Die Kraft des Ortes - Stefan Brönnle - E-Book

Die Kraft des Ortes E-Book

Stefan Brönnle

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  • Herausgeber: Neue Erde
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Jeder kann es spüren: Orte sind verschieden. An manchen Plätzen fühlen wir uns wohl, an anderen angespannt oder müde. Die Erde ist durchzogen von Gesteinsschichten und Wasseradern, aber auch von energetischen Strukturen. Die Geomantie spürt diese Unterschiede auf, und aus dem Wissen um die spezifische Kraft eines Ortes können wir eine wohltuende Beziehung zu ihm aufbauen.

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Seitenzahl: 220

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Stefan BrönnleDie Kraft des Ortes

Stefan Brönnle

DIE KRAFTDES ORTES

Die Energien der Erdeerspüren, erkennen und nutzen

3. Auflage 2014

Stefan BrönnleDie Kraft des Ortes

© Neue Erde GmbH 2009Alle Rechte vorbehalten.

Titelseite:Foto: Dan Breckwoldt/shutterstock.comGestaltung: Dragon Design, GB

Satz und Gestaltung:Dragon Design, GBGesetzt aus der Rotis Serif

eISBN 978-3-89060-185-4ISBN 978-3-89060-540-1

Neue Erde GmbHCecilienstr. 29 · 66111 Saarbrücken · Deutschland · Planet Erdewww.neue-erde.de

Danksagung

Ich danke meinen LehrernIch danke meinen Lehrern und Weggefährten auf dem Wege der Geomantie: Hans-Jörg Müller, Prof. Eike Georg Hensch, Marko Pogačnik, Johanna Markl, Elvira Recke, Mary Bauermeister, Reinhard Schneider sowie den vielen anderen Dozentinnen und Dozenten, denen ich während meiner Zeit als Leiter der Schule für Geomantie Hagia Chora lauschen durfte und die durch ihre Beiträge daran mitwirken, das weltweit zerstreute Wissen der Geomantie wieder zu vereinen.

Ebenso danke ich meinen Lehrern auf meinem persönlichen Übungsweg der chinesisch-daoistischen Übungssysteme des Taijiquan und des Qigong: Jürgen Licht, Toyo Kobayashi, Mantak Chia, Chongmi Müller, Zhi-Chang Li u. a.

Für meine Kinder. Leif, Falk und Alisha

Hinweis:

Die in diesem Buch vermittelten Übungen können zu vorübergehenden oder dauerhaften Bewußtseinserweiterungen führen. Sie sollten daher nicht leichtfertig angewandt werden. Bitte wenden Sie sie nur im Zusammenhang mit den im Text genannten Anweisungen an. Der Autor kann für die praktische Anwendung dieser Übungen keine Verantwortung übernehmen!

Vorwort zur erweiterten Neuausgabe

Die Geomantie ist so alt wie die Menschheit selbst. Stets war der Mensch darum bemüht, Orte zu finden, die eine bestimmte Eignung für unterschiedliche Nutzungen aufwiesen, stets war er auch darum bemüht, diese Eignungen zu optimieren. Auch wenn der Mensch vergessen zu haben scheint, daß der Ort mehr ist als ein sachlich-funktionaler Nutzen, daß er vielmehr Geist und Seele besitzt, so war die Kunst der Ortsinterpretation, wie sie heute ganz materiell in Geologie, Geographie, Landschaftsplanung und Städtebau angewandt wird, eigentlich stets Geomantie: die Kunst und Wissenschaft der Ortsinterpretation. So zeigt sich die Geomantie immer im Gewand der aktuellen Zeit und ihres vorherrschenden Zeitgeistes.

Geomantie ist damit etwas Uraltes und Hochmodernes zugleich. Beständig werden durch geomantische Forschungen weitere Bezüge historischer Gestaltungen entdeckt und neue Zusammenhänge verstanden. Die Geomantie entwickelt sich wie der Mensch.

Ich freue mich, daß mit dieser Neuauflage meines erstmalig 1998 er -schienenen Buches ein Grundwerk der geomantischen Literatur der Leserschaft wieder zugänglich wird. Das Buch wurde als Einstieg in das weite Feld der Geomantie konzipiert. Es schneidet daher die verschiedensten geomantischen Arbeitsebenen (wie Radiästhesie, Landschaftsinterpretation, Heiligen- und Flurnamensinterpretation, Erdheilung, Traumarbeit u.v.m.) an. Zu diesen Themenbereichen sind auf dem Markt inzwischen spezifische Fachbücher erhältlich, die das jeweilige Themengebiet vertiefen helfen. Ich bemühe mich derzeit, Schritt für Schritt mein eigenes Wissen zu den jeweiligen Teilgebieten der Geomantie in Buchform zugänglich zu machen. So findet man eine Vertiefung des Themenbereiches Symbolik und Brauchtum der Landschaft in meinem Buch Landschaften der Seele, des Themenbereiches geomantische Hausinterpretation und -gestaltung in dem Buch Das Haus als Spiegel der Seele, des Themenbereiches geomantische Gartengestaltung im Buch Der Paradiesgarten und eine tiefgehende Einführung in die Thematik der erweiterten Wahrnehmung in meinem Buch Grenzenlose Sinne.

Dennoch hielt ich es für notwendig, obgleich ja Geomantie an sich eine immerwährende Gültigkeit besitzt, auch dieses Einsteigerbuch ein wenig auf den neuesten Stand zu bringen und damit auch hier dem oben beschriebenen Wandel der Geomantie Rechnung zu tragen. Die vorliegende Ausgabe enthält daher zusätzliche Informationen, neuere Fakten und gänzlich neue Kapitel wie z. B. das über Elektrosmog, dessen Thematik ebenfalls ein eigenständiges Buch gewidmet wurde (Der Mensch in Kraftfeld der Technik).

Obgleich somit in den letzten 15 Jahren jede Menge geomantisches Fachwissen schriftlich erhältlich wurde, darf dies doch nicht darüber hinwegtäuschen, daß die ganze Tiefe der Geomantie allein aus Büchern niemals zu lernen sein wird. Dazu bedarf es des unmittelbaren Kontaktes zum Ort und seinen energetischen, seelischen und geistigen Kräften und eine authentische Kommunikation mit dem Wesen ERDE selbst. Das vorliegende Buch kann daher auch nicht sättigen, sondern nur Appetit machen. Ebenso wie man durch das Lesen von Kochbüchern niemals satt werden wird, wird auch das Lesen geomantischer Literatur, egal wie sehr diese auch auf den neuesten Stand gebracht sein mag, niemals diese authentische liebevolle Beziehung zwischen dem Menschen und der Erde selbst ersetzen können.

Ich würde mich daher sehr freuen, wenn der/die LeserIn dieses Buches, die hierin beschriebenen Übungen ausgiebig an besonderen Orten ausprobiert, und ich wünsche Ihnen dabei, daß Sie dadurch solche wunderbaren tiefgehenden Erfahrungen machen dürfen, wie ich sie erleben durfte.

Stefan BrönnleDorfen, Juni 2008

Inhalt

GRUNDLAGEN DER GEOMANTIE

Die Weltsicht der Geomantie

Bewußtseinstanz

Das Drei-Welten-Modell

Methoden der Geomantie

Weltbilder der Geomantie

EBENEN GEOMANTISCHER ARBEIT

Die Kraft des Ortes

Die physische Ebene des Ortes

Was Landkarten erzählen

Orts- und Flurnamen

Sonderkarten

Sekundäre Hilfen

In die Landschaft…

Physikalische Strahlungsphänomene

Wasseradern · Geologische Verwerfung · Gitternetze · Kreuzungssysteme

Pflanzen sprechen

Tiere sprechen

Im Kraftfeld der Technik

Die ätherische Ebene des Ortes

Franz Anton Mesmer

Carl Freiherr von Reichenbach

Wilhelm Reich

Feng Shui

Die fünfzehn Äthergesetze

Freie Ätherströme

Berg und Tal

Bergformen

Die Kraft des Wassers

Bäume als Kraftpumpen

Die ätherische Kraft der Kräuter und Stauden

Die Organe der Landschaft

Geomantische Zonen

Ätherlinien

Leylines

Vertikalphänomene

Naturwesen

Das Erkennen des ätherischen Kraftortes

Die geistige Ebene des Ortes

Götter und Heilige und ihre Bedeutung

Die Große Göttin

Odin – Wotan – Merkur und Michael

Was Sagen verraten

Traumarbeit

Meditation

Personifikation und Identifikation

Mit geistigen Kräften sprechen

KRAFTORTE GESTALTEN

Avebury

Chartres

Sanssouci

Das eigene Haus

Mauern - das Gewebe des Hauses

Lebenskraft durch Formensprache

Das Qi ist ein blinder Tänzer

Das Haus als Spiegel der Seele

Der Garten als Brücke zwischen Innen und Außen

Ausklang

Glossar

Abbildungsverzeichnis

Weiterführende Adressen

Grundlagen der Geomantie

Die Weltsicht der Geomantie

Dort, wo einst der Sportplatz war, steht heute ein 14-stöckiges Hochhaus, der Kiosk im Grünen ist Eigentumswohnungen gewichen und die historische Kirche wurde für den Bau einer Bundesstraße kurzerhand um dreißig Meter versetzt. Orte sind austauschbar geworden. Multifunktional ist das moderne Eigenschaftswort dafür. Aus dem ehemaligen Flugplatz wurde – wie in München – die Olympiaanlage und aus Ackerland der Flugplatz, der dann erneut dem Messegelände weicht.

Doch erinnern Sie sich nicht auch an Ihren Lieblingsplatz – Ihren Baum, Ihre Höhle oder was auch immer – aus Ihrer Kindheit? War das nicht ein ganz besonderer magischer Ort für Sie, dessen Qualität Sie hier und nur hier empfinden konnten? Stellen Sie sich vor, man würde »Ihren« Baum auspflanzen und hundert Meter entfernt wieder eingraben, wäre der Baum für Sie noch derselbe?

Unsere Ahnen ließen sich noch viel Zeit, den genauen Platz für ein Wohnhaus, einen Brunnen, die Dorflinde oder gar die Kirche zu finden. Die Methoden – etwa Intuition, Tierweisungen, Naturbeobachtungen, feinstofflichem Gespür oder Radiästhesie –, die sie dazu nutzten, werden heute unter dem Begriff Geomantie zusammengefaßt.

Die Geomantie ist eine ganzheitlicheDie Geomantie ist eine ganzheitliche Erfahrungswissenschaft. Sie versucht, die geistige, seelische und energetische Identität eines Ortes zu erfassen und diese bei Gestaltungen in Architektur, Kunst oder Landschaftsplanung zu berücksichtigen. Das Wort Geomantie setzt sich zusammen aus zwei Wortteilen: »Geo«, was, wie Sie sicher wissen, »Erde« bedeutet, und »Mantik«. Die Mantiken waren frühe, bei den Etruskern bekannte, Schau- und Interpretationskünste; so genannte Divinationstechniken, durch welche man mittels der Deutung der Farbe und Form von Blitzen, des Vogelflugs oder auch der Eingeweideschau den Willen der Götter oder Geister erkunden wollte.

Salopp könnte man daher die Geomantie mit »Erdwahrsagung« übersetzen. Doch es ist viel mehr. Es ist eine Sprache oder vielmehr die Kunstfertigkeit der Übersetzung der Sprache der Erde. Ein chinesisches Sprichwort aus dem 2. Jh. v. Chr. sagt: »Könnten Berge und Meere sprechen, wären die Geomanten viel magerer.« Berge und Meere können sprechen, nur haben die meisten Menschen verlernt zuzuhören.

»Geo« leitet sich ab von der Urgöttin Gaea oder Gaia – der Großen Mutter Erde. Geomanten waren und sind somit Menschen, die die Sprache dieser Göttin verstanden und verstehen. In einer solchen Definition tritt uns die Erde nicht als toter Himmelskörper entgegen, sondern als lebendiges Wesen.

Das Logo des Geomantieschulungsinstituts INANA zeigt stilisiert die Göttin Inanna, die die Erde selbst ist. Sie ist ein göttliches Wesen, das ebenso belebt ist wie die Pflanzen, die Tiere oder die Menschen, die auf ihr leben. Schon im 17. Jh. beobachtete der italienische Physiker und Mathematiker Evangelista Torricelli, daß der Luftdruck in regelmäßigen Abständen zu schwanken schien. Er hatte gegen 3 Uhr morgens seinen Tiefstand, erreichte gegen 9 Uhr seinen Höchststand, um bis um 15 Uhr wieder auf den Tiefstand zu fallen.

Abb. 1: Logo des Geomantie-Institutes INANA

Diese »atmosphärische Gezeiten« genannten regelmäßigen Luftdruckwellen inspirierten Goethe zu dem Vergleich mit der Ein- und Ausatmung der Erde. Und wie bei einem Menschen hebt und senkt sich der Leib der Großen Göttin: Wie Satellitenmessungen ergaben, heben und senken sich die Kontinentalplatten um bis zu 80 cm! Diese und andere Tatsachen veranlaßten James Lovelock zu seiner Gaia-Hypothese: Die Erde ist ein Lebewesen!

So hat der Erdkörper Regelmechanismen, die denen der Tiere und Menschen entsprechen.

Das Temperaturgleichgewicht in unserem Innern wie im Äußeren erst ermöglicht uns ein Überleben. Daneben bestehen in der Erde wie im Körper ein Säure-Base-Gleichgewicht, ein Sauerstoff-Gleichgewicht oder auch z. B. ein Salzgleichgewicht. Seit unendlichen Zeiten liegt der Salzgehalt der Meere bei 3 - 4 %, obwohl sich rein rechnerisch durch Erosions- und Einschwemmprozesse sowie Verdunstung alle zwölf Millionen Jahre die Konzentration verdoppeln müßte. Der wunderbare Grund dafür: Meereslebewesen entziehen dem Meer – wie auf göttliches Geheiß – exakt dieselbe Menge! Aber auch im Leid – im Krankheitsprozeß – gleichen sich Mensch und Erde: Wie Rüdiger Dahlke darlegt, leidet sowohl der Boden an einer Übersäuerung (eine Mitursache für das Baumsterben) wie auch in den letzten Jahren verstärkt die Menschen an Übersäuerung ihres Blutes leiden; und wie der Bluthochdruck zur Zivilisationskrankheit wurde, so drücken wir das Wasser durch begradigte Kanäle in immer schnellere Fließbewegungen. Wie unsere Gefäße eingekalkt und verengt sind, sind unsere Flüsse einbetoniert. Erde und Mensch entsprechen sich, und wie der Mensch besitzt die Erde Körper, Seele und Geist.

Der Kopf der Göttin Inanna im Logo ist ein Stern, Symbol für die geistig-kosmische Ebene des Wesens Erde. Umgeben aber ist die Göttin von einer angedeuteten Spirale. Sie symbolisiert die energetische Ebene der Erde. Zwischen beiden Ebenen vermittelt der erkennende Mensch, angedeutet durch das Auge im unteren Teil des Zeichens. Ihm kommt als schöpferisches und erkennendes Wesen eine besondere Rolle zu: Er wirkt durch seine Kreativität auch auf den Heilungsprozeß der Erde ein.

Doch dazu muß zunächst gefragt sein, ob ein göttliches Wesen überhaupt der Heilung bedarf. Denn was göttlich ist, ist heilig und darum heil; ist es nicht heil, kann es nicht in letzter Konsequenz heilig sein – oder zumindest nicht das Göttliche selbst. So ist auch die Erde nur eine Emanation des göttlichen Absoluten und daher unvollkommen. Daher kann auch die Erde wie jedes Wesen erkranken. Sie macht ebenso wie der Mensch in seiner persönlichen wie kollektiven Entwicklungs geschichte eine Evolution durch, und wie er kann auch die Erde in Krisen geraten. Ja, folgt man der Auffassung des Philosophen Schelling, ist letztendlich auch der Mensch – der die meisten Erd-Erkrankungen kausal verursacht – Teil der Natur: »Und die Natur schafft sich einen Geist, durch den sie erwacht und zu Bewußtsein kommt!« – der Mensch als das Bewußtsein der Erde! Heilungsarbeit ist daher in erster Linie Bewußtseinsarbeit. Und so soll dieses Buch auch dazu dienen, das Bewußtsein für die Sprache der Erde und die Rolle des Menschen im Entwicklungsprozeß zu wecken.

Vor einigen Jahren war im deutschen Fernsehen des öfteren ein Werbespot mit einem Slogan zu sehen, der eigentlich das Umweltbewußtsein wecken sollte: »Die Natur braucht uns nicht, aber wir brauchen die Natur!« Was für eine Weltsicht, die den Menschen ausschließlich als überflüssigen Krankheitserreger, als Aids-Erreger der Natur begreift! Die Verantwortung des Menschen ist eine viel größere: Er ist dazu aufgerufen, die Erde nicht nur zu bewahren, sondern auch zu gestalten; und indem er seinen Geist – nicht den logischen Verstand, sondern das spirituelle Bewußtsein – weiterentwickelt, arbeitet er mit an der geistigen Evolution der Natur und der Erde.

Akupunkturnadeln vergleichbar, die auf energetische Zentren des Meridiansystems gesetzt werden, plazierte der Mensch seit Urzeiten Bauwerke – Kirchen, Tempel, Kultstätten – auf genau gewählten Orten des Erdkörpers. Er kam damit in den Nutzen der verschiedensten Kräfte des Ortes und entwickelte sich und seine Kulturen seelisch, geistig und spirituell fort. Diese Bewußtseinsentwicklung floß andererseits wiederum in die Evolution der Erde ein.

Die Techniken und Absichten der Geomantie waren dabei in den verschiedensten Kulturen und Zeiten nicht immer gleich. Sie wechselten mit der Entwicklung und der Weltsicht des Menschen. Einige historische und geomantische Systeme sind uns bis heute bekannt.

Die chinesische Geomantie, Feng Shui (Wind und Wasser) genannt, entstammt im wesentlichen der geistigen Grundhaltung des Daoismus. Der Daoismus nimmt, vereinfacht gesagt, das Göttliche als eine mehr oder minder abstrakte Gesetzmäßigkeit wahr, als ein Kommen und Gehen der Kräfte, ein ewiges Wechselspiel des Yin und des Yang. Was das Christentum als Lohn und als Strafe betrachtet, ist dem Daoisten ein unpersönliches Werden und Vergehen. Zwei Zitate mögen dies verdeutlichen:

»Was unvollkommen ist, wird vollkommen werden,

was krumm, gerade;

was leer, voll;

wenn sich etwas löst, wird Neues werden;

wo Mangel ist, wird Fülle werden;

wo Fülle ist, wird Mangel werden.«

Laotse: Tao Te King, Spruch 22

»Aber viele, die die Ersten sind, werden die Letzten

und die Letzten werden die Ersten sein.«

Matthäus 19, 30

So gleich die Aussagen auch scheinen mögen, sie spiegeln zugleich eine diametral entgegengesetzte Weltschau. Das Göttliche, das Dao, erscheint dem Daoisten abstrakt und unpersönlich, als kosmische Gesetzmäßigkeit oder, wie Laotse es formulierte: »Das All kennt keine Liebe; es schreitet über alles hinweg, als wäre es nichts.« (Laotse, 5). Der Weise erkennt dieses Gesetz und bindet sich in die Natur ein. Er sucht daher auch in der Geomantie die innewohnende kosmische Gesetzmäßigkeit der Natur zu erkennen und danach zu handeln. Anders ausgedrückt, sucht das Feng Shui die Immanenz des Göttlichen in der Natur zu finden. Die Regeln des Feng Shui spiegeln somit auch den ständigen Kräfteausgleich wider. Es wird so gestaltet, daß zu viel Yang durch Yin ausgeglichen wird und umgekehrt. In Architektur und Landschafts gestaltung versucht man, die kosmische Ur- oder Lebenskraft frei und ungehindert fließen zu lassen, damit die innewohnende Gesetzmäßigkeit ihren Lauf nehmen kann. Chinesische Geomanten orientieren sich an der Natur, an dem schlängelnden Lauf von Flüssen, an dem sanften Aufsteigen der Nebel und dem Zug der Wolken mit dem Wind – an Wind und Wasser.

In Indien dagegen wurde eine ganz andere Weltsicht vertreten. Im Hinduismus und vor allem im Buddhismus versuchte man dem Rad des Karma, dem Schicksal der ewigen Wiedergeburt, zu entfliehen. Der Mensch erhebt sich hier über die Gesetze der Natur. Mittels der Macht seines Geistes versucht er, sein Schicksal selbst zu prägen und nicht, es hinzunehmen oder sich einzufügen. Dementsprechend ist auch die Zielsetzung und Methode der indischen Geomantie, Vastu Vidya, eine vollkommen andere: Ein Priester beurteilt den Ort aufgrund von Farbe, Geruch und Geschmack des Bodens, der Topographie und des Verhaltens von Tieren und Pflanzen. Danach pflügt er zu einem sorgfältig von Astrologen bestimmten Zeitpunkt, nachdem er sich durch heilige Waschungen rituell gereinigt hat, eine Furche von Ost nach West. Eine Gruppe von Shudras (einer indischen Kaste) pflügt den Rest und sät verschiedene Getreidearten aus.

Kaum ist das Getreide reif, tauchen erneut Priester auf. Sie führen die heiligen Kühe der Gemeinde mit sich. Die fressen das Getreide ab und weihen mit ihrem Atem den Boden. Anschließend wird ein Mandala – das Vastu Purusha – aufgezeichnet. Es markiert die Umrisse des zukünftigen Tempels. Die auf den Boden gezeichneten Linien sind fortan heilige Linien; ihre Kreuzungspunkte so göttlich, daß sie unbebaut bleiben. Weitere Daten, die in Zahlen und Proportionen verschlüsselt werden, fließen in die Architektur der Anlage selbst ein: der Planet, unter dessen Einwirkung der Tempel steht; die Himmelsrichtung, auf die er ausgerichtet wird, die Kaste des Stifters auch; sogar das gewünschte Alter, das der Tempel erreichen soll!

Alles ist in der Vastu Vidya, der indischen Geomantie, ritualisiert. Sie folgt einem durch den menschlichen Geist vorgeprägten Gesetz. Und die Linien, die man zeichnet, werden zu Energielinien. Hier wird versucht, das Göttliche in den Ort zu prägen. Eine indische Legende drückt dies wie folgt aus:

Vor langer Zeit gab es irgend etwas Existierendes, nicht definiert durch einen Namen, unbekannt in seiner Form. Es blockierte den Himmel und die Erde. Als die Götter es sahen, packten sie es und preßten es auf den Boden, mit dem Gesicht nach unten. So wie sie es zu Boden warfen, halten die Götter es. Brahma ließ es von den Göttern besetzen und nannte es Vastu Purusha.

Während also das chinesische Feng Shui die Immanenz des Göttlichen in den Gesetzen der Natur finden und danach handeln will, geht es im indischen Vastu Vidya um die geistige Prägung des Ortes, die Fixierung des Transzendenten. Zwei unterschiedliche geomantische Systeme, entstanden aus einer verschiedenen Welterfahrung und Weltbetrachtung.

Ein in Europa überliefertes geomantisches System war die Disciplina Etrusca, die Geomantie der Etrusker. Ähnlich dem Feng Shui suchte der etruskische Priester, der Augur, aus der Sprache der Natur wie auch der Richtung des Windes, dem Flug der Vögel, der Richtung und Farbe von Blitzen und schließlich der inneren Schau das Templum, die energetischen Umrisse der zukünftigen Stadt zu finden. Er suchte nach der Immanenz des Göttlichen. Hatte er das Templum gefunden, so fixierte er die heilige Mitte durch eine Grube – den Umbilicus; teilte das Land wie im indischen Vastu Vidya mit dem Lituus, seinem Krummstab, in vier Viertel und zog mit einem Pflug eine Furche (»sulcus primigenius«) um diesen heiligen Raum, die ihn vom profanen Raum abgrenzte. Hierin erkennen wir die Fixierung des Transzendenten wieder.

Auf diese Art war jede geomantische Technik – das Feng Shui in China, Vastu Vidya in Indien, Disciplina Etrusca in Europa oder Kuhikuipuone auf Hawaii, die Geomantie der Indianer, Aborigines, Römer, Germanen oder Christen – spezifisch an eine Weltsicht gebunden. Es gibt folglich nicht die Geomantie, sondern nur eine Fülle von Methoden, die der jeweiligen Weltsicht angepaßt und aus dieser entsprungen sind. Mit jeder dieser Weltsichten und daraus abgeleiteten geomantischen Systeme trug der Mensch zur spirituellen Evolution der Erde, dem geistigen Wesen Gaia, bei, denn jedes erkennt einen anderen Aspekt des Göttlichen. Hieraus ergibt sich die Frage, wie denn die Geomantie Mitteleuropas im angehenden 21. Jahrhundert auszusehen hat.

Diese Frage kann und soll hier nicht beantwortet werden. Die folgenden Kapitel aber werden Ihnen dazu verhelfen, sich selbst ein Bild von der Geistigkeit des Ortes zu machen. Und Sie sind aufgerufen, eine neue Geomantietradition zu begründen, die geeignet ist, die geistige Evolution der Menschen und der Erde zu unterstützen.

Bewußtseins-Tanz

Durch die verschiedenen gerade erwähnten geomantischen Systeme (Feng Shui, Vastu, u. a.) stellt sich bei vielen Menschen, die sich damit beschäftigen, immer wieder die Frage nach »richtig« und »falsch«. Da gibt es Methoden, die sich aus Analogiesystemen nähren (Feng Shui, Standortastrologie, u. a.), die auf viele Hundert Bücher, auf Tabellen und Formeln verweisen können. Und es gibt Herangehensweisen, sie sehr intuitiv sind, die den Ort ganz aus dem individuellen Gespür heraus interpretieren. Und gerade Vertreter der »alten« Systeme, die auf manchmal mehrhundertjähriger Erfahrung aufbauen, schätzen oft das scheinbar willkürliche, intuitive Vorgehen gering. Die zugrundeliegende Struktur dieses Disputs zwischen klassischer, traditioneller, altbewährter und erprobter Methodik und Lehre auf der einen und spontaner, intuitiver, subjektiv-erfahrender und experimentierfreudiger Erfahrung auf der anderen Seite möchte ich mir erlauben, hier kurz darzustellen. Geschichte wiederholt sich wie in einem endlosen Tanz, und in diesem Fall heißt der Ballsaal »Geomantie«.

Nehmen wir einmal an, ein Mensch macht eine seinem gängigen Weltbild entgegenlaufende Erfahrung. Es liegt in der Natur solcher Erfahrungen, daß unser Bewußtsein bemüht ist, diese als Phantasie oder Zufall abzuwerten. Ist diese Erfahrung jedoch so ergreifend, daß sie unser aktuelles Weltbild – und sei es nur in Teilen – erschüttert, können wir von einer »Urerfahrung« sprechen. Es gehört zu ihrem Wesen, daß der Mensch, dem sie widerfährt, zuvor keinerlei ähnliche Erfahrungen gemacht haben kann. Er steht erschüttert und hilflos der unglaublichen Präsenz und erlebten Authentizität dieser Urerfahrung gegenüber. Dieser eine Augenblick hat ihn und sein Leben verändert – für immer.

Grundsätzlich bestehen nun im Fortlauf unseres »Bewußtseinstanzes« zwei Möglichkeiten: Entweder bleibt diese Erfahrung einzigartig (dann bleibt sie möglicherweise eine – wenngleich auch erschütternde – Kuriosität im Leben unserer Person), oder unser Tänzer macht weitere ähnliche Erfahrungen. Im letzten Fall erreichen wir den zweiten Schritt unseres Tanzes. Kaum nämlich, daß ähnliche Erfahrungen gemacht werden, beginnt unser Individuum diese zueinander in Beziehung zu setzen. Er kann gar nicht anders, denn schon die Erkenntnis, bei einer neuen Erfahrung handle es sich um ein ähnliches Erlebnis, ist bereits ein solch vergleichender Akt.

Von hier zur bewußten Suche nach Gesetzmäßigkeiten zwischen diesen Erlebnissen ist es nur ein kleiner Schritt. Indem wir sie durch unser Verstandesbewußtsein anerkannt haben, ist unsere Welt ins Wanken geraten, und wir sind bemüht, durch das Erkennen von – möglichst kausalen – Gesetzmäßigkeiten so schnell wie möglich wieder festen Boden unter den Füßen zu bekommen. Paul Watzlawick beschreibt dieses Urbedürfnis des Menschen anschaulich durch ein Experiment: An der Stanford-Universität wurde eine Maschine mit sechzehn unbezeichneten Klingelknöpfen gebaut. Die Versuchsperson sollte die Knöpfe so drücken, daß eine Höchstzahl von Punkten im Zählwerk erreicht wird. Sie wußte nicht, wie sie das anstellen sollte, und mußte sich daher auf blindes Ausprobieren verlassen. Beim Drücken des richtigen Knopfes würde allerdings ein Summton hörbar werden und das Zählwerk einen Punkt mehr anzeigen. Was die Versuchsperson nicht wußte, ist, daß die »Belohnung«, der Summton, in keinerlei Zusammenhang zu den von ihr gedrückten Tasten stand. Der Summton erfolgte willkürlich nach den Wünschen des Versuchsleiters. Im Verlauf der ersten 250 Versuche erhielt die Versuchsperson eine gewisse Anzahl von Bestätigungen als Summtöne, so daß sie ungefähre Annahmen über (nichtbestehende) Regeln des Systems machen konnte. Während der nächsten 50 Versuche erhielt sie keinen einzigen Summton, in den letzten 25 Versuchen ertönte der Summer nach jedem Tastendruck. Die Versuchsperson nahm daher an, das zugrundeliegende System erkannt zu haben! An diesem Punkt angelangt, wird ihr die Wahrheit über die Versuchsanordnung mitgeteilt. Watzlawick schreibt dazu: »Ihr Vertrauen in die Richtigkeit der eben erst mühsam erarbeiteten Lösung ist aber so unerschütterlich, daß sie die Wahrheit nicht glauben können. Einige nehmen sogar an, daß der Versuchsleiter derjenige ist, der einer Täuschung zum Opfer fiel oder daß sie eine bisher unentdeckte Regelmäßigkeit in der angeblichen Regellosigkeit (…) gefunden haben. Anderen mußte die Rückseite des vielarmigen Banditen gezeigt und damit bewiesen werden, daß die sechzehn Schaltknöpfe an nichts angeschlossen sind, bevor sie sich von der Nichtkontingenz des Experiments überzeugen.« (Paul Watzlawick, »Wie wirklich ist die Wirklichkeit?«, München 1976, S. 64 ff)

Hat aber unser Tänzer erst einmal solche Gesetzmäßigkeiten erkannt oder ist zumindest davon überzeugt, daß ihm dies gelungen sei, ist er bereits im Besitz einer neuen »Lehre«. Aufgrund seiner aus der Erfahrung abgeleiteten Vergleiche ist es ihm nun gelungen, Voraussagen zu treffen. Die Erfahrung der Richtigkeit solcher Voraussagen wiederum untermauert sein neues Weltbild, wodurch es stabiler, aber eben auch starrer wird. Wie im Beispiel des Experiments wird dadurch die Bereitschaft, von dem gerade eben so schwer erarbeiteten neuen Weltbild wieder abzugehen, zunehmend geringer. Ein Dogma entsteht. Die Beschaffenheit der Welt ist wieder geklärt, wir finden uns in ihr zurecht, und die aus den Lehren des Dogmas abgeleiteten Erfahrungen bestätigen uns. Neue Erfahrungen zu machen ist damit unnötig geworden, es entsteht eine Erfahrungsleere. Die Lehre erklärt sich aus sich selbst heraus. Leider scheren sich Urerfahrungen selten um Notwendigkeiten, und so kann es eines Tages der Fall sein, daß sich eine neue, bislang noch nicht erlebte und nicht einzuordnende Urerfahrung Bahn bricht, um unser Weltbild erneut zu erschüttern.

Der Tänzer hat den Ballsaal durchquert und befindet sich wieder am Ausgangspunkt. Was hier am Beispiel der abstrakten Erfahrungen einer Person beschrieben wurde, gilt in ähnlicher Weise für das Kollektiv einer Kultur. Die Vergleiche der einzelnen eigenständigen Erfahrungen werden hier zunehmend durch den kollektiven Erfahrungsaustausch ersetzt, und das individuelle Weltbild kann gar zur heiligen Lehre aufsteigen. Da der Abstand zur Urerfahrung im Menschheitskollektiv oft viel größer ist und die gefundenen Lehren und Gesetze meist die Sprache einer bestimmten – später meist als veraltet empfundenen – Epoche sprechen, wird die Anbindung des Individuums durch die Lehre hindurch zurück zur Urerfahrung extrem schwierig. Die Lehre oder gar das Dogma werden individuell als hohl und leer verstanden, was geradezu das Bedürfnis nach einer eigenständigen Urerfahrung heraufbeschwört.

Abb. 2: Der »Bewusstseinstanz« von der Urerfahrung zum Dogma und zurück

Somit ergeben sich zwei Pole im Kreis unseres Bewußtseinstanzes, die wie die Ur-Archetypen Yin und Yang einander abwechseln. Der eine Pol ist erfahrungsorientiert, stark individuell und schwer kommunizierbar und damit für andere auch schwer verstehbar (die Seite der individuellen oder kollektiven Erfahrbarkeit). Der andere Pol ist traditionell, kollektiv, gesetzesorientiert und damit äußerst gut kommunizierbar (die Seite des individuellen oder kollektiven Verständnisses). Steht man nahe am ersten Pol, befindet man sich nahe an der Authentizität der Erfahrung, versteht diese aber nicht. Steht man dagegen nahe am zweiten Pol, versteht man die Erfahrungen und kann sie einordnen – erlebt sie aber nicht. Auch in der Debatte zwischen »klassischer« und »intuitiver« Geomantie, zwischen »klassischem« und »intuitivem« Feng Shui oder auch zwischen alten keltischen Ortserfahrungssystemen und »modernen« geomantischen Herangehensweisen kann man die beiden Kontrahenten in die Nähe des einen oder anderen Poles rücken: Die »klassische« Methodik – beim Feng Shui z. B. vor allem die Richtungsschule, aber natürlich auch die Gesetzmäßigkeiten der klassischen Formenschule (gemeint ist hier die Lehre, nicht unbedingt deren Vertreter) – steht mit ihren Tabellen, Rechnungssystemen und seinem Pochen auf die Jahrhunderte lange Erfahrung nahe am Pol des Dogmas. Die »intuitive« Herangehensweise, das »intuitive Feng Shui«, dagegen steht mit seinen kaum in Worte zu fassenden und schwer erklärbaren Vorgehensweisen, seinem – im Hinblick auf das Alter der neuen Lehren – geringen Erfahrungsschatz, aber auch mit seiner (möglichen) Authentizität der unmittelbaren Wahrnehmung nahe am Pol der Urerfahrung.

Ist es daher sinnvoll, über Sinn und Unsinn der unterschiedlichen Ansätze zu debattieren? Meine Antwort darauf ist sowohl ja als auch nein: »Ja« deshalb, weil wir auch heute viel aus den Regeln klassischer geomantischer Systeme lernen können, vor allem können wir durch ein Verständnis der grundlegenden Denkweisen der klassischen Lehren den Weg von der Urerfahrung zur Lehre nachvollziehen und somit wertvolle Hinweise auf die – möglicherweise neu zu interpretierende – Einordnung eigener unmittelbarer Erfahrungen bekommen. Auf der anderen Seite verhindert die Auseinandersetzung der klassischen Lehren mit dem intuitiven Weg das Erstarren im Dogma. »Nein« deshalb, weil weder der eine, noch der andere Pol als höherwertig eingestuft werden darf.