Die kleine Stimme im Kopf - Mo Gawdat - E-Book + Hörbuch

Die kleine Stimme im Kopf Hörbuch

Mo Gawdat

0,0

Beschreibung

DAS BENUTZERHANDBUCH FÜR DAUERHAFTES GLÜCK Für die einen ist es Gesundheit, für die anderen Wohlstand oder beruflicher Erfolg – Glück bedeutet für jeden etwas anderes. Meist bemerkt man sein Glück aber leider erst dann, wenn es sich bereits wieder zu verflüchtigen scheint. Der ehemalige GoogleX-Manager und Bestsellerautor von Die Formel für Glück, Mo Gawdat, enthüllt seinen ganz persönlichen »Code« zur »Neuprogrammierung« des Gehirns und zeigt, wie wir unserem Glück selbst dauerhaft auf die Sprünge helfen können. Indem wir etwa negative Selbstgespräche vermeiden, Gier durch Großzügigkeit überwinden und Apathie in Mitgefühl verwandeln, ändern wir unsere mentalen Prozesse so, dass wir glücklicher werden. Denn Glück ist auch Einstellungssache »Glück ist, wenn das Gehirn die Klappe hält.« – Mo Gawdat, Spiegel Online

Das Hörbuch können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS

Zeit:12 Std. 55 min

Sprecher:Peter Wolter

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Mo Gawdat

DIE KLEINE STIMME IM KOPF

Mo Gawdat

DIE KLEINE STIMME IM KOPF

Wie man sein Denken neu ausrichtet – und glücklicher wird

Vom Autor des Bestsellers »Die Formel für Glück«

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

1. Auflage 2022

© 2022 by Redline Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

© der Originalausgabe by Mo Gawdat

Die englische Originalausgabe erschien 2022 bei Bluebird unter dem Titel That Little Voice In Your Head: Adjust the Code that Runs Your Brain.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Übersetzung: Jordan Wegberg

Redaktion: Ines-Nicole Lange

Umschlaggestaltung: Karina Braun

Umschlagabbildung: Cyborg icon set/Shutterstock, 123rf.com/profile_pangeranjoni

Satz: ZeroSoft, Timisoara

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-86881-894-9

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96267-435-9

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96267-436-6

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.redline-verlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Der Ernst des Kampfes hat keine Bedeutung für die Friedvollen.

Für Ali

Es ist Zeit, die Augen zu öffnen und zu sehen, wie schön das Leben ist.

Inhalt

Einleitung

Kapitel 1: Die Grundlagen

Teil 1: Die neuralen Ursachen des Leidens

Kapitel 2: Müll rein …

Kapitel 3: Unter Beschuss

Kapitel 4: Übung macht traurig

Kapitel 5: Sie beide

Kapitel 6: Reden, reden, reden

Zusammenfassung von Teil 1

Teil 2: Die Nebeneffekte des Denkens

Kapitel 7: Fühlst du es?

Kapitel 8: Alchemie

Kapitel 9: In der Schwebe

Zusammenfassung von Teil 2

Teil 3: Der neurale Weg zu einem glücklicheren Leben

Kapitel 10: Willkommen in der Wirklichkeit

Kapitel 11: Der Techniker in Ihnen

Kapitel 12: Der Künstler in Ihnen

Kapitel 13: Die Mission ist rechter Hand

Zusammenfassung von Teil 3

Über den Autor

Quellenangaben

Einleitung

Ich versuche, eine Milliarde Menschen glücklich zu machen. Das klingt verrückt, ich weiß, aber ich glaube, dies ist das einzige Ziel, das es mir wert ist, es für den Rest meines Lebens zu verfolgen.

Die Geschichte von OneBillionHappy begann im Jahr 2014. Der Auslöser war, wie so oft, eine Tragödie. Ich verlor meinen Superhelden – meinen wunderbaren Sohn und weisen Lehrer Ali. Er ging von dieser Welt infolge eines vermeidbaren menschlichen Fehlers während eines routinemäßigen chirurgischen Eingriffs und nahm ein Stück meines Herzens mit sich. 17 Tage nach seinem Tod begann ich zu schreiben und konnte nicht mehr aufhören. Mein Thema war das Glück – das unwahrscheinlichste Motiv nach so einem tragischen Ereignis. Ich schrieb über das, was Ali mich gelehrt hatte, über das Geschenk, das er mir gemacht hatte, und das wollte ich mit der ganzen Welt teilen.

Das Ergebnis war mein erstes Buch, Die Formel für Glück, das praktisch jede falsche Überzeugung infrage stellte, die mich die moderne Welt über Glück gelehrt hatte. Es war ein echter Augenöffner. Nach dem tragischen Verlust Alis entwickelte und verbreitete ich den Algorithmus, den ich selbst genutzt hatte, um weitermachen zu können. Dein Glück ist größer als oder gleich der Differenz zwischen der Wahrnehmung der Ereignisse deines Lebens und deinen Hoffnungen und Erwartungen dessen, wie das Leben sich verhalten sollte. Obwohl ich schon gehofft hatte, dass dies bei den Lesern Anklang findet und sie ebenso davon profitieren würden wie ich, war ich nicht darauf vorbereitet gewesen, dass es ein solcher Erfolg werden würde. Das Buch wurde in 30 Sprachen übersetzt, war internationaler Bestseller und wurde weltweit hunderttausende Male verkauft. Täglich erhielt ich Zuschriften von Menschen aus der ganzen Welt, die ihre Dankbarkeit ausdrückten und mir Fragen über das Glück und über meine Mission stellten.

Ein Kind zu verlieren muss das Schlimmste sein, was einem Elternteil jemals passieren kann. Selbst heute, nach so vielen Jahren, finde ich noch nicht die richtigen Worte, um auszudrücken, wie es sich anfühlt. Ali war mein Sohn und mein Sonnenlicht. Er erhellte mein Leben mit seiner Liebe und seiner Weisheit. Er war mein bester Freund und Coach. Er war stets friedvoll und glücklich. Auch wenn der Schmerz des Verlusts immer noch anhält, hat es mir so viel Freude bereitet zu wissen, dass sein Verlust der Auslöser dafür war, dass ich meine Mission gefunden habe, die darin besteht, Alis Weisheit zu verbreiten und sein Leben der Liebe und des Mitgefühls zu feiern.

Zwei Wochen bevor Ali unsere Welt verließ, hatte er einen Traum, den er nur seiner Schwester Aya erzählte. Er sagte: »Ich habe geträumt, dass ich überall und ein Teil von jedem war. Das war so unglaublich, dass ich beim Aufwachen spürte, dass ich nicht mehr von diesem physischen Körper beschränkt sein wollte.« »Habibi«, sagte Aya, »er hat geträumt, dass er starb.« Das stimmt. Das hat er wirklich! Aya erzählte mir erst ein paar Tage nach seinem Tod von diesem Traum. Mein intensiv geschultes, leistungsorientiertes Gehirn interpretierte das als Zielsetzung, die mir von meinem Meister auf den Weg gegeben worden war. Ich habe noch nie ein Ziel verfehlt – und meine Arbeit bei Google beinhaltete große Ziele, um Milliarden von Menschen zu erreichen –, deshalb brach ich in Tränen aus, nachdem Aya mir davon erzählt hatte. Ich erkannte, dass Ali gekommen war, um uns zu unterrichten, um uns so viel Liebe zu ihm einzuflößen und dann zu gehen, sodass sein Fortgang der Funke sein würde, der das noch Folgende in Gang setzte. Ich weinte so sehr, dass es mich am ganzen Leib schüttelte. Ich wusste genau, was das bedeutete. Mein Leben gehörte nicht mehr mir, es gehörte seiner Mission. Der Rest meines Lebens sollte dem Ziel gewidmet werden, seinen Traum zu realisieren. Ich würde alles nehmen, was er mich gelehrt hatte, und der ganzen Welt davon erzählen. Ich würde seinen Wesenskern an die gesamte Menschheit weitergeben, und dann wäre durch sechs Trennungsstufen nach vielen Jahren ein bisschen von Ali überall und ein Teil von jedem. Das Ziel war festgelegt, und ich würde es nicht verfehlen. Ich hörte auf zu weinen, stand auf und machte mich an die Arbeit.

Wie jeder Geschäftsmann habe ich mir ein messbares Ziel gesetzt. Es bestand darin, das Glücksmodell, das ich mit Alis Hilfe entwickelt hatte, mit zehn Millionen Menschen zu teilen. Nachdem das Ziel #10MillionHappy festgelegt war, verschwor sich das Universum höchstselbst, um es zu realisieren.

Nur sechs Monate nach dem Start der ursprünglichen Mission hatte ich bereits zig Millionen Menschen online erreicht. Die Botschaft half, viele Leben zu verändern, und es war klar, dass wir weitermachen mussten. Die Inspiration, die Mission von zehn Millionen auf OneBillionHappy zu erhöhen, kam mir während einer kurzen Meditation. Es war ein Moment, in dem ich erkannte, dass die Technologie, an deren Aufbau ich durch meine Karriere im Computerbereich mitgewirkt hatte, unsere Zukunft über alle Vorstellungen hinaus prägen würde. Mir wurde klar, dass wir ernsthafte Probleme bekommen würden, wenn wir der aufkommenden künstlichen Intelligenz nicht die Essenz dessen vermittelten, was uns menschlich macht – Glück, Mitgefühl und Liebe. Das ist die Kernaussage meines zweiten Buches Scary Smart. Mir wurde bewusst, dass Alis Zielsetzung real war, dass wir nicht nur zehn Millionen, sondern Milliarden erreichen konnten. Wir hatten die Mittel, überall hinzugehen und jeden zu erreichen.

Unser kleines Team machte weiter Fortschritte, und der Content, den wir schufen, wurde nun bereits über 120 Millionen Mal online aufgerufen – ein guter Grund zum Feiern, aber auch zum Weitermachen. Um eine Milliarde Menschen zu erreichen, brauchen wir einen viel grundlegenderen Wandel.

Wir müssen uns darüber klarwerden, wo wir in der Welt stehen. Je mehr wir unseren negativen Gedanken nachgeben, umso negativer wird unser Handeln, und umso mehr Menschen verhalten sich negativ. Sie bekommen das wieder, was Sie ausstrahlen. Würden sich mehr Menschen darauf konzentrieren, zu anderen freundlich und mitfühlend zu sein, hätte das einen Dominoeffekt. Die Leute würden dieses freundliche und mitfühlende Verhalten nachahmen.

Wir würden ein positives Schneeballsystem in Gang setzen, bei dem jede neue glückliche Person zwei weitere nach sich zieht. Dieses System hätte die Macht, die Welt zu verändern, und es beginnt in Ihnen selbst mit dem allergrößten Grund fürs Unglücklichsein – negativen Gedanken.

Ich glaube, dass das Denken die umfassendste aller Illusionen ist. Eine kleine Stimme in unseren Köpfen sagt uns ständig, was wir tun sollen. Sie ist pausenlos da, wie die Luft, deshalb gehen wir mechanisch mit ihr um, so wie unser Gehirn mit dem Atmen verfährt. Jahr für Jahr nehmen wir diese kleine Stimme als selbstverständlich hin, und sie lässt uns leiden.

In meinen Studien habe ich herausgefunden, dass Gedanken, und nur Gedanken, die allergrößte Auswirkung auf unseren Glückszustand haben. Diese kleine Stimme in unseren Köpfen beeinflusst unsere Stimmung sogar noch mehr als einige der härtesten Umstände, die wir im Leben zu ertragen haben.

In diesem Buch schöpfe ich aus meiner Erfahrung als Softwareentwickler und meinen umfangreichen Studien spiritueller Lehren und der Neurowissenschaft, um Sie auf eine Reise durch die verborgenen Gänge Ihres Gehirns mitzunehmen. Ich will Ihnen zeigen, dass Ihr Gehirn trotz all seiner Komplexität genau wie Ihr Computer äußerst vorhersehbar ist. Wenn Sie Ihrem Gehirn bestimmte Inputs geben und bestimmte Programme darauf laufen lassen, liefert es Ihnen immer dasselbe Ergebnis. Das wohl am wenigsten wünschenswerte aller möglichen Ergebnisse ist, denke ich, das Unglücklichsein. Unsere Gedanken sind ein Hauptgrund dafür, dass wir unglücklich werden. Mein Ziel ist es, Ihnen zu zeigen, wie Sie Ihr Gehirn korrekt steuern können, um glücklicher zu leben. Wenn Sie genau verstehen, wie der Code funktioniert, der Ihr Gehirn steuert, können Sie ihn leicht anwenden, damit er Sie beständig glücklich macht. So vorhersehbar ist das.

Tatsächlich ist Ihr Gehirn sogar so vorhersehbar, dass ich seine Funktionsweise in einer klaren und prägnanten Bedienungsanleitung zusammenfassen kann. Dieses Buch ist eine solche Bedienungsanleitung. Es enthält Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum Umgang mit Ihren negativen Gefühlen, mit wiederholten negativen Gedanken, mit Stress und anderen Umständen, die Ihnen in der Betriebsumgebung Ihres Computers begegnen könnten – Ihrem Gehirn.

Es enthält auch eine Übungsanleitung, denn Ihr Gehirn kann trainiert werden. Mit bestimmten Übungen können Sie die Verknüpfungen Ihres Gehirns im Laufe der Zeit verändern. Dadurch brauchen Sie nicht immer wieder ins Handbuch zu sehen, sondern können stattdessen gesunde Gewohnheiten zu Ihrem Standard machen. Dieses Buch führt Sie anhand einfacher, geradliniger Schritte durch diese lohnenswerten und hoffentlich angenehmen Übungen.

Betrachten Sie dieses Buch als Verschmelzung von Computerwissenschaft und Neurowissenschaft, das klar und verständlich geschrieben ist. Als Ingenieur verwende ich häufig Technikanalogien und vereinfachte Prozessdiagramme der verschiedenen Programme, die in unserem Gehirn ablaufen, und ich werde zeigen, wie sie jeweils unsere Gedanken beeinflussen.

Keine Sorge, wenn Sie nicht so technikaffin sind. Ich nutze eine vereinfachte Terminologie und erkläre die Konzepte verständlich. Gelegentlich müssen Sie vielleicht etwas Neues über die Technologie selbst lernen, aber wenn Sie das erst getan haben, werden Sie es bei Ihrem täglichen Umgang mit der Technik erkennen. Das Konzept wird deutlich, und das hilft Ihnen dabei, sich daran zu erinnern und es in Ihren Weg zu einem glücklicheren Leben zu integrieren.

Jeder Prozess beginnt mit Inputs. Unabhängig davon, wie intelligent ein Computer auch sein mag, führen falsche Inputs zu falschen Ergebnissen. Die Inputs, die wir in unser Gehirn hineinlassen, können oft destruktiv sein. Von den Inputs, die sich den Weg in unseren Kopf bahnen, müssen wir diejenigen zum Glücklichsein herausfiltern, so wie wir eine gesunde Ernährung einhalten, um gesund zu bleiben.

Und dann ist da noch der Prozess – die Art, wie das Programm abläuft. Wenn Sie bei der Ausführung Ihres Codes den falschen Weg einschlagen, werden Sie darunter leiden. Folgen Sie hingegen einem anderen, wird er Ihnen den Weg zu allem zeigen, was Sie sich vom Leben wünschen. Wichtig ist, dass Sie sich vollständig der Vorgänge in Ihrem Kopf bewusst sind, damit Sie erkennen können, wann Sie auf die falsche Art denken. Haben wir die Inputs erst einmal verfeinert und die Kontrolle über den Prozess erlangt, können wir damit beginnen, das zu optimieren, was wir uns meiner Meinung nach alle tatsächlich vom Leben wünschen – Glück, Erfolg und Mitgefühl.

Ich glaube, dass ein Großteil unseres Unglücks aus Problemen in unserem neuralen Netzwerk entsteht – der zugrunde liegenden Funktionsweise unseres Gehirns. Um sie so zu definieren, dass Sie sich immer daran erinnern können, werde ich sie 4-3-2-1 nennen.

Es gibt vier falsche Inputs, die wir ständig in unser Gehirn vordringen lassen. Sie lösen drei übertriebene Verteidigungsmechanismen aus. Auf unserem Weg durch das Leben leiden wir unter einem Ungleichgewicht zwischen zwei Gegensätzlichkeiten bei unserer Lebensweise. Dann wird durch eine Form schädlichen Denkens eine Abwärtsspirale in Richtung Unglück in Gang gesetzt. Um die Software-Analogie fortzuführen: Nichts davon hat damit zu tun, dass unsere Gehirne schlecht funktionieren. Sie arbeiten nicht einmal mit schlechten Programmen. Vielmehr sind es gute Programme, die aber schlecht funktionieren. Also müssen wir, wie es jeder gute Softwareentwickler täte, ein Debugging unserer Gehirnsoftware vornehmen.

Wir werden die Programme in diesem Buch durchführen und Ihnen die Symptome zeigen, die sie verursachen – unkontrollierbare Emotionen, ein chemisches Ungleichgewicht und endlose Schleifen von schädlichen Gedanken. Haben Sie erst einmal gelernt, solche Symptome zu beobachten und zu identifizieren, können die Programme, die sie hervorbringen, so eingestellt werden, dass sie ihren Zweck erfüllen und wie vorgesehen laufen – das heißt, sie verhelfen Ihnen zum Erfolg im Leben und gleichzeitig gewährleisten sie den bestmöglichen Zustand als Mensch: Glücklich zu sein.

Sind die Ursachen bekannt und die Symptome identifiziert, werden die Lösungen einfach – so einfach wie 4-3-2-1.

Vier Hauptprogramme können wir in unserem Gehirn laufen lassen, die für unser Glück optimiert sind: das Leben, so wie es ist, vollständig zu erfahren, Probleme zu lösen, im Flow zu sein und zu geben. Lernen Sie diese zu einem Hauptbestandteil Ihres Betriebssystems zu machen, und Sie finden Ihren Weg zur Freude.

Weiter hinten in diesem Buch, wenn Sie die benötigten Fähigkeiten erworben haben, werde ich Sie mit einem Ablaufplan ausstatten. Ja, das ist ein bombensicherer Prozess, um wieder zum Glück zurückzuspringen, wann immer das Leben Sie aus der Bahn wirft. Mit einem klar aufgezeigten Prozess lege ich die Verantwortung in Ihre Hände. Sie können Ihren Weg zurück zum Glück finden oder im Leiden steckenbleiben. Das ist Ihre Entscheidung, aber sagen Sie nicht, das Leben macht Sie unglücklich. Wenn Sie sich entschließen, nichts zu verändern, machen lediglich Sie selbst sich unglücklich. Es ist Ihre Verantwortung.

Die Welt, in der wir leben, ist nicht mehr dieselbe, für die der Code in unseren Köpfen ursprünglich einmal entwickelt wurde. Wir fangen in diesem Buch damit an, Ihren Code zu aktualisieren. Aber wer weiß, wie weit die Auswirkungen reichen mögen? Wenn Sie lernen, Ihre eigene Welt zu verändern, ist es möglich, dass Sie auch die Welt selbst verändern.

Den maximalen Nutzen aus diesem Buch ziehen

Dies ist ein Praxisbuch mit vielen Übungen, nicht nur ein Buch für Ihren Intellekt.

Wenn Sie daran gewöhnt sind, Lehrbücher zu lesen und Wissen in komprimierter Form vermittelt zu bekommen, geraten Sie vielleicht in Versuchung, diejenigen Teile dieses Buches zu überspringen, die nicht einfach nur Informationen vermitteln – besonders weil Ihnen einige davon vielleicht extrem vereinfacht vorkommen. Bitte widerstehen Sie diesem Drang und befolgen Sie die Übungen wie vorgegeben. Sie werden davon profitieren und Ihre Erkenntnis stärker vertiefen, als ich es mit Worten zu beschreiben in der Lage bin.

Vielleicht neigen Sie auch dazu, Ihre Bücher sauber und ordentlich zu halten. Ich rate Ihnen, das bei diesem Buch anders zu handhaben. Bücher sind wie Häuser: sie sollen bewohnt werden. Machen Sie das Buch zu Ihrem eigenen. Schreiben Sie hinein, machen Sie sich Notizen, und füllen Sie die leeren Seitenränder mit Ihren eigenen Selbstverpflichtungen und Beobachtungen aus. Das wird eine lohnende Erfahrung sein, nicht nur, weil Sie damit ein paar Ihrer Konditionierungen durchbrechen und weil es Sie daran erinnert, was am meisten Eindruck hinterlassen hat, sondern auch, weil auf diese Weise ein Benutzerhandbuch entsteht, auf das Sie jederzeit zurückgreifen können. Ihre Anmerkungen führen Sie zu jenen Teilen, die Sie benötigen, um die Funktionen oder Fehler anzugehen, mit denen Sie sich befassen wollen. Ich empfehle Ihnen, in den ersten Wochen wiederholt auf die Konzepte zu blicken. Einige der kontroversen Themen, die hier besprochen werden, bedürfen möglicherweise einer kleinen Wiederholung, damit sie Bestand haben.

Schließlich werde ich Sie gelegentlich auffordern, das Buch wegzulegen. Ich bitte Sie, etwas anderes online zu machen oder einfach mit dem Lesen aufzuhören und eine Pause einzulegen. Bitte geben Sie sich selbst die Zeit zum Innehalten. Das ist hier kein Wettrennen, und es gibt keinen Pokal für den Schnellsten. Der Pokal – in diesem Fall eine Veränderung des Lebensstils, die Sie glücklicher macht – geht an jene, die nie wirklich durchs Ziel gehen, die immer weiter die notwendige Zeit investieren, um ihren Weg zur Freude zu finden. Wir versuchen hier nicht, irgendetwas in einem bestimmten Zeitfenster zu erreichen. Wir versuchen, den Code zu aktualisieren, der unser Gehirn steuert, indem wir immer wieder glücklichere Versionen installieren.

Fortschritt erzielt man nicht nur durch Lernen oder Handeln. Manchmal ist es gut, einfach zu sein. Das ist das Modell, das wir für den Fortschritt nutzen. Ich nenne es Sein-Lernen-Handeln. Seien Sie, ehe Sie lernen, und lernen Sie, ehe Sie handeln. Geben Sie sich Zeit zum Nachdenken, und nehmen Sie konkrete Veränderungen vor.

Ich glaube, was ich damit sagen will, ist … entspannen Sie sich. Genießen Sie die Reise.

Okay. Ich stelle Ihnen jetzt Ihre Tools vor. Wir werden sieben praktische Tools nutzen, die Sie durch Ihre Lernerfahrung begleiten:

1) Haben wir alle schon erlebt

Das Herzstück unserer Fähigkeit zur Veränderung und Verbesserung ist die Erkenntnis, was nicht gut läuft. Seit dem Erfolg von Die Formel für Glück ist mir aufgefallen, dass Leser oder Zuhörer bei öffentlichen Lesungen oft mit mir sprechen, als wäre ich eine Art Guru – ein Meister des Glücks, der immun ist gegen die Gewohnheiten und Routinen, die uns unglücklich machen. Das könnte von der Wahrheit nicht weiter entfernt sein.

Wenn ich überhaupt irgendetwas Besonderes beisteuere, dann dass ich das Thema Glück aus der Position eines normalen modernen Menschen betrachte, der Tag für Tag mit der Hektik des Alltags zu tun hat. Ich bin kein Mönch, der in der Einsamkeit meditiert, und kein spiritueller Lehrer, der aus irgendeinem entlegenen Teil Indiens Vorträge hält. Genau wie Sie stehe ich im Stau, langweile mich in Meetings zu Tode, habe Beziehungsprobleme und mache mir Sorgen darüber, worauf unsere Welt zusteuert.

In diesem Buch habe ich den Mut gefunden, meine schlimmsten Geschichten mit Ihnen zu teilen. Die Momente meines Lebens, da ich das Gegenteil all dessen war, das ich jetzt lehre. Es beschämt mich zu erkennen, was ich alles falsch gemacht habe, und hoffentlich werden diese Geschichten Sie daran erinnern, dass wir das alle schon erlebt haben, dass wir alle unsere Fehler und blinden Flecken haben und dass wir sie nur in den Griff bekommen können, wenn wir offener damit umgehen.

2) Übungen

Sobald Sie die Notwendigkeit der Veränderung erkannt haben, gibt es keine bessere Methode als Übung und Reflexion. Dieses Buch ist voller einfacher Übungen, die es Ihnen ermöglichen, eine Fähigkeit zu erlernen, eine Gewohnheit zu bilden oder bewusst in sich zu gehen, um Achtsamkeit zu finden und ein Konzept entstehen zu lassen.

Machen Sie Ihre Hausaufgaben. Genauer gesagt: Machen Sie sie immer und immer wieder. Neuroplastizität (ein Konzept, das ich in Kapitel 4 näher erläutere) lässt uns besser lernen, je öfter wir dieselben Handlungen wiederholen. Das ist die Macht der Gewohnheit. Das ist die einzige Methode, um dieses Nutzerhandbuch überflüssig zu machen, weil die darin enthaltenen Fähigkeiten zu Ihrer zweiten Natur werden.

Es gibt zwei verschiedene Arten von Übungen: Achtsamkeitsübungen helfen Ihnen, nachzudenken und etwas Wichtiges über sich selbst zu lernen. Praxisübungen helfen Ihnen, eine notwendige Fähigkeit zu entwickeln.

Da wir alle Menschen sind, werden wir alle das eine besser können als das andere. Wer von Natur aus sehr achtsam ist, kann die Dinge nicht notwendigerweise gut in die Praxis umsetzen, und wer gut in der Umsetzung ist, mag manchmal nicht besonders achtsam sein. Fordern Sie sich selbst heraus, auch wenn Sie auf das eine oder das andere keine Lust haben. Sein und Handeln sind gleichermaßen wichtig für eine vollständige Lernerfahrung. Ich verspreche Ihnen, dass alle Übungen Spaß machen. Was immer Sie also tun, vergessen Sie nicht, sie zu genießen.

3) Gruppenbesprechung

Bei den komplexen Angelegenheiten dagegen gibt es nichts Hilfreicheres, als sie offen mit jemand anderem durchzusprechen. Ich werde Sie häufig auffordern, sich mit vertrauten Freunden zusammenzusetzen, um Ihre Ansichten über eine Vielzahl von Themen auszutauschen.

Dabei muss nur eine Regel beherzigt werden, nämlich dass es keine richtigen Antworten gibt. Jeder Standpunkt ist wahr – für den, der ihn vertritt. Respektieren und begrüßen Sie jede abweichende Sicht. Besser noch, seien Sie neugierig und fragen Sie nach, damit Sie ein besseres Verständnis für die Meinungen entwickeln, die sich von Ihren unterscheiden.

Am besten geht das im persönlichen Gespräch mit echten Menschen. Vielleicht können Sie ein paar Ihrer Freunde bitten, dieses Buch ebenfalls zu lesen, damit Sie sich einmal wöchentlich zusammensetzen können, um das Gelesene zu besprechen und die Gruppengesprächsübungen durchzuführen, die im Laufe des Prozesses aufgetaucht sind.

Das funktioniert natürlich nicht bei jedem, und viele von Ihnen ziehen es womöglich vor, das Buch allein durchzuarbeiten. Auch das ist in Ordnung – passen Sie dann die Übungen nur entsprechend an. Trotzdem empfehle ich wärmstens, die Gespräche mit mindestens einer Ihnen nahestehenden Person zu führen, der Sie zutrauen, Ihnen Ihre möglichen blinden Flecken vor Augen zu führen.

4) Die Pop-Gedächtnisstütze

Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber ich kann mich an gute Songs und Filme besser erinnern als an alles, das ich je in der Schule gelernt habe. Sie bleiben mir im Kopf und laufen in Dauerschleife. Ich spreche total gern mit Freunden über die Szenen eines Films oder den inspirierenden Text eines Songs, und auch mit Ihnen möchte ich sie gern teilen. Viele der Konzepte, die wir in diesem Buch besprechen werden, wurden von unglaublich begabten Künstlern in Songtexte gegossen oder in Szenen zeitloser Filmkunst. Ich werde sie Ihnen empfehlen, also unterbrechen Sie bitte die Lektüre und hören oder schauen Sie sie an, um das Leseerlebnis zu vertiefen.

Planen Sie einen Abend mit Freunden, um meine Filmempfehlungen anzuschauen. Versuchen Sie, über das Offensichtliche hinauszusehen und es auf Ihr eigenes Leben zu übertragen, um herauszufinden, wie eine Szene oder das Konzept eines Films auf Sie zutrifft. Was Musik angeht, so laden Sie sich bitte eine legale Kopie herunter oder schauen Sie sich das offizielle Video im Internet an. Spielen Sie es ab, bis das Konzept im Gedächtnis haften bleibt. Fügen Sie es dann Ihrer Happy-Playlist hinzu, damit Sie es immer wieder anhören können. Lernen Sie diese Happy-Songs auswendig. Sie werden staunen, wie sie immer dann, wenn sie am meisten gebraucht werden, an die Oberfläche steigen, plötzlich in Ihrem Kopf laufen und Sie genau an das erinnern, was Sie tun müssen. Musik ist Leben. Wackeln Sie also ruhig ohne Scheu mit dem Hintern, während Sie diese nicht ganz so anspruchsvollen Musikaufgaben erledigen.

5) Appii

Appii ist Ihr Glücksassistent. Er basiert auf dem Modell Sein-Lernen-Handeln. Sie können damit Ihre Empfindungen nachverfolgen, die Lernerfahrung an Ihre Bedürfnisse anpassen und relevante Übungen finden, um die Fähigkeiten zu entwickeln, die Sie für Ihren Weg zum Glück benötigen. Die kostenlos herunterladbare App enthält Tausende nützliche Videos, inspirierende Zitate, Aufgaben und Übungen. Appii arbeitet auch mit künstlicher Intelligenz, um Ihnen bei der Entwicklung von gesunden Glücksgewohnheiten zu helfen.

Laden Sie sich Appii kostenlos bei Ihrem Play Store oder App Store herunter, oder gehen Sie auf www.appii.app und geben Sie den Vorteilscode ThatLittleVoice ein, um ein kostenloses dreimonatiges Vorzugsabonnement zu erhalten – was Ihnen Zugriff auf längere Lernvideos, Übungen und erweiterte Features verschafft.

6) Slo Mo

Slo Mo ist einer der beliebtesten weltweiten Podcasts. Mein Podcast lädt Sie dazu ein, sich in Ihrem geschäftigen Leben Zeit zu nehmen, einen Gang herunterzuschalten und über Dinge von Bedeutung nachzudenken. Ich begrüße darin einige der weisesten Menschen der Welt, die ihre inspirierenden Geschichten erzählen und was sie gelernt haben, damit Sie, die Zuhörer, ebenfalls lernen können. Wir sprechen über Glück, Spiritualität, Neurowissenschaften, Beziehungen und andere Themen, die Ihnen dabei helfen können, eine bessere Version Ihrer selbst zu werden oder unsere Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Werden Sie Teil unserer Gemeinschaft. Laden Sie sich Slo Mo kostenlos auf Ihren Podcast-Player, oder gehen Sie auf mogawdat.com/podcast, um mehr zu erfahren.

7) OneBillionHappy

Dieses Buch ist, ebenso wie die anderen Tools, die ich Ihnen bereitstelle, Teil einer Mission, vielleicht der wichtigsten Mission unserer Generation.

Trotz der Fortschritte und technologischen Weiterentwicklungen, die wir in den letzten 100 Jahren erlebt haben, versagt die Menschheit, wenn es um unser Glücklichsein geht. Einer von sechs Menschen erhält irgendwann im Laufe seines Lebens die Diagnose Depression – die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich weit höher.1 Alle 40 Sekunden begeht jemand Selbstmord.2 Einer von vier Befragten in den USA gab an, dass er keine einzige Person hat, die er um Hilfe bitten kann, wenn er sich unglücklich fühlt.3

Wir müssen den Trend umkehren. Im Kern unserer gemeinsamen Mission #OneBillionHappy stehen Sie, nicht ich. Ich kann nicht allein eine Milliarde Menschen erreichen. Aber gemeinsam können wir es.

Helfen Sie mir den Traum zu verwirklichen, indem Sie Ihren eigenen Anteil der Quote übernehmen. Machen Sie zwei Menschen glücklich – das können Ihre Kinder sein, Ihr Ehepartner, Ihre Schwester oder der beste Freund –, indem Sie sie auf die Tatsache hinweisen, dass Glück ihr Geburtsrecht ist und für sie oberste Priorität haben sollte. Bringen Sie ihnen bei, was Sie in diesem Buch über Glück lernen, und stellen Sie klar, dass Glück vorhersehbar ist. Wenn Sie dafür arbeiten, erreichen Sie es. Geben Sie es weiter. Verbreiten Sie die Botschaft. Wenn Sie wirklich etwas bewirken wollen, erzählen Sie es 20 Menschen, 200 oder auch einer Million, wenn Sie können. Seien Sie ein Glücksheld.

Bitte gehen Sie auf www.OneBillionHappy.org, um mehr zu erfahren.

In diesem Buch werden Sie immer wieder Aufgaben finden, die mit dieser Mission zusammenhängen. Bitte ignorieren Sie sie nicht. Nehmen Sie sie ernst, und setzen Sie sie um. Tun Sie es um der Menschheit willen, und freuen Sie sich an der Wirkung, die Sie damit erzielen.

Eine Milliarde ist gar nicht so viel, wenn wir es alle gemeinsam tun, einer nach dem anderen. Ich werde meinen Teil dazu beitragen und mit Ihnen anfangen. Begleiten Sie mich nun auf der Reise.

Zielort … Glücklich!

Was wir bisher gelernt haben

Dies ist eine kurze Zusammenfassung einiger Konzepte aus meinem ersten Buch, Die Formel für Glück. Sie bilden die wesentliche Grundlage für das, was wir hier besprechen werden. Das erste wichtige Grundprinzip war, dass wir alle glücklich geboren werden. Solange Kinder ernährt werden, sicher sind und die Grundbedürfnisse ihres Überlebens erfüllt werden, sind sie glücklich.

Glück ist uns angeboren. Wir sollten es nicht außerhalb von uns suchen. Glück ist unser Grundzustand. Wenn wir erwachsen werden, überzeugen uns sozialer Druck, Verpflichtungen, Erwartungen und die Illusionen, an die zu glauben wir lernen, dass Erfolg wichtiger ist als Glück.

Unablässig jagen wir dem Erfolg hinterher und verlieren dabei unser Glück.

Doch das glückliche Kind, das wir einmal waren, ist immer noch in jedem von uns – nur ist es begraben unter einem Berg von falschen und einschränkenden Überzeugungen, wo es auf seine Rettung wartet, damit es zu seiner glücklichen, kindlichen Natur zurückkehren kann.

Glück lässt sich nicht finden, indem Sie Ihrem Leben Dinge hinzufügen – all diese schicken Klamotten, die Technikspielzeuge und Urlaubsreisen. Ein Kind ist glücklich, bis etwas sein Glück unterbricht. Wenn die Windel nass ist, weint das Kind. Wird die Windel gewechselt, kehrt das Kind in seinen Grundzustand zurück – glücklich. Das ist bis heute Ihre Natur. Wenn es Ihnen gelingt, die Dinge zu entfernen, die Sie unglücklich machen, bleibt Glücklichsein zurück. So simpel das auch klingt: Glück ist die Abwesenheit von Unglück.

Wenn Sie das wirklich begreifen, ist Glück sehr vorherbestimmbar. Sogar so vorherbestimmbar, dass es einer Gleichung folgt:

Glück tritt ein, wenn das Leben nach unseren Wünschen zu verlaufen scheint. Wir fühlen uns glücklich, wenn die Ereignisse unseres Lebens unseren Erwartungen, unseren Hoffnungen und Wünschen entsprechen, wie das Leben sein sollte.

Regen zum Beispiel hat keinen inhärenten Glückswert. Regen macht uns nicht glücklich oder unglücklich. Regen macht uns glücklich, wenn wir unsere Pflanzen bewässern wollen, und unglücklich, wenn wir braun werden wollen.

Dieser Gleichung folgend können Sie eine genaue Definition für Glück finden. Glück tritt ein, wenn die Ereignisse unseren Erwartungen entsprechen oder sie übertreffen. Es ist diese ruhige, friedliche Zufriedenheit, die wir spüren, wenn wir mit dem Leben einverstanden sind. Das sind die Momente, von denen wir uns wünschen, dass sie ewig dauern, weil wir nichts verändern wollen. Es spielt keine Rolle, wie das Leben genau ist. Wenn Sie damit einverstanden sind, sind Sie glücklich.

Unglück dagegen kann als Überlebensmechanismus definiert werden. Es tritt ein, wenn unser Gehirn sich die Welt ringsumher anschaut, etwas findet, das es besorgt, und uns zu warnen versucht, dass etwas schieflaufen könnte. Da wir nur selten aufmerksam unseren Gedanken zuhören, erfolgt die Warnung in Form einer Emotion – Scham, Angst, Reue, Traurigkeit oder irgendeine der anderen Emotionen, die wir mit dem Unglücklichsein assoziieren.

Zwischen dem Glücklichsein und dem Unglücklichsein finden wir einen Zustand, der weder das eine noch das andere ist – den Zustand des Entkommens.

Entkommen erfolgt, wenn wir unser Gehirn durch körperliche Aktivität beschäftigen und lange genug betäuben, bis wir nicht mehr versuchen, die Glücksformel zu lösen.

Wir finden diesen Zustand des Entkommens, wenn unser Körper sich mit Spaß und Vergnügen beschäftigt. Es ist nichts Falsches am Spaß. Doch wenn wir ihn nutzen, um unserem Unglück zu entkommen, wirkt er eher wie ein Schmerzmittel – ein Ersatz für Glück, aber nicht das Wahre. Also brauchen wir davon immer mehr; wir werden süchtig nach Spaß. Je mehr wir dies tun, desto schwieriger wird es, echtes dauerhaftes Glück zu finden.

Menschen im Zustand der Freude sind ständig glücklich. Sie betrachten das Leben auf eine Weise, die erkennt, dass die meisten Ereignisse kein Unglücklichsein verdienen. Sie steigen über den Wirrwarr nutzloser, schädlicher Gedanken hinaus und finden dort ihre Freude.

Wer sich dagegen in einem Zustand der Verwirrung befindet, sucht immer danach, was an jedem eintretenden Ereignis falsch ist, ob klein oder groß. Wenn Sie nach dem suchen, was schiefläuft, werden Sie es höchstwahrscheinlich finden. Alles wird Ihre Erwartungen unerfüllt lassen; Ihr Leiden geht tief und dauert an.

Unglück als Überlebensmechanismus ist nützlich, muss jedoch nicht andauern. Es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen Schmerz und Leiden. Der ursprüngliche Schmerz, ob emotional oder physisch, erfolgt aufgrund äußerer Umstände. Er löst den Alarm in unserem Überlebensmechanismus aus. So wenig wir den Schmerz auch mögen, er führt uns vor Augen, was zählt, lässt uns die Richtung wechseln, lernen, uns weiterentwickeln und sicher bleiben.

Schmerz ist außerhalb unserer Kontrolle; er stößt uns zu. Leiden ist eine Entscheidung! Wir entscheiden uns, unglücklich zu bleiben, indem wir die Ereignisse, die den emotionalen Schmerz ausgelöst haben, im Kopf immer und immer wieder durchgehen, wenn sie längst vergangen sind oder in der realen Welt noch gar nicht eingetreten sind. Das ist beinahe wie Schmerz auf Verlangen – wirklich eine sehr unkluge Entscheidung.

Kein Ereignis Ihres Lebens hat die Macht, Sie unglücklich zu machen, es sei denn, Sie entscheiden sich, ihm diese Macht einzuräumen, indem Sie es in einen Gedanken verwandeln und auf seiner negativen Seite herumreiten, um sich selbst mit Unglück zu quälen.

Wenn sich das Unglück fest in unseren Gedanken eingerichtet hat, ist das Erlernen besseren Denkens die Antwort auf all unser Leiden.

Darum geht es in diesem Buch: besseres Denken lernen.

Fangen wir an.

Kapitel 1

Die Grundlagen

Was ist real? Während Ihre Augen über die Worte in diesem Buch hinweggleiten, fragen Sie sich: Sind diese Worte real? Ist dieses Buch real? Sind Ihre Augen real? Wie können Sie sicher sein, dass Sie nicht träumen? Und wenn Sie träumen, ist dann irgendwas mit diesem Traum nicht in Ordnung? Sofern Sie immer noch die Informationen, Verbindungen und das Leben haben können, in dem Sie leben, warum sollte es dann als irgendetwas anderes denn als Realität angesehen werden?

Die Objektivität der Realität

Während Sie meine Worte lesen, verwandeln Sie sie in Ihrem Gehirn in Konzepte. Diese Konzepte werden zur Realität … aber nur für Sie. Sie werden zu Ihrer Realität, die sich davon unterscheiden könnte, wie jemand anderes dieselben Worte auffasst. Würde ich Ihnen beispielsweise sagen, dass dieses Buch lang sei, dann könnte das Konzept von »lang« in Ihrem eigenen Gehirn von mehr als 300 Seiten ausgehen. Doch 300 Seiten kommen Ihnen nicht so lang vor, wenn Sie ein paar Mal in Ihrem Leben alle 670 Seiten von Krieg und Frieden gelesen haben.

Das Konzept »lang« ist eine Vorstellung, ein Gedanke, den jeder von uns in seinem Gehirn erschafft. Jede dieser Definitionen ist real für denjenigen, der sie denkt. Doch gleichzeitig ist keine davon tatsächlich real.

Nicht einmal das Buch selbst mag real sein. Aus der Perspektive der Physik sind die Wörter auf einer Seite nichts anderes als eine Anzahl von Partikeln, die nach einem spezifischen Muster angeordnet sind, um die Seite zu formen, und eine Reihe weiterer identischer Partikel, die anders angeordnet sind, um die Tintenpigmente zu bilden. Wenn die Photonen des Lichts auf das Blatt treffen, werden diejenigen, die auf das Weiß treffen, in Ihren Augen reflektiert, nicht jedoch diejenigen Photonen, die auf die Tinte treffen, weil Licht von der Farbe Schwarz absorbiert wird. Die Photonen, die zu Ihren Augen zurückkehren, erzeugen den Eindruck eines Bildes – das auf dem Kopf steht –, wenn sie Ihren Sehnerv erreichen, und das Muster wird in elektrische Impulse umgewandelt, welche die Form der Wörter, aber nicht die Wörter selbst, repräsentieren. Ihr Gehirn nimmt dann diese elektrischen Signale auf und verwandelt sie in die Vision von Wörtern auf einer Seite.

Wenn es mir gelänge, mithilfe von auf Ihrem Kopf angebrachten Elektroden die elektrischen Signale direkt in Ihrem Gehirn zu simulieren, würden Sie dieselbe Vision sehen, nur dass in diesem Fall gar kein Buch im Spiel wäre. Das sollte nicht als eine Art Science-Fiction betrachtet werden. Eine einfachere Version davon geschieht, wenn wir völlig in einen Film vertieft sind. Es fühlt sich an, als würden wir tatsächlich eine Form der Realität beobachten, obwohl es nichts anderes ist als sich bewegende Bilder.

Wir alle wissen, dass es nicht real ist, was wir auf der Leinwand sehen. Wir alle wissen, dass die Schauspieler nicht wirklich miteinander schlafen, sondern nur so tun, und doch nehmen wir es als Realität wahr. Wir brauchen nicht mal ein Kino, um diese Illusion zu erzeugen. Manchmal erwachen wir aus einem Traum mit dem Gefühl, dass er vollständig realistisch war, als wären wir tatsächlich dort gewesen. Keines der Ereignisse des Traumes ist passiert, aber die elektrischen Signale sind in unserem Gehirn erfolgt. Das reicht aus, damit wir es sehen und sogar für real halten.

Sie sehen also, es spielt eigentlich keine Rolle, was die Welt Ihnen präsentiert …

Nichts ist real, es sei denn, Ihr Gehirn entscheidet es so.

Das ist zweifellos die wichtigste Grundlage, auf die wir uns verständigen müssen, wenn wir uns auf die Reise in Ihren Kopf begeben und zu begreifen versuchen, wie diese kleine Stimme darin eigentlich funktioniert. Es ist wichtig zu erkennen, dass einige der absoluten Grundlagen dessen, woran Sie Ihr Leben lang geglaubt haben, womöglich nicht gänzlich wahr sind. Ich lade Sie ein, einige Ihrer meistgeschätzten Überzeugungen neu zu überdenken und sogar manches infrage zu stellen, was uns von Gurus und Wissenschaftlern als Wahrheit vermittelt wird. Diese Wahrheiten, Wahrnehmungen und Überzeugungen, die zu hinterfragen ich Sie auffordere, treffen, wie Sie feststellen werden, nur innerhalb eines bestimmten Kontexts zu. Wenn Sie Ihren Blickwinkel ändern, kann sich infolgedessen ihre ganze Welt ändern.

Nutzen Sie nun Ihr Gehirn, das Ihre Realität schafft, um über Folgendes nachzudenken: Wenn Ihr Gehirn so viel Macht über Ihre Wahrnehmung hat, wie oft sagt es Ihnen dann die Wahrheit? Was passiert, wenn es das nicht tut?

Eine Illusion leben

Haben Sie schon mal etwas so aus tiefstem Herzen geglaubt, dass es jede Ihrer Handlungen beeinflusst hat – nur um später herauszufinden, dass nicht stimmte, woran Sie glaubten? Mein Leben ist zugemüllt mit einem endlosen Strom solch irriger Annahmen: der Glaube an Unternehmensslogans, patriotische Vorurteile, religiöse Grundsätze und immer wieder das Vertrauen in die Lügen der modernen Welt. Nichts davon bereue ich jedoch mehr als den Irrtum, dass meine wunderbare Familie eine Verpflichtung und eine Last für mich sei, statt sie als das zu sehen, was sie wirklich war: das größte Geschenk, das mir je gemacht wurde.

Ich habe es immer vermieden, darüber zu sprechen, selbst mit denen, die mir am nächsten stehen, und nun schreibe ich in einem Buch davon. Aber hey, wissen Sie was? Wir haben das alle schon einmal erlebt. Wir alle haben an bestimmten Punkten unseres Lebens auf eine Weise gehandelt, von der wir uns jetzt wünschen, es gelassen zu haben. Der Mo, der so handelte, ist längst verschwunden.

Ich habe mich geirrt

Eigentlich mochte ich Kinder nie besonders. Ich fand sie laut und chaotisch – jedenfalls bis zu dem Morgen, an dem Ali geboren wurde. Ali habibi, mein Liebster, wurde rund zwei Jahre nach dem Tod meines Vaters geboren, der mir sehr viel bedeutet hat. Ali war nicht geplant gewesen. Dennoch bin ich dazu erzogen worden, ein zuverlässiger Mann zu sein, und so sah ich seiner Geburt mit einem gewissen Verantwortungsgefühl entgegen – vielleicht nicht das, was ein Kind am meisten braucht, doch immerhin ein guter Anfang. Ich bin vielleicht nicht gern in Gesellschaft von Kindern, argumentierte ich, aber wenn es mein eigenes Kind ist, soll es alles bekommen, was es sich wünscht oder benötigt. Ich arbeitete noch ein bisschen mehr, schloss ein paar zusätzliche Deals ab, richtete ein Zimmer für ihn ein, bezahlte für die ärztlichen Untersuchungen und war bereit – wie es ein guter Ehemann sein sollte –, Nibal im Kreißsaal zur Seite zu stehen.

Sobald er auf der Welt war, änderte sich alles. In seinen Gesichtszügen sah ich meinen Vater, ich sah, wie sich die Liebe zu meiner wunderschönen damaligen Frau manifestiert hatte, und ich empfand in meinem Herzen, dass ich in diesem Augenblick ein Geschenk erhalten hatte, das mein Leben vollständig verändern würde … und das tat er.

Die Freude, die diese verschrumpelte kleine Kreatur in mein Leben brachte, übertraf meine kühnsten Erwartungen. Nibal blühte in ihrer Weiblichkeit regelrecht auf und entpuppte sich als die unglaubliche Mutter, die sie immer hatte werden sollen. Ich dagegen ging einfach zur Arbeit. 18 Monate später kam unsere Tochter Aya hinzu und brachte Nibal noch mehr Liebe, noch mehr Aufblühen – und mir noch mehr Arbeit! Bis zu Alis fünftem Geburtstag geriet ich völlig außer Kontrolle, wurde ein echter Workaholic und war in jeder nur denkbaren Weise mit meinem Leben unzufrieden.

Die Wahrheit ist, dass ich ganz allein daran schuld war. Die einzige Art und Weise, wie ich mich als Vater ausdrücken konnte, war, indem ich sie versorgte. Ich erkannte nicht, was Nibal mir tausendmal klarmachte, nämlich dass ein echter Vater viel mehr als nur die finanziellen Mittel bietet, um die Kinder auf eine gute Schule zu schicken, ihnen Spielzeug zu kaufen und ihre Bedürfnisse zu erfüllen – aber was soll ich sagen, ich war ein Ingenieur, der wie besessen arbeitete. Wenn ich mir etwas vornahm, tat ich es, dann übertrieb ich es, und schließlich übertrieb ich es noch ein bisschen mehr.

Arbeit ist mit Stress verbunden, und in meinem Fall war es eine Menge Stress. Die Jobs, die ich auswählte, waren überregional oder global, weil sich damit mehr verdienen ließ. Das bedeutete endlose Stunden an Flughäfen und in Flugzeugen. Ich machte meine Sache gut, aber dann übertrieb ich es. Ich arbeitete länger, um mehr Kunden zu erreichen, mehr Abschlüsse zu erzielen und mehr Provision zu erhalten – mehr Geld, als ich überhaupt brauchte. Ich verdiente sehr gut, aber dann übertrieb ich es noch mehr. Ich entschied mich, in den Aktienhandel an der NASDAQ einzusteigen, die täglich um 5.30 Uhr meiner Zeit in Dubai eröffnet, und fügte meinen bereits anstrengenden Zeiten einen weiteren Arbeitstag – oder eine Arbeitsnacht – hinzu. Wohlgemerkt, das waren alles meine Entscheidungen, und doch beschloss mein Gehirn, sie mit meinem stressigen Leben in Verbindung zu bringen. Mein Gehirn schuf sich seine eigene Realität, in der meine Familie und ihre Bedürfnisse der Grund für meine Belastung waren. Ich glaubte, sie wären der Grund dafür, dass ich so schwer arbeiten musste.

Da irrte ich mich. Der Grund für meine Belastung wurde durch meine Liebe zu ihnen ausgelöst, aber es waren nicht sie. Dieser Auslöser entwickelte ein Eigenleben. Mein übertriebener Workaholismus war das Ergebnis meiner fehlenden Erkenntnis dessen, was sie wirklich brauchten. Es war sonnenklar, dass ich der Grund für meine Lebensumstände war und dass es – rückblickend betrachtet – gar keine Belastung gab. Es gab nichts außer der Freude einer wundervollen Familie, und das im Überfluss. Aber so funktionieren Gehirne nicht. Sie machen sich nicht viel aus dem, was gut läuft. Lieber klagen sie, nehmen Schuldzuweisungen vor und machen sich Sorgen. Sobald meine Wahrnehmung von meinem Gehirn erst einmal festgelegt worden war, wurde sie zu meiner Wirklichkeit, und es dauerte über zehn Jahre, um meine Gesundheit wiederherzustellen und dieses tief verwurzelte Konzept auszulöschen, das mir die Freude an den unglaublichen Geschenken verwehrt hatte, die mir gemacht worden waren. Was für eine Verschwendung! Zehn Jahre habe ich verpasst, nur weil ich an ein falsches Konzept geglaubt habe. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Der hartnäckigste Parasit

Mein absoluter Lieblingsfilm Inception fasst das am besten zusammen. In der ersten Szene fragt Leonardo DiCaprio: »Welcher ist der widerstandsfähigste Parasit? Bakterien? Ein Virus? Ein Darmwurm?« Er hält ein paar Sekunden inne und gibt dann die Antwort: »Eine Idee. Widerstandsfähig, hoch ansteckend. Wenn eine Idee sich erst einmal im Gehirn festgesetzt hat, ist sie fast unmöglich auszulöschen.«

Ich habe jahrelang mit diesem Parasiten gelebt. Ich weiß jetzt, dass Ideen nicht unmöglich auszulöschen sind, aber ich stimme auf jeden Fall zu, dass eine Idee – ein negativer Gedanke – ein widerstandsfähiger Parasit ist, wenn man ihr freien Lauf lässt. Sie müssen kein Wissenschaftler mit Doktorgrad und glänzenden Zeitungsschlagzeilen sein, um zu wissen, dass dies stimmt. Es reicht schon, sich an einen Freund zu erinnern, der tage-, wochen- oder jahrelang von einer Idee besessen und dadurch unglücklich war. Vielleicht ging es Ihnen selbst auch schon so. Ein fest in unseren Köpfen verankerter Gedanke kann uns jahrelanges, vielleicht gar lebenslanges Leiden bescheren.

Bei meinen Studien habe ich herausgefunden, dass Gedanken, und nur Gedanken, den allergrößten Einfluss auf unseren Glückszustand haben. Die kleine Stimme in unserem Kopf beeinflusst unsere Stimmung mehr als die schwierigsten Umstände, die wir im Leben zu ertragen haben.

Das folgende Konzept haben wir bereits in Die Formel für Glück besprochen. Es passt perfekt hierhin, deshalb muss ich es noch einmal anführen, um unseren Gedankengang aufrechtzuerhalten. Ich lege Ihnen nahe, auch die Teile durchzulesen, die Sie vielleicht bereits kennen; es kommt noch vieles, was zuvor nicht erwähnt wurde.

Ich will Ihnen zeigen, wie das vor sich geht, und die Beziehung zwischen Ihren Gedanken und Ihrem Glück aufdecken.

Achtsamkeitsübung:Das leere Gehirn

Ziel:

sich der Beziehung zwischen unseren Gedanken und dem Unglücklichsein bewusst werden

Dauer:

5 Minuten

Wiederholung:

einmal genügt

Sie brauchen:

einen ruhigen Ort, an dem Sie nicht gestört werden

Diese Übung besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil besteht Ihre Aufgabe darin, an etwas zu denken, das Sie unglücklich macht. Im zweiten Teil lautet die Aufgabe, den Namen einer Sache aus den Buchstaben der nächsten Seite zu konstruieren.

Sie dürfen sich als erfolgreich betrachten, wenn Sie es schaffen, beide Teile gleichzeitig zu erledigen. Das heißt, Sie müssen den Namen richtig erraten (Aufgabe 2), während Sie es schaffen, unglücklich zu bleiben (Aufgabe 1).

Schließen Sie zunächst 20 oder 30 Sekunden lang die Augen, und denken Sie an etwas, das Sie unglücklich macht (entschuldigen Sie bitte, dass ich Ihnen die Stimmung verderbe, aber in ein paar Minuten werden Sie das als nützlich erkennen). Das ist eine einfache Aufgabe, nehme ich an. Sobald Sie Ihrem Gehirn sagen: »Hey, Gehirn, gib mir etwas, das mich ärgert«, ergreift es die Chance. Es wird so etwas sagen wie: »Ernsthaft jetzt? Ich soll dir etwas sagen, das dich ärgert? Es gibt 263 Dinge, über die ich schon die ganze Zeit mit dir reden wollte.« Sobald Ihr Gehirn das erste Ärgernis geliefert hat und Sie das Gefühl des Unglücks empfinden, konzentrieren Sie sich darauf. Spüren Sie ihm nach, und tauchen Sie tief darin ein. Jetzt versuchen Sie es aufrechtzuerhalten und mit diesem unglücklichen Gefühl die zweite Aufgabe anzugehen. Sie besteht darin, aus den Buchstaben unten den Namen eines Objekts herauszulesen. (Hinweis: Es ist etwas, das manche Menschen sehr glücklich macht.)

Nicht vergessen, Sie müssen das tun und gleichzeitig unglücklich bleiben.

Bereit? Dann los.

Haben Sie es erraten? Die Antwort ist »Vanilla Ice Cream Sundae«. Es spielt übrigens keine Rolle, ob Sie es herausgefunden haben. Ich bin ja nicht Ihr Grundschullehrer. Entscheidend ist: Haben Sie es geschafft, unglücklich zu bleiben, während Sie versucht haben es zu erraten?

Ich habe diesen Test oder Variationen davon mit Zehntausenden Personen live während meiner öffentlichen Vorträge durchgeführt, und ich sage Ihnen, mir ist noch nie jemand begegnet, der beide Aufgaben korrekt lösen konnte.

Wer es schafft, den Gegenstand zu erraten, fällt aus seinem selbst herbeigeführten Zustand des Unglücks heraus, und wer beschließt, sein Unglück länger andauern zu lassen, indem er seine Aufmerksamkeit auf das konzentriert, was auch immer ihn unglücklich macht, errät niemals korrekt die Wörter »Vanilla Ice Cream Sundae«.

Das ist ein wichtiger Punkt, weil er Ihnen vollständig zu verstehen hilft, wie Ihre Gedanken funktionieren.

Wenn die kleine Stimme in Ihrem Kopf spricht, kann sie sich auf nichts anderes konzentrieren, und wenn sie sich auf etwas anderes konzentriert, kann sie einfach nicht sprechen.

Das Einzige, was Sie jemals unglücklich gemacht hat

Reverse Engineering bezeichnet einen Prozess, bei dem die Konstruktion oder Leistung eines existierenden Produkts untersucht wird, um zu verstehen, wie es funktioniert. Wenn ein Ingenieur wissen will, wie ein Produkt in all seinen Betriebsmodi funktioniert, bringt er das Gerät von einem Extrem der gesamten Bewegungsbandbreite zum anderen und zeichnet an jedem Punkt die Leistungswerte auf. Nennen wir es eine Gesamtzyklus-Simulation.

Der Gehirntest, den Sie gerade durchgeführt haben, ist eine Gesamtzyklus-Simulation Ihrer selbst als Maschine, was Ihren Glückszustand betrifft. Unmittelbar vor dem Beginn des Tests – nennen wir den Moment T(0) – waren Sie damit beschäftigt, das Buch zu lesen, und fühlten sich nicht unglücklich. An T(0) gab es nichts, das Sie ärgerte. Sie waren glücklich!

Ich habe Sie dann aufgefordert, an etwas zu denken, das Sie unglücklich macht. Diesen Moment bezeichnen wir als T(1). Kaum hatten Sie einem unglücklichen Gedanken erlaubt, sich in Ihnen breitzumachen, bewegten Sie sich augenblicklich ans andere Extrem Ihrer Zustandsbandbreite und wurden unglücklich.

Dann schließlich bat ich Sie, aus ein paar willkürlichen Buchstaben den Namen eines Gegenstands herauszulesen – den Moment wollen wir als T(2) bezeichnen –, und zack, war das Unglücklichsein verschwunden. Sie haben sich auf das gegebene Problem konzentriert, und für diesen kurzen Augenblick dachte Ihr Gehirn nicht an irgendetwas, das Sie ärgern könnte. Sie waren wieder glücklich.

Nun muss ich Ihnen eine Frage stellen, die ein helles Licht darauf wirft, wie Glück in Ihrem Gehirn funktioniert, und Ihr Leben vermutlich für immer verändern wird: Hat sich die wirkliche Welt zwischen T(0) und T(1) sowie zwischen T(1) und T(2) in irgendeiner signifikanten Weise verändert, um Ihre Stimmung zu verändern?

Nehmen wir an, als ich Sie aufgefordert habe, an etwas zu denken, das Sie unglücklich macht, erinnerten Sie sich an eine kränkende Bemerkung, die Ihr Freund oder Partner letzten Freitag gemacht hat. Der Gedanke hat Sie so unglücklich gemacht, als würden Sie diese Worte erneut hören, aber war das so? Als Sie damit beschäftigt waren, das Rätsel zu lösen, als Sie aufhörten, unglücklich zu sein, ist Ihr Freund ja nicht aufgetaucht, um sich zu entschuldigen, oder? Während dieser Übung ist in der realen Welt überhaupt nichts passiert.

Darf ich fragen, was als Einziges passiert ist?

Das Einzige, was Sie unglücklich gemacht hat, war, dass Sie nachzudenken begonnen haben, und das Einzige, was Ihr Unglücklichsein beendet hat, war, dass Sie mit dem Nachdenken aufgehört haben. Verstehen Sie?

Es ist der Gedanke, der uns unglücklich macht!

Ich wage zu behaupten, dass kein Ereignis in Ihrem gesamten Leben jemals die Macht hatte, Sie unglücklich zu machen, sofern Sie ihm diese Macht nicht eingeräumt haben, indem Sie es in einen Gedanken verwandelten und diesen in Ihrem Kopf immer und immer wieder abspulten, um sich elend zu fühlen. In der Abwesenheit des Gedankens, wie bei Ihrem Zustand an T(0), gab es kein Unglück, das empfunden werden konnte. Natürlich sind manche dieser Gedanken unvermeidlich. Wenn Sie finanzielle Schwierigkeiten haben oder einen geliebten Menschen verloren haben, denken Sie zwangsläufig darüber nach. Aber achten Sie darauf: Wenn Sie denken, sind Sie unglücklich, und wenn Sie aufhören zu denken, konzentrieren Sie sich auf andere Teile Ihres Lebens, als würde das Problem gar nicht existieren.

Ehe Ali von uns ging, lebte er in Boston, deshalb konnte ich ihn längere Zeit nicht sehen. Ich vermisste ihn, aber nicht so, wie ich ihn jetzt vermisse. Obwohl ich in beiden Fällen nicht zu ihm konnte, wird meine Sehnsucht durch den Gedanken verstärkt, dass er unsere Welt verlassen hat und ich ihn daher nie wieder in seiner schönen körperlichen Form zu sehen bekommen werde.

Wir behaupten zwar alle, dass wir Glück im Leben finden wollen, doch unsere Köpfe sind fast die ganze Zeit voller Gedanken, oftmals negativer Gedanken, die uns unglücklich machen. Wenn diese Gedanken auftreten, sind es keine realen Ereignisse. Es sind nur Rekonstruktionen vergangener Geschehnisse oder Prognosen künftiger Möglichkeiten. Wenn Sie es so betrachten, erkennen Sie vielleicht, dass Sie nur selten unglücklich sind, weil Ihnen gerade etwas passiert. Sollten Sie es jemals schaffen, sich selbst unglücklich zu machen, dann liegt das an einem imaginierten Ereignis, das in Form eines Gedankens in Ihrem Kopf erzeugt wird, und nicht an der Realität dessen, was Ihnen gerade passiert.

Wenn irgendetwas Ihre Aufmerksamkeit fordert – das Erraten eines Gegenstands oder die Flucht vor einem Tiger –, verstummt die Stimme in Ihrem Kopf.

Darum schweigt die Stimme immer, wenn etwas schiefläuft, denn sie spricht nur, wenn im Hier und Jetzt alles in Ordnung ist.

Diese Einschränkung der Fähigkeit unseres Gehirns, uns in einen inneren Dialog zu verwickeln, hat viel Ähnlichkeit damit, wie Sie mit Ihrem Computer oder Ihrem Smartphone umgehen. Wenn Sie sich auf eine bestimmte Seite konzentrieren, um auf Bereiche ihrer Oberfläche zu klicken, steht Ihr Computer in gewisser Weise mit Ihnen in Kommunikation, aber wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit beispielsweise darauf lenken, Zahlen in eine Tabelle einzugeben, endet die Kommunikation, bis Sie es erneut schaffen, Ihre Aufmerksamkeit darauf zu richten.

Ich könnte das Buch hier beenden, denn diese kleine Erkenntnis kann Ihnen helfen, Ihre innere Stimme zum Schweigen zu bringen, wann immer Sie Ihren Zustand des Glücks torpediert. Aber machen wir noch ein bisschen weiter, um ein paar weitere Geheimnisse dieser sehr effektiven Maschine zu enthüllen – Ihres Gehirns. Beginnen wir mit dem größten Mythos von allen …

Wer spricht denn da?

Die innere Stimme liefert einen ständigen verbalen Monolog von Gedanken, während Sie bei Bewusstsein sind.

In unserer modernen westlichen Welt herrscht kein Zweifel darüber, wer diese Stimme ist. Der französische Philosoph Descartes fasste es in seinem berühmten Zitat zusammen: »Ich denke, also bin ich.« Ich finde es interessant, dass die meisten von uns diese Aussage ganz anders verstehen, als Descartes sie gemeint hat. Zu jener Zeit wollte er zu beweisen versuchen, dass er existierte, in der Realität, und dass er nicht nur eine Simulation war. Seine Fähigkeit des Denkens, argumentierte Descartes, beweise seine Existenz. Wir haben diese Argumentation an die hyperlogische Zivilisation angepasst, die wir in der modernen Welt geschaffen haben. Heute glorifizieren wir das Denken so sehr, dass wir dieses Zitat in dem Sinne verstehen, dass wir die Gedanken – die Stimme – in unserem Kopf sind. Großer Fehler! Witzigerweise hatte auch er sich möglicherweise bei seiner These geirrt. Die moderne Wissenschaft verweist auf zahlreiche Belege dafür, dass wir tatsächlich ungeachtet der Tatsache, dass wir denken, in einer Simulation leben könnten. Doch das ist ein Thema für ein anderes Buch. Konzentrieren wir uns fürs Erste auf den größeren Fehler. Sind wirklich Sie die Stimme in Ihrem Kopf?

Ich kann fast mit Sicherheit behaupten, dass dem nicht so ist, und auch wenn ich gern einer dieser Autoren wäre, die Sie mit einer Geschichte über ein Erweckungserlebnis beeindrucken können, während sie in den entlegensten Winkeln Asiens den Pfad der Erleuchtung beschritten, so bin ich das leider nicht. Den Großteil meiner Erkenntnisse hatte ich an den banalsten Orten. Vor vielen Jahren saß ich einmal in einem niedlichen Café irgendwo auf unserer weiten Erde und konnte mich nicht recht auf die großartige Musik konzentrieren, die ich über meine Noise-Cancelling-Kopfhörer hörte, und zwar von meiner absoluten Lieblingsband in der Musikgeschichte – Pink Floyd. Egal wie hoch ich die Lautstärke drehte, die Kopfhörer konnten meine hektische innere Stimme nicht ausblenden. Ich hatte mich bei der Arbeit mit einem Problem herumgeschlagen und konnte einfach die Ruhe und Klarheit nicht finden, um das wilde Geschnatter in meinem Kopf abzuschalten. Der Song, den ich hörte, war passenderweise »Brain Damage«. Es war nur ein weiteres Stück, das zusammen mit zahllosen anderen Gedankengängen durch meinen Verstand lief: Dieser Typ spielt strategische Spielchen, jener Kunde könnte das Geschäft nicht rechtzeitig zum Abschluss bringen, wir erreichen unser Ziel nicht, mein Chef ist nervig, und so sprudelten die Gedanken immer weiter.

Und dann, genau wie wenn bei einer sehr lärmigen Party plötzlich Stille einkehrt, ehe Sie etwas Wichtiges ausrufen wollen, verstummten meine Gedanken gerade in dem Moment, als Roger Waters sang: »There’s someone in my head but it’s not me.« Ich hielt verblüfft den Player an. Dann spielte ich die letzte Strophe nochmal ab, dann den ganzen Song, immer und immer wieder, zahllose Male. Ja, da ist jemand in meinem Kopf – aber ich hatte immer gedacht, ich selbst wäre es. Ich hatte immer gedacht, diese kleine Stimme wäre ich, der mit mir spricht.

Diese eine Strophe in einem Song war mein Weckruf. Ich begann meine eigene umfangreiche Studie durchzuführen. Wie jeder, mit dem ich dieses Konzept je besprochen habe, war die erste Frage, die ich mir stellte:

»Brain Damage«

Hören Sie sich »Brain Damage« von Pink Floyd von Anfang bis Ende an.

Auch wenn die Stimme in unserem Kopf nicht immer ein Verrückter ist – oft ist sie ein Genie –, beschreibt der Song sicherlich auf eindringliche Weise, wie es uns in den Wahnsinn treiben kann, wenn wir diese Stimme außer Kontrolle geraten lassen und zu viel auf sie hören.

Wenn die Stimme in meinem Kopf nicht mir gehört, wem dann? Meine Gedanken brachten mich zurück in die Zeit, als ich erwachsen wurde. In Comics wurde die Stimme oft als Engel auf der rechten Schulter und als Teufel auf der linken dargestellt, die beide ihre Position vertraten und darüber stritten, wobei sie Ihren Kopf als Konferenzraum benutzten. Ist es das? Botschaften von anderen Wesen? Inzwischen haben Psychologen diverse andere Bezeichnungen dafür. Sigmund Freud nannte es Es/Ich/Über-Ich, Eric Berne bezeichnete es als Eltern-/Erwachsenen-/Kind-Ich. Ist es das? Auch Religionen haben ihre Begrifflichkeiten dafür. Im Islam heißt es das Flüstern. Im Buddhismus spricht man vom Gedankenkarussell. Andere glauben, dass es der Teufel selbst ist, der Ihnen seine boshaften Pläne direkt in den Kopf diktiert. Sci-Fi-Fans stellen es sich gern als den Geist in der Maschine vor – eine winzige Gestalt in Ihrem Kopf, die Ihre größere Gestalt manipuliert. Ergibt irgendwas davon für Sie Sinn? In seinem unglaublichen Buch Eine neue Erde bezeichnet Eckhart Tolle es als den Denker, ohne wirklich zu beschreiben, wer das ist, und Pink Floyd in ihrem Song nennen es den Verrückten. Okay, das hört sich richtig an. (Das war ein Witz. Lesen Sie bitte weiter.)

Bei so vielen verschiedenen Ansichten hatte ich alle Hände voll zu tun. Es gab fast keine Gemeinsamkeiten zwischen diesen diversen Blickwinkeln, bis auf eine: Diese kleine Stimme sind nicht Sie selbst. Es ist ein Dritter. Es ist eine andere Entität, die mit Ihnen spricht.

Nun, das erschien mir sehr sinnvoll, wenn ich darüber nachdachte. Ich meine, es ist eine sehr einfache Subjekt-Objekt-Beziehung. Wenn die Stimme in meinem Kopf ich wäre, der mit mir selbst spricht, warum müsste sie dann sprechen? Wenn ich es wäre, wüsste ich doch automatisch, was ich sagen wollte, und es gäbe keine Notwendigkeit, überhaupt irgendetwas zu sagen.

Diese Vorstellung eines unabhängigen Sprechers ändert eine Menge, aber dennoch: Wer ist es? Um das herauszufinden, will ich Ihnen eine Frage stellen. Sind Sie jemals morgens aufgewacht und haben sich gesagt, dass Sie das Blut sind, das durch Ihren Körper gepumpt wird? Glauben Sie an die Aussage: »Ich pumpe Blut, also bin ich.«? Ihr Herz pumpt Blut durch Ihren Körper, um Sie am Leben zu halten, aber Sie glauben nicht, dass Sie dieses Blut sind, oder?

Die biologische Funktion Ihrer Nieren besteht darin, Gift- und Abfallstoffe aus Ihrem System zu filtern und sie in Form von Urin aus Ihrem Körper auszuscheiden. Keiner von uns glaubt, das biologische Produkt unserer Nieren zu sein. Und auch wenn Schuldgefühle uns an manchen Tagen das Gefühl vermitteln können, wir wären ein Stück … Aa, glaubt niemand, dass Kacke die Essenz dessen ist, wer er ist. »Ich atme, also bin ich« trifft ebenfalls nicht zu. Sie sind nicht das CO2, das Sie ausatmen. Warum glauben wir dann, das biologische Produkt unseres Gehirns zu sein?

Wenn Denken eine biologische Funktion ist, dann ist der Gedanke analog zu Urin und CO2. Er ist nur ein biologisches Produkt.

Diese Idee hat eine Menge für sich. Im Grundsatz ist Ihr Gehirn ein drei Pfund schweres Stück Fleisch, nur ein weiteres biologisches Organ, das mit Ihrem Überleben befasst ist. Sein Produkt, um dieses altruistische Ziel zu unterstützen, ist der Gedanke. Obwohl wir Menschen als Gattung es geschafft haben, unsere Gehirne so weit voranzutreiben, dass wir iPhones und die uns bekannte Zivilisation geschaffen haben, ist die ursprüngliche Funktion, für die jene Gehirne gedacht waren, völlig darauf ausgerichtet, uns am Leben zu erhalten. Zu diesem Zweck analysieren sie die uns umgebende Welt, verwandeln unsere komplexe Umgebung in einfache Konzepte, die wir begreifen können, und verwandeln diese Konzepte dann in Wörter (den einzigen Baustein des Wissens, den wir verstehen können). Mit diesem Wissen können wir die überaus wichtigen Entscheidungen treffen, die wir zum Überleben brauchen, und sie dann in Form von Befehlen anwenden, die den verschiedenen Körperteilen erteilt werden, sodass wir in Sicherheit bleiben. Das war’s eigentlich schon. Ihr Gehirn ist Ihre innere Stimme. Es ist Ihr Gehirn, das Ihnen sagt, was vorgeht, und Vorschläge unterbreitet, wie die Dinge sein sollten. Es ist Ihr Gehirn, das den ganzen Lärm macht.

In der Psychologie wird dies seit den 1930er-Jahren diskutiert, als der russische Nobelpreisträger Lev Vygotsky beobachtete, dass der innere Monolog durch winzige Muskelbewegungen im Kehlkopf begleitet wird. Er schloss daraus, dass das innere Gespräch sich durch die Internalisierung des lauten Aussprechens entwickelt habe. Dahinter steht der Gedanke, dass man als Kind, wenn man das Sprechen erlernt, alles laut ausspricht, was man sieht. Mama, Teddy. Mama, Auto. Es ist eine Methode, die Bedeutsamkeit von Worten und Konzepten zu erlernen, um die Welt zu begreifen. Wir tun das, bis es anfängt, peinlich zu werden. Und um die Peinlichkeit zu vermeiden, kehren wir den Dialog dann nach innen.

In den 1990er-Jahren bestätigten Neurowissenschaftler Vygotskys Sichtweise. Mithilfe von Neuroimaging wiesen sie nach, dass die beim Sprechen aktiven Bereiche des Gehirns wie die untere Stirnhirnwindung auch beim inneren Monolog aktiv sind. In einer meiner Lieblings-Kernspintomografieuntersuchungen, die 2009 vom MIT durchgeführt wurde, beobachteten Wissenschaftler die Gehirnaktivitäten von Probanden, während sie Rätsel lösten. Zuerst war der relevante Problemlösungsteil des Gehirns – etwa die Parieto-Okzipital-Region – ein paar Sekunden lang aktiv, um eine Lösung zu finden. Dann erlosch sie, und die rechte frontozentrale Region – also jener Bereich, den wir beim lauten Sprechen nutzen – leuchtete ganze acht Sekunden lang auf, bis die Teilnehmer die Antwort erkannten.4

Ihr Gehirn löst das Problem zuerst und braucht dann bis zu acht Sekunden, um die gefundene Antwort in Sprache zu verwandeln, damit Sie es verstehen können. In diesem Sinne …

Ihr Gehirn spricht buchstäblich mit Ihnen.

Gedanken sind real. »Ich denke, also bin ich« ist jedoch eine Illusion. Die Realität der Illusion ist Ich bin, also denke ich. Oder vielmehr …

Ich bin, also denkt mein Gehirn.