Die letzten Wochen des III. Reiches - Band 1: die Westfront - Jürgen Prommersberger - E-Book

Die letzten Wochen des III. Reiches - Band 1: die Westfront E-Book

Jürgen Prommersberger

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Beschreibung

DIE LETZTEN WOCHEN DES III. REICHS Der Endkampf um Deutschland 1944 / 1945 Band 1: Die Westfront Dieses Buch beschäftigt sich mit den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs auf dem europäischen Kriegsschauplatz. Es beginnt mit der alliierten Invasion im Westen im Juni 1944 und der fast zeitgleichen sowjetischen Operation Bagration im Osten und beschreibt zunächst in groben Zügen die Feldzüge der Alliierten bis zur Kapitulation Deutschlands im Mai 1945. Inhaltsverzeichnis Überblick Die Westfront 1944/45 Oktober 1944 Der Westwall Oktober 1944 Aachen Oktober 1944 Die Schlacht im Hürtgenwald Dezember 1944 Die Ardennenoffensive Dezember 1944 Unternehmen Nordwind Februar 1945 Die Schlacht im Reichswald Februar 1945 Operation Grenade März 1945 Operation Lumberjack und die Brücke von Remagen März 1945 Operation Undertone März 1945 Der Nerobefehl März 1945 Die Rheinüberquerung bei Nierstein März 1945 Operation Plunder März 1945 Die Kämpfe um Würzburg April 1945 Der Ruhrkessel April 1945 Düsseldorf, Aktion Rheinland April 1945 Die Alpenfestung April 1945 Die Kämpfe um Crailsheim April 1945 Der Frauenaufstand von Gerolzhofen April 1945 Die Kämpfe bei Struth April 1945 Die Übergabe der Stadt Braunschweig April 1945 Die Kämpfe um Nürnberg April 1945 Der Kampf um Merkendorf April 1945 Der Elbe Day April 1945 Die Augsburger Freiheitsbewegung April 1945 München – Die Freiheitsaktion Bayern April 1945 Die Penzberger Mordnacht April 1945 Die Bürgermorde von Altötting Mai 1945 Die bedingungslose Kapitulation

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Die letzten Wochen des III. Reichs

 

Der Endkampf um Deutschland 1944 / 1945

 

Band 1: Die Westfront

 

 

 

IMPRESSUM

Jürgen Prommersberger

Händelstr 17

93128 Regenstauf

[email protected]

 

 

Coverbild: Nürnberg im April 1945

 

Inhaltsverzeichnis

 

Überblick            Die Westfront 1944/45

Oktober 1944            Der Westwall

Oktober 1944            Aachen

Oktober 1944            Die Schlacht im Hürtgenwald

Dezember 1944      Die Ardennenoffensive

Dezember 1944      Unternehmen Nordwind

Februar 1945            Die Schlacht im Reichswald

Februar 1945            Operation Grenade

März 1945      Operation Lumberjack und die Brücke von Remagen

März 1945            Operation Undertone

März 1945            Der Nerobefehl

März 1945            Die Rheinüberquerung bei Nierstein

März 1945            Operation Plunder

März 1945            Die Kämpfe um Würzburg

April 1945            Der Ruhrkessel

April 1945            Düsseldorf, Aktion Rheinland

April 1945            Die Alpenfestung

April 1945            Die Kämpfe um Crailsheim

April 1945            Der Frauenaufstand von Gerolzhofen

April 1945            Die Kämpfe bei Struth

April 1945            Die Übergabe der Stadt Braunschweig

April 1945            Die Kämpfe um Nürnberg

April 1945            Der Kampf um Merkendorf

April 1945            Der Elbe Day

April 1945            Die Augsburger Freiheitsbewegung

April 1945            München – Die Freiheitsaktion Bayern

April 1945            Die Penzberger Mordnacht

April 1945            Die Bürgermorde von Altötting

Mai 1945                  Die bedingungslose Kapitulation

Überblick: Die Westfront, 1944/45

 

Am Jahresbeginn 1944 übernahm Erwin Rommel den Oberbefehl der deutschen Heeresgruppe B an der Westfront nördlich der Loire. Am 21. Januar 1944 begann die deutsche Luftwaffe wieder mit Angriffen auf London, die bis zum April fortgesetzt wurden. Während die Alliierten damit beschäftigt waren, riesige Mengen Versorgungsmaterials anzuhäufen, verstärkten die Deutschen ihre Küstenbefestigungen am Atlantikwall. Der Plan für die Operation Overlord ging auf schon 1941 erarbeitete Invasionspläne (Roundup, Sledgehammer u. a.) zurück und war an 1943 vom COSSAC-Stab unter dem britischen Lieutenant General Sir Frederick E. Morgan für die endgültige Fassung überarbeitet worden. Am 19. August 1942 hatten rund 6000 Infanteristen der kanadischen 2. Division testweise den Hafen der Stadt Dieppe angegriffen, deren Küste von deutschen Truppen als Teil des Atlantikwalls befestigt worden war. Die Unternehmung (Operation Jubilee) wurde ein Desaster und vorzeitig abgebrochen. Mehr als 900 Kanadier fielen und fast 2000 gerieten in Kriegsgefangenschaft. Die unterstützende Royal Air Force verlor 106 Flugzeuge – doppelt so viele wie die Luftwaffe. Die Royal Navy verlor 33 amphibische Landungsfahrzeuge. Der Test lieferte wichtige Erkenntnisse für die Operation Overlord im Juni 1944.

 

Der alliierte Plan sah vor, mit zunächst zwei Armeen (eine amerikanische und eine britisch-kanadische) zu landen und dann schnell ins Landesinnere vorzustoßen. Hitler und der deutsche Planungsstab waren unzureichend auf die Invasion eingestellt. Sie erwarteten die Landung am Pas-de-Calais, der engsten Stelle des Ärmelkanals. Die Küste des Département Calvados, wo die Alliierten schließlich an Land gingen, wurde stellenweise nur mit einigen Metern Stacheldraht und wenigen MG-Nestern verteidigt. Andere Abschnitte waren trotz der falschen Erwartungen des OKW über den Ort der Invasion schwer befestigt. Im Invasionsgebiet wurden fünf Landungsabschnitte mit den Decknamen Juno, Gold, Sword (britisch/kanadische Landungsabschnitte) sowie Utah und Omaha (US-amerikanische Landungsabschnitte) ausgewählt. Die Bombardierungen der Küste aus der Luft und Beschießungen von See verliefen planmäßig, verfehlten bei Omaha Beach jedoch die erste deutsche Linie.

 

 

Das führte, zusammen mit der Tatsache, dass die Deutschen dort zwei Divisionen statt der nur einen vermuteten Division platziert hatten, zu sehr schweren Verlusten (etwa 70 Prozent) der ersten Welle der anlandenden Soldaten. Am 6. Juni 1944, dem sogenannten D-Day, und danach waren an der Operation Neptune, dem eigentlichen Invasionsunternehmen, etwa 6700 Schiffe, darunter mehr als 4000 Landungsboote, beteiligt, die insgesamt fast 160.000 alliierte Soldaten aus den USA, Kanada und Großbritannien an Land setzten. Mehr als 11.000 Flugzeuge unterstützten das Unternehmen Overlord mit Luftlandeoperationen. Am frühen Morgen des 6. Juni starteten zwei US-Luftlandedivisionen zu ihren Einsätzen in das Hinterland. Wegen des überraschend starken deutschen Flakfeuers und wegen Navigationsfehlern erreichten viele Maschinen nicht die vorgesehenen Absprungzonen, sodass die Fallschirmspringer über weiten Teilen der Halbinsel Cotentin abgesetzt wurden.

 

Obwohl die Alliierten gewaltige Kräfte aufgeboten hatten, kamen sie stellenweise nur sehr langsam voran. Andererseits gelang es der deutschen Seite aufgrund der alliierten Luftüberlegenheit und des großflächig zerstörten Schienennetzes nicht, schnell zusätzliche Einheiten in das Kampfgebiet der Normandie zu verlegen. Die deutschen Truppen in der Normandie wurden an unerwarteter Stelle überrascht, weil Hitler sehr häufig davon gesprochen hatte, dass die Invasion mit einem Täuschungsangriff beginnen werde. Von Rundstedt, der Oberbefehlshaber West, hatte zwar am frühen Morgen um die Freigabe zweier bei Paris stationierter Panzerdivisionen gebeten. Alfred Jodl hatte das abgelehnt. Erst gegen Mittag stimmte Hitler dem Einsatz dieser Reserve gegen den 150 Kilometer entfernten alliierten Brückenkopf zu. Seine Adjutanten hatten bis etwa 10 Uhr gezögert, Hitler, der erst gegen drei Uhr morgens zu Bett gegangen war, wegen einer möglichen Falschmeldung zu wecken. „Diese Verzögerung war entscheidend.“

Cherbourg im Norden der Cotentin-Halbinsel ging am 26. Juni nach starkem US-amerikanischen Artilleriebeschuss und heftigen Straßenkämpfen verloren. Die Einnahme von Caen, einem Primärziel des ersten Landungstages, erwies sich für die alliierten Truppen der Briten und Kanadier an der Ostseite des Normandie-Brückenkopfes als schwierig: Die verlustreiche Schlacht um Caen endete erst nach sechs Wochen. Caen war erst am 19. Juli vollständig besetzt.

 

Einmarsch der siegreichen Westalliierten in Paris

 

Am 15. August begann eine zweite Invasion in Südfrankreich an der Côte d’Azur zwischen Toulon und Cannes (Operation Dragoon). An der Landung waren 880 alliierte Seeschiffe, darunter vier Flugzeugträger, sechs Schlachtschiffe, 21 Kreuzer und über 100 Zerstörer, insgesamt 34 französische Schiffe und 1370 Landungsboote sowie ungefähr 5000 Flugzeuge beteiligt. Drei US-amerikanische Divisionen bildeten die Angriffstruppen. Die US-amerikanischen und französischen Truppen stießen kaum auf Widerstand und rückten zügig durch das Rhône-Tal nach Norden vor. Im September hatten sie bereits die Vogesen und das Elsass erreicht. In der Normandie unternahmen die US-Amerikaner am 25. Juli einen Ausbruchsversuch aus ihrem Brückenkopf-Abschnitt (Operation Cobra), der in den Folgetagen im Westen zur Abschnürung der Cotentin-Halbinsel bis nach Avranches führte. Im Osten konnten US-amerikanische Einheiten bei Saint-Lô nach anfänglicher Verzögerung schnell die deutsche Front durchbrechen. Am 6. August starteten die Deutschen zwar unter dem leitenden Oberbefehlshaber West, Generalfeldmarschall Günther von Kluge, einen Gegenangriff bei Mortain (Unternehmen Lüttich). Dieser wurde schon nach zwei Tagen gestoppt, was mit Hilfe der nördlich kämpfenden Briten und Kanadier zum Kessel von Falaise führte.

 

Der deutsche Stadtkommandant von Paris, General Dietrich von Choltitz, ignorierte mehrere Befehle Hitlers, Paris bis zum letzten Mann zu verteidigen und dann zu zerstören. Er ergab sich mit seinen Truppen aus Mangel an Waffen kampflos. Wegen der enormen Materialfülle und absoluten Luftherrschaft konnten deutsche Truppenansammlungen zu jeder Zeit zerschlagen werden, und die Alliierten kamen in der Folgezeit recht zügig voran.

 

Während der Luftlandeoperation Market Garden bei und in Arnheim konnte das II. SS-Panzerkorps US-amerikanischen, britischen und polnischen Soldaten noch einmal eine schwere Niederlage beibringen. Zwar überdehnten diese bei ihrem schnellen Vorstoß zum deutschen Westwall ihre Versorgungslinien; aber nach dem Aufbau neuer, schneller Nachschubwege gelang es ihnen, den in großen Mengen benötigten Treibstoff bereitzustellen. Bereits am 3. September fiel Brüssel, und am Tag darauf konnte Antwerpen besetzt werden.

 

Nach dem Verlust der Häfen am Ärmelkanal setzte die deutsche Marine ihren U-Boot-Krieg von Norwegen aus fort. Bis zum 1. September griffen die Deutschen von Abschussrampen in Nordfrankreich aus mit Marschflugkörpern (V1) und Raketen (V2) London an. Beide Typen, von denen rund 7500 bzw. 3200 gestartet wurden, waren für die Bekämpfung von Einzelzielen zu ungenau und konnten daher nur gegen große Städte eingesetzt werden. In London kamen durch Angriffe mit der V1 über 6000 Menschen ums Leben. Mit Arbeiten an dem Projekt Friesenwall sollte die Landung von alliierten Soldaten an der deutschen Nordseeküste verhindert werden. Er wurde jedoch nicht fertiggestellt. Am 21. Oktober eroberten US-Soldaten nach heftigen Kämpfen Aachen als erste deutsche Großstadt. Sie stießen von dort später bis zur Rur vor. Die Schlacht im Hürtgenwald von Oktober 1944 bis Februar 1945 wurde die längste Schlacht, die je auf deutschem Boden stattfand. Insgesamt fielen 35.000 deutsche und US-amerikanische Soldaten. Das stark bewaldete, hügelige Gebiet und das nasskalte Wetter begünstigten die deutschen Verteidiger, sodass die US-Soldaten ihre materielle Überlegenheit nicht ausspielen konnten. Erst im Februar 1945 gelang es der US-Armee, weiter zum Rhein vorzurücken. Auch im Süden, in Lothringen und im Elsass, blieb es bei Teilerfolgen für die Alliierten: die Festung Metz und Straßburg wurden besetzt. Am 16. Dezember eröffneten die Deutschen die Ardennenoffensive, um die Oberhand im Westen zurückzugewinnen. Die Alliierten verloren dabei 76.000, die Deutschen 90.000 Mann. Die Operationsziele der deutschen Angreifer, die Fronten der Alliierten zu spalten, in breiter Front nach Belgien vorzustoßen und den alliierten Nachschubhafen Antwerpen zu besetzen, konnten nach Anfangserfolgen nicht erreicht werden. Walter Model sagte am 23. Dezember zu Albert Speer, die Offensive sei gescheitert. Guderian, Generalstabschef des Heeres, schrieb rückblickend, am 24. Dezember 1944 sei „jedem Soldaten [mit] Augen im Kopf“ das Scheitern klar gewesen. Ende Dezember 1944 erreichten US-Truppen ihre in Bastogne eingekesselten Kameraden. Am 1. Januar 1945 scheiterte das Unternehmen Bodenplatte (ein Überraschungsangriff deutscher Jagdflugzeuge auf 17 Frontflugplätze der Alliierten). Am 3. Januar starteten die Alliierten trotz extremer Kälte eine Offensive, am 8. Januar genehmigte Hitler Model schließlich den Rückzug.

 

Da in der Ardennenoffensive und beim Unternehmen Nordwind (Januar 1945) die letzten nennenswerten deutschen Treibstoffreserven verbraucht wurden, waren danach Heer und besonders die Luftwaffe an allen Kriegsschauplätzen weitgehend bewegungslos, weil ab der zweiten Jahreshälfte 1944 die deutschen Hydrierwerke zur Erzeugung von synthetischen Benzin immer wieder bombardiert wurden. Es nützte daher nichts, dass die deutsche Kriegswirtschaft noch Panzer und Flugzeuge in großen Stückzahlen ausliefern konnte.

 

US-Soldaten an der Ludendorff-Brücke bei Remagen, 8./10. März 1945

Von Bundesarchiv, Bild 173-0422 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5338531

 

Am 7. März 1945 erreichten US-Soldaten südlich des Ruhrgebiets die nicht vollständig zerstörte Brücke bei Remagen, sodass sie einen Brückenkopf auf dem rechtsrheinischen Ufer einrichten konnten. Am 23. März begann die Operation Plunder zur Rheinüberquerung nördlich des Ruhrgebiets bei Wesel mit britischen, US-amerikanischen und kanadischen Soldaten. Die Heeresgruppe B der Wehrmacht unter Feldmarschall Walter Model mit über 320.000 Soldaten – mehr als in Stalingrad – wurde am 1. April im Ruhrkessel eingeschlossen. Damit war der Krieg im Westen, militärisch gesehen, endgültig verloren. Die Heeresgruppe kapitulierte am 18. April, weil zwei Drittel der Soldaten ohne Waffen waren und in hellen Scharen desertierten. Am selben Tag nahmen US-Truppen Magdeburg ein, einen Tag später Leipzig.

 

Während der Besetzung deutscher Städte in Südwestdeutschland durch französische Soldaten kam es, „insbesondere durch eine Minderheit der gefürchteten Kolonialsoldaten aus Nordafrika, zu ausgiebigen Plünderungen und zahlreichen Vergewaltigungen. […] In Freudenstadt, dem schlimmsten Fall, zogen sich die Plünderungen und Vergewaltigungen über drei Tage hin.“ Die französischen Truppen zogen weiter in Richtung Rottweil und Stuttgart. Zugleich rückte die britische Armee vom Niederrhein aus zügig nach Norddeutschland vor.

 

Am 25. April trafen sich US-amerikanische und sowjetische Truppen südlich von Torgau an der Elbe. Damit waren die auf ihrem Heimatboden und in angrenzenden Gebieten kämpfenden deutschen Truppen in zwei voneinander getrennte Kampfräume gespalten. Am 26. April fiel Bremen an die Briten. In rascher Folge nahmen sie Lübeck (2. Mai) und Hamburg (3. Mai) ein, während britisch-kanadische Truppen in Wismar einmarschierten.

 

Am 5. Mai kapitulierte Generaloberst Blaskowitz, dessen Truppen in Holland eingekesselt waren. Während die britischen Einheiten Norddeutschland eroberten, drangen US-Truppen rasch nach Süddeutschland und weiter nach Tirol-Vorarlberg vor, „oft als Befreier begrüßt […]. Viele Soldaten ließen sich einfach überrollen und gefangen nehmen.“ Die Amerikaner besetzten am 30. April München. Stuttgart fiel am 22. April an die französische Armee, die nach Süden bis Vorarlberg vordrang. Die US-Armee traf am 3. Mai am Brennerpass mit ihren Landsleuten zusammen, die von Süden her Oberitalien besetzt hatten.

 

US-amerikanische und sowjetische Truppen bei Torgau an der Elbe, 25. April 1945

 

In Italien wurde Bologna am 21. April von polnischen Truppen besetzt. Benito Mussolini flüchtete am 25. April vor den Alliierten, die am 27. April Genua besetzten, von Salò aus in Richtung Schweiz. Einen Tag später ergriffen italienische Partisanen Mussolini in Dongo und erschossen ihn. Am 2. Mai kapitulierten die deutschen Einheiten in Italien, am selben Tag marschierten britische Truppen in Triest ein.

 

Der Westwall

 

Der Westwall, von den Westalliierten auch Siegfried-Linie genannt (englisch Siegfried Line, französisch Ligne Siegfried), war ein über etwa 630 km verteiltes militärisches Verteidigungssystem entlang der Westgrenze des Deutschen Reiches, das aus über 18.000 Bunkern, Stollen sowie zahllosen Gräben und Panzersperren bestand. Er verlief von Kleve an der niederländischen Grenze in Richtung Süden bis nach Grenzach-Wyhlen an der Schweizer Grenze. Hitler ließ die Anlage, die militärischen und auch propagandistischen Wert hatte, ab 1936 planen und zwischen 1936 und 1940 errichten. Kurz zuvor hatte er in der Rheinlandbesetzung am 7. März 1936 entgegen den Auflagen aus dem Friedensvertrag von Versailles die durch die Folgen des Ersten Weltkriegs vom Reich demilitarisierten Gebiete beiderseits des Rheins von Wehrmachttruppen besetzen lassen.

 

 

Die Rolle des Westwalls zu Beginn des Krieges

Trotz der zu Beginn des Zweiten Weltkrieges am 3. September 1939 erfolgten Kriegserklärung Frankreichs an das Deutsche Reich kam es bis zum Beginn des Westfeldzuges zu keinen größeren Kämpfen am Westwall, dessen deutsches Vorfeld als Rote Zone 1939 evakuiert wurde. Stattdessen verharrten beide Gegner im sogenannten Sitzkrieg, wobei keine Seite die andere angreifen wollte und stattdessen in ihren sicheren Stellungen verharrte. Nach dem Abschluss des Westfeldzugs wurden alle beweglichen Waffen aus den Bunkern des Westwalls entfernt und an anderen Stellen verwendet. Die betonierten Teile ließ man in der Landschaft stehen, wodurch die Anlage innerhalb kürzester Zeit völlig unbrauchbar für die Verteidigung wurde. Stattdessen nutzte man die Bunker als Lagerräume, beispielsweise für landwirtschaftliche Geräte. Auch andere Einrichtungsgegenstände wie zum Beispiel die nicht mehr benötigten Betten wurden aus den Bunkern entfernt und in neu errichtete zivile Luftschutzbunker eingebaut. Die Betten wurden aufgrund ihrer Herkunft oft als „Westwall-Betten“ bezeichnet.

 

Panzersperren des Westwalls in der Eifel

Von Markus Schweiss - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,

https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=64892

 

Reaktivierung des Westwalls 1944

Eine neue Situation entstand mit der Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944, als der Krieg auch im Westen wieder voll losbrach. Am 24. August 1944 erließ Hitler einen Führererlass zum erneuten Ausbau des Westwalls. 20.000 Zwangsarbeiter und Mitglieder des Reichsarbeitsdienstes (kurz RAD) versuchten mit improvisierten Mitteln die Verteidigungsbereitschaft wiederherzustellen, was aber wegen der alliierten Luftüberlegenheit nicht gelang. Schon während dieser Arbeiten stellte sich heraus, dass die Bunker den weiterentwickelten panzerbrechenden Waffen in keiner Weise mehr gewachsen waren. Auch die ortsansässige Bevölkerung wurde für Arbeiten herangezogen, meist zum Bau von Gräben für die Panzerabwehr. Parallel zur Reaktivierung des eigentlichen Westwalls wurden entlang der Grenzen zum besetzten Ausland kleine Ringstände aus Beton errichtet, sogenannte Tobruks. Diese Stände waren im Wesentlichen kleine Schützenlöcher für einen einzelnen Soldaten, wie sie auch in der Maas-Rur-Stellung zum Einsatz kamen.

 

Regelbau 10 des Limesprogramms von der Rückseite aus gesehen

 

 

Kampfhandlungen am Westwall

Die im September 1944 durchgeführte Operation Market Garden der Westalliierten ist im Zusammenhang mit dem Westwall zu sehen. Mit dieser Operation versuchte das alliierte Oberkommando vergeblich, Rheinübergänge in den Niederlanden zu gewinnen, um den Westwall nördlich zu umgehen.

 

Im Oktober 1944 begannen erste Kriegshandlungen vor dem Westwall. Der am stärksten umkämpfte Bereich des Westwalls war die Gegend des Hürtgenwaldes in der Nordeifel, ca. 20 km südöstlich von Aachen gelegen. In dem unübersichtlichen Waldgebiet starben bis Februar 1945 12.000 Wehrmacht-Soldaten und etwa 32.000 US-Soldaten bei der Schlacht im Hürtgenwald. Weiter nördlich gelang es US-Truppen im Oktober 1944 in der Schlacht um Aachen, in die erste Verteidigungslinie des Westwalls einzubrechen und Aachen als erste deutsche Großstadt einzunehmen. Der Durchbruch im Raum Aachen führte zu einem Einbruch in die zweite Stellung des Westwalls auf einer Breite von 40 Kilometern, der im Zuge der Operation Queen im November und Anfang Dezember bis an die Rur vorgetrieben wurde. Eine Überschreitung des Flusses gelang indes nicht, stattdessen bildete sich die lange umkämpfte Rurfront. Erst am 23. Februar 1945 überquerte die 9. US-Armee die Rur (Operation Grenade).

 

 

Elsass/Saarland/Pfalz

Weiter südlich war die Lage wie folgt: im August und September 1944 hatten die alliierten Truppen die Wehrmacht aus großen Teilen Frankreichs herausgedrängt; ihnen war ein blitzkriegartiger Vormarsch gelungen. Dieser kam Mitte September an der belgisch-niederländischen und belgisch-deutschen Grenze sowie an der Mosel und deren Nebenflüssen zum Stehen. Das hatte verschiedene Gründe; unter anderem waren durch den Vormarsch die alliierten Nachschublinien immer länger geworden. Alliierte Truppen standen nun also vor Teilen des südlichen Westwalls.

 

Amerikanische Soldaten durchqueren den Westwall

 

Da SHAEF zunächst mit dem Rheindelta und mit Aachen andere Schwerpunkte verfolgte, gab es im September und Oktober 1944 nur örtliche Kampfhandlungen. Auf Drängen Frankreichs und aufgrund der Hoffnung, hier aus der Bewegung in den Westwall einzubrechen und hohe Verluste wie in den vorangegangenen Kämpfen zu vermeiden, entschloss sich SHAEF dennoch zu einer Offensive in diesem Abschnitt. Von Mitte November bis Mitte Dezember 1944 konnten alliierte Truppen große Teile des Elsasses und Lothringens unter ihre Kontrolle bringen. Am 12. November 1944 trat die 6. US-Heeresgruppe im Zusammenwirken mit der 3. US-Armee zur Offensive beiderseits der Vogesen an. Die alliierten Armeen durchbrachen die Zaberner Steige und die Burgundische Pforte und erreichten den Oberrhein am 19. November bei Mülhausen und am 23. November bei Straßburg. Am 16. Dezember 1944 begann die Wehrmacht aus der Deckung des Westwalls heraus die Ardennenoffensive, und zwar in der Gegend zwischen Monschau und dem luxemburgischen Echternach. Diese – die Alliierten überraschende – Offensive brachte nur kurzfristige deutsche Geländegewinne, kostete viele Menschenleben und hatte keinen Einfluss auf den Kriegsausgang. Sie wird oft als letzte Offensive an der Westfront bezeichnet; tatsächlich war sie die vorletzte und das Unternehmen Nordwind (siehe unten) die letzte.

 

Auch an anderen Stellen wurde am Westwall schwer gekämpft. Die Besatzungen vieler Bunker verweigerten aus Angst vor den deutschen Standgerichten die kampflose Übergabe. Viele deutsche Soldaten bezahlten diese Entscheidung mit ihrem Leben, da vor allem die Gruppenunterstände keinerlei Schutz vor den Waffen der Angreifer boten. Vom 31. Dezember 1944 bis 25. Januar 1945 versuchte die Wehrmacht im Unternehmen Nordwind eine weitere Offensive. Ein wesentlicher Teil der Kampfhandlungen fand vom 8. bis 20. Januar 1945 im Raum zwischen Hagenau und Weißenburg statt; Kämpfe am Vogesenkamm und um einen neugebildeten Brückenkopf am Oberrhein bestimmten die Ereignisse deutlich stärker. Die Schlacht endete nach dem Rückzug der amerikanischen Truppen auf die Moder-Linie nahe Hagenau und ihrem Abwehrerfolg gegen die letzten deutschen Angriffe am 25. Januar. Im Frühjahr 1945 fielen die letzten Westwallbunker an der Saar und im vorderen Hunsrück, wie beispielsweise die Bunkerkette von Osburg-Neuhaus.

 

Besichtigung der „Siegfried-Linie“ bei Aachen durch den britischen Premierminister Winston Churchill am 4. März 1945

 

 

Aachen 2. – 21. Oktober 1944

 

Die Schlacht um Aachen fand im Oktober 1944 in der Stadt Aachen im Verlauf des Zweiten Weltkriegs statt. Während der Kämpfe lebten dort noch 20.000 von ursprünglich 160.000 Einwohnern (1939). Die Stadt wurde von Soldaten der Wehrmacht verteidigt. Ab dem 12. Oktober war Oberst Gerhard Wilck ihr Kommandant.

 

Soldaten der US Army (2. Bataillon, 26. Infanterieregiment) in den Straßen Aachens, 15. Oktober 1944

Aachen ist die am weitesten westlich gelegene Großstadt Deutschlands. Sie war und ist als Kaiserstadt Karls des Großen sowie Krönungsort der deutschen Kaiser von hoher kultureller Bedeutung. In militärischer Hinsicht spielte die Stadt jedoch keine große Rolle, da die Hauptkampflinie am Westwall (bei den Alliierten auch unter dem Namen Siegfried-Linie bekannt) östlich der Stadt verlief und Aachen nur durch schwache Befestigungen in diese integriert war. Folglich stellte das große bebaute Gebiet Aachens für die alliierten Streitkräfte vor allem ein Hindernis dar, das sie schnellstmöglich umgehen wollten, um weiter östlich den Westwall angreifen bzw. durchstoßen zu können. Auch die verteidigenden deutschen Kräfte waren relativ schwach. Die alliierten Kräfte, die an der Schlacht um Aachen beteiligt waren, bestanden aus dem amerikanischen VII Corps und dem XIX Corps, die auf beiden Seiten der Stadt angriffen. Auf deutscher Seite lag Aachen im Verteidigungsraum des LXXXI. Armeekorps mit vier schwachen Divisionen von zusammen etwa 18.000 Mann und der Garnisonstruppe in Aachen unter Oberst Maximilian Leyherr. Dieser wurde am 12. Oktober durch Oberst Gerhard Wilck abgelöst; Hitler teilte Wilck etwa 5.000 Soldaten des Volkssturms zu.

 

Nach der Verfolgung der deutschen Truppen durch Frankreich hindurch überschritt das VII Corps am 12. September 1944 die deutsche Grenze und stieß bis zum 15. September südlich von Aachen auf den Westwall vor, bis schwieriges Gelände und wachsender Widerstand der Wehrmacht den Vorstoß im Raum Stolberg zum Stehen brachten. Dabei wurden starke Stellungen im Süden Aachens umgangen. Bereits am 14. September 1944 hatten die US-amerikanische Einheiten den im Süden gelegenen Ortsteil Kornelimünster eingenommen, ohne dass es dort zu größeren Zerstörungen gekommen war. Nördlich des VII Corps operierte das XIX Corps, das jedoch einige Tage zurückgefallen war und am 20. September zum Angriff auf den Westwall nördlich Aachen antreten sollte. Die überdehnten Nachschublinien verzögerten allerdings einen Angriff bis zum 2. Oktober, da die Streitkräfte immer noch von den Häfen in Cherbourg und der Normandie versorgt wurden (der Hafen Antwerpen war zwar in alliierter Hand; er konnte aber erst nach der Schlacht an der Scheldemündung genutzt werden). Die Häfen der Kanalküste waren zu „Festungen“ erklärt worden und noch von deutschen Garnisonen besetzt.

 

Anfang Oktober begannen die 30. US-Infanteriedivision (XIX Corps) und das 18. Infanterieregiment der 1. US-Infanteriedivision (VII Corps), Aachen in einem Zangenangriff einzuschließen. Während das 18. Infanterieregiment bereits am 8. Oktober seine Operationsziele im Raum Verlautenheide/Haaren östlich Aachens erreichte, benötigte die 30. US-Infanteriedivision bis zum 16. Oktober, um ihr Angriffsziel im Raum Würselen zu erreichen und damit den Ring um Aachen zu schließen. Beide Zangenarme hatten sich gegen ausgebaute deutsche Stellungen, erbitterten Widerstand und wiederholte Gegenangriffe durchzusetzen. Hier, nicht in Aachen selbst, lag der Schwerpunkt der Kampfhandlungen, in denen deutsche Reserven immer wieder versuchten, Aachen zu entsetzen. Am 10. Oktober wurde der Besatzung von Aachen ein Kapitulationsangebot unterbreitet. Als dieses auslief, wurde die Stadt durch Artillerie und Luftstreitkräfte bombardiert. Insbesondere erfolgten demoralisierende stundenlange Einsätze von US-Jagdbombern des Typs P-47 „Thunderbolt“.

Die Abbildung des Kriegsgefangenenzuges deutscher Soldaten in Aachen wurde vom Hohenzollernplatz die Josef-Von-Görres-Str. hinunter Richtung heutigem Europaplatz aufgenommen.

 

Am 12. Oktober ersetzte Hitler Maximilian Leyherr, der bis dahin Stadtkommandant gewesen war, durch Oberst Gerhard Wilck. Wilck wurde auf unbedingtes Halten „bis zum letzten Mann“ verpflichtet. Das entsprach dem Befehl Hitlers, wonach es für die Verteidiger deutscher Städte und Dörfer nur „Halten der Stellung oder Vernichtung“ gab. Generalfeldmarschall von Rundstedt erinnerte die Verteidiger Aachens mehrmals an diesen Befehl. Wilck wusste allerdings sehr gut, dass sein Aushalten in Aachen militärisch sinnlos war.

 

Ein Sturmangriff auf Aachen erfolgte zunächst nicht, da sich die beiden US-Divisionen gegen schwere deutsche Gegenangriffe wehren mussten, die bis zum 19. Oktober andauerten. Am 12. Oktober griff das 26. Infanterieregiment der 1. US-Infanteriedivision die Innenstadt von Aachen direkt an. Ein Bataillon des Regiments besetzte die Fabrikanlagen im Nordosten der Stadt, zwei weitere Bataillone starteten am 13. und 14. Oktober einen Angriff in Richtung des Lousbergs, an dessen Fuß sich in einem Luftschutzbunker das Hauptquartier der eingeschlossenen Aachener Verteidigungskräfte befand. Es gelang auch die Besetzung einer anderen wichtigen Erhebung im Norden (Stadtgarten), die den US-Truppen Überblick über die Stadt bot. Am 15. Oktober wurde dem 26. Infanterieregiment ein weiteres Bataillon zugeteilt, um die eroberten Stadtteile zu besetzen. Kurz darauf wurde eine gemischte Task-Force aus einem Panzer- und einem Infanteriebataillon eingesetzt, die bis zum 19. Oktober das Angriffsziel nach schweren Kämpfen nehmen konnte. Am 21. Oktober um 12:05 Uhr kapitulierte Oberst Wilck und ging mit 3.473 Mann in Gefangenschaft, nachdem US-Truppen zu seinem Befehlsstand durchgebrochen waren. Insgesamt gingen fast 12.000 deutsche Soldaten in Gefangenschaft. Laut den Berichten des Reichspropaganda-ministeriums fand das Schicksal Aachens in allen Teilen des Reiches starke Beachtung. Wilck ließ vor der Kapitulation noch heroische Funksprüche senden.

 

Die Schlacht im Hürtgenwald,

6. Oktober 1944 bis 10. Februar 1945

 

Die Schlacht im Hürtgenwald fand während des Zweiten Weltkrieges von Oktober 1944 bis Februar 1945 im Gebiet der Nordeifel (südöstlich von Aachen) statt. Es gab drei Abwehrschlachten zwischen der Wehrmacht und der angreifenden US Army. Die Waldkämpfe um den Hürtgenwald zählen zu den schwersten Kämpfen der US Army im Zweiten Weltkrieg überhaupt. Diese Waldkämpfe gelten als die ersten Gefechte der US-Army in dieser Art von Gelände. Einzelne Aspekte wurden unter anderem von Heinrich Böll, Kurt Vonnegut und Steffen Kopetzky literarisch verarbeitet. In der amerikanischen Erinnerungskultur spielt diese Schlacht, an der auch Ernest Hemingway und Jerome D. Salinger teilnahmen, eine wesentliche Rolle. Sie gilt nach der Schlacht um Aachen als erste größere Feldschlacht von US-Truppen auf deutschem Boden, wurde als längste Schlacht der US Army allgemein bezeichnet und hinsichtlich der Totenzahlen mit der Schlacht von Gettysburg verglichen.

 

Militärisch betrachtet war der Versuch der Durchquerung der Eifel ein Desaster. Er ist rückblickend schwer verständlich: die US-Army hätte das Gebiet leicht umgehen können. Die Topographie war günstig für die deutsche Wehrmacht. Ein effektiver Einsatz von gepanzerten Truppenteilen war für die Angreifer in den dichten Wäldern und auf den engen und steilen Wegen mitunter nur sehr schwer möglich; stellenweise mussten Wege durch Sprengungen verbreitert werden, wie z. B. auf dem "Kall Trail". Der Pfad war in den Karten der Planungsstäbe als für LKW und Panzer nutzbarer Weg eingezeichnet und wurde, ohne Inaugenscheinnahme vor Ort, von den Planern der US-Armee als Hauptnachschubweg festgelegt, was bereits in der Anfangsphase der Operation massive Probleme bei der Nachschubversorgung und der Truppenzuführung verursachte. In den Generalstabslehrgängen der US-Armee wird diese Schlacht als „Verdun in der Eifel“ und als „größtes Desaster von amerikanischen Truppen im Zweiten Weltkrieg“ behandelt. In einigen militärischen Betrachtungen wird der Kampf im Hürtgenwald als eine Vorwegnahme der späteren Kämpfe in Vietnam betrachtet, bei denen eine mechanisierte Armee versuchte in Infanteriegeländen zu kämpfen.

 

Von Kernec, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6197222

 

 

 

Ort der Schlacht war der Hürtgenwald, ein 140 km² großes Waldplateau nordöstlich der belgisch-deutschen Grenze, südlich der Linie Aachen–Düren und westlich der Rur gelegen. Es besteht aus den Forsten Merode, Wenau, Hürtgen und Roetgen mit dichten Wäldern, unbewaldeten Hügeln, tiefen Taleinschnitten und dünner Besiedlung.

 

Nach der Landung in der Normandie am D-Day (6. Juni 1944) kämpften die westlichen Alliierten im Rahmen der Operation Overlord darum, dort eine feste Basis aufzubauen und die Deutschen aus Nordfrankreich zurückzudrängen. Zunächst konnten die Alliierten nur geringe Geländegewinne erzielen. Mit der Operation Cobra (auch als „Durchbruch bei Avranches“ bezeichnet; 24. Juli bis zum 4. August 1944) gelang es, die deutschen Stellungen im Westen des Invasionsgebietes zu durchbrechen. In dem folgenden motorisierten Bewegungskrieg in Nordfrankreich konnten durch das unerwartet schnelle Vorrücken der alliierten Streitkräfte diese den dafür notwendigen Nachschub nicht mehr sicherstellen und der Vormarsch geriet im Raum Aachen vor dem Westwall ins Stocken. Das gab den Deutschen die Gelegenheit, ihre schwer angeschlagenen Truppen zu reorganisieren und Verteidigungsstellungen zu errichten. Die Alliierten wollten zwischen Aachen und Monschau in einem Waldgebiet bei Hürtgen (heute Gemeinde Hürtgenwald im Kreis Düren) durchbrechen und den entlang der Rurfront in der Jülicher Börde stehenden deutschen Verbänden in die Flanke fallen, um ihren Truppen auf dem Weg zum Rhein dort den Stellungskrieg zu ersparen. Sie fürchteten auch eine Überflutung durch Sprengung der Rurtalsperre und Flankenangriffe aus der Eifel bei ihrem Vorstoß zum Rhein. Deshalb versuchten sie einen Angriff durch die Bergregion, ohne sich über die Gegebenheiten in diesem unwegsamen Gelände im Klaren zu sein.

 

Ein amerikanisches Halbkettenfahrzeug bahnt sich den Weg durch die schlammigen Straßen des Hürtgenwalds

 

Die deutsche Abwehr verfolgte zwei Ziele: Um einen befürchteten amerikanischen Durchbruch in der Jülicher Börde zu verzögern und einen Flankenangriff auf die entlang der Rurfront stehenden deutschen Verbände zu verhindern, sollten das Gebiet und der Zugang zur Rurtalsperre wegen der Überflutungsmöglichkeit verteidigt werden. So sollte ein alliierter Durchbruch zum Rhein unterbunden werden. Zudem wurde die Eifel als Aufmarschgebiet für die Ardennenoffensive benötigt, die Mitte Dezember 1944 beginnen sollte. Die Region musste deshalb in deutscher Hand bleiben, wollte man nicht die Geheimhaltung aufs Spiel setzen und sich der Gefahr von Flankenangriffen aussetzen. Der Hürtgenwald konnte wegen des bergigen Geländes gut verteidigt werden.

 

 

Kampfhandlungen

Am Vormittag des 6. Oktober 1944 begann der Vormarsch der zur 1. US-Armee gehörenden 9. US-Infanteriedivision unter dem Oberbefehl des V. US-Corps gegen die deutsche 275. Infanterie-Division auf der gesamten Breite des Angriffsgeländes. In diesem Waldgebiet gelang es jedoch kaum, Ziele für die alliierte Artillerie und Luftwaffe auszumachen. Größtenteils machte das Gelände den Einsatz schwerer Fahrzeuge unmöglich, weil die wenigen Wege für schwere Fahrzeuge kaum oder gar nicht geeignet waren. Weitere Probleme für die US-Truppen waren die genaue Ortskenntnis der Wehrmacht und deren sorgfältige Vorbereitungen von Feuerplänen und -stellungen für Artillerie, Mörser und MGs. Die Verteidiger waren durch das bergige und waldige Gelände im Vorteil, das die amerikanische Überlegenheit an Kriegsgerät weniger zur Geltung kommen ließ; außerdem standen ihnen die Befestigungen des Westwalls zur Verfügung. Der in den späten 1930er Jahren erbaute Westwall war zwar vielerorts verfallen und entwaffnet; das unübersichtliche deutsche Stellungssystem bot aber gute Verteidigungsmöglichkeiten und war ein schweres Hindernis für Angreifer. Das unebene und stark bewaldete Gelände begünstigte Infiltrationstaktiken und erschwerte den Aufbau einer zusammenhängenden Front. Die US-Truppen litten außerdem darunter, dass ihre Mörsergruppen Lichtungen zum Aufbau von Feuerstellungen benötigten, die es vielerorts einfach nicht gab; ihren Infanteristen fehlte oft die Unterstützung durch Mörser.

 

Ein Bauernhaus an der Hauptroute durch Hürtgen diente als Unterkunft für die HQ Company, 121st Infantry Regiment, 8th Infantry Division, XIX Corps, 9th US Army, wie auf der Stoßstange des Jeeps angegeben. Sie gaben ihm den Spitznamen "Hürtgen Hotel".

Die US-Soldaten waren dazu gezwungen, einen Grabenkrieg zu führen, der für beide Seiten sehr kräftezehrend war. Dabei wirkte sich erschwerend aus, dass die Amerikaner praktisch keine Erfahrung im Gebirgs- und Kleinkrieg besaßen, während die Deutschen durch die Erfahrungen der vergangenen Kriegsjahre damit vertraut waren. Viele ältere Offiziere hatten auch noch Erfahrungen aus dem Stellungskrieg im Ersten Weltkrieg. Im Wald- und Bergland gab es nur wenig Ansatzpunkte für die Luftwaffe und gepanzerte Fahrzeuge, so dass die Infanterie die Hauptlast der Kämpfe trug. Die Deutschen verwandelten den dichten Wald mit unzähligen Schützenlöchern, Gräben und dem massiven Einsatz von Minen in eine Festung; in den Bäumen versteckte Scharfschützen („Baumschützen“) forderten einen stetigen Blutzoll. Baumkrepierer (d. h. Artilleriegranaten, die so eingestellt wurden, dass sie in Baumwipfelhöhe detonierten und somit den Boden noch zusätzlich mit Holzsplittern übersäten) erwiesen sich als sehr gefährlich für die ohne ausreichende Deckung vorgehenden Angreifer.

---ENDE DER LESEPROBE---