutterstock/lostbear, Shutterstock/Valentin Agapov
Abbildung Seite 144: Shutterstock/Andrew Koturanov
ISBN Print 978-3-86883-915-9
ISBN E-Book (PDF) 978-3-95971-245-3
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-95971-246-0
www.rivaverlag.de
Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter
www.muenchner-verlagsgruppe.de.
Table of Contents
Einleitung
Es kann losgehen
Rauchgeruch an einem kalten Morgen
Boden
Mit SORTED ordnen Sie Ihre Beobachtungen
Landschaftsform bzw. Relief
Allgemeiner Charakter
Straßen
Spuren
Ränder
Einzelheiten
Bäume
Wälder
Indikatoren
Die Form der Bäume
Stürme und Orkane
Wurzeln
Rinde
Blätter
Bäume und Zeit
Feuer
Weitere Pflanzen
Spuren von Menschen
Wind und Temperaturen
Navigieren mithilfe der Natur
Die sechs Geheimnisse des Efeus
Farbklecks im Winter
Pflanzliche Flüchtlinge
Gesunde Pflanzen, kranke Pflanzen
Geheimnisse unter dem Erdboden
Zeit der Blüten
Moose, Algen, Pilze, Flechten
Moose
Algen
Pilze
Flechten
Auf Streifzug zwischen Felsen und Wildblumen
Himmel und Wetter
Wetter
Wind
Lokale Winde
Das Wetter beeinflussende Winde
Wolken lesen
Kondensstreifen
Nebel
Temperatur
Unwetter 8
Sprichwörter und Naturgesetze
Die seltsamen Inversionswetterlagen und das Teilen von Beobachtungen
Sterne
Großer Wagen
Kassiopeia
Schwan
Fuhrmann
Wie Sie anhand des Polarsterns den Breitengrad bestimmen
Osten und Westen finden
Den Süden finden
Skorpion
Der Rumpf des Löwen
Orion und sein Schwertgehänge
Der Sternenkalender
Die Sternenuhr
Sternschnuppen
Alljährlich auftretende Meteorströme
Auftreten Name Sternbild
Die Sterne und unser Sehvermögen
Der Purkinje-Effekt
Städte suchen, indem man keine Sterne findet
Planeten
Sonne
Die Sonne als Uhr
Sonnenuntergänge und Monduntergänge
Sonnenlicht
Mond
Orientierung mithilfe der Natur
Mondlicht
Der Mond und unsere Augen
Blauer Mond
Eine Nachtwanderung
Tiere
Vögel
Vogelgesang
Vogelbeobachtung – erste Schritte
Schritt 1
Schritt 2
Schritt 3
Vogelverhalten für Fortgeschrittene
Schmetterlinge
Andere Insekten
Säugetiere
Reptilien und andere kriechende Tiere
Trittsteine
Unterwegs mit den Dayak
Stadt und Dorf
Menschen lesen
Straßen
Gebäude
Kirchen
Kirchenflechten
Stadtbummel mit unsichtbaren Schlangen
Küsten, Flüsse und Seen
Gezeiten
Flüsse, Seen und Teiche
Fakten über Fische
Goldene Zeichen
Sind Sie bereit?
Schnee und Sand
Sand
Schnee
Weitere Schneehinweise
Lawinen 1
Unterwegs mit den Dayak
Selten und aussergewöhnlich
Prickeln im Wasser
Der Baum der Reisenden
Goldfarbene Nadelbäume
Goldkugelkaktus
Wellen aus Wald
Kokospalmen
Steine und Knoten in Baumstämmen
Leuchtpilze in der Nacht
Der Geschmack von Sand
Tang im Mündungsgebiet
Purgier-Lein
Der Heiligenschein
Endmoränen
Breitengrade und Tiere
Büßerschnee und Blutschnee
Unwetter und Erdbeben 11
Mondschatten und schlaflose Nächte
Der Durchbruch
Ihre unsichtbare Werkzeugtasche
Land
Sonne
Mond
Himmel und Wetter
Bäume und Sträucher
Andere Pflanzen
Tiere
Städte
Küste
Nachtspaziergang
Entfernungen, Höhen und Winkel
Wie kann ich die Breite eines Flusses ermitteln, ohne ihn zu überqueren?
Entfernung zum Horizont
Sonnenliebende Pflanzen
Schattentolerante Pflanzen
Pflanzen und Meereshöhe
Alljährliche Meteorströme (Sternschnuppen)
Warnung: Nur für leidenschaftliche Naturdetektive!

Dieses Buch enthält Hunderte von Hinweisen zu geheimen Zeichen der Natur und diversen Techniken, diese Zeichen zu entschlüsseln. Es bezieht sich auch auf einige Pflanzen- und Tierarten, die dem Leser möglicherweise nicht vertraut sind. Als Hilfe zur Bestimmung empfiehlt sich daher die Verwendung von gängigen Bestimmungsbüchern oder Apps, die zahlreich zur Verfügung stehen.

Das Internet entwickelte sich zu einem wunderbaren Werkzeug zur Bestimmung von Arten. Hier finden Sie zahllose spezialisierte Websites, die Ihnen dabei helfen, Ihre eigene Sammlung von Hinweisen und Anhaltspunkten aufzubauen. Ich selbst nehme laufend neue Bilder und Informationen in meiner Website auf. Sie finden Sie unter www.naturalnavigator.com.

1

Einleitung

Vor zehn Jahren ging ich nach einer langen anstrengenden Wanderung an einem bretonischen Strand spazieren. Aus einem der teureren Hotels kam ein junges Paar. Wegen ihrer Badekleidung, ihrer Frisuren und ihrer Körpersprache hielt ich die beiden für Festlandseuropäer. Die Gesprächsfetzen, die ich vernahm, bestätigten meine Vermutung: Sie waren Italiener.

Als die erste Welle ihre Füße überspülte, blieben die beiden stehen und taten das, was viele Menschen in dieser Situation unbewusst tun: Sie kontrollierten, ob ihr Schmuck noch da war. Beide tasteten mit der rechten Hand nach den Fingern der Linken, und das lenkte meine Aufmerksamkeit auf ihre Eheringe. Angesichts ihres Alters und des luxuriösen Hotels lag der Schluss nahe, dass sie sich vermutlich auf ihrer Hochzeitsreise befanden.

In weniger als zehn Sekunden hatte ich mir bereits ein gewisses Bild dieses Paares gemacht, indem ich aus Auffälligkeiten Schlüsse gezogen habe – wie es die Detektive in Kriminalromanen tun. Diese einfachen logischen Schlussfolgerungen haben mir den Spitznamen »Holmesian« eingetragen, eine Anspielung auf einen der berühmtesten Detektive, Sherlock Holmes, der Unbekannte auf ähnliche Weise zu analysieren pflegte.

Gegen Abend sah ich das Paar wieder. Sie waren dabei, am Strand Holz für ein Lagerfeuer aufzuschichten. Anhand der Hinweise, die ich ausmachen konnte – darunter das Verhalten der Vögel und Insekten, die Flechten auf den Steinen, die Wolken, Sonne und Mond – rechnete ich mir aus, dass die Sonne in 40 Minuten untergehen würde. Kurz danach würde sich die Wolkendecke zuziehen, bald darauf würde es regnen, und die Flut würde das kleine Lagerfeuer eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang löschen.

Das junge Paar schien vorzuhaben, nachts am Lagerfeuer zu liegen und die Sterne zu betrachten, doch Meer und Himmel hatten andere Pläne. Die beiden würden sich gezwungen sehen, früh ins Bett zu gehen, was unter den gegebenen Umständen für sie sicher keine Katastrophe war.

Weil ich den Strand verließ, weiß ich nicht, was in jener Nacht dort geschah. Auch unserem logischen Denken sind Grenzen gesetzt, doch sind diese Grenzen wesentlich großzügiger angelegt, als die meisten von uns denken. Tatsächlich wendet der moderne Mensch seine Fähigkeit, Schlüsse zu ziehen, nur allzu selten auf die ihn umgebende Natur aus. Doch das wird sich für Sie nun bald genug ändern.

Als ich Mitte 20 war, hatte ich einmal zwischen zwei Jobs viel Zeit und noch mehr Lust auf eine richtige Wanderung. Bei einem Treffen mit einem Freund namens Sam, der eine ähnliche ­Unrast verspürte, beschlossen wir, dass eine Tour von Schottland nach London das Richtige für uns sei, genauer gesagt: von Glasgow nach London. Wir legten pro Tag durchschnittlich etwas über 30 Kilometer zurück und erreichten fünf Wochen nach dem Aufbruch unser Ziel in London, nachdem wir unterwegs eine ordentliche Portion Großbritan­nien, viel Schönes und auch viel Hässliches gesehen hatten.

An einen bestimmten Tag dieser Wanderung erinnere ich mich besonders gerne. Es war in der dritten Woche, und wir hatten gerade mit dem Anstieg auf einen Berg des Peak District begonnen, als am Horizont zwei dunkle Silhouetten auftauchten. Wenige Minuten später waren sie bereits so nahe, dass wir sie als »ordentliche« Wanderer identifizieren konnten. Genauer gesagt waren es Wanderer mit einem ordentlichen Budget, denn sie besaßen Ausrüstungsteile, die ich mir nie hätte leisten können und von denen ich nicht einmal gewusst hatte, dass es sie gab. Allein ihre Wanderstöcke hatten sicherlich mehr als unsere Rucksäcke mitsamt Inhalt gekostet. Die beiden blieben vor uns stehen. Sie taxierten verächtlich unsere T-Shirts, Shorts und billigen Turnschuhe, und der eine sagte: »Sie wollen doch wohl nicht mit der Ausrüstung da hinaufgehen?«

Wir nahmen ihm diese Bemerkung nicht übel, denn wir sahen tatsächlich aus wie zwei Leute, die vom richtigen Wandern keine Ahnung haben. Gönnerhaft fragte der andere uns dann noch:

»Wo kommen Sie denn her?«

»Glasgow«, erwiderten Sam und ich gleichzeitig.

Daraufhin schwiegen die beiden, und Sam und ich setzten unseren Weg fort.

Die meisten Wanderratgeber, die ich im Lauf der Jahre aufgeschlagen habe, ließen sich sehr ausführlich über die Wahl der richtigen Ausrüstung und die Vermeidung von Gefahren aus. Ich finde sie langweilig, denn ich wandere nicht, um mich dabei ausschließlich in einer sicheren und bequemen Welt zu bewegen. Ich persönlich würde lieber beim Wandern sterben als vor lauter Langeweile beim Lesen all dieser Sicherheitstipps.

Als ich dieses Buch geschrieben habe, bin ich davon ausgegangen, dass Sie die üblichen Sicherheitsvorkehrungen beim Wandern kennen und bestimmt die richtigen Socken anziehen. Sollten Sie zu der Sorte Menschen gehören, die im Nachthemd eisklettern geht, dann braucht es meiner Meinung nach mehr als ein Buch, um Ihnen Sicherheitsdenken beizubringen. Für den Durchschnittswanderer dagegen fasse ich meine Sicherheitswarnungen in vier Worte zusammen: Seien Sie nicht leichtsinnig!

Nun aber genug davon. Für bestimmte Tätigkeiten braucht man einfach die richtige Ausrüstung. In den Anhängen hinten im Buch ab Seite 361 finden Sie die Beschreibungen von Methoden zur Berechnung von Entfernungen, Höhen, Winkeln usw. Für keine davon müssen Sie etwas Besonderes kaufen oder mitschleppen. Dennoch sind sie alle bemerkenswert nützlich.

Die meisten Wanderbücher informieren ihren Leser über eine besondere Region. Dieses Buch tut das nicht, sondern stellt Methoden der Orientierung vor, die beinahe überall angewendet werden können, und zeigt, wie sich diese Methoden miteinander kombinieren lassen, um die Wanderung interessanter zu gestalten. Wo nicht anders angegeben, können Sie davon ausgehen, dass die beschriebenen Methoden in den gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel funktionieren, und damit also im Großteil Europas, in Großbritannien sowie auch in den USA.

Dies ist ein Buch über Hinweise und Zeichen in der Natur und die Kunst, sie zu erkennen und zu nutzen. Ziel dieses Buches ist es, Ihre Wanderungen – egal, welche Länge sie haben werden – wesentlich interessanter zu machen. Ich hoffe, dass es Ihnen gefallen wird.

Für Sophie, Benedict und Vincent

2

Es kann losgehen

Wie kann ein Geruch einen Eisenbahnzug herbeizaubern?

Ein kleiner Hinweis kann Ihre Vorstellung von Ihrer Umgebung dramatisch verändern. Stellen Sie sich vor, dass Sie an einem kalten Morgen spazieren gehen und einen anhaltenden Rauchgeruch wahrnehmen, obwohl Sie nirgends ein Feuer sehen. Welche Schlüsse würden Sie daraus ziehen? Denken Sie bitte eine Minute lang darüber nach, bevor Sie weiterlesen.

Rauchgeruch an einem kalten Morgen

Wenn Sie an einem kalten Morgen Rauch riechen, dann besteht wahrscheinlich eine Inversionswetterlage, die immer dann auftritt, wenn eine Schicht Warmluft eine darunterliegende kühlere Luftschicht in Oberflächennähe am Entweichen hindert. Rauch aus ­Fabrikschloten und Kaminen wird in Oberflächennähe gehalten und breitet sich unterhalb der Warmluftschicht aus, sodass es überall nach Rauch riecht.

Inversionswetterlagen lösen einen »Sandwicheffekt« aus, bei dem Geräusche, Licht und Radiowellen zwischen der Oberseite der kalten Luft und dem Boden hin- und hergeworfen werden.

Unter diesen Bedingungen tragen Geräusche weiter und klingen lauter, sodass Sie Flughäfen, Straßen oder Züge hören, die sonst ­außerhalb Ihrer Hörweite liegen. Auffälliger wird dies, wenn in der Umgebung sehr laute Geräusche entstehen. Ein sehr tragisches, aber anschauliches Beispiel für dieses Phänomen trug sich um die Mitte des letzten Jahrhunderts zu.

Bei einer Explosion entsteht ein extrem lautes Geräusch, das Stoßwelle oder Knallwelle genannt wird. Durch einen der frühesten Atomwaffentests in Russland 1955 bildete sich eine Stoßwelle, die aufgrund der Inversionswetterlage von der Warmluftschicht abprallte, in Semipalatinsk ein Gebäude zum Einstürzen brachte und dessen vier Bewohner tötete.

Licht wird bei einer Inversionswetterlage gebrochen, und dieses Brechen der Lichtstrahlen führt zu optischen Illusionen. Unter normalen atmosphärischen Bedingungen erscheinen sehr weit entfernte Gegenstände verkürzt und zusammengedrückt; das ist der Grund, warum die Sonne beim Sonnenuntergang oft oval aussieht. Bei einer Inversionswetterlage geschieht das Gegenteil, und die Objekte werden optisch in die Länge gezogen. Die Folge davon ist eine als Fata Morgana bezeichnete Illusion: Objekte scheinen in der Ferne zu schweben, es ist, als flögen Brücken und Schiffe über das Wasser. Eine Inversion verbessert auch Ihre Chancen, Zeuge eines grünen Blitzes zu werden – eines Phänomens, bei dem im Augenblick des Sonnenuntergangs kurz grünes Licht aufleuchtet.

Radiowellen, und insbesondere Ultrakurzwellen, prallen auf dieselbe Weise ab wie Schallwellen, und reisen dann auch weiter. Anstatt in die Atmosphäre zu entweichen, setzen sie ihre Reise in der »eingeklemmten« Luftschicht fort, und man bekommt plötzlich Radiosender herein, die normalerweise weit außerhalb des eigenen Empfangsradius liegen. Man spricht dann von troposphärischen Überreichweiten, die es lange vor der Erfindung des Internets ermöglichten, weit entfernte Sender zu hören.

Inversionswetterlagen können aber auch, besonders entlang von Küstenlinien, zu den umgangssprachlich als Wellensalat bezeichneten Interferenzen führen, weil sich die Radiowellen von eigentlich weit voneinander entfernten Sendern plötzlich überlappen.

Bei Inversionen ist das Auftreten von Nebel am Morgen oder am Abend sehr wahrscheinlich. Wenn der zurückgehaltene Rauch und der Nebel dicht sind, entsteht Smog. 1952 hatte eine Inversionswetterlage in London eine extreme Smogbildung zur Folge, und rund 11 000 Menschen starben an Erkrankungen des Atmungssystems.

Eine Inversionswetterlage ist ein faszinierendes meteorologisches Phänomen, allerdings aber auch nicht besonders gesund, und deshalb ist es gut, dass sie normalerweise nicht sehr lange anhält.

Das Wahrnehmen eines speziellen Geruchs kann unsere Gedanken auf weite Reisen schicken. Sinne und Gedanken, Beobachtungen und Schlussfolgerungen – diese einfachen zweistufigen Prozesse verwandeln einen langweiligen Spaziergang in eine intellektuelle Her­ausforderung. Das eine geht nicht ohne das andere: Das Gehirn arbeitet nur, wenn es Sinnesreize erhält, und die Sinne bleiben nur dann aufmerksam, wenn das Gehirn sie immer wieder zur Wachsamkeit aufruft. Bei unseren aufmerksamen Spaziergängen stellt das Gehirn eine Reihe von Fragen: In welche Richtung schaue ich? Wie verhält sich das Wetter? Wie weit ist das Objekt entfernt? Wie warm oder wie kalt ist es gerade? Wie alt ist das? Was werde ich als Nächstes sehen?

Diese einfachen Fragen und viele andere, die mithilfe der Wahrnehmung von Gerüchen, Schatten, Farben und Formen beantwortet werden können, veranlassen Sinne und Verstand zu einer kurzweiligen Zusammenarbeit. Aber ich muss Sie warnen: Nicht jedem Wanderer oder Spaziergänger macht das wirklich Spaß. Denn manche Leute schalten beim Gehen lieber das Denken ab, und wenn denen das so gefällt, ist das auch völlig in Ordnung. Viele andere aber wollen gleichzeitig mit den Beinen auch den Verstand trainieren, und genau für diese Spaziergänger ist dieses Buch gedacht. All jenen ­unter uns, die der Ansicht sind, dass das Gehirn im Schlaf und nach dem Tod genügend Zeit zum Ausruhen hat, schenkt Wandern neue Einsichten. Immer mal wieder kommt es vor, dass Vertreter beider Gruppen gemeinsam wandern und das als angenehm empfinden; es kann aber auch schiefgehen, und deshalb ist es wohl klüger, beide spazieren getrennt voneinander und auf jeweils eigene Faust.

Wenden wir uns nun aber wieder unserem eigentlichen Ziel zu, das darin besteht, frische Luft in ein Elixier für frisches Denken zu verwandeln. Das funktioniert am besten, wenn man die Elemente, mit denen sich der Wanderer unterwegs befassen wird, getrennt voneinander behandelt. Boden, Himmel, Pflanzen und Tiere werden in einzelnen Kapiteln vorgestellt, damit sich der Wanderer nach und nach mit den Hinweisen vertraut macht, die er von ihnen erwarten kann. Denken Sie aber bitte daran, dass die Natur nicht mit Kategorien arbeitet, sondern uns stets ein unsortiertes Wirrwarr von Informationen serviert. Während uns die Knicke in den Wurzeln eines Baumes als Kompass dienen können, verraten die Farben eines Felsens den günstigsten Zeitpunkt für einen Nachtspaziergang.

Sind Sie erst einmal mit allen Elementen vertraut, so steigen die Chancen dafür, dass Sie tatsächlich die große, schwindelerregend einzigartige Naturerfahrung erleben und zu verstehen beginnen, was in der Welt ringsum geschieht. Bevor es aber so weit ist, müssen erst noch einige grundlegende Sachverhalte erläutert werden.

| Die geheimen Zeichen der Natur

Es kann losgehen |

3

Boden

Was verrät uns die Farbe des Schlamms?

Gewöhnen Sie sich an, zu Beginn einer Wanderung alle Erhebungen und Täler, alle Senken und Linien ringsum zu betrachten und nach Formen und Mustern zu suchen. Dabei macht es keinen Unterschied, ob Sie über sanfte Hügel spazieren oder aber eine Trekkingtour im Himalaja unternehmen. Hinweise kann man in einer Landschaft nur dann finden, wenn man sie gründlich studiert. Anfangs fällt es vielen leichter, sich die Landschaft im Vergleich mit der Karte anzuschauen. Doch eigentlich sollte nicht die Karte die Landschaft erklären, sondern die Landschaft sollte für uns zu einer Karte werden. Schließlich wanderten die Menschen jahrtausendelang zu Fuß und ohne Karte über die Erde.

In meinen Kursen erkläre ich gerne anhand einer Übung, wie wichtig es ist, sich die Umgebung genauer anzusehen. Auf einer Hügelkuppe frage ich die Kursteilnehmer, welches wohl die auffallendste Veränderung sein wird, die wir auf unserer Wanderung erleben werden. Stets drehen sich ein paar besorgte Gesichter zum Himmel und suchen ihn nach Anzeichen für einen bevorstehenden Wetterwechsel ab, finden aber keine. Danach bitte ich die Gruppe um eine Liste der Landschaftsmerkmale, die sie ringsherum ausmachen können.

»Ein Bauernhof, der Waldrand, zwei Gipfel, die Küste, ein ferner Radiomast, drei Wege, von einem Feuer aufsteigender Rauch, der Stadtrand, eine Straße, eine Mauer …« Die Liste wird immer länger.

Anschließend gehen wir zehn Minuten lang weiter, und weil wir auf der Hügelkuppe waren, führt unser Weg uns zwangsläufig nach unten. Sobald wir die bewaldete Talsohle erreicht haben, bitte ich die Gruppe erneut, alle Landschaftsmerkmale zu nennen, die sie in diesem Moment sehen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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