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Detective Lena Hart hört, was andere überhören. Sie sieht, was andere übersehen. Sie löst die Fälle, die niemand mehr anfassen will – die vergessenen Geschichten, die stillen Opfer, die Geister der Stadt. In einer düsteren Welt aus ungelösten Verbrechen, alten Wunden und verborgenen Wahrheiten folgt Lena den leisen Spuren, die zu dunklen Geheimnissen führen. Doch je tiefer sie gräbt, desto näher kommt sie einer Vergangenheit, die sie selbst in den Abgrund reißen könnte. Wer Lena Hart einmal begegnet, vergisst sie nie. Wer ihr Geheimnis kennt, überlebt es nicht immer. Ein fesselnder Kriminalroman voller Atmosphäre, Spannung und einem Hauch von Schatten – für alle, die an die Macht der Wahrheit glauben.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Inhaltsverzeichnis
Impressum
The Lena Hart Files
Y.Limond
Prolog: Die lauschende Frau Lena Hart wollte nie gesehen werden. Sie ist nicht wegen des Ruhmes oder der Schlagzeilen zur Polizei gegangen. Sie wurde Detective, weil ihr einmal jemand zugehört hat, als es sonst niemand tat. Dieser Jemand rettete ihr das Leben. Jahre später wurde Lena die Zuhörerin. Diejenige, die das fehlende Foto an der Wand bemerkte, den verirrten Faden an einem Ärmel, die Stille, die mehr sagte als jeder Schrei. Sie war nicht laut. Sie war nicht beliebt bei den Großen. Aber sie löste, was andere aufgegeben hatten. Denn sie wusste, was es heißt, vergessen zu werden. Sie trug die Last der alten Fälle und der alten Geheimnisse. Kein Partner hielt es lange aus. Einige fürchteten ihre Intensität. Andere ahnten, was sie verbarg - eine Vergangenheit, die auf gebrochenen Wahrheiten und einer Identität beruhte, die aus dem Überleben geboren wurde. Aber Lena hörte nie auf. Nicht, wenn es schwierig wurde. Nicht, als die Spur kalt wurde. Denn die vergessenen Kinder, die stillen Opfer, die Geister - -sie haben immer geflüstert. Und sie hat immer zugehört.
Kreidelinien und Kaffeeflecken
Detective Lena Hart traf kurz nach Sonnenaufgang am Tatort ein. Der Geruch von verbranntem Kaffee hing wie eine schlechte Nachricht an ihrem Mantel. Der Regen hatte die ganze Nacht nicht nachgelassen und die Gasse hinter der 47. und Main Street in einen glatten Spiegel aus Neonreklamen und gebrochenen Versprechen verwandelt.
Die Leiche war bereits in einen Sack gepackt, als sie unter dem gelben Absperrband durchschlüpfte, doch die Umrisse waren noch zu erkennen – Kreidelinien, verschmiert von Wasser und eiligen Schritten. Ein Mann in seinen Dreißigern, einmal in die Brust geschossen. Kein Ausweis, keine Zeugen und keine Waffe.
„Noch ein Geist“, murmelte Officer Cruz und blätterte in seinem Notizblock.
Lena hockte sich neben die Kreidelinien und verfolgte den Weg, den das Blut zu einem Abwasserkanal zurückgelegt hatte. Ihr fiel etwas auf, was anderen entgangen war – kleine, schlammige Fußabdrücke, zu klein für einen Erwachsenen. Sie verschwanden hinter einem Müllcontainer.
Ein Kind?
Sie folgte den Spuren zu einem ramponierten Teddybären, der zwischen den Mülltonnen eingeklemmt war. Sein Fell war durchnässt und rot verfärbt, aber seine Augen waren intakt – weit aufgerissen und starr.
In diesem Moment hörte sie das Schniefen.
Lena drehte sich um, und ihr Blick erhaschte das Spiegelbild eines kleinen Gesichts in einem gesprungenen Fenster darüber. Sie brauchte keinen Haftbefehl für ihren Instinkt.
Oben war es still in der Wohnung – bis auf das leise Knarren eines Schaukelstuhls.
Und in diesem Stuhl saß die einzige Zeugin: ein kleines Mädchen mit hohlen Augen, den Zwilling des Teddybären an ihre Brust gedrückt.
„Er hat versucht, mir meine Mama wegzunehmen“, flüsterte sie.
Lenas Stift erstarrte mitten im Ton.
„Und Mama hat ihn aufgehalten.“
Der Fall war gerade aufgebrochen. Und Lena wusste, dass dieser nicht mit Kreidelinien enden würde – er würde in Gerichtssälen enden, in Sorgerechtsstreitigkeiten, im Schatten eines Traumas, das kein Kind jemals ertragen sollte.
Doch zunächst reichte sie dem Mädchen eine Decke und flüsterte: „Du bist jetzt in Sicherheit.“
Und zum ersten Mal an diesem Morgen hörte der Regen auf.
Lena rief Verstärkung und einen Mitarbeiter des Jugendamtes, während das Mädchen den Bären fester umklammerte und langsam wiegte.
„Wo ist deine Mama jetzt?“, fragte Lena leise.
Das Mädchen deutete auf das Schlafzimmer. Lena stieß die Tür auf und fand eine Frau an der gegenüberliegenden Wand zusammengesunken, atmend, aber blass. Ein blutiges Küchenmesser lag daneben. Die Frau hatte eine tiefe Schnittwunde am Arm, und das Adrenalin hatte sie – kaum – bei Bewusstsein gehalten.
Lena kniete sich neben sie. „Ich bin Detective Hart. Hilfe ist unterwegs. Können Sie mir sagen, was passiert ist?“
Die Lippen der Frau zitterten. „Er ist eingebrochen … sagte, ich sei ihm etwas schuldig. Von früher. Ich habe ihm gesagt, dass ich jetzt ein Kind habe. Es war ihm egal.“
„Du hast dich verteidigt“, sagte Lena und blickte zurück zu dem Mädchen. „Du hast sie beschützt.“
Tränen strömten der Frau über die Wangen. „Ich wollte nicht, dass sie es sieht.“
„Sie hat genug gesehen“, sagte Lena sanft. „Aber sie ist stark.“
Sanitäter trafen ein und brachten die Frau weg. Das Mädchen zögerte an der Tür, ihr Blick huschte zwischen Lena und ihrer Mutter hin und her.
Lena kniete sich wieder hin, auf Augenhöhe mit dem Kind. „Willst du mit ihr gehen?“
Das Mädchen nickte schweigend, aber sicher.
„Es wird ihr gut gehen. Und dir auch. Aber ich muss später noch einmal mit dir reden, okay? Nur damit ich es verstehe.“
Das Mädchen flüsterte: „Okay“, hielt Lenas Hand einen Moment lang fest, bevor sie sie wieder losließ, um ihrer Mutter zu folgen.
Am Vormittag war die Gasse leer. Die Kreidelinien waren verschwunden, weggespült vom Regen – und von etwas anderem.