Die heimliche Tochter - Jo Beverley - E-Book
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Die heimliche Tochter E-Book

Jo Beverley

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Beschreibung

Der Ritter und die Rose: Der ergreifende Historienroman »Die heimliche Tochter « von Jo Beverley jetzt als eBook bei dotbooks. England im Jahre 1100. Voller Hoffnung kehrt der Kreuzritter Galeran von Heywood nach langen, entbehrungsreichen Jahren in seine Heimat zurück – und muss erkennen, dass ihm alles genommen wurde: Da man ihn für tot hielt, blieb seiner geliebten Frau Jehanne keine andere Wahl, als dem Werben eines verschlagenen Fürsten nachzugeben. Ist ihre Tochter das Kind des Schurken – oder Galerans Fleisch und Blut? Und warum hüllt Jehanne sich in Schweigen? Galeran muss alles riskieren, um das Netz aus Lügen zu entwirren, das auf Heywood gesponnen wurde – und dessen dornige Fäden bis zum Thron des englischen Königs zu reichen scheinen … »Besser kann ein historischer Roman nicht sein!« Publishers Weekly Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der mitreißende historische Roman »Die heimliche Tochter« von New-York-Times-Bestsellerautorin Jo Beverley – so packend wie das Historiendrama »The Last Duel« von Ridley Scott! Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 602

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Über dieses Buch:

England im Jahre 1100. Voller Hoffnung kehrt der Kreuzritter Galeran von Heywood nach langen, entbehrungsreichen Jahren in seine Heimat zurück – und muss erkennen, dass ihm alles genommen wurde: Da man ihn für tot hielt, blieb seiner geliebten Frau Jehanne keine andere Wahl, als dem Werben eines verschlagenen Fürsten nachzugeben. Ist ihre Tochter das Kind des Schurken – oder Galerans Fleisch und Blut? Und warum hüllt Jehanne sich in Schweigen? Galeran muss alles riskieren, um das Netz aus Lügen zu entwirren, das auf Heywood gesponnen wurde – und dessen dornige Fäden bis zum Thron des englischen Königs zu reichen scheinen …

»Besser kann ein historischer Roman nicht sein!« Publishers Weekly

Über die Autorin:

Jo Beverley (1947–2016) wurde in England geboren und wanderte nach einem Geschichtsstudium mit ihrem Mann nach Kanada aus, wo sie bis kurz vor ihrem Lebensende mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen lebte. Sie gehörte zu den renommiertesten Autorinnen von historischen Liebesromanen und wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit Preisen für ihr Lebenswerk von der »Romantic Times« und dem »Readers’ Choice Award«.

Die Website der Autorin: www.jobev.com

Die Autorin bei Facebook: www.facebook.com/jo.beverley

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eBook-Neuausgabe August 2022

Die amerikanische Originalausgabe erschien erstmals 1996 unter dem Originaltitel »The Shattered Rose« bei Zebra Books/Kensington Publishing Corp., New York. Die deutsche Erstausgabe erschien 1998 unter dem Titel »... doch die Liebe war stärker« bei Droemer Knaur.

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 1996 by Jo Beverley Publications, Inc.

Published by Arrangement with KENSINGTON PUBLISHING CORP., NEW YORK, NY 10018 USA

Copyright © der deutschen Erstausgabe 1998 der deutschsprachigen Ausgabe bei

Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München

Copyright © der Neuausgabe 2022 dotbooks GmbH, München

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von Shutterstock/Boiko Olha

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (mm)

ISBN 978-3-98690-308-4

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Jo Beverley

Die heimliche Tochter

Historischer Roman

Aus dem Amerikanischen von Claudia Jordan

dotbooks.

Kapitel 1

Northumbria, England, Juli 1100

Der Trupp bewaffneter Männer ritt gemächlich über die lange, bewaldete Straße. Jeder schwere Huftritt spritzte Dreck über die bereits schmutzigen Tiere. Ermüdet von der Reise setzten sie einen Huf vor den anderen, unaufhaltsam wie ein Fluß, der dem Ozean zustrebt.

Flecken bedeckten die wehenden Umhänge, und der Wind blies durch fransige Löcher, die nicht gestopft worden waren. Unter dem Dreck und Matsch konnte man kaum Diener von Herren unterscheiden, aber durch drei Dinge hoben sich zwei Männer von der Gruppe ab.

Sie ritten bessere Pferde.

Sie trugen Kettenpanzer unter den Lumpen.

Und während ihre Männer Speer und Bogen trugen, hatte jeder dieser beiden ein vielbenutztes Schwert an seiner Seite und einen Schild an seinem Sattel.

Der schmalere der beiden Männer hob eine Hand und zügelte sein Pferd. Ohne ein weiteres Wort schwenkten die übrigen acht hinunter zum nahegelegenen Fluß, um zu rasten und die Pferde zu tränken.

Als sie abstiegen, konnte man sehen, daß einige von ihnen hinkten, und ein Mann hatte nur noch einen Stumpf, wo einst seine rechte Hand gewesen war. Das ausgezehrte Gesicht des Anführers trug ein Brandmal auf der Stirn und eine Narbe am Kinn, die von einer Klinge herrührte.

Es waren Männer, die gerade aus dem Krieg zurückgekommen waren, und die dunkle Farbe ihrer Haut ließ vermuten, daß sie in Ländern gekämpft hatten, die weitaus heißer waren als diese nördliche Ecke Englands. Tatsächlich prangte auf einem der Lumpen ein rotes Kreuz, aber es war verblaßt und durch den Schmutz kaum noch zu sehen.

Diese Männer waren im Namen Gottes unterwegs gewesen. Sie waren Kreuzritter.

Vielleicht hatten sie den Jordan gesehen, wo Christus getauft worden war, und Jerusalem, wo er gelitten hatte und gestorben war. Wahrscheinlich waren sie durch den Blutstrom gewatet, der durch die heilige Stadt geflossen war, als die christlichen Streitkräfte sie schließlich erobert hatten.

Der Anführer stieg vom Pferd, reckte sich und schob sein Kettenhemd mit der Kopfbedeckung zurück, um seine feuchten, struppigen braunen Haare zu schütteln. Es war offensichtlich, daß Mutter Natur niemals vorgehabt hatte, aus ihm einen stattlichen Mann zu machen, aber jetzt war er so abgemagert, daß er nur noch aus Haut und Knochen bestand. Seine dunklen Augen waren tief unter die dunklen Brauen gesunken.

Galeran von Heywood fröstelte in der frischen Brise, die von der Nordsee herüberwehte und seinen verschwitzten Nacken streifte, aber es war ein angenehmes Frösteln – ein englisches Frösteln. Er war in England, und noch vor Sonnenuntergang würde er zu Hause sein.

Nach mehr als zwei langen Jahren würde er endlich zu Hause sein.

Am vorangegangenen Tag waren sie bei Nieselregen in Stockton gelandet. Galerans Gefährte, Raoul de Jouray, fragte sich, wie jemand dieses Wetter Sommer nennen konnte. Galeran dagegen hatte sich gefreut. Es hatte viele Momente in den letzten zwei Jahren gegeben, in denen er befürchtet hatte, er würde nie wieder diese Feuchtigkeit fühlen, nie wieder durch morgendlichen Dunst in England reiten, nie wieder Eis berühren oder das satte Grün sehen, das das englische Klima hervorbrachte.

Er hatte befürchtet, er würde in der glühenden Hitze auf der anderen Seite des Ozeans sterben.

Sie wollten nur eine Nacht in Stockton verbringen. Tatsächlich hätten sie dort sogar zwölf Monate verweilen können, denn sie mußten niemals für Übernachtung und Verpflegung bezahlen. Sie bezahlten mit Geschichten von ihrem heiligen Abenteuer.

Galeran aber machte in der Hafenstadt nur so lange halt, bis sie Pferde gekauft hatten, dann trieb er seine Männer voran, strebte nach Hause.

Zu Jehanne, seiner geliebten Frau.

Und zu seinem Sohn – einem Sohn, den er noch nie gesehen hatte. Er war neun Monate nach seinem Aufbruch nach Jerusalem geboren worden. Ein Sohn, der gleichzeitig Grund dafür war, am Kreuzzug teilzunehmen. Denn Galeran war auf den Kreuzzug gegangen, um Gott um ein Kind zu bitten – und Gott in seiner Liebe war ihnen gnädig gewesen.

Jehanne hatte das Kind Galeran genannt, aber sie schrieb in ihrem ersten Brief nach der Geburt, daß er Gallot genannt würde, wenigstens solange er klein war. Gallot war mit Sicherheit in ihrer letzten gemeinsamen Nacht empfangen worden, nachdem Galeran das Kreuz genommen und den Schwur abgelegt hatte, Jerusalem entweder von den Heiden zu befreien oder aber zu sterben.

Gallot, sein Erstgeborener, war jetzt achtzehn Monate alt und konnte zweifellos schon laufen, aber er kannte seinen Vater noch nicht. Das war ein großes Opfer für Galeran, aber es war nötig. Christus hatte niemals gesagt, daß sein Joch leicht zu tragen wäre ...

Erst als John Redbeard, sein Sergeant, Galerans unruhigen Ritt zum Anlaß nahm, die Führung zu übernehmen, bemerkte Galeran, daß er mit offenen Augen geträumt hatte, statt auf sein Tier achtzugeben. Zum Teil lag es an seiner Müdigkeit, da sie den größten Teil der vergangenen Nacht durchgeritten waren, aber es war auch der Druck, so schnell wie möglich nach Hause zu seiner Frau und seinem Kind zu kommen.

Er hatte sich nur aus einem Grund dem Kreuzzug angeschlossen: um den Fluch ihrer Kinderlosigkeit zu brechen. Aber er hätte sich niemals träumen lassen, daß Christi Belohnung so prompt erfolgen würde. Diese Großzügigkeit hatte Galeran wie mit Eisenketten an den Schwur gefesselt. Wie hätte er vor der Aufgabe, die heilige Stadt zu befreien, zurückschrecken können, wenn Gott seinen Segen so schnell und so perfekt gespendet hatte?

Durch all die Entbehrungen und krank von dem, was er um sich herum gesehen hatte und dem Wunsch, zu Hause zu sein, hatte Galeran seinen Schwur gehalten. Weil dieses Wunder geschehen war – ein Kind für Jehanne – hatte er weiter gekämpft bis zum bitteren, aber siegreichen Ende, bis die Streitkräfte der Christenheit endlich Jerusalem erobert hatten. Wie immer quälte ihn diese Erinnerung, ließ ihn erstarren in der Vision von Blut, Strömen von Blut – und den schreienden Mündern von Männern, Frauen und Kindern ...

Er schüttelte seinen Kopf. Nein, das war lange vergangen und vorbei, und schon bald würde er seine Belohnung erhalten – den Sohn in seinen Armen und seine endlich zufriedene Frau.

Er wünschte sich, daß er mehr Nachrichten erhalten hätte. Er wußte wenig von seinem Sohn. Der letzte Brief, der ihn erreicht hatte, war geschrieben worden, als das Baby drei Monate alt war. Jehanne hatte einen ganzen Roman über das Kind und seine Fortschritte geschrieben, aber das pummelige Baby war jetzt sicher nicht mehr pummelig und wahrscheinlich hatte sich auch das Lächeln verändert. Der kahle Kopf würde mit Haar bedeckt sein. Dunkel wie sein eigenes? Oder hell, seidig – blond wie das seiner Mutter?

Was denn nun?

Ein Vater sollte das wissen!

Der Brief war angekommen, als Galeran sich gerade anschickte, aufzubrechen, um bei der Befreiung Bethlehems zu helfen. Und als er auf dem Boden von Christi Geburtsstätte gekniet hatte, war ihm schuldvoll bewußt, daß seine Freude, dort zu sein, nur so groß war, weil sie ganz nahe bei Jerusalem waren. In wenigen Tagen würde er die Mauern der heiligen Stadt sehen. Mit Gottes Hilfe würden sie sie schnell einnehmen, und Galerans Gelübde würde erfüllt sein.

Er würde nach Hause zurückkehren können.

Von dem Moment an, in dem sie in See stachen, war das einzige, woran er dachte: Ich kehre nach Hause zurück.

Gallot hatte Galerans braune Augen. Das stellte sich nach drei Monaten heraus. Wenn er Glück hatte, hatte er auch die dunklere Haut des Vaters geerbt, sonst würde er niemals Kreuzritter werden können. Jehannes zarte Blässe wäre da drüben, jenseits des Ozeans, verbrannt und hätte Blasen geworfen, so wie es vielen mit blassem Teint ergangen war.

Gallot würde nicht groß werden, es sei denn, er würde nach den Großeltern kommen. Jehannes Vater war ein großer Mann, und Galerans Vater war ein Bär von einem Mann, ein furchteinflößender Krieger zu seiner Zeit. Alle seine Söhne kamen nach ihm, nur Galeran nicht.

Ein leichter Körperbau war ein Nachteil für einen kämpfenden Mann, aber durch Leibesübungen konnte man das ausgleichen, wie Galeran bewiesen hatte. Außerdem waren kleinere Männer häufig beweglicher, wogegen große, schwere Männer eher durch die Hitze und die Entbehrungen des Kreuzzuges starben als die kleinen, drahtigen ...

»Von Träumen kann man nicht leben ...«

Galeran drehte sich um und sah Raoul, der ihm ein Stück Hammelpastete anbot. »Iß. Deine bezaubernde Frau wird kaum eine Vogelscheuche willkommen heißen wollen.« Raoul war einer der großen Männer, bepackt mit Muskeln und anscheinend fähig, alles zu überleben. Er verlor nie seinen Appetit und seinen Humor.

»Sie wird mich willkommen heißen, egal wie ich aussehe«, sagte Galeran, aber als er in die kalte Pastete biß, stellte er doch fest, daß er hungrig war. Und es könnte immerhin sein, daß er seine Kräfte noch brauchen würde.

Er hoffte, er würde seine Kräfte benötigen.

Heute nacht.

Bei dem Gedanken an die Nacht und ein Bett und Jehanne erfaßte ihn eine Welle schmerzhaften Verlangens, die wie immer in seinem Glied mündete und es hart machte.

»Wie nah sind wir schon?« Raoul ließ einen langen Strahl Wein aus einem Schlauch in seinen Mund rinnen, dann gab er ihn weiter.

Galeran nahm den Schlauch und trank, seine Lust zähmend, so wie er es tausende Male zuvor getan hatte. »Weniger als zehn Meilen. Mit Gottes Segen müßten wir noch vor der Dunkelheit ankommen.«

Raoul grinste. »Bei deiner Ungeduld würden wir auch nach Einbruch der Dunkelheit weiterreiten. Nicht, daß ich dich verurteile. Wenn ich ein Treuegelübde abgelegt hätte und nur ein paar lächerliche Meilen von meiner Frau entfernt wäre, könnte mich auch nichts aufhalten.«

»Laß uns weiterreiten. Wir wollen ja nicht, daß du explodierst.« Er brüllte den Männern zu, daß sie die Pferde fertigmachen sollten.

Immer noch lächelnd nahm sich Galeran Zeit, um seine Pastete aufzuessen. Er war dankbar, Raoul an seiner Seite zu haben. Sein Freund war nicht dumm, aber er hatte eine unkomplizierte Art, das Leben zu sehen. Er kämpfte verbissen, wenn es sein mußte, aber danach vergaß er den Kampf sofort wieder. Galeran kämpfte verbissen, wenn er mußte, aber jeder Tod quälte ihn, besonders der Tod Unschuldiger. In Jerusalem hatten sogar die Kinder gekämpft. Und waren gestorben ...

Wieder verscheuchte er diese Gedanken aus seinem Kopf. Sie hatten nichts Gutes getan, überhaupt nichts Gutes.

Raoul aß, wenn er hungrig war, trank, wenn er durstig war, und nahm sich Frauen, wenn er das Bedürfnis danach hatte. Er erinnerte Galeran daran, zu essen und zu trinken, und neckte ihn wegen seiner Enthaltsamkeit. »Jeder weiß, daß es ungesund für einen Mann ist, seinen Samen zu stauen«, äußerte er.

»Mönche überleben.«

»Gott gibt ihnen einen besonderen Segen.«

»Dann denke ich, daß Gott denselben Segen auch Kreuzrittern gibt.«

»Aber wir haben keine Enthaltsamkeit geschworen. Gott weiß, daß uns das schwächen würde.«

»Würdest du sagen, ich sei schwach?«

Raoul hatte gelacht, denn obwohl Galeran kleiner und leichter war als er, konnte dieser ihn häufig im bewaffneten Kampf schlagen. Beim Ringen war Raoul überlegen, aber Galeran konnte sich immerhin behaupten.

Die Begegnung mit Raoul war von Gott gesegnet. Sie hatten sich im Dienste von Duke Robert getroffen und fühlten sich trotz ihrer unterschiedlichen Naturen zueinander hingezogen. Diese ungewöhnliche Freundschaft hatte Galeran gutgetan, wahrscheinlich sogar sein Leben gerettet.

Raoul war in der duftenden Landschaft Südfrankreichs geboren worden und auch dort aufgewachsen. Er hatte das Kreuz genommen, um Abenteuer zu erleben und nicht, um gesegnet zu werden. Soweit Galeran sagen konnte, konnte Raoul keine spirituelle Bedeutung darin sehen, ein Land zu besuchen, in dem Christus einst gewandelt war. Als sie Bethlehem befreiten, war Raoul nicht auf dem Boden niedergekniet, sondern besah sich die kleinen Häuser, die mit Geflügel, Ziegen und schmuddeligen Kindern vollgestopft waren. Er hatte sich den Geburtsort des Herrn doch irgendwie prachtvoller vorgestellt.

Nachdem er gesehen hatte, daß Jerusalem eine Stadt wie jede andere war, wollte Raoul so schnell wie möglich nach Europa zurück. Auch um seinen Freund zu schützen – vor weiteren gefährlichen Eskapaden.

Am Ende der Eroberung von Jerusalem, als Galeran durch das Morden angeekelt war, hatte er versucht, ein Rudel von Jungen gegen eine Gruppe Deutscher Ritter zu verteidigen. Die Kinder waren nur mit Stöcken und Steinschleudern bewaffnet, aber sie waren dennoch gefährlich; sie kämpften mit der gleichen Verbissenheit wie ihre Väter. Es war vernünftig, sie zu töten, und ungesund, sie retten zu wollen, aber Galeran war bereit gewesen, an ihrer Seite zu sterben.

Raoul hatte ihn aufgehalten, indem er ihn besinnungslos schlug, und mit sich fort zog. Es hatte Tage gedauert, bis er seine Sinne wieder beisammen hatte, also war es nicht verwunderlich, daß Raoul besorgt war. Manchmal dachte Galeran, daß er seine Sinne gar nicht wiederbekommen wollte, denn dann würde er sich an diese Kinder erinnern müssen ...

So traten sie den Rückzug an, und die Sehnsucht nach Jehanne beherrschte wieder sein ganzes Wesen. Er schüttelte seinen Kopf und ermahnte sich selbst, vernünftig zu sein. Wenn er sich in hitzigen Tagträumen verlöre, wäre es wahrscheinlicher, daß sie sich verspäteten als daß sie ihre Ankunft beschleunigten.

Er zog die Zügel seines Pferdes fester und warf einen prüfenden Blick auf seinen graubraunen Wallach. Er hatte sich nicht die Zeit genommen, um die idealen Pferde zu suchen, aber dieses hier schien ganz in Ordnung zu sein.

Zufrieden bestieg er das Pferd und setzte seine Kopfbedeckung auf.

Raoul schloß zu seiner Seite auf, sein goldbraunes Haar war immer noch unbedeckt. »Erwartest du hier Ärger? Es gibt keine Anzeichen von Unruhen.«

Galeran zuckte mit den Schultern und schob die Kettenmütze wieder zurück. »Ich denke nicht, obwohl König William kein geordnetes Reich führt und wir nah an der schottischen Grenze sind.«

Raoul ließ seinen Blick über die Landschaft gleiten. Hier am Fluß machten Bäume die Landschaft weicher, aber im Westen und Norden lag mächtiges Moorland, das durch den wolkigen Tag in Finsternis lag. »Es ist schwer, sich vorzustellen, daß jemand diesen Ort lieben könnte. Du hast mich gewarnt, mein Freund, aber ich hatte nicht erwartet, etwas so ... Trostloses zu sehen.«

»Es war früher weniger trostlos, bis man neunundsechzig darum gekämpft hat.«

Raoul schnitt eine Grimasse. »Ich glaube nicht, daß ein Kampf das Klima verursacht hat.«

Galeran lachte. »Das nicht. Aber die Sonne scheint manchmal, das verspreche ich dir.« Er trieb sein Pferd den Pfad zur Straße hoch. »Und du hast recht. Wir sind sicher genug. Falls die Schotten so unverfroren wären, Einheimische zu überfallen, würden mein Vater und meine Brüder sie zurückschlagen. Sie würden ihre Schwänze einziehen.«

Raoul kam zu ihm, und sie gingen ein Stück zu Fuß, um die Pferde zu entlasten. »Das Schloß deines Vaters liegt auf unserem Weg?«

»Ja.«

»Das ist gut. Dann können wir endlich mal ein richtiges Essen bekommen.«

»Denkst du denn an nichts anderes als ans Essen?«

»Einer muß doch daran denken.«

»Also, hungrig oder nicht, wir reiten weiter.«

Raoul starrte ihn an.

»Ich kann wohl kaum anhalten, nur um ein Stück Rind zu verschlingen und dann die Familie gleich wieder zu verlassen. Und außerdem habe ich vor, noch heute bei meiner Frau anzukommen. Ich verschiebe die glückliche Familienwiedervereinigung auf ein anderes Mal.«

Nach einiger Zeit sagte Raoul: »Hast du daran gedacht, daß es einen Schock verursachen könnte, wenn du plötzlich in deiner Haustür stehst?«

Galeran sah zur Seite. »Oh, ist es das? Du willst, daß ich auf Brome anhalte und eine höfliche Botschaft an Jehanne schicke, damit sie die Matratze lüftet?«

»Es könnte aber ...«

»Nein.«

Raoul zuckte mit den Schultern und rasselte dabei mit seinem Kettenpanzer. »So sei es denn, aber sollte deine Frau tot umfallen, gib nicht mir die Schuld.«

»Jehanne fällt niemals in Ohnmacht.«

»Lady Jehanne hatte aber wahrscheinlich auch noch nie einen Ehemann, der plötzlich wieder aus dem Nichts auftaucht, oder? Du hättest von Brügge aus schreiben sollen.«

»Was soll das für einen Sinn haben, wenn der Brief nicht schneller vorankommt als ich?«

»Wann hast du denn zuletzt geschrieben? Wird sie auch nur die geringste Ahnung haben, wann sie dich erwarten könnte?«

»Vor Jerusalem.« Und Galeran trieb den Graubraunen an, bevor sein verblüffter Freund noch mehr Fragen stellen konnte.

Er hatte regelmäßig auf dem Hinweg geschrieben, hatte Briefe aus Rom, Zypern und Antiochia geschickt. Nach den Grauen von Jerusalem war er jedoch nicht fähig gewesen, irgend etwas an irgend jemanden zu schreiben. Er hatte sich nur darauf konzentriert, nach Hause zu kommen. Ohne Raouls Hilfe hätte er das niemals geschafft, und um weitermachen zu können, hatte er alle Gedanken aus seinem Hirn verbannt.

Heywood, Jehanne und sein Sohn.

Es war ihm bis eben nicht in den Sinn gekommen, daß Jehanne nun schon über ein Jahr nichts von ihm gehört hatte. Irgendwie erwartete er von ihr, daß sie wußte, wo er war und was er tat, ohne daß man es ihr berichtete.

Aber Jehanne würde nicht in Ohnmacht fallen. Sie war nicht in Ohnmacht gefallen, als ihr gesagt wurde, daß sie ihn heiraten müßte. Sie war nicht in Ohnmacht gefallen, als sie von Straßenräubern überfallen wurden und einer ihrer Bediensteten vor ihren Augen gestorben war. Das waren wahrscheinlich die schockierendsten Momente in ihrem Leben gewesen.

Dann erinnerte er sich an den Keiler. Aber sie war auch damals nicht in Ohnmacht gefallen.

Sie waren im Wald gewesen, um sich zu lieben. Ja, um sich zu lieben – denn damals kam es ihm vor, als wurde jeder glückliche Sex der Welt ein wenig Liebe hinzufügen.

Jehanne mochte es, wenn sie sich im Freien liebten. Sie fand den Gedanken daran, daß jemand sie entdecken könnte, eher aufregend als peinlich. Mit einem Keiler aber hatten sie nun wirklich nicht gerechnet. Und er erschien im ungünstigsten Moment.

Jehanne lag oben, und Galeran war kurz vor dem Höhepunkt. Dann war sie plötzlich fort, und als Galeran das letzte Bißchen Verstand zusammennahm, das in seinem erhitzten Kopf noch übrig war, sah er, wie sie breitbeinig über ihm stand, das schwere Schwert in ihren kleinen Händen. »Zur Hölle, Galeran! Hol dein Hirn aus deinem Schwanz und töte das Vieh! Oder muß ich das selbst tun?«

Jehanne bat nie um etwas.

Sie hätte es selbst versucht. Sie hätte es sogar schaffen können. Jehanne war groß für eine Frau, was ihm als junger Mann nicht gefallen hatte. Obwohl sie schlank war, war sie stark. Natürlich wäre sie nicht fähig gewesen, einen Keiler mit einem Schwert zu töten, das war schon ein schwerer Kampf für einen geschickten Mann – aber sie hätte es versucht.

Vielleicht hatte der Keiler das gewußt. Ungewöhnlich für dieses Tier, aber es drehte sich um und floh, vielleicht eingeschüchtert von der großen, weißhäutigen, hellhaarigen Frau, die es mit dem Schwert in der Hand anschrie.

Galeran war in Gelächter ausgebrochen, und das nächste, was er bemerkte, war, daß Jehanne zurück war, und ihn mit neuer Lust beglückte.

Er trieb sein Pferd an, fragte sich, ob ihre Ehe so sein würde, als wäre er niemals fort gewesen.

Oder besser?

Er wußte, daß er sich während seiner Abwesenheit verändert hatte. Er war 22 gewesen, als er das Kreuz genommen hatte, hatte vorher ein angenehmes Leben geführt. Jetzt, mit 25, war er schlanker, härter und hatte Narben auf Körper und Seele. Er hatte Wunder gesehen, die seinen Glauben gestärkt hatten und Grauen, die ihn in Frage stellten.

Jehanne mußte sich auch verändert haben.

Vielleicht war sie dicker geworden nach der Geburt. Er hatte immer ihre schlanke Eleganz bewundert, aber gegen größere Brüste hätte er nichts einzuwenden.

Jehanne in jeder Form wäre gut.

Raoul hatte recht; er hätte von Brügge aus eine Warnung schicken sollen. Er sollte anhalten und die Warnung heute schicken. Nein, das würde er trotzdem nicht tun!

Mit einem ahnungsvollen Grinsen bemerkte Galeran, daß er sie überraschen wollte. Er wollte seine kühle Frau in ihrer Arbeitskleidung überraschen, den Rock geschürzt, ihr feines Haar aus dem Zopf fallend, wie es das immer tat. Er wollte, daß sie aufsah und ihn mit offenem Mund anstarrte, dann vor Freude errötete.

Jehanne haßte es, wenn man sie aus heiterem Himmel erwischte, deswegen tat er es ab und zu ganz gern. Genau wie damals, als er ihr die Rose gab ...

Er war kein Mann, der edle Geschenke machte, und oben im Norden gab es auch nicht viele, aber bei einem Ausflug nach York hatte er die Rose an einem Händlerstand entdeckt, wundervoll aus Elfenbein geformt, jedes Blütenblatt so fein, als wenn es echt wäre. Es war ein unpraktisches Ding, zu klein, um einen Raum zu schmücken, zu groß für Schmuck, aber er hatte es trotzdem gekauft, weil diese scharfgeränderte Schönheit ihn an Jehanne erinnerte.

Als er ihr die Rose gab, röteten sich ihre Wangen und ihre Augen glänzten, vielleicht sogar mit einer Spur von Tränen. Jehanne weinte selten.

Sie hatte aber geweint, als sie sie zerbrochen hatte. Bei der Erinnerung an ihre Trauer über den Unfall lächelte er reuevoll. Andere Verluste hatte sie mit entschlossener Fassung getragen, aber die Rose – sie fiel in einem unachtsamen Moment aus ihrem Regal – hatte sie zum Weinen gebracht. Sie hatten die zerbrochenen Blüten mit Wachs geklebt, aber eine war zersplittert und eine andere hatte einen Riß, und die Rose war nie wieder so vollkommen, wie sie es einst gewesen war.

Nun gut. Er hatte ihr Geschenke aus dem heiligen Land mitgebracht. Vielleicht konnte eins davon für sie so wertvoll sein, wie die Rose es gewesen war.

Er dachte daran, daß er auch einige Liebeskunststücke hätte erlernen können, mit denen er sie hätte überraschen können. Er hatte sein Gelübde zwar gehalten, aber andere Männer hatten die östlichen Frauen erkundet und hatten Geschichten davon erzählt. Jehanne würde interessiert sein. Sie experimentierte gern und jetzt, da sie sich keine Sorgen über ihre Unfruchtbarkeit mehr machen mußte, würde sie große Lust haben, wieder zu spielen.

Heute nacht.

Jehanne.

Jehanne im Bett.

Oder auf dem Bett, damit er sich an ihrem Anblick weiden konnte – hellblondes Haar, das sich über die Matratze ergoß, den geschmeidigen Körper, der wieder sein war, zu fühlen, zu schmecken und endlich in ihn einzudringen ...

Solche Gedanken waren nicht weise.

Sein Glied war hart wie ein Stein, anschwellend, hämmernd, als wenn er Raouls Worte wahr machen und explodieren würde.

Er hatte seine Lust und seine Entsagung nun mehr als zwei Jahre unter Kontrolle gehabt, also sollte er doch in der Lage sein, sich auch noch für ein paar Stunden länger zu kontrollieren, aber er mußte vorsichtig auf dem Sattel eine Position suchen, in der es sich aushalten ließ.

Er bemerkte bald, daß er sich endlich auf vertrauten Ländereien befand – sein eigenes Talland, die schmalen Felder, voll mit Sommer, das Moorland, übersät mit gutgenährten Schafen. Die Sonne ging unter, und der Graubraune begann zu ermüden. Aber jetzt war keine Zeit mehr, um eine Rast einzulegen. Er trieb ihn weiter, galoppierte durch die vertrauten Dörfer, versprengte Gänse, Hühner und Menschen. Die Rufe »Es ist Lord Galeran! Lord Galeran!« gingen unter in dem Geschnatter der verdutzten Vögel.

Dann sah er den großen Burgfried von Schloß Heywood hinter einigen Bäumen und riß die Zügel an. Er hatte so oft davon geträumt, daß es ihm fast vorkam wie ein weiterer Traum. Er brauchte einen Moment, um sich zu vergewissern, daß es endlich, gesegnet, wahrhaftig war.

Es sah wie immer aus. Es war, als wäre er erst gestern fortgeritten.

Raoul zügelte sein Pferd. Es hatte vor Anstrengung Schaum vor dem Mund. »So, haben wir es also geschafft, obwohl deine Leute über eine Meile weit verstreut sind. Warten wir auf sie, bis wir alle wieder zusammen sind, und reiten wir ganz ruhig weiter, als wenn wir überhaupt keine Eile hätten?«

Dieser Gedanke war Galeran auch schon gekommen. Typisch für Raoul, daß er seine Gedanken so gut lesen konnte. »Nein«, sagte er und ließ sein Pferd in einen langsamen Galopp fallen. Er wollte um die Straßenbiegung reiten, um so einen unverstellten Blick auf sein Haus zu haben ...

Er riß den Graubraunen herum, so daß er sich aufbäumte.

Ein Heer wimmelte um Heywood herum.

Sein Schloß stand unter Belagerung!

»Zum Teufel, wer?«

Raoul beschattete seine Augen gegen das blendende Licht der untergehenden Sonne. »Das Banner ist rot und grün.«

Raouls Sehschärfe war schon immer bemerkenswert gewesen, aber Galeran konnte es kaum glauben. »Das ist das Banner meines Vaters.«

»Dann belagert dein Vater dein Schloß.«

Kapitel 2

Galeran konnte den Worten Raouls nicht widersprechen. Jetzt konnte auch er das Familienbanner von William von Brome ausmachen, das am prächtigen Hauptzelt befestigt war. Er konnte sogar das Zelt wiedererkennen. Es war der Stolz und das Glück seines Vaters.

All seine Freude kehrte sich in Schrecken. Er starrte auf Heywood, auf den einfachen Burgfried und die solide Mauer, die gerade fertiggestellt worden war, bevor er fortgezogen war. An beiden fand sich kein Zeichen eines Überfalls.

Heywood war eines der am besten befriedeten Schlösser im Norden. Wer könnte es ohne Kampf einnehmen? Und was war mit seiner Frau und seinem Kind geschehen?

Mit gefrorenem Herzen pirschte er den Weg hinab zum Zeltlager, ignorierte Schreie und die Versuche, ihm den Weg zu verstellen. Er war sich erst des Schwertes bewußt, das in seiner Hand lag, als er es fast gegen einen Mann erhob.

Er hielt inne, als die Wache seinen Angriff abwehrte, dem Mann war der Schock ins Gesicht geschrieben: »Mein Lord Galeran!«

»Es ist Lord Galeran.«

»Es ist der Herr von Heywood.«

Wie von weit her hörte er die geflüsterten Worte. Sie waren erschüttert.

Sie konnten es nicht glauben.

Sie waren entsetzt.

Dann drängte sich sein Vater durch die Menge, er war immer noch riesig und hatte ein gerötetes Gesicht, aber er war grauer als Galeran ihn in Erinnerung hatte. »Galeran! Bist du das? Christus sei gepriesen! Wir dachten, du wärest tot.«

Ein Stallbursche war angerannt gekommen, um Galerans Zaumzeug zu halten. Sein Vater zog ihn fast vom Pferd, um ihn rippenbrechend und rückenklopfend zu umarmen. »Willkommen zu Hause! Willkommen zu Hause. Wir dachten, du wärst tot! Ehre sei Gott. Ehre sei Gott!«

Galeran riß sich aus der Umarmung los. »Wer hat mein Schloß in Besitz genommen?«

Schweigen legte sich über den Platz.

Das Glück verschwand von Lord Williams herben Gesichtszügen. »Du solltest besser mit mir ins Zelt kommen, mein Junge.«

Galeran bemerkte, daß er von Brüdern und Onkeln umringt war und daß niemand ihm wirklich in die Augen sah.

Jehanne.

Sie war tot.

Die Gewißheit wuchs in ihm wie eine Krankheit, sie machte ihn schwindelig, er hätte sich am liebsten übergeben. Er ließ sich in das Zelt führen, war sich dessen bewußt, daß seine Familie sich hinter ihm hineindrängte, aber er hatte nur Augen für seinen Vater. »Jehanne?«

Lord William goß Wein in einen Pokal und hielt ihn Galeran hin. »Trink.«

Galeran schlug ihn fast aus seiner Hand. »Wo ist sie?«

Sein Vater stellte den Pokal auf einen schmalen Tisch, der zwischen ihnen stand: »Im Schloß.«

Galeran brach fast zusammen vor Erleichterung. Nur eine Gefangene. Gott sei Dank, Gott sei Dank. »Wer hält sie gefangen?«

»Das ist eine gute Frage.«

Galeran starrte in die Runde, mehr durch den Tonfall alarmiert als durch die Worte. Erst als sein jüngerer Bruder Gilbert zurücktrat und die Hände hob, bemerkte er, daß er noch immer sein Schwert in der Hand hielt. Er senkte es langsam hinab und genauso langsam steckte er es wieder in die Scheide. »Was geht hier vor?«

»Es tut mir leid«, sagte sein Vater. »Es ist nichts Gutes. Deine Frau hat Raymond von Lowick als Verwalter von Heywood bestellt. Da sie sich weigerte, ihn fortzuschicken, sind wir gekommen, um darauf zu bestehen, daß sie es tut!«

Gerade in diesem Moment wurde die Zeltplane zurückgeschlagen, und ein weiterer großer Mann trat herein – Galerans ältester Bruder Will. Seine ganze verdammte Familie war hier. »Kleiner Bruder! Du bist mir eine Augenweide! Aber das hier ist die Hölle, in die du nach Hause kommst.«

Da er die brutale Umarmung nicht vermeiden konnte, ertrug Galeran sie. Das gab ihm auf jeden Fall Zeit, um nachzudenken, um das Gehörte zu verdauen.

Jehanne und Raymond von Lowick.

Nein. Er konnte es nicht glauben. Sicherlich, Lowick war der Junker ihres Vaters gewesen, und sie hatte sich in den gutaussehenden jungen Ritter, der er geworden war, verliebt, aber das war Jahre her ...

Als er sich aus Wills Umarmung befreit hatte, wendete er sich zu seinem Vater um. »Ich dachte, Lowick hat in Nottinghamshire geheiratet.«

»Seine Frau starb kinderlos und hinterließ ihm etwas von ihrem Besitz. Um diese Zeit muß es gewesen sein, daß dein Gutsverwalter Fieber bekam und starb. Das nächste, was ich weiß, ist, daß deine Frau ihn hierhergeholt hat.«

Die Luft war gallebitter, aber Galeran mußte weiteratmen.

»Es war ihr gutes Recht. Ich habe ihr die Herrschaft über Heywood überlassen, als ich ging. Lowick war immer ein verläßlicher Ritter.«

Lord Williams Kiefer wanderte von rechts nach links, wie er es immer tat, wenn er etwas nicht sagen wollte. Die Stille zog sich in die Länge, bis William die Wahrheit enthüllte. »Es ist gerade einen Monat her, daß deine Frau ihm ein Kind geboren hat.«

Lord William nahm den Pokal und drückte ihn Galeran in die Hand. »Trink.«

Galeran leerte den Kelch wie in Trance und Unglauben. War er vom Pferd gefallen und hatte seinen Grips dabei verloren? Lag er, Gott möge ihm verzeihen, immer noch phantasierend vor der Jerusalemer Mauer?

»Wir haben gehört, du seist tot.« Lord Williams Stimme kam von weit her. »Fast ein Jahr ist es her, daß Kunde kam, daß du im Kampf um Jerusalem gefallen bist. Es war keine verläßliche Nachricht, und keiner von uns hat sie für bare Münze genommen, aber sie setzte eine Debatte um Jehannes Zukunft in Gang. Wer hätte Heywood halten können? Wer würde das Baby beschützen?«

Wieder senkte sich Stille über den Raum, und Galeran starrte an das feste Zeltdach. Eins nach dem anderen. Denk nicht an Jehanne mit einem anderen Mann. Denk nicht daran, wie sie ihre mühsam gewonnene Fruchtbarkeit verschwendet hatte, um einen Bastard zur Welt zu bringen.

»Mit welchem Recht verwehrt sie euch den Eintritt?«

»Mit keinem Recht«, grummelte sein Vater. »Sie weiß es einfach – sie beide wissen es –, daß es für sie ungemütlich wird, wenn ich dort drinnen bin.«

Eins nach dem anderen.

Galeran stellte den Pokal zurück auf den Tisch. »Es wird mit ihnen geschehen, was ich sage.«

Er drehte sich um und ging aus dem Zelt, wohl wissend, daß sein Vater und seine Brüder ihm folgten, daß alle Augen des Lagers auf ihm ruhten. Er versuchte nicht einmal, Raoul anzusehen.

All seine begeisterten Lobeshymnen auf Jehanne waren zu Asche verbrannt, und doch ...

Und doch.

Sie hatte gedacht, er sei tot. Es lag ein Körnchen Trost in diesem Gedanken.

Er nahm seine Zügel vom Stallburschen und bestieg sein müdes Pferd. Sein Vater faßte den Zaum kurz vor dem Mundstück. »Was hast du vor? Falls du einen Angriff führen willst, dann werden wir das morgen tun.«

Galeran versuchte nicht, das Pferd vorwärts zu treiben. »Laß uns sehen, ob sie nicht ihrem rechtmäßigen Herrn öffnen.«

»Zum Teufel, Junge, sie werden dich erschießen, wenn sie dich nur sehen.«

»Wenn meine Frau mich tot sehen will, dann werde ich so auch besser dran sein.« Sein Blick traf die wütenden Augen seines Vaters, und nach einem kurzen Moment ließ Lord William das Pferd los.

Galeran ritt ohne Kopfbedeckung auf sein Schloß zu. Er hatte keinen Wimpel, aber genug Menschen würden in der Lage sein, ihn zu erkennen, wenn er nahe genug war. Es waren Wachen auf den Mauern.

Heywood war auf einer natürlichen Erhebung von heidebewachsenem Stein gebaut. Die Anhöhe wurde von allen höherwachsenden Pflanzen freigehalten, damit der Späher hoch oben auf dem Burgfried immer einen freien Blick auf Jedermann hatte, der sich näherte. Als Galeran die lange, gewundene Straße im Schritt hinaufritt, hörte er den Mann sein Horn blasen. In kürzester Zeit eilten Menschen auf den Schutzwall über dem Tor.

Eine von ihnen war Jehanne, begleitet von einem großen Mann in Rüstung. Vermutlich war es Raymond von Lowick, obwohl man es unmöglich so genau sehen konnte.

Lowick war immer schon ein gutaussehender Mann gewesen, und Galeran konnte keinen Grund finden, warum sich das hätte ändern sollen, nun, da er fast dreißig war. Er war immer schon ein begabter Krieger gewesen, sowohl in der Schlacht als auch im Duell.

Würde ein Pfeil fliegen? Galeran trug ein Kettenhemd, also war die Gefahr, daß ein Pfeil ihn töten würde, sehr gering, aber er könnte ihn ins Auge treffen. Falls sie diese gefährlichen Armbrüste hätten, könnte ein Bolzen sein Kettenhemd durchschlagen. Aber das war ihm egal. In diesem Moment schien leben oder tot sein unwirklich.

Ungehindert ritt er zu den geschlossenen Toren. Dort konnte er zweifelsfrei erkennen, daß die Frau oben seine eigene war.

Sie hatte sich nicht verändert. Sie war immer noch schlank, und ihr blondes Haar hatte sich aus dem Zopf entwunden und fiel ihr in unordentlichen Strähnen ins Gesicht. Sie sah blaß aus, aber das war zu erwarten. Sie hatte seine Augen fest im Blick, aber auch das war zu erwarten.

Jehanne hätte den Teufel an der Tür zu seiner Hölle niederstarren können.

Ein Anflug von Wut machte fast seine Beherrschung zunichte. »Warum?« ...

Er wollte ihr es hier und jetzt entgegenschreien, weil er wußte, daß es Gründe geben mußte. Er kannte seine Frau. Er liebte sie immer noch, aber sein Bild von ihr war wie die zerschmetterte Rose. Existierte das Wachs, das sein Leben wieder kitten konnte?

Er wandte den Blick ab, um die bewaffneten Männer auf den Mauern in Augenschein zu nehmen. Auch sie sahen blaß aus, aber die Blässe konnte auch vom schnell verschwindenden Tageslicht herrühren. »Ich bin Lord Galeran von Heywood«, verkündete er mit einer Stimme, die laut genug war, daß alle sie hören konnten, »rechtmäßiger Herr dieses Schlosses. Im ersten Morgengrauen werde ich mit meinen Männern und den Männern meiner Familie kommen und erwarte Einlaß. Verweigert ihr mir den Einlaß, habt ihr die Konsequenzen zu tragen.«

Er wartete einen Moment, für den Fall, daß eine Antwort käme, aber es kam keine, nicht einmal Widerstand. Die einzige Bewegung, die zu sehen war, war Jehannes blauer Schal, der im kalten Wind flatterte.

Galeran drehte um und ritt zurück nach unten ins Lager. Dort stieg er ab und übergab John sein müdes Pferd.

»Warum morgen?« fragte sein Vater. »Wenn sie dich morgen hineinlassen, dann lassen sie dich auch jetzt hinein!«

»Vielleicht brauche ich Zeit zum Nachdenken, bevor ich meine Frau treffe.«

Damit ging Galeran fort, fort aus dem Lager, fort von allen.

Und, Gott sei Dank, ließen sie ihn gehen.

Er hielt nach einer Weile an, weil es keinen Grund gab, schnell vorwärts zu kommen, es sei denn, er wollte den ganzen Weg zurück nach Jerusalem laufen – was seltsam verlockend war. Er lehnte sich an einen Baum, rutschte müde am Stamm herunter, um zu sitzen, dann legte er seinen Kopf auf seine Knie.

Lieber Gott im Himmel, was sollte er jetzt nur tun?

Er wußte, was man von ihm erwartete. Er sollte Lowick töten, Jehanne in ein Kloster verbannen, wahrscheinlich, nachdem er sie grün und blau geschlagen hatte. Er sollte sich trennen und eine fruchtbarere Frau finden.

Oder vielleicht sollte er sie vor Gericht bringen, damit sie zum Tode verurteilt würde.

Was ist mit den Kindern? Gallot und der Bastard. Vielleicht waren sie noch jung genug, um eine andere Frau wie die eigene Mutter zu lieben, aber Jehanne würde sich niemals davon erholen, sie verloren zu haben.

Er war überrascht gewesen, als seine Frau, die stets einen kühlen Kopf bewahrte und eine schnelle Auffassungsgabe hatte, plötzlich leidenschaftliche Muttergefühle entwickelt hatte. Aber als sie einmal da waren, wurden sie zur bestimmenden Kraft in ihrer beider Leben.

Ihr Wunsch nach einem Kind hatte ihr sexuelles Verlangen mehr und mehr abgetötet und machte sie unglücklich. Diese Traurigkeit hatte ihn schließlich dazu getrieben, das zu tun, was er am allerwenigsten wollte: sie zu verlassen und sich dem Kreuzzug anzuschließen.

Ihre Kinderlosigkeit hatte am Anfang keine Rolle gespielt. Sie verlobten sich mit sechzehn, heirateten mit siebzehn. Das Leben schien noch wie eine lange Straße vor ihnen zu liegen, und die verwirrenden Liebes- und Bettspiele erforderten all ihre Aufmerksamkeit. Nach etwa einem Jahr drängten sich die Fragen aber doch auf – gutgemeinte Fragen danach, wann Jehanne denn nun endlich schwanger würde, tauchten auf. Galeran wurde sogar von seinem peinlich berührten Vater zur Seite genommen. Er wollte wissen, ob das junge Paar auch alles täte, was notwendig wäre.

Das hatten sie mit Sicherheit getan, aber sie genossen die Liebesspiele so sehr, daß sie sich nicht beeilten, denn dann würde der Spaß durch Schwangerschaft und Geburt unterbrochen werden. Die Besorgnis von allen um sie herum begann sie aber nachdenklich zu machen, also trafen sie ihre Maßnahmen. Kräuter wurden empfohlen und pflichtbewußt benutzt. Gebete wurden angeboten. Jehanne stimmte sogar zu, ein Amulett zu tragen, das angeblich die bösen Geister fernhalten sollte, die die Kinder einer Frau essen könnten, bevor sie begännen zu wachsen.

Dennoch war all das für sie eher amüsant als ein Grund zur Beunruhigung. Mit achtzehn lebten sie in dem jugendlichem Optimismus, daß alles schon zu seiner Zeit kommen würde, und in der Zwischenzeit hatten sie viel zu tun, das sie in Anspruch nahm.

Jehanne hatte ihre Talente als Schloßherrin vervollkommnet und war eine geschäftige und effiziente Herrin geworden. Galeran arbeitete daran, seine kämpferischen Fähigkeiten auszubauen, ebenso wie sein administratives Können, das er benötigen würde, um sein Herrschaftsgebiet zu verwalten, als Jehannes Vater starb. Er war entzückt von der Macht und dem Prestige Heywoods. Denn immerhin hatte er als ein jüngerer Sohn nicht damit gerechnet, so schnell ein grundbesitzender Lord zu werden.

Die Hochzeit war überraschend schnell vollzogen worden, weil Jehannes Brüder gestorben waren und sie mit dem Erbe ihres Vaters allein ließen. Fulk von Heywood hatte entschieden, sie möglichst schnell an einen passenden jungen Mann zu verheiraten, an einen Mann, der alt genug für Verantwortung wäre, aber auch noch jung genug war, um von ihm geschult zu werden.

Er warf natürlich ein Auge auf die große Familie seines Nachbarn, William von Brome. Will, der älteste Sohn, war bereits verheiratet. Eustace, der zweite Sohn, war neunzehn und hatte alles, was ein Mann von seinem Schwiegersohn erwartete.

Die Verlobungsvorbereitungen waren schon weit fortgeschritten, als Eustace alles durcheinander brachte, indem er verkündete, er fühlte sich berufen, Priester zu werden – ein kämpfender Priester, der sich den Mohren in Iberien entgegenstellen würde. Fulk heulte vor Entsetzen, Lord William war zornig, aber Eustace hielt allem so unerschütterlich stand, wie man es von einem heiligen Krieger erwarten würde.

Daher war Galeran selbst plötzlich im Blickpunkt herrschaftlicher Pläne. Erst sechzehn und mehr an Pferden und Hunden interessiert als an Frauen, wurde er gar nicht gefragt. Er wurde aus Lancashire vorgeladen, wo er als Junker von Lord Andrew von Forth gedient hatte, wurde in ungewöhnlich vornehme Kleidung gesteckt und nach Heywood gebracht, um mit einem eisigen Mädchen verlobt zu werden, das einige Monate älter und einige Zentimeter größer war als er. Kaum hatte er sich von dem Schock erholt, wurde ihm gesagt, daß er auf Heywood leben sollte und sein Training an der Waffe unter Lord Fulk beenden sollte. Auch würde er lernen, einen Besitz zu verwalten.

Trotz des Schreckens erkannte Galeran sein Glück. Ihm wurden ein Schloß und Ländereien übergeben, und es war wahrscheinlich, daß ihm beides bald gehören würde, denn Lord Fulk siechte dahin. Das einzige Ärgernis in seinem faulen Leben war seine Verlobte.

Lady Jehanne machte keinen Hehl daraus, daß sie lieber einen anderen heiraten würde, nämlich Raymond von Lowick. Der große, gutaussehende Raymond war Knappe ihres Vaters und war jetzt schon im ganzen Norden bekannt dafür, wie gut er mit Waffen umgehen konnte. Als ihr Vater es verlangt hatte, war sie bereit gewesen, Eustace von Brome zu heiraten, der ebenfalls groß und gutaussehend war und der sich ebenfalls bereits im Kampf bewährt hatte.

Sie hatte nicht erwartet, einen so schmächtigen Jungen wie Galeran heiraten zu müssen.

»Ich bin volle zwei Monate älter als du«, waren die ersten Worte, die sie zu ihm sagte.

Er hatte Schwestern und wußte, was er ihr zu entgegnen hatte. »Dann wirst du zweifellos eher sterben.«

Sie war eine furchterregende Kreatur, die Frau, die eines Tages seine Gemahlin sein würde.

Sie hatten bereits alle Verträge und Dokumente unterzeichnet, bezeugt von ungefähr 30 Männern von Rang aus dem Norden, und saßen nun zusammen am anderen Ende der Halle, während die Männer auf ihre Gesundheit tranken. Beide waren sie in feine mit Gold durchwirkte Seide gekleidet, doch Jehanne trug diese Kleidung, als wäre sie daran gewöhnt, während Galeran noch nie zuvor in seinem Leben eine so vornehme Garderobe getragen hatte.

Sein Haar war dunkel und ordentlich geschnitten. Das ihre war offensichtlich noch niemals gestutzt worden. Es fiel in blaßgolden schimmernden Seidenwellen hinunter bis zu ihren schlanken Hüften. Da er aus einer dunkelhaarigen Familie stammte, erschien ihm dies wie ein Wunder. Ein gefährliches Wunder, wie Blitze, Elmsfeuer oder die Flut.

Eher gefährlich als wünschenswert.

Seine Haut war dunkel, denn seine Familie war vor nicht allzu langer Zeit aus Südfrankreich gekommen, wo die Sonne heiß vom Himmel schien. In Jehannes Adern floß mehr nordisches Blut. Ihre durchsichtige Haut, so weich wie feines, poliertes Horn, lag säuberlich über ihren zarten Knochen. Ihre roten Lippen versprachen Wärme, aber ihre klaren blauen Augen waren winterkalt.

Sie schüttelte ihren Kopf, so daß die goldene Seide sich wellenförmig bewegte, als wäre sie lebendig. »Ich wollte einen Mann heiraten. Sogar dein Bruder wäre besser gewesen als du.«

»Mein Bruder hat die Kirche vorgezogen.« Er hoffte, daß sie die Worte zwischen den Zeilen hörte, die erklärten, warum sein Bruder das getan hatte.

Sie schürzte ihre Lippen und sah zu ihm hinüber. »Ich hatte gedacht, du würdest dich auch von der Kirche angezogen fühlen. Du hast nicht die Figur eines Kämpfers.«

Diese Bemerkung reichte aus, um Galerans Hingabe an das kriegerische Training zu verdoppeln. Er wußte, daß er klein war, aber er war zuversichtlich, daß er noch wachsen würde. Vielleicht würde er niemals so groß werden wie sein Vater oder seine älteren Brüder, aber er würde wachsen. Sicherlich würde er bald größer sein als seine Frau. Trotz seiner Größe hatte er bereits ein beachtliches Geschick im Schwertkampf und beim Reiten entwickelt, und obwohl er es sich kaum eingestand, hatte er sich fest vorgenommen, Jehanne zu zeigen, daß sie keinen Priester heiraten würde.

Außerdem genoß er die körperliche Ertüchtigung, außer wenn seine zukünftige Braut ihn dabei beobachtete.

Eines Tages sah sie bei Schwertübungen zu, dann kommentierte sie: »Dein linker Arm ist schwächer als dein rechter.«

Er drehte sich um, schüttelte den Schweiß aus seinem Haar. »Jedermanns linker Arm ist schwächer, auch deiner.«

Sie grinste hämisch. »Nein, ist er nicht. Ich bin Linkshänderin.«

»Du bist verflucht, meinst du«, entgegnete er, indem er sich auf ein häufiges Vorurteil bezog.

Sie schüttelte ihren Kopf. »Nur durch dich, Kerl.«

Aber als sie fortging, widmete er sich wieder seiner Arbeit und war befriedigt, daß diese Runde an ihn gegangen war.

Vielleicht hatte sie deshalb ihre Taktik geändert und lauerte ihm in der Stille der Ställe auf. »Da wir bald heiraten werden, Galeran, solltest du mich lieber küssen.«

Er wich unbehaglich zurück. »Ich will dich nicht küssen.«

»Natürlich willst du.« Sie reckte ihren Kopf in die Höhe und betrachtete ihn mit einem leichten Grinsen. »Oder willst du nicht, weil du nicht weißt, wie man küßt?«

Er fühlte, wie Röte sein Gesicht überzog. »Ich weiß, wie es geht, aber du dürftest es nicht wissen.«

Sie lachte. »Das hättest du gern, nicht wahr? Denn dann würde ich niemals wissen, ob du es richtig machst.« Wie ein Chamäleon drehte sie sich, kam auf ihn zu und legte eine Hand auf seine Brust. »Wenn du es lernst, wie man richtig küßt, Galeran, dann könnte es sein, daß ich dich mehr tun lasse ... Oder ist es das, wovor du Angst hast?«

Sie hatte Parfüm aufgelegt – etwas Blumiges, aber auch Würziges – und es entströmte ihr wie eine Warnung.

Diese neue Taktik machte ihm solche Angst, daß er ihr auswich. »Du sprichst verdorben. Eines Tages, Jehanne, werde ich dich schlagen.«

Sie lachte. »Dann mußt du zuerst ein bißchen wachsen.«

Als er auf sie losstürzte, wich sie ihm tänzelnd aus und lachte ihn noch immer aus. Er hätte sie fangen können, aber die Vernunft holte ihn wieder ein. Er mochte wohl der Mann sein, dem sie versprochen war. Aber das bedeutete nicht, daß er schon die Rechte eines Ehegatten hatte.

Noch nicht.

Der Gedanke an die Rechte eines Ehemannes führte ihn zu dem Gedanken an dessen Pflichten. Die Hochzeit war nur noch fünf Monate hin, und Jehanne hatte recht – er wußte nicht, was er tun sollte. Wenigstens kannte er die Fakten, und er hatte seine Brüder ab und zu mit einem Mädchen gesehen, aber er hatte keine praktische Erfahrung. Vor seiner Verlobung hatte er sich nicht sehr für Frauen interessiert und seitdem war er auf Heywood. Es schien ihm irgendwie nicht richtig zu sein, im Zuhause seiner zukünftigen Frau mit den Mägden zu schäkern.

Aber er brauchte Übung, und daher überwand er seine Skrupel und begann, die Mägde zu küssen, die sich zu ihm hingezogen fühlten. Er fand das eigentlich sehr angenehm. Sie führten ihn auch noch zu anderen Vergnügungen. Wie weich sich ein Frauenkörper anfühlte, besonders die Brüste; das erregte Glitzern in ihren Augen, wenn es ihnen gefiel, was er tat; der intensive Geruch einer Frau – so anders als der eines schwitzenden Mannes; die Gefühle in seinem eigenen Körper, die nach mehr verlangten ...

Er gab diesem Verlangen nicht nach – das schien ihm doch nicht recht –, aber er dachte oft daran, nach Brome zu fahren, denn dort kannte er Frauen, die nach mehr verlangten ...

Dann, eines Tages, überraschte Jehanne ihn, als er gerade seine Lieblingsmagd auf dem Schoß hatte. Obwohl er sehr schuldbewußt war, ermutigte ihn der Anblick der nackten Wut in den Augen der ihm versprochenen Frau: In dem Moment wußte er, daß er von Jehanne überrascht werden wollte, er wollte ihre Wut sehen. Er schob die Magd von seinen Knien und gab ihr einen spielerischen Klaps auf ihr Hinterteil, um sie auf den Weg zu schicken.

Jehanne hatte sich natürlich sofort wieder unter Kontrolle. »Ich nehme an, du übst noch«, sagte sie mit höhnischem Gesichtsausdruck. »Hoffst du, es noch hinzubekommen, bevor wir verheiratet sind?«

»Das ist mir völlig gleich. Dich krieg ich schon und mach dir ein Kind.«

Sie zischte ihn an: »Dann werde ich dich nicht auslachen.«

»Wenn du mich nicht auslachst, dann werde ich dich auch nicht auslachen.«

Auch diese Runde war an ihn gegangen, da sie mit wutroten Wangen weggelaufen war.

Aber vielleicht hatte sie doch diese Runde gewonnen, da er feststellte, daß er sie nicht gern verärgerte. Daher gab er seine Spielchen mit den Mägden auf. Jetzt wollte er mehr als je zuvor nach Brome fahren, damit er wirkliche Übung für die Hochzeitsnacht bekäme.

Liebe machen war ja in der Theorie ganz schön, da er wußte, welches Körperteil wohin mußte, aber viele Dinge, die in der Theorie einfach zu sein schienen, entpuppten sich dann bei der Umsetzung doch als schwierig.

Wußte sie nun wirklich mehr als er? Sicherlich nicht. Sie war ein ungestümes Mädchen, denn ihre Mutter war früh gestorben, und ihr Vater war ziemlich nachlässig in der Erziehung gewesen. Andererseits war Fulk nicht der Mann, der eine liederliche Tochter toleriert hätte. Sie hätte nicht mit anderen Männern liebäugeln dürfen. Oder doch?

Er dachte mit Unbehagen an Raymond von Lowick, der für Galerans Geschmack Heywood zu oft besucht hatte. Vordergründig kam er her, um seinem ehemaligen Herren die Ehre zu erweisen, aber er flirtete mit Jehanne. Sie schien ihn nicht zu ermutigen, aber sie wies ihn auch nicht ab.

Jehanne war für Galeran ein Buch mit sieben Siegeln.

Sie ging nicht damenhaft, sondern lief umher mit wehenden Röcken. Und doch sah sie graziöser aus als andere Frauen. Sie neigte ihren Nacken nicht und senkte auch nicht den Blick, sondern sah Männern direkt ins Gesicht, ob es nun ihr Vater, Galeran oder Lowick waren. Und doch war es bei ihr nicht ungehörig. Sie ging auf die Jagd und ritt so wild und schnell wie jeder Mann, und es gefiel ihr, beim Töten dabei zu sein. Galeran hatte schnell begriffen, daß weibliche Zartheit bei ihr nicht ausgeprägt war. Sie benutzte ihren Bogen mit tödlicher Sicherheit, konnte ein leichtes Schwert geschickt handhaben und einen Sack voll mit Saat problemlos heben.

Es fiel ihm auf, daß ihn das alles nicht störte, weil sie genauso geschickt in Frauendingen war. Sie konnte einen feinen Faden spinnen und strapazierfähigen Stoff weben, und ihre Stickereien fand er wunderbar. Was noch wichtiger war, sie konnte andere anleiten, zu spinnen, zu weben und zu sticken, daher gedieh Heywood unter ihrer Leitung. Sie wußte ganz genau, wie alles getan werden mußte und schien ihre Augen überall zu haben. Bei all denen, die ihre Pflichten vernachlässigt hatten, war sie schnell mit Strafe bei der Hand, sie war niemals grausam, aber sie brachte jeden dazu, so gut zu arbeiten, wie er konnte.

Die Menschen auf Heywood waren stolz auf ihre Herrin, und das war Galeran auch. Er bewunderte sie trotz ihrer spitzen Zunge und der Widerborstigkeit, und obwohl sie ihn immer noch nervös machte, lernte er, wie er mit ihr umzugehen hatte. Militärische Dinge lernte er vom Waffenmeister, persönliche Kriegführung von Jehanne.

Er genoß beides.

Und endlich fing er an zu wachsen. Eines Tages bemerkte er, daß er größer war als sie, und in der folgenden Zeit legte er noch mehr an Größe und Gewicht zu, so daß er zwei Monate vor der Hochzeit Jehanne um wenigstens einen halben Kopf überragte. Vielleicht trug sie dem Rechnung und verspottete ihn weniger. Jetzt sah sie ihn mit einem anderen Ausdruck in ihren Augen an und sprach ihn niemals an, wenn er allein war. Aber dann, als ihr Hochzeitstag nur noch einen Monat hin war, erwischte sie ihn in einem verlassenen Korridor. »Bist du jetzt bereit, mich zu küssen, Bald-Ehemann?« Sie mußte zu ihm aufblicken.

Ja, er war bereit, mehr als bereit. Blitzschnell ergriff er ihr Handgelenk, dann umfaßte er ihre Taille mit dem anderen Arm. Sie versteifte sich, ihre blauen Augen waren weit aufgerissen. Vor Schreck? Vor Wut? Vor Aufregung? Er verstand sie noch immer nicht, und in diesem Moment war ihm das auch egal.

Er drückte seine Lippen auf ihre, hielt dann inne, fragte sich, was sie tun würde. Sie tat nichts, aber verdutzt starrte sie ihn immer noch an, ohne mit der Wimper zu zucken.

»Weißt du nicht, was du machen sollst?« höhnte er gegen ihre Lippen.

»Ich warte darauf, ob du es weißt.« Aber diese Worte brachten ihre Lippen gegen seine und ließen ihn ihren warmen Atem spüren. Sein Körper reagierte sofort, und er erstarrte in Angst vor sich selbst.

Er sah das Funkeln in ihren Augen, und im nächsten Moment fühlte er, wie ihre Zunge seine Lippen berührte.

Er stieß sie fort, aber nicht weit. »Wer hat dich Spielereien wie diese gelehrt?«

Sie lächelte auf diese Weise, die ihn immer wütend machte. »Wer hat dich gelehrt, sie wiederzuerkennen?«

»Es ist für Männer etwas anderes.«

»Ist es das?«

Wütend zog er sie wieder an sich und küßte sie, hart und rauh, es war ihm egal, ob sie beeindruckt war oder nicht, er wollte ihr nur zeigen, wer hier der Herr war. Für einen Moment wurde sie in seinen Armen steif, aber dann entspannte sie sich plötzlich und küßte ihn zurück, spielte mit der Zunge, preßte ihren Körper näher an den seinen.

Er genoß es in vollen Zügen, bis er bemerkte, was passierte. Dann stieß er sie geschockt von sich und ließ sie los. »Du hast schon vorher geküßt!«

Sie schob die Unterlippe vor. »Habe ich das?«

»Wen?«

»Das möchtest du wohl gern wissen, was?«

»Ja, damit ich ihn töten kann.«

Sie lachte. »Du?«

Er schlug sie.

Sie schrie auf, hielt sich mit der Hand die rote Wange. Dann zischte sie vor Wut und griff ihn mit ihren Fäusten, ihren Nägeln, mit jedem Teil ihres schlanken, starken Körpers an. Er versuchte, sie zu beherrschen, mußte aber feststellen, daß das unmöglich war. Also kämpften sie einen verbissenen Kampf, einen unübersichtlichen Ringkampf, sie rieben sich, verkratzen sich, fügten sich Verletzungen zu und rissen all die feinen Kleider in Fetzen. Man mußte sie trennen, wütend knurrend wie wilde Hunde, und er wurde nach Hause geschickt, um sich dem Zorn seines Vaters zu stellen.

Kapitel 3

»Heywood spricht davon, die Verlobung zu lösen, du Schwachkopf!«

»Sie hat mich zum Wahnsinn gebracht!«

»Du hast sie also geschlagen?« Lord Williams Hand donnerte mit der vollen Wucht seines starken Armes gegen Galerans Gesicht. »Hast du keine andere Idee, wie du eine zarte Jungfrau behandeln kannst?«

»Zart? Diese Wölfin?«

Das beförderte ihn schlagartig wieder auf die Füße, weil er eine weitere Ohrfeige auf die andere Seite seines Gesichts bekam. Trotz seines mürrischen Wesens haßte Lord William die Vorstellung, daß eine Frau angegriffen wird. Er schlug ihn noch einmal, und als er damit fertig war, sagte er: »Geh mir aus den Augen, und wenn du geheilt bist, gehe zurück nach Heywood, und bring die Sache wieder ins Lot.«

Es dauerte drei Wochen bis die Wunden geheilt waren und die Blutergüsse abzogen, drei Wochen, in denen er Jehanne von Heywood alle Höllenqualen herbeiwünschte, aber seltsamerweise vermißte er sie auch.

Als Galeran nach Heywood zurückkehrte, war er sich nicht sicher, wie Fulk oder seine Tochter ihn aufnehmen würden, aber er war sich sicher, daß er Vergebung wollte. Der Gedanke daran, daß er Jehanne verlieren könnte, war ätzende Säure in seinem Herzen.

Dennoch, überlegte er, hatte sein Vater recht. Ein Mann sollte es nicht nötig haben, eine Frau zu schlagen, um sie unter Kontrolle zu halten, auch wenn diese Frau war wie Jehanne. Er war darauf vorbereitet, sich bei ihr zu entschuldigen, und er hoffte, daß sie sich nicht hämisch zeigen würde, denn dann würde seine Geduld nicht mitspielen. Zu seiner Überraschung machte Fulk überhaupt keine Schwierigkeiten. Er bemerkte lediglich, daß er hoffte, Galeran würde sie das nächste Mal ordentlich verprügeln, wenn Jehanne ihm Ärger machte, statt eine Rauferei daraus werden zu lassen.

Das würde nur funktionieren, wenn sechs starke Männer sie zuerst festbanden. Aber Galeran sagte das nicht, sondern machte sich auf die Suche nach seiner zukünftigen Ehefrau.

Er fand sie im Garten, sie strahlte eher Unterwürfigkeit und Trauer aus als Befriedigung. Sie hörte sich seine sorgfältig formulierte Entschuldigung an und sagte dann: »Deinetwegen bin ich ausgepeitscht worden.«

»Was glaubst du, was mit mir geschehen ist?«

Ihre Augen blitzten. »Wenn du bestraft worden bist, hast du das auch verdient.«

»Wenn du bestraft worden bist, hast du es ebenfalls verdient.«

»Ich habe nichts getan!«

»Du hast dich der Zerstörung meines Lebens verschrieben!«

»Ich, mein lieber Lord Galeran, habe Besseres zu tun, als Unglück für dich zu planen.«

»Hat er dich wirklich ausgepeitscht?« fragte Galeran.

Sie senkte die Augenlider. »Er hat mich ausgepeitscht.«

»Ah, ist das das Geheimnis?«

Sie schlug ihre Lider wieder auf, und ein Feuer loderte in ihren Augen. »Wenn du mich jemals auspeitschst oder auspeitschen läßt, wirst du das bereuen.«

Später war ihm klar, daß es stimmte, was sie gesagt hatte. Er konnte ihr zwar seinen Willen aufzwingen, ja. Er war ein Mann mit Kraft, Stärke und dem Gewicht des Gesetzes auf seiner Seite. Aber trotzdem: Wenn es jemals soweit kommen sollte, würde Jehanne eher sterben als sich unterwerfen.

Auf der anderen Seite war sie immer noch ein Stachel in seinem Fleisch, und irgendwie mußte man schließlich mit ihr zurechtkommen. Die Art, wie er am liebsten mit ihr umgehen würde, war noch nicht gesegnet, und so tat er alles, um sie für die verbleibenden Wochen zu meiden.

Es war nicht leicht, weil ihr bloßer Anblick ihn erregte, und es machte ihn wahnsinnig, wenn sie beim Essen seinen Arm streifte oder er ihr Parfum roch.

Vielleicht hatte sie keine Ahnung, welche Wirkung sie auf ihn ausübte, oder von der Macht der Lust in einem jungen, gesunden Mann. Wenn sie davon eine Ahnung hätte, würde sie ihn sicherlich nicht mehr provozieren.

Er versuchte, ihr aus dem Weg zu gehen, aber sie war teuflisch gut darin, immer dort aufzutauchen, wo er gerade war. Er wurde geschickter darin, ihren Berührungen auszuweichen, aber sie schien immerfort die Berührung mit ihm zu suchen. Dann fing sie an, sich auf eine Art zu kleiden, die ihn fast wahnsinnig machte.

Aber mit Gebeten und starkem Willen hielt er durch.

Bis er eines Morgens, zwei Tage vor der Hochzeit, aufwachte und sie auf seinem Bett saß, die Beine verschränkt.

»Zum Teufel, Jehanne. Was machst du hier?«

»Du bist mir immer aus dem Weg gegangen, Galeran.« Ihr Haar fiel lose über ihre Schultern, und sie trug nur den Hauch eines zartrosa Hemdchens.

Galeran bekämpfte den Drang, sie zu sich hinunter auf die Laken zu ziehen.

»Das bedeutet, daß ich dich nicht sehen will. Geh fort.«

»Nein.«

»Dann werde ich gehen.«

Als er die Decken zurückschlug, sagte sie: »Ich habe all deine Kleidung aus dem Fenster geworfen.«

»Was?« Er sah, daß sein Schrank offenstand und leer war, und er lachte sie aus. »Denkst du etwa, ich wäre schüchtern, du dummes Mädchen?« Er sprang aus dem Bett und stand ihr nackt gegenüber.

Dann erstarrte er.

Was, im Namen des Erlösers, tat er da bloß? Gleich würde sie laut schreien, und das ganze Schloß würde zusammengelaufen kommen!

Aber er hätte es wissen müssen: Sie zeigte keine Panik, sondern betrachtete ihn von oben bis unten. »Nicht schlecht. Du wächst.«