Die Goldfunde in den Prunkgräbern von Leubingen und Helmsdorf. Unterschiede und Gemeinsamkeiten - Dennis Hogger - E-Book

Die Goldfunde in den Prunkgräbern von Leubingen und Helmsdorf. Unterschiede und Gemeinsamkeiten E-Book

Dennis Hogger

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Archäologie, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit sollen die sogenannten „Fürstengräber“ von Leubingen und Helmsdorf, die beide in die Frühbronzezeit datieren, vorgestellt werden. Diese Grabbefunde sind wegen vielerlei Aspekte interessant – hier soll sich vor allem auf den jeweils beigegebenen Goldschmuck konzentriert werden. Nach einer allgemeinen Einführung zum Prunkgrab von Leubingen (Kap. 2) mitsamt seines Goldinventars (Kap. 3) soll ebenso die Bestattung von Helmsdorf (Kap. 4) sowie der darin enthaltene Goldschmuck (Kap. 5) vorgestellt werden. Anschließend sollen beide Befunde systematisch hinsichtlich ihrer Gemeinsamkeiten und Unterschiede verglichen werden (Kap. 6). Als nächstes wird der Blickwinkel erweitert, und die beiden „Fürstengräber“ in einen regionalen und überregionalen Kontext ähnlicher Funde und Befunde gestellt (Kap. 7). Abschließend wird der Frage nachgegangen, wie sich der Reichtum der beiden frühbronzezeitlichen Bestattungen soziologisch deuten lässt (Kap. 8).

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Inhaltsverzeichnis

 

1. Einleitung

2. Das Prunkgrab von Leubingen

3. Das Goldinventar von Leubingen

4. Das Prunkgrab von Helmsdorf

5. Das Goldinventar von Helmsdorf

6. Vergleich zwischen den Befunden von Leubingen und Helmsdorf

7. Der regionale und überregionale Kontext

8. Die soziologische Interpretation der mitteldeutschen „Fürstengräber“

9. Schlussbemerkung

Literaturverzeichnis

Abbildungsteil

 

1. Einleitung

 

 „Denn da sie aus zwar sehr zierlichen, aber billigen tönernen und irdenen Gefäßen essen und trinken, so verfertigen sie aus Gold und Silber Nachtgeschirre und andere zu niedrigstem Gebrauche bestimmte Gefäße für die gemeinschaftlichen Hallen sowohl als für Privathäuser. Überdies werden Ketten und dicke Fesseln für die Sklaven aus diesen Metallen gefertigt. Endlich werden all denen, die durch ein Verbrechen ehrlos geworden sind, goldene Ringe in die Ohren gehenkt, goldene Fingerringe angesteckt, eine goldene Kette um den Hals getan und um den Kopf wird ihnen eine goldene Schnur gebunden. So sorgen sie auf alle Weise dafür, dass Gold und Silber bei ihnen eine schimpfliche Rolle spielen […].“[1]

 

Was der englische Humanist Thomas Morus Anfang des 16. Jahrhunderts über das imaginäre Volk der Utopier geschrieben hat, dürfte schon den damaligen Lesern unglaubwürdig erschienen sein. Noch mehr ist das in unserem heutigen, aufgeklärten Zeitalter der Fall, hat uns doch jahrhundertelange ethnologische und historische Forschung den Blick dafür geschärft, welche Beschreibungen fremder Völker als authentisch, und welche als fragwürdig zu kennzeichnen sind. So wissen wir heute, dass die Einstellung zu Edelmetallen, wie sie laut Morus in Utopia vorherrscht, in keinem realen Volk anzutreffen ist. Insbesondere Gold hatte überall, wo Zugang zu diesem Metall bestand, höchsten materiellen und ideellen Wert.

 

Dass dies nicht nur für die historischen Gesellschaften gilt, sondern auch für die vorgeschichtlichen, dafür sprechen eine Reihe von Befunden. Zunächst einmal ist auffällig, dass Gold schon sehr früh abgebaut und verarbeitet wurde, obwohl es wegen seiner geringen Härte funktional kaum zu gebrauchen ist. Die vorgeschichtlichen Menschen müssen diesem Metall einen nicht-funktionalen Wert zugesprochen haben. Doch worin bestand dieser? Eine Antwort darauf muss natürlich an die Untersuchung konkreter Funde und Befunde geknüpft sein, um nicht in reine Spekulationen zu verfallen.

 

In der folgenden Arbeit sollen zwei Befunde vorgestellt werden, in denen Erzeugnisse aus Gold eine besondere Rolle gespielt haben, und zwar die sogenannten „Fürstengräber“ von Leubingen und Helmsdorf, die beide in die Frühbronzezeit datieren. Diese Grabbefunde sind wegen vielerlei Aspekte interessant – hier soll sich vor allem auf den jeweils beigegebenen Goldschmuck konzentriert werden.

 

Nach einer allgemeinen Einführung zum Prunkgrab von Leubingen (Kap. 2) mitsamt seines Goldinventars (Kap. 3) soll ebenso die Bestattung von Helmsdorf (Kap. 4) sowie der darin enthaltene Goldschmuck (Kap. 5) vorgestellt werden. Anschließend sollen beide Befunde systematisch hinsichtlich ihrer Gemeinsamkeiten und Unterschiede verglichen werden (Kap. 6). Als nächstes wird der Blickwinkel erweitert, und die beiden „Fürstengräber“ in einen regionalen und überregionalen Kontext ähnlicher Funde und Befunde gestellt (Kap. 7). Abschließend wird der Frage nachgegangen, wie sich der Reichtum der beiden frühbronzezeitlichen Bestattungen soziologisch deuten lässt (Kap. 8).

 

2. Das Prunkgrab von Leubingen

 

Leubingen liegt heute im Landkreis Sömmerda in Thüringen. Der dortige bronzezeitliche Grabhügel, der noch heute besichtigt werden kann, wurde 1877 durch den Archäologen F. Klopfleisch ausgegraben. Obwohl sich der Ausgräber entschlossen hatte, die Ergebnisse der Ausgrabung selbst zu publizieren, konnte er dieses Vorhaben bis zu seinem Tod 1898 nicht durchführen.[2] Erst 1906 veröffentlichte P. Höfer unter Heranziehung der originalen Aufzeichnungen Klopfleischs einen Grabungsbericht.

 

Zum Zeitpunkt der Ausgrabung 1877 hatte der Hügel von Leubingen eine Höhe von 8,50 m und einen Durchmesser von 34 m.[3] Die Schichtung des Hügels[4] (Abb. 1) weist an oberster Stelle eine 2 m hohe Begräbnisschicht mit ca. 70 Skeletten auf, die aber im vorliegenden Zusammenhang bedeutungslos ist, da sie erst in slawischer Zeit angelegt worden ist. Es folgt eine 4,5 m starke Erdschicht. Unter dieser beginnt eine 2 m hohe Steinpackung, innerhalb derer sich der eigentlich interessante Befund im Leubinger Grabhügel befindet, nämlich ein hölzerner Grabbau, der die Bestattung einer oder zweier Personen mit einem überaus reichen Beigabeninventar enthält. Dendrochronologisch konnte der Holzbau auf 1942 ± 10 v. Chr. datiert werden.[5] Relativchronologisch gehört er damit in die frühe Bronzezeit bzw. in die Aunjetitzer Kultur.

 

Das Grab hat eine Länge von 3,90 m und eine Breite von 2,10 m[6] (Abb. 2). Der Bestattete ist ein Mann senilen Alters. Über ihm befindet sich laut Klopfleisch und Höfer das Skelett eines ca. 10 Jahre alten Mädchens, und zwar liegt es im rechten Winkel zum Skelett des senilen Mannes, wobei sich beide Skelette in der Hüftgegend schneiden.[7] Inzwischen wird bezweifelt, dass dieses zweite Skelett tatsächlich dort aufgefunden wurde.[8] Letztlich dürfte aber am wahrscheinlichsten sein, dass der primär Bestattete, dem auch die Beigaben gelten, der senile Mann ist. Im vorliegenden Zusammenhang ist es daher relativ unwichtig, ob es ein zweites Skelett tatsächlich gegeben hat oder nicht.

 

Neben der eindrucksvollen Grabanlage ist es auch die Totenlage, welche die Bestattung als überaus exzeptionell kennzeichnet. Der Tote ist in Rückenlage bestattet, mit dem Kopf im Süden und den Beinen im Norden, was der üblichen Bestattungsweise in der Aunjetitzer Kultur widerspricht.[9]