Die Kunst, anders zu leben - Chris Guillebeau - E-Book

Die Kunst, anders zu leben E-Book

Chris Guillebeau

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Beschreibung

Chris Guillebeau scheint alles richtig gemacht zu haben: Er liebt sein Leben und tut jeden Tag genau das, was ihm Spaß macht. Schon früh hat er begriffen, dass es im Leben wichtigere Dinge gibt als Geld. Mit 20 hatte er seine letzte Festanstellung, seitdem arbeitet er freiberuflich in den verschiedensten Berufen - er verkaufte Kaffee, designte Websites, war Amateurmusiker. Zwischenzeitlich verbrachte er vier Jahre als freiwilliger Helfer in Afrika. Neben der Arbeit an seiner eigenen Homepage findet er jedes Jahr Zeit für seine große Leidenschaft: das Reisen. Gemäß seinem Credo "Verbessere dein eigenes Leben und gestalte damit die Welt positiver" lebt er die Philosophie seines Buches. In diesem hat er all seine großartigen Ratschläge, praktischen Tipps und Lebensweisheiten zusammengetragen, damit jeder von uns ein außergewöhnliches, erfüllendes Leben führen kann. Denn gegen den Strom zu schwimmen kann manchmal sehr befreiend sein. Wir müssen nicht alle Anweisungen von Autoritäten befolgen, Regeln einhalten, ohne sie zu hinterfragen, oder jeden Tag in einem Job verbringen, der uns schon lange anödet. Wir alle haben es verdient, genau das zu tun, was uns Freude bereitet, und unsere Träume zu verwirklichen. Jeden Tag. Denn nur dann werden wir zu besseren Menschen und die Welt zu einem besseren Ort. Und genau das lernen wir mit diesem Buch.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 323

Veröffentlichungsjahr: 2011

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

3. Auflage 2018

© 2011 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86 D-80636 München Tel.: 089 651285-0 Fax: 089 652096

Die englische Originalausgabe erschien 2010 bei Perigree, Penguin Group (USA) unter dem Titel The Art of Non-Conformity. Set Your Own Rules, Live the Life You Want and Change the World.© 2010 by Chris Guillebeau.

All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form.

This edition published by arrangement with Perigree, a member of Penguin Group (USA) Inc.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Übersetzung: Marion Zerbst, Stuttgart

Redaktion: Judith Mark, Freiburg Umschlaggestaltung: Maria Wittek, München

Satz: HJR – Jürgen Echter, Landsberg am Lech

Epub: Grafikstudio Foerster, Belgern

ISBN: 978-3-86415-296-2

ISBN E-Book (PDF): 978-3-86415-272-6

ISBN E-Book (EPUB, Mobi): 978-3-86415-296-2 

Weitere Infos zum Thema finden Sie unter

www.mvg-verlag.de

Für Jolie, meine Weltherrschafts- und Lebenspartnerin

Wegweiser für die Reise, die vor ihnen liegt

Prolog

TEIL I FÜHREN SIE EIN BESONDERES LEBEN

1. Schlafwandler und die lebendige Welt

Die 25 000-Euro-Lektion. Zehn Erfolgsrezepte für Durchschnittsmenschen. Fünf Affen und eine eindeutige Alternative. Geld an sich hat keinen Wert. »Komm wieder, wenn du bereit bist, aufzuwachen.«

2. Die Voraussetzungen für ein unkonventionelles Leben schaffen

Von jemandem, der seinen Job kündigte, um mit dem Fahrrad quer durch Amerika zu fahren. Drei Tage stressfreies Leben und Margaritas genügen. Vergessen Sie den Traum vom Lottogewinn. Ihre Lebensliste, Ihre Idealwelt, radikale Zielfindung und die unerwarteten Glücksmomente im Leben. Wie Ihr Leben mit dem anderer Menschen in Verbindung steht.

3. Durchbrechen Sie die Mauer Ihrer Angst

Von Pittsburgh zu den Müllhalden von Manila. Der Mythos der Furchtlosigkeit. Die große Wohnungskatastrophe des Jahres 2008. »Dieses Auto bringt mich meinen Zielen keinen Schritt näher.« Warum plötzlich ein Netz auftaucht, wenn man den großen Sprung wagt. Wenn Sie das nächste Mal in Warschau sind, prüfen Sie lieber noch mal nach, ob Sie auch wirklich ein Rückflugticket von Tokio haben!

4. Wie man Autoritäten bekämpft und besiegt

Der Mann, der ExxonMobil und dem Generalstaatsanwalt von Utah die Stirn bot. Lebensweisheit von Keith Richards. Ausgrenzung und die Abteilung der Neinsager. Wie man Gatekeepern einen Strich durch die Rechnung macht (Teil 1 und Teil 2). David, Goliath und Gladwell: Entwickeln Sie eine unkonventionelle Strategie! Moral und Gesetz.

Intermezzo

Was Sie alles nicht brauchen

TEIL II SELBSTBESTIMMT ARBEITEN

5. Kompetenz gibt Sicherheit

Wie man trotz Rezession Geld verdienen kann – als Pizza­auslieferer. Das 100-Euro-Unternehmen. Wie man sich einen Chef sucht, statt sich um eine Stelle zu bewerben. Bekenntnisse eines unkonventionellen Unternehmers. Flüchten Sie nicht einfach nur vor irgendetwas. Ihre Flucht muss auch ein Ziel haben.

6. Universität versus Blogosphäre

Wie man lästige Kursstundenbeschränkungen umgeht. »Erst kommt die Abrüstung, dann sauberes Wasser, dann standardisierte Tests.« Für drei Leser schreiben oder für 10 000? Das einjährige Selbststudium.

7. Die Macht Ihrer kleinen Armee

17 Jahre auf einem Klinikschiff. Wer sind Ihre Mitstreiter? Wie man seine »kleine Armee« rekrutiert, trainiert, belohnt und einsetzt. Die Stärke schwacher Beziehungen. Gründen Sie Ihren eigenen öffentlichen Radiosender mit 1000 Fans.

8. Die leidigen Finanzen

Wie man seinen Schulden den Krieg erklärt. Zwei Euro Busfahrgeld sparen und sich ein Flugticket für 4000 Euro kaufen. Zeit und Geld sind nicht identisch! Belohnungsaufschub und Lebensvermeidung. Wie Sie anderen Menschen mit Ihrem Geld helfen können. Interessanter Einwand vom »Hundefuttermann«.

Intermezzo

Ein paar verbreitete Vorurteile über »Gewinner«

TEIL III: DIE MACHT DER KONVERGENZ

9. Radikale Isolation und das Streben nach einem erfüllten Leben

Haruki Murakami und seine lebensnotwendige Beziehung. Konvergenz. Entrümpelungsaktion und Nicht-Erledigungs-Liste. Die 4400 Minuten – oder wie man jeden Tag vier bis fünf Stunden gewinnt. Minimalismus und Abenteuer sind keine unvereinbaren Gegensätze.

10. Nonkonformistische Abenteuer

Wie ich zum Nomaden wurde. Dunkin’ Donuts an der libanesischen Grenze. Warum ich in der Mongolei manchmal mitten in der Nacht aus einer Pension ausquartiert werde. Ein paar Faustregeln für Billigreisen: 600 000 Vielfliegermeilen, CouchSurfing, FlyerTalk ...

11. Beginnen Sie gleich heute, der Welt ein Vermächtnis zu hinterlassen

Die Gefahren »glorreicher Zeiten«. Wie Sie Ihr Vermächtnis mit der Stoppuhr verfolgen können. Messen Sie Ihre Arbeitszeit nicht in Stunden, sondern beurteilen Sie sie nach Ihrem Output. Die 1000-Wörter-Regel. Sie brauchen sich nicht zwischen Weg und Ziel zu entscheiden!

Schlusswort: Gefährliche Ideen

Die Welt zu verändern, ist nicht immer praktisch. »Suche Freiwillige für gefährliche Reise.« Codewörter für Ausgrenzung. Das Gegenteil von Glück. Wie lautet Ihre gefährliche Idee?

Postskriptum: Das Allerwichtigste

Danksagung

Meine Zusammenarbeit mit »Charity: Water« in Äthiopien

Häufig gestellte Fragen

Online-Informationen

Über den Autor dieses Buches

Prolog

Wenn Sie in Ihrer Kindheit etwas tun wollten, was Ihren Eltern oder Lehrern nicht gefiel, hat man Sie vielleicht gefragt: »Wenn alle anderen von der Brücke springen, würdest du es deshalb doch auch nicht tun, oder?« Damit ist gemeint, dass es keinen Sinn hat, eine Dummheit zu begehen, nur weil alle anderen es tun. Die Logik dahinter lautet: Denke lieber selbst, statt dich der großen Masse der Menschen anzuschließen.

Das ist gar kein so schlechter Ratschlag, auch wenn er manchmal eher dazu missbraucht wird, Kontrolle auszuüben, als Menschen zu selbstständigem Denken anzuregen. Doch irgendwann sind Sie erwachsen, und dann sieht die Sache plötzlich ganz anders aus: Jetzt erwarten die Leute von Ihnen, dass Sie sich genauso verhalten wie sie. Und wenn Sie sich weigern, werden manche Ihrer Mitmenschen darauf ziemlich irritiert oder vielleicht sogar verärgert reagieren. Es sieht fast so aus, als würden sie Sie jetzt fragen: »Schließlich springen alle Leute von der Brücke. Warum tust du es dann nicht auch?«

Mit diesem Buch will ich Ihnen helfen, die altbekannte Botschaft aus Ihrer Kindheit in Ihrem Erwachsenenleben anzuwenden. Zum Teufel mit den Leuten, die von der Brücke springen. Treffen Sie Ihre eigenen Entscheidungen. Leben Sie Ihr eigenes Leben.

Stellen Sie sich ruhig in jeder Situation die Frage »Warum?«, so wie ein dreijähriges Kind. Das wird Ihnen helfen, nicht von der Brücke zu springen, ohne sich vorher zumindest Gedanken über die Alternativen gemacht zu haben. Immer wenn Sie sich mit einer Forderung, Verpflichtung oder Erwartung konfrontiert sehen, die Ihnen nicht gefällt, sollten Sie genau überlegen, was für Gründe und Motive wohl dahinterstecken.

Und wenn man Ihnen auf die Frage »Warum?« antwortet: »Weil das nun mal so gemacht wird«, dann wissen Sie, dass die Brücke in allernächster Nähe auf Sie wartet. Mit diesem Dilemma werden Sie tagtäglich konfrontiert – im Berufsleben, in Ihren Beziehungen und auch bei den unzähligen Entscheidungen, die Sie jeden Tag treffen müssen. Gegen die ständige Gegenwart der Brücke und die Erwartungen Ihrer Mitmenschen können Sie nichts tun. Aber ob Sie springen oder nicht, das ist einzig und allein Ihre Entscheidung.

Der Ratschlag, den die Erwachsenen Ihnen in Ihrer Kindheit gaben, war vollkommen richtig – auch wenn sie sich oft selbst nicht daran gehalten haben. Warum soll man von der Brücke springen, nur weil alle anderen es tun? Stattdessen sollten Sie lieber vom Geländer zurücktreten, sich umdrehen und weggehen – neuen Abenteuern entgegen, die Ihnen bisher immer nur als vage Ideen im Kopf herumschwirrten. Und Sie können auch anderen Leuten helfen, der Brücke den Rücken zu kehren – oder die Spielregeln, die Sie überhaupt dorthin gebracht haben, über den Haufen werfen. Ihnen stehen unbegrenzte Möglichkeiten offen; doch zunächst einmal müssen Sie sich bewusst dafür entscheiden, anders zu denken als andere Menschen.

Es ist schließlich Ihr Leben. Warum also stellen Sie nicht Ihre eigenen Spielregeln dafür auf? Damit können Sie nicht nur sich selbst etwas Gutes tun, sondern gleichzeitig auch anderen Menschen helfen. Die ersten vier Kapitel dieses Buches sollen Ihnen dabei als Starthilfe dienen.

KAPITEL 1Schlafwandler und die ­lebendige Welt

Die meisten Menschen führen ein Leben in stiller Verzweiflung und werden zu Grabe getragen, während ihr Lied immer noch in ihnen schlummert.

– HENRY DAVID THOREAU

Mit diesem Buch möchte ich Sie zum Umdenken anregen – und zwar sowohl im Hinblick auf Ihr Leben als auch auf Ihre Arbeit. Diese innere Wandlung wird Ihnen vor allem dann zugute kommen, wenn Sie sich gerade in einer Lebensphase befinden, in der Veränderungen anstehen. Doch auch wenn sich bei Ihnen momentan keine größeren Entscheidungen am Horizont abzeichnen, Sie aber dennoch nach einer Gelegenheit suchen, irgendetwas in Ihrem Leben anders zu machen als bisher, kann dieses Buch Ihnen weiterhelfen. Und wenn Sie das Gefühl haben, irgendwie festgefahren zu sein, und schon immer gedacht haben, dass »doch eigentlich noch mehr am Leben dran sein muss«, ist mein Buch ebenfalls genau das Richtige für Sie.

Auf Ihrem Weg zur Nonkonformität werden Ihnen die verschiedensten Menschen begegnen. Manche werden Ihnen helfen, Ihr Ziel zu erreichen; andere werden nichts unversucht lassen, um Sie davon abzuhalten. In diesem Buch verrate ich Ihnen, wie Sie mit den richtigen Leuten in Kontakt treten und sich für ihre Hilfe revanchieren können. Und Sie erfahren auch, welche Menschen versuchen werden, Ihnen zu schaden – zum Beispiel Gatekeeper,1 Kritiker und Energievampire. Ich werde Ihnen zeigen, was diese Leute vorhaben, welche Taktiken sie dabei einsetzen – und wie Sie sie schlagen können.

Außerdem erfahren Sie in meinem Buch eine ganze Menge über Weltherrschaft, kreative Selbstständigkeit, berufliche Unabhängigkeit, radikale Zielfindung, nonkonformistisches Reisen und noch viele andere unkonventionelle Ideen. Mit einigen dieser Themen muss man sich ausführlicher beschäftigen, um sich wirklich gut darin auszukennen. Doch dieses Buch soll nur ein kurzer und bündiger Ratgeber sein, in dem alles steht, was Sie wissen müssen. Wenn Sie es lesen und das Gelernte dann auch anwenden, wird Ihnen alles gelingen, was Sie sich vornehmen. Und hoffentlich wird mein Buch Sie auch dazu herausfordern, darüber hinauszugehen und noch mehr zu erreichen, als Sie je für möglich gehalten hätten.

Erfolg, Motivation und die 25 000-Euro-Lektion

Im Kampf zwischen Hoffnung und Angst siegt am Ende normalerweise die Hoffnung. Daher ist dieses Buch für Menschen bestimmt, die die Welt verändern möchten. Ich schreibe nicht für Zyniker, sondern für Leute, die an etwas glauben; und wenn die Geschichten und Ideen in meinem Buch Sie dazu bewegen sollten, tatsächlich etwas zu verändern, haben wir beide etwas erreicht. Denn dann sind Sie dazu in der Lage (und auch verpflichtet), selbst über Ihr Leben zu bestimmen – und dabei gleichzeitig auch noch etwas für andere Menschen zu tun. Das Ziel ist ein ganz einfaches: Hinterher soll nichts mehr so sein, wie es vorher war.

Falls die Zeit, die wir miteinander verbringen, während Sie dieses Buch lesen, zu irgendwelchen anderen Ergebnissen führen sollte, habe ich mein Ziel verfehlt. Dann habe ich bei den Buchbewertungen unter www.amazon.de nur einen Stern verdient – und Sie verdienen eine Entschuldigung, weil ich Ihnen Ihre Zeit gestohlen habe. Aber ein Stern ist mir zu wenig, und wer entschuldigt sich schon gerne? Also habe ich ein großes Interesse daran, Ihr Vertrauen zu gewinnen und Ihnen etwas zu bieten, was sich wirklich lohnt.

Nachdem ich vier Jahre lang als Entwicklungshelfer in Westafrika gearbeitet hatte, kehrte ich im Herbst 2006 in die Vereinigten Staaten zurück, um zu studieren. Die offizielle Version dieser Geschichte lautet, dass ich nach zwei Jahren einen Magisterabschluss in Internationalen Studien an der Universität von Washington hatte; in Wirklichkeit gab ich jedoch 25 000 Euro aus, um etwas über Motivation zu lernen.

Was die Hochschulausbildung mir im Vergleich zu der Autorenlaufbahn, die ich kurze Zeit später einschlug, für Erfahrungen gebracht hat, darauf werde ich später noch eingehen. Vorläufig ist nur eines wichtig: Nachdem ich etwa die Hälfte der Pflichtkurse für mein Studium abgearbeitet hatte, wurde mir klar, dass ungefähr 80 Prozent der Aufgaben, die ich an der Universität zu erledigen hatte, wenig oder gar keinen Wert hatten. Diese Projekte waren reine »Beschäftigungstherapie« – nur dazu da, dass die Studenten etwas zu tun hatten und das universitäre System aufrechterhalten werden konnte.

Außerdem fiel mir auf, dass solche unproduktiven Arbeiten keineswegs nur von den Studenten geleistet wurden – auch die Lehrkräfte und das Verwaltungspersonal waren mit mehr oder weniger sinnlosen Aufgaben beschäftigt. Ein Professor, der diese Strategie durchschaute, bezeichnete diese Art des Arbeitens sogar offen als »Schwachsinn«. Die Leute arbeiteten nur, um ihre Vorschriften zu erfüllen, sich zu profilieren oder sonst irgendwie den Tag herumzubringen.

Deshalb kann man sich auch ganz gut durchs Hochschulstudium durchmogeln. Ein großer Teil der Arbeit, die man nach seiner Schulausbildung leistet, wird nach der Norm des Mittelmaßes beurteilt. Wenn Sie schon einmal irgendwo angestellt waren, wissen Sie wahrscheinlich, wie das funktioniert. Wenn Sie schon einmal eine Aufgabe erfüllt haben, die nur dazu diente, sich zu profilieren, ohne dass irgendein Nutzen für andere Leute (Kunden, Kollegen und so weiter) dabei herauskam, dann waren Sie ein Mitspieler in diesem System des Mittelmaßes. Und wenn Sie jemals an sinnlosen Besprechungen teilgenommen haben, die sich wie Kaugummi hinziehen, dann können Sie sich sicherlich genau vorstellen, was ich meine.

Ich möchte an dieser Stelle nicht länger auf Schwachsinn und Mittelmaß eingehen, als unbedingt notwendig ist, denn mein Buch ist ziemlich kurz, und ich habe Ihnen viel zu sagen. In den 20 Prozent meiner Studienzeit, in denen ich nicht mit überflüssigen Arbeiten beschäftigt war, lernte ich etwas sehr Wichtiges: »Achte immer genau darauf, was für Motive ein Mensch hat. Was bezweckt er mit dem, was er tut?« Zum Beispiel sollten Sie sich jedes Mal, wenn Sie ein Buch lesen, fragen: »Warum hat der Autor Monate oder Jahre seines Lebens geopfert, um das zu schreiben? Was für Beweggründe hatte er wohl dafür?«

Manchmal legt ein Autor seine Beweggründe offen dar, manchmal hält er sie geheim – aber niemand tut etwas, ohne ein Motiv dafür zu haben. Wenn Sie das nicht sowieso schon wussten, dann herzlichen Glückwunsch – denn Sie haben es nun gelesen und sich damit eine Menge Studiengebühren gespart. Sie brauchen mir dafür nicht dankbar zu sein, aber wenden Sie diese Faustregel ab jetzt ruhig an: Denken Sie bei jedem Buch, das Sie lesen, über die Motive des Autors nach.

Was mein Buch angeht, so will ich Ihnen das Rätselraten ersparen und Ihnen offen sagen, warum ich es geschrieben habe: Ich möchte den Menschen damit helfen, herrschende Autoritäten in Frage zu stellen und ein ganz besonderes, unkonventionelles Leben zu führen. Ich will eine Revolution im großen Stil anzetteln, und zwar mit einer ganz einfachen Botschaft: Ihr müsst nicht so leben, wie andere Leute es von euch erwarten.

Wenn Sie mein Buch in diesem Augenblick aus der Hand legen und anfangen, sich von nun an jeden Tag an diesem Satz zu orientieren, wird Ihr Leben nie wieder so sein wie vorher. Und wenn schon allein die Lektion, dass man genau über die Motive seiner Mitmenschen nachdenken sollte, 25 000 Euro wert ist, dann weiß ich nicht, wie viel Geld es wert ist, wenn man lernt, sich von den Anforderungen anderer Menschen frei zu machen. Über diese Frage müssen Sie selbst entscheiden. Andererseits hoffe ich natürlich, dass Sie mein Buch trotzdem weiterlesen, denn es gibt auch noch ein paar andere Dinge, die ich Ihnen sagen möchte.

Ist dieses Buch wirklich das richtige für Sie?

Bevor Sie weiterlesen, möchte ich ganz sichergehen, dass Sie mit der Lektüre dieses Buches nicht Ihre Zeit vergeuden, und Ihnen daher gleich jetzt sagen, von welchen Voraussetzungen ich dabei ausgehe:

Sie müssen offen für neue Ideen sein.Sie müssen mit dem Status quo unzufrieden sein.Sie müssen bereit sein, selbst die Verantwortung für Ihr Leben zu übernehmen.Sie müssen bereit sein, viel zu arbeiten.

Die meisten Menschen, die die Welt veränderten, haben das nur geschafft, indem sie alle vier Grundsätze befolgten. Lassen Sie uns diese Ideen nun einmal genauer unter die Lupe nehmen.

1. SIE MÜSSEN OFFEN FÜR NEUE IDEEN SEIN

Mir ist es egal, ob Sie liberal oder konservativ denken, religiös oder areligiös, reich oder arm sind oder in irgendeine andere der Kategorien gehören, in die streitlustige Menschen uns gern einordnen. Ich glaube sogar, dass viele dieser Entweder-oder-Kategorien künstlich erschaffene Gegensätze sind, um die Menschen sinnlos gegeneinander aufzubringen. Bestenfalls sind diese Gegensatzpaare für unsere Diskussion irrelevant. Daher werde ich sie in meinem Buch auch größtenteils ignorieren.

Aber es ist wichtig, dass Sie offen für neue Ideen sind. Das bedeutet nicht, dass Sie jede neue Idee blindlings akzeptieren müssen – aber Sie sollten alles erst einmal gründlich überdenken, bevor Sie es ablehnen. Zusammen mit diesen neuen Ideen werden Sie dann automatisch auch einige der alten Ideen in Frage stellen müssen, an denen Sie vielleicht immer noch festhalten. Ob es nun dieses Buch ist oder irgendeine andere Informationsquelle – es gibt kaum etwas, was hundertprozentig auf Ihre persönliche Situation passt. Also konzentrieren Sie sich auf diejenigen Aspekte meines Buches, die für Sie relevant sind, und wenden Sie diese wichtigen Ideen dann auf Ihr Leben an.

Ich verstehe nicht, warum die Leute so große Angst vor neuen Ideen haben. Ich habe Angst vor den alten Ideen.

JOHN CAGE

2. SIE MÜSSEN MIT DEM STATUS QUO UNZUFRIEDEN SEIN

Sie müssen das Bedürfnis haben, über die Dinge hinauszuwachsen, von denen Sie zurzeit umgeben sind. Wenn Sie mit der jetzigen Situation zufrieden sind, herzlichen Glückwunsch – aber dann wird Ihnen dieses Buch nicht viel bringen. Denn ich werde auf den nächsten 260 Seiten einen Frontalangriff auf den Status quo starten. Dieser Status quo hat sicherlich seine Verfechter. Die passive Mehrheit der Menschen, die immer alles so akzeptieren, wie es ist, tritt automatisch für den Status quo ein, doch meine Leserschaft besteht aus Leuten, die mit der bestehenden Situation unzufrieden und für eine Veränderung bereit sind.

Um eine Vorstellung davon zu bekommen, was »Status quo« bedeutet, schauen Sie sich bitte einmal die Liste »Zehn Erfolgsrezepte für Durchschnittsmenschen« auf Seite 21 an. Diese und ähnliche Einstellungen garantieren Ihnen ein sicheres, bequemes Leben. Die Liste ist natürlich nicht vollständig; wahrscheinlich kann jeder von Ihnen noch ein paar weitere Punkte aus seinem persönlichen Erfahrungsschatz und Bekanntenkreis beisteuern.

Zehn ERFOLGSREZEPTE FÜR DURCHSCHNITTSMENSCHEN

Nehmen Sie alles, was die Leute Ihnen erzählen, für bare Münze.Stellen Sie Autoritäten niemals in Frage.Studieren Sie, weil man das von Ihnen erwartet – nicht, um etwas zu lernen.Machen Sie ein- oder zweimal in Ihrem Leben eine Fernreise, aber suchen Sie sich als Reiseziel ein Land aus, das genauso sicher und hygienisch ist wie Deutschland.Denken Sie öfters darüber nach, sich selbstständig zu machen, tun Sie es aber nie.Spielen Sie öfters mit dem Gedanken, ein Buch zu ­schreiben, tun Sie es aber nie.Kaufen Sie sich eine Eigentumswohnung oder ein Haus, verschulden Sie sich dabei möglichst hoch und zahlen Sie 30 Jahre lang die Hypotheken ab.Sitzen Sie 40 Stunden pro Woche an einem Schreibtisch, um am Ende im Durchschnitt zehn Stunden lang wirklich etwas Produktives geleistet zu haben.Tun Sie sich niemals in irgendeiner Weise hervor; ziehen Sie nicht die Aufmerksamkeit anderer Menschen auf sich.Rackern Sie sich mit überflüssigen Arbeiten ab. Haken Sie alles, was man von Ihnen erwartet, brav von Ihrer Liste ab.

Ein solches Leben hält Sie von jeder Herausforderung und jedem Risiko fern. Es ist genau wie mit der Brücke: Kaum jemand wird Sie tadeln, wenn Sie hinunterspringen, solange alle anderen es auch tun. Aber es ist auch ein Leben in stiller Verzweiflung, stets mit der bohrenden Frage im Hinterkopf: »Ist das wirklich alles? Habe ich nicht irgendetwas verpasst?« Wenn Sie sich etwas anderes wünschen als ein Leben in stiller Verzweiflung, dann lesen Sie weiter.

3. SIE MÜSSEN BEREIT SEIN, SELBST DIE VERANTWORTUNG FÜR IHR LEBEN ZU ÜBERNEHMEN

Sie müssen die Verantwortung dafür übernehmen, was in Ihrer Zukunft passiert – egal, ob es gut oder schlecht ist. Unsere Vergangenheit ist wohl schon bis zu einem gewissen Grad dafür verantwortlich, dass wir so geworden sind, wie wir jetzt sind. Aber über unsere Zukunft muss die Vergangenheit keine Macht haben. Wenn Sie eine schlimme Kindheit hatten oder irgendjemand Sie früher einmal tief gekränkt hat, dann haben Sie jetzt die Chance, zu beweisen, dass die anderen unrecht hatten und dass Sie sich trotzdem nicht unterkriegen lassen. Wenn Sie eine behütete Kindheit erlebt und noch nie Kränkungen oder soziale Benachteiligung erlitten haben, geht es Ihnen besser als den meisten Menschen. Und wer viel empfängt, von dem wird auch viel erwartet – also machen Sie etwas aus Ihrem Leben!

Unabhängig davon, in welchem Bereich dieses Spektrums Sie angesiedelt sind – von jetzt an müssen Sie bereit sein, selbst die Verantwortung für Ihr Leben zu übernehmen, koste es, was es wolle.

4. SIE MÜSSEN BEREIT SEIN, VIEL ZU ARBEITEN

Viele Menschen glauben, der Schlüssel zu einem schöneren Leben sei weniger Arbeit. Ich glaube, dass die Antwort eher bessere Arbeit lautet. Ich bin überzeugt davon, dass die meisten Menschen gerne viel arbeiten möchten, aber es soll eine Arbeit sein, die ihnen Kraft und Energie schenkt und mit der sie etwas Positives für andere Menschen bewirken können. Das ist die einzige Arbeit, die sich wirklich lohnt. Alle anderen Arbeiten sollten Sie sein lassen – egal, ob Sie sie zu Ende geführt haben oder nicht. Die unvergesslichsten Zeiten in unserem Leben sind nicht diejenigen, in denen wir es leicht hatten, sondern in der Regel die, in denen wir mit Herausforderungen zu kämpfen hatten. Natürlich lohnt es sich, Herausforderungen zu überwinden, weil man damit am Ende etwas erreicht, aber auch die Herausforderung selbst ist eine lohnende Erfahrung.

Wenn Ihnen diese Prinzipien zu einfach erscheinen sollten, kann ich Ihnen versichern, dass kaum ein Mensch sich in seinem Leben tatsächlich daran hält. Die meisten Leute behaupten zwar, offen für alles Neue zu sein, doch wenn sie dann tatsächlich mit einer Veränderung konfrontiert werden, fühlen viele sich dabei sehr unwohl. Wir wollen am liebsten, dass alles so bleibt, wie es ist – oder zumindest so, wie wir es uns vorstellen. Und viele Menschen übernehmen auch keine persönliche Verantwortung für ihr Leben, sondern warten darauf, dass andere ihre Bedürfnisse erfüllen. Wenn irgendetwas schiefgeht, machen sie äußere Faktoren dafür verantwortlich – ihren Arbeitgeber, ihren Partner, ihre Eltern, die Umwelt, die Regierung. Alles Mögliche kann an ihrem Problem schuld sein, nur nicht sie selbst.

Die meisten Menschen akzeptieren den Status quo, ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Sie gehen durchs Leben wie Schlafwandler, wie bloße Zuschauer. Und wenn es irgendjemandem gelingt, aus diesem Gefängnis auszubrechen, dann schaffen die Schlafwandler es, diese Leistung zu ignorieren oder als unbedeutend hinzustellen, indem sie darauf hinweisen, dass am Fluchtplan dieser »Abtrünnigen« irgendetwas nicht gestimmt hat. Im Berufsleben machen viele Menschen Überstunden, ohne besonders intensiv zu arbeiten. Sie denken dabei nur an eine Zukunft, die noch in jahre- oder jahrzehnteweiter Ferne liegt. Mir geht es hier aber um eine andere Einstellung: nämlich, sich für eine Arbeit zu engagieren, die Sinn macht und die uns nicht nur im Hinblick auf unsere Zukunft, sondern schon jetzt in diesem Augenblick wichtig ist.

An so etwas glauben Sie nicht? Kein Problem. Ich bin Ihnen deshalb nicht böse und hoffe, dass auch Sie mir nicht böse sind. Nur fürchte ich, dass wir beide dann nicht sehr gut zusammenpassen und Sie Ihre Zeit lieber in etwas anderes investieren sollten als darin, mein Buch zu lesen. (Sonst schreiben Sie womöglich noch eine schlechte Rezension darüber bei Amazon ...) Wenn Sie dagegen bis hierher mit mir einer Meinung oder zumindest bereit sind, mir eine Chance zu geben, lade ich Sie ein, mich auf dem Rest dieser Reise zu begleiten.

Noch eine letzte Warnung, bevor es weitergeht: Wenn Sie zu genau über meine Ideen nachdenken, kann das gefährliche Konsequenzen haben. Es sind schon die verrücktesten Sachen passiert: Leute haben ihre Stellung gekündigt, einen anderen Beruf ergriffen, gemeinnützige Organisationen gegründet, sind ans andere Ende der Welt gereist, wieder zur Schule gegangen oder endgültig von der Schule abgegangen und haben sich auf alle möglichen anderen unkonventionellen Veränderungen eingelassen, nur weil sie genau über ihre Motive nachgedacht hatten. Viele dieser Geschichten werde ich Ihnen in diesem Buch erzählen. Aber zuerst einmal sollten Sie erfahren, wie ich überhaupt dazu gekommen bin, es zu schreiben.

Warum erzähle ich Ihnen das alles?

Eines möchte ich von vornherein klarstellen: Ich halte nichts von Gurus und behaupte auch nicht, auf alle Fragen dieser Welt eine Antwort zu wissen. Ich habe mich einfach nur entschlossen, die Freiheit zu meinem höchsten persönlichen Gut zu erheben, koste es, was es wolle; und ich habe gelernt, mein Leben nach diesem Kriterium auszurichten.

Wie ich in Kapitel 6 noch näher ausführen werde, habe ich mir den Besuch der Highschool erspart und bin stattdessen gleich aufs College gegangen. Dort lernte ich meine Frau Jolie kennen. Jolie war auch interessiert daran, in Übersee zu leben und einen anderen beruflichen Weg einzuschlagen als die Menschen, die wir kannten. Heute – nach über zehn Jahren – sind wir immer noch ein Paar.

Meinen letzten konventionellen Job hatte ich im Alter von 20 Jahren: Damals warf ich in Nachtschicht bei FedEx in Memphis, Tennessee Pakete auf die Ladeflächen von Lkws – ein absolut mieser Job. Eines Tages kam ich um vier Uhr morgens nach Hause (wenn man nach Mitternacht weiterarbeitete, bekam man 50 Cent mehr pro Stunde), setzte mich an meinen Tisch, den ich für 10 Euro bei der Heilsarmee gekauft hatte, und dachte: »Ich glaube nicht, dass ich das noch länger machen will.«

Einem spontanen Impuls folgend, beschloss ich, auf eine neue Webseite namens eBay.com zu schauen. Ich suchte mir in meiner Wohnung ein paar alte Sachen, die ich nicht mehr brauchte, und fotografierte sie, um herauszufinden, ob vielleicht irgendjemand Interesse daran hatte. Das war in der Anfangszeit der digitalen Fotografie; damals war alles noch ein bisschen umständlicher als heute. Ich machte die Fotos mit einer 35-Millimeter-Kamera, gab den Film in der Drogerie ab, holte am nächsten Tag die Abzüge ab, ging damit in die Universitätsbibliothek, scannte sie ein und mailte sie an meinen 15-jährigen Bruder Ken in Montana. Ken hatte eine eigene Webseite, auf der er kritische Analysen von Zeichentrickfilmen veröffentlichte, und lud meine ziemlich dilettantischen Fotos hoch, damit ich sie bei eBay einstellen konnte.

Schon in der ersten Woche verdiente ich damit 13 Euro pro Stunde – mehr als doppelt so viel wie mein Stundenlohn bei FedEx. Am Auktionstag sollte ich nach einem verlängerten Wochenende wieder bei FedEx arbeiten. Es war Dezember, und in Memphis tobte ein für diese Gegend seltener Eissturm, der die Stadt fast völlig lahmlegte. Eissturm oder nicht, das Leben bei FedEx ging weiter; also setzte ich mich ins Auto, um aus der Einfahrt des Hauses herauszufahren, in dem ich wohnte. Doch ungeachtet der Bedürfnisse der Einzelhändler, deren Geschäft in den Weihnachtsferien natürlich auf Hochtouren lief, hatte mein Auto andere Pläne: Als ich zurücksetzen wollte, geriet es ins Schlittern und wäre beinahe in den in der Nähe geparkten Lastwagen hineingefahren, der meinem Nachbarn gehörte. »Warum tue ich mir das eigentlich an?«, fragte ich mich. Ich stellte den Motor ab, stieg aus und ging wieder in meine Wohnung. Seitdem bin ich nie wieder in die traditionelle Arbeitswelt zurückgekehrt.

Bald gab es in meiner Wohnung nichts mehr, was ich hätte verkaufen können; also sah ich mich nach Großhändlern um, deren Sachen ich weiterverkaufen konnte. Innerhalb kurzer Zeit hatte ich ein gutes Geschäft aufgetan: jamaikanischer Kaffee, den ich für sieben Euro pro Pfund kaufen und für zwölf Euro an Liebhaber in den Vereinigten Staaten verkaufen konnte. Also wurden mir jetzt jede Woche 50-Pfund-Säcke mit Kaffeebohnen in die Wohnung geliefert. Dann geschah eines Tages etwas, was mir für immer und ewig als »die große Kaffee-Katastrophe des Jahres 1999« in Erinnerung bleiben wird: Der Heilsarmee-Tisch brach unter dem Gewicht von 80 Packungen frisch gemahlenem Kaffee zusammen, meine Katze bekam von dem Lärm beinahe einen Herzinfarkt, und mein Fußboden war fortan von einer braunen Kaffeestaubschicht bedeckt. Doch ich machte mir keine allzu großen Sorgen wegen des Schadens: Inzwischen konnte ich mir einen viel schöneren Tisch für 30 Euro bei Home Depot leisten.

Aber meine Geschäfte beschränkten sich nicht auf Kaffee. Ich lernte auch, wie man Webseiten gestaltet und eine E-Mail-Liste potenzieller Kunden erstellt. In den nächsten Jahren lebte ich von verschiedenen kreativen selbstständigen Beschäftigungen. Zum Millionär konnte ich damit zwar nicht werden, und es steckte auch keine besondere Strategie dahinter, aber es funktionierte. Zu jener Zeit war ich auch schon seit ein paar Jahren als Hobbymusiker tätig und begann jetzt öfter in verschiedenen Lokalen meiner Heimatstadt zu spielen. Normalerweise arbeitete ich morgens, beschäftigte mich jeden Nachmittag ein paar Stunden lang mit Jazz und Musiktheorie und trat abends auf. An den Wochenenden reiste ich zu verschiedenen Musikfestivals in meiner Umgebung, um dort zu spielen.

Das alles machte mir ungeheuer viel Spaß. Ich machte gern Musik und genoss es, mir meine Arbeit so einteilen zu können, wie ich wollte. Trotzdem fehlte mir irgendetwas – ich tat zwar vieles, was mir Freude bereitete, aber irgendwie gab es keinen roten Faden in meinem Leben. Zwar engagierte ich mich ehrenamtlich in meiner Kirche und spendete auch Geld für wohltätige Zwecke, doch gemessen an der großen Not, die überall auf der Welt herrschte, erschien mir das viel zu banal und bei Weitem nicht ausreichend. Nach dem Attentat vom 11. September 2001 surfte ich deprimiert im Internet herum und suchte nach Möglichkeiten, wie ich noch mehr für meine Mitmenschen tun könnte. Da las ich zufällig etwas über einen Chirurgen, der schon seit über 17 Jahren in afrikanischen Kriegsgebieten arbeitete.

Diese Geschichte faszinierte mich. Es gibt viele Ärzte und Angehörige anderer Berufsgruppen, die ab und zu ein paar Monate lang im Ausland arbeiten, aber dieser Mann hatte sich freiwillig entschieden, den größten Teil seines Berufslebens in den ärmsten Ländern der Welt zu verbringen. Als ich dann auch noch erfuhr, dass er an Bord eines Klinikschiffs lebte, das ehrenamtliche Langzeitmitarbeiter suchte, war ich sofort Feuer und Flamme.

Zusammen mit Jolie, die damals als Lehrerin an einem Gymnasium arbeitete, verpflichtete ich mich für zwei Jahre, aus denen am Ende vier wurden. Meine Arbeit und meine Lebensweise in diesen vier Jahren haben bei mir einen tiefen Wandlungsprozess in Gang gesetzt. Ich arbeitete mit Flüchtlingen, Warlords und Präsidenten und kam bei meinen Verhandlungen im Auftrag der ärztlichen Hilfsorganisation, der das Schiff gehörte, in ganz Westafrika herum. Obwohl ich unentgeltlich arbeitete, war das für mich der beste Job der Welt und lieferte mir eine solidere Wissensgrundlage für mein späteres Leben als jedes Studium.

Den besten Job der Welt sollte man aufgeben, kurz bevor man genug davon hat. Mit der bewundernswerten Ausnahme von Gary Parker, dem Chirurgen, von dem ich damals im Internet gelesen hatte, wurden viele meiner Bekannten, die jahrelang in ehemaligen Konfliktländern arbeiteten, dadurch mit der Zeit zynisch und verbittert. Das kann ich ihnen zwar nicht verübeln – Arbeit in Kriegsgebieten ist nun mal kein Zuckerlecken –, aber ich wollte nicht, dass mir das auch passierte. Nach vier Jahren merkte ich, wie meine Begeisterung für meine Tätigkeit allmählich nachließ, und ich hatte keine Lust, dem Club der Zyniker beizutreten.

Also kehrten Jolie und ich in die USA zurück und begannen uns in Seattle, Washington ein neues Leben aufzubauen. Ich fing an zu studieren, arbeitete außerdem Vollzeit für einen neu gegründeten Verlag und war in diesem Job ständig unterwegs – pro Jahr besuchte ich mindestens 20 verschiedene Länder. Nebenbei trainierte ich auch noch für Marathonläufe. Durch meine Tätigkeit in Afrika hatte ich ziemlich viel Erfahrung in Menschenführung gewonnen. Diese Fähigkeiten nutzte ich jetzt, um ehrenamtlich als Vorsitzender in einer gemeinnützigen Organisation mitzuarbeiten.

Mit anderen Worten: Ich sorgte dafür, dass mir die Beschäftigung nicht ausging. Doch wieder hatte ich das Gefühl, dass in meinem Leben irgendetwas fehlte. Ich war mir nicht sicher, wonach ich eigentlich suchte, aber ich wusste, dass es irgendwo da draußen war. Ich besuchte gern neue Länder, und durch meinen Afrikaaufenthalt war ich an schwierige Reisesituationen gewöhnt. Also beschloss ich, alle Länder dieser Welt zu bereisen – eine Entdeckungsreise, die mich bislang in über 100 verschiedene Länder geführt hat. Anschließend begann ich über meine Reiseerfahrungen zu schreiben – zuerst auf einer Webseite, die bald Zehntausende regelmäßiger Leser hatte, und schließlich in dem Buch, das Sie jetzt in den Händen halten.

Meine Geschichte ist noch lange nicht zu Ende, und ich bin mit Sicherheit kein Mensch, der alles weiß. Ein wichtiger Glaubenssatz meiner »gurufreien Lebensphilosophie« lautet, dass niemand besser ist als irgendjemand anders und dass wir das meiste von dem, was wir wissen müssen, bereits im Kopf haben – wir müssen unser Wissen nur noch ein bisschen weiterentwickeln und mit Leben erfüllen. Für den Fall, dass Sie gerade dabei sind, sich auf die Reise in ein unkonventionelles Leben zu machen, möchte ich Ihnen die Geschichte von den fünf Affen erzählen – sie veranschaulicht am besten, worum es bei einem solchen Leben geht.

Fünf Affen und eine eindeutige Alternative

Kennen Sie die Geschichte von den fünf Affen im Käfig? Sie geht folgendermaßen: Fünf Affen werden von einem sadistischen Affenhasser in einen Käfig gesteckt. Am Boden des Käfigs gibt es genügend Futter und Wasser, sodass sie nicht verhungern müssen. Aber sie führen ein langweiliges Leben, denn sie können nichts anderes tun, als durch die Glasscheibe nach draußen zu starren. Das Futter am Käfigboden ist schlecht, aber ausreichend. Im oberen Teil des Käfigs jedoch hängt ein verlockendes Büschel Bananen. Der Sadist hat den Affen sogar eine Leiter in den Käfig gestellt, sodass sie bequem hochklettern können.

Nachdem er sich vom Schock der Gefangennahme erholt hat, erklimmt einer der Affen die Leiter und streckt den Arm nach einer Banane aus. Da erscheint plötzlich wie aus dem Nichts heraus ein Feuerwehrschlauch. Der Affe auf der obersten Sprosse der Leiter wird mit kaltem Wasser bespritzt und völlig durchnässt, aber nicht nur er – auch alle anderen Affen bekommen eine Ladung davon ab. Für die Sünde eines einzigen freiheitsliebenden Tiers wird die ganze Gruppe bestraft. In den nächsten Tagen wiederholt sich diese Episode mehrfach. Ein Affe klettert nach oben zu den Bananen, die ganze Affengruppe wird nass gespritzt, und bald beginnen die Affen jeden ihrer Artgenossen zu verprügeln, der den Mut hat, auf die Leiter zu klettern. Die Bananen hängen immer noch da oben – ganz in der Nähe, aber trotzdem unerreichbar. Widerwillig finden die Tiere sich damit ab, ein bananenloses Leben führen zu müssen.

Eines Tages verändert der Sadist etwas an der Konstellation seines Experiments: Er holt einen Affen aus dem Käfig und ersetzt ihn durch einen anderen. Da dieser neue Affe die Konsequenzen noch nicht kennt, beginnt er sofort die Leiter hochzuklettern, um sich eine Banane zu holen. Doch die anderen Affen ziehen ihn herunter, bevor er das obere Ende der Leiter erreicht hat, und alles ist wieder beim Alten.

Am nächsten Tag wird wieder ein Affe durch einen neuen ersetzt und dann noch einer. Und jedes Mal wiederholt sich das gleiche Spiel: Der neue Affe klettert nach oben zu den Bananen, wird von den anderen wieder heruntergezogen und findet sich mit der Situation ab. Nach fünf Tagen ist kein einziger Affe aus der ursprünglichen Gruppe mehr im Käfig, und kein Affe wurde mit nassem Wasser bespritzt; trotzdem wissen alle, dass sie nicht die Leiter hochklettern dürfen. Schließlich fragt einer der Affen: »Warum können wir die Bananen da oben eigentlich nicht fressen?« Und die anderen zucken mit den Schultern und sagen: »Das wissen wir auch nicht so genau – wir wissen nur, dass es eben einfach nicht geht.«

Genau wie den Affen im Käfig, die die verlockenden Bananen über ihren Köpfen ignorieren, ergeht es auch uns: Wir führen ein unbedeutendes Durchschnittsleben, wie Schlafwandler. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass eine geheime Verschwörung uns dazu zwingt, so zu leben, aber es ist nicht so. Kein Sadist hat uns in einen Käfig gesperrt. Trotzdem leben wir nach einem ansteckenden Verhaltensmuster, das darin besteht, sich mit dem zufriedenzugeben, was »gut genug« ist. Wir führen ein Schlafwandlerdasein und nehmen die Welt um uns herum gar nicht wahr. Ein solches Leben ist zwar ziemlich risikoarm, bietet dafür aber auch nicht viel, wofür es sich zu leben lohnt. Niemand wird es Ihnen zum Vorwurf machen, wenn Sie sich dafür entscheiden, wie ein Schlafwandler zu leben – auch ich nicht. Es gibt nur ein Problem, und zwar ein sehr großes: Menschen, die sich nach einem Leben voller Abenteuer sehnen, ödet das Schlafwandlerdasein irgendwann an.

Aber zum Glück brauchen wir ja nicht so zu leben wie gefangene Affen. Es steht uns frei, die Leiter hochzuklettern, uns die Bananen zu schnappen und sogar aus unserem Käfig zu entfliehen. Haben Sie schon einmal gehört, dass es leichter ist, um Verzeihung als um Erlaubnis zu bitten? Und ich habe eine noch viel bessere Nachricht für Sie: Es gibt nur wenige Dinge auf der Welt, für die Sie um Verzeihung oder Erlaubnis bitten müssten.

Wenn Sie in einem Käfig festsitzen, ist es jetzt höchste Zeit, die Glasscheibe zu zertrümmern und herauszukriechen. Sie brauchen niemanden zu fragen, ob Sie auf die Leiter klettern dürfen, und Sie müssen sich auch nicht dafür entschuldigen, dass Sie aus Ihrem Käfig entfliehen. Wenn Schlafwandeln die »Realität« eines unbedeutenden Durchschnittslebens ist, besteht die einzig sinnvolle Alternative darin, sich in die lebendige Welt der Abenteuer zu stürzen. Betreten Sie diese lebendige Welt ruhig; sie steht allen Menschen offen, die bereit sind, das Leben als jenes Abenteuer willkommen zu heißen, das es in Wirklichkeit ist.

Wohin die Reise geht

Wir werden in diesem Buch ein paar Ideen analysieren, die für jeden Menschen eine große Herausforderung darstellen. Das wichtigste Prinzip, um das es in meinem Buch geht, habe ich Ihnen bereits erläutert: Sie brauchen nicht so zu leben, wie andere Leute es von Ihnen erwarten. Wenn das einfach klingt, dann ist es eine trügerische Einfachheit, das versichere ich Ihnen. Ein solches Prinzip wirklich in die Praxis umzusetzen, erfordert Durchhaltevermögen, Mut und Entschlossenheit. Aber die Sache hat auch eine positive Seite: Viele Dinge, die häufig als Voraussetzung für ein unkonventionelles Leben hingestellt werden, braucht man dazu in Wirklichkeit gar nicht. Sie brauchen zum Beispiel nicht besonders intelligent, beliebt, reich oder sonst irgendwie privilegiert zu sein. Solche Eigenschaften können der Erreichung Ihrer wahren Ziele manchmal sogar im Weg stehen.

Im ersten Teil meines Buches, »Führen Sie ein besonderes Leben«, geht es um die Philosophie, die dahintersteckt, wenn man Autoritäten in Frage stellt und sich seinen eigenen Lebensweg sucht. In diesem Teil werden wir uns damit beschäftigen, wie man selbst über sein Leben bestimmt, innere Blockaden wie Angst oder Unsicherheit überwindet und es auch mit äußeren Hindernissen wie Gatekeepern und Kritikern aufnimmt.

Die Tragik des Lebens ist nicht so sehr das, was wir erleiden, sondern vielmehr das, was uns fehlt.

THOMAS CARLYLE

Der zweite Teil, »Selbstbestimmt arbeiten«, handelt von einem Umdenkprozess: Wir müssen unseren Arbeitsplatz und die Umstände, unter denen wir den größten Teil unserer produktiven Lebenszeit verbringen, aus einer anderen Perspektive betrachten. In diesem Teil des Buches werden wir uns damit beschäftigen, wie Sie mithilfe Ihrer eigenen Kompetenz finanzielle Sicherheit erlangen können, statt von einem Arbeitgeber abhängig zu sein, und wie man sich eine kleine »Armee« von Mitstreitern sucht und einsetzt. Außerdem geht es um die wichtige Frage, wie viel Geld Sie brauchen und wie Sie es sich beschaffen können.