Die Geisterhelfer – Ein Knochen kommt selten allein - Tina Blase - E-Book

Die Geisterhelfer – Ein Knochen kommt selten allein E-Book

Tina Blase

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Beschreibung

Ein neuer Fall für die Geisterhelfer

Leo Helsing Krüger hat einen siebten Sinn für Geister – leider, denn gruselig ist die Sache schon. Als ihn das hübscheste Mädchen der Schule um Hilfe bittet, weil es bei ihr zu Hause spukt, sagt Leo trotzdem zu. Aber seine Geisterhelferpartnerin Antonia ist wenig begeistert. Schließlich haben die beiden noch mit einem anderen Fall zu tun: Eine besorgte Geisterdame hat sie beauftragt, ihren Hund Rex zu finden. Ohne Antonia ist Leo jedoch nur ein halbes Team und will es auf keinen Fall mit einem Poltergeist aufnehmen ...

»Ein Knochen kommt selten allein« ist der zweite gruselig-lustige Fall für die Geisterhelfer Leo und Antonia.

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Seitenzahl: 146

Veröffentlichungsjahr: 2025

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© 2025 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der

Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

[email protected]

(Vorstehende Angaben sind zugleich

Pflichtinformationen nach GPSR)

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Almut Schmidt

Illustrationen: Monika Parciak

Umschlaggestaltung: Christian Keller unter Verwendung einer Illustration von Monika Parciak

aw · Herstellung: UK

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-30970-1V002

www.cbj-verlag.de

LEOHELSINGKRÜGER

fürchtet sich im Dunkeln, kam in einem Sarg zur Welt und hat unfreiwillig einen siebten Sinn für Geister.

Motto: »Wenn ich nicht hinsehe, verschwindet der Spuk vielleicht einfach wieder.«

ANTONIAMURKWITZ

liebt die Nacht, trägt gerne Schwarz und hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.

Motto: „Geister haben Probleme wie alle anderen Menschen auch – höchste Zeit, sich darum zu kümmern!“

Inhalt

1. Die dampfende Dame

2. Susis Salon

3. Aua, Krokodile!

4. Die Siedlung

5. Kein Frieden für Idil

6. Shirin-Estelle

7. Bauhaus, der Hässliche

8. Antonia hat Vorurteile

9. Im Spukhaus

10. Kalte Füße

11. Shirin-Estelles (Alb-)Traum

12. Der grüne Kobold

13. Versprochen – bei meinen Knochen

14. Helsing Hasenfuß (mal wieder)

15. Alles verloren

16. Gipfelsturm im Mädchenklo

17. Mission Bauhaus

18. Ein neuer Mitbewohner

19. Die Poolparty

20. Grün vor Wut

21. Die Geisterfalle

22. Egon Edgar Scrooge

23. Noch ein glücklicher Geist

24. Drei Geisterhelfer

1. Die dampfende Dame

Mit ausgestreckten Armen weht die Erscheinung auf uns zu. Sie schimmert grünlich in der Dunkelheit und eiskalter Nebel strömt von ihr aus. Besonders an der Stelle, wo der Geisterfrau der halbe Kopf fehlt, dampft sie wie ein kleiner Fabrikschlot.

»Mein Leben, mein Ein und Alles – verloren!«, jammert sie mit ihrer hohlen Geisterstimme.

»Stopp!«, schreie ich aus der Deckung hinter Antonias Rücken. »Kein Stück weiter! Berühren verboten oder …« Herrje, womit soll man jemandem drohen, der bereits tot ist? Außer vielleicht … »Oder ich höre nicht weiter zu!«, ergänze ich schnell.

Aha! Die Geisterfrau bleibt tatsächlich stehen. Besser gesagt, sie schwebt still, stehen passt nicht zu dieser extra nebligen, schwadrigen Nummer, die sie da abzieht. Stehen ist ja etwas Festes, Stabiles. Hat sie überhaupt noch ihre Beine? Doch, ja, unter ihrem langen, farblosen Mantel schauen Stiefel hervor. Allerdings fehlen auf einer Seite die Schnürsenkel.

Kurz dampft sie weniger, als hätte man einen Deckel auf einen Kochtopf gesetzt. Habe ich sie etwa erschreckt?

Doch dann legt sie ihren Kopf schief, was wegen der fehlenden Hälfte schon wieder furchtbar gruselig aussieht, und das Gedampfe geht weiter.

»Verloren, mein armes Leben! Wo nur, wo?«, wimmert sie wieder.

Gänsehaut kribbelt auf meinen Armen, und ich höre ein lautes Klappern, das anscheinend aus meinem Mund kommt. Das ist nicht gut, gar nicht gut. Wenn das so weitergeht mit den Geisterbegegnungen, muss ich mir eine Knirschschiene besorgen, so eine eklige wie Papa und Mama nachts tragen, sonst habe ich früher oder später nur noch Stummel im Mund. Außer Brei geht dann nichts mehr und ich hasse Brei. Vorsorglich beiße ich mir also fest auf die Lippe, was ein bisschen wehtut, mir aber hilft nachzudenken.

Was jetzt, was tun? Unserem letzten Fall, Geisteropa Holle, konnten wir ja tatsächlich helfen, aber dieses Mal sehe ich schwarz, die Sache ist hoffnungslos. Einer Toten, die ihr Leben zurückwill, kann auch der beste Geisterhelfer nicht helfen.

»Antonia!«, zische ich und zupfe an der Kapuze ihres schwarzen Parkas. »Antonia, denkst du, was ich denke?«

Antonia dreht sich zu mir um, wodurch sie dem Geist jetzt gruseligerweise den Rücken zuwendet. Was sie aber nicht weiß, da sie den Geist ja nicht sehen kann. Leider ist das mein Talent, ich kann Geister sehen und hören. Niemand hat mich gefragt, ob ich dieses Talent überhaupt haben will. Falls mich jemand gefragt hätte, hätte ich mir auf jeden Fall was anderes ausgesucht. Vielleicht was Sportliches, Fußballspielen zum Beispiel, damit findet man sofort überall Freunde. Stattdessen habe ich eine Garantie auf lebenslangen Horror bekommen. Na, herzlichen Dank!

»Woher soll ich wissen, was du denkst?«, fragt Antonia ungeduldig.

Sie ärgert sich mal wieder, weil sie nichts sieht und hört. Denn im Gegensatz zu mir wäre das Geisterding ihr Top-1-Wunschtalent gewesen. Antonia spinnt ein wenig. Sie ist außerdem alt, schon zwölf, aber sie ist trotzdem auch nett und meine Freundin. Und das nicht nur, weil sie nebenan wohnt.

»Wen siehst du da überhaupt? Ist es Agathe?«, fragt Antonia.

Ich schüttle den Kopf. Von den uns bekannten Geistern – Opa Holle, Agathe, Ferdi und Harry – ist die grünlich schimmernde Agathe diejenige, die mir immer am meisten Angst einjagt, aber diese Erscheinung hier hält eindeutig den Gruselrekord.

»Nein, es ist jemand Neues«, flüstere ich Antonia zu. »Eine Frau, glaube ich, aber ganz sicher bin ich nicht, denn ihr fehlt der halbe Kopf.«

»Oha!« Antonia schluckt. »Wie ist das denn passiert?«

»Weiß ich nicht, aber stell dir vor, sie sucht ihr verlorenes Leben! Arme Irre, die hat den Schuss nicht gehört. Verrückt, plemplem, nicht mehr alle Tassen im Schrank, rausgefallen, zusammen mit ihrem halben Gehirn!«

»Leo!« Antonia schnalzt empört mit der Zunge.

»Was denn? Ist das mal wieder nicht korrekt? Meine Güte, was du immer hast, sie ist doch schon tot!«

»Das bedeutet nicht, dass sie keine Gefühle mehr hat!«, schimpft Antonia. »Das solltest du seit Opa Holle doch wissen!«

Meine Wangen werden ein bisschen heiß, weil sie damit natürlich recht hat, aber es gibt jetzt wirklich Wichtigeres zu besprechen. Ich versuche auch so einen missbilligenden Zungenschnalzer, doch heraus kommt nur ein lauter Schmatzer. Antonias dunkle Augenbrauen heben sich.

»Können wir mal zum Punkt kommen!«, sage ich schnell. »Wie bringen wir ihr bei, dass sie mausetot ist und auch bleibt? Am Ende wird sie noch richtig wütend und das will ich auf keinen Fall!«

Jetzt ziehen sich Antonias Brauen zusammen, sie denkt nach.

»Frag sie, wie das passiert ist. Dann sieht sie vielleicht ein, dass sie tot ist.«

»Mmh.« Ich schaue über Antonias Schulter zu der dampfenden Geisterdame. Hoffnungsvoll winkt sie mir zu. Besonders garstig wirkt sie eigentlich nicht. Nur etwas durch den Wind.

Also gut. Ich denke an unseren Erfolg mit Geisteropa Holle und wie glücklich wir meinen neuen Klassenkameraden Dennis damit gemacht haben und nehme meinen ganzen Mut zusammen. Schließlich bin ich Leo Helsing Krüger, der furchtlose Geisterhelfer, den neuerdings nichts mehr schrecken kann! Das hatte ich nur eben kurz vergessen, als die Geisterfrau so plötzlich über die Hundewiese angedampft kam. Immerhin sind wir noch ein ganzes Stück vom Friedhof entfernt, da rechnet man ja nicht mit so was. Normalerweise können sich Geister nämlich nicht weit von ihrem Grab entfernen.

Vorsichtig trete ich aus Antonias Schatten. Damit meine ich natürlich keinen richtigen Schatten, denn es ist ja schon dunkel, ich verlasse besser gesagt die Deckung hinter ihrer langen, schwarz gekleideten Gestalt und mache zwei mutige Schritte auf die Geisterfrau zu. Und wieder einen Schritt zurück, denn ihr eiskalter Dampf lässt mir sofort die Haare zu Berge stehen!

»W-wollen Sie uns nicht erzählen, was Ihnen passiert ist?«, frage ich höflich. Dabei bemühe ich mich, nur ihre heile Gesichtshälfte anzuschauen, was gar nicht so einfach ist, denn das dampfende Loch lenkt ziemlich ab.

Die Geisterfrau nickt traurig. »Wir waren auf dem Weg zu Susi, zum Waschen und Legen, wie jeden Donnerstag. Aber wir waren etwas spät dran und auf der anderen Straßenseite kam schon der Bus. In der Eile habe ich wohl nicht richtig auf den Verkehr geachtet. Tja, und jetzt bin ich hier …«

»Was sagt sie?«, zischt Antonia mir ins Ohr.

»Sie wollte irgendeine Susi waschen und ins Bett bringen, ist zum Bus gelaufen und dabei überfahren worden«, übersetze ich schnell für Antonia.

»Aber nein!« Die Geisterdame schüttelt den Kopf, wodurch sie eine Dampfspirale in den Himmel schickt. »Susi ist meine Friseurin!«

»Sie wollten Ihre Friseurin waschen und hinlegen?« Ich wechsle einen Blick mit Antonia, die die Stirn runzelt.

»Es spielt eigentlich auch keine Rolle«, erklärt die dampfende Dame. Ihre dünne Stimme klingt genervt. »Jedenfalls wurden wir dort auf der Straße getrennt, und nun kann ich ihn nicht mehr wiederfinden.« Bekümmert lässt sie die Schultern hängen.

»Ihn?« So langsam verstehe ich gar nichts mehr. Das ist das Problem mit Geistern. Sie reden meistens wirr, weil sie sich nicht mehr so gut an alles erinnern, nur noch an ihre Gefühle. Das macht es nicht leichter, ihnen zu helfen.

»Sie meinen ›es‹, oder?«, frage ich nach. »Ihr Leben, sie können es nicht mehr wiederfinden.«

»Nein, nein!«, ruft die tote Dame aus. Jetzt wirkt sie eindeutig verärgert, ein extra starker Dampfschwall geht von ihr aus. »Rex ist kein es!«, zischt sie. »Also wirklich. Mein treues kleines Herz, beleidige es nicht!«

Instinktiv greife ich nach Antonias Hand. Sie ist lang, schmal und tröstlich warm.

»Darf ich vorstellen? Das ist Antonia, meine Assistentin«, erkläre ich mit leicht zittriger Stimme. »Leider versteht sie die Geistersprache nicht, weshalb ich mich kurz mit ihr besprechen werde, bevor wir weiter …«

»Assistentin?«, wiederholt Antonia ungläubig. Mit einem Ruck entzieht sie mir ihre warme Hand.

»Partnerin? Auf jeden Fall Freundin!«, korrigiere ich schnell. Ich kann mir Antonias Zorn jetzt nicht leisten.

Nach einem Moment nickt sie zu meiner Erleichterung. »Partnerin ist okay. Also, erzähl schon.«

»Sie regt sich langsam auf«, flüstere ich ihr zu. »Statt einzusehen, dass sie dort auf der Straße ihr Leben verloren hat, spricht sie plötzlich von einem Rex. Und ich soll ihr treues Herz nicht beleidigen.«

Antonia klemmt sich ihre Unterlippe zwischen die Zähne. Plötzlich leuchten ihre dunklen Augen auf.

»Rex? Das könnte ein Hundename sein!«

»Ein Hundename? Du meinst, …«

»… dass sie ihren treuen Hund bei dem Unfall verloren hat. Los, frag sie!«

»H-hm.« Ich wende mich wieder an die dampfende Dame.

»Ist Rex zufällig ein Hund?«

»Natürlich ist er das! Oder glaubst du, die Leine ist für einen Hamster?« Die Geisterfrau schnalzt missbilligend mit der Zunge.

Also wirklich, können das alle außer mir? Plötzlich fällt mir die rote Hundeleine auf, die sie über der Schulter hängen hat. War die eben auch schon da?

»Volltreffer«, nuschle ich in Antonias Richtung, die erfreut auf den Zehenspitzen wippt.

»Das heißt, Sie haben Ihren Hund verloren, als Sie, ähm, gestorben sind«, fasse ich zusammen. »Und wir sollen …«

»… ihn wiederfinden, genau!« Die Geisterfrau verströmt wieder einen Extraschwall Dampf, aber diesmal wirkt sie definitiv mehr aufgeregt als verärgert. »Ich bin alleinstehend, versteht ihr? Niemand wird nach Rex suchen! Mein armer Schatz, wo steckt er jetzt, wie geht es ihm? Ach, die Ungewissheit bringt mich noch um!«

»Ähm, nein, das glaube ich nicht«, sage ich vorsichtig. »Sie sind nämlich schon tot. Das wissen Sie doch, oder?«

»Natürlich weiß ich das!«, fährt die Geisterfrau mich an. »Würde ich sonst zwei Geisterhelfer beauftragen müssen?«

Sprachlos starre ich sie an.

»Was ist, was sagt sie?«, hakt Antonia nach.

»Sie hat uns Geisterhelfer genannt. Und will uns beauftragen«, flüstere ich.

»Wie haben Sie von uns erfahren?«, fragt Antonia und schaut mit glänzenden Augen in die Richtung, in der sie die Geisterfrau vermutet.

»Von einem Gentleman namens Harry«, erklärt die dampfende Dame und hüstelt verlegen.

Ich hätte schwören können, ihre verbliebene Gesichtshälfte würde erröten. Aber das ist unmöglich, oder? Geister haben doch kein Blut, sie bestehen aus Dampf und ähnlichem Zeug – woraus genau eigentlich? – und können deswegen auch nicht rot werden.

»Harry hat uns empfohlen?«, wiederhole ich für Antonia.

»Er hat euch sehr gelobt«, bestätigt die dampfende Dame. »Ihr wärt verständige, tatkräftige Kinder, die sich nicht davor scheuen, sich auch mal die Hände schmutzig zu machen.«

»Ach was«, sage ich und schiele auf meine Fingernägel. So dreckig sind die eigentlich gar nicht.

»Ich erwarte von euch, dass ihr die Stadt auf den Kopf stellt, wenn es sein muss«, fährt die dampfende Dame fort.

Das klingt ziemlich forsch und wirft eine Frage auf.

»Sie wollen uns also beauftragen. Was hatten Sie denn als Bezahlung im Sinn?«

»Leo!«

Antonia wirft mir einen ungläubigen Blick zu. Klar, dass sie keine Bezahlung will, es reicht ihr bestimmt, einfach alle guten Geister glücklich zu machen. Aber sie hat den fordernden Ton der dampfenden Dame ja auch nicht gehört.

»Nun, da wird sich etwas finden, ich denke darüber nach«, erklärt die Geisterfrau ausweichend. »Also abgemacht, ihr findet meinen Rex. Verschwendet bitte keine Zeit! Ich erwarte euch wieder hier zum Bericht, morgen Abend um die gleiche Stunde.« Und mit einem Zischen löst sie sich einfach auf.

»Moment mal!«, rufe ich. »Wir wissen doch noch gar nichts. Wo war denn der Unfall?«

Ein kalter Luftzug streift mein Gesicht.

»Auf dem Weg zu Susis Salon, bei der Bushaltestelle. Hab ich doch schon gesagt«, haucht es schwach in mein Ohr.

»Auf dem Weg zu Susis Salon, okay!«, wiederhole ich für Antonia. »Aber welche Bushaltestelle ist das?«

Doch es kommt keine Antwort mehr, sie ist endgültig fort.

»Du hast sie vergrault mit deiner blöden Frage nach Bezahlung!«, schimpft Antonia. »Dabei versteckt sich Rex jetzt wahrscheinlich irgendwo, einsam, verschreckt, hungrig und frierend!«

»Falls er nicht auch tot ist, das könnte doch sein«, wende ich ein. »Und sie hätte wirklich netter fragen können!«

In Wahrheit tut mir Rex ja auch leid. Ich hoffe, er lebt noch. Einen warmen, lebendigen Hund zu suchen, finde ich nicht so schlimm. Sogar richtig gut, wenn ich es damit vergleiche, ein Grab auszuräumen oder in dunkle, verlassene Spukhäuser einzubrechen, was wir für unsere letzten Geisterhelferaufträge tun mussten.

Antonia schnaubt. »Los, komm, wir suchen nach dieser Susi beziehungsweise ihrem Salon. Das ist die Friseurin, oder? Wenn die Verstorbene da Stammkundin war, weiß Susi vielleicht ihren Namen und kann uns mehr erzählen.«

Ich hebe den Daumen. Wie immer weiß Antonia, was zu tun ist. »Aber zuerst schauen wir nach Opa Holle, den dürfen wir auch nicht vernachlässigen«, erinnere ich sie.

Antonia lächelt und zeigt mir ebenfalls den Daumen.

2. Susis Salon

»Wir haben einen neuen Fall«, berichte ich Dennis am nächsten Tag in der Schule. Das ist immerhin ein Vorteil dieser ansonsten unangenehmen Sache mit den Geistern: Man hat was Gutes zu erzählen.

»Was für einen Fall?«, fragt Dennis. Wir haben Englisch, was bedeutet, dass wir nebeneinandersitzen.

»Einen Geisterhelferfall natürlich«, flüstere ich ihm ins Ohr. »How do you do?«, schiebe ich in normaler Lautstärke nach, als Frau Minnemann, die Englischlehrerin, in unsere Richtung schaut.

»Fine, thank you!«, antwortet Dennis etwas zu laut. »Echt? Was will der Geist diesmal? Wer ist es?«, flüstert er aufgeregt.

Frau Minnemann kommt an unseren Tisch und runzelt die Stirn. »Mit den Begrüßungsformeln sind wir durch, konzentriert euch jetzt bitte auf eine Situation beim Arzt.«

Ich nicke ihr zu und sehe dann wieder zu Dennis, der mich noch immer aus aufgerissenen Augen anstaunt.

»Please help me, I had a car accident«, sage ich.

»Are you hurt?«, fragt Dennis erschrocken.

»Yes. Here.« Ich nicke und fasse mir an die linke Kopfhälfte, die bei der Geisterfrau fehlt.

»Very good.« Frau Minnemann lächelt und geht einen Tisch weiter, wo Ziggy sich den Bauch hält und Würgegeräusche von sich gibt, während Liam und Jonas sich kringeln vor Lachen.

»Es ist eine tote Frau. Sie sieht richtig übel aus, ihr halbes Gehirn hängt aus dem Kopf!«, flüstere ich Dennis zu, der sich die Hand vor den Mund schlägt. Ich nicke vielsagend. »Zombiealarm, aber ich bin ganz ruhig geblieben und hab nur gefragt, was sie von uns will.«

»Uns?«, fragt Dennis.

Ich zögere. »Antonia war dabei«, gebe ich dann zu. »Wir sind so was wie Partner in der Geisterhilfe.«

Zu meiner Überraschung scheint Dennis das gar nicht komisch zu finden. »Und was will sie? Diese Zombiegeisterfrau?«, fragt er nur.

»Dass wir ihren Hund finden, den sie nach ihrem Tod aus den Augen verloren hat. Falls er noch lebt.«

»Ah.«

Wir schweigen einen Moment. Frau Minnemann sieht schon wieder zu uns rüber. Wie macht sie das nur? Immerhin reden im Klassenzimmer 25 Leute gleichzeitig!

»And how is my grandfather doing?«, fragt Dennis.

»He is alright«, sage ich und denke an die lauten Schnarchgeräusche, die ich gestern aus Opa Holles Grab gehört habe. »Sleeping like a dead man.«

Ich bin jetzt wie ein Geheimagent. Am Vormittag tue ich so, als sei ich ein gewöhnlicher Schüler. Nach der Schule aber werde ich zu Geisterhelfer Leo Helsing Krüger. Dann kümmere ich mich zusammen mit meiner Partnerin Antonia Murkwitz um die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Oder besser gesagt im Tod. An Antonias funkelnden Augen und dem entschlossen gereckten Kinn erkenne ich, dass sie genauso fühlt wie ich. Wir sind zwei Agenten in geheimer Mission! Und die führt uns als Erstes zu Susis Salon.

Susis Salon ist ein kleiner Friseurladen mit nur drei Stühlen darin. Zwei davon sind leer. Auf dem dritten sitzt eine Omi, die in einer Zeitschrift blättert, während ihr Kopf in einem gigantischen Lampenschirm steckt. Das Loch im Kopf der Geisterfrau fällt mir ein. Natürlich ist das auf dem Weg zum Friseur passiert, nicht beim Friseur, aber ich hoffe trotzdem, die Omi kommt da heil wieder raus.

»Was ist das?«, frage ich Antonia.

Sie hebt die Schultern. »Eine Art Föhn, glaube ich.«

Ich nicke, als hätte ich das auch schon vermutet. »Hoffentlich nicht zu heiß!«