Die Hedvig-Formel für glückliche Babys - Hedvig Montgomery - E-Book

Die Hedvig-Formel für glückliche Babys E-Book

Hedvig Montgomery

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Beschreibung

«Die Hedvig-Formel für glückliche Babys» ist das Handbuch der Bestsellerautorin Hedvig Montgomery für Eltern von Kindern im Alter von 0 bis 2 Jahren. Die erfolgreiche Familientherapeutin und Psychologin begleitet sie bei den ersten Schritten ihrer Babys, führt sie durch die verschiedenen Entwicklungsphasen. Wie erschaffen Eltern einen geschützten Raum für sich und ihr Kind, was ist wirklich die wichtigste Aufgabe eines Elternteils während dieser ersten zwei Jahre? Hedvig Montgomery gibt Eltern die Werkzeuge und das Wissen an die Hand, das sie benötigen, um sich sicher und kompetent zu fühlen in diesen innigen und turbulenten ersten 24 Lebensmonaten eines Kindes.

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Hedvig Montgomery

Die Hedvig-Formel für glückliche Babys

Aus dem Norwegischen von Nina Hoyer

Ihr Verlagsname

Über dieses Buch

«Die Hedvig-Formel für glückliche Babys» ist das Handbuch der Bestsellerautorin Hedvig Montgomery für Eltern von Kindern im Alter von 0 bis 2 Jahren. Die erfolgreiche Familientherapeutin und Psychologin begleitet sie bei den ersten Schritten ihrer Babys, führt sie durch die verschiedenen Entwicklungsphasen. Wie erschaffen Eltern einen geschützten Raum für sich und ihr Kind, was ist wirklich die wichtigste Aufgabe eines Elternteils während dieser ersten zwei Jahre? Hedvig Montgomery gibt Eltern die Werkzeuge und das Wissen an die Hand, das sie benötigen, um sich sicher und kompetent zu fühlen in diesen innigen und turbulenten ersten 24 Lebensmonaten eines Kindes.

Über Hedvig Montgomery

Hedvig Montgomery, geboren 1968, ist Psychologin und Familientherapeutin mit mehr als zwei Jahrzehnten Erfahrung. Neben ihrer Tätigkeit als Familientherapeutin hält sie Seminare, u.a. für FamLab. In ihrer auf fünf Bände angelegten Erziehungsreihe «Die Hedvig-Formel» bringt die Bestsellerautorin ihre Erkenntnisse und Erfahrungen auf den Punkt. Die Autorin lebt in Oslo.

Ihr Kind braucht Sie

Eines Tages ist es einfach da – Ihr Kind. Es ist nackt und hilflos; atmet, weint, schläft. Ein fertiges Geschöpf mit Fingern und Zehen. Ein neuer Mensch auf der Welt. Und alles, was es hat, sind Sie.

Und jetzt?

 

Dieses Buch ist Teil einer fünfbändigen Reihe. In Die Hedvig-Formel für eine glückliche Familie, dem ersten Band und einer Art Grundlagenwerk, gebe ich Ihnen sieben einfache Schritte an die Hand, die Ihnen helfen sollen, die Mutter oder der Vater zu sein, die Sie gerne sein möchten. Darin schildere ich Ihnen wesentliche Dinge, die Kinder brauchen, um glücklich und zufrieden und mit Ihrer Umwelt im Einklang aufzuwachsen. Das vorliegende Buch richtet sich speziell an Eltern mit Kindern im Alter von 0 bis 2 Jahren. Die folgenden Bände geben Einblick in die sich anschließenden Altersstufen, vom Grundschulalter bis zur Pubertät – mit allem, was Sie an guten wie an schlechten Tagen erwartet. Die universale Kindererziehung gibt es nicht – sie muss vielmehr auf die jeweilige Entwicklungsstufe des Kindes abgestimmt sein. Jeder Schritt auf dem Weg hin zum Erwachsenwerden birgt individuelle Herausforderungen und freudige Momente, und während der ganzen Zeit müssen Sie Ihr Kind richtig wahrnehmen und erkennen, wo er oder sie gerade steht.

 

In diesem Band verrate ich Ihnen, wie Sie Ihrem Kind in den ersten 24 Monaten seines Lebens gerecht werden können. Im ersten Teil veranschauliche ich, inwiefern die soeben angesprochenen sieben Schritte für Ihr kleines Kind bedeutsam sind, und möchte Sie dabei unterstützen, die gängigsten Fehler zu vermeiden. Was ist das Wichtigste, was Sie einem Säugling geben können, was sollten Sie über die Gefühle eines einjährigen Kindes wissen, und warum müssen Sie sich bei einem zweijährigen noch gar nicht so viele Gedanken übers Grenzensetzen machen?

Eltern zu werden ist bewegend und großartig – aber eben auch beängstigend. Jetzt geht es darum, für das kleine Geschöpf zu sorgen, bis es eines Tages flügge wird und in der weiten Welt sein Glück sucht. Jetzt müssen Sie als Familie einen Rhythmus finden, bei dem Sie sich alle miteinander wohlfühlen, und einen Ort erschaffen, an dem Ihr Kind sich beachtet fühlt und erfährt, dass es sich immer an dieses Zuhause wenden kann, wenn es das Bedürfnis danach verspürt.

Im zweiten Teil dieses Buches will ich eine Antwort auf Fragen geben, die sich alle frischgebackenen Eltern stellen: Was sollte man über den Schlaf des Kindes, über Spiele, die Ernährung und die Sprache wissen? Und – nicht zuletzt – was sollte das Kleine von Ihnen lernen und was können Sie noch getrost vernachlässigen?

Vor allem geht es jedoch darum – und das gleich von Anfang an –, eine emotionale Bindungzu Ihrem Kind herzustellen.

Jetzt legen Sie das Fundament für das Selbstvertrauen und das Geborgenheitsgefühl Ihres Kindes, auf das es in allen Lebenslagen sollte bauen können: während der ersten Schritte, der ersten wackeligen Fahrradfahrt, bei Erfolgen und Niederlagen.

 

Die ersten beiden Lebensjahre eines Kindes haben etwas Wundervolles an sich. Mir fällt kein besseres Wort ein für die unglaubliche Reise eines hilflosen kleinen Säuglings hin zu einem selbständig neben einem herlaufenden plappernden Kleinkind. Von dem Moment, an dem es nichts allein tun kann, hin zu dem, an dem es alles allein tun will.

Diese ersten zwei Jahre sind ein Kosmos für sich.

Sie werden Augenblicke der Verzweiflung und auch der Angst erleben. Tage, an denen Sie sich fragen werden, ob Sie das Richtige tun, und Tage unbeschreiblichen Glücks.

 

Das kleine Bücherregal in meiner Praxis unter den großen Fenstern – die ich bald einmal wieder putzen sollte – biegt sich unter jeder Menge Fachliteratur. Die ältesten Bücher darunter haben schon etwas abgegriffene Ecken und zeugen davon, dass ich meinen Beruf schon eine ganze Weile ausübe.

Wie ich hier so sitze, geht mir durch den Kopf, dass ich Eltern eigentlich immer ein und dasselbe gesagt habe: Ihr Kind braucht Sie.

Das kleine Wesen ist völlig von Ihnen abhängig und braucht Ihre Nähe, Ihre Wärme, Ihre Nahrung, das Gefühl Ihrer Haut. Ihr Kind ist nicht darauf angewiesen, dass Sie alles bis ins kleinste Detail richtig machen, dass Sie die modischsten Windeln oder die biologischste Nahrung kaufen. Er oder sie kann auf Ihre Schamgefühle, Sie würden Ihrer Elternrolle nicht gerecht, verzichten, kann auf hübsche Aufnahmen von sich verzichten oder darauf, dass Ihr Umfeld Sie für eine perfekte Mutter oder einen perfekten Vater hält.

Worauf es aber nicht verzichten kann, sind Sie – mit all Ihren Irrtümern und Fehlern, in all Ihrer Unzulänglichkeit. Sie sind und bleiben die wichtigsten Menschen im Leben Ihres Kindes. Ihr Kind ist darauf angewiesen, dass Sie Ihre Aufgabe nach allen Kräften meistern. Und dass Sie – wann immer Sie damit scheitern – versuchen, es wiedergutzumachen.

 

Dieser kleine Mensch vor Ihnen – mit den sanften Gurgellauten, den wachen Augen, dem sich bald auf dem Gesicht abzeichnenden Lächeln – steht für einen Beginn. Den Beginn der bedeutendsten Aufgabe, die Sie je haben werden.

 

Freuen Sie sich einfach darauf – auf Sie kommt eine wundervolle Zeit zu.

PLATZ IST IMMER

Es gibt geplante und ungeplante Schwangerschaften. Es gibt besonders sehnsüchtig erwartete Kinder, deren Geburt Jahre voller Hoffen und Bangen, Jahre voller Enttäuschungen vorausgegangen sind. Andere Kinder wiederum nehmen im Bauch der Mutter Gestalt an, während die Eltern insgeheim denken mögen: «Ob das jetzt so klug ist?» Hinter einem werdenden Leben stehen so viele Geschichten, aber am Ende, wenn es wahr wird, ist das Kind einfach da.

Wo immer Sie auch stehen – wenn es da ist, findet sich immer ein Platz für das Kind. Ein Kind ist immer bereichernd, ist immer wünschenswert. Eine Geburt tilgt jegliche Zweifel und Sorgen. Ich weiß, wovon ich rede, weiß, was es heißt, Schmerzen auszustehen, und was es mit einem macht, wenn das Kind zu einer Tatsache wird, einer festen Größe im Leben, einer Liebe.

Für ein Kind ist immer Platz.

Nun ist es an Ihnen, alles in Ihrer Macht Stehende dafür zu tun, die Liebe, die Ihnen zuteilwird, und den Raum, der sich Ihnen nun bietet, zu nutzen.

Die erste Zeit

Es ist schon seltsam, dass ich mich im Grunde an alles erinnere. Ein Vierteljahrhundert ist seit der Geburt meines ersten Sohnes vergangen, und trotzdem stehen mir alle Einzelheiten noch klar vor Augen. Es war morgens an einem jener ersten kalten Oktobertage in Oslo, Tage, die unmissverständlich den Winter einläuten. Ich erinnere mich noch an die Kunststofffußleisten meines Zimmers, an den Geruch von frisch gereinigten Böden und den der sterilen Krankenhausbettwäsche, und ich erinnere mich an die eigentümliche Stille nach der Entbindung, an die gedämpften Geräusche vom Gang und aus den anderen Zimmern, in denen weitere Kinder zur Welt kamen. Erinnere mich an einen ganzen Chor neuer Menschen. An die ganze damit verbundene Hoffnung.

Ich blickte auf meinen neugeborenen Sohn herunter und fand es merkwürdig, wie vollkommen er war. Die winzigen Nägel überall dort, wo sie sein sollten, Augen, die sich allmählich an das Licht gewöhnten, die Lippen, die leise Schmatzgeräusche machten. Es mag sich vielleicht seltsam anhören, aber er war schon ein eigener Mensch – war nicht ein Teil von mir, sondern nur er selbst. Ich beugte mich dicht über ihn und flüsterte etwas pathetisch: «Ich werde dich immer vor allem beschützen.»

Erst eine ganze Weile später wurde mir klar, dass meine Worte von damals nicht stimmen – denn das geht nicht.

Die neue Gemeinschaft pflegen

Eine Geburt ist immer eine Frage von Leben und Tod. Ihr haftet etwas Urtümliches an, das uns in unserer technologischen Zeit beinahe fremd erscheint. Leben zu geben bringt einen der eigenen Natur näher. Man wird dieses Erlebnis das ganze Leben in sich tragen, als gebärende Frau oder als der daran beteiligte Partner. Dieser Moment wird ein Teil von einem selbst.

Jenseits des Schmerzes eröffnet sich einem etwas Neues, Unbekanntes – eine kleine Gemeinschaft ist im Entstehen, die Sie bewahren sollten. Diese erste Zeit sollte deshalb nur Ihnen allein gehören. Vor allem, da es für Familien oft ein langer Prozess ist, zusammenzuwachsen.

In diesen Tagen verträgt man nur wenig. Alles ist hochemotional – schön, aber zerbrechlich. Die kleinste Bemerkung der Schwiegermutter, kritische Äußerungen der Krankenschwester, alles trifft einen unmittelbar. Ich selbst hielt mich direkt nach der Geburt für fähig, einen Marathon zu laufen – in einem wahren Endorphinrausch –, war aber am dritten Tag nicht mal in der Lage, zum Krankenhauskiosk zu gehen, und die Wahl zwischen zwei Sorten Tomaten an der Gemüsetheke brachte mich an den Rand des Zusammenbruchs. Der Überschuss an Östrogenen nimmt ab und der Körper braucht Zeit, um sein Gleichgewicht wiederzufinden. Da hilft nur Folgendes: Ruhe, Nähe und Beistand.

Die rohe Ursprünglichkeit der Geburt tritt in den Geschichten, die wir erzählen, meistens in den Hintergrund, doch es verlangt einem viel ab, ein Leben in die Welt zu setzen, das gilt auch für Kaiserschnittgeburten.

Ich habe selten jemanden von einer völlig normalen Geburt erzählen hören. Viele empfinden sie als dramatisch, und ich habe schon häufig gedacht, dass es für Mütter ein therapeutisches Angebot geben müsste, über das Erlebte zu sprechen, um dem Ungewöhnlichsten, was einem im Lauf seines Lebens widerfährt, Ausdruck verleihen zu können. Es wäre der Gesundheit förderlich, Worte für das zu finden, was man durchgemacht hat, seine eigene Geschichte niederzuschreiben, einen Ort dafür zu finden.

DEN MOMENT MITEINANDER TEILEN! Die Zeit unmittelbar nach der Geburt ist eine Zeit der Nähe zwischen Ihnen und Ihrem Kind, aber auch eine Zeit des gemeinsamen Erlebens. Bringen Sie Ihr Kind allein zur Welt, kann es sein, dass Sie diesen Moment vielleicht gerne mit jemandem teilen möchten. Dafür reichen soziale Medien nicht aus, Sie brauchen einen Menschen aus Fleisch und Blut dafür.

Sicherheit

Ein Baby zu bekommen bedeutet auch, jemanden zu haben, den man verlieren kann. Ziemlich rasch befallen einen Gedanken daran, was dieses kleine Wesen braucht und wovor man es beschützen sollte. Überbehütende Eltern wittern Gefahren in jedem Lego-Stein, jedem Erwachsenen, der das Kind schief ansieht, in ungewaschenen Händen und furchterregenden Viren. Jede noch so alltägliche Strecke kann plötzlich mit Gefahren und Hindernissen gepflastert sein. Dazu gibt es Kleidung, die nichts taugt, bedenkliche Inhaltsstoffe in der Bettwäsche, Essen, das verschluckt werden könnte – die Liste ist endlos. Das ist auch ganz natürlich, so sind wir gestrickt: Wir müssen uns auch ein bisschen Sorgen machen.

Ein Säugling weiß noch nicht, dass er auf dem Rücken schlafen sollte, und ein sechs Monate altes Kind kann vom Wickeltisch fallen. Ein acht Monate altes Kind wird auf ungesicherte Treppen zukrabbeln und ein einjähriges kann Dinge aufsammeln, die es nicht verschlucken sollte, während ein bald zweijähriges unbeschwert in Richtung Straße losrennen kann. Sie sollten dafür sorgen, dass die nötige Sicherheit gegeben ist – aber Sie können sich unmöglich gegen sämtliche Gefahren des Lebens absichern.

Und dennoch wird bei vielen Eltern aus Sorge Angst. Nimmt Ihre Angst überhand, werden Sie für das Kind unerreichbar.

Dann haben Sie genug mit Ihrer eigenen Angst zu tun und sind nicht ganz bei Ihrem Kind, dort, wo Sie sein sollten.

Als ich meinem Sohn an jenem Morgen im Krankenhaus zugeflüstert habe, dass ich ihn vor allem beschützen würde, habe ich mich geirrt. Sie sollen Ihr Kind nicht vor allem beschützen, aber Sie sollten derjenige sein, zu dem es immer kommen kann.

Sie sollten Geborgenheit vermitteln.

DIESE SICHERHEITEN SOLLTEN GEGEBEN SEIN

Sorgen Sie dafür, dass das Kind in Rückenlage in einem gut temperierten Zimmer schläft.

Sichern Sie Treppen und Fenster.

Sichern Sie schwere Möbelstücke, damit diese nicht auf das Kind fallen können.

Achten Sie darauf, dass das Kind keinen Zugang zum Herd und zu offenem Feuer hat. Überprüfen Sie die Funktionstüchtigkeit von Brandmeldern.

Lassen Sie das Kind nicht unbeaufsichtigt auf dem Wickeltisch liegen.

Seien Sie vorsichtig mit heißen Flüssigkeiten und Speisen, wenn das Kind in der Nähe ist.

Schütteln Sie das Kind nie! Kleine Kinder sind weitaus empfindlicher, als viele meinen.

Sieben Schritte

1Die Bindung – wie man Nähe zu seinem Kind herstellt

Was macht uns zu dem Menschen, der wir sind? Was macht uns glücklich, was einsam? Was schenkt uns Sicherheit und Geborgenheit und was ruft Unruhe hervor?

Schon im Kreißsaal beginnt Ihr Kind mit Ihnen zu kommunizieren. Vom ersten Tag seines Lebens an sendet es Ihnen kleine Signale, erwartet Ihre Erwiderung und reagiert darauf. Das kleine Kind liebt die Stimme seiner Mutter, seines Vaters, ihren Geruch, ihre warme Haut. Ist es nicht schön, dass wir Menschen von Anfang an die Gemeinschaft suchen, dass wir zusammen sein wollen?

Im ersten Lebensjahr des Kindes muss nichts gelernt, nichts getan werden. Wichtig sind nur Nahrung, Trost und Streicheleinheiten. Alles andere kann warten.

Noch stehen Sie ganz am Anfang. Sie und Ihr Kind sind sich gerade erst begegnet, und die Kindheit währt lang. Vielleicht ist die erste Begegnung deshalb so überwältigend? Unabhängig davon, ob Sie ein eigenes Kind gebären oder ob Sie ein Kind adoptieren, den Augenblick, an dem sie es das erste Mal sehen, werden Sie niemals vergessen. Manch einer braucht etwas Zeit, um eine enge Verbindung zum Kind zu verspüren, andere tun dies schon beim Anblick der ersten undeutlichen Ultraschallbilder – des kleinen, rastlos schlagenden Herzens. Irgendwann wird zwischen Ihnen und Ihrem Kind jedenfalls das aufkeimen, was ich als BINDUNG bezeichne – wodurch Sie einander sowohl mit als auch ohne Worte verstehen und wodurch sich Ihr Kind bei Ihnen gut aufgehoben fühlt.

Wer mich kennt, weiß, dass ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit von der Wichtigkeit dieser emotionalen Bindung erzähle.

Sie besteht aus drei Bausteinen. Ziel sollte sein, dem Kind in den ersten 24 Lebensmonaten das Gefühl zu geben, dass es einen Ort gibt, wo es immer zu Hause ist, eine Gemeinschaft, in der es immer willkommen ist – so, wie es ist.

Ihre Aufgabe als Eltern besteht darin, diese Bindung um jeden Preis zu bewahren – egal, was Sie und Ihr Kind erwartet.

DIE BINDUNG gibt Ihrem Kind das nötige Rüstzeug für alles, was auf es zukommen wird. Sie entscheidet darüber, ob ein selbständiger, sicherer und glücklicher Mensch aus ihm wird, der sich gut in seine Umgebung einfügt.

Ich spreche gewöhnlich von drei verschiedenen Wegen, die Sie beschreiten müssen, um dieses Ziel zu erreichen.

1. Ein sicheres Fundament schaffen

Ein sicheres Fundament zu schaffen bedeutet, dass Sie als Elternteil dem Kind bei allem helfen, was es nicht allein kann. Das obliegt Ihrer Verantwortung als Mutter oder Vater. Das klingt womöglich einfacher, als es ist, denn es heißt auch, dass Sie lernen müssen, sich in Ihr Kind hineinzuversetzen und zu verstehen, was es möchte. Ein Neugeborenes hat nur eine Möglichkeit, sich verständlich zu machen, wenn etwas nicht stimmt: Es weint. In diesen ersten Jahren wird es also viel weinen, aber das Weinen stellt auch den für das Kind absolut notwendigen Kontakt her.

Wenn wir auf die Welt kommen, empfinden wir zuallererst Angst. Wir frieren und sind hungrig. Die Welt ist lange ein ziemlich fremder Ort für uns. Geborgenheit braucht Zeit, und sie muss erlernt werden. Man fühlt sich nur zu leicht unzulänglich, wenn einem Verletzlichkeit, Hilflosigkeit und Weinen entgegenschlagen. Gelingt es Ihnen aber, den Bedürfnissen Ihres Kindes gerecht zu werden, legen Sie damit das Fundament für eine gute Beziehung. Auch wenn Sie das vielleicht manchmal zermürbt, so hat all das Trösten, das liebevolle Summen, das Wiegen seinen Sinn. In all diesen Situationen, in denen Ihr Kind Sie braucht, sagen Sie ihm damit: «Ich bin da.» Jede Minute ist eine Investition.

 

Es ist noch gar nicht lange her, da suchte mich ein Paar in meiner Praxis auf. Sie erwarteten ihr erstes Kind und hatten viele Fragen. Das Baby, das erst in einigen Monaten geboren werden sollte, war ihnen noch ziemlich fremd – besonders dem Vater. Das ist eigentlich nicht schwer zu verstehen: Solange das Kind nicht auf der Welt ist, existiert es nicht. Erst gegen Ende unseres Gesprächs schien ihm etwas klar zu werden. Er erkannte die Dimension dessen, was auf ihn zukam, und mit deutlicher Besorgnis in der Stimme fragte er: «Was soll ich eigentlich dabei tun? Was ist meine Rolle?» – «Das ist eigentlich ganz einfach», sagte ich. «Sie sollen Ihrem Kind zeigen, dass Sie für es da sind, dass es bei Ihnen geborgen ist und es ihm hier gut ergeht. Ein Neugeborenes braucht unendlich viel Nähe und Trost. Sie sollten das Kleine tragen, es wiegen, ihm vorsingen. Sie sollten hören, wenn das Kind Sie braucht.»

Er setzte sich etwas aufrechter hin und sagte mit einem kleinen Lächeln: «Das schaffe ich.»

 

Es ist wichtig, dass Ihr Kind vom ersten Tag an Trost und Zuwendung bei Ihnen finden kann. Gehen Sie auf Ihr weinendes Kind zu, helfen Sie ihm auf eine Art, die es verstehen und annehmen kann. Umarmen und streicheln Sie es, pusten und trösten Sie. Bieten Sie ihm einen guten Ort zum Weinen, Ihren warmen Hals, Ihre sicheren Arme. So errichten Sie die Grundlage für eine feste Bindung zwischen Ihnen. So werden Sie ein verlässliches Fundament für Ihr Kind.

GELINGT ES IHNEN, IHREM KIND JEDEN TAG ZU SIGNALISIEREN, DASS SIE FROH SIND, DASS ES AUF DER WELT IST, WIRD IHRE BEZIEHUNG DURCH EIN WERTVOLLES VERTRAUENSBAND GEFESTIGT.

2. Eine Familie bilden

Der zweite Baustein der Bindung, die Sie errichten sollten, zielt darauf ab, Kindern das Gefühl zu geben, dazuzugehören. Das Kind liebt es, in einer Familie zu leben, und kleine, von Ihnen ausgesendete Signale werden ihm das Gefühl vermitteln, Teil von etwas zu sein, Teil einer Gemeinschaft, ein WIR zu sein.

 

Kinder brauchen Gewohntes: den blauen Teller, die angestammte Kuscheldecke, die alten Lieblingsspielzeuge. Bereits im Alter von einem Jahr wird Ihr Kind merken, ob Sie ihm den Weg ebnen, ob Sie ein Zuhause erschaffen, in dem es seinen Platz hat. Deshalb sollten die Kinderspiele nicht nur im Kinderzimmer stattfinden, sondern auch dort, wo Sie beisammen sind.

Zu einigen Kindern lässt sich Nähe nur schwer herstellen. Sie wenden sich ab, wollen keinen Trost und keine Streicheleinheiten, doch das bedeutet nicht, dass sie allein zurechtkommen. Versuchen Sie es weiter. Streichen Sie vorsichtig über Hände und Füße. Sie können dem Kind keine Geborgenheit aufzwingen, aber es in Einsamkeit abgleiten zu lassen, ist niemals eine gute Lösung.

Außerdem sind Routinen wichtig. Das Kind braucht das Gefühl, dass die Familie etwas Eigenes hat, was nur ihr gehört, einen Refrain, zu dem alle die Melodie kennen. Es braucht einen geregelten Tagesablauf, gemeinsam eingenommene Mahlzeiten, verlangt danach, dass die Lieder gesungen werden, die es liebt, dass dieses eine bestimmte Buch gelesen wird, bevor es ins Bett geht. Kinder fühlen sich wohl, wenn sie mit ihren Eltern nach einem bestimmten, vertrauten Rhythmus leben.

Ich erteile meist einen sehr einfachen Rat: In den kommenden Jahren sollten Sie Ihr Kind, jedes Mal, wenn es ins Zimmer kommt, mit Begeisterung und Liebe empfangen. Immer und immer wieder. So knüpfen Sie ein Band zwischen sich, so wird ein «Wir» aus Ihnen.

Nach der frühen Kleinkindzeit weitet sich der Kreis für das Kind: Großeltern oder gute Freunde können als Babysitter fungieren, vielleicht ist es auch Zeit für den Kindergarten oder eine Tagesmutter. Auf jedem neuen Terrain, das es betritt, braucht das Kind das Gefühl, auch dort dazuzugehören. Kinder wollen ihre kleinen, gewohnten Dinge: einen Becher im Schrank, ein bereitliegendes Spiel, einen bekannten Erwachsenen, der es begrüßt. Diese kleinen Fäden von Gemeinschaft kann Ihr Kind dann aufgreifen.

Unabhängig davon, ob Ihre Familie aus vielen oder wenigen Mitgliedern besteht, benötigt jeder Einzelne seinen ganz bestimmten Platz in der Gemeinschaft. Wie Sie das erreichen, ist nebensächlich und wird variieren. Doch für das Kind ist es in jedem Fall lebenswichtig, zu spüren: «Hier bin ich daheim.»

3. Hinschauen und den Gefühlen Raum geben

Sie sollten alle Gefühle Ihres Kindes akzeptieren und wissen, dass diese eine Ursache haben. Bei allem, was Ihnen begegnet, sollten Sie ernsthaft versuchen, Ihr Kind zu verstehen und ihm in jeder Lage gerecht zu werden. Je älter Ihr Kind wird, desto mehr wird es von Ihnen erwarten. Ein Neugeborenes will gehalten und beruhigt werden, während Sie mit einem zweijährigen Kind sprechen und ihm erklären müssen, was geschieht.

 

Es wird der Tag kommen, an dem Ihr Kind auf etwas, was in Ihren Augen gar nicht so wichtig ist, mit Verzweiflung reagiert. Vielleicht haben Sie Ihrem Kind von anderthalb Jahren angekündigt, dass Sie zu Fuß zum Kindergarten gehen, aber dann müssen Sie stattdessen das Auto nehmen, und Ihr Kind ist furchtbar enttäuscht. In solchen Fällen lautet die Reaktion der Eltern oft: «Aber das ist doch kein Grund, enttäuscht zu sein!» Damit ziehen Sie jedoch ein echtes Gefühl ins Lächerliche, und Ihr Kind wird sich dumm und unzulänglich fühlen. Sagen Sie dagegen: «O, dachtest du, wir gehen zu Fuß? Ja, das ist eigentlich auch schöner, aber heute haben wir dafür nicht genug Zeit», haben Sie ernst genommen, wie das Kind die Situation erlebt, das Gefühl verstanden und ihm Raum gegeben. So vermitteln Sie Ihrem Kind, dass mit ihm alles in Ordnung ist.

DAS WEINEN WERTSCHÄTZEN

Das Weinen ist die Sprache des kleinen Kindes. Daran ist nichts Falsches oder Erschreckendes. Es ist seine einzige Möglichkeit, zu kommunizieren, nur so kann es sagen: «Ich brauche dich», «Mir ist heiß», «Ich habe Hunger», «Ich fühle mich allein». Wenn das Kind weint, bedeutet das, dass es Kontakt sucht. Das Weinen ist ein Signal, dass es Sie braucht und auf Sie baut. Beides sagt etwas Gutes aus über die Bindung, die zwischen Ihnen entsteht.

Weinen bedeutet nicht, dass Sie alles fallen lassen und beim kleinsten Pieps angerannt kommen müssen.

Lässt man kleine Kinder jedoch längere Zeit allein, ohne sie zu trösten und ohne sie hochzunehmen, empfinden sie Stress, der ihrer Entwicklung auf Dauer schadet. Dass ein Kind weint, um ein Bedürfnis zu signalisieren, ist aber nichts Schlimmes und wird seine Entwicklung nicht beeinträchtigen. Weinen ist schlicht und einfach etwas Normales, etwas durch und durch Menschliches. Einige Kinder weinen viel und laut, während andere zurückhaltender sind. Ihre Aufgabe als Elternteil besteht darin, die Signale Ihres Kindes zu deuten, Ihrem Kind Verständnis entgegenzubringen, um ihm so den Halt und die Geborgenheit geben zu können, die es braucht. Vergessen Sie nicht, dass Weinen, egal wie anstrengend es für Sie hin und wieder sein mag, für Ihr Kind der einzige Weg ist, Ihnen zu sagen: «Jetzt brauche ich dich und deine Hilfe.»

Wir alle sind von Natur aus darauf programmiert, auf Kinderweinen zu reagieren – deshalb tut es so weh, ein weinendes Kind sich selbst zu überlassen.

Die ersten zwei Jahre sind voller Wut, Freude, Verzweiflung und Liebe, voller starker und ursprünglicher Emotionen. Zeigen Sie dem Kind, dass für all seine Gefühle Platz ist, dass es sich mit allem an Sie wenden kann. Es ist an Ihnen, dem Kind dabei zu helfen, seine Gefühle zu benennen, und ihm einen Weg aus einer starken Emotion zu weisen. Das wird mit Sicherheit eine zeitraubende Arbeit, aber je stärker ein Kind seine Gefühle offen ausdrücken darf, desto besser wird es ihm im Leben ergehen.

 

Um die Gefühle des Kindes zu bestätigen, müssen Sie sich auf seine Frequenz einstellen, das Gefühl des Kindes erspüren und ihm zeigen, dass Sie auch auf dieses Gefühl eingehen und es verstehen können. Dadurch signalisieren Sie Ihrem Kind: «Ich sehe, wie es dir geht, ich sehe, wer du bist, und das ist völlig okay so. Ich bleibe bei dir.»

Und das gehört mit zu dem Schönsten, das Sie für einen anderen Menschen – egal ob es ein Erwachsener oder ein Neugeborenes ist – tun können. Darauf muss Ihr Kind seine ganze Kindheit über zählen können.

Zugang zum Kind finden

Sind Sie als Eltern zu zweit, muss jeder von Ihnen an der Bindung zu dem Kind arbeiten. Meistens findet einer von Ihnen zuerst den Zugang zum Kind, und es holt sich dort die Liebe, die es braucht. So habe ich mit dem Vater eines mehrere Monate alten Sohnes gesprochen, der sich von seinem Kind zurückgewiesen fühlte. «Wenn er nicht mit mir zusammen sein will, akzeptiert man das am besten», sagte er und ergriff damit quasi die Flucht. «Das halte ich für keine gute Idee», antwortete ich. «Das führt nur dazu, dass die ganze Verantwortung auf der Mutter lastet und Sie die emotionale Bindung, die Sie mit Ihrem Sohn eingegangen sind, aufs Spiel setzen.»