Die Korrespondenz von François Rupert Carabin mit der Wiener Secession - Kolja Kramer - E-Book

Die Korrespondenz von François Rupert Carabin mit der Wiener Secession E-Book

Kolja Kramer

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Beschreibung

François Rupert Carabin (1862-1932) wurde insbesondere wegen seiner erotischen Bronzen und Holzschnitzkunst an Möbelstücken und seiner kuriosen Kunstwerke berühmt und gilt im kunstgeschichtlichen Rückblick als einer der wichtigsten avantgardistischen Kunsthandwerker, Möbeldesigner und Bildhauer seiner Zeit. Er lebte und arbeitete in Paris, war aber auch Mitglied der Wiener Secession und hat seit deren erster Ausstellung dort immer wieder seine eigene Kunst ausgestellt. Weniger bekannt ist, dass Carabin auch Delegierter der Wiener Secession war und in deren Auftrag Werke anderer französischer Künstler für die Wiener Secession beschaffte. Dieses Buch enthält die gesamte Korrespondenz von Carabin mit der Wiener Secession. Diese betrifft nicht nur die Präsenz seiner eigenen Kunst in Wien, sondern auch seine Tätigkeiten als Delegierter und Kunstmanager der Wiener Secession. Besonders aufgrund letzterer Tätigkeiten für die Wiener Secession wurde Carabin ein wichtiges Bindeglied zwischen Paris und Wien für die Verbreitung des französischen Impressionismus und der französischen Avantgarde. Für Wien wurde er sogar einer der Hauptakteure innerhalb des Beziehungsnetzes für die Ankunft dieser Kunst in Wien um 1900 und damit von großer Bedeutung für den engeren kunstgeschichtlichen Themenkreis `Wien um 1900´. Als bestens vernetzter Künstler und Kunstfunktionär stand Carabin mit Künstlern, Kunstinstitutionen, Kunstsammlern, Kunsthändlern, Kunstschriftstellern, Spediteuren und anderen Personen und Institutionen in Kontakt. In seinen Schreiben an die Wiener Secession berichtet er der Wiener Secession davon und in wie er sich für die Beschaffung von Werken von herausragendsten Künstlern wie Degas, Monet, Toulouse-Lautrec, Signac, Vuillard und vielen anderen für die Wiener Secession einsetzte.

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Seitenzahl: 52

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Charles Maurin, Porträt von François-Rupert Carabin Öl auf Leinwand, 1892

P. Leclerc (Verlag), Wiener SecessionPostkarte, nach 1904

Inhalt

Einleitung

Anmerkungen

Namensindex

Die Korrespondenz von Carabin mit der Wiener Secession

Lebensdaten Carabin

Ausstellungen Carabin

Werke Carabins in Ausstellungen der Wiener Secession

Literatur zu Carabin

Einleitung

François-Rupert Carabin (1862–1932) wurde insbesondere für seine kunstvoll geschnitzten erotischen Möbelstücke und Bronzefiguren sowie andere außergewöhnliche Objekte berühmt. Aus kunsthistorischer Perspektive gilt er als einer der bedeutendsten avantgardistischen Kunsthandwerker, Möbeldesigner und Bildhauer seiner Zeit.1 Er lebte und arbeitete in Paris, war aber auch Mitglied der Wiener Secession und präsentierte seine Werke dort regelmäßig seit deren erster Ausstellung.2

Die Korrespondenz Carabins mit der Wiener Secession bezieht sich nicht nur auf seine eigenen Werke und deren Ankunft in Wien, sondern auch auf seine Tätigkeit als Delegierter und Kunstmanager der Wiener Secession. In dieser Funktion war er damit beauftragt, in Paris französische Kunstwerke anderer Künstler für die Ausstellungen der Wiener Secession zu beschaffen. Besonders aufgrund dieser Tätigkeit wurde Carabin zu einem zentralen Vermittler zwischen Paris und Wien für die Verbreitung des französischen Impressionismus und der Avantgarde. Für Wien war er sogar einer der Hauptakteure innerhalb des Beziehungsnetzes, das die Ankunft dieser Kunst um 1900 ermöglichte, und somit von großer Bedeutung für den kunsthistorischen Themenkreis `Wien um 1900´. Als gut vernetzter Künstler und Kunstfunktionär stand er in Kontakt mit Künstlern, Kunstinstitutionen, Sammlern, Händlern, Kunstschriftstellern, Spediteuren und anderen Akteuren der Kunstszene. In seinen im Folgenden zu lesenden Briefen an die Wiener Secession erfahren wir nicht nur von seinen weitreichenden Verbindungen besonders in der europäischen Kunstmetropole Paris, der Stadt, in der er lebte, sondern auch, dass Carabin mit einigen der bedeutendsten Künstler seiner Zeit in Kontakt stand – darunter Degas, Monet, Toulouse-Lautrec, Signac, Vallotton und Vuillard.

Bereits im Jahr 2000 habe ich mich im Rahmen meiner wissenschaftlichen Forschungen in der Wiener Secession mit Carabin beschäftigt und seine Korrespondenz gesucht, zusammengestellt und transkribiert. Für diese Möglichkeit bin ich noch immer Herrn Paul Rachler und Frau Margarete Szeless, die damals das Archiv der Wiener Secession betreuten, sehr dankbar. Mein besonderer Dank gilt ebenso Frau Tina Lipsky, die das Archiv der Wiener Secession heute verwaltet, für ihre ebenso freundliche Unterstützung meiner Forschungsarbeiten.

Die Transkription der Schreiben Carabins war seinerzeit notwendig, da die von Carabin handschriftlich verfassten Dokumente schwer lesbar waren und mit diesen erst nach Entzifferung seiner Handschrift gearbeitet werden konnte. Schon bald darauf traten zahlreiche Details und Zusammenhänge zutage, sodass erste Schlussfolgerungen gezogen werden konnten. Da diese Erkenntnisse bis dahin weder in die Carabin-Forschung noch in die Forschung zum Themenkreis `Wien um 1900´ eingeflossen waren, habe ich sie in meine Publikationen der Jahre 2003 und 2022 aufgenommen – insbesondere jedoch in meine Arbeit Carabin und die Wiener Secession aus dem Jahr 2024.3 Diese Publikation legt einen besonderen Fokus auf Carabin als Delegierten der Wiener Secession und auf seine Rolle bei der Ankunft des französischen Impressionismus und der französischen Avantgarde in Wien um 1900. Wie bereits bei meinen Veröffentlichungen von 2003 und 2022 bildete auch für meine Publikation von 2024 das Primärquellenmaterial der von Carabin verfassten Korrespondenz an die Wiener Secession eine wichtige Grundlage. Jedes einzelne Schreiben Carabins wurde dafür eingehend analysiert, Namen und Inhalte wurden untersucht und in ihren größeren Zusammenhang gestellt. Besonders die Publikation Carabin und die Wiener Secession ist somit eng mit der vorliegenden verknüpft und basiert zu einem wesentlichen Teil auf den im Folgenden zusammengestellten Briefen Carabins an die Wiener Secession.

Ausstellungskataloge und andere Quellen, die lediglich auf die tatsächliche Präsenz von Kunstwerken in Wien verweisen, spiegeln nur wider, was letztendlich realisiert wurde. Wünsche, Intentionen und Bemühungen lassen sich aus solchen Quellen nicht ablesen. Die Beschäftigung mit dem Primärquellenmaterial der Korrespondenz Carabins mit der Wiener Secession zeigte aber, dass Inhalte dieser Briefe über die bekannten Fakten hinausgehen. Die Briefe bestätigen nicht nur die tatsächliche Präsenz von Kunstwerken französischer Impressionisten und Avantgardisten in der Wiener Secession, sondern machen auch sichtbar, welche Künstler und Kunst die Secession zusätzlich gewinnen wollte – Informationen, die Ausstellungskataloge und andere Quellen nicht liefern können. Gerade deshalb ist die Korrespondenz Carabins so wertvoll und gibt uns heute aufschlussreiche Einblicke in das innere Bestreben der jungen Vereinigung. Die Korrespondenz Carabins zeigt konkret, dass die Wiener Secession bereits früher, als es bisher durchAusstellungskataloge, Dokumente und Publikationen zum Thema ersichtlich war, Werke französischer Impressionisten und Avantgardisten dem Wiener Kunstpublikum präsentieren wollte. Es wird deutlich, dass sich die Wiener Secession intensiver und früher als bislang angenommen um diese Werke bemüht hat. Die Analyse der Korrespondenz Carabins mit der Wiener Secession ergab konkret, dass die bewusste Hinwendung der Wiener Secession zur Beschaffung von Kunstwerken der großen Klassiker des französischen Impressionismus und Avantgardisten weiter zurückdatiert werden muss – nachweislich mindestens auf das Jahr 1899.4 Dies ändert zwar nichts an der insgesamt späten Rezeption des französischen Impressionismus und der französischen Avantgarde in Österreich. Doch die Briefe Carabins verdeutlichen, dass bereits in der Anfangszeit der Wiener Secession – gemeinsam mit Carabin – aktiv daran gearbeitet wurde, eine frühere und stärkere Präsenz der französischen Moderne in Wien zu ermöglichen. Ohne die Berücksichtigung der Korrespondenz Carabins wäre das Engagement Carabins für Wien um 1900 heute kaum in seinem Ausmaß bekannt.

Ein Beispiel für frühe Wünsche und Zuwendungen der Wiener Secession zu dieser Kunst, das auch aus der Korrespondenz Carabins mit der Wiener Secession hervorgeht, ist, dass Carabin bereits im Auftrag der Wiener Secession unter dem zweiten Präsidenten Josef Engelhart – Nachfolger Gustav Klimts – versuchte, Claude Monet für die Teilnahme an einer Ausstellung der Wiener Secession im Jahr 1899 zu gewinnen. Dies geschah ein Jahr nach der allerersten Ausstellung der Wiener Secession (26. März 1898 bis 20. Juni 1898). Monets Teilnahme scheiterte jedoch am mangelnden Interesse seines Pariser Kunsthändlers Paul Durand-Ruel (1831–1922), der damals über dessen gesamte Kunstproduktion verfügte. Nach seiner Erfahrung mit der Belieferung des Wiener Künstlerhauses im Jahr 1898 versprach er sich im Jahr darauf von Wien zu wenig Verkäufe und betrachtete den Wiener Kunstmarkt im Vergleich zu Paris, Berlin und anderen Metropolen als unattraktiv. Bereits diese erste, aus der Carabin-Korrespondenz rekonstruierbare Episode zeigt, dass der Kunstgeschichte hinzugefügt werden muss, dass die Wiener Secession – wenn es allein nach ihrem Wunsch gegangen wäre – bereits 1899 Werke Claude Monets hätte zeigen können und nicht erst 1903, wie dann geschehen.5