Die Kommunistin als Geschäftsfrau - Walter Brendel - E-Book

Die Kommunistin als Geschäftsfrau E-Book

Walter Brendel

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Beschreibung

Die "rote Fini", so wird die "Gucci-Kommunistin" Rudolfine Steindling liebevoll von den Wienern genannt. Ist sie eine erfolgreiche Geschäftsfrau oder die größte Wirtschaftskriminelle des vergangenen Jahrhunderts? Mit Charme und Resolutheit, als einzige Frau in einer reinen Männerwelt und mit allen Mitteln, die ihr im Kalten Krieg zur Verfügung stehen, bringt sie den Handel mit der DDR in Schwung. Als Ehefrau eines jüdischen Bankdirektors und Mitglied der KPÖ verwaltet sie zunächst deren Firmen. In der Nachkriegszeit gab es in Österreich auch attraktive Entwicklungsmöglichkeiten für "Kommerzgenossen". Fini vergrößert das Firmenimperium der KPÖ, ist bald für alle Geschäfte mit der DDR unentbehrlich und verdient so Millionen. Den Auftrag, ein schlüsselfertiges Stahlwerk für die DDR zu bauen, holt sie nach Österreich und kann auch dabei helfen, wenn ein Embargo umgangen werden muss. Ist sie auch daran beteiligt, eine gesamte Festplattenfabrik in die DDR zu schmuggeln? Dass ihre Methoden nicht immer legal sind, sieht man ihr nach, denn Fini unterstützt großzügig Kultur und Sozialprojekte. Der Mauerfall und die rasante Wiedervereinigung setzen dem Ost-West-Handel nach Finis Methode schnell ein Ende. Niemand braucht mehr Vermittler, wenn es bald keine DDR mehr geben wird. Doch noch liegen 500 Millionen DM auf Finis Konten – eine enorme Summe. Für die Treuhand handelt es sich um Geld der SED, das dem wiedervereinigten Deutschland zusteht, doch das will Fini nicht akzeptieren. Ob sie damit Erfolg hat oder ob die Deutschen am Ende doch noch zu ihrem Geld kommen – davon erzählt dieses Buch.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Walter Brendel

Die Kommunistin als Geschäftsfrau

Texte:             © Copyright by Walter Brendel

Umschlag:      © Copyright by Walter Brendel

Verlag:

Das Historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag

2025

Gunter Pirntke

Mühlsdorfer Weg 25

01257 Dresden

[email protected]

[email protected]

[email protected]

Inhalt

Einführung

Rudolfine Steindling

Fini als Wirtschaftsboss

Wohin mit dem Geld?

Quelle

 

Einführung

 

Die „rote Fini“, so wird die „Gucci-Kommunistin“ Rudolfine Steindling liebevoll von den Wienern genannt. Ist sie eine erfolgreiche Geschäftsfrau oder die größte Wirtschaftskriminelle des vergangenen Jahrhunderts? Mit Charme und Resolutheit, als einzige Frau in einer reinen Männerwelt und mit allen Mitteln, die ihr im Kalten Krieg zur Verfügung stehen, bringt sie den Handel mit der DDR in Schwung. Als Ehefrau eines jüdischen Bankdirektors und Mitglied der KPÖ verwaltet sie zunächst deren Firmen. In der Nachkriegszeit gab es in Österreich auch attraktive Entwicklungsmöglichkeiten für „Kommerzgenossen“.

 

Fini vergrößert das Firmenimperium der KPÖ, ist bald für alle Geschäfte mit der DDR unentbehrlich und verdient so Millionen. Den Auftrag, ein schlüsselfertiges Stahlwerk für die DDR zu bauen, holt sie nach Österreich und kann auch dabei helfen, wenn ein Embargo umgangen werden muss. Ist sie auch daran beteiligt, eine gesamte Festplattenfabrik in die DDR zu schmuggeln? Dass ihre Methoden nicht immer legal sind, sieht man ihr nach, denn Fini unterstützt großzügig Kultur und Sozialprojekte.

 

Der Mauerfall und die rasante Wiedervereinigung setzen dem Ost-West-Handel nach Finis Methode schnell ein Ende. Niemand braucht mehr Vermittler, wenn es bald keine DDR mehr geben wird. Doch noch liegen 500 Millionen DM auf Finis Konten – eine enorme Summe. Für die Treuhand handelt es sich um Geld der SED, das dem wiedervereinigten Deutschland zusteht, doch das will Fini nicht akzeptieren. Ob sie damit Erfolg hat oder ob die Deutschen am Ende doch noch zu ihrem Geld kommen – davon erzählt dieses Buch.

 

Rudolfine Steindling ist die Heldin in einem der größten Wirtschaftsthriller der deutschen Nachwendezeit. Sie war eine Business-Lady der Wiener Upper Class, eine so genannte „Chanel-Kommunistin“, die Schlüsselfigur der Handelsbeziehungen zwischen Österreich, der BRD und der DDR im Kalten Krieg der siebziger und achtziger Jahre. Mit Außenhandels- und Embargogeschäften verdiente sie Millionen. Als die Mauer ‘89 fiel, lag auf den Konten ihrer Firma Novum eine halbe Milliarde D-Mark. Während die Zuständigkeiten geklärt wurden, ließ die Rote Fini die Millionen einfach verschwinden, noch bevor Theo Waigel und seine Geldjäger ihrer habhaft werden konnten. Bis auf den heutigen Tag ist der größte Teil des Geldes verschwunden.

 

Als die langjährige „Handlungsbevollmächtigte“ der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) am 27. Oktober 2012 im Alter von 78 Jahren in Tel Aviv verstarb, hatte ihre einst so schattige Geschäftswelt längst aufgehört, zu existieren. Das Geheimnis, das die österreichische Geschäftsfrau Rudolfine Steindling umgab, war damit nicht kleiner geworden – im Gegenteil. Wie hatte sie es zum Beispiel geschafft, in den Wirren der deutschen Wiedervereinigung umgerechnet rund 130 Millionen Euro verschwinden zu lassen? Auf diese Frage gibt es auch ein Jahrzehnt nach ihrem Tod keine allumfassende Antwort.

Steindling galt stets als „KPÖ-Treuhänderin“; tatsächlich arbeitete sie aber ab den 1970er Jahren auch für die DDR-Einheitspartei SED. 1973 übernahm sie im Alter von 38 Jahren die Geschäftsführung einer DDR-Handelsgesellschaft, deren Vermögen Jahrzehnte später Gegenstand erbitterter rechtlicher Auseinandersetzungen werden sollte: die Novum GmbH mit Sitz in Ostberlin, Gründungsjahr 1951. Die Novum GmbH war eine Schöpfung des SED-Ablegers „Zentrag“ gewesen; Steindling führte dort zunächst die Geschäfte, ab 1978 fungierte sie auch als Treuhänderin der Novum-Anteile, wenig später kam mit der Transcarbon eine zweite Ostberliner Außenhandelsgesellschaft hinzu.

 

Auch im Politbüro des Zentralkomitees der SED standen „Fini“ alsbald viele Türen offen: Innerhalb weniger Jahre war es ihr gelungen, das Vertrauen von SED-Größen wie Alexander Schalck-Golodkowski, Günter Mittag oder Gerhard Beil zu erlangen. Dank Steindlings ausgesuchter Kontakte in den Westen sollte vor allem Novum zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor in der DDR aufsteigen. 1970 hatte Schalck-Golodkowski, ein Oberst der Staatssicherheit und stellvertretender Minister für Außenwirtschaft, das sogenannte Zwangsvertretersystem eingeführt – ein Devisenbeschaffungsmodell. Von da an konnten westliche Unternehmen in der DDR nur dann Geschäfte machen, wenn sie eine staatliche Handelsagentur zwischenschalteten. Zwangsvertreter wie Novum und Transcarbon kassierten bei ihren Westkunden nunmehr dicke Vermittlungsprovisionen, die wiederum dem von Schalck-Golodkowski verwalteten Bereich „Kommerzielle Koordination“ zugutekamen.

 

Auch bei Steindlings Gesellschaften blieb im Laufe der Jahre sehr viel Geld hängen: Zum Zeitpunkt der deutschen Wiedervereinigung im Oktober 1990 hatten Novum und Transcarbon aus ihrer durchaus erfolgreichen Vermittlungstätigkeit eine Barschaft von (zu damaligen Kursen) umgerechnet rund 255 Millionen Euro angehäuft, verteilt auf Dutzende Bankkonten in Österreich und der Schweiz. Nachdem die damalige Treuhandanstalt die Kontrolle über die Berliner Firmen im Januar 1992 übernommen hatte, war zunächst kein Vermögen auffindbar, später konnte etwa die Hälfte sichergestellt werden. Doch umgerechnet rund 130 Millionen Euro fehlten – wo das Geld landete, das konnten auch jahrelange Ermittlungen und Zivilverfahren nicht klären.

 

In den Verfahren hatten die KPÖ und ihre Treuhänderin hartnäckig wie letztlich erfolglos behauptet, Novum und Transcarbon seien stets Österreichs Kommunisten zuzurechnen gewesen. Es kam jedoch heraus, dass Steindling bereits ab dem Frühjahr 1991 mit Unterstützung ihrer Wiener Hausbank Länderbank eine Reihe undurchsichtiger Transaktionen zwischen österreichischen und Schweizer Bankkonten veranlasst und so bis Anfang 1992 Spuren verwischt hatte.

 

Nach dem Mauerfall wird Rudolfine Steindling als Vermittlerin der DDR nicht mehr gebraucht. Unklar bleibt, wo die Millionen sind, die unter ihrer Verantwortung abhandengekommen sind.

 

 

Rudolfine Steindling

 

Dies ist die Geschichte der größten Wirtschaftskriminellen des letzten Jahrhunderts: Rudolfine Steindling, Geschäftsfrau, Kulturmäzenin und Kommunistin. Es gibt wenige Leute in Wien, in der Politik und der Finanzwelt die Rudolfine Steindling nicht gekannt haben. Von den Wienern liebevoll die „rote Fini“ genannt.

 

Eine Dame der Gesellschaft, gut verheiratet, guter Job. Wie hat sie es geschafft, so weit zu kommen?