Die Liegenden - Michele Serra - E-Book

Die Liegenden E-Book

Michele Serra

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Beschreibung

Eine neue Spezies wächst heran: Die Liegenden. Verwundert beobachtet ein Vater seinen 18-jährigen Sohn. Er lebt auf dem Sofa, online verbunden mit aller Welt – außer mit seinem Erzeuger. Sein Vater schaut über den Abgrund zwischen den Generationen und fragt sich: Wer bin ich? Und wer ist der Alien dort drüben?

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Seitenzahl: 118

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Michele Serra

Die Liegenden

Aus dem Italienischen vonJulika Brandestini

Titel der 2013 bei Giangiacomo Feltrinelli Editore, Mailand,

erschienenen Originalausgabe: ›Gli sdraiati‹

Copyright ©2013 by

Giangiacomo Feltrinelli Editore, Mailand

Die deutsche Erstausgabe erschien 2014 im Diogenes Verlag

Covermotiv: Illustration von Kobi Benezri

Alle deutschen Rechte vorbehalten

Copyright ©2016

Diogenes Verlag AG Zürich

www.diogenes.ch

ISBN Buchausgabe 978 3 257 24352 9 (1. Auflage)

ISBN eBook 978 3 257 60446 7

Die grauen Zahlen im Text entsprechen den Seitenzahlen der im Impressum genannten Buchausgabe.

[5] Für Teresa und GiovanniFür Tommaso und Federico

[7] 1

Wo zum Teufel treibst du dich rum?

Ich hab dich schon mindestens vier Mal angerufen, aber du hebst nicht ab. Dein Handy klingelt vor sich hin wie bei untreuen Ehemännern und beleidigten Geliebten. Jedes Tuten signalisiert aktive Verweigerung oder lässige Zerstreutheit, und ich weiß nicht, welches der beiden »Ich gehe nicht ran« verletzender ist.

Ganz zu schweigen von meiner Sorge, wenn ich dich nicht erreiche, was beinahe immer der Fall ist. Ich habe gelernt, sie als meine Schwäche zu betrachten, nicht länger als deinen Fehler. Doch das macht sie nicht weniger qualvoll. Jede Krankenwagensirene, jeder Bericht über einen Todesfall in den Nachrichten ist Öl ins Feuer meiner Ängste. Ich sehe zerschmetterte Motorroller, blutige Schlägereien, Opfer tödlicher Überdosis, Ordnungskräfte, die illegale Partys räumen. Mit selbstquälerischer Getriebenheit lese ich die fürchterlichen Schlagzeilen über deinesgleichen, zertrampelt im [8] Gedränge von Rave-Partys, dahingerafft von Chemiecocktails, abgestochen bei nächtlichen Randalen auf anonymen Diskoparkplätzen, totgetreten von Polizisten, die ihrer Uniform nicht würdig sind.

Eine unerwartete mütterliche Fürsorglichkeit untergräbt meine männliche Selbstsicherheit. Offenbar vereine ich beide Schwächen in mir: die Überängstlichkeit der Mutter und das Bedürfnis des Vaters nach Konsequenz. Ich stelle mir vor, wie ich dich rette und gleichzeitig ausschimpfe, eine schizophrene Karikatur von Autorität.

(Autorität: zu diesem Begriff veranstalte ich seit deiner Geburt ebenso hochtrabende wie ergebnislose Konferenzen. Jeder der Redner hat mein Gesicht, es ist eine Versammlung meiner geistigen Scherben, die ihre verlorene Einheit suchen, und jeder schimpft den anderen einen Dummkopf. Der Titel dieser seltsamen Zusammenkünfte müsste lauten: »Wie oft hätte ich dich in den Arm nehmen sollen, anstatt dich zum Teufel zu jagen. Und wie oft hätte ich dich zum Teufel jagen sollen, anstatt dich in den Arm zu nehmen.«)

Das Einzige, was ich sicher weiß, ist, dass du in diesem Haus ein und aus gehst. Die Spuren deiner Anwesenheit sind unverkennbar. Der Kelimteppich [9] am Eingang ist ein kleines Gebirge aus Falten und Mulden. Das ehrbare Rechteck, um das man beim Betreten und Verlassen der Wohnung nicht herumkommt, ist entstellt vom Abdruck deiner riesigen Schuhe; jede Überquerung bringt eine Veränderung der ursprünglichen Form. Jahrhundertealte Handwerkskunst Dutzender Völker, kaukasischer maghrebinischer persischer indischer, wird von dir mit Füßen getreten.

Mindestens drei der vier Ecken sind nach oben gebogen, und zwei große, schräg zueinander verlaufende, wellenförmige Erhebungen verleihen dem Teppich das natürliche Profil der Erdkruste. In der kalten Jahreszeit entstehen auf dem streng geometrischen Muster des Kelims aus Schlammspuren und trockenem Laub gewagte Variationen von Land Art. Im Sommer ist die Verheerung geringer, im Vergleich zu ihrem winterlichen Triumphzug weniger eindrucksvoll. Das Schuhwerk, das seine zerstörerische Spur hinterlässt, ist immer dasselbe: Du und deine Clique habt Sandalen und Mokassins abgeschworen und tragt jahraus, jahrein diese Schiffe aus gepolstertem Kunstleder, im Schneematsch wie im glühenden Sand. Für euch hat der Lauf der Erde um die Sonne keine Bedeutung, ihr tragt immer dasselbe, ob ein Blizzard tobt oder die Sonne auf den Schädel brennt; Wetter ist nur ein [10] belangloses Detail, das euch nicht kratzt in eurem Kokon.

Das Spülbecken in der Küche steht voll mit schmutzigem Geschirr. Saucenkleckse, bei diversen Kochgängen in die Platten eingebrannt, bedecken den Herd. Das ist der Normalzustand, und dann gibt es noch die Ausnahmen (die in fröhlicher Abfolge variieren) wie die verkohlte Pfanne, den abgebrochenen Henkel des Nudelsiebs, die Auflaufform mit einem Rest Makkaroni, die auf der Arbeitsfläche neben dem Kühlschrank vor sich hin schimmeln. Ein Handgriff, und sie wären gerettet, doch deine Meisterschaft, die Entropie der Welt voranzutreiben, besteht in genau diesem winzigen, kaum wahrnehmbaren Unterschied zwischen Tun und Nicht-Tun. Obwohl es eine Kleinigkeit wäre, den Kreis zu schließen, lässt du ihn offen. Du bist ein Perfektionist der Nachlässigkeit.

In der ganzen Wohnung stehen Aschenbecher herum, die vor Kippen überquellen. Ich hoffe, es sind nicht nur deine. Hie und da haben sich rebellische Einheiten aus den kleinen Haufen gelöst und sind über den Tisch zu Boden gerollt. Reste von Asche zieren insbesondere das Sofa, deinen bevorzugten Aufenthaltsort. Du lebst in der Horizontalen. Außer in der Küche, wo der Geruch nach ranzigem [11] Fett alles überlagert, wird die Wohnung vom Gestank nach kalten Zigarettenstummeln beherrscht, und sogar einem Raucher wie mir fällt es schwer, diesen tödlichen Dunst als Überrest eines Genusses zu betrachten. Der unverbesserlichste Nikotinjunkie müsste zweimal pro Woche hierhergebracht werden, um mit dem letzten Rest seiner Lungen diese verbrannte, stickige Luft zu atmen. Er würde geheilt.

In dieser dreckstarrenden, lichtarmen Umgebung leuchtet der weiße Fleck unter der Kaffeemaschine wie ein Heiligenschein. Er ist aus Zucker. Du findest es wohl spießig, mit dem Löffel ins Innere der Tasse zu zielen, und so verstreust du mannhaft, mit der großzügigen, kraftvollen Geste des Sämannes, deinen Zucker. Wenn man die Tasse dann anhebt, bleibt in der Mitte ein kleiner kreisrunder Abdruck zurück, und darum herum ein Kranz aus Zucker. Ich habe diesen Fleck liebgewonnen, beinahe so sehr wie die Ameisen, die von Zeit zu Zeit in Reih und Glied antreten, um dieses zufällig entstandene Gestirn heimzusuchen.

Auf dem Boden im Bad liegen lauter nasse Handtücher. Ein Handtuch auf den Handtuchhalter zu hängen ist eine Betätigung, die dir unverständlich [12] scheinen muss, wie all die Betätigungen, die mit dem Schließen des Kreises zu tun haben. Wie eine Schublade wieder zu schließen, die du geöffnet hast, oder eine Schranktür. Wie auch deine Kleidungsstücke vom Boden aufzuheben und zusammenzulegen, deine Sweatshirts, die aussehen wie von einem Körper getragen, der aus nichts als Ellbogen besteht, ausgebeult auch an Stellen, die keinerlei Grund haben, es zu sein, und in denen noch das T-Shirt steckt, das du stets zusammen mit dem, was du darüber trägst, abstreifst. Deinen Oberkörper bedeckt ein einziges, vielschichtiges Kleidungsstück, das du beim Anziehen komponierst und beim Ausziehen nicht wieder in seine Einzelteile zerlegst.

Überall liegen verkrumpelte, schmutzige Socken, Tausende. Millionen. Da sie leicht sind und wenig Platz einnehmen, landen sie nicht nur auf dem Boden. Auch in den Regalen und auf den Ablagen, wie kleine Ballons, die ein geheimnisvolles Gas in jeden Winkel der Wohnung getrieben hat.

Irgendein Elektrogerät lässt du immer eingeschaltet. Auf den Wänden der dunklen Wohnung liegt stets der diffuse Widerschein von Kontrolllämpchen, LEDs und surrenden Bildschirmen – wie von der ersterbenden Glut eines Landhauskamins. Auf [13] dem Fernseher in deinem Zimmer läuft oft auch in deiner Abwesenheit eine dieser amerikanischen Zeichentrick-Satire-Serien (Family Guy oder Die Simpsons), die das Konsumdenken aufs Korn nehmen. Oder der heißgelaufene Computer lädt, auf dem Bett liegend, Musik herunter (umsonst habe ich versucht, dich glauben zu machen, das sei gefährlich, weil du damit das Haus abfackeln könntest. Aus solch erbärmlichen Kniffen besteht meine Autorität).

Alles bleibt an, nichts wird ausgeschaltet. Alles steht offen, nichts wird geschlossen. Alles wird angefangen, und nichts beendet.

Du bist der perfekte Konsument. Der Traum eines jeden Despoten oder Funktionärs der gegenwärtigen Diktatur, deren wahnsinniges Bollwerk darauf baut, dass jeder Einzelne mehr verbrennt, als ihn wärmt, mehr isst, als ihn sättigt, mehr beleuchtet, als er ansehen kann, mehr raucht, als er rauchen kann, mehr kauft, als ihn zufriedenstellt.

[14] 2

Aller Voraussicht nach wird in der westlichen Welt die dominierende Klasse ab Mitte des Jahrhunderts die der Alten sein. Sollten zwischendurch keine Invasionen armer Völker auftreten (arm und jung werden dann, nein, sind es bereits, synonyme Begriffe), machen zukünftig die Menschen ab fünfundsiebzig aufwärts mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus. Ich betone noch einmal: mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Milliarden von klappernden Gebissen werden den Takt der verbleibenden Zeit angeben, Milliarden von Windeln die letzten Wassertropfen ausgetrockneter Körper aufnehmen. Eine vollkommen ausgelaugte und isolierte Menschheit wird versuchen, ihre Macht über die Grenze jeglicher Logik hinaus zu erhalten. Mit einiger Wahrscheinlichkeit werde ich Teil des Ganzen sein, wenn ich meine Arterien in Ordnung halte, das Trinken und das Rauchen aufgebe, keinen Käse mehr esse. Aber werde ich, zusammen mit anderen lebenden Kadavern wie mir [15] selbst, im Park Tai-Chi machen können, ohne dass mir ein Scharfschütze von der Jugendlichen Befreiungsfront vom nächsten Dach aus eine Kugel in den Kopf jagt? Und so mit einem einzigen gutgezielten Schuss meinem – und vor allem seinem eigenen – Leiden ein Ende bereitet?

Diese spektakuläre Kriegsvision, hier nur leicht skizziert, ist eine der vielen spannenden Episoden des Letzten Großen Krieges, dem zwischen den Alten und den Jungen, der titelgebend ist für einen fulminanten, ultimativen Roman, an dem ich seit langem arbeite: Der Letzte Große Krieg. Mindestens zwei Bände. Von mehr als Tolstoi’scher Breite. Natürlich verlangt die endgültige Ausarbeitung eine sprachliche Reife, die man erst im Alter hat. Ich werde den Roman zwischen neunzig und fünfundneunzig schreiben, verbarrikadiert in einem strengbewachten Resort zusammen mit anderen vermögenden Todgeweihten wie mir, verteidigt durch bewaffnete superjunge asiatische oder afrikanische Söldner, die extrem gut dafür bezahlt werden, dass sie auf ihre Altersgenossen schießen und uns obszöne Todgeweihte beschützen. Bisher habe ich nur Notizen gemacht, einige Kapitel angelegt, an den Charakteren gearbeitet. Wenn du willst, gebe ich dir eines Tages mal etwas zu lesen.

[16] Ich weiß noch nicht, ob ich die Alten oder die Jungen gewinnen lasse. Jeder Sieg hat sein Für und Wider, ich meine vom erzählerischen Standpunkt aus, denn vom biologischen Standpunkt gibt es keine Zweifel: Entweder gewinnt die Jugend, oder die gesamte Menschheit geht den Bach runter, zusammen mit der prächtigen Schleppe ihrer Kultur. Darüber hinaus ist es wahrscheinlich, ausgesprochen wahrscheinlich, dass ein fünfundneunzigjähriger Autor (so alt werde ich sein, wenn Der Letzte Große Krieg mit großem Tamtam erscheint) für das Überleben der Alten Partei ergreift, das aber heuchlerisch verschleiert, auch um die Leser und vor allem die Leserinnen nicht vor den Kopf zu stoßen, denen, wie jeder weiß, per definitionem das Fortbestehen der Spezies am Herzen liegt.

Der Held meines Buches soll deshalb zwei Aspekte in sich vereinen: sowohl die überlegene Weitsichtigkeit der Alten – das heißt, die des Autors selbst – als auch den Anspruch auf die diffuse, aber im Grunde zulässige Perspektive, die wir »Zukunft der Menschheit« nennen.

In einem Wort, der Held kann nichts anderes sein als ein Verräter. Er heißt Brenno Alzheimer (der Name steht noch nicht fest, ich fürchte, er ist vielleicht etwas zu karikaturistisch; denn Der Letzte Große Krieg, so viel sei gesagt, wird ein [17] tragisches historisches Fresko). Er ist einer der Anführer der Alten, ein tatteriger, allseits respektierter Intellektueller. Doch er sympathisiert mit dem Feind, und im Geheimen arbeitet er für die Jungen, bis er schließlich der Sache sogar sein Leben opfert. Er fliegt auf, wird zum Tod durch Erschießen verurteilt, kann sich der Vollstreckung jedoch entziehen, indem er seine Medikamente gegen Bluthochdruck absetzt und vorzeitig dahinscheidet.

Brenno Alzheimer bin natürlich ich.

[18] 3

Heute bist du zusammen mit dem Rest der Stadt erwacht. Beim Anschwellen des menschlichen Konzerts (dem Dröhnen des Verkehrs, dem Rasseln der Rollgitter, dem Klackern der Schritte). Wenn die Menschen zur Arbeit gehen, die Kinder zur Schule, scheint alles neu und unberührt, alle sind Teil eines einzigen Rhythmus, Mitglieder einer einzigen Gemeinschaft.

Schade, dass die Stadt in deinem Fall Anchorage heißt.

Es ist sieben Uhr abends. Es wird dunkel. Für alle anderen naht die Stunde des Abendessens. Nicht für dich und deinesgleichen. Für euch naht oder flieht überhaupt keine Stunde. Weder die soziale Zeit – die der Uhren, der menschlichen Abmachungen – noch die natürliche – der Wechsel von Tag und Nacht, welcher der Welt den Rhythmus vorgibt und das Leben der Tiere und Pflanzen regelt, der Zeugnis ablegt für die Bewegung des [19] Universums bis in die engsten Windungen unseres Lebensraumes hinein – scheint auf den Gang eures Lebens Einfluss zu nehmen.

[20] 4

Du schläfst. In deiner üblichen Position, auf dem Sofa, in Unterwäsche, vor dem eingeschalteten Fernseher. Ich schalte ihn aus. Das nun plötzlich stille Zimmer liegt in das sanfte Licht eines Herbstnachmittags getaucht. Dein Profil, nun schon beinahe das eines Erwachsenen, scheint etwas Zögerndes zu haben, als wollte das Kind, das du einmal warst, es noch nicht ganz freigeben. Dein lässig hingefläzter Körper steht im Widerspruch zu deinem unversehrten Gesicht, deinen makellosen Zügen. Dein Atem ist leicht, deine Stirn glatt, die Lider zart und unberührt wie ein nie aufgeschlagenes Buch. Wer weiß, vielleicht ist dies – genau dies – der letzte Augenblick deiner Kindheit. Das kindliche Leuchten wird verschwinden und im Lauf der Jahre immer seltener hervortreten, bis es im Alter nur noch sporadisch die Spuren seines Ursprungs verrät. Im Moment haben die Züge deines schlafenden Gesichts etwas Reines, das nie wiederkehren wird. Dein endgültiger Abschied von [21] den (wenigen) Jahren der Unschuld ist schon darin enthalten.

Wie leicht war es, dich zu lieben, als du klein warst. Wie schwer, es weiter zu tun, jetzt, da wir etwa die gleiche Statur und Größe haben, deine Stimme der meinen ähnelt, dieselben tiefen Töne und Lautstärken hervorbringt.

Die natürliche Liebe, die man einem kleinen Kind entgegenbringt, ist kein Verdienst. Es braucht dazu nichts weiter als Instinkt. Auch Idioten und Zyniker sind dazu fähig. (Eine erstgebärende Hündin ist vollkommen unerfahren, doch sie reißt mit den Zähnen die Fruchtblase auf, leckt den Welpen die Schnauze, um ihnen das Atmen zu erleichtern, lässt sie an ihre Zitzen und ergibt sich dem besessenen Saugen von sechs oder acht Lebensräubern.) Erst Jahre später, wenn dein Kind (der hilflose Engel, der dir gottähnliche Gefühle verschaffte, weil du ihm Nahrung und Schutz botest – es gefiel dir, dich stark und gut zu fühlen) zu deinesgleichen heranwächst, zu einem Mann, einer Frau, zu einem wie dir, werden dir bestimmte Tugenden abverlangt, willst du es weiter lieben. Geduld, Willensstärke, Kompetenz, Strenge, Großzügigkeit, Vorbildlichkeit… zu viele Tugenden für jemanden, der nebenbei versucht, weiter sein Leben zu leben.

[22]