Die indonesischen Schwestern - Sandra Wöhe - E-Book

Die indonesischen Schwestern E-Book

Sandra Wöhe

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Beschreibung

Eine indonesischen Familie in einem deutschen Dorf. Phyllis hat einen deutschen Ingenieur geheiratet. Das Paar lebt in Indonesien, sie bekommen drei Töchter. Dann stirbt der Mann. Phyllis entschließt sich, in das Haus der Familie des Vaters in ein kleines Dorf in Nordrhein-Westfalen zu ziehen, sie hofft, dass ihre Töchter dort bessere Chancen haben. Im Dorf sind sie die einzigen 'Schlitzaugen'. Der Roman beginnt an dem Tag, drei Jahre sind sie nun schon dort, an dem eine der Schwestern, selbst noch lange nicht erwachsen, ein Kind bekommt. Je ein Tag im Jahr, vier Jahre lang, wird erzählt. In dieser Zeit passiert viel im Leben der Schwestern, sie werden erwachsen, verlieben sich, eine von ihnen liebäugelt mit dem Islam, die andere wird lesbisch, sie driften in unterschiedliche Richtungen, und dann gerät eine in große Gefahr …

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Sandra Wöhe

Die indonesischen Schwestern

konkursbuch

Verlag Claudia Gehrke

Eine bekommt ein Kind, die andere verliebt sich in eine Fotografin, die dritte trägt plötzlich Kopftuch. Mutter Phyllis, indonesischer Herkunft, meistert die Dramen des Erwachsenwerdens ihrer Töchter und das Fremdsein in einem deutschen Dorf in einer Mischung aus robustem Pragmatismus und indonesischen Naturvorstellungen. In Indonesien war Phyllis mit einem Deutschen verheiratet. Nach seiner überraschenden Krankheit entschließ sie sich, Indonesien zu verlassen und mit den drei Töchtern in das Haus ihres Mannes in ein Dorf in Nordrhein-Westfalen zu reisen. Dort stirbt er. Die Familie kehrt nicht zurück nach Indonesien. Sie bleiben in dem Dorf. Indonesische Naturvorstellungen und deutsche Dorfmentalität prallen aufeinander. Oft ist den Töchtern ihre Mutter peinlich. Sie sind Fremde, auch wenn sie perfekt deutsch sprechen. Sie sind die einzigen »Schlitzaugen« im Dorf. Drei Jahre leben sie schon dort. Der Roman beginnt an dem Tag, an dem eine der Schwestern, selbst noch lange nicht erwachsen, ein Kind bekommt. In den folgenden vier Jahren, aus denen je ein Tag erzählt wird, passiert viel im Leben der Schwestern, sie driften in unterschiedliche Richtungen und dann gerät eine in große Gefahr …

Inhaltsverzeichnis

Titelseite & Klappentext

1

2

3

4

Zur Autorin Sandra Wöhe

Impressum

1

Es roch nach Kleister. Das Baby schrie. »Ein Mädchen!«, rief Phyllis und fiel beinahe über ihren Koffer. Vor Stunden hatte sie ihn neben dem Tapeziertisch abgestellt. Sie hatte eine Fahrt zu ihrem Bruder geplant gehabt, den seine indonesische Firma zu einem Kongress nach Deutschland geschickt hatte. Sie wollte Felix unbedingt treffen. Auf Dauer war das kein Ersatz, Wünsche, Ideen, Träume oder auch Banales auf ein Bananenblatt zu schreiben, es klein zu falten und in der Glut eines Räucherstäbchens zu Asche zu verbrennen. Einem lebendigen Bruder gegenüber, ihn lächeln zu sehen oder auch ihn zu beobachten, bis sich seine gerunzelte Stirn wieder glättete, das war es, was sie wollte. Ein Gespräch mit ihrem Felix. Endlich wieder javanisch reden. Wann sie ihren Bruder das nächste Mal sehen würde, gab kein Orakel der Welt preis. Vielleicht nie mehr. Vielleicht auch bald. Je nachdem, ob der Vater ihr verzeihen würde, dass sie nicht nach Indonesien zurückgekehrt war.

Das Neugeborene schrie jämmerlich. Die Hebamme gab es ihr, eingewickelt in ein weiches Tuch. Bläuliche, knittrige Haut, blut- und fettverschmiert – das Mädchen zappelte wild. Phyllis konnte es nicht fassen, ihre Enkeltochter in den Armen zu halten. Sie überlegte, ob ihr Herz vor Glück springen oder weinen sollte.

»Was für ein wunderschönes Mädchen«, sagte sie und streichelte über die kleine, gerunzelteStirn.

»Zeig sie mir«, bat ihre Tochter, der die schwarzen Haare im Gesicht klebten.

»Wie schön sie ist«, sagte Yasmin. Die Wöchnerin setzte sich im Bett auf und lehnte sich an die Wand, von der die Tapete noch in Fetzen hing.

»Sie ist so leicht«, sagte sie, als ihre Mutter ihr das Baby in die Arme legte. Plötzlich gefror ihr das Lächeln im Gesicht. Yasmin krümmte sich vor Schmerzen.

»Die Plazenta kütt«, sagte die Hebamme gelassen und nahm ihr das Kind aus dem Arm. »Ich wasch et dann schomma.«

»Halten Sie ein, bitte«, bat Phyllis. »Ich würde gerne nachschauen, ob die Kleine auch gesund ist.«

»Das muss doch der Doktor«, entgegnete die Hebamme. »Der kütt schon noch.«

»Vier Augen sehen mehr«, beharrte Phyllis und nahm ihr das Kind ab. Die Hebamme wurde noch bleicher, als sie schon war.

Wahrscheinlich hat sie zu lange in heißer Milch gebadet, dachte Phyllis gehässig. Ihr war die Blässe längst aufgefallen. Immerhin hatte die Hebamme eine Mama Biang-Tasche dabei und benutzte sie auch. Spott, Zweifel und gleichzeitiges Vertrauen in die Künste der Hebamme rumorten in Phyllis, ohne dass sie wusste, was ihr missfiel. Nicht einmal der Name der Frau interessierte sie. Die Hebamme war ihr einfach zu jung, knapp über dreißig, schätzte Phyllis. Eine gute Geburtshelferin musste aber das vierzigste Lebensjahr überschritten haben. Die Hebammenausbildung brauchte schließlich ihre Zeit. Das war in Deutschland sicher auch so.

Sie wischte ihre Enkelin mit dem Wickeltuch trocken. Dann steckte sie es in eine Schublade der Kommode, die mitten im Raum unter einer Plastikfolie stand.

Die Hebamme beobachtete sie entsetzt. Wusste sie nicht, dass man aus dem Wickeltuch wichtige Heilmittel bereiten konnte?

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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