Die Letzten Wochen des III. Reichs - Band 2: Die Ostfront - Jürgen Prommersberger - E-Book

Die Letzten Wochen des III. Reichs - Band 2: Die Ostfront E-Book

Jürgen Prommersberger

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Beschreibung

DIE LETZTEN WOCHEN DES III. REICHS Der Endkampf um Deutschland 1944 / 1945 Band 2: Die Ostfront Dieses Buch beschäftigt sich mit den letzten Monaten des zweiten Weltkriegs auf dem europäischen Kriegsschauplatz. Es beginnt mit der alliierten Invasion im Westen im Juni 1944 und der fast zeitgleichen sowjetischen Operation Bagration im Osten und beschreibt zunächst in groben Zügen die Feldzüge der Alliierten bis zur Kapitulation Deutschlands im Mai 1945. Doch der Schwerpunkt dieses Buches soll nicht nur auf den oben erwähnten großräumigen Operationen liegen. Eine kurze Zusammenfassung dieses Kriegsverlaufs dient in der Einführung zunächst dazu, den gesamten Zusammenhang der Kämpfe darzustellen. Die großen und entscheidenden Schlachten und Gefechte auf dem deutschen Reichsgebiet werden anschließend ebenso detailliert dargelegt, wie einzelne weniger bekannte Ereignisse bei den Kämpfen um einzelne Orte und Regionen. Doch auch die Flucht und die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den Ostgebieten soll hier nicht unerwähnt bleiben.

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Die letzten Wochen des III. Reichs

 

Der Endkampf um Deutschland 1944 / 1945

 

Band 2: Die Ostfront

 

 

 

IMPRESSUM

Jürgen Prommersberger

Händelstr 17

93128 Regenstauf

[email protected]

 

 

Coverbild: Berlin im April / Mai 1945

 

 

EINLEITUNG:

 

Dieses Buch beschäftigt sich mit den letzten Monaten des zweiten Weltkriegs auf dem europäischen Kriegsschauplatz. Es beginnt mit der alliierten Invasion im Westen im Juni 1944 und der fast zeitgleichen sowjetischen Operation Bagration im Osten und beschreibt zunächst in groben Zügen die Feldzüge der Alliierten bis zur Kapitulation Deutschlands im Mai 1945.

 

Doch der Schwerpunkt dieses Buches soll nicht nur auf den oben erwähnten großräumigen Operationen liegen. Eine kurze Zusammenfassung dieses Kriegsverlaufs dient in der Einführung zunächst dazu, den gesamten Zusammenhang der Kämpfe darzustellen. Die großen und entscheidenden Schlachten und Gefechte auf dem deutschen Reichsgebiet werden anschließend ebenso detailliert dargelegt, wie einzelne weniger bekannte Ereignisse bei den Kämpfen um einzelne Orte und Regionen. Doch auch die Flucht und die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den Ostgebieten soll hier nicht unerwähnt bleiben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

INHALTSVERZEICHNIS

 

Ab Oktober 1944

Der Guderian Plan, Herbst 1944 (Ostwall)

Der Kurland Kessel, Oktober 1944 – Mai 1945

Die Eroberung des Memellands, 5. – 22. Oktober 1944

Die Gumbinnen-Goldap Offensive, 16. – 30. Oktober 1944

Das Massaker von Nemmersdorf, 21. Oktober 1944

 

 

Januar 1945

Die Weichsel-Oder-Offensive, 12. Januar – 3. Februar 1945

Die Schlacht um Ostpreußen, 13. Januar - 25. April 1945

Die Eroberung Tilsits, 13. – 20 Januar 1945

Schlacht um Breslau, 23. Januar - 6. Mai 1945

Schlacht um Posen, 25. Januar - 23. Februar 1945

Die Kesselschlacht von Heiligenbeil, 26. Januar – 29. März 1945

 

 

Februar 1945

Das Massaker von Metgethen, 1. Februar 1945

Der Kampf um Niederschlesien, 8. – 24. Februar 1945

Die Schlacht um Ostpommern, 10. Februar - 4. April 1945

 

 

März 1945

Die Eroberung von Oberschlesien, 15. - 31. März 1945

 

 

April 1945

Die Schlacht um Königsberg,       6. -9. April 1945

Die Stettin-Rostock Offensive, 20. April - 5. Mai 1945

Kampf um Küstrin, Ende Januar – April 1945

Die Schlacht um Berlin, 16. April - 2. Mai 1945

Der Kessel von Kausche, 19. – 22. April 1945

Die Kesselschlacht von Halbe, 25. - 28. April 1945

 

Der Führerbunker in Berlin

Tod im Führerbunker - Eva Braun

Tod im Führerbunker - Adolf Hitler

Tod im Führerbunker - Magda Goebbels

Tod im Führerbunker - Joseph Goebbels

 

 

Mai 1945

Massensuizid in Demmin, 30. April – 4. Mai 1945

Die Sowjetische Invasion Bornholms, 9. Mai 1945

 

 

Das Ende

Operation Hannibal, 23. Januar - 8. Mai 1945

Flucht und Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten, ab Herbst / Winter 1944

Die Rattenlinie Nord / Der Fall Clausewitz

Die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht, 8. Mai 1945

 

 

 

 

 

 

Die Ostfront, 1944/45

 

In zeitlicher Abstimmung mit der Invasion im Westen gelang der Sowjetunion im Juni, Juli und August 1944 mit der Operation Bagration die vollständige Zerschlagung der Heeresgruppe Mitte. Sie gilt mit einem Verlust von 28 Divisionen der Wehrmacht als verlustreichste Niederlage in der deutschen Militärgeschichte. Die Rote Armee konnte von Weißrussland bis kurz vor Warschau und zur Grenze Ostpreußens vorstoßen. Am 3. Juli eroberten sowjetische Truppen Minsk zurück, weiter südlich drang ab dem 13. Juli in Galizien eine weitere sowjetische Offensive bis Lemberg und an die Weichsel vor. Ab diesem Zeitpunkt war die Wehrmacht nur noch zu hinhaltendem Widerstand gegen die Rote Armee fähig.

 

Am 1. August begann der Warschauer Aufstand der Polnischen Heimatarmee. Am 20. August marschierte die Rote Armee in Rumänien ein, woraufhin am 23. August König Michael durch einen Staatsstreich den Diktator Ion Antonescu stürzte und am 24. August die rumänische Armee den Kampf an Deutschlands Seite einstellte. Als die Wehrmacht am 29. August aufgrund zunehmender Partisanenaktivitäten mit der militärischen Besetzung der Slowakei begann, brach dort der Slowakische Nationalaufstand aus, der von Teilen der slowakischen Armee getragen wurde. Die Erfolge der Sowjetunion zwangen die Wehrmacht zum Rückzug aus Griechenland; am 13. Oktober rückten britische Einheiten in Athen ein. Am 5. September nahm die Rote Armee Bulgarien ein; der Unterstützung durch die Sowjetunion sicher, führten die bulgarischen Kommunisten am 9. September eine gewaltsame Änderung der Staatsform herbei und übernahmen die Führung im Land.

 

Russischer Kampfpanzer T-34/85 in Minsk

Die finnische Regierung schloss am 19. September einen Waffenstillstand mit der Sowjetunion. Am 20. Oktober eroberten sowjetische Einheiten und jugoslawische Partisanen unter Tito die Hauptstadt Belgrad. Im Baltikum zog sich die Heeresgruppe Nord am 13. Oktober aus Riga nach Kurland zurück. In Ostpreußen kam die Offensive der Sowjetunion im Oktober nach anfänglichen Erfolgen zum Erliegen.

 

In der Schlacht um Budapest wurde die ungarische Hauptstadt belagert und konnte erst im Februar 1945 von der Roten Armee eingenommen werden. Die Rote Armee stieß Anfang 1945 von Warschau (Befreiung am 17. Januar) aus nach Norden vor und schnitt damit Ostpreußen vom Deutschen Reich ab. Zehntausende Deutsche flohen während der Schlacht um Ostpreußen über das zugefrorene Frische Haff nach Westen.

 

Polen, Panzer V "Panther" auf dem Feld

Von Bundesarchiv, Bild 101I-696-0432-13 / Mahns / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=25887290

 

Bei den Verwundeten- und Flüchtlingstransporten über die Ostsee gelangten mehrere Hunderttausend Menschen nach Westen. Im Zuge dieser Rettungsaktion (Unternehmen Hannibal) wurde am 30. Januar das ehemalige KdF-Schiff Wilhelm Gustloff mit Tausenden von Menschen an Bord von dem U-Boot S-13 der Baltischen Flotte torpediert und ging auf Höhe von Stolpmünde unter, wo 11 Tage später die Steuben ebenfalls ein Opfer von S-13 wurde. Angehörige des RAD errichten Stellungen in der Nähe der ostpreußischen Grenze (11. August 1944). Im Sommer 1944 erreichte die Ostfront die Grenze des Deutschen Reichs.

Von Bundesarchiv, Bild 183-J30355 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5364856

 

Die Versenkungen der Gustloff, Steuben, Goya (16. April 1945) und Cap Arcona (3. Mai 1945) mit zusammen mehr als 20.000 Opfern gelten als die größten Katastrophen der Schifffahrt.

 

Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee das von den SS-Wachmannschaften fluchtartig verlassene KZ Auschwitz-Birkenau, wo seit 1941 mehr als 1,1 Millionen Juden ermordet worden waren. Am selben Tag erreichten erste sowjetische Einheiten Küstrin und damit die Oder. In der Schlacht um Königsberg besetzten die sowjetischen Angreifer am 9. April endgültig die Stadt.

 

Die Rote Armee stand nach der Weichsel-Oder-Operation Ende Januar 1945 entlang der Oder und Neiße von Stettin bis Görlitz knapp 80 Kilometer vor Berlin. Vom 16. bis 19. April wurde bei den Seelower Höhen eine der größten Schlachten des Zweiten Weltkrieges geschlagen. Einer Million deutschen Soldaten, viele davon junge, kaum kampferfahrene Rekruten, mit 1500 Panzern, 10.400 Geschützen und 3300 Kampfflugzeugen, von denen viele mangels Treibstoff am Boden bleiben mussten, standen 1 Million sowjetische Soldaten mit 3155 Panzern und 20.130 Geschützen gegenüber. Es war der gewaltigste Feuerschlag des gesamten Krieges: Am ersten Tag wurden 1,2 Millionen Granaten abgefeuert, deren Erschütterungen noch im 60 km entfernten Osten Berlins die Wände beben ließen. Weiter nördlich, in Pommern, hatte Rokossowskis „Zweite weißrussische Front“ 1,4 Millionen Soldaten, über 4000 Panzer und 23.000 schwere Geschütze. Im Süden, an der Neiße, verfügte Konjews Erste Ukrainische Front über weitere 1,1 Millionen Soldaten und 2150 Panzer. Aus der Luft wurden alle Fronten von zusammen 7500 Kampfflugzeugen unterstützt. Unterdessen wurde im Süden der sowjetische Belagerungsring um Breslau am 15. Februar geschlossen, das erst am 6. Mai in die Hände der Roten Armee fiel.

 

Fünf Tage nach dem Angriffsbeginn an der Oder erreichten am 21. April sowjetische Truppen die nordöstliche Stadtgrenze. In der Schlacht um Berlin drangen in konzentrischen Angriffen Schukows und Konews Armeen in Richtung Zentrum vor und standen nach der Überwindung von Spree und Landwehrkanal vor der sogenannten „Zitadelle“, dem innersten Machtbereich der „Nazi-Führung“. Am 28. April scheiterte der Versuch der 12. Armee unter General Walther Wenck, die Eingeschlossenen zu entsetzen. Am 30. April tötete sich Adolf Hitler selbst im Führerbunker unter dem Garten der Reichskanzlei und am selben Tag eroberten Einheiten der Roten Armee das Reichstagsgebäude, für die Sowjetunion das Symbol Hitlerdeutschlands. Die Kämpfe, die an Intensität zum Ende hin immer mehr zunahmen, konzentrierten sich nun auf die Flaktürme am Zoobunker, das Tiergartenviertel, den Bendlerblock, die Gestapo-Zentrale, das Reichsluftfahrtministerium sowie den Flakbunker Humboldthain. Der Artilleriebeschuss hatte die Bevölkerung immer enger zusammendrängt, die im Bereich des Hochbunkers beim Anhalter Bahnhof und in den unterirdischen Bahnstationen Schutz gesucht hatte. In der Nacht zum 2. Mai scheiterten die meisten der zahlreichen Ausbruchsversuche der Verteidiger in Richtung Norden und Westen. Am Morgen des 2. Mai sprengten SS-Einheiten die Decke des Nord-Süd-S-Bahn-Tunnels unter dem Landwehrkanal und in der Folge wurden große Teile des U-Bahn-Netzes geflutet. Am selben Tag kapitulierte nach Verhandlungen mit General Wassili Tschuikow der deutsche Kampfkommandant Helmuth Weidling mit den letzten Verteidigern der Stadt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Guderian Plan, Herbst 1944

 

Beim sogenannten Guderian-Plan handelt es sich um einen im Herbst 1944 entwickelten Plan zur Wiederherstellung und zum Ausbau der Ostbefestigungen des Deutschen Reiches. Der Plan wurde nach seinem Initiator Generaloberst Heinz Guderian benannt.

 

Generaloberst Heinz Guderian ließ, in seiner Funktion als Chef des Generalstabs des Heeres, im Herbst 1944 einen Plan für den möglichen Ausbau der deutschen Ostbefestigungen ausarbeiten. Dies geschah angesichts der Tatsache, dass sowjetische Truppen im Zuge der Operation Bagration im Sommer 1944 bis an die Weichsel und an die Reichsgrenze in Ostpreußen vorgestoßen waren. Den Plan fertigte Guderian zusammen mit dem General der Pioniere Alfred Jacob an. Er umfasste die Wiederbewaffnung des Oder-Warthe-Bogens (Ostwall), den Aufbau von Verteidigungslinien entlang der Oder (Oderstellung), Weichsel und Netze, den Aufbau des Pommernwalls und der Samlandbefestigungen inklusive der Befestigung der Stadt Königsberg. Des Weiteren wurden Befestigungsanlagen in Glogau, Breslau, Posen und Danzig sowie auf der Halbinsel Hela und der Öxhöfter Kämpe bei Gotenhafen aufgebaut bzw. instand gesetzt. Zur Durchführung dieser Bauten wurde der Befestigungsstab des Generalstabes wiedereingerichtet und unter das Kommando von Oberstleutnant Thilo gestellt. Der Ausbau der Festungen und Schanzen erfolgte durch den Masseneinsatz von Freiwilligen und zwangsverpflichteten Zivilisten sowie der Hitlerjugend. Zur Bemannung dieser Festungen wurden 100 Festungsinfanterie-Bataillone sowie 100 Festungsbatterien aufgestellt. Im Zuge der Ardennenoffensive wurden jedoch auf Befehl Hitlers 80 % dieser Truppen an die Westfront verlegt, so dass während des Beginns der sowjetischen Großoffensive im Januar 1945 die Festungen nur mit rund 20 % der geplanten Personalstärke bemannt waren. Zur Armierung der Festungen waren Tausende noch in deutschen Heereszeugämtern eingelagerte funktionsfähige Beute-geschütze vorgesehen. Diese Bewaffnung wurde jedoch auf Befehl Generaloberst Alfred Jodls ebenfalls an die Westfront abgezogen, so dass nur wenige Geschütze größeren Kalibers in die Ostbefestigungen eingebaut werden konnten. In Massen wurden lediglich Flakgeschütze in die improvisierten Stellungen eingebaut. Die Bevorratung der Festungen war für die Dauer von drei Monaten eingerichtet. Betrachtet man die Wirkungen dieser Festungen im Nachhinein, so kann festgestellt werden, dass diese zum Teil den Vormarsch der Roten Armee deutlich abgebremst haben, wenn sie ihn auch nicht aufhalten konnten.

 

Die Festungen des Oder-Warthebogens fielen sehr schnell, während andere Festungen wie Königsberg, Danzig, Glogau oder Breslau (bis zur Kapitulation im Mai 1945) länger aushielten. Am längsten hielten die Festungen von Glogau und Breslau den Angriffen der Roten Armee stand. Festzuhalten bleibt, dass die Befestigungen durch das Abbremsen des sowjetischen Vormarsches vielen Millionen Flüchtlingen insbesondere aus Schlesien, Pommern, West- und Ostpreußen die Flucht ermöglichte. Hierzu zählt auch das Offenhalten von Landverbindungen und Seehäfen (Unternehmen Hannibal) für einen gewissen Zeitraum.

 

 

 

Festungsfront Oder-Warthe-Bogen (Ostwall)

Der Bau dieser Anlage konnte zu diesem frühen Zeitpunkt (1934) begonnen werden, da das Deutsche Reich im Osten keinerlei vertraglichen Beschränkungen unterlag, wie es im Westen durch den Friedensvertrag von Versailles der Fall war. Unter Berücksichtigung der Lieferfristen für die Panzerungen wurde die Bauzeit auf sieben Jahre veranschlagt, die Kosten für das Gesamtprojekt sollten sich auf 600 Mio. Reichsmark belaufen.

 

Geplant war der Ostwall als 110 km langes, befestigtes Gebiet mit einer Tiefe von zwei bis drei Kilometern, ganz ähnlich wie es einige Jahre später beim Westwall ebenfalls ausgeführt wurde. Manche der Bunkerkonstruktionen ähneln daher sehr denen des Westwalles, andere sind dagegen wesentlich umfangreicher ausgeführt. Die Festungsfront besteht aus zahlreichen Bunkeranlagen und wasserbautechnischen Einrichtungen wie z. B. Stauanlagen und Wassergräben. Straßen, die durch das sogenannte Hauptkampffeld führten, wurden mit gepanzerten Schlagbäumen, Drehbrücken sowie Kipprollbrücken versehen – Kipprollbrücken ermöglichten es, den Brückenkörper anzukippen und in einen Raum unterhalb der Straße zu rollen. Da sich die politische Lage im Jahre 1939 dahingehend geändert hatte, dass der Schutz der Reichsgrenze nach Westen als dringlicher eingestuft wurde, wurde der Ausbau der Festungsfront Oder-Warthe-Bogen gestoppt. Festungsbaupersonal und Panzerbauteile wurden zugunsten eines beschleunigten Ausbaus des Westwalls nach Westen umgeleitet. Von den geplanten 160 Bauwerken wurden nur ca. 60 fertiggestellt.

Geschichte

Höckerlinie am Panzerwerk 717 der Werkgruppe Scharnhorst

Von Koenighondo, CC BY-SA 3.0,

https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3795470

 

Mit dem Bau des Atlantikwalls begann ab 1942 ein Rückbau von Waffen und Nachrichtengeräten. Schwerpunkt des Ostwalls ist der Zentralabschnitt, der im Süden mit der sogenannten Burschener Schleife in der Nähe des Ortes Burschen (poln. Boryszyn) beginnt und sich von dort ungefähr zwölf Kilometer lang nach Norden erstreckt. Im Zentralabschnitt sind die Bunker durch ein System unterirdischer Tunnel (Hohlgänge) miteinander verbunden. Die Hauptstrecken dieses Hohlgangsystems waren bombensicher und für eingleisigen Feldbahnverkehr sowie Fußgängerverkehr in Doppelreihe ausgelegt. Die Gleisanlagen wurden vom Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation AG (BVG) hergestellt. In diesem unterirdischen System befinden sich Bahnhöfe, Werkstätten, Maschinenräume und Kasernen. Die Gesamtlänge des unterirdischen Systems beträgt rund 32 km. Im Jahre 1944 machte es die Kriegslage erforderlich, die Verteidigungsfähigkeit der Festungsfront wiederherzustellen. So wurden bis zum Januar 1945 u. a. im Rahmen des Unternehmens Barthold sowie durch den Reichsarbeitsdienst Feldstellungen ausgehoben, Drahthindernisse und etliche Ringstände errichtet. Damit gelang es, eine durchgehende Feuerfront für Maschinengewehre aufzubauen.

 

Am 28. Januar 1945 erfolgte der erste Angriff auf den Zentralabschnitt, den die Rote Armee im Bereich der Tirschtiegelstellung nach drei Tagen durchbrach. Auch an anderen Abschnitten, wie z. B. der Werkgruppe Ludendorff und in den südlichen Bereichen um Möstchen, kam es zu erheblicher Gegenwehr. Neuere Forschungen zeigen, dass die Front auch hier drei Tage standhielt. Erst durch eine Umgehungsbewegung nördlich der Straße Meseritz−Wandern und nördlich von Schwiebus konnte die Front überwunden werden. Einige Panzerwerke wurden von der Roten Arme „ignoriert“, dort verschanzte Volkssturmmänner wurden erst zwischen April und Mai aufgefordert, sich zu ergeben. Weil nicht alle den Weisungen folgten, kam es zu Zerstörungen der Panzerwerke, ohne dass diese geräumt wurden.

 

 

Oderstellung

Die Oderstellung war eine deutsche Befestigungslinie längs des Flusses Oder in Schlesien und Ostbrandenburg. Sie bestand aus einem System von rund 650 (von ca. 780 geplanten) einstöckigen Stahlbetonbunkern, Beobachtungsbunker oder Artilleriebunkern mit Panzerkuppeln. Die Stellung war eine strategische Südverlängerung des Festungsbogens Oder-Warthe. Sie wurden in den Jahren von 1928 bis 1939 errichtet und nochmals modernisiert in den Jahren 1944 bis 1945. Die Befestigungslinie verlief entlang des linken Ufers der Oder von Breslau bis nach Crossen an der Oder (heute Krosno Odrzańskie). Neben Betonbefestigungen waren Hunderte von Holz- und Erdunterkünften, betonierte Maschinengewehr-stellungen, Schützengräben, Panzergräben und verstärkten Artilleriestellungen gebaut worden. Die Brückengebiete waren von Stacheldrahtzäunen und Minenfeldern umgeben. Neben der Hauptverteidigungslinie wurden auch Befestigungen im Vorfeld (Brückenköpfe am rechten Oderufer) und im Hinterland (Bober-Linie) errichtet.

 

 

Der Pommernwall

Der Pommernwall (Pommern-Stellung oder Pommernlinie) war eine von 1932 bis 1945 angelegte Linie von Befestigungen in Pommern von Landsberg an der Warthe bis etwa Stolpmünde.

 

Das Deutsche Reich begann nach dem Ersten Weltkrieg Vorbereitungen zum Bau der Befestigungen entlang der durch den Versailler Vertrag festgelegten neuen Grenze mit Polen. 1932 begannen die Arbeiten mit dem Bau von betonierten befestigten Stellungen ähnlich der Festungsfront Oder-Warthe-Bogen unter Ausnutzung der Seenlandschaft. Bei Neustettin wurde der Bau im Jahre 1934 begonnen. Hier und bei Deutsch-Krone waren die vorgesehenen Schlüsselpunkte (Operationskorridore) der befestigten Linie. 1934 wurde ein Abschnitt des Pommernwalls zwischen Vilmsee (heute Jezioro Wielimie) und Dolgensee erbaut. Nach Kriegsbeginn 1939 wurden die Arbeiten eingestellt. Erst etwa Juli 1944 bis Januar 1945 wurden weitere Arbeiten durchgeführt.

 

Aufgrund des schnellen Vordringens der Roten Armee kam es auch in dieser Stellung zu keiner planmäßigen Besetzung. Nur Teile der Anlage waren besetzt und wurden von den vorrückenden Verbänden der Roten Armee umgangen bzw. komplett ignoriert, d. h. von der Umgebung abgeschnitten, aber nicht angegriffen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Kurland Kessel,

Oktober 1944 – Mai 1945

 

In der Kesselschlacht von Kurland wurden die deutsche Heeresgruppe Nord (später in Heeresgruppe Kurland umbenannt) sowie Luftwaffen- und Marineeinheiten in Kurland ab Oktober 1944 eingeschlossen.

 

Der Kurlandkessel befand sich westlich von Riga. Östlich war die Rigaer Bucht und westlich die Ostsee.

Von Der ursprünglich hochladende Benutzer war Gdr in der Wikipedia auf Englisch - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Eastern_Front_1943-08_to_1944-12.png, CC BY-SA 3.0,

https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6756521

 

Infolge des Durchbruchs der sowjetischen Truppen über die Memel zur Ostsee am 10. Oktober 1944 wurde die über die Düna auf Kurland zurückgegangene Heeresgruppe von den über Polen und Ostpreußen auf die Reichsgrenze zurückgehenden Wehrmachtverbänden abgetrennt und bildete einen Brückenkopf. Sechs Großangriffe der sowjetischen Streitkräfte brachten diesen in der Summe nur geringe Geländegewinne, so dass die Wehrmachttruppen ihre Stellungen bis zur bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945 insgesamt nur wenig zurücknehmen mussten.

 

 

Die sechs Kurlandschlachten

Im Oktober 1944 drängten sich im etwa 14.200 km² großen Kurland neben den 230.000 Einwohnern etwa 150.000 Flüchtlinge, die den Ostseehäfen zustrebten. Etwa 500.000 Soldaten aller Teilstreitkräfte waren auf deutscher Seite im Einsatz, ihnen standen die sowjetische 4. Stoßarmee (Malyschew), die 6. Gardearmee (Tschistjakow) und die 51. Armee (Kreiser) gegenüber. Die deutsche Hauptkampflinie (HKL) verlief entlang der Linie Tukkum–Moscheiken – östlich Libau.

 

 

Erste Kurlandschlacht

Kurz nach dem Beginn der Blockade, drei Tage nach der Eroberung von Riga durch die Rote Armee und der Sprengung der großen Dünabrücke, traten am 16. Oktober 1944 im Rahmen der 1. Kurlandschlacht 29 sowjetische Divisionen, ein Panzerkorps mit schweren Panzern des Typs Josef Stalin und vier motorisierte Brigaden zum Angriff an mit dem Ziel, auf Libau und Windau durchzustoßen, die für die Versorgung wichtigen Seehäfen zu nehmen und der Heeresgruppe endgültig den Rückweg über See abzuschneiden.

Evakuierung aus Windau (lett. Ventspils), 19. Oktober 1944

Von Bundesarchiv, Bild 183-1985-0531-500 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5344859

Teilen der 61. und der schnell herbeigeführten 11. Infanterie-Division, örtlich unterstützt von Nebelwerfern und Flak-Batterien, gelang es zwar, die Angriffe abzuweisen, der bereits anlaufende Gegenstoß der Heeresgruppe Nord zum Anschluss an die letzten bei Memel stehenden Verbände der Wehrmacht blieb jedoch unter Verlusten liegen. Hitler befahl nun, die „Festung Kurland“ um jeden Preis zu halten und verbot der auf verlorenem Posten kämpfenden Heeresgruppe, die seit dem 23. Juli 1944 von Generaloberst Ferdinand Schörner, einem überzeugten Nationalsozialisten, kommandiert wurde, alle weiteren Ausbruchsversuche in Richtung Ostpreußen.

 

 

Zweite Kurlandschlacht

Am 27. Oktober 1944 traten nach heftiger sowjetischer Artillerievorbereitung mit 2000 Geschützen aller Kaliber 60 sowjetische Divisionen gegen die deutschen Stellungen an. Zielrichtung war erneut Libau. Im Schwerpunkt der 2. Kurlandschlacht griff die 5. Garde-Panzerarmee mit etwa 400 Panzern an und erzielte mehrere Einbrüche in die deutschen Linien. Gegenstöße brachten nur bedingten Erfolg, doch der starke Regen und die dadurch verschlammten Wege bremsten den Angriff, so dass es den eilig herangeführten Reserven nun gelang, zahlreiche Panzer abzuschießen. An die 1150 sowjetische Panzerfahrzeuge wurden zerstört, allerdings zum Preis hoher eigener Verluste. Allein das deutsche X. Armeekorps verzeichnete fast 50 % Ausfälle, ein Regiment der SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Brigade „Nederland“ war bis auf 25 Mann zerrieben. Insgesamt verlor die Heeresgruppe bis Ende November 68.000 Mann an Gefallenen und Verwundeten, mehrere Verbände mussten aufgelöst oder umgruppiert werden. Hinzu kamen Verluste an Material und Waffen. Trotz aller Verluste erfolgten noch weitere heftige Angriffe auf Frauenburg, bis heftige Regenfälle Ende November weitere Bewegungen fast unmöglich machten. Libau wurde als Nachschubhafen festungsmäßig ausgebaut, Vorrat für drei Monate geplant. Die Versorgung per Schiff wurde überlebensnotwendig; nur wenige Transportflugzeuge Ju 52 standen zur Verfügung und Jagdschutz für sie gab es nicht mehr.

 

 

Dritte Kurlandschlacht

Im Dezember setzte Frost ein, der verschlammte Boden gefror und erlaubte erneute Angriffsoperationen. Am 21. Dezember eröffnete um 07:20 Uhr morgens auf einer Breite von 35 km ein Artillerieschlag mit 170.000 Granaten den Angriff der 3. und 4. Stoß-, der 10. Garde-Armee sowie der 42. Armee. Die 3. Kurlandschlacht entwickelte sich an der Nahtstelle zwischen 16. und 18. Armee mit dem Ziel, den Kessel zu teilen und auf Libau vorzustoßen. Im Schwerpunkt verteidigten die 329., 225., 205. und 132. Infanterie-Division. Gegenstöße der 12. Panzer- und der 227. Infanterie-Division blieben erfolglos; die 132. Infanterie-Division konnte ihre Stellungen nicht mehr halten und wich aus. Unter Verlusten von 27.144 Gefallenen, Verwundeten und Vermissten gelang es am 23. Dezember 1944, die sowjetische Offensive zu stoppen. Über Weihnachten schwiegen die Waffen für zwei Tage; am 26. Dezember setzten die Sowjets ihre Offensive fort, zunächst südlich Tukkum, dann auch vor Libau. Bei Džūkste wurden die Stellungen der 19. lettischen SS-Division und der 227. Infanterie-Division überrannt, eilig zusammengezogenen Reserven gelang es, am 27. Dezember die Lage zu stabilisieren. Anfang 1945 standen noch etwa 400.000 Mann unter dem Befehl der Heeresgruppe. Die Front verlief nun etwa 20 km südlich von Libau nach Osten bis hart südlich von Durbe und Schrunden, von dort an Frauenburg vorbei Richtung Tukkum zum Rigaer Meerbusen. Die 4. Panzer-Division, 32. Infanterie-Division, die abgekämpfte 227., die 218. und die 389. Infanterie-Division sowie die lettische 15. SS-Division wurden über Libau verladen und evakuiert. Am 15. Januar 1945 übergab Generaloberst Schörner die Führung der Heeresgruppe an Generaloberst Lothar Rendulic; dieser wurde jedoch nur zehn Tage später von Generaloberst Heinrich von Vietinghoff abgelöst.

 

 

Vierte Kurlandschlacht

Am 24. Januar 1945 eröffnete die Rote Armee mit elf Divisionen die 4. Kurlandschlacht. Die Angriffe beiderseits Prekuln, gefolgt von weiteren Angriffen zwischen Frauenburg und Tukkum zeigten die neue Taktik, an mehreren Stellen gleichzeitig anzugreifen und dadurch die Reserven des Gegners zu verzetteln. Im Schwerpunkt verteidigten die 30. Infanterie-Division und die 11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“. Die Stellungen an der Vartaja mussten aufgegeben werden. Nachdem Eingreifreserven unterwegs waren, brachen weitere Angriffe gegen die 205. und die 215. Infanterie-Division bei Frauenburg sowie die 122. Infanterie-Division hervor. Die heftigen Angriffe erstickten nach Verlusten auf beiden Seiten in Schnee und Schlamm. Am 25. Januar 1945 erhielt die Heeresgruppe die Bezeichnung „Heeresgruppe Kurland“.

 

 

Fünfte Kurlandschlacht

Am 20. Februar 1945 zählte die Heeresgruppe noch 352.000 Heeressoldaten, 21.000 Mann der Luftwaffe, 12.000 Mann der Waffen-SS sowie etwa 12.600 Mann des Reichsarbeitsdienstes und etwa 2400 Mann der höheren Stäbe. Die I. Gruppe des Jagdgeschwaders 54 flog mit ihren Focke-Wulf Fw 190 noch Unterstützungseinsätze für die Bodentruppen. Dessen erfolgreichster Jagdflieger Oberleutnant Otto Kittel war nach 267 Luftsiegen am 16. Februar 1945 gefallen. Die 5. Kurlandschlacht, die am 20. Februar 1945 mit Trommelfeuer und Schlachtfliegerangriffen begann, brachte den angreifenden 21 sowjetischen Schützendivisionen und 16 Panzerbrigaden Verluste von 70.000 Mann, ohne Erfolge. Lediglich das hart umkämpfte Džūkste wurde erobert. Am 11. März einsetzendes Tauwetter verwandelte alle unbefestigten Wege in Schlamm und hemmte jede Bewegung. Anfang März wurde die deutsche Zivilverwaltung in Kurland aufgelöst und die selbständige „Republik Lettland“ ausgerufen.

 

 

Sechste Kurlandschlacht

Am 10. März 1945 übernahm Generaloberst Rendulic erneut die Heeresgruppe, übergab jedoch bereits fünf Tage später das Kommando an General Hilpert, den Befehlshaber der 16. Armee, der die Heeresgruppe bis zur Kapitulation führte. Am 18. März 1945 traten die sowjetischen Truppen zur 6. Kurlandschlacht an, um Frauenburg und Libau zu nehmen. Auch diese Schlacht wurde am 31. März ergebnislos abgebrochen. Am 12. März 1945 wurde den Soldaten der Heeresgruppe das Ärmelband Kurland als Kampfauszeichnung verliehen.

Kapitulation

Als am 8. Mai 1945 die Heeresgruppe Kurland im Rahmen der Gesamtkapitulation der deutschen Streitkräfte die Waffen niederlegte, verließen auch die letzten fünf Schiffsgeleitzüge den Hafen Libau, begleitet von den letzten Jagdflugzeugen des JG 54. Mit diesen letzten Transporten gelangten trotz sowjetischer Luftangriffe noch etwa 27.700 Mann nach Deutschland. Kurz zuvor hatte jede Division noch 125 Mann für den letzten Transport nach Deutschland melden können, und die angeschlagene 14. Panzer-Division sowie die 11. Infanterie-Division wurden fast vollständig evakuiert.

 

42 Generäle, 8038 Offiziere, 181.032 Unteroffiziere und Soldaten gerieten in sowjetische Gefangenschaft. Die etwa 14.000 lettischen Freiwilligen wurden als „Verräter“ bestraft; einige von ihnen setzten als „Waldbrüder“ den bewaffneten Kampf bis 1953 fort.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Eroberung des Memellands,

5. – 22. Oktober 1944

 

Memel um 1900

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Die Schlacht von Memel oder nach sowjetischen Darstellungen die Memeler Angriffsoperation (5. bis 22. Oktober 1944) sowie die folgende Belagerung von Memel (22. Oktober 1944 bis 27. Januar 1945) fand im Zweiten Weltkrieg an der nördlichen Ostfront statt. Die Schlacht begann, als die Rote Armee Anfang Oktober 1944 ihre Offensive gegen die ostpreußische Hafenstadt Memel startete. Die Offensive trieb die verbliebenen deutschen Streitkräfte im Gebiet des heutigen Litauens und Lettlands in einen kleinen Brückenkopf in Klaipėda (Memel) und dessen Hafen zurück. Danach kam es zu einer dreimonatigen Belagerung, der Brückenkopf von Memel konnte von den sowjetischen Truppen erst im Zuge der Ostpreußischen Offensive im Januar 1945 eingenommen werden.

 

 

Vorgeschichte

Während der sowjetischen Offensive in Weißrussland (Operation Bagration) von Juni bis August 1944 wurde die deutsche Heeresgruppe Mitte fast vollständig zerschlagen und aus dem heutigen Weißrussland, dem größten Teil des heutigen Litauens und einem Großteil Polens vertrieben. Im August und September 1944 gelang es durch eine Reihe deutscher Gegenoffensiven – Operationen Doppelkopf und Unternehmen Caesar –, den sowjetischen Vormarsch im Baltikum aufzuhalten und die Verbindung zwischen der Heeresgruppe Mitte und der Heeresgruppe Nord aufrechtzuerhalten. Die Stawka bereitete darauf einen neuen Angriff der 1. Baltischen Front gegen die Stellungen der 3. Panzerarmee vor, welcher auf Memel konzentriert wurde und vorsah, die Spaltung der beiden deutschen Heeresgruppen erneut zu erreichen.

 

Der Befehlshaber der 1. Baltischen Front, Armeegeneral Hovhannes Baghramjan, beschloss, den sowjetischen Hauptangriff nordwestlich von Schaulen mit den Streitkräften der 6. Gardearmee (Generaloberst I. M. Tschistjakow) und der 43. Armee (Generalleutnant A. P. Beloborodow) zu führen, und stellte des Weiteren die 5. Garde-Panzerarmee (Generalleutnant W. T. Wolski) an die Spitze, die über Kovnatowo und Lavkosoda auf Memel angesetzt wurde. Dabei standen 35 von 57 Schützendivisionen der Front sowie 777 (von 1323) Panzer und Selbstfahrlafetten im Angriff. Die gesamte Artillerie der Front wurde auf einen 19 Kilometer breiten Abschnitt konzentriert, an dem der Durchbruch erreicht werden sollte, wodurch eine Dichte von 50 Panzern und 200 Kanonen pro Frontkilometer erreicht werden konnte. Die Absicht der Memel-Offensive war es, die deutsche 3. Panzerarmee zu vernichten, die Linie Polangen – Memel – Neman bis Tilsit zu erreichen und die gegnerische Gruppierung an die Küste der Ostsee abzudrängen. Ein gleichzeitiger Stoß aus der Region südwestlich von Schaulen wurde der 2. Gardearmee (Generalleutnant P. G. Tschanschibadze) und dem 1. Panzerkorps (Generalleutnant W. W. Butkow) übertragen, der in Richtung Kelme geführt werden sollte. In der zweiten Staffel der Front wurde zum Nachstoßen die 51. Armee (Generalleutnant J. G. Kreiser) und ein separates Schützenkorps bereitgestellt, während zusätzlich das 3. Garde-mechanisierte Korps als Reserve verfügbar war. Auf Befehl des Kommandanten der 3. Weißrussischen Front, Armeegeneral Tschernachowski hatte auch die 39. Armee (Generalleutnant I. I. Ljudnikow) in Zusammenarbeit mit der 2. Gardearmee in allgemeiner Richtung auf Tauroggen vorzustoßen und die gegnerische Gruppierung östlich dieser Stadt einzukreisen. Die Aktionen der 39. Armee wurden von Streitkräfte der 1. Luftarmee (Generaloberst T. T. Chrjukin) der 3. Weißrussischen Front unterstützt. Baghramjan versuchte zudem, das deutsche Kommando darin zu täuschen, dass sich die sowjetische Hauptangriffs-Achse auf Riga richtete und stellte durch weitere Maßnahmen sicher, dass sich auf deutscher Seite keine entsprechenden Reserve-Konzentrationen bilden konnten.

 

 

Bereitstellungen / Rote Armee

1. Baltische Front (General Hovhannes Bagramjan)

4. Stoßarmee (Generalleutnant Pjotr Malyschew)

6. Gardearmee (Generalleutnant Iwan Tschistjakow)

51. Armee (Generalleutnant Jakow Kreiser)

5. Garde-Panzerarmee (General Wassili Wolski)

43. Armee (Generalleutnant Afanassi Beloborodow)

2. Gardearmee (Generalleutnant Porphyri Tschantschibadze)

 

Von der 3. Weißrussischen Front

39. Armee (Generalleutnant Iwan Ljudnikow)

 

Bereitstellungen / Deutsche Wehrmacht

Nordflügel der 3. Panzerarmee (General Erhard Raus)

XXVIII. Armeekorps (General Hans Gollnick)

IX. Armeekorps (General der Infanterie Rolf Wuthmann)

XXXX. Panzerkorps (General Sigfrid Henrici)

Diverse Einheiten der Kriegsmarine

 

Die Offensive

Am 5. Oktober 1944 um 11:30 Uhr eröffnete Bagramjan die Offensive mit einem 20-minütigen Artillerieschlag auf einer 75 Kilometer langen Front und konzentrierte seine Hauptkräfte gegen den Abschnitt der relativ schwachen 551. Volksgrenadier-Division. Letztere Stellungen brachen schnell zusammen. Bagramjan führte die 5. Garde-Panzerarmee in den Durchbruchs-Abschnitt ein, welche den sowjetischen Einbruch am ersten Tag in einer Tiefe von 16 Kilometer erweiterte. Der Durchbruchsweg des sowjetischen 3. Garde-Panzerkorps (Generalleutnant A. P. Panfilow) führte über Telsiai, Plunge, Kretinga nach Polangen, jener des 29. Panzerkorps (Generalmajor K. M. Malachow) über Lukniki, Rietavas direkt auf Memel. Dem Hauptstoß der 5. Garde-Panzerarmee nördlich von Memel, folgte in zweiter Staffel die 51. Armee, welche ihren Vorstoß zur Küste nach Polangen ansetzte.

Bei den Kämpfen bis zum 7. Oktober folgte ein allgemeiner Zusammenbruch der Stellungen der deutschen 3. Panzerarmee und das Durchdringen der 43. Armee südlich von Memel. Innerhalb von zwei Tagen hatte die Truppen von Beloborodow die Küste südlich von Memel erreicht, während die Wolskis die Stadt von Norden her einkreiste. Das Hauptquartier der deutschen 3. Panzerarmee wurde von Einheiten der 5. Garde-Panzerarmee überrannt, Generaloberst Raus und sein Stab mussten sich darauf ihren Rückzug nach Memel erkämpfen. Auch die Truppen der 2. Gardearmee erreichten die Ostsee bei Heydekrug, der am 10. Oktober über die Minija (Minge) nach Memel angesetzte Vorstoß, brachte die Einnahme von Prökuls. Im Süden rückte gleichzeitig die Nordflanke der 3. Weißrussischen Front auf Tilsit vor.

 

Der Blick auf Memel vom Turm der St. Johannes-Kirche. Um 1935

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Der Kommandeur der benachbarten Heeresgruppe, Ferdinand Schoerner, gab am 9. Oktober bekannt, dass er einen Angriff zur Befreiung von Memel unternehmen werde, wenn seine Heeresgruppe durch die Evakuierung von Riga entlastet werden könnte. Eine Entscheidung in dieser Angelegenheit wurde verschoben, aber die Kriegsmarine schaffte es in der Zwischenzeit, einen Großteil der Garnison und einige Zivilisten aus dem Hafen zurückzuziehen. Das deutsche XXVIII. Korps unter Gollnick hielt weiterhin einem Halbkreis eine Verteidigungslinie um die Stadt. Die in Memel haltende Gruppe Gollnick war aus der 58. Infanterie-Division, die 7. Panzer-Division sowie die Panzer-Grenadier-Division Großdeutschland zusammengesetzt. Der Erfolg der Offensive im nördlichen Sektor, ermutigte die Stawka dazu, der südlicher operierenden 3. Weißrussischen Front die Genehmigung zu erteilen, in das Hauptgebiet Ostpreußens einzudringen. Diese Offensive, die Gumbinnen-Goldaper Operation, stieß auf extrem starken deutschen Widerstand und wurde innerhalb weniger Tage gestoppt.

 

 

Die Belagerung Memels

Das Festlaufen der Offensive bei Gumbinnen bedeutete, dass sich die sowjetischen Streitkräfte (hauptsächlich der 43. Armee) zu einer Blockade der deutschen Truppen entschließen musste, die sich im Brückenkopf von Memel verschanzt hatten. Die deutsche Truppe, die sich zum größten Teil aus Elementen der Division Großdeutschland und der 58. Infanterie-Division sowie der 7. Panzerdivision zusammensetzte, wurde durch verstärkte taktische Abwehrkräfte, dem Artilleriefeuer mehrerer Kriegsschiffe (einschließlich des schweren Kreuzers Prinz Eugen) in der Ostsee und durch eine schmale Verbindung über die Kurische Nehrung mit der deutschen Truppen in Ostpreußen verbunden. Die Blockade des Brückenkopfs Memel durch sowjetische Truppen wurde über November, Dezember 1944 bis Ende Januar 1945 aufrechterhalten. Während dieser Zeit wurden die verbliebenen Zivilisten, die in die Stadt geflohen waren sowie Verwundete über dem Seeweg evakuiert. Während dieser Zeit wurde die Division Großdeutschland und die 7. Panzerdivision nach schweren Verlusten durch die 95. Infanteriedivision ersetzt, die auf dem Seeweg eintraf.

 

Von Bundesarchiv, Bild 146-1995-081-15A / Otto / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5483621

 

Die Stadt Memel wurde am 27. Januar 1945 endgültig aufgegeben. Der sowjetische Erfolg in der Ostpreußischen Offensive im Süden machte die Position des Brückenkopfes unhaltbar. Die deutsche Führung beschloss, das XXVIII. Armeekorps aus der Stadt nach Samland zurückzuziehen, um die Verteidigung von Königsberg zu unterstützen. Die verbleibenden Truppen der 95. und 58. Infanterie-Division wurden über die Kurische Nehrung evakuiert, wobei die 58. Division beim Rückzug als Nachhut fungierte. Die letzten organisierten deutschen Einheiten verließen die Stadt am 28. Januar um 4 Uhr morgens. Einige Stunden später drangen sowjetische Einheiten in den Hafen durch.

Nachwirkungen

Memel, das zwischen 1923 und 1939 zu Litauen gehörte, bevor es zum Deutschen Reich annektiert wurde, wurde unter sowjetischer Verwaltung der litauischen SSR übertragen. 1947 wurde es unter dem litauischen Namen Klaipėda offiziell umbenannt.

 

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Die Gumbinnen-Goldap Offensive, 16. – 30. Oktober 1944

 

Der Kampfraum in Ostpreußen

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Aufmarsch und Truppenstärke

Die Armeen der 3. Weißrussischen Front waren nach dem Erfolg der Operation Bagration und nach der Beendigung der Kaunaser Operation auf Ostpreußen vorgestoßen und waren Anfang September 1944 an der Linie zwischen Augustów und Wilkowischken in Stellung gegangen. Ohne die 39. Armee (General Ljudnikow), die sich in der ersten Hälfte des Oktobers noch an der Memeler-Operation (Teil der Baltischen Operation) beteiligte, verfügte Tschernachkowskis Front über die 5., 28. und 31. Armee sowie die 11. Gardearmee mit insgesamt 404.500 Mann und 688 Panzern. Luftunterstützung leistete die 1. Luftarmee unter stellvertretender Führung von General J. M. Nikolajenko.

 

Obwohl die 3. Weißrussische Front zusätzlich das 3. Garde-Kavalleriekorps sowie das 7. Garde-mechanisierte Korps unterstellt wurde, beteiligten sich diese Einheiten nicht an der folgenden Operation. Zudem wurde das 7. Garde-mechanisierte Korps erst am 1. November im Raum Kaunas konzentriert. Die gegenüber liegende deutsche 4. Armee (General der Infanterie Hoßbach) der Heeresgruppe Mitte verfügte am Anfang der Operation über 5 Korps (15 Divisionen und 2 Kavallerie-Brigaden) und wurde im Laufe der Operation erheblich verstärkt. Die Grenze Ostpreußens war in Erwartung des Anmarsches der Roten Armee bereits befestigt worden. Der rechte Flügel der deutschen 4. Armee, gegenüber der sowjetischen 50. Armee am Narew- und Bober-Abschnitt zwischen Lomscha und Augustów gelegen, wurde vom VI. und LV. Armeekorps gehalten und während der folgenden Offensive nicht angegriffen.

 

Im Hauptangriffsfeld lag das deutsche XXVI. Armeekorps (General der Infanterie Matzky), das kurz vor dem sowjetischen Angriff den nördlichen Frontabschnitt des XXVII. Armeekorps (General Prieß) übernommen hatte, dessen Abschnitt dafür weiter nach Süden verlängert wurde. Die deutschen Truppen konnten mit den Ersatztruppen nicht mehr aufgefüllt werden und wurden mit neu aufgestellten Volksgrenadier-Divisionen verstärkt, die keine Kampferfahrung hatten und zudem weniger Bataillone aufwiesen als die früheren Infanterie-Divisionen.

 

Armeegeneral Tschernjachowski plante den Hauptstoß aus dem Raum Wilkowischken nach Gumbinnen (heute Gussew) zu führen und dafür die 11. Gardearmee (General Kusma Galizki) und die 5. Armee (General Nikolai Krylow) anzusetzen. Nach dem Durchbruch der deutschen Front sollte das 2. Garde-Panzerkorps (der 11. Gardearmee zugeteilt) in die Schlacht eingeführt werden und die in Reserve gehaltene 28. Armee (Generalleutnant Alexander Lutschinski) den Vormarsch nach Königsberg erzwingen. Die 39. und 31. Armee sollten bei dieser Operation die Flanken sichern und Unterstützung leisten. Der Plan erwies sich nach Anfang der Operation als zu groß gesteckt und wurde nicht realisiert.

 

 

 

Sowjetische Offensive

Am 16. Oktober begann um 9.30 Uhr mit starkem Artilleriefeuer die erwartete Offensive der 11. Gardearmee gegen den Nordflügel der 4. Armee beiderseits der Straße Wilkowischken–Gumbinnen. Um 11.00 Uhr endete die letzte Phase der Artillerievorbereitung, dann erfolgte der Angriff des 8. Garde-Schützenkorps (Generalleutnant M. N. Sawadowski) und des 16. Garde-Schützenkorps (Generalleutnant S. S. Gurjew). Die erste Angriffstaffel – 5., 26., 31. und 84., im zweiten Treffen die 83. und 11. Garde-Division hatten ihre Angriffsposition etwa 200–250 Meter gegenüber der deutschen Hauptkampflinie eingenommen, vier weitere Divisionen (1., 5., 16. und 18. Garde-Division) folgten als zweite Angriffsstaffel. Am linken Flügel der Armee wurde das 36. Garde-Schützenkorps unter General J. W. Rysckow in Richtung Dobilin angesetzt. Am nördlichen Flügel begleitete den Angriff das 65. Schützenkorps (Generalmajor G. N. Perekrestow) der 5. Armee, im Süden griff die 31. Armee (General Schafranow) gegen die Stellungen der deutschen 131. Infanterie-Division an.

 

Erste Einbrüche erfolgten beim Grenadier-Regiment 1097 der 549. Volksgrenadier-Division (Generalmajor Jank) sowie beim Grenadier-Regiment 1141 und 1142 der 561. Volksgrenadier-Division (Generalmajor Gorn), die deutschen Truppen mussten sich in eine erste Zwischenlinie zurückziehen. Die sowjetischen Truppen stießen dann auf starken Widerstand und brauchten mehrere Tage, um die weiteren taktischen Verteidigungsanlagen zu durchbrechen. Die Front des deutschen XXVI. Armeekorps war nach dem sowjetischen Durchbruch südlich von Wirballen nicht mehr zu halten und wurde schrittweise hinter die Pissa zurückgenommen, die Erfolge der sowjetischen Offensive blieben aber hinter den Erwartungen Tschernachowskis zurück. Am 18. Oktober überschritten Truppen der 11. Garde-Armee die deutsche Reichsgrenze im Raum südlich von Eydtkuhnen. Am 20. Oktober wurde daher das 2. Garde-Panzerkorps unter Generalmajor Burdejnj in die Schlacht eingeführt, ihm wurde als Unterstützung die 11. Garde-Schützendivision zugeordnet. Während bis dahin der Schwerpunkt der Angriffe im Norden der Straße nach Gumbinnen lag, wurde er jetzt südwärts zur Angerapp verlegt. Am linken Flügel der 11. Gardearmee überquerte das 36. Garde-Schützenkorps die Rominte und begann den Angriff auf Goldap.

 

 

Deutsche Gegenoffensive

Für die deutsche 4. Armee bestand mit dem drohenden Verlust von Gumbinnen die Gefahr, dass die Rote Armee die Möglichkeit erhielt, direkt auf Königsberg durchzudringen. Um diese Entwicklung zu verhindern, musste die 4. Armee einen Gegenangriff gegen das auf Nemmersdorf durchgebrochene sowjetische 2. Garde-Panzerkorps ansetzen. Dazu wurden zwei Panzerdivisionen sowie neue Infanterieeinheiten als Verstärkung herangeführt, um sofort den Gegenangriff zu beginnen. Zwei separate Gruppen hatten die Aufgabe, beidseitig der Rominte von Norden und von Süden nach Großwaltersdorf anzugreifen, um die Truppen des sowjetischen 2. Garde-Panzerkorps und des 8. Schützenkorps abzuschneiden und zu zerschlagen. Es gelang Teilen der deutschen 5. Panzerdivision (Oberst Lippert) und der Fallschirm-Panzer-Division Hermann Göring (Generalmajor von Necker), aus dem Raum Gumbinnen nach Süden etwa 4–6 km vorzugehen, Großwaltersdorf konnte aber nicht erreicht werden. Die vom Süden über Daken nach Norden angesetzte Führer-Grenadier-Brigade (Oberst Kahler) erreichte gleichzeitig den Ort Tellrode. Die sowjetische 11. Garde-Armee wollte zuerst ihre Offensive nach Westen fortsetzen und stand am 22. Oktober vor Gumbinnen und Nemmersdorf, wo es beim Kampf um die Angerapp-Linie zu harten Kämpfen mit Volkssturm-Einheiten kam.

 

Am 21. Oktober wurde auf Befehl von Armeegeneral Tschernachkowski das 3. Garde-Schützenkorps (Generalmajor Alexander Petrow) der 28. Armee im Abschnitt des abgekämpften 8. Garde-Schützenkorps in die Schlacht eingeführt. Das 128. und 20. Schützenkorps der 28. Armee wurde im Abschnitt der 5. Armee eingesetzt, um die Offensive des 65. Schützenkorps in Richtung auf Ebenrode (Stallupönen) zu verstärken. Am rechten Flügel des 45. Schützenkorps wurde zusätzlich die 159. Panzerbrigade des von der 1. Baltischen Front zur Verfügung gestellten 1. Panzerkorps (Generalleutnant W. W. Butkow) eingesetzt.

Am 22. Oktober wurde am linken Flügel der 11. Gardearmee die Stadt Goldap vom 36. Garde-Schützenkorps erobert. Hier wurde die aus dem Bereich des VI. Armeekorps herangeführte 50. Infanterie-Division (Generalmajor Georg Haus) und andere Teile der 5. Panzerdivision zum Gegenangriff angesetzt. Weitere deutsche Gegenangriffe erfolgten bei den Dörfern Grünweiden und Weidengrund gegen andere Bereiche der 11. Garde-Armee, die schließlich den Befehl zum Rückzug erhielt.

 

Von Mil.ru, CC-BY 4.0,

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Schlussphase

Obwohl es der 11. Garde-Armee gelang, die deutsche Einkesselungsoperation zu verhindern, bestand die Gefahr, dass frische deutsche Panzerdivisionen die Gegenoffensive fortführen könnten. Deshalb befahl Tschernjachowski am 22. Oktober General Galizki, die Offensive nach Gumbinnen einzustellen und sich auf die Vernichtung der deutschen Panzerverbände bei Großwaltersdorf zu konzentrieren. Schließlich beschloss Tschernachowski am 23. Oktober, die Truppen der 11. Garde-Armee etwa 15 Kilometer hinter die Rominte zurückzunehmen. Der Grund war, dass das Hauptquartier des Kommandos des Obersten Befehlshabers (STAWKA) weitere Verstärkungen für die 4. Armee erwartete. Die Offensive der 1. Baltischen Front, die die 3. Weißrussische Front vom Norden her unterstützen sollte, wurde ebenfalls abgebrochen, wodurch das Oberkommando der Wehrmacht die Möglichkeit erhielt, mehrere dort stehende Truppenteile gegen die 3. Weißrussische Front zu verlegen. In der Nacht vom 23. bis 24. Oktober gingen die Truppen der 11. Garde-Armee und des 2. Garde-Panzerkorps hinter die Rominte zurück. Die 31. Armee (südlich der 11. Garde-Armee eingesetzt) und die 28. Armee führten die Offensive aber bis zum 26. Oktober weiter. Die sowjetische 5. Armee drängte im Norden die ostpreußische 1. Infanterie-Division (Generalleutnant Schittnig) bis nach Schloßberg (Kreis Pillkallen) zurück. Am 25. Oktober wurde Stallupönen von der 28. Armee erobert.

 

Ab 26. Oktober wurde die 4. Armee aber erheblich verstärkt; deswegen wurde die Operation am 30. Oktober von den sowjetischen Truppen eingestellt. Ein weiterer Gegenangriff der 50. Infanterie-Division und der 5. Panzerdivision konnte im Rahmen des XXXIX. Panzerkorps (General Decker) die verlorene Stadt Goldap in Kämpfen zwischen dem 2. und 4. November zurücknehmen; die Front verlief dann direkt am östlichen Stadtrand.

 

Die Truppen der 3. Weißrussischen Front verloren während der Operation 16.819 Mann, 62.708 wurden verwundet, sowie 127 Panzer und Selbstfahrlafetten. Sie besetzten aber mehr als 2000 km² stark befestigtes Grenzgebiet Ostpreußens. Alleine die 11. Garde-Armee erbeutete 187 Geschütze und Minenwerfer und brachte mehr als 1.000 Gefangene ein; die 5. Armee nahm 129 Geschütze und 1.366 Gefangene. Nach sowjetischen Angaben verlor die deutsche 4. Armee etwa 40.000 Mann. Die Deutschen mussten zur Abwehr der sowjetischen Angriffe mehrere Divisionen aus Polen nach Ostpreußen verlegen und schwächten dadurch die Verteidigung der Front an der Weichsel.

 

Deutscher Panzer Panther

By Bundesarchiv, Bild 101I-244-2321-34 / Waidelich / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5410523

 

Gleichzeitig mit den Erfolgen der 1. Baltischen Front (Armeegeneral Baghramjan) am Memel-Abschnitt wurde im Zweiten Weltkrieg erstmals deutsches Reichsgebiet besetzt; die deutsche Propaganda versuchte, diesen für die Bevölkerung demoralisierenden Umstand durch Abwertung des sowjetischen Erfolges kleinzureden. Die bereits im Kriegsgebiet lebende Bevölkerung wurde bewusst von der Flucht abgehalten, um die restliche Bevölkerung nicht zu demotivieren. Der taktische Rückzug der sowjetischen 11. Garde-Armee wurde nach 15–18 km wieder gestoppt; günstigere Stellungen wurden bezogen, um die Reorganisation der Verbände vorzunehmen. Das 2. Garde-Panzerkorps verlor am 22. und 23. Oktober einige Dutzend Panzer. Allerdings kamen beim Massaker von Nemmersdorf kamen rund 20 Zivilisten ums Leben, der Umstand wurde von der deutschen Propaganda ausgeschlachtet, um die Bevölkerung zum eisernen Widerstand zu bringen, die Opferzahl wurde dabei zweifach überhöht. Die Gumbinnen-Goldaper Operation zeigte der sowjetischen Armeeführung, dass zur Eroberung Ostpreußens stärkere Verbände herangezogen werden mussten und vor allem mehr schwere Artillerie benötigt werden würde. Beim zweiten Ansturm der 3. Ukrainischen Front wurde die deutsche Verteidigung Mitte Januar 1945 in der Schlacht um Ostpreußen schließlich überrannt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Massaker von Nemmersdorf,

21. Oktober 1944

 

Bis Ende Oktober 1944 hatte die Rote Armee weite Teile der von der Wehrmacht besetzten sowjetischen Gebiete zurückerobern können. In der Operation Bagration hatte sie die deutschen Truppen aus Weißrussland verdrängt und konnte bis August an die ostpreußische Grenze, an die Weichsel und nach Riga vordringen. Damit hatte die Rote Armee die Ergebnisse des Überfalls auf die Sowjetunion von 1941 praktisch revidiert, hatte aber die Grenzen des Deutschen Reiches von 1937 nicht überschritten. Ausschlaggebend für das Ende der sowjetischen Sommeroffensive waren vor allem die hohen Verluste, die ausgeglichen werden mussten, sowie überdehnte Nachschubwege. Einige Divisionen der Roten Armee lagen mit 2.000 bis 3.000 Soldaten weit unter ihrer Sollstärke von rund 10.000 Mann. Die verbliebenen Reserven reichten nicht aus, um nennenswerte Gebietsgewinne auf deutschem Territorium zu machen. Allerdings bemühte sich der sowjetische Generalstab, zum 27. Jahrestag der Oktoberrevolution einen solchen Erfolg an Stalin melden zu können. Die Armeeführung hatte für die zweite Oktoberhälfte geplant, mit der 1. Baltischen Front und der 3. Weißrussischen Front im Rahmen der Gumbinnen-Goldaper Operation die deutschen Truppen im nördlichen Ostpreußen zu zerschlagen, um damit ganz Ostpreußen zu besetzen. Es gelang der Roten Armee aber nicht, sich gegen die 4. Armee durchzusetzen, unter anderem, weil die 1. Baltische Armee unter Hovhannes Baghramjan an der Memel Halt machte und nicht übersetzte. Die Gebietsgewinne entsprachen lediglich rund 150 km. Einzig die 11. sowjetische Gardearmee konnte auf ostpreußisches Gebiet vordringen und erreichte am 21. Oktober 1944 den Kreis Gumbinnen, wo sie auf die 4. Armee der Wehrmacht traf und sich mit ihr erbitterte Gefechte lieferte.

 

 

Nemmersdorf hatte mit der einzigen befahrbaren Betonbrücke in weitem Umkreis über die Angerapp eine strategische Schlüsselrolle.

---ENDE DER LESEPROBE---