Die Klimakrise und der Global Green New Deal - Noam Chomsky - E-Book

Die Klimakrise und der Global Green New Deal E-Book

Noam Chomsky

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Beschreibung

Der Klimawandel ist eine Krise, die nicht ignoriert werden kann, auch wenn die Aussicht auf einen heißeren Planeten und die einhergehenden katastrophalen Konsequenzen unsere Vorstellungskraft übersteigt: durch Wetterextreme, Dürren, steigende Meeresspiegel und Missernten würden weite Teile der Erde unbewohnbar. Die Menschheit muss innerhalb der nächsten dreißig Jahre aufhören, fossile Brennstoffe zu nutzen, doch noch spielt die unbegründete Angst vor einem ökonomischen Kollaps und vor Arbeitslosigkeit den Leugner*innen des Klimawandels in die Hände. In ihrem neuen Buch zeichnen der weltweit bekannte linke Intellektuelle Noam Chomsky und der renommierte Wirtschaftswissenschaftler Robert Pollin einen realistischen Ausweg aus diesem Dilemma: einen globalen Green New Deal. Die Autoren sind davon überzeugt, dass ein solcher Deal bei Weitem kein unmögliches Unterfangen, sondern vielmehr eine realistische Chance ist, die Klimakrise sowohl politisch als auch wirtschaftlich zu überwinden. Chomsky und Pollin stellen umfassende Maßnahmen vor, die nicht nur einen Übergang hin zu einer ökologischeren Wirtschaft ermöglichen, sondern zugleich die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter*innen wesentlich verbessern.

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Seitenzahl: 226

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Noam Chomsky, Robert Pollin

Die Klimakrise undder Global Green New Deal

Die politische Ökonomie zur Rettung unseres Planeten

Hrsg. von C.J. PolychroniouAus dem amerikanischen Englisch von Felix Schüring

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation

in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische

Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar

Noam Chomsky, Robert Pollin:

Die Klimakrise und der Global Green New Deal

1. Auflage, Mai 2021

eBook UNRAST Verlag, Dezember 2021

ISBN 978-3-95405-102-1

Copyright der Originalausgabe:

© Verso, London, 2020

Noam Chomsky, Robert Pollin, C.J. Polychroniou:

Climate Crisis an the Global Green New Deal

© UNRAST Verlag, Münster

www.unrast-verlag.de | [email protected]

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Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung

sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner

Form ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter

Verwendung elektronischer Systeme vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlag: UNRAST Verlag

Satz: Andreas Hollender, Köln

Inhalt

Einleitung

Das Wesen des Klimawandels

Kapitalismus und Klimakrise

Ein Global Green New Deal

Politische Mobilisierung zur Rettung des Planeten

Anhang: Ein Finanzierungsmodell für den weltweiten Green New Deal

Anmerkungen

Einleitung

Seit Anbeginn der Zivilisation sah sich die Menschheit mit einer ganzen Bandbreite von Herausforderungen und tödlichen Gefahren konfrontiert, von Hungersnöten und Naturkatastrophen (Überschwemmungen, Erdbeben, Vulkanausbrüchen und so weiter) bis hin zu Versklavung und Krieg. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Menschheit Zeugin von zwei Weltkriegen und dem Aufstieg des mörderischsten Regimes, das je existierte. Im Verlauf der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Gefahr einer nuklearen Auslöschung der Menschheit unser stetiger Begleiter, der wie das Schwert des Damokles über unseren Köpfen hing. Während ich diese Zeilen im April 2020 schreibe, befinden wir uns in der globalen COVID-19 Pandemie und dem damit einhergehenden Wirtschaftseinbruch. Wir wissen allerdings noch nicht, wie gravierend die nachfolgende wirtschaftliche Rezession wirklich ausfallen wird. Die Zeichen deuten auf eine Krise, die mindestens die Wucht der Wirtschaftskrise von 2007 bis 2009 aufweisen wird, möglicherweise wird sie sogar mit der Depression der 1930er-Jahre vergleichbar sein.

Nichtsdestotrotz kann sinnvoll argumentiert werden, dass der Menschheit mit dem Klimawandel die bisher größte existenzielle Krise noch bevorsteht. Damit ist die stetige Erhöhung von Kohlenstoffdioxid und anderen Treibhausgasen in der Atmosphäre gemeint, die vor allem das Resultat der fortwährenden Verbrennung von Erdöl, Kohle und Erdgas zur Energiegewinnung ist und die in letzter Konsequenz zur Erhöhung der Durchschnittstemperatur in allen Regionen der Erde führt. Die Folgen eines wärmeren Planeten sind unter anderem Hitzeextreme, extreme Niederschläge, Dürren, ein erhöhter Meeresspiegel, der Verlust von Biodiversität sowie die mit diesen Phänomenen einhergehenden Auswirkungen auf Gesundheit, Lebensmittelsicherheit, Wasserversorgung und menschliche Sicherheit. Derweil hält jedoch der Zweifel an der Existenz des Klimawandels große Teile der Menschheit in seinem Bann, allen voran in den Vereinigten Staaten von Amerika. Zum Teil ist dies das Ergebnis von Jahrzehnten der Verschleierungskampagnen und Propaganda seitens der Erdöl-, Kohle- und Erdgasindustrie. Es ist allerdings auch verbunden mit dem absurden Einzug von Donald Trump, dem Oberleugner des Klimawandels, in das Weiße Haus, nachdem er im November 2016 die Präsidentschaftswahl gegen seine Konkurrentin Hillary Clinton gewann. Der Präsident ging sogar so weit, den Klimawandel als »Schwindel« zu bezeichnen und kündigte die US-amerikanische Beteiligung am Pariser Klimaabkommen von 2015 auf, welches von 195 Staaten, darunter auch den USA unter Barack Obama, unterzeichnet wurde.

Zweifellos kann nicht geleugnet werden, dass die Angst vor dem Ungewissen und der mögliche Verlust des eigenen Arbeitsplatzes einen immensen Einfluss auf Menschen hat, wenn es darum geht, die Realität der globalen Erwärmung anzuerkennen. Aus eben diesem Grund muss jeder Plan zur Bekämpfung der Klimakrise Vorkehrungen beinhalten, die sicherstellen, dass Arbeiter*innen bei einem Übergang hin zu einer emissionsfreien Wirtschaft nicht geopfert werden. Um genauer zu sein, muss ein Green New Deal, der momentan in verschiedenen Varianten diskutiert wird, folgende Punkte beinhalten:

1. Durch die Reduzierung der Treibhausgasemissionen werden mindestens die Klimaziele erreicht, die 2018 vom Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) formuliert wurden: eine Reduzierung der weltweiten Emissionen von 45 % bis 2030 und Emissionsfreiheit bis 2050.

2. Investitionen müssen zu einer drastischen Verbesserung von Energieeffizienzstandards führen und ebenso drastisch muss das Angebot von Solar- und Windenergie sowie anderen erneuerbaren Energiequellen ausgeweitet werden, welche im Übergang hin zu einer ökologischeren Wirtschaft in allen Teilen der Welt eine Vorreiterrolle spielen werden.

3. Der Übergang hin zu einer ökologischeren Wirtschaft darf die Arbeiter*innen in der Kohle-, Erdöl- und Erdgasindustrie sowie andere verletzliche Gruppen nicht der Arbeitslosigkeit und den Strapazen finanzieller Unsicherheit aussetzen.

4. Wirtschaftliches Wachstum muss nachhaltig und sozial gestaltet sein, sodass die Stabilisierung des Klimas mit den ebenso wichtigen Zielen der Schaffung neuer Arbeitsplätze und der Verbesserung des Lebensstandards von Arbeiter*innen und armen Menschen auf der ganzen Welt in Einklang gebracht wird.

Ein weltweiter Green New Deal, der diese vier Punkte beinhaltet, ist unsere einzige Option, wenn wir hoffen, die katastrophalen Auswirkungen noch verhindern zu können, die kontinuierlich steigende Temperaturen nach sich ziehen würden. Angesichts der Tatsache, dass ein solch umfassendes Green New Deal Programm nicht existiert, haben alle bisherigen internationalen Klimagipfel darin versagt, die Welt auf einen realisierbaren Weg der Klimastabilisierung zu bringen, so auch die UN-Klimakonferenz (COP25), die im Dezember 2019 in Madrid abgehalten wurde. Selbst die viel beachtete COP21-Konferenz in Paris 2015 hat größtenteils eine weitere Runde ritualisierter Untätigkeit hervorgebracht. Aufgrund dieses Versagens ist die Welt bereits um 1 °C wärmer als in vorindustriellen Zeiten und sie ist auf dem besten Weg innerhalb der nächsten zehn oder zwanzig Jahre um 1,5 °C wärmer als in vorindustriellen Zeiten zu sein.

Die katastrophalen Folgen eines ungebremsten Klimawandels werden im Detail in den Analysen beschrieben, die die beiden Autoren dieses Buches, Noam Chomsky und Robert Pollin, im weiteren Verlauf anstellen werden. Noam Chomsky ist mittlerweile seit mehr als einem halben Jahrhundert einer der weltweit führenden öffentlichen Intellektuellen. Er ist darüber hinaus der Vater der modernen Linguistik. Seine Arbeit in diesem Bereich übte einen enormen Einfluss auf viele andere wissenschaftliche Disziplinen aus, darunter die Mathematik, die Philosophie, die Psychologie und die Informatik. Robert Pollin ist ein weltweit renommierter progressiver Wirtschaftswissenschaftler, der bereits seit mehr als einem Jahrzehnt für eine ökologischere und egalitärere Wirtschaft kämpft. Er ist Autor von einer großen Zahl wichtiger Publikationen und Beteiligter an Auftragsforschungen zur Implementierung von Green New Deal Programmen auf der ganzen Welt, darunter auch in verschiedenen Bundesstaaten der USA. Er diente außerdem als Berater des Energieministeriums der Vereinigten Staaten bei der Implementierung des American Recovery and Reinvestment Act von 2009, dem Konjunkturprogramm unter Obama, welches 90 Milliarden US-Dollar an Finanzmitteln für Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeffizienz zur Verfügung stellte.

Das Programm eines weltweiten Green New Deals, welches Pollin in diesem Buch skizziert, erfährt von Chomsky starke Unterstützung. Pollin zeigt auf, wie alle vier zuvor aufgelisteten Kriterien für ein solches Programm unmittelbar greifbar sind, wenn man sie lediglich im Licht ihrer technischen und wirtschaftlichen Durchführbarkeit betrachtet. Über bestimmte technische und wirtschaftliche Herausforderungen hinaus stellt jedoch der für einen Erfolg notwendige politische Wille, den es braucht, um gegen die Interessen und Mittel der globalen Erdöl-, Kohle- und Erdgasindustrie anzugehen, die weitaus größte Herausforderung dar.

Dieses Buch enthält vier Kapitel. Das erste Kapitel trägt den Titel: »Das Wesen des Klimawandels« und beginnt damit, den Klimawandel neben anderen Krisen zu verorten, welchen die menschliche Spezies in ihrer Vergangenheit bereits trotzen musste. Daraufhin werden in diesem Kapitel detaillierte Auseinandersetzungen mit einer Vielzahl wichtiger Fragen geführt, wie beispielsweise die, warum marktzentrierte Vorschläge zur Lösung des Problems von vornhinein zum Scheitern verurteilt sind und warum Alternativen zur industriellen Landwirtschaft extrem wichtig sind, wenn es darum geht, den Weg der Klimastabilisierung einzuschlagen.

Das zweite Kapitel trägt den Titel: »Kapitalismus und die Klimakrise« und liefert sowohl theoretische als auch empirische Einsichten in die Verbindung zwischen Kapitalismus, Umweltzerstörung und Klimakrise. Dieses Kapitel liefert außerdem wertvolle Perspektiven auf die Frage, ob die Profitgier von Kapitalist*innen in irgendeiner Weise mit der Notwendigkeit einer Stabilisierung des Klimas in Einklang gebracht werden kann. Darüber hinaus untersucht dieses Kapitel, warum politische Vorstöße zur Aufhaltung der Krise bisher keine bemerkenswerten Fortschritte verzeichnen konnten.

Das dritte Kapitel trägt den Titel: »Ein Global Green New Deal« und beinhaltet das Programm, das es für einen erfolgreichen Übergang hin zu einer ökologischeren Wirtschaft braucht. Pollin zeigt darin, was ein solcher weltweiter Green New Deal mit sich bringt und wie er finanziert werden kann. Er beschreibt außerdem, wie ein solches Programm zu einem Bollwerk gegen den langfristigen Anstieg gesellschaftlicher Ungleichheit werden kann, die in den letzten vierzig Jahren des Neoliberalismus weltweit eine Blütezeit genoss. Pollin liefert ebenfalls eine kritische Betrachtung des europäischen Green New Deals, den sich die Europäische Union selbst verschrieben hat. Schließlich beendet Chomsky das Kapitel mit einem alptraumhaften Szenario, in dem Millionen von Menschen aus dem Globalen Süden versuchen, in die wohlhabenden Länder des Globalen Nordens zu fliehen, wenn die Folgen der globalen Erwärmung im Laufe der Zeit immer katastrophalere Züge annehmen.

Das vierte und letzte Kapitel des Buches trägt den Titel: »Politische Mobilisierung zur Rettung des Planeten«. Darin wird den Fragen nachgegangen, inwiefern die Klimakrise globale Machtverhältnisse verändern könnte, ob ein Ökosozialismus als politisch-ökologische Vision das Potenzial besitzt, Menschen für den Kampf um eine grünere Zukunft zu mobilisieren und schließlich, welche Verbindungen sich zwischen dem Klimawandel und der COVID-19 Pandemie ausmachen lassen. Die übergeordnete Frage, die diesem Kapitel zugrunde liegt ist: Was muss getan werden, damit eine erfolgreiche politische Mobilisierung für einen weltweiten Green New Deals entsteht?

Meiner Auffassung nach hält der oder die Leser*in ein Buch von außerordentlicher Wichtigkeit in den Händen. Darin sollte sich etwas Anregendes für alle finden lassen – für Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen und Interessierte gleichermaßen. Es stellt selbstverständlich nur einen kleinen Beitrag zu einer öffentlichen Debatte dar, die weitergeführt werden muss, bis sie schließlich alle Bereiche der Gesellschaft und alle Ecken des Planeten erreicht hat. Wir schulden es allen nachkommenden Generationen, diese weltweite Debatte weiter voranzubringen, wenn auch nur ein kleines Stück. In diesem Sinne möchte ich Noam Chomsky und Robert Pollin meinen tiefsten Dank dafür aussprechen, dass sie mich auf dem Weg, die Öffentlichkeit darüber zu informieren, wie wir alle unseren Planeten retten können, ein Stück weit mitgenommen haben.

C. J. PolychroniouApril 2020

Das Wesen des Klimawandels

In den letzten Jahrzehnten ist der Klimawandel als die womöglich schwerwiegendste Krise der Menschheit zutage getreten und gleichzeitig ist sie das scheinbar am schwierigsten zu lösende Problem für Regierungen auf der ganzen Welt. Noam, wie würdest du – angesichts dessen, was wir bisher über ihn wissen – den Klimawandel im Vergleich zu anderen Krisen in der Geschichte der Menschheit zusammenfassen?[1]

Noam Chomsky: Wir können nicht leugnen, dass die großen Probleme, die sich heute vor uns auftun, radikal anders sind als alle bisherigen in der menschlichen Geschichte. Die Frage, die sich uns stellt, ist tatsächlich die nach dem Fortbestehen organisierter menschlicher Existenz auf diesem Planeten. Die Antworten darauf können wir selbstverständlich nicht lange aufschieben.

Die uns bevorstehenden Aufgaben sind in der Tat neu – und die Prognosen düster. In den Geschichtsbüchern finden wir unzählige Aufzeichnungen von entsetzlichen Kriegen, unbeschreiblicher Folter, Massakern und jeder erdenklichen Verletzung fundamentaler Menschenrechte. Doch die Gefahr einer Vernichtung des organisierten menschlichen Lebens ist in der Tat etwas völlig Neues. Sie kann nur durch die gemeinsame Anstrengung der ganzen Welt abgewendet werden, wenn sich auch die Verantwortung dafür proportional zu den Möglichkeiten verhält und es sich aus moralischen Grundsätzen gebietet, dass diejenigen, die in den letzten Jahrhunderten maßgeblich für die Schaffung der Krise verantwortlich waren und sich, während sie sich bereicherten, der Menschheit ihr düsteres Schicksal aufzwangen, besonders zur Verantwortung gezogen werden müssen.

Die beschriebene Gefahr offenbarte sich auf dramatische Weise am 6. August 1945. Obwohl die auf Hiroshima abgeworfene Atombombe selbst – trotz ihrer schrecklichen Ausmaße – nicht das Fortbestehen der Menschheit bedrohte, war es doch klar, dass der Geist damit aus der Flasche befreit worden war und die technischen Entwicklungen bald an eben diesen Punkt gelangen würden – wie es schließlich 1953 mit der Zündung von Wasserstoffbomben auch geschah. Dies veranlasste das Bulletin of Atomic Scientists dazu, die sogenannte Weltuntergangsuhr auf zwei Minuten vor Mitternacht zu stellen – wobei Mitternacht globale Auslöschung bedeuten würde –, eine Einstellung, die nach Donald Trumps erstem Amtsjahr erneut gewählt werden musste, wobei die Wissenschaftler*innen das kommende Jahr als »das neue Abnormal« beschrieben.[2] Im Januar 2020 und größtenteils dank der Trump-Regierung wurde der Zeiger näher als jemals zuvor Richtung Mitternacht gerückt: 100 Sekunden. Aus Minuten werden bereits Sekunden. Ich werde nicht im Detail alle Stationen durchgehen, aber wer dies tut, wird erkennen, dass unser Überleben bis hierhin nahezu einem Wunder gleicht und das Rennen hin zu unserer Selbstzerstörung erneut Fahrt aufgenommen hat.

Um das Schlimmste zu verhindern, gab es einige recht erfolgreiche Bemühungen, darunter vor allem vier große Rüstungskontrollverträge: ABM, INF, Open Skies und New START. Die zweite Bush-Regierung kündigte 2002 ihre Beteiligung am ABM-Vertrag auf. Die Trump-Regierung zog sich im August 2019 aus dem INF-Vertrag zurück, nahezu genau am Jahrestag der Bombardierung von Hiroshima. Sie haben außerdem angedeutet, dass sie auch die Open-Skies- und New-START-Verträge aufkündigen wollen.[3] Somit wären alle Beschränkungen eingerissen und die Voraussetzungen für einen alles vernichtenden Krieg gelegt.

Die ›Logik‹ dahinter wird gut durch die US-amerikanische Aufkündigung des INF-Vertrages illustriert, worauf vorhersehbarerweise auch die Aufkündigung des Vertrags durch Russland folgte. Reagan und Gorbatschow hatten diesen wichtigen Vertrag 1987 ausgehandelt und so die Gefahr eines Krieges in Europa reduziert, der, einmal ausgebrochen, schnell globale Züge annehmen könnte. Wie regelmäßig in den Medien zu lesen ist, beschuldigen die USA Russland, den Vertrag zu verletzen, wobei allerdings ausgelassen wird, dass Russland den USA den gleichen Vorwurf macht. Ein Vorwurf, der von US-amerikanischen Wissenschaftler*innen ernst genug genommen wird, sodass das einflussreiche Bulletin of Atomic Scientists dem Thema einen ausführlichen Artikel widmete.[4]

In einer vernünftigen Welt würden sich beide Seiten diplomatischer Mittel bedienen, außenstehende Expert*innen zur Bewertung der Vorwürfe heranziehen und schließlich, wie Reagan und Gorbatschow 1987, eine neue Übereinkunft treffen. In einer unvernünftigen Welt hingegen würden beide Seiten den Vertrag aufkündigen und fröhlich dazu übergehen, neue und noch gefährlichere Waffen wie Raketen mit Überschallgeschwindigkeit zu entwickeln, gegen die es gegenwärtig keine vorstellbare Abwehrmöglichkeit gibt (soweit es gegen große Waffensysteme überhaupt eine Abwehr gibt, eine fragwürdige Aussicht).

Dies ist unsere Welt.

So wie der INF-Vertrag ging auch der Open-Skies-Vertrag auf eine republikanische Initiative zurück. Die Idee wurde von Präsident Eisenhower vorgebracht und von George H. W. Bush (dem ersten) umgesetzt. All das geschah in einer Republikanischen Partei vor Newt Gingrich – einer noch vernünftigen politischen Organisation. Thomas Mann und Normal Ornstein, zwei angesehene politische Beobachter des American Enterprise Institute, beschreiben die Republikanische Partei seit der Übernahme von Newt Gingrich in den 1990er-Jahren als keine gewöhnliche politische Partei mehr, sondern als einen »radikalen Aufruhr«, der die parlamentarische Politik größtenteils hinter sich gelassen hat.[5] Unter der Führung von Mitch McConnell ist diese Tatsache umso deutlicher geworden, wobei er innerhalb der Partei große Unterstützung erfährt.

Die Aufhebung des INF-Vertrags brachte außer in einigen Kontrollgremien nur wenige Reaktionen hervor. Doch nicht alle wenden ihre Blicke ab. Die Rüstungsindustrie kann ihre Freude über die riesigen neuen Verträge zur Entwicklung neuer Vernichtungsmethoden kaum verdecken und die weitsichtigeren unter ihnen schmieden bereits langfristigere Pläne, um fette Verträge zur Entwicklung von möglichen (wenn auch fragwürdigen) Abwehrsystemen gegen eben jene Monstrositäten einzufahren, die sie nun entwickeln dürfen.

Die Trump-Regierung verschwendete keine Zeit damit, die Aufhebung des Vertrags offen zur Schau zu stellen. Innerhalb weniger Wochen gab das Pentagon den erfolgreichen Start einer Mittelstreckenrakete bekannt, die gegen den INF-Vertrag verstößt – geradezu eine Einladung an andere, in diesem Spiel mitzumischen, mit all seinen offensichtlichen Konsequenzen.[6]

Der ehemalige Verteidigungsminister William Perry, der sich den Großteil seiner Karriere mit nuklearen Themen beschäftigte und nicht gerade für Übertreibungen bekannt ist, erklärte vor einiger Zeit, dass er »entsetzt« sei – und das in zweifacher Hinsicht. Einerseits entsetze ihn die immer weiter steigende Kriegsgefahr und andererseits die geringe Aufmerksamkeit für dieses Thema. Wir sollten jedoch in dreifacher Hinsicht entsetzt sein. Hinzu kommt die Tatsache, dass diejenigen, die diesen Weg der absoluten Vernichtung vorantreiben, dies in völligem Bewusstsein der entsetzlichen Konsequenzen ihres Handelns tun. Dasselbe gilt auch für ihre Bemühungen, die natürliche Umwelt zu zerstören, die das Leben auf diesem Planeten erhält.

Es handelt sich dabei um ein weit gespanntes Netz. Es sind nicht nur Politiker*innen – wobei die Trump-Regierung besonders ungeheuerlich und gefährlich vorgeht. Es reicht bis in die großen Banken, die Geld in den Abbau fossiler Rohstoffe pumpen, und bis zu den Herausgeber*innen der Zeitschriften, die Artikel um Artikel über die wundersamen neuen Technologien veröffentlichen, welche die Vereinigten Staaten an die Spitze der Produktion von Substanzen geführt hat, die uns vernichten werden – und all das, ohne das furchtbare Wort ›Klima‹ auch nur zu erwähnen.

Wissenschaftler*innen, die sich auf der Suche nach außerirdischer Intelligenz befinden, sind mit dem sogenannten Fermi-Paradoxon konfrontiert. Es lautet folgendermaßen: Wo sind sie? Astrophysiker*innen nehmen an, dass es irgendwo intelligentes Leben geben sollte. Vielleicht haben sie recht und es gibt dieses außerirdische intelligente Leben wirklich, doch wenn es die eigenartigen Bewohner*innen des Planeten Erde entdeckt, hat es genügend Verstand, um ihnen fern zu bleiben.

Konzentrieren wir uns jedoch auf die zweite große Gefahr für das menschliche Überleben: die Klimakatastrophe.

Damals wusste es niemand, aber die frühe Nachkriegszeit markierte in dieser Hinsicht einen Wendepunkt. Für gewöhnlich verorten Geolog*innen in der frühen Nachkriegszeit den Beginn des Anthropozäns, eines neuen geologischen Zeitalters, in dem der Mensch einen immensen – und verheerenden – Einfluss auf die natürliche Umwelt ausübt. Diese Datierung wurde zuletzt von der Anthropocene Working Group im Mai 2019 bestätigt.[7] Mittlerweile ist die Beweislage für die Dringlichkeit und Bedrohung durch diese Gefahr überwältigend, sodass – wie wir weiter unten sehen werden – auch die notorischsten Leugner*innen dies still und heimlich anerkennen.

Doch wie hängen die beiden Krisen miteinander zusammen? Eine einfache Antwort darauf gibt der australische Klimaforscher Andrew Glikson:

»Klimawissenschaftler sind nicht länger alleine damit, mit der globalen Katstrophe umzugehen, deren Auswirkungen bereits die Verteidigungsministerien erreicht hat, und doch beträgt das weltweite Budget für Militärausgaben weiterhin jährlich 1,8 Billionen US-Dollar, Ausgaben, die für den Schutz des Lebens auf unserer Erde umgeleitet werden müssen. Da die Vorzeichen für große Konflikte – im Chinesischen Meer, in der Ukraine und im Nahen Osten – sich mehren, stellt sich die Frage: Wer wird die Erde verteidigen?«[8]

Eine gute Frage.

Die Klimawissenschaftler*innen schenken dem große Aufmerksamkeit und warnen uns ganz offen und mit Nachdruck. Raymond Pierrehumbert, Professor für Physik an der Univerisität Oxford und führender Autor des beängstigenden Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) Berichts von 2018 (der seitdem von noch dringlicheren Warnungen übertroffen wurde), eröffnet seinen Übersichtstext zum Stand des Klimawandels und möglichen Handlungsoptionen folgendermaßen: »Lassen Sie mich es ganz klar ausdrücken, ohne drum herum zu reden. Bezüglich des Klimawandels ist es Zeit, in Panik zu geraten, ja … Wir stecken tief in der Klemme.« Er geht daraufhin gewissenhaft auf die Details ein, betrachtet die möglichen technischen Lösungen und ihre schwerwiegenden Defizite und schließt damit, dass »es keinen Plan B gibt«.[9] Wir müssen Emissionsfreiheit erlangen – und das schnell.

Die große Besorgnis der Klimawissenschaftler*innen ist ganz offen ersichtlich für alle, die es nicht vorziehen, ihren Kopf in den Sand zu stecken. Der amerikanische Nachrichtensender CNN feierte 2019 das Thanksgiving-Fest mit einer sehr ausführlichen (und akkuraten) Berichterstattung über eine wichtige Studie über sogenannte tipping points, die kurz zuvor in der Fachzeitschrift Nature erschienen war. Tipping points meinen dabei Momente, in denen die schrecklichen Folgen der globalen Erwärmung unumkehrbar werden. Den Autor*innen zufolge macht die Beschäftigung mit tipping points und ihren Wechselbeziehungen untereinander deutlich, dass »wir uns in einem Zustand des Klimanotstands befinden und [wir] verstärken die Stimmen dieses Jahr, die dringende Klimaschutzmaßnahmen fordern … Das Risiko und die Dringlichkeit dieser Situation sind akut … Die Stabilität und Widerstandsfähigkeit unseres Planeten sind in Gefahr. Internationale Bemühungen – und nicht bloß Worte – müssen dieser Tatsache Rechnung tragen.«[10]

Die Autor*innen warnen außerdem davor, dass »das CO2 in der Atmosphäre bereits ein Niveau erreicht hat, das es zuletzt vor etwa vier Millionen Jahren im Pliozän gab. Es bewegt sich rasch auf ein Niveau zu, das es zuletzt vor 50 Millionen Jahren im Eozän gab, als die Temperaturen um bis zu 14 °C höher waren als in der vorindustriellen Zeit.« Was damals jedoch über einen sehr langen Zeitraum geschah, ist heute durch den Menschen auf einige wenige Jahre komprimiert worden. Sie erklären darüber hinaus auch, dass die bestehenden Prognosen – wenn auch an sich schon düster genug –, es versäumt haben, die Auswirkungen der tipping points miteinzubeziehen.

Sie kommen zu folgendem Schluss:

»[…] der Zeitraum, der uns bleibt, um den Umschlag des Klimas noch zu verhindern, könnte bereits auf null gesunken sein, wohingegen wir im besten Falle noch 30 Jahre haben, um Emissionsfreiheit zu erlangen. Wir haben also möglicherweise bereits die Kontrolle über diese tipping points verloren. Ein rettender Gedanke besteht noch darin, dass die Geschwindigkeit, mit der sich der Schaden durch die tipping points anhäuft – und damit das Gefahrenrisiko –, noch einigermaßen unter unserer Kontrolle sein könnte.«

Einigermaßen. Wir haben also keine Zeit zu verlieren.

Die Welt schaut unterdessen dabei zu, wie wir auf eine Katastrophe von unvorstellbarem Ausmaß zusteuern. Wir nähern uns gefährlich nahe den weltweiten Temperaturen von vor 120.000 Jahren an, als der Meeresspiegel im Vergleich zu heute sechs bis neun Meter höher war.[11] Selbst wenn wir die Auswirkungen von immer häufiger auftretenden und immer kräftigeren Stürmen außen vor lassen, die alles hinwegfegen werden, was dann noch übrig ist, sind unsere Aussichten wahrlich unvorstellbar.

Eine von vielen beunruhigenden Entwicklungen, die den Zeitpunkt vor 120.000 Jahren mit unserer heutigen Situation verbinden, ist das Schmelzen des riesigen westantarktischen Eisschildes. Im Vergleich zu den 1990er-Jahren gleiten die Gletscher heute fünf Mal so schnell in das Meer, wobei die Eisdecke durch die Erwärmung der Meere stellenweise bereits mehr als 100 Meter Dicke verloren hat und dieser Schwund sich mit jedem Jahrzehnt verdoppelt. Wenn das westantarktische Eisschild vollständig schmelzen würde, würde dies einen Anstieg des Meeresspiegel von etwa fünf Metern bedeuten, womit Küstenstädte untergehen würden und auch andere Regionen mit katastrophalen Auswirkungen zu rechnen hätten – beispielsweise die Tiefebenen von Bangladesch.[12]

Für diejenigen, die aufmerksam beobachten, was vor unser aller Augen geschieht, ist dies lediglich eine Sorge unter vielen.

Düstere Warnungen von Klimawissenschaftler*innen gibt es zur Genüge. Der israelische Klimaforscher Baruch Rinkevich bringt die allgemeine Stimmung auf den Punkt:

»Wie das Sprichwort schon sagt: Nach uns die Sintflut. Die Menschen verstehen nicht wirklich, über was wir hier reden … Sie verstehen nicht, dass sich alles verändern wird: die Luft, die wir atmen, unser Essen, unser Wasser, die Landschaften vor unseren Augen, die Meere, die Jahreszeiten, der Alltag, die Qualität unseres Lebens. Unsere Kinder werden sich anpassen müssen oder sie werden aussterben … Das ist nichts für mich. Ich bin froh, dass ich das nicht miterleben muss.«[13]

Rinkevich und seine israelischen Kolleg*innen diskutieren verschiedene wahrscheinliche »Horrorszenarien« für Israel, von denen einige wenige optimistisch scheinen. Einer von ihnen merkt an: »Israel ist definitiv nicht wie die Malediven und es wird in absehbarer Zeit nicht untergehen.« Gute Nachrichten. Allerdings stimmen sie alle darin überein, dass die größere Region größtenteils unbewohnbar werden könnte: »Im Iran, im Irak und in den Entwicklungsländern droht die Gefahr, dass Städte aufgegeben werden müssen, aber in unserem Land wird es möglich sein, zu leben.« Auch wenn die Wassertemperatur des Mittelmeeres 40 °C erreichen könnte – »die zugelassene Höchsttemperatur in einem Whirlpool« – gilt trotzdem: »Menschen werden nicht wie Seeigel und die Rotmund-Leistenschnecke lebendig gekocht werden, allerdings könnte es während des Höhepunktes der Badesaison lebensgefährlich werden.«

Den optimistischsten Vorhersagen zufolge könnte es also Hoffnung für Israel geben, wenn auch nicht für die gesamte Region.

Die zentrale Anmerkung macht Professor Alon Tal:

»Wir verschlimmern den Zustand des Planeten. Der jüdische Staat hat der größten Herausforderung der Menschheit in die Augen gesehen und gesagt: ›Vergesst es.‹ Was werden wir unseren Kindern sagen? Dass wir ein Stück mehr Lebensqualität wollten? Dass wir all das Erdgas aus dem Meeresboden pumpen mussten, weil es wirtschaftlich so profitabel war? Was für erbärmliche Rechtfertigungen. Wir reden hier über das schicksalhafteste Ereignis überhaupt, insbesondere hier im Mittelmeerraum, und die israelische Regierung ist nicht dazu in der Lage, einen Minister zu ernennen, dem es nicht egal ist, dass wir einfach gekocht werden.«[14]

Alon Tals Kommentar ist richtig und höchst beunruhigend. Warum akzeptieren Menschen »erbärmliche Rechtfertigungen« und warum sagen sie so einfach »vergesst es«, während sie »der größten Herausforderung der Menschheit in die Augen [sehen]«? Diese Antwort wird sowohl angesichts der sich allmählich abzeichnende Umweltkatastrophe als auch der Möglichkeit gegeben, immer neue Waffen zu unserer eigenen Zerstörung zu entwickeln. Warum sind die Menschen dazu in der Lage, 1,8 Billionen US-Dollar (wobei die USA bei diesen Ausgaben weit in Führung liegen) für ihr Militär auszugeben, ohne dabei zu fragen: »Wer wird die Erde verteidigen?«

Wenn es hier auch Alon Tals Absicht ist zu generalisieren, so tut er dies doch etwas zu stark. Es gibt Länder und Orte auf dieser Welt, an denen ernsthafte Bemühungen unternommen werden, bevor es zu spät ist – und es ist noch nicht zu spät. Die Antwort auf das irrsinnige Wettrennen um die Entwicklung von (selbst-)zerstörerischen Waffen ist zumindest auf sprachlicher Ebene offensichtlich genug. Die Umsetzung ist etwas anderes. Es ist außerdem noch Zeit, die drohende Klimakatastrophe abzufangen und abzuschwächen, wenn wir echtes Engagement zeigen. Wenn den Tatsachen endlich in die Augen geschaut wird, ist all dies keine Sache der Unmöglichkeit. Im Jahr 1941 sahen die USA sich einer ernsten, wenn auch unvergleichbar kleineren Bedrohung gegenüber, auf die sie mit einer derart überwältigenden freiwilligen Massenmobilisierung antworteten, dass der ranghohe Nazi Albert Speer, tief beeindruckt, darüber klagte, dass das totalitäre Deutschland nicht mit der freiwilligen Unterordnung unter die nationale Aufgabe in den freieren Ländern mithalten könne.

Einige Schätzungen gehen davon aus, dass diese Herausforderung, wenn auch gewaltig, keine vergleichbare finanzielle Last wie 1941 bedeuten würde. In einer detaillierten Untersuchung kommt der Ökonom Jeffrey Sachs zu dem Schluss, dass »im Gegensatz zu einigen verbreiteten Meinungen, die Dekarbonisierung keine vergleichbare Mobilisierung der US-amerikanischen Wirtschaft wie während des Zweiten Weltkrieges erfordern wird. Die Kosten für die Dekarbonisierung, die zusätzlich zu unseren normalen Energiekosten entstehen werden, werden sich in dem Zeitraum bis 2050 auf ein bis zwei Prozent des jährlichen US-amerikanischen BIP belaufen. Im Vergleich dazu stiegen die Staatsausgaben während des Zweiten Weltkrieges von zehn Prozent des BIP vor dem Krieg auf 43 Prozent an.«[15]

Es ist möglich. Allerdings erkennen wir jetzt die grausame Ironie der Geschichte. Gerade zu dem Zeitpunkt, an dem wir alle gemeinsam und mit Hingabe handeln müssen, um die »ultimative Herausforderung« der Menschheit anzugehen, widmen sich die Anführer*innen der mächtigsten Staaten in der Menschheitsgeschichte leidenschaftlich der Beförderung der beiden Gefahren, die unser aller Überleben bedrohen. Unsere Regierung ist in den Händen der einzigen großen »konservativen Partei auf der Welt, die nicht anerkennt, dass wir den Klimawandel aufhalten müssen« und sie öffnet außerdem der Entwicklung von neuen und noch gefährlicheren Massenvernichtungswaffen Tür und Tor.[16]

Die Mitglieder dieser erstaunlichen Troika, in deren Händen das Schicksal der Welt liegt, sind der Außenminister, der Nationale Sicherheitsberater sowie der Chief of Staff – der Präsident – der Vereinigten Staaten, wobei Letzterer außerhalb der USA als der Pate gesehen wird. Selten wird anerkannt, wie sehr internationale Beziehungen der Mafia ähneln. Mike Pompeo, der Außenminister, ist ein evangelikaler Christ, dessen Können auf dem Feld der politischen Analyse gut durch seinen Glauben daran illustriert wird, dass Gott womöglich Donald Trump entsendet hat, um Israel vor dem Iran zu retten.[17]